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Herbert Luthiger, Markus Wilhelm, Claudia Wespi, Susanne Wildhirt (Hrsg.)

Kompetenzförderung mit Aufgabensets

Theorie – Konzept – Praxis

ISBN Print: 978-3-0355-0686-0

ISBN E-Book: 978-3-0355-0687-7

 

Coverfoto: Susanne Wildhirt

 

1. Auflage 2018

Alle Rechte vorbehalten

© 2018 hep verlag ag, Bern

 

www.hep-verlag.com

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Einleitung

Was sucht LUKAS in einem Fachbuch für Pädagogik und Didaktik?

Aufbau und Absicht

Dank

TEIL 1 – LUKAS – EIN MODELL ZUR ENTWICKLUNG KOMPETENZFÖRDERNDER AUFGABENSETS: THEORETISCHE GRUNDLAGEN

Herbert Luthiger, Susanne Wildhirt

Aufgaben als Schlüssel zu einer ­kompetenzfördernden Lehr-Lern-Kultur

1.1 Zum Aufgabenverständnis in diesem Buch

1.2 LUKAS-Modell – mit Aufgaben den Kompetenzaufbau ermöglichen

1.3 LUKAS-Lernprozessmodell – eine erste Uferhilfe auf ­lernpsychologischer Grundlage

1.4 LUKAS-Kategoriensystem – eine zweite Uferhilfe auf (fach-)didaktischer Grundlage

1.5 Das LUKAS-Modell als Grundlage für die Entwicklung ­kompetenzfördernder Aufgabensets

1.6 … und die fachdidaktische Perspektive?

Literatur

TEIL 2 – KOMPETENZFÖRDERNDE AUFGABENSETS: FACHLICHE PERSPEKTIVEN AUF DAS LUKAS-MODELL

Petra Hauri

Deutsch: Aufgabenset für den 1. und 2. Zyklus

2.1 Verortung in kompetenzorientierten Lehrplänen

2.2. Fachdidaktische Klärung der angestrebten ­Kompetenzentwicklung

2.3 Didaktische Struktur

2.4 Das Aufgabenset

2.5 Beurteilung

2.6 Erfahrungen

2.7 Fachdidaktische Stellungnahme

Literatur

Anna Häfliger, Simone Ries

Englisch: Aufgabenset für den 2. Zyklus

3.1 Verortung in kompetenzorientierten Lehrplänen

3.2 Fachdidaktische Klärung der angestrebten ­Kompetenzentwicklung

3.3 Didaktische Struktur

3.4 Das Aufgabenset

3.5 Beurteilung

3.6 Fachdidaktische Stellungnahme

Literatur

Hans-Peter Hodel

Französisch: Aufgabenset für den 2. Zyklus

4.1 Verortung in kompetenzorientierten Lehrplänen

4.2 Didaktische Struktur

4.3 Das Aufgabenset

4.4 Beurteilung

4.5 Fachdidaktische Stellungnahme

Literatur

Bernhard Dittli, Maurus Küttel

Mathematik: Aufgabenset für den 1. bis 3. Zyklus

5.1 Verortung in kompetenzorientierten Lehrplänen

5.2 Fachdidaktische Klärung der angestrebten ­Kompetenzentwicklung

5.3 Didaktische Struktur: 1. Zyklus

5.4 Das Aufgabenset zum 1. Zyklus

5.5 Didaktische Struktur: 2. Zyklus

5.6 Das Aufgabenset zum 2. Zyklus

5.7 Didaktische Struktur: 3. Zyklus

5.8 Das Aufgabenset zum 3. Zyklus

5.9 Fachdidaktische Stellungnahme

Literatur

Markus Wilhelm, Thomas Berset

Natur und Technik (mit ­Physik, Chemie, Biologie): Auf­gabenset für den 3. Zyklus

6.1 Verortung in kompetenzorientierten Lehrplänen

6.2 Fachdidaktische Klärung der angestrebten ­Kompetenzentwicklung

6.3 Didaktische Struktur

6.4 Das Aufgabenset

6.5 Beurteilung

6.6 Erfahrungen

6.7 Fachdidaktische Stellungnahme

Literatur

Claudia Wespi, Corinne Senn

Wirtschaft, Arbeit, Haushalt: Aufgabenset für den 3. Zyklus

7.1 Verortung in kompetenzorientierten Lehrplänen

7.2 Fachdidaktische Klärung der angestrebten Kompetenzentwicklung

7.3 Didaktische Struktur

7.4 Das Aufgabenset

7.5 Beurteilung

7.6 Fachdidaktische Stellungnahme

Literatur

Marianne Landtwing

Räume, Zeiten, Gesellschaften (Geografie): Aufgaben­set für den 3. Zyklus

8.1 Verortung in kompetenzorientierten Lehrplänen

8.2 Fachdidaktische Klärung der angestrebten ­Kompetenzentwicklung

8.3 Didaktische Struktur

8.4 Das Aufgabenset

8.5 Beurteilung

8.6 Erfahrungen und fachdidaktische Stellungnahme

Literatur

Karin Fuchs, Sabine Ziegler

Räume, Zeiten, Gesellschaften (Geschichte): Aufgaben­set für den 3. Zyklus

9.1 Verortung in kompetenzorientierten Lehrplänen

9.2 Fachdidaktische Klärung der angestrebten ­Kompetenzentwicklung

9.3 Didaktische Struktur

9.4 Das Aufgabenset

9.5 Beurteilung

9.6 Fachdidaktische Stellungnahme

Literatur

Dominik Helbling

10 Ethik, Religionen, ­Gemeinschaft: Aufgabenset für den 3. Zyklus

10.1 Verortung in kompetenzorientierten Lehrplänen

10.2 Fachdidaktische Klärung der angestrebten ­Kompetenzentwicklung

10.3 Didaktische Struktur

10.4 Das Aufgabenset

10.5 Beurteilung

10.6 Erfahrungen und fachdidaktische Stellungnahme

Literatur

Anja Morawietz, Claudia Niederberger

11 Technisches und Bildnerisches Gestalten: Aufgaben­sets für den 2. Zyklus

11.1 Kompetenzorientierte Lehrpläne, Kompetenzen in den beiden Fachbereichen und Prozessphasen in Aufgabensets

11.2 Prozessphasen in der Gestaltung von kompetenzfördernden ­Aufgabensets

Technisches Gestalten: Aufgabenset für den 2. Zyklus

11.3 Verortung in kompetenzorientierten Lehrplänen

11.4 Fachdidaktische Klärung der angestrebten ­Kompetenzentwicklung

11.5 Didaktische Struktur

11.6 Das Aufgabenset

Bildnerisches Gestalten: Aufgabenset für den 2. Zyklus

11.7 Verortung im Lehrplan 21

11.8 Fachdidaktische Klärung der angestrebten ­Kompetenzentwicklung

11.9 Didaktische Struktur

11.10 Beurteilung

11.11 Fachdidaktische Stellungnahme

Literatur

Pirmin Lang

12 Musik: Aufgabenset für den 3. Zyklus

12.1 Verortung in kompetenzorientierten Lehrplänen

12.2 Fachdidaktische Klärung der angestrebten ­Kompetenzentwicklung

12.3 Didaktische Struktur

12.4 Das Aufgabenset

12.5 Beurteilung

12.6 Erfahrungen

12.7 Fachdidaktische Stellungnahme

Literatur

Hanspeter Erni, Andrea Maria Schmid

13 Medien und Informatik: ­Aufgabenset für den ­1. Zyklus

13.1 Verortung in kompetenzorientierten Lehrplänen

13.2 Fachdidaktische Klärung der angestrebten ­Kompetenzentwicklung

13.3 Didaktische Struktur

13.4 Das Aufgabenset

13.5 Beurteilung: Formative Beurteilungsaufgaben

13.6 Erfahrungen

13.7 Fachdidaktische Stellungnahme

Literatur

TEIL 3 – DAS POTENZIAL DES LUKAS-MODELLS: FAZIT UND AUSBLICK

Herbert Luthiger, Susanne Wildhirt, Markus Wilhelm, Claudia Wespi

14 Analyse der Aufgabensets und Erkenntnisse

14.1 Zum Modellcharakter von LUKAS

14.2 Einschätzungen zu den einzelnen Aufgabentypen im LUKAS-Lernprozessmodell

14.3 Einschätzungen zu den vier Merkmalsbereichen des LUKAS-Kategoriensystems

14.4 Das LUKAS-Modell – auch ein Basismodell der Allgemeinen ­Fachdidaktik

Literatur

 

15 Anhang

15.1 Die Strukturen der Bildungssysteme von Deutschland, ­Österreich und der Schweiz im Vergleich

15.2 Abbildungsnachweis

15.3 Verzeichnis der Autorinnen und Autoren

Vorwort

Vorwort

Aufgaben und Lernaufträge als Aufforderungen zur Auseinandersetzung mit einem Gegenstand prägen seit jeher das Lernen in Bildungsinstitutionen. Dennoch ist ihnen lange Zeit in der Didaktik nur geringe Aufmerksamkeit zugekommen. Dies hat sich in den vergangenen Jahren stark geändert. Das Thema »Weiterentwicklung der Aufgabenkultur« ist fachübergreifend besonders aus zwei Gründen in den Fokus der Unterrichtsentwicklung gerückt: zum einen durch die Analyse der in internationalen Videostudien hervorgetretenen, teils eklatanten Qualitätsdefizite der im Unterricht bearbeiteten Aufgaben (z. B. in der TIMSS-Video-Studie: mehr als zwei Drittel der Mathematikaufgaben sind Repetitionsaufgaben auf niedrigstem Komplexitätsniveau) und zum andern durch die Expertise zu den Bildungsstandards,[1] in deren Rahmen Aufgaben als zentrale Träger von Kompetenzerwartungen begriffen werden.

Der vorliegende Band nimmt diese sowie weitere aus der Unterrichtsforschung gewonnene Erkenntnisse auf, wonach Aufgaben als didaktisch inszenierte Lerngelegenheiten eine Schlüsselfunktion für einen kompetenzfördernden Unterricht zukommt, und konkretisiert diese Erkenntnisse in einem Grundlagenkapitel sowie in zahlreichen, das Fächerspektrum der Volksschule abdeckenden fachdidaktischen Beiträgen auf der Grundlage einer psychologisch-didaktischen Prozessvorstellung qualitätsvoller und vollständiger Lernprozesse.

Was sind hochwertige Aufgaben? Durch gehaltvolle Aufgaben und Lernmaterialien werden kulturell bedeutsame Bildungsinhalte pädagogisch konkretisiert und zu Ausgangspunkten des fachlichen und überfachlichen Lernens. Inhaltlich und methodisch durchdachte Aufgabenstellungen motivieren dazu, sich mit einem Stoff zu beschäftigen, und bilden als Impulse zur angeleiteten und zur selbstständigen Auseinandersetzung mit Gegenständen den Motor förderlicher Lernumgebungen. Gute Aufgaben materialisieren dabei jene Wissens- und Denkstrukturen und lenken den Blick auf jene Begriffe und Zusammenhänge, um die es in einem Fach geht. Bei didaktisch intelligenter Inszenierung stimulieren Aufgaben jene Prozesse des Verstehens, Denkens und Handelns, durch die sich erwünschte fachliche und transversale (soziale, methodische, personale) Kompetenzen im Unterricht entwickeln können.

Inhaltlich und methodisch attraktive Lernaufträge und Aufgaben bilden das Rückgrat von Lehrmitteln und Lernarrangements in fast allen Domänen: für die Schülerinnen und Schüler als Quellen der Motivation, als Gelegenheiten, sich auf Phänomene und Gegenstände einzulassen, für die Lehrkräfte als Dreh- und Angelpunkt der Unterrichtsplanung, der Unterrichtssteuerung und Lernunterstützung sowie der Überprüfung von Lernergebnissen. Eine Aufgabenkultur, die es darüber hinaus ermöglicht, die Unterrichtsaktivität stärker auf die Seite der Schülerinnen und Schüler zu verlagern und ihnen eine aktive Rolle zu geben, leistet zudem einen wichtigen Beitrag zu einer an Selbstständigkeit und der Übernahme von Verantwortung für das eigene Lernen orientierten Schule.

Im Einzelnen zeichnen sich ertragreiche Aufgaben in allen Fächern durch eine Reihe von Qualitätskriterien aus. Gute Aufgaben

repräsentieren Kernideen eines Faches und erfordern zu ihrer Bearbeitung fachspezifische Kompetenzen;

eröffnen Zugänge zu fachspezifischem Verstehen und zu Denkformen eines Faches;

wecken durch Alltagsnähe, Anschaulichkeit, Überraschungsmomente und kognitive Konflikte die Neugier und motivieren dazu, Denkimpulse auszuagieren und sich auf einen Gegenstand einzulassen;

laden ein zu tiefem Verstehen und Problemlösen und zum Austausch darüber;

erlauben multiple Denk- und Lernwege und lassen sich auf unterschiedlichen Niveaus lösen;

haben (Selbst-)Differenzierungseigenschaften und eignen sich für schwächere und stärkere Schülerinnen und Schüler;

ermöglichen aktives und selbstständiges, individuelles und kooperatives Lernen und fördern damit auch die Kultivierung überfachlicher Kompetenzen;

zielen auf ein materielles oder immaterielles Lernprodukt (Erklärung, Ergebnistext, grafische Darstellung, Flussdiagramm, Arbeitsplan, Begriffsnetz), das ausgewertet, diskutiert und gegebenenfalls weiterentwickelt werden kann;

lassen Raum für Mitbestimmung und Mitgestaltung hinsichtlich der Lerninhalte und Lernwege (enge, halb offene und offene Aufgabenstellungen).

 

Selbstverständlich kann nicht jede einzelne Aufgabe alle Merkmale erfüllen. Wichtig ist, dass Aufgaben von den Lernenden als bedeutsam wahrgenommen werden und motivierend wirken. Weiter können die Kriterien dazu dienen, Lernaufträge und Aufgaben bewusst zu gestalten und möglichst adaptiv auf die Lernstände und Bedürfnisse von Schülerinnen und Schülern auszurichten.

Lehrkräfte stehen fast täglich vor der voraussetzungsreichen Aufgabe, an die Ansprüche ihrer Lernenden angepasste Aufgabenstellungen bereitzustellen und – zumal Lernaufgaben selten »didaktische Selbstläufer« sind – deren Bearbeitung in heterogenen Lerngruppen fachdidaktisch adaptiv zu unterstützen. Dazu müssen Lehrkräfte die Potenziale und Verständnisherausforderungen von Aufgaben erkennen (Ausloten des task space/Aufgabenraumes), und sie müssen sich darauf vorbereiten, leistungsstarke und -schwache Schülerinnen und Schüler durch Zusatzimpulse und abgestufte Hilfestellungen zu unterstützen. Ob Aufgaben ihr Lernpotenzial im Unterricht tatsächlich entfalten, hängt nicht nur von den Aufgabenstellungen selbst, sondern auch von ihrer auf fachliche Lerntiefe zielenden und zugleich auf unterschiedliche Lernvoraussetzungen Rücksicht nehmenden didaktisch-methodischen Unterstützung ab. ­Fragen, die sich in dem Zusammenhang stellen, sind: Welches ist der (über-)fachliche Bildungs- und Kompetenzwert der Aufgabe? Welche exemplarischen fachlichen Einsichten und Fähigkeiten lassen sich gewinnen? Welche Potenziale bietet die Aufgabe in Hinsicht auf die Übung (verallgemeinerbarer) methodischer, sozialer und personaler Kompetenzen? Welche Verständnisschwierigkeiten sind zu erwarten? Welche altersgerechten Möglichkeiten bietet die Aufgabe hinsichtlich der Art und Weise, in der sie gestellt, methodisch bearbeitet, differenziert und (sozial) unterstützt werden kann? Seit Klafkis Leitfragen zur didaktischen Analyse[2] gehört die Beantwortung dieser Fragen zum Kern der Unterrichtsvorbereitung von Lehrkräften.

Die fachdidaktischen Beiträge des Bandes widmen sich auf exemplarische Weise diesen Fragen. Sie leisten damit einen wertvollen Beitrag zur Lehrer- und Lehrerinnenbildung und zu einem fachdidaktisch gehaltvollen, kompetenzfördernden Unterricht.

 

Prof. Dr. Kurt Reusser, Universität Zürich

Einleitung

Einleitung

Was sucht LUKAS in einem Fachbuch für Pädagogik und Didaktik?

Wie jedes Buch hat auch dieses seine eigene Geschichte. Sie steht in engem Zusammenhang mit der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Fachdidaktik und Allgemeiner Didaktik im Entwicklungsschwerpunkt »Kompetenzorientiert unterrichten« der Pädagogischen Hochschule Luzern. Bei der Auseinandersetzung mit dem Problem, wie angehende Lehrerinnen und Lehrer in der Arbeit mit modernen, kompetenzorientierten Lehrplänen möglichst gut unterstützt werden können, hat uns folgende Frage auf Trab gehalten: Wie sind Aufgaben zu gestalten und im Unterricht einzubinden, damit sie einen auf Kompetenzen ausgerichteten Lernprozess fördern?

Auf diese Weise ist das LUKAS-Modell entstanden. LUKAS steht in diesem Buch nicht für einen männlichen Vornamen, sondern ist ein Akronym für einen Ansatz, der die Kompetenzförderung über die epistemologischen und funktionalen Qualitäten von Aufgaben in den Blick nimmt: LUzerner Modell zur Entwicklung Kompetenzfördernder AufgabenSets.

Das LUKAS-Modell legt den Fokus bewusst auf Aufgaben. Aufgaben fungieren zum einen als Instrument der didaktischen Unterrichtssteuerung, zum andern sind sie – richtig eingesetzt – sowohl Träger von Lerninhalten als auch Förderer von Denk- und Verstehensprozessen.

(Angehende) Lehrerinnen und Lehrer arbeiten bereits heute mit dem LUKAS-Modell. Stellvertretend sei hier folgende Erkenntnis eines Studenten aufgeführt:

 

Rückblickend lässt sich festhalten, dass das Modell (LUKAS) […] hervorragend als Analyse- und Planungsinstrument eingesetzt werden kann. […] Eine Konfrontationsaufgabe lässt sich z. B. immer gewinnbringend einsetzen, um Vorwissen der Schüler abzurufen. Ebenso ist eine Hypothesenbildung (Konfrontationsaufgabe) sowie -überprüfung (Transferaufgabe) wertvoll, um Lernprozesse der Schülerinnen und Schüler sichtbar zu machen. Als persönliches Learning werte ich eine formative Lernkontrolle als zwingend und werde diese auch in allen anderen zu unterrichtenden Fächern in Zukunft einsetzen. (Rückmeldung eines Studenten der Pädagogischen Hochschule Luzern, 3.4.2017)

 

Solche und frühere – auch kritische – Einschätzungen und Rückmeldungen, die wir im Rahmen des Entwicklungsprojekts erhielten, haben uns dazu bewogen, das Modell in der Praxis zu erproben und das vorliegende Buch gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen der Fachdidaktik zu verwirklichen. Es ist uns ein Anliegen, den interdisziplinären Diskurs in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung anzuregen und zu fördern, denn »jede einzelne Unterrichtsstunde und jede Unterrichtseinheit muss sich daran messen lassen, inwieweit sie zur Weiterentwicklung inhaltsbezogener und allgemeiner Schülerkompetenzen beiträgt. Die wichtigste Frage ist nicht ›Was haben wir durchgenommen?‹, sondern ›Welche Vorstellungen, Fähigkeiten und Einstellungen sind entwickelt worden?‹«[3] Dazu ist es notwendig, dass Lehrkräfte über eine möglichst klare Vorstellung verfügen, wie einzelne Kompetenzstufen aufeinander abgestimmt sind. Hierfür braucht es gute Aufgaben – gute Aufgaben in dem Sinne, dass sie den Kompetenzerwerb strukturieren und nachhaltig fördern, weil sie auf ihren Einsatzort innerhalb des Lernprozesses und auf die damit verbundenen didaktischen Funktionsziele abgestimmt sind.

Aufbau und Absicht

Der erste Teil des Buches ist der Bedeutung von Aufgaben als Schlüssel zu einer kompetenzfördernden Lehr-Lern-Kultur gewidmet. Darin wird das LUKAS-Modell mit seinem Lernprozessmodell und dem Kategoriensystem mit den lernrelevanten Merkmalsbereichen hergeleitet und vorgestellt. Es bildet die Grundlage für die zwölf Beiträge der Fachdidaktikerinnen und Fachdidaktiker, die im zweiten Teil des Bandes einen Einblick in kompetenzfördernde Aufgabensets geben. Diese sind teilweise in Zusammenarbeit mit Lehrkräften entstanden oder wurden von ihnen im Unterricht erprobt. In jedem Beitrag wird diskutiert, wie das Modell für die Kompetenzentwicklung zu nutzen ist und wie es sich mit den jeweiligen fachdidaktischen Anliegen vereinbaren lässt.

Im dritten Teil des Buches werden domänenspezifische und übergeordnete Gemeinsamkeiten und fachspezifische Unterschiede analysiert. Der Umgang mit dem Modell im Allgemeinen sowie die Ausgestaltung des Lernprozessmodells und der Einsatz des Kategoriensystems im Speziellen werden über die Fächergrenzen hinweg unter die Lupe genommen.

Das Buch richtet sich an Studierende in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung, an Lehrkräfte und Schulleitende sowie an Dozierende der Erziehungswissenschaft und Fachdidaktik – in der Schweiz und in anderen deutschsprachigen Ländern.[4]

Wir möchten an dieser Stelle auch offenlegen, was wir mit diesem Buch nicht leisten können: Die darin enthaltenen Unterrichtsbeispiele werden lediglich »angespielt« und sind somit nicht eins zu eins im eigenen Unterricht einsetzbar – das Buch will keine Aufgabensammlung sein, sondern soll zum Nachdenken und Diskutieren anregen.

Dank

Die vorliegende Publikation wurde nur möglich aufgrund der engagierten Zusammenarbeit mit den beteiligten Autorinnen und Autoren – unseren Kolleginnen und Kollegen der Pädagogischen Hochschule Luzern und ihren Netzwerken. Für ihre engagierte Mitarbeit am Projekt, für die termingerecht eingereichten Beiträge und für die anregenden und weiterführenden Gespräche danken wir allen herzlich. Bei der Hochschulleitung bedanken wir uns für die finanzielle Unterstützung. Den Mitarbeitenden des hep verlags gilt unser herzlicher Dank für die angenehme Zusammenarbeit.

Nun hoffen wir, dass unsere Publikation Anlass gibt für konstruktive Gespräche und dass es zum Nachdenken über das Lernen von Schülerinnen und Schülern anregt. Vor allen Dingen aber hoffen wir, dass das LUKAS-Modell eine Hilfe darstellen möge bei der kompetenzorientierten Unterrichtsgestaltung.

 

Luzern, im Januar 2018

Herbert Luthiger, Markus Wilhelm,

Claudia Wespi, Susanne Wildhirt

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