1

Maivollmond, ein sternenklarer Nachthimmel, stattliche achtzehn Grad Celsius draußen und ein paar mehr in seinem Auto – Hannes wusste aus langjähriger Erfahrung, dass dies optimale Voraussetzungen waren, um romantikbedürftige Urlauberinnen ins Bett zu kriegen.

„Wie weit ist es denn noch?“, fragte die Blonde auf seinem Beifahrersitz mit einer Spur Ungeduld.

„Gleich sind wir da“, erwiderte Hannes in einem Tonfall, der ihre Erwartungen hochhalten würde. „Du wirst staunen, glaub’s mir. Bloß noch ein bisschen weiter.“

Von Wurzeln und Schwemmlöchern ordentlich durchgeschüttelt, kroch sein alter Combi kaum zwanzig Stundenkilometer schnell durch das mondhelle Holz. Der Kiste mehr zuzumuten, würde sich wahrscheinlich als verhängnisvoll erweisen. Außer der Traktorflotte der Schwabeders fuhren hier normalerweise auch selten andere Fahrzeuge lang, und keine flüchtige Weiberbekanntschaft überstieg den Wert eines tadellos funktionierenden Autos.

Auf Scheinwerfer verzichtete Hannes wohlweislich. Der satte Vollmond machte sie überflüssig. Außerdem kannte er den Weg im Schlaf. Er schleppte jedes Jahr sehnsuchtsvolle Seelen hier rauf, um sie hernach in sein Bett zu dirigieren. Im Sommer tat es nicht selten auch die Rücksitzbank seines altgedienten Combis, die sich in den Kofferraum umklappen ließ. Die hübsche Hamburgerin war die erste in dieser Saison. Ob es klappen würde, stand noch offen. Hannes fiel auf, dass sie sich ziemlich steif gegen das Armaturenbrett stemmte. Typisch Städter, grinste er stumm in sich hinein. Gieren nach der Romantik in freier Natur, aber wehe, die Sache verläuft unbequemer, als ein Paar Schuhe zu kaufen.

„Willst du nicht lieber das Licht einschalten, Hannes?“

„Das brauchen wir nicht. Schau dich doch um. Der Mond tunkt den Wald in dieses wundervolle Dämmerlicht. Geradezu magisch, findest du nicht? Die Scheinwerfer würden das völlig kaputt machen.“

Und uns weithin sichtbar, überlegte er. Er wollte nichts riskieren. Womöglich war einer der Schwabeders heute Nacht auf der Pirsch.

Fünf viel zu lange Minuten später, während derer die Hamburgerin durch lautes Schnaufen und nervöse Blicke noch mehrfach Bedenken angemeldet hatte, taten sich die Bäume endlich auf.

„Wir sind da“, gab Hannes mit Hingabe bekannt. „Das habe ich dir zeigen wollen. Na, was meinst du?“

Seine Beifahrerin löste sich endlich aus ihrer starren Haltung und reckte den Kopf zur Windschutzscheibe, während der Wagen sanft in radkastenhohes Gras rollte.

„Eine Lichtung“, stellte sie fest und schaute sich nach allen Seiten um.

Der Vollmond über den hohen Fichtenwipfeln tauchte das Innenleben des Wagens in ein geisterhaftes Licht und verpasste den beiden Insassen eine ungewöhnliche Aura.

Der Hamburgerin gefiel es sichtlich, denn ihr blieb vor Staunen der Mund offen stehen. „Du hast recht. Das ist zauberhaft.“

„Ja, gell? Wie ich gesagt hab.“

Hannes war zufrieden. Es war wohl absehbar, dass er sie rumkriegen würde. Ziemlich mittig auf der kreisrunden Lichtung stoppte er seinen Wagen, gerade rechtzeitig, bevor die Mondkugel und die paar Sterne, die ihr zu Füßen lagen, hinter den Wipfeln verschwanden. Hannes’ Mutter hatte erst heute Morgen eifrig mit ihrer Nachbarin, der redseligen Sanladerin, quer über die Straße debattiert, in welchem Haus Venus und Mars zurzeit stünden und was das für ihren Alltag zu bedeuten hätte. Was er davon hatte aufschnappen können, war Hannes schon wieder aus dem Gedächtnis. Der Mond stand gerade in perfekter Konstellation zu dieser Lichtung, und nur das zählte.

Der weitere Ablauf im Inneren der Karosserie war für Hannes der übliche. Hände fanden sich und blieben einander zärtlich zugetan. Vermeintlich geistreiche Anekdoten über die feinen Unterschiede zwischen der Hamburger Hafengegend und den bayerischen Wäldern wurden ausgetauscht, dazu bestenfalls halbernst gemeinte Hoffnungen und Erwartungen, die nach der einen oder anderen Enttäuschung im Leben noch übrig waren. Hannes kannte dieses Ritual des gemeinsamen Schwelgens, dem ein simples Bedürfnis nach Halt und einem Stückchen Glück zugrunde lag. Als ihm der Moment gekommen schien, hob er die Hand behutsam an ihre Wange. Ein sekundenlanger Augenkontakt war ausreichend, um zu wissen, dass auch sie es wollte. Beider Lippen näherten sich an, ersehnten eine Begegnung.

Doch es kam zu keiner. Hannes brach ab, kurz bevor es so weit war. Aus den Augenwinkeln hatte er im Rückspiegel etwas aufblitzen sehen.

„Was ist?“, fragte die Hamburgerin irritiert.

„Keine Ahnung. Ich dachte, da war was.“

Hannes fuhr herum und beäugte das Areal hinter ihnen durch die ausladende Heckscheibe. Die Hamburgerin tat es ihm gleich.

„Ein Tier wohl, oder wie?“, wollte sie wissen. „Was läuft hier denn so rum? Aber keine Bären, oder? Wölfe wollt ihr Bayern doch wieder ansiedeln, habe ich gelesen. Sind da etwa schon welche da?“ Ein Anflug von Panik schlich sich in ihre Stimme.

„Nein, keine Bären“, sagte Hannes. „Und auch keine Wölfe.“

Fast glaubte er schon, das Mondlicht hätte ihm einen Streich gespielt, als er in der dunklen Waldschneise, aus der sie gekommen waren, eine Bewegung sah. Eine Gestalt nahm menschliche Form an. Hannes fluchte leise.

„Ist das ein Jäger?“, fragte die Hamburgerin.

Hannes schüttelte den Kopf, aber blieb ihr eine Erklärung schuldig. Hier stimmte etwas nicht. Jäger spazierten in einer solchen Nacht nicht durch den Wald, sondern lauerten auf ihren Hochsitzen. Der Wasti kam ihm in den Sinn. Der hatte ebenfalls ein Auge auf den hübschen Urlaubsgast geworfen und grinsend am Stammtisch gesessen, als Hannes und die Hamburgerin vorhin aufgebrochen waren. War er ihnen nachgefahren, um ihm die Tour zu vermasseln? Doch falls das der Wasti war, war er nicht allein. Da war noch jemand. Oder vielleicht sogar mehrere. Das Mondlicht umriss einen Mann mit Hut. Aber das war nicht alles. Hinter ihm in der Finsternis war noch etwas. Hannes glaubte eine unförmige Gestalt auszumachen, die nun am Rand der Lichtung zu Boden ging. Er ließ das Fenster einen Spalt breit herunter. Vielleicht würde er Stimmen hören. Doch nein, da waren keine. Niemand redete da draußen. Der Wald hüllte sich in Schweigen.

„Was geschieht denn da?“, fragte die Hamburgerin. „Wer ist das? Du sagtest doch, wir wären hier ganz allein, weil niemand diese Stelle kennt.“

Kaum anzunehmen, dass diese Leute sie gehört haben konnten, doch just in dem Moment nahm Hannes eine Bewegung des Hutträgers wahr. Vielleicht war ihm der Buckel in der Wiese, der Hannes’ Auto war, erst jetzt aufgefallen. Nein. Das war nicht der Wasti auf Freiersfüßen.

Im nächsten Augenblick zerriss ein Schuss die nächtliche Idylle, und die Heckscheibe des Wagens zersprang in tausend Splitter und Scherben. Die Hamburgerin kreischte. Hannes blieb das eigene Kreischen im Halse stecken. Er startete den Motor und trat das Gaspedal durch. Der Wagen schoss im ersten Gang auf den Schatten am Rande der Lichtung zu. Durch blanken Zufall erwischte er eine Lücke im Ring der Bäume und brach ins Gehölz ein, schrammte Baumstämme und plättete Gebüsch und Sträucher. Der Waldboden neigte sich an dieser Stelle steil nach unten. Von ihren Sicherheitsgurten bequemerweise gelöst, wurden beide Insassen nach vorne geschleudert. Kein Airbag fing sie auf. Die Hamburgerin krachte mit dem Oberkörper gegen das Armaturenbrett. Hannes konnte sich gerade noch am Lenkrad abstützen. Die plötzliche Gewichtsverlagerung bedingte, dass er sowohl Gas als auch Kupplung voll durchdrückte. Der Motor heulte auf und der Wagen raste, der Schwerkraft folgend, zwischen Fichten und Föhren den Abhang hinunter. Dass er auf dieser Abfahrt keinen Stamm frontal rammte, war reines Glück. Etwa sechzig Meter tiefer, wo der Boden weniger abschüssig wurde und außerdem ein Forstpfad kreuzte, gelang es Hannes, seinen Wagen abzubremsen und auf Spur zu bringen. Ohne anzuhalten, geschweige denn über die Fahrtrichtung nachzudenken, schaltete er einen Gang höher und trat aufs Gaspedal.

Für einen kurzen Moment wandte er den Kopf zur Seite. Die Hamburgerin kauerte im Beinbereich des Beifahrersitzes und schaute wimmernd und tränend zu ihm hoch. Ihre Unterlippe war aufgeplatzt, und Blut tropfte auf ihre Bluse. „Hast du nicht gesagt, diesen Platz da oben kennt niemand?“

Plätze, die niemand kannte, gab es nicht, wusste Hannes. War es letztlich der alte Schwabeder selbst gewesen, der die Flinte auf ihn gerichtet hatte? Hannes zitterte am ganzen Leib und fuhr tapfer weiter. „Hab mich wohl geirrt.“

Cover

Kurzbeschreibung:

Ein ausgesuchter Personenkreis bekommt seit Jahren morbide Urlaubskarten aus aller Welt. Sie wurden von einer ehemaligen Schulkameradin verfasst, die sich in ihrem Abschlussjahr umgebracht hat. Ein gerösteter, menschlicher Schädel in den Jurahochwäldern bei Kipfenberg markiert den Auftakt einer Reihe rätselhafter Todesfälle rund um das bevorstehende Klassentreffen. Haben die Morde mit dem Phantom zu tun, das seit einiger Zeit Schülerinnen nachstellt, sie betäubt und vergewaltigt? 

Thomas Neumeier

Postkarten einer Toten


Kriminalroman




Edel Elements













Dies ist ein Roman. Jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen oder tatsächlichen Begebenheiten ist nicht beabsichtigt und reiner Zufall.

4

Zuständig für Kipfenberg und Umgebung zeichnete sich die Polizeiinspektion Beilngries. Die routiniert anfallenden Vergehen, mit denen sich die Beamten auseinandersetzen mussten, waren vor allem Sachschadens- und Eigentumsdelikte. Anrufe von aufgeregten Leuten wegen abgetrennter Köpfe, die in Lagerfeuern geröstet wurden, kamen eher selten vor.

Xaver hatte dem diensthabenden Polizisten am Telefon beschrieben, wie sie am einfachsten auf den fraglichen Forstweg gelangten. Nun wartete er ungeduldig auf den versprochenen Einsatzwagen. Entgegen seiner Befürchtungen wartete er nicht lange. Kaum zwölf Minuten waren seit seinem Anruf vergangen, als der Streifenwagen den Pfad entlangkam. Xaver winkte sie überflüssigerweise näher.

„Das ist aber schnell gegangen“, bemerkte er, nachdem rechts und links je ein Uniformierter ausgestiegen war. Dankbar stellte er fest, dass er einen der beiden recht gut kannte. Der Schlupf Benni war sein Jahrgang. In der Grundschule hatten sie sich vier Jahre lang ein Klassenzimmer geteilt. Danach war ihr Kontakt, Zufallsbegegnungen ausgenommen, abgebrochen. Um einen Gruß und das eine oder andere Wort, wenn man sich auf dem Limesfest oder dem Beilngrieser Altstadtfest über den Weg lief, war man sich trotzdem nie verlegen.

„Xavi, alter Schlawuzi! Grüß dich. Was ist denn los?“

„Das tät ich auch gern wissen“, erwiderte Xaver und fand nicht zum ersten Mal Bestätigung, dass man bei der Polizei einen gesünderen Körperbau beibehielt als im Landratsamt. Der Benni war ein richtiger Bilderbuchpolizist. Schlank und sportlich, jung, ein aufgeschlossenes Lächeln im Gesicht, und die Uniform kleidete ihn beispiellos gut. Dazu eine schnittige schwarze Kurzhaarfrisur. Sein Kollege war ein paar Jahre älter, vielleicht um die vierzig, machte einen etwas mürrischen Eindruck und setzte genau wie Xaver ein bisschen Bauch an. Wahrscheinlich war es die Uniform, die ihn trotzdem dynamisch wirken ließ.

„Also, kommt mit, dann zeige ich es euch“, bot Xaver an und schlug die Richtung ein.

„Hat dich der Kollege da wirklich richtig verstanden?“, meinte der Benni hinter ihm. „Du hast einen abgetrennten Kopf und eine Hand gefunden?“

„Allerdings. Liegt beides gleich da unten. Siehst du den Rauch?“

Beim Annähern an die besagte Stelle stellte Xaver noch keine Veränderung fest. Die abgebrannte Feuerstelle kokelte vor sich hin. Kaum eingetroffen, bemerkte er, dass etwas fort war.

„Aber das gibt’s doch nicht“, murmelte er, als er mit dem Stiefel in Glut und Asche scharrte. „Jetzt ist es weg. Das kann nicht sein.“

„Was denn?“, fragte der Benni. „Was ist weg?“

„Jetzt frag doch nicht so. Der Schädel und die Hand halt“, erwiderte Xaver und begann, die rußigen Scheitüberbleibsel systematisch aus dem Steinkreis zu kicken. „Das fasse ich jetzt nicht.“

„Der Schädel und die Hand waren also da drin“, vergewisserte sich der Benni und inspizierte den Aschehaufen. „Tja, jetzt scheint beides weg zu sein“, schloss er und taxierte wieder Xaver.

„Ja, das sehe ich selber auch. Zefix! Ich verstehe das nicht.“

Xaver entging nicht, dass die beiden Polizisten Blicke tauschten. Der Stumme bedachte ihn mit einer Mischung aus Mitleid und Skepsis, so als hielte er ihn für einen hysterischen Spinner.

„Jetzt horcht mir mal zu, alle beide“, kam Xaver ihnen zuvor. „Ich habe mir das nicht eingebildet oder ausgedacht, klar? Da drin sind ein Schädel und eine Hand gelegen. Abgebrannt und rußig, aber ein bisschen Fleisch hat noch drangehangen.“

„Fleisch hat noch drangehangen“, konstatierte der ältere Polizist mit verschränkten Armen und nickte gemessen, als müsste er für das Gesagte sein Einverständnis geben. „War dann wahrscheinlich gut durch, oder?“

„Ha? Was soll denn das jetzt?“

„Okay, Xavi“, erklärte der Benni aufgeräumt und trat neben ihn. „Was glaubst du denn, was hier passiert ist?“

„Na, wird es halt jemand weggenommen haben, während ich nach einem Handynetz gesucht und auf euch gewartet hab“, verkündete Xaver die einzig logische Schlussfolgerung, auf die diese beiden Deppen offenbar von selbst nicht kamen.

„Hast du hier jemanden gesehen?“

„Nein, zefix, das hätte ich euch doch schon längst gesagt!“

„Jetzt beruhigen Sie sich erst einmal“, gebot der andere nüchtern und hob seine Hand zu einem Stoppschild an. Er tat ein paar theatralische Schritte die nahen Büsche entlang und schaute sich flüchtig um. „Wann sind wir denn gestern ins Bett, Herr Schwabeder? Haben wir vielleicht was getrunken, gestern Abend? Oder heute Morgen zum Frühstück?“

In Xaver kochte Wut hoch. „Ja, sag einmal“, presste er durch seine Vorderzähne ins Freie und konnte sich nur mühsam zusammenreißen, „was glaubt ihr denn? Ich sauf doch nicht in aller Frühe vor der Arbeit. Und gestern auch nicht! Da drin hat ein Totenschädel gelegen! Und eine Hand! Ich habe es gesehen! Ich bin doch kein Depp, Herrgott noch mal!“

„Ich sehe keine Spuren von Leuten, die das weggeräumt haben könnten, während Sie weg gewesen sind“, sagte der Polizist.

„Ja freilich nicht, so trocken, wie der Boden gerade ist“, platzte es aus Xaver heraus.

„Die Sabine ist schwanger, oder?“, fragte der Benni völlig aus dem Kontext gerissen.

Xaver fuhr zu ihm herum. „Was? Ja. Und?“

„Na ja, dann Glückwunsch euch zweien.“

„Ah … ja … danke.“

Für einen Augenblick war Xaver zu verwirrt, um wütend zu sein, ein Augenblick, den Obermeister Benjamin Schlupf zu nutzen wusste.

„Jetzt pass mal auf“, sagte er und legte Xaver freundschaftlich den Arm um die Schultern. „In der Schwangerschaft verändert sich doch der Hormonhaushalt der Weiber, oder?“

„Sie werden ein bisschen dammisch“, stimmte Xaver zu.

„Genauso ist es. Aber auch bei uns Männern geht das nicht spurlos vorüber. Vor allem beim ersten Mal nicht. Das wird zwar totgeschwiegen, aber es ist so. Hey, du wirst gerade zum ersten Mal Vater, Kumpel. Das ist schon ein Einschnitt im Leben von einem jungen Burschen. Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede. Als unsere kleine Vroni gekommen ist, bin ich wochenlang unter Strom gestanden. Da hat einiges verrücktgespielt, sag ich dir. Ich habe den Straßenverkehr anders wahrgenommen, das Fernsehprogramm, die Fortbildungen, einfach alles. Und beim Schafkopfen habe ich wochenlang einen sakrischen Dusel gehabt. Das war total geil, echt, das glaubst du gar nicht. Ein Sticht ohne sieben habe ich gewonnen. Bei einem Langen, versteht sich. Obwohl die drei Laufenden und der Alte Unter auf einer Hand gestanden sind. Ha! Da haben sie geschaut, die anderen.“

In Xaver fing es schon wieder an zu brodeln. „Ja und? Warum erzählst du mir das jetzt?“

„Ich will damit bloß sagen, Xavi, dass auch du gerade eine andere Zeit durchmachst.“

„Eine andere Zeit?“

„Na ja, du bist bestimmt ein bisschen … belastet von all dem Stress und den Erwartungen.“ Er trug ihm das mit einem gewinnenden Lächeln an. „So wie alle werdenden Väter vor dem ersten Mal“, setzte er schnell noch hinterher.

Xaver durchschaute, worauf der Benni hinauswollte. Dass auch er ihn jetzt als Schwangerschaftsdebilen hinstellen wollte, machte ihn umso zorniger. Andererseits war dieser Vortrag wahrscheinlich die kumpelhafteste Weise, einem so etwas unter die Nase zu reiben.

Bei näherer Überlegung stellte Xaver ohnehin fest, dass es weniger die Polizisten waren, auf die er eine Wut hatte, sondern auf sich selbst. Er hätte die Fundstelle nicht so lange alleine lassen dürfen, dann hätte sich auch niemand an den Sachen vergreifen und sie verstecken können.

Verstecken. Ja, das war das Stichwort. Schädel und Hand mussten noch irgendwo ganz in der Nähe sein.

„Benni, ich weiß, was ich gesehen habe“, versuchte es Xaver nun in beschwörender Weise. „Wir müssen uns umschauen. Das Zeug muss hier noch irgendwo sein.“

„Sie meinen, der Kopf ist aus dem Feuer unter einen Busch gerollt?“, merkte der andere Polizist an. „Und die Hand ist dann gleich hinterhergekrabbelt, oder was?“

„Ich weiß es doch auch nicht, zefix!“, begehrte Xaver erneut auf. „Ich weiß bloß, was ich gesehen habe.“

„Okay, wir schauen uns jetzt gründlich um“, versprach der Benni. „Vielleicht finden wir irgendwelche Anhaltspunkte.“

Der andere Polizist, Hauptmeister Richard Späth, hielt sichtbar tapfer durch, nicht die Augen zu verdrehen.

„Kurz vorher habe ich ein Moped gehört“, fiel Xaver wieder ein.

„Ein Moped?“, fragte der Benni.

„Ja. Einen Eintakter. Dadurch bin ich überhaupt erst auf den Rauch gestoßen. Der muss den Forstweg oben entlanggefahren sein.“

„Hast du auch gehört, wie er angelassen worden ist?“

„Nein“, antwortete Xaver und kombinierte im gleichen Moment, was das zu bedeuten hatte. Der Mopedfahrer war hier nur vorbeigerauscht. Somit konnte er nichts mit dem Lagerfeuer zu tun haben. Zumindest nicht unmittelbar. Dass Xaver den Motor erkannt zu haben glaubte, behielt er für sich.

„Gut, Xavi, wir regeln das schon“, verlautete der Benni punktsicher wie ein Lehrer vor seinen Schülern.

„Was regelt ihr?“

„Wir schauen uns hier gründlich um. Und du fährst jetzt nach Hause, trinkst einen starken Kaffee und gehst deinem Tagwerk nach. Ich ruf dich heute Abend noch an.“

„Ihr schaut euch nur um?“, erwiderte Xaver. „Ihr nehmt keine Ascheproben? Ich meine, da müssen doch noch Fleischüberreste drin sein. Oder irgendwelche anderen Spuren. DNA und so.“

„Wir nehmen einen großen Beutel voll mit, keine Angst.“

Das beruhigte Xaver ein wenig. Zumindest passierte etwas, und sie stempelten ihn nicht pauschal zu einem Irren ab, der nur Schwachsinn verzapfte. Und falls sie es heimlich doch taten, würden spätestens die Laboruntersuchungen die Wahrheit ans Licht bringen. Xaver freute sich schon darauf. Dann würden diesem anderen Sheriff seine blöden Witzchen im Hals stecken bleiben.

5

„Ich habe einen Verdacht“, eröffnete Corinna Duck der dreiköpfigen Familie auf der anderen Seite ihres Schreibtisches. Vater und Mutter lauschten aufmerksam. Die Teenagertochter in ihrer Mitte starrte eingesunken auf den Fußboden des Büros. Sie war nicht freiwillig hier, das war ihr deutlich anzusehen. „Aber vielleicht sollte ich das zunächst mit ihrer Tochter allein besprechen.“

„Nix da“, widersprach der Vater. „Das haben wir längst hinter uns. Wir sind ja nicht blöd. Uns ist klar, was los ist. Was wir jetzt wissen wollen, ist, wie genau das passiert sein könnte. Und wen wir dafür belangen können.“

Die Teenagertochter ließ keine Regung zu, die etwas verraten könnte. Allem Anschein nach hatte sie sich bereits mit den Tatsachen abgefunden. Corinna wagte eine Prognose. „Ihren Schilderungen nach vermute ich, dass man Ihrer Tochter Flunitrazepam eingeflößt hat.“

„Fluni-was?“, fragte die Mutter scharf.

„Ein Schlafmittel, das nach zahlreichen Missbrauchsfällen in Deutschland inzwischen unter das Betäubungsmittelgesetz fällt“, fuhr Corinna mit ihrem Aufklärungsvortrag fort. „In Verbindung mit Alkohol – und es reicht schon eine geringe Menge aus – kann es massive Gedächtnislücken hervorrufen. Man mischt es dem Opfer unauffällig ins Getränk und wartet die Wirkung ab. Die setzt meistens sehr schnell ein. Wenn das Opfer dann schläfrig und willenlos wird, schleppt der Täter es fort. Was dann passiert, können Sie sich denken. Nicht selten fehlt den Opfern am nächsten Morgen jegliche Erinnerung an das Geschehene. Das Zeug ist enorm potent.“

Corinna hatte nichts geschönt. Den Eltern musste bewusst werden, was da geschehen war und auf welch niederträchtige Weise man ihrer Tochter Leid angetan hatte. Auch der Teenie musste das begreifen. Und es annehmen. Nicht unwahrscheinlich, dass die Sechzehnjährige den Täter kannte. Dass sie von ihm schwanger geworden war, hatte vermutlich nicht in dessen Absicht gelegen. Corinna musterte sie. Nach wie vor konzentrierte sich das arme Ding stumm auf den Fußboden. Womöglich schämte sie sich für den Vorfall. Es war eine häufig auftretende Reaktion bei Missbrauchten, die Schuld bei sich selbst zu suchen.

„Kann man das irgendwie nachweisen, dieses Fluni-Zeug?“, raunte der Vater. Er war ein knautschiger, zerfurchter Endvierziger, nicht groß, aber stämmig. Äußerlich wirkte er gefasst, aber Corinna spürte, wie sehr er innerlich kochte.

„Nur etwa sechzig Stunden nach der Einnahme“, antwortete Corinna. „Ich vermute, bei dir ist es schon länger her.“

Sie hatte damit das junge Ding angesprochen, das aber nicht darauf reagierte.

„Sie ist in der neunten Woche“, presste die Mutter mit verhärmter Miene hervor. Sie schien fast noch mehr zu leiden als der vergewaltigte Teenager. „An dem Wochenende, an dem es passiert sein muss, war sie auf einer Geburtstagsfeier. Und sie weiß nicht mehr, was geschehen ist. Auch nicht wann und wie sie heimgekommen ist.“ Ein tiefes Schluchzen konnte sie nicht länger zurückhalten. Ihr Mann nahm sie sanft an der Schulter. „Wie kann man es nur verantworten“, krähte sie schmerzverzerrt über den Tisch, „dass so etwas in die Hände unserer Kinder gelangen kann? Ich verstehe das einfach nicht. Wer tut denn so etwas Furchtbares?“

„Nicht selten jemand aus dem Freundeskreis“, antwortete Corinna schonungslos. „Oder solche, die von einem der Feiernden eingeladen worden sind und es ausnutzen, dass sie ansonsten mit der feiernden Clique nicht viel zu tun haben.“

„Wie kann man sich dagegen schützen?“, fragte der Vater.

„Sehr schwer, fürchte ich“, gab Corinna erneut ungeschönt zur Antwort. „Seit Jahren schon mischen die meisten Herstellerfirmen den Pillen eine blaue Tönung und Bitterstoffe bei, damit sie leichter erkannt werden können. In einen Cocktail gemischt und gut verrührt ist das aber aussichtslos. Zwischen Limonen und vielfarbigen Bitterspirituosen bemerkt kein Konsument einen ungewöhnlichen Beigeschmack. Darüber hinaus werden in einigen Ländern die entsprechenden Arzneien noch immer völlig farb- und geschmacksneutral hergestellt. Schützen kann man sich davor allenfalls, indem man sein Getränk keinen Moment aus den Augen lässt und keines von anderen Leuten annimmt. Nur direkt vom Barkeeper. Wenn man eine plötzliche Schläfrigkeit, Schwindel oder Sprachschwierigkeiten feststellt, unbedingt an einen Bekannten oder eine Bekannte wenden und dringlich um Hilfe bitten. Es kommt immer wieder vor, dass sich der Vergewaltiger vor etwaigen Zeugen als hilfsbereiter Freund aufspielt, der seine angetrunkene Freundin nur nach Hause bringen will. Wenn kein Bekannter verfügbar ist, nach der Polizei verlangen und hoffen, dass einer der anderen Anwesenden die Signale ernst nimmt und handelt. Haben Sie denn einen Verdacht, wer es gewesen sein könnte?“

Die Mutter nickte träge und tupfte sich die Augen mit einem Taschentuch.

Die Eltern waren eine Weile still, dann raunzte der Vater: „Ich bringe ihn um, dieses räudige Stück Dreck. Ich schlage ihm seinen Schädel zu Brei.“

„Nein“, platzte es aus der Tochter heraus und gab damit erstmals ein verbales Lebenszeichen von sich, seit sie in Corinnas Büro saß. „Nein, Papa, bitte tu das nicht.“

Schuldgefühle, Angst vor Gesichtsverlust, während gleichzeitig ihre Welt aus den Fugen gerät, diagnostizierte Corinna stumm.

„Aber hast du nicht gehört, was er dir angetan hat“, polterte der Vater. „Er hat dich mit diesem Zeug gefügig gedröselt und dir ein Kind gemacht. Dafür breche ich ihm sämtliche Knochen, bevor ich ihn in Einzelteilen bei der Bullerei ablade.“

Tatbereit fuhr er hoch, wurde aber prompt von seiner Tochter zurückgehalten. „Nein! Nein! Nein! Bitte“, flehte sie nachdrücklich.

Beide setzten sich wieder, und die Mutter nahm sich der Tochter an. „Schatz, wir können das noch nicht auf sich beruhen lassen.“

„Aber er hat mich nicht vergewaltigt“, erwiderte die Tochter hitzig.

Der Vater sprang wieder auf. „Sag mal, hast du denn nicht zugehört?“

„Doch, doch, hab ich schon“, beteuerte der Teenie. „Aber … aber er hat mich gar nicht vergewaltigt. Er hat mit mir geschlafen. Er hat mich nicht vergewaltigt.“

Es leugnen. Ja, auch das war eine nicht seltene Reaktion, wusste Corinna. Nach Offenlegung der Tat redeten sich die Opfer ein, der Täter hätte es gar nicht böse gemeint oder es sogar aus aufrichtiger Liebe getan. Weil das erträglicher war als die Erkenntnis, missbraucht worden zu sein.

„Jetzt hör schon auf, Liebes“, beschwor ihre Mutter. „Du musst den Tatsachen ins Auge sehen. Wir haben uns schon damals gedacht, dass man dir irgendwas angetan hat. Du bist so komisch gewesen, den ganzen Tag lang.“

Die Tochter stand von ihrem Stuhl auf. „Nein“, blaffte sie. „Nein, nein, nein! Man hat mir nichts angetan. Ich habe euch angelogen. Ich erinnere mich an alles! Wir haben im Bett von Wolfis Eltern miteinander geschlafen. Es war keine Vergewaltigung. Ich habe es gewollt. Ich wollte es! Kapiert ihr? Ich habe es gewollt!“

„Was sagst du denn da?“, brummelte ihr Vater kopfschüttelnd.

„Ich hab nicht sagen wollen, warum ich so spät heimgekommen bin“, klagte der Teenie nun den Tränen nahe. „Da habe ich gesagt, ich könne mich nicht mehr erinnern. Aber das stimmt gar nicht. Ich kann mich an alles erinnern. Es war keine Vergewaltigung! Es war echt! Ich meine … ich habe ja nicht gedacht, dass ich davon schwanger geworden bin und so, aber … aber …“

„Soll vorkommen bei so was“, zischte ihr Vater unheilvoll.

„Jedenfalls war es keine Vergewaltigung“, stellte die Tochter klar. „Ihr dürft ihm nichts tun. Klar? Wir lieben uns.“

So schnell konnte sich eine Sachlage ändern, dachte Corinna und zog unfreiwillig eine Schnute. Die Vorstellung der Tochter schien ihr überzeugend. Offenbar war es doch falscher Alarm. Die Eltern bedankten sich für Corinnas Zeit und wuselten dann mit der jungen Dame eilig durch die Tür davon. Eine Adresse hinterließen sie nicht. Corinna war klar, weshalb. Nicht dass sie noch auf die Idee käme, ihnen eine Rechnung zu stellen.

Als sie wieder allein war, erhob sie sich aus ihrem Ledersessel, streckte sich lang und ging rüber zum Fenster. Draußen brütete die dampfende Stadt in den Vorboten eines heißen Sommers, aber sie hatte vorgesorgt. Zu ihrem weißen Blouson trug sie eine meeresblaue Leggins und einen schwarzen Turnschuh. Nur einen, denn an ihrem rechten Bein lugte eine schwarze Metallschiene unter dem Hosenbein hervor. Corinna nahm den Zettel von ihrem Schreibtisch auf und studierte die Notizen, die sie sich während des Telefonats vorhin gemacht hatte, kurz bevor Vater, Mutter und Göre eingetreten waren. Schon bald würde sie ihr privater Beratungs- und Investigationsservice zu ihrer großen Freude in die alte Heimat im Altmühltal führen.

2

Sechs Uhr morgens war ohne Zweifel die schönste Zeit des Tages. Die Autos standen noch in den Garagen, die Leute lagen noch in ihren Betten. Freilich, draußen im Wald war das zweitrangig, denn hier hörte man den Lärm der Menschheit sowieso nicht.

Der Wald war in der Frühe etwas Besonderes. In den Senken zogen noch die Nachtschatten umher, standhaft weigernd, sich vom Tagesanbruch verscheuchen zu lassen. Tau benetzte Steine, Moos und Holz, und ein unvergleichlich aromatischer Duft von Kiefernnadeln und anderen Waldschätzen lag allgegenwärtig in der Luft. Im Frühjahr kostete Xaver Schwabeder diese gesegnete Zeit mindestens einmal die Woche aus, bevor er zur Arbeit fuhr.

Der Wildbestand im weitläufigen Schwabeder-Holz war seit Jahren rückläufig, wofür der Papa und der Ignaz, Xavers älterer Bruder, sorgten. Der Verkauf von Brennholz war nicht erst seit der Energiewende zu einer lukrativen Nebeneinnahme geworden, deshalb taten sie gut daran, die Verbissschäden durch Schalenwild auf ein Minimum einzugrenzen. Außerdem hielt es den Wald gesund, den Wildbestand in einem akzeptablen Rahmen zu halten.

Gerade als Xaver bei einer Fichte Käferbefall diagnostizierte, durchbrach die Stille ein störendes Geräusch. Ein Eintaktermotor knatterte durch den morgendlichen Wald, noch dazu einer, der äußerst vertraut klang. Xaver spurtete eine Anhöhe hinauf, um sich Gewissheit zu verschaffen. Das Knattern entfernte sich schon wieder. Auf dem Forstweg, etwa dreißig Meter unter ihm, war nichts zu sehen. Trotzdem war er sich nahezu sicher, gerade seine alte Maschine gehört zu haben. Seine 50er Derbi mit dem Loch im Krümmer, die er im März nach jahrelanger Einwinterung für einen Freundschaftspreis von zwanzig Euro einem sechzehnjährigen Halbstarken aus Kinding abgetreten hatte. Es war ihm nicht leichtgefallen, das mit so vielen Erinnerungen bepackte Gefährt herzugeben. Leider hatte der Ignaz den Platz im Stadel für die neue Sämaschine gebraucht.

Xaver wollte sich schon wieder abwenden und zum Käferbaum zurückkehren, als er Rauch aufsteigen sah. Fahle graue Schwaden, kaum vom morgendlichen Nebel zu unterscheiden, umwehten jenseits des Forstweges das Geäst einer großen Tanne. Hatte der Kerl hier etwa gezündelt? Xaver glitt und hangelte sich vorsichtig den Abhang hinunter, überquerte den Forstweg und ließ weitere Höhenmeter hinter sich. Der Rauch quoll aus einer Senke. Was immer dort brannte, es konnte kein Frischholz sein, sonst wäre die Rauchentwicklung intensiver. Ein verlassenes Lagerfeuer möglicherweise. Vielleicht hatten die Kindinger hier letzte Nacht eine kleine Party veranstaltet.

Tatsächlich entdeckte Xaver eine Feuerstelle.

Zusammengetragene Steine umrandeten das etwa anderthalb Meter durchmessende Lagerfeuer. Das nur noch kokelnde, rußgeschwärzte Holz stellte keine Gefahr für die umstehenden Büsche und Bäume dar. Wer immer es entfacht hatte, wenigstens verstand er etwas davon. Trotzdem war es ein Unding, ein nicht vollständig gelöschtes Feuer unbeaufsichtigt zu lassen, noch dazu in einem Wald. Xaver erwog schon eine Anzeige, dann besann er sich eines Besseren. Auch er hatte in jungen Jahren Dummheiten und Unsinn angestellt. Den Kerl, der nun seine Derbi heizte, zur Rede zu stellen und ihn bei Bedarf ordentlich in der Altmühl zu wässern, erschien ihm fairer, als ihn dem Gesetz auszuliefern.

Ein schaler Geruch wie von verbranntem Gummi stieg Xaver in die Nase. Doch da war noch mehr. Etwas ekelhaft Süßliches, das ihm unbekannt war. Ein Stich Grau inmitten der schwarzen Holzüberreste erregte seine Aufmerksamkeit. Er stieß mit seinem Stiefel in die Glut und räumte den Gegenstand frei. Zunächst hielt er ihn für einen Stein. Dann jedoch drehte sich ihm ein grinsender Totenschädel zu. Ein eisiger Schauer rieselte Xaver den Rücken hinab.

Mit angehaltenem Atem wich er einen Schritt rückwärts und versuchte zu begreifen, was er da sah. Das war jetzt aber schon ein ziemlich blöder Scherz. Ein Keramikmodell aus Faschingsbeständen wahrscheinlich. Klar, was sonst? Boshaft und höhnisch schaute das Ding von kokelndem Holz und Asche umrandet zu ihm hoch. Warum hatte jemand das hier ins Feuer gelegt? Um ihn anzuschwärzen und damit ein bisschen gruseliger aussehen zu lassen? Xaver nahm einen Stock und hob den Grinser an der linken Augenhöhle ein Stück an. Er war innen keineswegs hohl, so wie er erwartet hatte. Was war das? Hatten sie ihn mit Erde aufgefüllt? Ein neuer Gedanke pumpte ihm Schübe von Adrenalin durch Mark und Bein: Das könnten Fleisch und Hirnmasse sein.

Unsinn. Unmöglich. Ausgeschlossen, versuchte er sich einzureden, was aber nicht recht gelingen wollte. Das kalte Grauen hielt ihn weiter gepackt. Erst recht, als ihm auffiel, dass auf der anderen Seite noch mehr Knochenartiges aus der Glut ragte. In einem Zustand wie von der Wirklichkeit entrückt, wechselte Xaver hinüber und scharrte erneut mit dem Stock und seinem Stiefel Asche beiseite. Damit legte er eine feingliedrige, knochige Menschenhand frei, ebenso rußgeschwärzt wie der Schädel. Klumpen und Fäden von nicht vollständig verbranntem Fleisch und Sehnen hafteten noch daran. Xaver stolperte beinahe, als ihm sein Frühstück hochzukommen drohte, und gab schließlich dem dringenden Verlangen nach, sich hinzusetzen. Hitze stieg in ihm auf und kalter Schweiß perlte ihm von der Stirn. Schwindel. Der Wald fuhr um ihn herum Karussell.

Dem stillen Wächter hinter den nahen Büschen kam sein Auftauchen höchst ungelegen. Zum Tagesanbruch sollte die Brandwacht längst beendet sein. Er hatte das Risiko für vertretbar bewertet, das Material noch ein bisschen länger vom Feuer reinigen zu lassen. Das hatte sich nun als Fehler erwiesen. Nun ja, weder sein erster noch sein letzter. Jetzt galt es zu improvisieren und die weiteren Schritte des jungen Schwabeders abzuwarten, der jetzt kaum drei Meter von ihm entfernt im Moos kauerte.

Kompliziert würde es, sollte dem Kerl einfallen, das Zeug mitzunehmen. Dann bliebe nichts anderes übrig, als ihn zu überwältigen. Das Zeug musste verschwinden. Für immer und ewig.

3

Im Schutz der Garage inspizierte Hannes seinen gebeutelten Wagen. Er war noch fahrtauglich, aber der Anblick war bemitleidenswert. Der Auspuff schleifte am Boden, Dellen und Kratzer entlang der gesamten Karosserie, die Stoßstange angehoben und eingedrückt, die vorderen Scheinwerfer gesplittert, beide Außenspiegel abgerissen und natürlich die fehlende Heckscheibe. Gegen Beschuss und Kamikazefahrten durchs Holz war er leider nicht versichert. Für eine zwölf Jahre alte Kiste rentierte sich keine Kasko mehr. So blieb Hannes wahrscheinlich nur, sie zu verschrotten.

Der alte Schwabeder war ein launischer und oft grantiger Zeitgenosse, dem man an gewissen Tagen besser aus dem Weg ging. Dass er in seinem Wald auf parkende Autos schoss, war allerdings ein neuer Höhepunkt. Und es war etwas zu viel, um es mit überbordender Hitzköpfigkeit zu rechtfertigen. Im Sommer vor zwei Jahren hatte er Hannes auf derselben Lichtung ordentlich aufs Autodach getrommelt, gerade als er mit einer hübschen Thüringerin auf der Rückliege zur Sache kommen wollte. Anschließend hatte es noch eine verbale Schelte gegeben, mehr aber nicht. Sollte der alte Griesgram dieses Mal gleich zur Flinte gegriffen haben, um ihn einzuschüchtern und ein für alle Mal aus seinem Wald zu verjagen? Auszuschließen war es nicht. Mit dem neuen Auto, das sich Hannes nun umgehend besorgen musste, schien es auch nötig, sich nach einem neuen Liebesplätzchen umzuschauen.

Sei’s drum! Es war Zeit für eine neue Eroberung. Die Chance mit der Hamburgerin war ohnehin vertan. Der Schuss auf das Auto und die nachfolgende halsbrecherische Flucht waren ihrer romantischen Stimmung nicht sehr zuträglich gewesen – und danach hatte ihre nächtliche Odyssee ja auch noch eine Fortsetzung erfahren. Eine schmerzhafte.

Nun ja, flotte Urlauberinnen sollte es in der kommenden Urlaubszeit wieder mehr als genug in der Gegend geben. Tagsüber bevölkerten sie Radwege, Boote und Uferpromenaden, abends Kneipen und Biergärten. Auch den seiner Mutter. Hannes war recht zuversichtlich, schon bald Ersatz für die Hamburgerin aufgetan zu haben.

Aber wie verfahren, wenn er sich erst eine Eroberung auserkoren hatte? Sie auf die Westhöhen hinaufzukutschieren und dort alles weitere anzuleiern, hatte sich in all den Jahren bei ihm dermaßen bewährt und eingespielt, dass er keinen Plan B besaß. Warum auch? Dort oben waren sie fast immer willig. Hier unten allenfalls interessiert. Dort oben waren sie scharf. Hier unten allenfalls bedürftig. Unter dem Sternenzelt auf den Westhöhen war es ein Kinderspiel.

Hannes sann nach einem Notfallplan, fand aber keinen. Diesen magischen Ort da oben einfach so aufzugeben, wäre ein Frevel. Es brauchte schon mehr als einen spinnerten alten Grantler und eine Ladung Schrot, um ihn fernzuhalten. Seine Raubzüge am weiblichen Geschlecht würden schon bald eine Fortsetzung erfahren.

6

Miriam erwachte mit staubtrockener Kehle und leichten Kopfschmerzen.

„Aufwachen! Aufwachen, Herrschaft! Du hast Schule!“, bellte die Mama noch einmal durch den Türspalt ins Zimmer. Miriam nahm sie nur verschwommen wahr. Das nicht ganz heruntergelassene Rollo ließ eine Idee Tageslicht herein.

Miriam schlug die Bettdecke zurück und richtete sich auf. Ein erster Versuch, die Nachttischlampe einzuschalten, schlug fehl. Sie langte daneben und stieß versehentlich den Funkwecker um. Warum hatte das Ding sie nicht geweckt, sondern die Mama? Hatte sie vergessen, den Alarm zu stellen? Miriam versuchte, sich zu erinnern, schaffte es aber nicht. Im Moment erinnerte sie sich an gar nichts. Wann war sie denn überhaupt nach Hause gekommen? Sie knetete sich die Schläfen und rang nach Klarheit, was aber genauso missglückte wie ein erneuter, blinder Versuch, die Nachttischlampe einzuschalten. Sie fühlte sich benommen, und ihr Herz schlug ungewohnt schnell. Was war denn bloß los? Hatte sie gestern beim Lucki zu viel getrunken? Doch eigentlich nicht, oder? Gut, da waren die zwei Hüpfer gewesen, die sie mit der Gundl gekippt hatte, und dann noch einen Gespritzten. Aber sonst war doch da nichts mehr. Oder? Miriam dachte fieberhaft nach. Das Letzte, woran sie sich deutlich erinnern konnte, war der blöde Witz, den der kleine Blonde abgelassen hatte. Die Pointe fiel ihr nicht mehr ein, aber der Witz war recht lustig gewesen. Was war danach noch mal geschehen? Ach ja, die Gundl hatte sie zur Terrasse hinaus gerufen. Und dann?

„Steh jetzt endlich auf“, zischte die Mama ungehalten, und Miriam erhob sich wacklig von ihrer Bettkante. Dabei bemerkte sie ein ungewohntes Brennen und Ziehen in ihrem Unterleib. Was war das denn?

Im Badezimmer machte sie erst mal einen Zahnputzbecher voll Wasser und löschte ihren Durst. Das Waschbecken half ihr, das Gleichgewicht zu bewahren. Ihr war ziemlich schwindlig, ihre Kehle immer noch trocken. Den Becher füllte und leerte sie gleich noch einmal. Aus dem Badezimmerspiegel schaute ihr jemand mit zerzausten blonden Haaren, schweren Lidern und rot unterlaufenen Augen desinteressiert dabei zu. Der Glanz der Morgensonne, der durch das Badfenster einfiel, blendete sie unangenehm von der Seite.

„Du spinnst schon ein bisschen, oder?“, raunzte die Mama, als Miriam in die Küche kam. Der Papa nuckelte wie fast jeden Morgen um diese Zeit seinen Pulverkaffee und studierte seine Heimgärtnerzeitschrift.

„Kann schon sein“, entgegnete Miriam und nahm ihren angestammten Platz am Küchentisch ein. Eine Schale Kaba und ein geschmiertes Marmeladenbrot warteten auf sie.

„Und?“, blökte die Mama von ihr abgekehrt die Spüle an. „Hast du Spaß gehabt? Ich will es hoffen.“

„Ging so“, gab Miriam zur Antwort und umklammerte beidhändig die Kabaschale. Das Ding zwischen ihren Fingern zum Mund zu balancieren, gestaltete sich schwierig. Ihre Hände zitterten unaufhörlich.

Nun fuhr die Mama herum. Eine unglaublich schnelle Bewegung, an der sich Miriam regelrecht erschrak. „Was fällt dir ein, dich so wegzurichten? Bist denn du nicht noch blöder? Was habe ich dir denn gestern noch eingetrichtert? Um elf solltest du spätestens zu Hause sein!“

Miriam stierte sie angestrengt an. Mamas Stimme hallte heute anders als sonst im Raum wider. Irgendwie zweifach.

„Hat halt leider nicht so ganz geklappt mit elf“, sagte Miriam und senkte den Blick.

Die Mama lachte gequält auf. „Ja, das haben wir gemerkt.“

„Jetzt sei doch nicht so, Schatzi“, machte sich der Papa erstmals bemerkbar. „Sie hat halt mal außerplanmäßig einen draufgemacht. Das machen sie doch alle mal in dem Alter.“

„Aber nicht wenn Schule ist!“

„Hast du heute wichtige Prüfungen?“, schnurrte der Papa an Miriam adressiert und grinste sie erwartungsvoll an.

„Nein“, antwortete sie und glaubte auch, dass das der Wahrheit entsprach.

„Na also.“ Der Papa nahm sich wieder seiner Lektüre an. Für ihn war der Fall damit erledigt. Für Miriam war er es nicht. Und für die Mama auch nicht.

Na also?“, fragte sie empört. „Das ist dein Beitrag, wenn sich deine Tochter an einem Wochentag die Birne wegdröhnt?“

Der Papa schaute nicht mal von seinem Magazin auf, als er antwortete. „Junge Leute brauchen ihren Freiraum. Wir waren doch genauso. Sei mal nicht so streng, Schatz.“

„Du bist einfach …“ Die Mama ließ das Schneidebrett aus ihrer Hand lärmend in die Spüle fallen und stampfte kopfschüttelnd aus der Küche.

Was er ihrer Meinung nach war, behielt sie für sich. In der Tat war Miriams Vater nicht so wie die meisten Väter. Er nahm alles ein wenig lockerer. In jungen Jahren musste er ein ziemlicher Herumtreiber gewesen sein. Entsprechende Winke mit dem Zaunpfahl bekam Miriam oft zu hören. Das klang bis heute nach.

Sie nippte von ihrem Kaba. Das Marmeladenbrot rührte sie nicht an. Sie konnte jetzt nichts essen. War das etwa ein Kater, den sie da heute Morgen hatte? Es wäre ihr erster.

Die nachfolgende Frage konnte sie nur dem Papa stellen. Die Mama würde erneut ausrasten.

„Wann bin ich denn heimgekommen?“

Der Papa schaute auf. „Du weißt es nimmer?“

Miriam schüttelte den Kopf.

Der Papa tat es ihr gleich, wobei sich ihm ein diebisches Grinsen auf die Lippenpartie spielte. „Hehehe. Dann scheinst du ja wirklich ordentlich einen draufgemacht zu haben, Kleine“, stellte er mit einem völlig deplatzierten Anflug von Anerkennung fest. Er hatte sich noch nicht rasiert heute Morgen. So fettig, wie ihm die allmählich ergrauenden schwarzen Haare ins hagere Gesicht hingen, hatte er noch überhaupt kein Wasser seit dem Aufstehen gesehen. Offensichtlich musste er heute nicht zur Arbeit.

„Die Gundl und ihr Freund haben dich heimgebracht“, sprach er mehr zu seiner Zeitschrift. „Das war so um zwei. Du warst nur teilweise bei Bewusstsein.“

„Ich war … ohnmächtig?“

Er sah wieder auf. „Hast ganz schön einen sitzen gehabt, was?“, meinte er. „Ja, so geht es uns allen mal. Muss ja wohl eine lustige Party gewesen sein, ha?“

Miriam wünschte sich, darauf eine Antwort geben zu können. Sie hatte keine Ahnung, ob es eine lustige Party gewesen war oder nicht. Bis zwei war sie weg? Damit fehlten ihr mindestens drei Stunden.

„Papa, ich fühle mich echt mies gerade“, sagte sie. „Ich würde heute lieber nicht zur Schule gehen.“

Der Papa zuckte lapidar mit seinen Schultern und widmete sich bereits wieder seinem Gartenheftchen. „Klar, wenn du meinst. Schlaf deinen Rausch ordentlich aus, dann geht es dir besser.“

7

Nach seinem Dienst im Eichstätter Landratsamt fuhr Xaver nicht nach Hause, wo seine Sabine auf ihn wartete, sondern zum heimischen Hof im benachbarten Ilbling. Gleich nachdem er die Polizei sich selbst überlassen hatte, hatte er seinen Bruder Ignaz angerufen und ihm alles über das Lagerfeuer, den Fund und die depperten Polizisten erzählt. Der Ignaz hatte sich anschließend garantiert selbst draußen umgeschaut, und Xaver war neugierig, was dabei herausgekommen war.

„Der Schlupf Benni und der Späth sind noch da gewesen, als ich draußen gewesen bin“, berichtete der Ignaz, als er mit zwei Flaschen Gutmann-Weizen aus dem Keller in die Küche zurückkam, wo Xaver am Esstisch wartete. „War ja auch zu erwarten. Ich bin gleich nach deinem Anruf losgefahren.“

Xavers Schwägerin Rhonda schaute im Wohnzimmer nebenan fern, obwohl draußen das schönste Wetter war. Die malerisch untergehende Sonne über den hohen Jurawäldern strahlte durch das Küchenfenster herein.

„Und?“, fragte Xaver neugierig. „Was hat sich ergeben? Haben die zwei was gefunden?“

„Nix“, sagte der Ignaz, stellte die Flaschen auf dem Tisch ab und holte zwei Stutzen dazu. „Die haben nix gefunden, was deine Sichtung stützt.“

„Da war aber was, zefix“, fluchte Xaver vor sich hin.

Die beiden Brüder kredenzten sorgfältig ihr Weißbier. Mehr als eins wollte Xaver nicht trinken. Die Begegnung mit dem Benni heute früh hatte ihm verdeutlicht, dass er sakrisch auf seinen Bauch aufpassen musste. Er sollte mehr Sport treiben. Der Ignaz, obwohl sieben Jahre älter, sah zweifellos fitter aus als er. Dynamischer. Tatkräftiger. Adonishafter – oder wie dieser griechische Supersextyp hieß. Nun ja, der Ignaz hockte auch nicht Tag für Tag an einem Schreibtisch, sondern war draußen auf den Feldern oder im Holz oder führte notwenige Verbesserungen an Haus, Stadel oder Gerätschaften durch. Bei so viel körperlicher Ertüchtigung konnte man schwerlich Bauch ansetzen. Ansonsten sahen sie einander ziemlich ähnlich. Das dunkle Lockenhaar und die blauen Augen hatten die Schwabeder-Buben von ihrer Mutter, die kantigen Gesichtszüge von ihrem Vater.

„Hast du es dem Papa erzählt?“, fragte Xaver.

„Freilich“, antwortete der Ignaz. „Aber erst nachher. Ich wollte nicht, dass er mitkommt und die Polizisten blöd anredet. Du kennst ihn ja.“

Xaver nickte verständnisvoll. Der Papa hatte seit jeher eine notorische Abneigung gegen Staatsdiener aller Art und Form. Xaver war wahrscheinlich die einzige Ausnahme.

„Die haben also nichts gefunden, der Benni und sein Kollege?“

Der Ignaz schüttelte den Kopf. „Falls doch, haben sie es mir nicht verraten. Bist du dir sicher mit dem, was du da gesehen haben willst?“

Im Verlaufe dieses Tages hatte Xaver durchaus angefangen, an sich selbst zu zweifeln. Doch ganz egal, wie schwanger die Sabine war und wie sehr das angeblich auch Männer veränderte, er wusste, was er gesehen hatte. Vielleicht waren es keine echten menschlichen Knochen gewesen, aber da waren welche.

„Ganz sicher“, stellte Xaver klar und nahm einen ordentlichen Zug aus seinem Weizenstutzen.

Der Ignaz nickte versonnen vor sich hin. „Wie lang bist du denn weg vom Feuer gewesen?“

Xaver wusste, dass er ihm bedingungslos glaubte. „Höchstens zwanzig oder fünfundzwanzig Minuten. Ich bin ein Stück Richtung Kipfenberg gelaufen, bis ich Netz gehabt hab.“

„Also hat irgendwer um die zwanzig Minuten Zeit gehabt, das Zeug beiseitezuschaffen“, fasste der Ignaz zusammen. „Das ist nicht viel, wenn man bedenkt, dass der Schädel und die Hand vom Feuer saumäßig heiß gewesen sein müssen.“

„Knochen verbrennen erst bei fast achthundert Grad, habe ich heute im Internet nachgeschaut“, sagte Xaver.

„Der, wo das Zeug weggeschafft hat“, ergänzte der Ignaz, „muss es also entweder irgendwo reingetan haben oder feuerfeste Handschuhe dabeigehabt haben.“

So weit waren auch Xavers Überlegungen schon gegangen. Für den Abtransport käme alles Mögliche in Betracht. Eine Blechwanne, eine einfache Schaufel, sogar ein robuster Sack hätte es getan.

„Die Frage ist, wo hat er es hingeschafft?“, grübelte Xaver. „Ein Auto habe ich jedenfalls nicht gehört. Entweder hat er sich mit dem Zeug also irgendwo versteckt und abgewartet oder er ist zu Fuß davon. Aber wer will schon mit Menschenknochen durch die Gegend spazieren?“

„Falls es denn echte Menschenknochen waren“, wandte der Ignaz berechtigterweise ein.

Die Brüder prosteten und tranken.

„Irgendwas gefällt mir an der ganzen Sache nicht“, sagte der Ignaz, als er wieder absetzte.

„Ach, was du nicht sagst. Mir gefällt die ganze Sache nicht“, erwiderte Xaver.