Buchcover

Anonym

Mein sexhungriges Kätzchen

1

Ich war seit sechs Monaten mit Beatrice zusammen, und dieses halbe Jahr war die ruhigste und, wie ich mir fest einbildete, schönste Zeit meines Lebens gewesen. Meine erste Empfindung war deshalb ein Gefühl des Unwillens und der Abwehr, als ich Bruno traf. Sollte ich weglaufen? Das kam nicht in Frage.

Ich gab mir Mühe, ganz kühl – fast abweisend – zu bleiben. Ich dachte fest an meine so mühsam errungene Emanzipation.

Beatrice war das sichtbare Zeichen, daß ich nicht einmal dazu einen Mann brauchte.

„Du hast dich verändert“, sagte Bruno und fixierte mich ungeniert.

„Ich bin älter geworden“, gab ich kühl zurück.

„Das meine ich nicht. Du – du siehst so selbstbewußt aus.“

Ich freute mich über diese Bemerkung, die eher beiläufig kam und versuchte, es mir nicht anmerken zu lassen.

„Wie ist es dir ergangen in all den Jahren?“

„ ,In all den Jahren‘ klingt, als hätten wir uns seit einem Menschenalter nicht mehr gesehen.“

„Wie lange ist es her?“

„Sieben Jahre“, sagte ich viel zu schnell und verriet mich damit.

Aber Bruno tat, als merke er nichts.

„Albern, hier auf der Straße zu stehen“, sagte er, faßte mich beim linken Ellbogen und sah sich um. „Dort drüben ist ein Café. Gehn wir was trinken.“

Ich kam gar nicht dazu, zu widersprechen. Ich wußte, es war besser, die Begegnung so schnell wie möglich zu beenden. Aber Bruno war der Stärkere.

Im Moment! dachte ich. Nur im Moment. Nachher werde ich mich schon durchsetzen …

Während wir die Straße überquerten, suchte ich mir den anderen Bruno vorzustellen. Den von vor sieben Jahren. Seltsam.

Ich sah ihn nackt. So, wie er gewesen war nach der Silvesterfeier, bei dem mißglückten Versuch, mit mir zu schlafen. Beim ersten ernsthaften Versuch, mich von meinem Jungfernhäutchen zu befreien.

Ich sah die Szene so deutlich vor mir, als gehöre sie der eben vergangenen Nacht an.

Ich spürte seine Hände auf meiner nackten Haut. Auf der nackten, glatten Haut eines jungen Mädchens ohne alle Erfahrung.

Die glatte Haut wurde unter seinen Berührungen rauh. Vor Angst. Alles in mir verkrampfte sich. Ich preßte die Schenkel aneinander, bis er sich aufrichtete und mich mit gerunzelter Stirn ansah:

„He! Hast du dir’s anders überlegt?“

Mein Gesicht glühte, in der linken Schläfe hämmerte eine Ader, und ich vermochte Brunos Blick nicht zu erwidern. Zitternd gab ich nach und spürte seine Hand zwischen meinen Beinen. Sie berührte meine nackte Haut. Ich hielt den Atem an und biß mich auf die Unterlippe.

Was für ein Gänschen war ich!

Das Bett war eine Schlachtbank und Bruno der Metzger, der mich metzelte. Verzweifelt suchte ich nach romantischen Vorstellungen, um die Wirklichkeit damit zu überdecken.

Aber das war nicht einfach.

Das wurde sogar völlig unmöglich, als ich seinen Finger zwischen meinen Schamlippen spürte. An einer Stelle, an der ich bis zu diesem Augenblick keine anderen als meine Finger gespürt hatte.

Ich öffnete mich nicht. Ich blieb verschlossen wie eine Auster. Als Bruno trotzdem tiefer in mich dringen wollte, tat es weh, und mit einer unkontrollierten Bewegung befreite ich mich von seinem Zugriff.

Er schnaubte durch die Nase. Ich kannte diese Reaktion. Wenn er zornig war, kam man nicht gut mit ihm aus. Ich fürchtete mich vor seinem Zorn, den ich bis dahin nur aus eher nichtigen Anlässen erregt hatte.

Aber das war jetzt kein nichtiger Anlaß. Ich wußte, wir hatten eine Vereinbarung getroffen.

Die nämlich, nach der Silvesterfeier miteinander zu schlafen und uns fortan als verlobt zu betrachten.

Bruno stand auf und ging zu dem Tischchen zwischen den beiden billigen Sesseln. Er zündete sich eine Zigarette an. Ich versuchte, nicht hinzusehen, aber der Zwang war stärker. Mein Blick hing an seinem Glied, das von Brunos Körper wegstand, leicht auf und ab wippend.

Mein Hals war trocken. Ich räuspterte mich und schluckte. Das Ding vor Brunos Körper schien mir riesig. Sehr lang und sehr dick. Die halb entblößte Eichel schimmerte in einer Farbe, wie ich sie noch nie an einem menschlichen Körper gesehen hatte.

Ausgeschlossen! dachte ich. Völlig unmöglich, daß er das in mich hineinbringt. Ich werde zerreißen.

Zerreißen und verbluten.

Ich schüttelte mich. Jetzt war mein ganzer Körper von einer Gänsehaut überzogen.

Ich hatte schreckliche Angst und war gleichzeitig fasziniert.

Bruno wandte sich um. Sein Gesicht war verschlossen.

„Also, was ist jetzt?“ fragte er, und es klang absolut beiläufig.

„Was soll denn sein?“ fragte ich lahm zurück. Ich wußte schon, es hatte keinen Zweck, das Dummchen zu spielen.

„Tun wir’s, oder tun wir’s nicht?“

Ich schüttelte den Kopf. Ich war plötzlich sehr wütend. Himmel! Schließlich war Bruno der Ältere, der Erfahrene! Warum merkte er nicht, was mit mir los war? Warum nahm er keine Rücksicht darauf und befreite mich durch Zärtlichkeit von meiner entsetzlichen Angst?

„Du bist ein grober Klotz“, sagte ich mit tränenerstickter Stimme.

„Was bin ich?“ fragte er fassungslos.

„Ein grober Klotz. Du weißt überhaupt nichts über Frauen!“

Da lachte er mich aus. Er zerdrückte seine Zigarette im Aschenbecher, kam zum Bett zurück und blieb davor stehen, die Hände auf die schmalen Hüften gestützt. Er sah auf mich herab und lachte mich aus, und ich konnte den Blick immer noch nicht von seinem Glied lösen, das mich anzog und mir Angst machte, beides zugleich.

Ich wußte, er war schön. Ich wußte, die Berührung, die Vereinigung würde eine Sehnsucht in mir stillen, die lange vorhanden, aber bis jetzt nie deutlich artikuliert worden war. Ich wußte, das Zusammensein mit einem Mann würde mir neue Dimensionen erschließen, mein Leben erweitern, einen anderen Menschen aus mir machen. Aber sein spöttisches Lachen, sein überlegener Blick richteten eine Wand zwischen uns auf.

Ich griff nach der Decke und zog sie über meinen nackten Körper.

„Geh!“ sagte ich. „Schlaf in deinem Zimmer!“

Denn in dem billigen kleinen Hotel hatte man darauf bestanden, uns zwei Zimmer zu vermieten, da wir so offensichtlich unverheiratet waren.


„Bist du noch da?“ fragte Bruno und brachte mich in die Wirklichkeit zurück.

Wir hatten die Straße überquert und das Café betreten. Er dirigierte mich zu einem kleinen runden Tisch in der Ecke.

„Natürlich bin ich noch da.“

„Du hast nachgedacht. Worüber?“

Ich blickte ihn an.

„Du hast dich nicht verändert.“

„Nein?“

„Du bist noch ebenso unausstehlich arrogant wie früher!“ Er lachte belustigt. Auch sein Lachen war gleich geblieben. „Trinkst du?“ fragte ich, nachdem Bruno für mich einen Kaffee und für sich einen Scotch bestellt hatte.

„Nein, ich bin kein Säufer. Das meintest du doch?“

„Empfindlich wie eine Mimose!“

Er zuckte die Achseln.

„Das hast du dir früher auch eingebildet. Dabei ist es nur eine Empfindlichkeit gegen einen ganz bestimmten Ton in deiner Stimme. – Wie kommst du hierher?“

Ich war ihm dankbar, daß er das Thema wechselte. Ich erzählte von den verschiedenen Stationen meines Berufslebens. Dazu brauchte ich nicht lange.

„Du siehst, es ist nicht aufregend, mein Leben.“

„Scheint so. Und die Männer?“

Das war typisch für Bruno. Da trafen wir uns nach sieben Jahren, waren so gut wie fremd füreinander, und nach wenigen Minuten erkundigte er sich ungeniert nach den Männern in meinem Leben!

Ich schwankte zwischen Empörung und sentimentaler Fröhlichkeit, weil er sich überhaupt nicht verändert hatte. „Ich habe nicht die Absicht, mit dir darüber zu sprechen“, sagte ich schließlich. Es sollte kühl klingen, aber es klang nur gepreßt und unsicher.

„Du bist nicht verheiratet?“

„Nein.“

„Hast du einen Freund?“

„Was geht’s dich an?“

„Du gefällst mir immer noch. Fast so gut wie früher, denke ich.“

Er sah mich prüfend an. Seine Stirn war leicht gerunzelt. Nur fast so gut? dachte ich und konnte eine kleine Enttäuschung nicht verbergen.

„Ja, du gefällst mir sehr“, bestätigte Bruno seinen durch die Beobachtung vertieften Eindruck.

Und fuhr gleich darauf mit veränderter Stimme fort: „Du hast eine Wohnung, nehme ich an? Ich bringe dich nach Hause.“

Ich wollte ablehnen. Ich schüttelte den Kopf, aber dann redete ich mir rasch ein, es sei besser, nachzugeben und Bruno mitzunehmen. Zu Hause wartete Beatrice auf mich. Bruno würde sofort merken, was los war.

Ich sah sein mokantes Grinsen vor mir, wenn er begriff, wie ich mit Beatrice stand. Doch jedenfalls wußte er dann, daß es sinnlos war, die Hände (und anderes) nach mir auszustrecken.

Er würde verschwinden.

Und genau das war es, was ich wollte – redete ich mir ein.

Bruno trank den Rest seines Scotchs und sah sich nach der Kellnerin um.

„Ich muß gehen“, sagte ich schnell. „Wenn du wirklich mitkommen willst …“

„Was geht jetzt hinter deiner glatten Stirn vor?“ fragte er grinsend. „Einen Groschen für deine Gedanken!“ Ich schüttelte den Kopf und versuchte ein Lächeln.

„Ich bin gespannt auf die Überraschung.“

„Welche Überraschung?“ fragte ich in vermeintlich gut gespielter Naivität.

„Es gibt doch eine, nicht wahr? Ich bin ganz sicher, du hast eine Überraschung für mich parat.“

„Laß das“, sagte ich unwirsch. „Mit so etwas konntest du mich vor sieben Jahren überrumpeln. Ich bin nicht mehr das kleine Mädchen von damals.“

Wirklich nicht? Mußte ich nicht zugeben, daß er mich – wieder einmal – durchschaut hatte?

„Wohnst du in der Nähe?“ fragte Bruno, als wir wieder auf der Straße standen.

Ich nannte ihm die Adresse.

„Mein Wagen steht drüben in der Hochgarage.“

Wir fuhren mit dem Lift bis zum siebten Parkdeck und dann mit Brunos Wagen in endlosen Spiralen abwärts. Der Feierabendverkehr hatte etwas nachgelassen. Wir kamen rasch vorwärts. Ich überlegte, was ich noch hatte einkaufen wollen. Es war nicht wichtig. Ich konnte es auch am nächsten Tag erledigen.

Statt meinen Schlüssel aus der Handtasche zu kramen, drückte ich den Klingelknopf. Bruno ließ sich seine Überraschung nicht anmerken, aber ich wußte, daß er gespannt war, wer uns die Tür öffnen würde. Beatrice hatte keinen Blick für mich. Sie musterte Bruno mit dem gleichen Interesse, das man zum Beispiel einer Klapperschlange im Zoo entgegenbringt.

„Das ist Bruno. Herr Berger“, stotterte ich und wurde mir meiner ganzen Unsicherheit bewußt. „Bruno, das ist meine Freundin Beatrice Schubert.“

Sie nickten sich zu, ohne ein Wort zu sprechen. Beatrice trat endlich zur Seite, so daß wir an ihr Vorbeigehen konnten.

„Du bist spät dran“, sagte sie zu mir.

„Da siehst du den Grund“, sagte ich und versuchte ein harmloses kleines Lachen.

Es klang unecht.

Bruno sah sich ungeniert um. In gespielter Unbefangenheit bot ich ihm einen Platz an und fragte, ob er einen Drink haben wolle.

„Die Wohnung hast du eingerichtet“, sagte er.

„Allerdings.“

„Du hast einen guten Geschmack.“

Sein Blick traf Beatrice. Ich spürte mehr, als ich sah, daß sie den Kopf in den Nacken warf und seinen Blick erwiderte.

„Einen guten Geschmack“, wiederholte er leise.

„Scotch?“

„Ja, bitte. Aber du trinkst mit, nicht wahr?“

„Ich habe seit dem Frühstück nichts gegessen“, lehnte ich ab. „Mich mußt du entschuldigen. Ich muß mich um das Abendessen kümmern.“

„Laß nur“, sagte Beatrice und erwiderte immer noch Brunos Blick. „Ich mache das Abendessen. Bleib du ruhig bei deinem Gast.“

In ihrer Stimme war Aggressivität, die Bruno bestimmt nicht entging. Sein amüsiertes Lächeln bestätigte das. „Sehr freundlich von Ihnen. Ich habe Janka eine Ewigkeit nicht gesehen.“

„Das weiß ich.“

„Ach? Hat sie von mir erzählt?“

„Auch von Ihnen“, sagte Beatrice kalt. „Es war nicht schmeichelhaft.“

„Beatrice!“

Bruno lachte. Wenn seine Eitelkeit verletzt war, kaschierte er das geschickt. Aber wahrscheinlich war er wirklich so amüsiert, wie er sich gab.

Sie blieb noch einen Augenblick stehen, drehte sich dann abrupt um und ging in die Küche.

„Sie ist sehr jung“, sagte ich.

Das war als Entschuldigung gedacht.

„Sie ist eifersüchtig“, sagte Bruno. „Gibst du ihr oft Grund zur Eifersucht?“

„Nein. Und jetzt, da du Bescheid weißt …“

Ich konnte plötzlich nicht weitersprechen. Ich brachte es nicht fertig, meinen Plan zu Ende zu führen und ihn aufzufordem, so rasch wie möglich zu verschwinden. Bruno schüttelte den Kopf.

„Ehrlich gesagt, habe ich nicht vermutet, daß deine Neigungen sich so gewandelt haben.“

„Was weißt du über meine Neigungen?“ fragte ich spröde. „Ich habe dich doch sehr gut gekannt, nicht wahr?“

Dieses ,nicht wahr?‘ machte mich verrückt. Ich hatte es noch von damals im Ohr. Er sagte es auf eine unausstehlich arrogant und überlegen wirkende Art. Auch früher schon hatte es mich veranlaßt, die Zähne aufeinanderzubeißen und die Hände zu Fäusten zu ballen.

„Du bildest dir ein, daß du mich gekannt hast.“

Er gab sofort nach, zu meiner Überraschung.

„Ich dachte, wir hätten uns gut gekannt.“

„Ich war sehr jung, damals …“

Wofür entschuldigte ich mich? Warum gab ich mir solche Blößen?

„Jung und schön und überaus reizvoll. Das bist du auch heute noch.“

Er stand auf und blieb sehr dicht vor mir stehen. Ich zitterte am ganzen Körper. Ich konnte mich nicht wehren, als er seine Arme um meine Schultern legte. Als er mich zu küssen versuchte, gab ich sofort nach. Seine Lippen, seine Zunge waren mir noch so vertraut wie vor sieben Jahren. Die lange Spanne Zeit war ausgelöscht. Ich drängte gegen ihn, willenlos, bar aller Überlegung.

„Hab ich dir schon gesagt, wie glücklich ich bin, daß wir uns getroffen haben?“ fragte Bruno leise.

„Bist du’s wirklich?“

„Ich habe oft an dich gedacht.“ Ein kleines Lachen. „Seit du mir damals den Abschied gegeben hast.“

„Das hat deine Eitelkeit verletzt“, sagte ich und versuchte, mich zu befreien.

Aber Bruno hielt mich wie in einem Schraubstock. Es tat gut, so festgehalten zu werden.

„Ja, es hat auch meine Eitelkeit verletzt“, sagte er. „Aber das ändert nichts daran, daß ich dich immer noch liebe.“ „Ich glaube dir kein Wort“, flüsterte ich und schloß die Augen.

„Es ist die reine Wahrheit.“

„Selbst wenn …“

„Ich habe keine Angst vor Beatrice“, sagte er kühl.

„Du bist dir deiner Sache sehr sicher – wie immer.“

„Ich wette, die Initiative ist von ihr ausgegangen.“

„Glaubst du?“

„Du streitest es nicht ab. Ich habe also recht.“

„Und wenn das so wäre – wir sind jetzt ein halbes Jahr zusammen. Ich habe mich nie so – so ausgeglichen und zufrieden gefühlt.“

„Kein Wunder“, stellte Bruno fest. „In eurem Verhältnis spielst du den dominierenden Part. Beatrice ist von dir abhängig. Das schmeichelt deiner Eitelkeit und deinem Verlangen, andere zu beherrschen.“

Es war erschreckend, wie er mich immer noch durchschaute und mir Dinge bewußt machte, die zu sehen ich sechs Monate lang erfolgreich vermieden hatte.

Wir wurden unterbrochen.

Beatrice kam herein und verkündete, das Essen sei fertig.

„Bleibt er?“ fragte sie und sah mich starr an.

„Bleibst du?“ gab ich die Frage an Bruno weiter.

„Natürlich“, sagte er lachend.

Ich trank mehr als sonst von unserem billigen roten Tischwein und nötigte Beatrice und Bruno dazu. Die Atmosphäre war wie vor einem Gewitter. Zwar trug Bruno ein kleines überlegenes Lächeln zur Schau, aber Beatrices heftige Abneigung blieb auch auf ihn nicht ohne Wirkung.

„Sie kochen sehr gut“, sagte er schließlich gleichgültig, knautschte seine Serviette zusammen und lehnte sich zurück.

Beatrice reagierte nicht auf das Kompliment. Sie sah mich an und zwang mich, den Blick zu erwidern.

„Bleibt er noch länger?“

„Haben Sie Angst, daß ich Ihnen Janka wegnehme?“

„Ich habe keine Angst. Aber Sie stören mich.“

„Sie sollten Angst haben“, sagte Bruno, und seine Stimme klang immer noch verbindlich. „Denn ich werde sie Ihnen wegnehmen. Sie können sich fest darauf verlassen.“

Beatrice wurde sehr blaß, stand auf und ging hinaus. Ich hörte die Tür ihres Zimmers ins Schloß fallen.

„Das hättest du nicht sagen sollen!“

Er lachte mich aus.

„Bist du jetzt enttäuscht? Weil sie nicht einmal den Versuch macht, um dich zu kämpfen?“

Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen. Und es war zwecklos, so zu tun, als besäße ich noch die Kraft, mich gegen ihn zu wehren.

„Habt ihr ein gemeinsames Schlafzimmer?“ fragte Bruno. Ich schüttelte den Kopf.

„Komm“, sagte er. „Laß uns zu Bett gehen.“

Ich ging voraus, mit hängenden Schultern. Vor der Badezimmertür blieb ich stehen.

„Geh schon vor“, sagte ich.

„Warum gehen wir nicht zusammen ins Bad?“

Ich schüttelte den Kopf. Ihm schienen die sieben Jahre tatsächlich nichts auszumachen, aber ich verspürte eine gewisse Scheu. Es würde eine Weile dauern, bis ich wieder so vertraut mit Bruno war wie früher.

Als der Gedanke mir bewußt wurde, traf mich das wie ein Schlag: Ich war also schon völlig sicher, daß wir zusammenbleiben würden! Bruno und ich. Daß wir miteinander leben würden, wenigstens für einige Zeit.

Und Beatrice? Und alles, was ich mir in den vergangenen sechs Monaten geschworen hatte?