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Inhaltsverzeichnis

Impressum

Vorwort

Einleitung

Eigentlich wollte ich gar nicht …

Erste Gehversuche

Im Paradies

Krieg gegen die alten Männer

Drei Geburten und dann volle Lehrverpflichtung

Personalvertreterin – was nun?

Ich will führen – will ich führen?

Landesfachkoordination

Austauschjahre

Herausforderung Sportklassen

Betreuungslehrerin für das Unterrichts- und das Schulpraktikum: Geben und Nehmen

Bewerbungen für eine LeiterInnenstelle

Provisorische Leiterin der Schule

Zielgerade

Zukunftsvisionen

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2016 novum Verlag

ISBN Printausgabe: 978-3-99048-176-9

ISBN e-book: 978-3-99048-177-6

Lektorat: Marianne Günther

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

www.novumverlag.com

Vorwort

„Die Bildung liegt nicht im Wissen, sondern in der geistigen Fähigkeit, die Harmonie zwischen sich und der Welt herzustellen und zu erhalten.“

Peter Roseggers Weisheiten kommen einem in den Sinn, liest man die Lebenserfahrungen von Frau Professorin Mag. Doris Muhr-Engler. Sie schildert darin in aller Offenheit all das, was sie bewegte, sich zunächst für den Lehrberuf zu entscheiden und dann die Stationen an der Universität, ihre „Ersten Gehversuche“ bis zu ihren „Zukunftsvisionen“, mit denen sie diesen Bogen nach Beendigung ihrer aktiven Dienstzeit schließt. 

Wir alle wissen nur zu gut, dass das Kostbarste, was wir anderen Menschen anvertrauen können, unsere eigenen Kinder sind, dass wir uns aber im Alltag immer wieder beim Verurteilen der Lehrer ertappen. Ja, anstatt dass wir alles tun, damit unsere Kinder von den bestens ausgebildeten, bestens motivierten und engagiertesten LehrerInnen und ProfessorInnen betreut werden, ist unsere allzu oft zerstörerische Gesellschaft offensichtlich nicht in der Lage, zu dieser Zielerreichung erfolgreich beizutragen. Umso wertvoller ist der vorliegende Beitrag in Form dieser Publikation einer Gymnasialprofessorin. Sie stellt damit doch unter Beweis, dass sie während ihrer Ausbildung und ihrer nahezu vierzigjährigen beruflichen Tätigkeit engagiert, motiviert und verantwortungsvoll als Pädagogin vorgegangen ist und gehandelt hat. Ein wohltuend erfreuliches Beispiel, das unsere günstigstenfalls lahmen oder allzu oft halbherzigen Bemühungen, das Image unserer LehrerInnen zu verbessern, beflügeln möge.

Frau Mag. Doris Muhr, geb. Engler, können wir bei ihren Schilderungen gar mannigfach erleben: als Tochter in der Situation einer angehende Maturantin, als Studentin, dann eben als angehende Lehrerin bzw. Professorin, als Schikursbegleiterin, Klassenvorständin, Prüferin inclusive Prüfungsvorbereiterin, als Schularbeiten-Korrektorin, als Betreuungslehrerin, als Personalvertreterin, als Landesfachkoordinatorin und auch als Mentaltrainerin. Später in ihrer Berufslaufbahn – und ihr Beruf erweist sich tatsächlich als Berufung im besten Sinne dieses Wortes – gewährt sie auch Einblicke in ihre Funktion als Schulleiterin, damit auch verbunden als Balleröffnerin und – Freud und Leid sind oft dicht beieinander – als Trauerrednerin. Auch die berufliche Tätigkeit ihres Ehemannes als erfolgreicher Professor an der Technischen Universität Graz tritt in dieser Bilanz ihrer verschiedenen Funktionsarten zutage, indem sich Doris Muhr als Hochschulvorbereiterin für die ihr anvertrauten MaturantInnen bewährt.

Aber auch als Mutter dreier heranwachsender Söhne muss sie ihre Frau stehen und – wie wir hier ebenfalls wieder sehen können – erfolgreich. Ja, vor dreißig, vierzig Jahren war es wahrscheinlich noch schwerer, Beruf und Familie mit Kindern gut unter einen Hut zu bringen als vielleicht heute.

Wir sehen aber auch, dass die in die Tat umgesetzte bildungspolitische Revolution der Sechzigerjahre: „In jedem Bezirk Österreichs eine zur Matura führende höhere Schule“ glücklicherweise sehr wohl einhergeht mit einer großen zur Verfügung stehenden Anzahl von gut ausgebildeten und engagierten und ebenso gut motivierten Lehrpersonen. Gerade heute, wo eine große Pensionierungswelle von LehrerInnen und ProfessorInnen bevorsteht, ist es wichtig, best practice auch in Buchform verfügbar zu haben. Dieses gute, ja eben beste Beispiel möge wiederum im wahrsten Sinne des Wortes Schule machen, ohne solche berufenen PädagogInnen wäre die Schule gar nicht möglich. Auch am Schluss dieses Vorwortes steht daher nochmals Peter Rosegger: „Das Wort Erziehung sollte man ausstreichen, das Wort Vorbild sollte man dafür hinsetzen.“ Genau dafür steht in herausragender Weise Frau Professorin Mag. Doris Muhr.

Hofrat Dr. Peter Piffl-Percevic, September 2014

Einleitung

Dieses Buch ist entstanden auf Grund von Ermunterungen eines jungen Kollegen für Deutsch und Biologie, mit dem ich öfter ins Gespräch kam.

Nach der einen oder anderen Anekdote aus meinem Lehrerdasein meinte er, ich sollte das unbedingt aufschreiben.

Da ich meinem Gedächtnis altersbedingt nicht mehr zu hundert Prozent vertraue, habe ich mich entschlossen, die „Highlights“, aber auch die Sorgen und Nöte einer Lehrenden aufzuschreiben.

Vielleicht machen diese Gedanken ja auch Mut, diesen Beruf zu ergreifen und mit Freude auszuüben, ohne drohendes Burn-out am Ende.

Die Lehrenden unter Ihnen, die Sie diesen Text lesen, werden sich sicher in so mancher Situation wiederfinden.

Die jungen KollegInnen unter Ihnen können sehen beziehungsweise lesen, dass man sich in diesem Beruf sehr gut weiterentwickeln und verändern kann, wenn Neugier und Selbstkritik mit von der Partie sind.

Um niemandem zu nahe zu treten, habe ich keine Namen genannt.

Mein besonderer Dank gilt meinem Lektor.

Eigentlich wollte ich gar nicht …

„Was willst du denn nach der Matura angehen, Medizin? Ist aber schwer für ein Mädchen …“, sagte mein Vater, selbst Mediziner und Absolvent eines humanistischen Gymnasiums. Ich besuchte ein Gymnasium im ländlichen Bereich mit sechsjährigem Latein und acht Jahren Englisch.

Damals gab es Gymnasien mit naturwissenschaftlichem oder sprachlichem Schwerpunkt und davon nicht allzu viele, besonders in den ländlichen Gegenden waren die Einzugsgebiete sehr groß. Man versuchte also, möglichst viele sprachliche oder naturwissenschaftliche Grundlagen an die SchülerInnen weiterzugeben, sodass ein Studium – Medizin, Technik, Geisteswissenschaften, Jus … – möglich war. Die Schwerpunkte dabei waren Latein auf der einen Seite (Medizin, Pharmazie, Jus …), die Naturwissenschaften (Mathematik, Physik, Chemie, Darstellende Geometrie …) auf der anderen.

Nach bestandener Reifeprüfung und auf Grund meiner Lieblingsfächer und Noten – ich interessierte mich eher für Sprachen als für Zahlen – wollte ich Sprachen studieren, und zwar am Dolmetscherinstitut; aber mit dem „Schuldienst“ hatte ich – nach acht Jahren „Knechtschaft“ – wohl überhaupt nichts am Hut.

Der Unterricht, die Hausaufgaben, die Schularbeiten waren zu dieser Zeit ganz anders aufgebaut. Unterricht war Zuhören, Schreiben (nach Diktat oder von der Tafel), Lesen (in den diversen Lehrbüchern, die von uns SchülerInnen nur ausgeliehen werden konnten; niemand hatte das Geld, alle Schulbücher kaufen zu können. Also organisierten die Eltern Bücherbestände, die von den jeweiligen Jahrgängen geliehen werden konnten).

Schriftliche Hausaufgaben gab es reichlich, ebenso wie Zeichenaufgaben (Geographie, Biologie …). Diese Aufgaben wurden dann in der nächsten Stunde eingesammelt und kontrolliert, öfter auch benotet.

Schularbeiten wurden nie angesagt. Der/die Lehrende erschien eines Schultages mit dem Schularbeiten-Hefte-Stapel und los ging’s. Man musste also „fast“ – soll heißen, wir waren’s natürlich nicht immer, hatten aber ein gutes Gefühl, wann die nächste Schularbeit auf uns zukommen würde –, am Laufenden sein. Was bedeutete, dass wir SchülerInnen auch die Wochenenden dazu benutzen mussten, uns entsprechend vorzubereiten.

Trotzdem fanden sich Lieblingsfächer, wo diese Vorbereitungen nicht nur „Pflicht“ waren.

Englisch war meine Lieblingssprache, auch wenn ich diese Fremdsprache nach den damaligen Unterrichtsmethoden – wir mussten übersetzen und auswendig lernen – nicht sprechen konnte; als zweite Sprache schien mir Spanisch richtig und wichtig im Hinblick auf die Wirtschaft, den Tourismus in Spanien, aber auch in Südamerika, auch wenn ich diese Sprache erst lernen musste.

Mit dem Einverständnis meiner Eltern begann die große Freiheit – ante portas universitatis: Endlich selbst über den Tag entscheiden können, Freunde treffen, ausgehen, niemand, der sagt, wann du zu Hause zu sein hast, … Herrlich! Natürlich war auch alles neu und unbekannt, man musste sich um alles selbst kümmern und fragen, fragen, fragen …

Ein Jahr später, in einem meiner ersten Proseminare, erwählte mich die britische Lektorin zur Gesprächspartnerin und ich – oh, wie peinlich – konnte nur sehr „karg“ antworten. Da wusste ich, dass ich Englisch nicht gut sprechen konnte, wohl aber eine Menge über Literatur und Sprachgeschichte gelernt hatte. So boten sich die langen Sommerferien an, meine mündliche Sprachkompetenz – wie man heute sagen würde – in Good Old England aufzupolieren.

In der zweiten, neuen Sprache machte ich gute Fortschritte.

Vor meiner Abreise ergab ein Gespräch mit meinem Spanisch-Professor: „Fräulein, was wollen Sie mit Ihren Sprachkenntnissen denn später anfangen?“ Meine Vorstellung war eine Position in einer Botschaft, wo man meine Sprachkenntnisse brauchen und schätzen würde.

Der Professor holte mich milde lächelnd in die Wirklichkeit zurück, indem er fragte: „Kennen Sie denn jemanden in einer Botschaft?“ Ich antwortete wahrheitsgemäß mit „Nein“. Worauf der Professor mein zukünftiges Berufsleben als das einer Sekretärin mit Fremdsprachenkenntnissen – „zwei englische Briefe pro Woche“ – skizzierte und meinte, ob ich da nicht besser an der philosophischen Fakultät (Lehramt!!!) aufgehoben sei, da ich ja außerdem den Wunsch geäußert hätte, einmal eine Familie zu haben.

Mit diesem erstaunlichen Gespräch im Koffer flog ich nach England, schaltete auf Englisch um und übte mich in der Konversation mit meinen englischen Freunden.

Nach meiner Rückkehr – ich konnte nun perfekt „konversieren“ – musste das Problem meiner beruflichen Karriere gelöst werden.

In ausführlichen Gesprächen mit meinen Eltern – beide, auch meine Mutter, Mediziner – kamen wir überein – meine Mutter sagte zwar: „Oh Gott, in unserer Familie ist doch bis jetzt noch keiner Lehrer geworden!“ – dass ich das Studium wechseln und die „Lehrerei“ angehen sollte.

Blieb das Problem des zweiten Faches – man musste ja in zwei Fächern die Lehramtsprüfungen ablegen – und Spanisch war als Zweitfach damals nicht möglich. Ich wollte aber unbedingt eine zweite Sprache dazuhaben, also was tun?

Französisch hatte ich in der Schule nicht gelernt, ich hatte allerdings sechs Jahre Lateinunterricht gehabt und recht gute Noten bekommen.

Ergo fiel meine Wahl auf Italienisch.

Gesagt, getan – hier begannen die Schwierigkeiten. Im Grundkurs, zusammen mit vierzig anderen StudentInnen, war ich nicht in der Lage, diese Sprache zu erlernen. Nun war guter Rat teuer …

Über eine Lektorin an der Universität bekam ich schließlich die Chance, vier Wochen bei ihren Freunden in Rom zu sein.

Ich hatte in der Zwischenzeit meinen Mann kennen und lieben gelernt und fuhr deswegen – schweren Herzens – in die Ewige Stadt, um Italienisch zu lernen.

   

Langsam wurde ich sprachlich sicherer. Die Signora hat mein Studium bis zur Lehramtsprüfung begleitet und wurde nicht müde, mich für ihre Muttersprache zu begeistern.

In Englisch ging es mir sehr gut – sprachlich – und so konnte ich beide Lehramtsprüfungen in beiden Sprachen, trotz des Wechsels, nach zehn Semestern positiv abschließen.