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Eberhard Kreuzer

Das Buchenauer Schachtenhaus

im Bayerischen Wald

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Inhalt

Liebe Leserinnen, liebe Leser

Vorwort des Autors

Oits Haus

Dem Haus auf der Spur

Was war das für eine Zeit, damals von 1836 bis 1843?

Wie können wir uns das Leben im Lindberg der vierziger Jahre des neunzehnten Jahrhunderts vorstellen?

Zeitmuster

Was hat das mit dem Schachtenhaus zu tun?

Der Autor bedankt sich bei

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

In der Satzung des Bayerischen Wald-Vereins steht im Paragraph zwei: Zweck des Vereins ist die Förderung der Heimatpflege und Heimatkunde sowie des Naturschutzes und der Landschaftspflege.

Mittel zur Erreichung der Satzungsziele sind insbesondere:

a) Verbreitung und Vertiefung der Heimatkenntnis und Heimatliebe durch Wort und Schrift, insbesondere mit dem Vereinsheft „Der Bayerwald“

b) Pflege des Wanderns und Schaffung und Unterhaltung von Wanderwegen und Schutzhäusern

c) Kulturarbeit und Brauchtumspflege sowie Erhaltung und Pflege historischer Objekte

d) Schutz der Umwelt, der heimischen Landschaft und deren Pflanzen- und Tierwelt

e) Förderung der Jugendarbeit

Das Schachtenhaus vereint all diese Attribute in sich.

Die Historikerin Ingeborg Seyfert und Roman Eder, Autor, haben schon eingehend über dieses Haus geschrieben. Warum dann dieses Buch?

Dem Autor Eberhard Kreuzer, Kulturpreisträger des Bayerischen Waldvereins, ist es gelungen, über die sachlich wissenschaftliche Sichtweise hinaus, die Aura dieses einmaligen Zeitzeugen einzufangen. Ein Kaleidoskop von kindlichen Erinnerungen, Lebensumständen und fachlichen Zuordnungen ermöglicht uns eine sehr persönliche, ja intime Sicht auf die Lebensumstände der Familie Treml, deren Schicksal zumindest eine Zeit lang eng mit dem Schachtenhaus verbunden war und zum Teil auch heute noch ist. In diesem Buch ist es dem Autor in ganz besonderer Weise gelungen, das Haus zu Wort kommen zu lassen, so, als wäre es ein Teil der Familie. Der Inhalt soll in erster Linie Stimmungen und Eindrücke vermitteln und sie beim Lesen auf eine kleine Zeitreise mitnehmen.

Das Buchenauer Schachtenhaus ist nicht nur ein Zeitzeuge der jüngeren Geschichte unseres Landstriches, sondern steht auch für das harte Leben in dieser Region, und nicht zuletzt ist es ein Beleg für die Kraft der Menschen, dieses Leben zu meistern.

Wenn ihnen das Buch beim Lesen dabei die Ursprünglichkeit und Schönheit des Bayerischen Waldes näher bringt, Heimatgedanken aufkommen lässt und Naturschutz und Heimatpflege wieder an Bedeutung gewinnen, dann ist das ganz im Sinne der Philosophie des Bayerischen Wald-Vereins, die im eingangs erwähnten Paragraphen verankert ist.

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Staatsminister Helmut Brunner, Präsident des Bayerischen Wald-Vereins. (Foto: Bayer. Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten)

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Georg Pletl, geschäftsführender Vorsitzende des Bayerischen Wald-Vereins. (Foto: Friedrich Saller)

Vorwort des Autors

Abgelegen – ein Begriff der immer dann verwendet wird, wenn ein Ort, ein Platz oder ein Ziel abseits der üblichen Verbindungen liegt und nicht so ohne Weiteres erreichbar ist.

„O‘glegn“ wie der Waidler sagt, drückt dagegen viel mehr aus:

Nicht direkt dazugehörig, außerhalb der Gemeinschaft, abseits des dörflichen Lebens, Einsamkeit.

Ist nur ein Haus gemeint könnte man es als Einöde bezeichnen. Aber auch hier bleibt der Waidler dabei: „Es is o‘glegn!“ Oder er unterstreicht seine Aussage noch, um die Abgeschiedenheit besonders zu betonen: „Es is ziemle o‘glegn.“

Das Buchenauer Schachtenhaus vereint all diese Begriffe und Definitionen auf sich, und doch war es über viele Jahre Wohnstätte und Heimat für Familien. Menschen denen es im wahrsten Sinne des Wortes ein Dach über dem Kopf bot, wo sie zu Hause waren, auch wenn der Begriff mit dem Komfort heutiger Maßstäbe nichts mehr gemein hat.

Aber wie viel Heimat steckt in einem Haus? Was bleibt, wenn die Bewohner weg sind? Verblassen die Spuren die sie hinterlassen haben, oder bewahrt sie das Haus und man kann sie noch immer spüren?

Das alte Haus, droben am Schachten, drängt sich nicht auf. Es ist kein Fremdkörper in der unberührten Natur, im Gegenteil. Es steht da, als wäre es von Anfang an sein angestammter Platz, seine Bestimmung, da zu sein.

Mit den Jahreszeiten hat es sich arrangiert: Vor den schneereichen Wintern geduckt, den stürmischen Herbststürmen und dem rauen Böhmwind getrotzt, die sengende Hitze des Sommers aufgenommen und die ersten warmen Strahlen der Frühlingssonne in die dunklen Kammern gelockt.

Unvergleichlich aber ist es an einem schönen Herbsttag auf der Hausbank zu sitzen, wenn die Schachten in ihrer Farbenpracht ein Ruhekissen für die Seele sind.

Gehen sie mit mir auf eine kleine Zeitreise.

Nicht mit der Sachlichkeit der Wissenschaft, nicht um aufzudecken was noch nicht gefunden wurde, sondern um dem Haus seine ganz besondere Aura zu lassen, und den Menschen, die es beherbergt hat, ihre Erinnerung.

Lassen wir die Geschichte, die dieses alte Haus umgibt auf uns wirken, und sie werden sehen, nein spüren, das Buchenauer Schachtenhaus hat sie bewahrt und es ist bereit sie uns zu erzählen, wenn wir uns darauf einlassen. Begrüßen wir es also wie einen alten Freund:

„Griaß de oits Haus!“

 

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Historische Karte, um 1840. (Repro: Bayerische Vermessungsverwaltung)

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Ausschnitt Lagekarte, um 1840. (Repro: Vermessungsamt Zwiesel)

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Aufnahme von 1975: Ansicht von Süd-Osten. (Foto: Archiv Glasmuseum Frauenau, Ingeborg Seyfert)

Oits Haus,

wos is aus dia woan, wo is dei Lebm?

Kannst ned oh gegn de Zeit,

host nix mehr zum gebm!

Bist koa Hoamat mehr füa d‘Leit.

Gern duast no an Friahra denga,

wo’st jung gwen bist und voja Lebm.

Heit loßt dei Dach de Schultern hänga,

kann de Zeit nimma da‘hebm.

Mauern gmocht aus Stoa und Hoiz

hoitnd her und woatnd draaf,

Hand owei no so voia Stoiz,

vielleicht weckt’s wieda Oana aaf?

Dem Haus auf der Spur

In der historischen Dokumentation von Ingeborg Seyfert, erschienen im „Der Bayerwald, 3/82“, finden sich folgende Angaben:

„Im Jahre 1829 wurde dann die erste amtliche Vermessung im Zwiesler Winkel durchgeführt, auch und gerade die der ausgedehnten Waldungen an den Hängen der Grenzberge. Auf dem entsprechenden Ur-Aufnahmeblatt (Ur- im Sinne von Erst-) ist das Schachtenhaus noch nicht eingezeichnet. Es stand also noch nicht. Im Jahre 1843 wurde der Urkataster für den Raum Zwiesel abgeschlossen.

In diesem ersten amtlichen Katasterwerk mit alten Flurstücks- Nummern und Flächeninhalten ist das Schachtenhaus beim Besitz des Glashüttengutes Oberzwieselau aufgeführt.“