Buchcover

Anonym

Lucias heiße Nächte

1

„Schlafen! — Mit einem Mann schlafen! — Mit mehreren Männern schlafen! — Mit vielen Männern schlafen! — Mit einer Frau schlafen! — Mit vielen Frauen schlafen! — Warum kann man nicht alles zugleich tun? Vielleicht kann man?“

Lucia bemerkte, daß ihr Gegenüber — Gentleman, älteres Semester — sie aufmerksam musterte. Sie schaute auf ihre rechte Hand, die wie ihre linke auf der Armlehne lag. Die Hand zitterte. Langsam und ohne die Bewegung zu verwischen, führte sie die linke Hand hinüber und legte sie auf die rechte. Auf ihrer Oberlippe bildete sich ein Schweißfilm. Lucia beherrschte sich nur mühsam. Ihr Inneres war ein Chaos.

Lautlos nannte sie alle Ausdrücke, die sie kannte. „Ficken bummsen vögeln pudern Liebe machen lutschen kauen blasen wichsen“, man hätte keine Seite damit füllen können.

Hatte sie nun die Lippen bewegt oder nicht? Ihr Gegenüber lächelte süffisant. Sollte er sie verstanden haben? Und wenn schon! Er wäre nicht der Letzte, dem in den nächsten Monaten das Grinsen vergehen würde.

Die Maschine zog einen großen Bogen über das tiefblaue Meer, kam in Schräglinie. Die Tragflächen bebten. Die Sonne brach sich in gleisenden Reflexen auf dem Metall.

Lucia war entschlossen. Zwei Jahre hatte sie gebraucht, um endlich sicher zu sein. Das Zittern der Hand, der Schweiß in den rasierten Achselhöhlen, das verkrampfte Denkschema — ficken bummsen vögeln Liebe machen — das alles würde sich geben, lösen, sich erlösen. Es war nicht mehr wichtig. In Wirklichkeit bereits überwunden. Zurückgebliebene Kindheit. Kindlichkeit. Gleich war es soweit. Der Strich gezogen, der Schnitt getan.

Die Maschine von Mailand setzte pünktlich um zwölf Uhr fünfzehn auf. Rimini aeroporto. Please follow me. Betont langsam nahm Lucia die linke Hand wieder zurück. Die rechte war völlig ruhig. Behutsam tupfte sie mit einem Tuch den Schweiß von der Oberlippe, bewegte die Zehen, schaute ihrem Gegenüber kalt in die Augen.

„Arrivederci, Signore! Es war mir ein Vergnügen, mich von Ihnen betrachten zu lassen!“

Seine Augen zuckten verständnislos. Die Maschine rollte aus.

Die beiden Koffer waren nicht schwer, das Taxi zu teuer, die Sonnenglut auf der Nationale unerträglich, obwohl es erst Ende Mai war.

„Bis Riccione Sud zweitausendfünfhundert, Signora!“

„Zweitausend! Glaubst du, ich kann nicht lesen?“

„Sie sprechen gut Italienisch, Signora.“

„Ich bin keine Touristin. Fahren Sie schneller!“

Der Rest der Fahrt verlief schweigend. Die alte Nationale war kurvenreich, voller Steigungen und Gefälle.

„Riccione Sud, Signora! Man sagt auch Riccione abessinia. — Prego?“ „Viale Gramsci. Hotel Lungomare. — Sagen Sie, kann man hier auch ein Haus mieten, ein villino?“

„Schwierig, Signora. Die guten Häuser sind meist schon ein Jahr im voraus bestellt. Was jetzt frei ist, ist abbruchreif. Aber eine Empfehlung: Sehen Sie dort das große Appartementhaus, schräg hinter der Kirche, gleich am Strand? Da sind immer apartamenti frei, kleine, große, je nach Geldbeutel!“

„Danke für den Tip.“ Der Wagen rollte auf den Kies, einen Augenblick schien es, als wolle der Fahrer durch die gläserne Hotelfassade gleich vor die american bar fahren.

„Die Koffer, Signora, bitte sehr!“


Das Zimmer lag im sechsten Stock, der Blick ging aufs nahe Meer hinaus. Es war ein Doppelzimmer, aber man hatte es ihr zum Preis nur eines Bettes überlassen. In der Vorsaison. konnte man sich erlauben, großzügig zu sein. Lucia packte aus, zog sich aus, ging ins Bad.

Abschätzend warf sie einen Blick rundum, befriedigt. Für sechstausend Lire im Mai konnte man schließlich etwas erwarten. Sie fand das Bad geräumig, ausreichend bestückt. Die Armaturen schienen vergoldet zu sein. Prüfend strich sie mit der Fingerkuppe über den breiten Hahn oberhalb der Wanne. Der Wandspiegel war sicher zwei Meter hoch.

Lucia betrachtete sich. Der Spiegel war scharf und auf Hochglanz poliert, reichte bis zum marmornen Boden. Sie nahm die Arme hoch, verschränkte die Hände im Nacken unter den taillenlangen kohlschwarzen Haaren. Die Musterung verlief von unten nach oben.

Die Füße — Schuhgröße 39 — lang, schmal, fast mager. Hoher Spann, gerade Zehen, oval gefeilte Nägel. Kein Horn, keine Rötung, nur der blaßrosa Nagellack. Die Waden aufwärts strebend, muskulös, ohne die Muskeln besonders hervortreten zu lassen. Die Knie schmal. Die Oberschenkel verliefen in sanftem Schwung in das kräftige Gesäß. Die schwarzen Venushaare auf Zentimeterlänge kurz geschnitten.

„Warum sagen diese blöden Spießer immer Schamhaare? Weil dort die Scham ist?“ Lucia drückte den Unterleib ein wenig vor. „Dort ist nichts, wessen man sich zu schämen hatte, wessen ich mich zu schämen hätte!“

Behutsam griff sie mit beiden Händen zwischen ihre Beine und schob die äußeren Lippen auseinander. Hellrot leuchteten die Innenseiten. Nur zum Spaß fuhr sie ein paarmal über den oberen kleinen Punkt. Ein angenehmer Schauder lief ihr über den Rücken. Das Becken war vielleicht ein wenig zu ausladend. Der Nabel oval, klein. „Schade, man müßte sich in den Nabel ficken lassen können! Eine ungenutzte Öffnung.“

Die Taille sehr schmal, sehr straff, kein Fältchen. Der Busen groß zwar, aber fest. Den BH-Test hatte sie bestanden: Ein Bleistift oder etwas ähnliches wird unter eine Brust geklemmt — fällt er nicht auf den Boden, sollte man einen Büstenhalter tragen! Lucia trug nie einen Büstenhalter. Die Höfe groß, dunkelbraun, mit stets steifen, langen Spitzen. Pullis machten ihr manchmal Schwierigkeiten. Sie rieben so rauh an den unbedeckten Nippeln, daß sie einmal im Taxi zum Orgasmus gekommen war.

Die hochgereckten Achseln glatt, haarlos, jungfräulich. — Lucia war keine Jungfrau, wenn auch absolut unerfahren. Ein bißchen Petting am Strand von Ostia. Carlo hatte so unerfahrene Finger damals. Sie war richtig wütend gewesen. Am Strand von einem dummen Jungen mit einem dummen Ringfinger entjungfert zu werden, welche Blamage!

Vorbei, vergessen! Ohne jede Bedeutung jetzt, wie das Zittern ihrer Hand im Flugzeug, der Schweiß ihrer Achseln, der Krampf schmutziger Worte. In Zukunft würden diese Worte nicht mehr schmutzig sein. Ab heute würde eine Votze keine Liebesgrotte, sondern eine Votze sein. Ab heute würde ein Schwanz kein Geschlechtsorgan, sondern schlicht ein Schwanz sein. Und eine Klitoris ein Kitzler und ein Anus ein Arschloch und eine Brust eine Titte und ficken würde endlich ficken heißen und nicht beischlafen oder gar Geschlechtsverkehr!

Die schmalen Hände mit den langen Fingern und den überlangen Nägeln — im gleichen Farbton wie die Fußnägel lackiert — unter dem locker fallenden Haar. Das Kinn, mal rund, mal spitz, das konnte sie variieren, wie sie wollte. Der Mund groß, mit vollen Lippen.

„Niemand sagt Gesichtslippen oder Kopflippen. Jeder sagt Lippen und die sind im Gesicht. Welch ein Quatsch! Die im Gesicht sind Lippen und die anderen sollen Schamlippen sein! Der Schamlippen soll ich mich schämen. Weil sie von einem Schwanz, also einem tabu, einem Geschlechtsteil aufgestoßen werden. Und die Kopflippen? Die Gesichtslippen? Die nehmen kein Geschlechtsteil auf, saugen nicht an Schwänzen, schlucken keinen Samen? — Sie tun es. Hoffentlich oft. Jeden Tag. Jede Stunde. Ab jetzt. Ab sofort. Wenn jetzt der Empfangschef ins Zimmer kommt, um sich zu erkundigen, ob ich zufrieden bin, werde ich ihn verführen.“

Die Nase römisch. Klein, mit typischer Rundung. Die Augen groß, dichte Wimpern. Die Brauen begannen an der Nasenwurzel schmal, führten hoch zu einem breiteren Knick und liefen an den Rändern aus in feiner Ziselierung. Auf der glatten Stirn — immerhin war sie erst zwanzig — eine kleine Zornesfalte, exakt oberhalb der Nasenwurzel. Die Ohren klein, fast ohne Ohrläppchen, aber so sorgsam modelliert, als hätte ein Bildhauer seine Meisterarbeit gemacht.

Lucia strich sich mit den Händen über die Schultern. Die sanften Vertiefungen unter dem Schlüsselbein zärtlich durchforstend, die Brüste voll nehmend, die Taille eng fassend, Hintern und Becken satt fühlend, abfließend über Oberschenkel und Knie. Sie war schön! Sie roch gut! Schnüffelnd fuhr sie mit der Nase durch die Achselhöhlen. Strich prüfend mit dem Zeigefinger durch die Votze und hielt ihn an die Nase. Alles o. k. Die Taxifahrt zum Aeroporto Milano, der Flug, die Fahrt zum Hotel, die Angst, das letzte Zittern, nichts hatte Spuren hinterlassen. Sie war schön und sie roch gut.

Das lange Haar hochzustecken war mühevoll. Sie tat es nur, weil diese Frisur sie noch größer machte. Dabei war sie keineswegs klein — einen Meter fünfundsiebzig. Auf Männer mußte man herunterschauen können.

2

Touristen sitzen meist in Shorts, Bademänteln und ähnlichen unappetitlichen Bekleidungen am Mittagstisch. Kinder quäken. Nein, es waren kaum Kinder da. Vorsaison, da sind die Biester noch im Kindergarten. Wenn sie dort doch auch bleiben würden!

Lucia trug einen einteiligen schwarzen Hosenanzug, der vorn aufsprang, bis zum Nabel, hinten legte er den Rükken bis zum Po frei. Nun wußte also wirklich jeder der vielleicht zwanzig Gäste, daß sie keinen Büstenhalter trug. Tuschel-tuschel. Herr und Frau Jedermann hatten Gesprächsstoff.

„Una piccola pizza, minestra, Saltimbocca alla milanese, frutti, caffè!“

„Fromaggio?“

„No, grazie, die Figur, Sie verstehen!“


Nackte Fußsohlen auf Sand. Salzwasser leckt zwischen die Zehen. Ein salvataggio rudert stehend auf seinem feuerroten Katamaran ins Meer, schreit Unverständliches. Irgendjemand wird gerettet werden oder absaufen. Gino, der Kellner, stellt die Tasse hin, verschüttet ein wenig. „Scusi, Signora!“ Damit hat es sich.

Der caffè ist heiß. Die winzige Tasse brennt in der Hand. Wenn es Abend wird, kommt die Nacht von selbst.


Im Floridiana flammen die Lichter auf. Die Zypressen stehen in den nachtschwarzen Himmel, Lichter, unter Zweigen montiert, weisen ihnen den Weg. „Canta Silvia“ schreit das Plakat im Eingang und „The hot boys playing“. Roberto, der Empfangschef, nennt sich direttore und küßt ihr die Hand. „Prego, Signorina, ein Platz am Tisch oder vielleicht die Bar?“

„Zur Bar, bitte!“

„Prego, dort links, gleich neben dem Orchester, Signorina!“

Das Abendkleid geschlitzt bis zum Oberschenkel. Alle Kerle sind gierig, schauen, glotzen, trauen sich nicht. Die Bar ist leer. Ein Hocker, sehr hoch, das Kleid springt auf. Die Signora läßt sich nichts anmerken. Ein Blick aus den großen, braunen Kuhaugen. Neid auf den halterlosen Busen, deutlich markiert unter dem feinen Stoff. Mehr nicht.

„Prego?“

„Un Alessandro, per favore!“

„Va bene!“

„Aber mit Whisky, bitte!“

„Oh, specialità! Eh?“

„Si, Signora!“

Die Musik macht geil. Die Elektrogitarren hämmern, die Orgel peitscht die Nerven, der Baß flattert.

Und „Little boy!“

Wieso little boy? Auf dem Plakat steht: „Canta Silvia!“? Ach so, Silvia ist erkrankt. Grippe, kriegt ein Kind, Nervenlähmung, Stimmbandallergie, wer weiß? Little boy hat seine Chance. Seine Hose ist enger als seine Haut. Sein Schwanz hat wirklich keinen Platz darin. Die Ausbeulung muß ein Schneider berücksichtigt haben! Der Oberkörper im offenen, bestickten Seidenhemd glänzt. Er muß eine Höhensonne haben, dieser Junge, oder er war den Winter über in Nordafrika. Aber nein, er hat geübt, trainiert, geprobt den ganzen Winter lang, um jetzt, im Frühjahr hier seine Chance zu haben. Ein Schuß Negerblut, nach einem Krieg gespritzt, ist geradesogut für die natürliche Hautfarbe.

Little boy kommt zur Bar. „Tonic, please!“ Ein Blick zu Lucia. „Und für Sie?“

„Ein Alessandro, little boy — oder — wie soll ich Sie nennen?“

Little boy wirft einen tiefen, kaum kaschierten Blick zwischen ihre Brüste und sagt: „Nennen Sie mich einfach boy! — Warten Sie auf mich?“ Seine Augen sind hart.

„Warten Sie auf mich, bis ich fertig bin?“

„Fertig?“

„Bis dieses verdammte Lokal Feierabend macht!“

Lucia nimmt mit der rechten Hand ihre linke Brust und zieht sie aus dem Ausschnitt. „Küssen Sie sie!“ Little boy beugt sich vor. Seine Zunge schmatzt über die Warze. Die Signora schaut nach dem Wetter.

„O. k.“, murmelt Lucia, „ich warte, bis Sie fertig sind. Aber dann warten Sie, bis ich fertig bin!“


Der Hotel- und Nachtportier hatte für zweihundert Lire „mille grazie“ gesagt.

Little boy hatte seine schulterlangen, blonden Haare zurückgeworfen und war nach ihr in den Fahrstuhl gestiegen. Sofort umspannte er mit den Händen ihre Brüste und streichelte sechs Etagen lang die durch den dünnen Stoff deutlich spürbaren Spitzen. Lucia stöhnte. Es machte ihr einfach Spaß, in einem gewöhnlichen Fahrstuhl zu stöhnen. Der Fahrstuhl stöhnte, Lucia stöhnte, little boy stöhnte, denn Lucia hatte bereits einige Hosenknöpfe aufgerissen und streichelte seinen im Slip kaum verborgenen steifen Schwanz.

„Komm! Gleich hier!“ sagte sie, drückte den Knopf Erdgeschoß, und gewann so eine Minute Zeit, den Slip hinabzuziehen und ihren Mund auf den Schwanz zu legen, mit den Lippen die Eichel zu befeuchten, mit der Zunge die Furche zu entdecken, sie saugte und leckte. Little boy kam beim zweiten Mal aufwärts in der dritten Etage. Lucia schluckte den Samen, verpackte little boy’s Pimmel notdürftig „wir brauchen ihn noch“ und öffnete die Fahrstuhltür auf ihrem Geschoß.

„Laß uns baden, ich möchte dich ganz nackt sehen!“ Lucias Stimme klang fest. Sie war es auch.

Die Landung auf Rimini aeroporto war der Schlußstrich gewesen. Dies war der Start. Das neue Leben. Ich bin Frau! Ich bin! Ich gebe nicht, ich nehme! Was immer ich will! E-man-zi-pa-tion!


Der Morgen schickte Sonnenstrahlen durch das Fenster. Little boy schlief fest. Lucia streichelte seine Brust, seinen Bartwuchs. Er stöhnte im Schlaf. Lucia stand auf, ging unter die Dusche.

Eine braune Cordhose, ein weißer Pulli, Sandaletten für die nackten Füße, das genügte wohl fürs Frühstück. Gähnend betrat sie den Frühstücksraum.

Café und Milch, mezzo-mezzo, die große Tasse dampfte. Ein Stück Weißbrot, die Zigarette. Die Welt war in Ordnung. Am Nebentisch saß ein Amerikaner in schreiend bunten Shorts und aß Eier mit Speck. Weiter hinten brühte eine deutsche Familie den eigenen Nescafé auf. Der Kellner hatte noch Schlaf in den Augen. Ein Franzose addierte mit flüchtigen Lippenbewegungen die Rechnung, sie stimmte wohl.

Als sie wieder das Zimmer betrat, stand Little boy bereits unter der Dusche. Sie streifte Sandaletten, Hose und Pulli ab, legte sich auf das Bett. Little boy kam, tropfend naß, kuschelte sich in ihren Arm, unter ihre Brüste. Sie kraulte sein Nackenhaar, griff mit den langen Fingernägeln in die Muskelstränge, bis er stöhnte: „Zu hart! Bitte nicht!“

Dann nahm er die Nippel nacheinander in den Mund, saugte, leckte, biß sie zart. Sein Schwanz wurde hart und Lucia fühlte, wie ihre Votze feucht wurde. Little boy fuhr mit der Hand ihren Leib hinab, verweilte auf dem flachen Bauch, prüfte den Nabel und glitt zwischen ihre Beine. Mit Zeige- und Mittelfinger teilte er die Lippen, streichelte die schleimigen Innenseiten, stach entschlossen mit beiden Fingern zu. Lucia bäumte sich hoch. Da stach er mit dem kleinen Finger ebenfalls zu und ließ ihn in ihr Arschloch gleiten. Seine Zunge wanderte von Brustwarze zu Brustwarze und wieder zu ihrem Mund, leckte ihre Mundhöhle aus, Zähne, Zahnfleisch, Gaumen. Sie verkrampfte sich. Die Zehen krümmten sich, die Wadenmuskeln schmerzten. Er nahm die Hand zurück, teilte ihre Beine, warf sich auf sie. Sein harter Schwanz drang in sie, schob sich hin und her.

„Komm!“, sagte er, „ich hab’ nicht viel Zeit jetzt, ich bin schnell. Komm!“ Und während er sie mit festen Stößen vögelte: „Du bist gut!“ Er griff unter ihre Arschbacken, zog sie hoch, bewegte ihr Becken auf und um seinen Schwanz. Seine Zunge kroch in ihre Ohren. Lucia fiel in ein gleichmäßiges, rhythmisches Stöhnen. Ihre Votze brannte, der Schwanz stieß bei jeder Einwärtsbewegung gegen ihre Gebärmutter. Ein nicht endenwollender Strom von Samen überflutete ihre Möse, lief die Schenkel entlang, während sie sich ein letztes Mal aufbäumte und ebenfalls ausfloß.

„Prego, amigo, ruh dich aus. Ich brauch’ dich noch einmal!“ Lucia war keine erfahrene Frau. Aber sie wußte, was sie wollte. Und sie wollte ihn noch einmal, anders. Sie ging ins Bad, duschte. Nahm einen Schwamm und säuberte ihn. Dann lag sie neben ihm. Eine Zigarette. Der Qualm ließ seine Augen tränen.

„Auch eine?“

„Danke, ich darf nicht. Mein Manager hat’s mir verboten.“

„Hat er auch das Vögeln verboten?“

„Nein, zweimal die Woche darf ich.“

„Na, dann hast du gleich dein Wochenpensum weg. Wenn wir den gestrigen Abend nicht mitrechnen.“

Langsam glitt ihr Mund abwärts, bis er den schlaffen Schwanz aufnahm. Sie nahm ihn ganz hinein, griff mit den Fingern zugleich unter seine Hoden. Sowie die Zunge über den Rand der Eichel glitt, wurde das Glied größer, hart, stand wieder fest. Little boy überlief eine Art Schüttelfrost, Lucia nahm die Eichel zwischen ihre Zähne. Ihr Schoß wurde wieder naß und Little boy warf sie so über sich, daß er mit der Zunge ihren Kitzler lecken konnte. vorn Kitzler zog er die Zunge durch die Votzenlippen über den Damm zum Arschloch. Lucia bebte. Ein Schweißausbruch machte ihren Rücken naß. Wie fiebernd fuhr sie mit der Zunge den Schwanz auf und ab, nahm ein Ei in den Mund, dann das andere, kraulte in den feuchten Haaren, keuchte, stöhnte, bekam keine Luft. Der Schwanz bohrte sich in ihren Rachen, die Eier deckten ihre Nasenlöcher zu. Da war es auch schon geschehen. Sie hatte Mühe, sich nicht zu verschlucken, hustete, der Saft lief ihr aus den Mundwinkeln.

Little boy richtete sich auf. „Bist du gekommen?“

Lucia nickte.

„Kommst du heute abend ins Floridiana? Ich singe wieder!“

„Wieso wieder?“ Lucia war ehrlich erstaunt. „Hast du gestern etwa auch gesungen?“

Little boy schien verstört.

„Ehrlich, Little boy, ich hab’s nicht gemerkt. Ich habe dich nur gesehen!“

„Kommst du?“

„Ja“, sagte Lucia und sie wußte, daß sie log.

3

Hoch über Venedig war die Sonne als orange brennender Ball ins Meer eingetaucht. Die Strände waren verlassen. Die Strandbars geschlossen. Keine Musikbox dudelte mehr. Nur auf dem nahen Trampolin drehte ein einsamer Irrer seine Runden. Man hörte sein blopp — blapp — blopp — blapp. Monoton und idiotisch.

Lucia schlenderte durch den Sand in Höhe der Hütten. Sie trug nur ihre Cordhose und einen Pulli, darunter nichts, keinen BH, keinen Slip. Die nackten Füße malten Spuren in den Sand. Die Hände tief in den Hosentaschen vergraben, zog sie an einer Zigarette, die sie sich in einen Mundwinkel geklemmt hatte. Um die Hände nicht aus den Taschen nehmen zu müssen, schüttelte sie hin und wieder mit einer heftigen Kopfbewegung die Asche ab. Als sie am Piazzale San Martino weiter südlich gehen wollte, blieb sie plötzlich stehen, öffnete den Mund und ließ die Kippe in den Sand fallen.

Zwei große Jungen, vielleicht Anfang Zwanzig, der eine weißblond, der andere schwarz, beide trugen ihr Haar schulterlang. Sie hatten sich die Hosen aufgeknöpft und wichsten sich gegenseitig die Schwänze. Derweil küßten sie sich intensiv, indem jeder mit der Zunge die Mundhöhle des anderen auszuforschen trachtete. Die Augen hielten sie geschlossen und Lucia machte keinen Lärm. So waren sie völlig verdutzt, als sie sahen, daß das fremde Mädchen ganz nah bei ihnen stand und sie wohl schon einige Zeit betrachtet haben mußte.

„Es ist nicht strafbar“, murmelte der Schwarzhaarige, „er ist alt genug“, und fügte dann, fast trotzig, hinzu: „Und Erregung öffentlichen Ärgernisses ist es auch nicht!“ Der Blonde schwieg.

Es war nur ein Schritt, bis sie hautnah bei ihnen stand. Ihre Erektionen hatten nicht nachgelassen. Wortlos ließ sich Lucia vor dem Blonden auf die Knie fallen, zog mit einem Ruck seine Hose herunter, umschloß mit dem Mund seinen Penis und umklammerte mit den Händen seine Oberschenkel, als fürchte sie, er werde davonlaufen. Den Blonden durchlief ein Zittern. Der Schwarze stand hilflos neben seinem Freund. Lucia löste eine Hand von dem Oberschenkel und umschloß das Glied des anderen, wichste es so, wie es vorher der Junge getan hatte. Der hatte indes damit begonnen, nicht nur das Aufundab von Lucias saugendem Mund aufzufangen, sondern selbst in rhythmischen Stößen in diesen vollen Frauenmund hineinzuvögeln. Dann und wann gab er ein leises Wimmern von sich.

Der Schwarzhaarige hatte sich aus Lucias Hand befreit und war hinter seinen Freund getreten, dessen Oberkörper er leicht nach vorn drückte, so daß Lucia ihre Haltung verändern mußte. Fest drückte er sich auf den Rücken des Freundes und stieß mit ruhigen, gekonnten Bewegungen seinen Schwanz immer tiefer in den Hintern des Jünglings, der immer öfter das Lied seiner Lust sang. Lucia fühlte mit der Hand zwischen die beiden und stellte fest, daß der Schwanz des Schwarzhaarigen zur Hälfte verschwunden war. Die Jungen stöhnten im gleichen Takt und Lucias Mund und Rachen waren immer noch ausgefüllt von dem zuckenden Jungenpimmel. Mit beiden Händen hatte sie die Eier des Fickenden umschlossen, die wild gegen die Hinterbacken des anderen klatschten. Das Stöhnen entartete zum Schrei. Lucia schluckte und schluckte und spürte zugleich, wie der Samen des Arschfickers dem Freund durch den Damm lief. Sie ließ sich auf den Rücken fallen. Erschöpft legten sich die Jungen neben sie.

„Nimmst du dir immer alles, was du haben willst, ganz einfach, so wie jetzt?“ fragte der Blonde.

„Ja.“

„Immer schon?“

„Nein. Seit gestern!“

Der Schwarze warf ein: „Und wie lange willst du das so machen? Ich meine, ein Leben lang? Auch als Großmutter noch?“

„Ich werde nie Großmutter sein. Ich werde mir immer alles nehmen, was ich haben will, bis zu dem Tage, an dem ich von hier in Richtung Meer gehen werde. Und immer weiter gehen werde, bis das Wasser meine Knie umspült, bis meine Brüste im Wasser sind, bis nur noch meine Haare und dann nichts mehr zu sehen ist. An diesem Tage habe ich mir das letzte genommen, was ich mir nehmen wollte, das Leben!“


Die Giardino-Bar gegenüber dem Floridiana öffnete früh. Viele nahmen hier ihren Frühstückscaffè mit einer Zigarette oder den morgendlichen Apéritiv, einen Camparisoda, einen Rabarbero zucco oder den mundigen Rosso antico.

Lucia blickte auf ihre Armbanduhr. Zehn Uhr — ein herrlicher Morgen. Die Stadt erwacht. Ein guter Platz, Leute zu beobachten. Die Straßenkreuzung gab viel her für die Augen. Es waren kaum Autos unterwegs, man ging zu Fuß. Touristen eilten zum Strand, nur ja keine Minute Sonnenbraterei verpassen. Bäuerliche Frauen mit großen Kopftüchern auf dem Kirchgang. Reiche Amerikaner mit Fotoausrüstung, mit Brillanten behangen. Verspätete Nachtbummler, die der Bus aus Rimini ausgespuckt hatte. Geldadel aus Mailand und Rom, ohne Schmuck, ohne Aufwand, die Zigarettenschachtel und das Feuerzeug in der Hand haltend. Bei so viel Mühe des Herunterspielens klatschten einem geradezu die Lirebündel um die Ohren. Der Kellner erschien in der Sommeruniform eines Flottenadmirals.

„Un caffè freddo!“

„Prego, subito!“

Wie viele Tage war sie nun hier? Drei, vier? Vier wohl, aber das war nicht wichtig.

„Wie lange bleibst du?“ hatte ihre Mutter in Mailand gefragt.

„Ich weiß nicht“, hatte sie geantwortet. „Vielleicht ein paar Wochen, ein paar Monate, ich weiß nicht.“

Mutter war ehrlich entsetzt gewesen. „Aber warum, bambina? Was hast du vor? Ein Urlaub, so zum Erholen, der dauert vier oder fünf Wochen. Dann ist man wieder in Ordnung. So haben es Vater und ich stets gemacht und so kennst du es auch. Wozu jetzt diese Planlosigkeit?“

„Mamma, versteh mich. Ich handle nicht planlos. Ich muß mit mir ins reine kommen. Ein neues Leben anfangen, erwachsen werden.“

„Ein neues Leben!“ Mutter schnaubte. „Hat man so was je gehört? Mit zwanzig will sie ein neues Leben anfangen! — Komm her zu mir, bambina. Sag es mir, wenn dich etwas bedrückt. Kann ich dir helfen? Hast du dir vielleicht …“ Mamma konnte den Satz nicht vollenden. Sie wäre zusammengebrochen, hätte sie je über Sexuelles, über Erotik sprechen müssen.

„Nein Mamma, ich habe nicht. Aber, vielleicht werde ich —“, auch Lucia konnte nicht weitersprechen. Doch aus anderem Grund. Die Mamma hätte sie doch nicht verstanden. Es wäre ein Gespräch ohne Anfang und Ende geworden, ein Fluß, der im Kreise fließt, ein Strom, der sich in sich selbst ergießt und keine Mündung, kein Ergebnis. Zum Schluß hätte die Mamma geweint und nichts begriffen, außer, daß ihre Tochter seltsam, fern und unerreichbar war.

Was sollte sie, die Mutter schon anfangen mit dem Wort Emanzipation? Und wenn sie, die Tochter, ihr dann noch zu erklären versucht hätte, daß es ihr vor allem auf die sexuelle Emanzipation ankam?

Doch es war sinnlos, darüber zu grübeln. Sie hatte sich entschlossen. Sie war schon zu weit gegangen in diesen vier Tagen, als daß sie noch zurück gekonnt hätte. Mein Gott, wie leicht war es gewesen! Und wieviel Vergnügen hatte es gemacht! Das größte, schönste, gewaltigste, intensivste Vergnügen der Welt! Und man konnte es jederzeit haben, an jedem Ort, zu jeder Zeit — fantastico!

Lucia betrachtete sich. War sie für einen Sonntag halbwegs korrekt angezogen? Im Hotel hatte sie nicht daran gedacht, daß Sonntag war, maß dem Tag auch weiter keine Bedeutung bei. Doch hier, quasi auf dem Präsentierteller, an einer Straße, die voller Kirchgänger war?

Sie sah auf ihre langen gebräunten Beine, die nackten Füße in den aufregenden Sandaletten, die lackierten Zehen. Der braune Minirock war entschieden zu kurz. Aber auch durch Ziehen ließ er sich nicht verlängern und gab weiterhin den größten Teil der kräftigen Oberschenkel frei. Die dünne, lindgrüne Bluse ließ alles ahnen, bei intensiver Betrachtung auch sehen. Den mittleren Knopf wenigstens sollte sie schließen! Sie versuchte es, vergeblich. Ein BH hätte die Brüste besser geteilt, so war die Bluse gearbeitet. Aber was der BH zurückgehalten und geteilt hätte, trug Lucia lieber naturell. Der Knopf blieb offen.


Eine Zigarette! „Darf ich Ihnen Feuer anbieten?“ Ein Feuerzeug klickte. Der Fremde sprach italienisch mit einem kleinen Akzent. „Gestatten Sie?“

Lucia schaute um sich. Die Bar war bereits recht gut besucht. Sie nickte.

Verstohlen betrachtete sie den Ausländer. Schwarze Schuhe, helle Leinenhose, dunkelblauer Blazer mit weißem Hemd und Krawatte, das dunkelblonde Haar sorgfältig gescheitelt und gekämmt. Er könnte Deutscher sein.

„Wie heißen Sie?“ Lucia hatte die Frage ganz ohne Vorbereitung abgeschossen.

Der Fremde stutzte, faßte sich aber und sagte knapp:

„Neufert. Neufert aus Frankfurt.“

Lucia lachte: „Ihren Vornamen will ich wissen!“

Herr Neufert aus Frankfurt, er mochte um die Dreißig sein, stutzte und faßte sich abermals. „Rolf“, sagte er, „Rolf Neufert.“ Er wagte nicht, die Gegenfrage zu stellen. „Ich heiße Lucia“, half sie ihm und Rolf Neufert warf ein „Angenehm!“ dazwischen.

„Wieso sprechen Sie so gut italienisch?“

Bescheiden wehrte er ab. „Mein Vater hat ein Importgeschäft. Textil und so. Wir machen viele Geschäfte mit Italien. Und da ich das Ganze mal übernehmen soll, lag es auf der Hand. Ich habe drei Jahre in Florenz studiert“, fügte er nicht ohne Stolz hinzu.

Das Gespräch entwickelte sich. Rolf erwies sich als Mann von Welt, mit besten Manieren, korrekt, aber doch wenig erfahren. Selbst am Nebentisch konnte man spüren, daß Rolf immer mehr entflammte. Er erzählte von sich, von seiner Familie, den Geschäften, als ob er noch vor dem Mittagessen einen Heiratsantrag machen wolle.

Und Mittag wurde es bald. Die Verabschiedung. Die unvermeidliche Frage. „Können wir uns Wiedersehen, Lucia?“

Lucia schwieg. Einen Augenblick nur war sie in Versuchung.

Rolf drängte. „Bitte, ich möchte Sie einladen. Heute abend, morgen abend. Wir gehen ins La Stalla, fahren zum Eden Rock! Kennen Sie Eden Rock? Es ist fantastisch!“ Sie bot ihm eine Zigarette an. „Nun seien Sie mal ganz ruhig, Rolf. Ich werde Sie vermutlich schockieren. Aber es muß wohl sein!“

Er begriff nichts: „Sind Sie etwa verheiratet?“

„Nein. Hören Sie mir mal zu. Sie verstehen ein wenig von Italien —“ Rolf nickte Zustimmung — „Sie verstehen ein wenig von italienischer Mentalität, haben darüber gelesen, vor allem über die Frauen“ — wiederum Nicken — „vergessen Sie das alles! Es stimmt nicht mehr!“

„Aber dann verstehe ich Sie erst recht nicht. Wenn Sie also meinen, daß Sie modern sind, frei, wenn ich mich so ausdrücken darf, warum wollen Sie dann nicht eine kleine, harmlose Einladung annehmen?“

„Ich will es Ihnen erklären, Rolf.“ Sie versuchte, ihrer Stimme den schulmeisterlichen Klang zu nehmen. „Nehmen wir an, wir gehen heute abend ins La Stalla! Wir würden etwas trinken, tanzen, na ja, das Übliche. Spätestens um zwei würden Sie versuchen, mich zu küssen, um halb drei würden Sie mir gestehen, daß Sie sich bis über beide Ohren in mich verliebt hätten. Vermutlich würde ich nicht umhin können, Ihnen etwas ähnliches zu sagen. Und spätestens auf dem Nachhauseweg würden Sie mich ,besitzen‘ wollen, so sagt man doch unter jungen, wohlerzogenen Männern?“

Rolf wirkte verlegen.

„Sehen Sie, Rolf, und damit finge es an. Ich würde mich nicht besitzen lassen wollen, sondern allenfalls würde ich mit Ihnen einen großen Spaß haben wollen. Ob im Auto, am Strand oder in meinem Bett, wir würden es treiben nach meiner Lust, nach meiner Laune. Das würde Sie zunächst schockieren, dann aber wäre es auch Ihnen angenehm.“

Rolfs Blick wurde immer verständnisloser.

„Wenn wir das alles aber machen würden, dann würden Sie mich morgen anrufen, mit Blumen vor dem Hotel erscheinen, am Strand nach mir suchen. Vergeblich, Rolf. Denn morgen werde ich bereits einen anderen haben. Oder mehrere andere. Was weiß ich. Das ist sicher. Und Sie, Rolf, Sie sind nicht der Typ, das durchzustehen!“

Lucia erhob sich. Rolf Neufert aus Frankfurt war so fassungslos, daß er seine Manieren vergaß und sitzen blieb.

„Ciao, Rolf und nehmen Sie sich nicht das Leben. Versuchen Sie’s weiter! Ich bin ganz sicher, ich weiß es, Sie könnten Tausende junge Mädchen finden, die Sie Wochen und Monate zappeln lassen, bis Sie endlich glauben, sie bezwungen zu haben. Und nur darauf kommt es Ihnen doch an, oder?“

Rolf schnappte nach Luft. Er wollte sprechen, aber er konnte nicht. Verzweifelt machte er eine Geste, sie solle noch bleiben.

Lucia trat einen Schritt zurück. „Es ist besser so, Rolf, ich wäre Ihnen schlecht bekommen! Guten Appetit fürs Mittagessen!“

Bereits auf der Gramsci blickte sie noch einmal zurück. Rolf saß immer noch regungslos am Tisch, den Kopf auf die Hände gestützt. Als habe ihm jemand gesagt, er müsse noch einmal das Abitur nachmachen.