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W. A. Hary, Art Norman

TEUFELSJÄGER 181-182: Der Zorn des Dämons

„Sein Hass kennt keine Grenzen – und trifft jeden!“


Nähere Angaben zum Autor und Herausgeber siehe Wikipedia unter Wilfried A. Hary: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary


BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Wichtiger Hinweis

Diese Serie erschien bei Kelter im Jahr 2002 in 20 Bänden und dreht sich rund um Teufelsjäger Mark Tate. Seit Band 21 wird sie hier nahtlos fortgesetzt! Jeder Band (siehe Druckausgaben hier: http://www.hary.li ) ist jederzeit nachbestellbar.

 

TEUFELSJÄGER 181-182


W. A. Hary und Art Norman

Der Zorn des Dämons

Sein Hass kennt keine Grenzen – und trifft jeden!“


Nachdem ich gemeinsam mit dem Technikgenie Fred Stevens der weltweit operierenden X-Organisation in Deutschland eine empfindliche Schlappe zugefügt hatte, war ich zurückgekehrt auf das Schloss, das meine Freundin May Harris auf mein Anraten hin gekauft hatte. Um hier endlich mal ein wenig auszuspannen. Zumindest für ein paar Tage.

Doch erstens kommt es anders denn zweitens als man denkt…


Impressum

Alleinige Urheberrechte an der Serie: Wilfried A. Hary

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de

ISSN 1614-3329

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Coverhintergrund: Anistasius


Titelbild: Lothar Bauer


1


Ich erstarrte. Abrupt blieb ich stehen. Meine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.

Mein Kinn schob sich vor, ohne dass es mir bewusst werden konnte.

Langsam wandte ich den Kopf.

Das Geräusch wiederholte sich, und jetzt erkannte ich auch, wodurch es ausgelöst worden war: Eine der alten Rüstungen, die in der großen Eingangshalle von Harris-Castle standen, hatte sich bewegt!

Meine Haltung straffte sich. Ein dünnes Lächeln spielte um meinen Mund. Da musste doch tatsächlich jemand in die Rüstung gestiegen sein. Was sollte das? Ein Scherzbold?

Doch im nächsten Moment warf ich diese Vermutung wieder über Bord. Fahles blaues Licht drang nämlich aus dem zugeklappten Visier hervor, strahlte durch die dünnen Sehschlitze. Es war, als würde jemand im Innern der Rüstung eine Magnesiumfackel abbrennen.

Der Lichtschein wurde intensiver und brach jetzt sogar aus jedem Gelenk hervor.

Das war schon kein Scherz mehr, das war grober Unfug!

Ich setzte mich in Bewegung, um der Sache näher auf den Grund zu gehen.

Im gleichen Moment schmolz die Rüstung blitzschnell zusammen und breitete sich als glutflüssige Stahllache auf dem Boden aus. Die Hellebarde, die dekorativ im Arm der Ritterrüstung gestanden hatte, fiel scheppernd zu Boden. Sie wurde seltsamerweise von der Verflüssigung nicht betroffen.

Und in dem glutflüssigen Metall sah ich ein Gesicht – das Gesicht eines uralten Mannes, hassverzerrt und von Grausamkeit gezeichnet…


*


Ein kalter Wind heulte über die Hügel, strich durch die grünen Täler und fauchte die bewaldeten Hänge an, peitschte kristallene Seen aus der Idylle und pfiff um die Mauern und Zinnen von Harris-Castle. Es war merklich kühler geworden in den letzten Tagen, fast schon zu kühl für die Jahreszeit.

Unten im Dorf munkelte man davon, dass der Schnee in diesem Jahr schon früh kommen würde, sehr früh. Und der vorangegangene Winter, der für geradezu katastrophale Zustände in Europa verantwortlich gewesen war, bis tief hinunter in südliche Gefilde, hatte die Menschen bereits gelehrt, sich auf die kommende Kälte bereits früher vorzubereiten als sonst.

Zumindest hier, in dieser Gegend, vielleicht nicht zwangsläufig auch drüben auf dem Kontinent. So sah es fast aus.

Crompike Simpson setzte im „Golden Pub“ heftig das leere Bierglas auf die Theke, gab sich einen Ruck und steuerte zielbewusst den Ausgang an, um mal wieder frische Luft zu schnappen und auszuprobieren, wie viel Alkohol noch in ihn hineinging, ehe er umkippte.

Mit leichtem Schwanken erreichte Simpson die Tür, mit einundvierzig Jahren noch immer unverheiratet, aber stolzer Besitzer eines Vollbartes, der eher dem zottigen Fell eines alten Grizzlys ähnelte, und einer strahlenden Halbglatze, stieß sie auf und trat ins Freie.

Die Dorfstraße lag ruhig und tot vor ihm. Um diese Zeit rührte sich draußen meist nichts mehr. Hier wurde früh aufgestanden, und entsprechend früh ging man zu Bett – zumindest, wenn man Hausfrau war. Die Männer ließen es schon mal ein paar Stunden später werden und fanden sich dann im „Golden Pub“ ein, um die Alkoholvorräte des Wirtes zu reduzieren und über Gott, die Welt, die Queen und die ortsansässigen Gespenster zu fachsimpeln.

Simpson zog etwas die Schultern ein, als der Windstoß ihn traf. Eisig kalt war es draußen geworden und drohte ihn zu ernüchtern.

Simpson beschloss, lieber gleich noch ein paar Bierchen zu tanken, wandte sich um und sah dabei rein zufällig zum Castle hoch, das oben auf dem Hügel stand, nur ein paar Meilen entfernt. Auf Harris-Castle war er als Fahrer eingestellt, hatte aber heute dienstfrei und feierte gleichzeitig sein zehnjähriges Dienstjubiläum, denn er hatte schon den leider vor der Zeit total verarmten Vorbesitzern dienen dürfen, um von der neuen Besitzerin übernommen zu werden; ein besonders guter Grund, unten im Dorf zu bleiben und sich mal so richtig voll laufen zu lassen, wie er meinte. Selten genug kam er dazu.

Was war denn da oben los?

Komisch, dieses Leuchten, dachte er in aller Gemütsruhe, enterte das Pub wieder und rief halblaut:

„Seht mal nach draußen, Fellows, Harris-Castle brennt!“

So schnell waren sie noch nie von ihren Stühlen hochgekommen und rannten ihn fast über den Haufen, um nach draußen zu kommen und in der Kälte zitternd das Phänomen zu betrachten.

Erst da kam ihm zu Bewusstsein, was er gesagt hatte:

Harris-Castle brennt?

Jetzt erst setzte in seinem alkoholverhangenen Denkstübchen die aktive Arbeit ein. Harris-Castle, wie das Schloss seit der Übernahme durch die Konzernchefin May Harris hieß, war doch sein Arbeitsplatz seit zehn Jahren, und da war jetzt Feuer ausgebrochen?

„Crompike, du spinnst!“, knurrte ihn einer an. „Was brennt denn wo? Hast du etwa schon zu viel intus? Solltest öfter mal das Trinken trainieren. Kannst nichts mehr vertragen…“

„Ich spinne nicht“, protestierte er mit schwerer Zunge. „Da oben, siehst du denn den Feuerschein nicht?“

Dabei reckte er den Arm zum Castle hoch.

Im nächsten Moment rieb er sich die Augen.

Harris-Castle lag im Dunkeln!

Kein heller Lichtschein!

Kein Feuer!

Aber was hatte er dann gesehen? Er hatte doch nicht mit offenen Augen geträumt, und um einer Halluzination zu unterliegen, musste er doch schon mehr als die paar Gläschen intus haben.

Als ordentlicher Mensch begann er sie sofort nachzuzählen: Eines, zwei, drei, fünf, sieben…

Weiter kam er nicht mehr, weil ihm einer auf die Schulter schlug. Es war derselbe, der ihn einen Spinner genannt hatte.

„Komm, trink noch einen, damit du wieder ins Training kommst!“

Der Mann zog Crompike Simpson wieder in die Kneipe zurück.

In der Tür wandte der sich noch einmal um.

Und schrie gellend auf.

Über Harris-Castle schwebte ein gigantisches Augenpaar!