So nutzen Sie dieses Buch

Die folgenden Elemente erleichtern Ihnen die Orientierung im Buch:

Beispiele und Übungen

In diesem Buch finden Sie zahlreiche Beispiele, die veranschaulichen und illustrieren.

Tipp/Hinweis:

Hier finden Sie zahlreiche Tipps und Hinweise.

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Die Merkekästen enthalten Empfehlungen und hilfreiche Tipps.

Auf den Punkt gebracht

Am Ende jedes Kapitels finden Sie eine kurze Zusammenfassung des behandelten Themas.

5Vorwort

Reden mit dem Manuskript – manche halten das für eine Verlegenheitslösung. Wer nicht frei sprechen kann, der braucht einen vorgefertigten Text vor der Nase. Und den liest er seinen Zuhörern vor. In der Hoffnung, dass sie ihm schon irgendwie folgen können. Ein guter Redner, so die weitverbreitete Auffassung, spricht grundsätzlich frei.

Doch das ist ein Irrtum. Es gibt Gelegenheiten, da greifen auch die Profis zum Manuskript. Und zwar besonders dann, wenn viel auf dem Spiel steht und sie ihre Worte sorgfältig wählen müssen. Experten, Führungskräfte, Menschen, die buchstäblich viel zu sagen haben, verzichten selten auf ein Manuskript.

Es kommt noch etwas hinzu: Wer mit Manuskript arbeitet, stellt die Sache in den Vordergrund. Rednern, die frei sprechen, geht es gelegentlich vor allem um die eigene Person. Die soll gut rüberkommen. Dabei hat frei zu sprechen auch seine Risiken. Und manchen liegt es einfach nicht. Das ist kein Drama. Denn auch mit Manuskript können Sie eine überzeugende, ja eine mitreißende Rede halten. Wie das geht, davon handelt dieses Buch. Dabei beschäftigen wir uns mit zwei Themen:

Es wird sich zeigen: Eine Rede mit Manuskript kann durchaus die erste Wahl sein. Vor allem wenn Sie komplexe Inhalte vermitteln möchten, Ihre Zuhörer Gefallen an geschliffenen Formulierungen finden und Sie eine schlüssige Argumentation aufbauen wollen, empfiehlt es sich, ein Manuskript einzusetzen. Die folgenden Kapitel wollen dazu beitragen, dass Ihre Rede gelingt und zum Vergnügen wird. Für Sie und Ihre Zuhörer.

München, im Mai 2017

Matthias Nöllke

7Warum mit Manuskript?

Treten Sie mit einem Manuskript ans Rednerpult, stoßen Sie nicht überall sofort auf Sympathie. Das ist durchaus verständlich. Denn viele Reden, die vom Blatt vorgetragen werden, sind einfach schauderhaft. Und das gleich in mehrfacher Hinsicht:

Dass ihnen kaum jemand folgen kann, empfinden die Papier-Redner nicht als ihr Versagen. Vielmehr deuten sie dies als Zeichen ihrer Kompetenz. Sie sind ihren Zuhörern fachlich 8und intellektuell so weit enteilt, dass die nicht mehr Schritt halten können. Und manche von denen beeindruckt das sogar. Nach dem Motto: je unverständlicher, desto Experte.

Man kann die Sache allerdings auch positiv wenden: Wir müssen nur konsequent die eben erwähnten fünf Unarten vermeiden, um uns bereits positiv von vielen Rednern abzuheben. Zumindest von denen mit Manuskript. Und davon gibt es ja eine ganze Menge. Unser Ehrgeiz reicht allerdings noch ein wenig weiter: Wir möchten auch diejenigen übertreffen, die frei vortragen. Das allerdings verlangt uns deutlich mehr ab.

Der Startvorteil der freien Rede

Keine Frage, wenn Sie frei sprechen können, dann ist das ein enormer Vorteil. Es fällt Ihnen sehr viel leichter, eine Verbindung zu Ihren Zuhörern zu schaffen. Ganz einfach weil Sie Ihren Blick auf das Publikum richten – und nicht auf Ihren Text. Sie erfassen sofort, wie Ihre Worte aufgenommen werden: ob Sie auf Zustimmung stoßen, Skepsis, Interesse oder Ablehnung. Und Sie können darauf sofort reagieren – auf die eine oder andere Art.

Diese Unmittelbarkeit kommt Ihrer Rede meist zugute. Was Sie vortragen, ist keine einseitige Angelegenheit. Sie beziehen Ihr Publikum viel stärker mit ein. Es fühlt sich unmittelbar angesprochen, ist aufmerksamer und wohlwollender. Wenn Sie sich verhaspeln, wird Ihnen das leicht verziehen. Druckreif müssen Sie ohnehin nicht formulieren. Kleine Fehler machen die Sache persönlicher und sympathischer.

9Außerdem können Sie leichter die Gefühle Ihrer Zuhörer mobilisieren. Ihre Rede kann viel emotionaler sein und reißt die anderen leichter mit. Ihre Chancen stehen weit besser, dass der Funke überspringt. Ihre Worte entfalten eine sehr viel stärkere Wirkung.

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Wer frei redet, bekommt einen Sympathievorschuss

Das Publikum fühlt sich weit mehr mit einem Redner verbunden, der es direkt anspricht. Er wirkt sympathischer und auch souveräner, wenn er seine Argumente nicht abliest.

Die freie Rede ist kein Selbstläufer

Unter diesen Voraussetzungen stellt sich schon die Frage: Warum sollten Sie bei Ihrer Rede nicht gleich auf ein Manuskript verzichten und nur noch frei sprechen? Nun, dafür gibt es drei Gründe:

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Eine Routinesache

Eine gelungene freie Rede entsteht selten wirklich spontan. Sehr oft ist sie Routine. Der Redner hat schon häufig über dieses Thema gesprochen und greift auf bewährte Versatzstücke zurück: Immer wieder gern erzählte Geschichten und seine Standardsätze. Für das Publikum ist das Gesagte neu, für ihn selbst ein alter Hut.

Eine Rede maßschneidern

Sollen Sie zu einem besonderen Anlass sprechen, empfiehlt es sich fast immer, ein Manuskript zu erstellen. Sie bereiten Ihre Rede sorgfältig vor, können Ihre Worte mit Bedacht wählen und auf die spezielle Situation zuschneiden.

Wer frei spricht, trifft keineswegs immer den richtigen Ton. Denn er spricht aus dem Moment heraus. Auch routinierte Redner können danebengreifen, wenn sie sich allzu sehr auf ihr Standardprogramm verlassen: Diese Geschichte kommt doch immer gut an. Also gebe ich sie hier auch zum Besten. Damit kann man auch mal falsch liegen. Die Zuhörer spüren: Der Redner serviert ihnen ein Fertiggericht. Und das mundet den wenigsten.

11Ein Manuskript erlaubt es, dass Sie Ihren Text genauer ausarbeiten. Sie können an Formulierungen feilen, sie zuspitzen oder abmildern, einzelne Passagen hinzufügen, die Ihnen später noch einfallen, und andere streichen, weil sie Ihnen nicht mehr angemessen erscheinen. Mit etwas Abstand kommen Ihnen manche Sätze doch nicht mehr so gelungen vor. Sie können sie so lange abändern, bis sie passen.

Es kommt noch etwas hinzu: Ein Manuskript macht es möglich, die Rede besser zu überblicken. Sie können nachträglich in ihre Struktur eingreifen, Abschnitte umstellen und deren Länge verändern. All das kommt der Qualität Ihrer Rede zugute.

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Eine Rede mit Manuskript ist durchdachter

Es liegt in der Natur der Sache: Ein Manuskript zu erstellen erfordert Distanz. Sie sind gezwungen, sich über die Gliederung klar zu werden und Ihre Formulierungen noch einmal zu überprüfen. Selten bleibt der erste Entwurf unverändert. Diese Auseinandersetzung mit dem Text sorgt dafür, dass Sie ihn gründlicher durchdenken und dass Ihre Rede gehaltvoller wird.

Sich der freien Rede annähern

Und doch sollten die Stärken der freien Rede nicht in Vergessenheit geraten: die Unmittelbarkeit, die Verbindung mit dem Publikum, die Natürlichkeit, die Frische und die Emotionalität. 12 Sprechen Sie mit Manuskript, bleiben diese Dinge häufig auf der Strecke.

Das muss jedoch nicht so sein. Ihre Rede wirkt lebendiger, sympathischer und überzeugender, wenn Sie sich in mancher Hinsicht der freien Rede annähern. Bewährt haben sich vier Methoden:

Zwar erreicht eine Rede mit Manuskript niemals denselben Grad an Unmittelbarkeit wie eine frei vorgetragene Rede. Doch das ist auch gar nicht nötig. Sie möchten bestimmte Inhalte vermitteln, Argumente darlegen oder auch nur die richtigen Worte in einer schwierigen Situation finden. In solchen Fällen kommt es nicht allein auf Sympathie und Nähe an, sondern auch auf Klarheit, Nachvollziehbarkeit und Präzision. Um das zu erreichen, müssen Sie meist ein wenig länger an den Worten drechseln. Es geht darum, Zugewandtheit zu zeigen und die Dinge auf den Punkt zu bringen. Das kann Ihnen gelingen, wenn Sie über ein gut formuliertes Manuskript verfügen, das Sie lebhaft und engagiert vortragen.

13Ein Manuskript mildert die Redeangst

Kaum etwas versetzt uns so sehr in Anspannung wie die Aussicht, vor einer Gruppe von Menschen sprechen zu müssen. Glaubt man Umfragen, würden sich viele lieber verprügeln lassen, als diese Tortur auf sich zu nehmen.

Fast alle Menschen kennen Redeangst. Auch diejenigen, die nach außen so ruhig und souverän wirken. Dabei droht doch eigentlich gar keine Gefahr. Im Gegenteil, es sollte eine beglückende Erfahrung sein: Als Redner haben Sie das Sagen. Die anderen hören Ihnen zu. Dabei zeigen sie nach allgemeiner Erfahrung eher Interesse und Wohlwollen als Abneigung oder Langeweile. Sogar bei Ansprachen zum Firmenjubiläum oder bei der Hochzeitsrede des Brautvaters.

Und doch nützt das wenig. Die Anspannung, ja die Angst ist einfach da. Vor allem kurz bevor die Rede beginnt. Dann rumort es in der Magengegend, die Nerven sind angespannt. Manche Redner fühlen sich hundeelend und doch merkt man es ihnen nicht an. Nach einigen Minuten gewinnen sie Sicherheit und werden regelrecht locker. Wenn es nicht so gut läuft, kann sich die Nervosität auch aufschaukeln. Der Mund wird trocken, der Atem kurz, die Stimme brüchig.

Um dieses Schreckensszenario abzuwenden, gibt es eine Reihe bewährter Methoden. Sich schon vorher mit den Räumlichkeiten vertraut machen. Die innere Anspannung zulassen und nicht bekämpfen. Sich innerlich sammeln und bewusst ruhig atmen. Ein sehr wirksames Mittel gegen Redeangst ist außerdem – das Manuskript. Es wirkt wie ein Rettungsring. Sie können gar nicht untergehen.

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14Auf alle Fälle mit Manuskript

Sie haben Angst, den Faden zu verlieren? Sie meinen, das Publikum ist nicht mehr auf Ihrer Seite? Sie trauen sich kaum, den Blick zu heben? Das sind keine angenehmen Aussichten. Aber Ihr Manuskript hilft Ihnen aus dieser Verlegenheit. Auch wenn Sie mal den Faden verlieren – mit einem Manuskript können Sie Ihre Rede einfach fortsetzen. Bis zum vorformulierten Ende. Allein diese Gewissheit verleiht Ihnen ein „Standing“, das Sie sonst nicht hätten.

Sie können sogar relativ entspannt eine freie Rede halten – mit Manuskript im Hintergrund. Von dem machen Sie erst einmal keinen Gebrauch, aber es liegt für alle Fälle vor Ihnen auf dem Pult. Sie können es nutzen, wenn Sie doch mal ins Stocken geraten. Wie Sie dann in Ihrem Manuskript gleich die richtige Stelle finden, wird uns in einem späteren Kapitel beschäftigen.

Nüchternheit und Sachlichkeit sind wieder willkommen

Viele sind der Ansicht: Eine Rede muss unterhaltsam sein. Infotainment ist Pflicht – auch und gerade im Beruf. Sogar wenn es um seriöse und komplexe Themen geht, dürfen Sie Ihre Zuhörer nicht langweilen. Die Amerikaner machen es vor, wie so etwas gelingt. Da haben sogar wissenschaftliche Vorträge Unterhaltungswert. Es macht Vergnügen, ihnen 15zuzuhören. Und das ist ja nicht das Schlechteste, was man einem Vortrag nachsagen kann.

Allerdings hat sich diese Entwicklung verselbstständigt. Kaum noch eine Präsentation kommt ohne Storytelling und Showeffekte aus. Der Redner wird zum Entertainer – und fängt an zu nerven. Vor allem wenn sich die Zuhörer in erster Linie für die Inhalte, die Substanz seiner Ausführungen interessieren und feststellen: Da steckt nicht viel dahinter.

In so einer Situation wirkt es geradezu wohltuend, wenn Sie auf Sachlichkeit und Schlichtheit setzen. Sie inszenieren sich nicht, sondern halten eine klare, gut strukturierte Rede. Mit Manuskript. Das wirkt stimmig und kompetent.

Ganz anders liegt der Fall, wenn Sie den quirligen Alleinunterhalter geben und Ihren Text immer wieder ablesen müssen. Das passt tatsächlich nicht zusammen.

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Ein Manuskript schafft (professionelle) Distanz

Wenn Sie ein Manuskript einsetzen, dann sorgt das für eine gewisse Distanz zum Publikum. Das kann man durchaus positiv sehen: Sie drängen sich nicht auf. Sie laden Ihre Ausführungen nicht emotional auf (was bei kritischen Zuhörern gar nicht gut ankommt; sie fühlen sich dadurch manipuliert). Stattdessen bleiben Sie auf Abstand und lassen Ihren Zuhörern die Freiheit, sich selbst ein Urteil zu bilden.

16Leichte Themen, schwere Themen

Nicht immer ist ein Manuskript angemessen. Wer seine Gäste zu einem Fest begrüßt und dazu einen Zettel entfaltet, der dürfte eher irritieren als beeindrucken. Sie können sich an zwei einfache Grundregeln halten:

Bedeutende Anlässe und gewichtige Themen vertragen ein Manuskript. Gleichzeitig aber stellt sich Ihnen als Redner die Aufgabe, gerade dann für ein Höchstmaß an Verständlichkeit zu sorgen. Ein Manuskript soll die Rede klarer, präziser, überzeugender machen – und nicht komplizierter.

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Lieber mit Manuskript als überhaupt nicht

Manchmal dürfen Sie aber doch auch bei geringeren Anlässen ein Manuskript benutzen: Wenn von Ihnen eine Rede erwartet wird, Sie aber nicht in der Lage sind, frei zu sprechen. In diesem Fall müssen Sie nur zwei Dinge beachten: Bevor Sie loslegen, bitten Sie um Verzeihung, dass Sie nicht ohne Manuskript auskommen. Und dann muss Ihre Rede kurz und knackig sein.

17Die Rede dokumentieren

Es spricht einiges dafür, dass Sie Ihre Rede dokumentieren. Dadurch wird das, was Sie gesagt haben, für Sie später noch verfügbar. Sie können es noch einmal nachkontrollieren. Vor allem aber können Sie später darauf aufbauen. Vielleicht halten Sie über das Thema ja noch einmal eine Rede oder Sie schreiben einen Artikel, einen Blog oder ein Buch. Dann kann es Ihnen die Arbeit sehr erleichtern, wenn Sie Ihre Redemanuskripte noch einmal durchlesen.

Wir neigen dazu, unsere Merkfähigkeit zu überschätzen. Wir stecken so tief im Thema. Wir können ohne Mühe darüber Auskunft geben, Fragen bis ins Detail beantworten. Doch ein paar Wochen später sieht das schon anders aus. Wenn wir uns nicht durchgängig mit dem Thema befasst haben, dann haben wir es nicht mehr auf dem Schirm und müssen uns erst wieder in die Materie hineindenken.

In solchen Fällen ist es sehr hilfreich, wenn Sie auf Ihre alten Redemanuskripte zurückgreifen können. Vielleicht hat sich manches geändert, vielleicht sehen Sie einige Dinge jetzt anders. Aber es ist wichtig, dass Sie gerade um diese Unterschiede wissen. Wenn Sie das nächste Mal über das Thema referieren, sind es womöglich diese Abweichungen, die Sie hervorheben sollten. Davon abgesehen bestehen gute Chancen, dass Ihre Rede besser gelingt – einfach, weil Sie auf den Vorgängern aufbauen können. Darüber hinaus zeigt die Erfahrung: Eine gewisse zeitliche Distanz hilft, die Stärken und Schwächen mancher Formulierung klarer zu erkennen.

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18Das Manuskript – unverzichtbar für Ihre Dokumentation

Selbstverständlich gibt es auch andere Möglichkeiten, eine Rede zu dokumentieren. Sie können sie filmen oder zumindest den Ton aufzeichnen. Das ist heute technisch so einfach wie nie zuvor. Solche Mitschnitte sind sehr nützlich. In erster Linie, wenn Sie Ihren Redestil und Ihre Vortragsweise näher unter Lupe nehmen wollen. Um den Inhalt, die Gliederung und die zentralen Gedanken zu dokumentieren, sind diese Methoden viel zu umständlich. Dazu eignet sich ein Manuskript wesentlich besser.

Erstellen Sie ein Skript zum Nachlesen

Das Manuskript hilft nicht nur Ihrer Erinnerung auf die Sprünge. Auch Ihre Zuhörer werden es Ihnen danken, wenn sie die wichtigsten Punkte später noch einmal nachlesen können – in einem Skript, das sie ihnen anschließend zur Verfügung stellen. Als Vorlage dazu dient Ihr Redemanuskript, das Sie bequem kürzen können.

Referenten, die frei sprechen, erstellen selten so ein Skript. Das wäre viel zu mühsam. Sie überlassen es ihren Zuhörern mitzuschreiben (die dabei manchmal das Wichtigste verpassen). Manche Referenten stellen auch ihre Präsentation oder die Flipcharts zur Verfügung, die sie während des Vortrags bunt bemalt haben. Eine Woche später weiß zwar kaum jemand mehr so ganz genau, was sie zu bedeuten haben. 19Aber das fällt nicht weiter auf, weil sich ohnehin nur die ganz Hartgesottenen diese Bildchen noch einmal anschauen.