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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Vorspiel

1.

2.

3.

4.

5.

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8.

9.

10.

11.

12.

13.

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 1739

 

Der Tabubrecher

 

Er führt ein Leben für die Damurial – ein Thean schildert seinen Werdegang

 

von Susan Schwartz

 

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Zu Beginn des Jahres 1218 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – das entspricht dem Jahr 4805 alter Zeit – haben die Unsterblichen um Perry Rhodan ihre Positionen auf der »anderen« Seite des Universums, im Arresum, verlassen und sind auf »unsere« Seite, ins Parresum, zurückgekehrt.

Während ihres Aufenthalts im Arresum konnten Perry Rhodan und seine Begleiter zahlreiche Erkenntnisse über die Abruse sammeln, jene mysteriöse Macht, deren tödliche Kristalle offensichtlich bereits das ganze bekannte Arresum beherrschen. Von der Minus-Seite aus bedroht die Abruse mittlerweile über den Mars auch die Erde und die gesamte Menschheitsgalaxis.

Die Unsterblichen erlangten mehr Wissen über das System der Abruse, über Schneeflocken- und Kommandantenschiffe sowie über die Werftplaneten, auf denen Raumschiffe »gezüchtet« werden. Über die Archive von Sprink und die Trümmer der uralten Avanatas Armada arbeiten sich die Terraner vor, immer auf der Suche nach dem »Herzen der Abruse«. Sie fanden die Lebensinsel der Barrayd; mittlerweile auch die Grenzen der Abruse und den Planeten der Corrax.

Diese schienen das dritte intelligente Volk im Arresum zu sein, das Perry Rhodan und seinen Begleitern bekannt wird. Die Corrax entpuppten sich jedoch als ein Volk von Pseudoleben der Abruse, geboren aus den mysteriösen Chamäleon-Molekülen.

Nachdem Perry Rhodan mit Pi-Poul Thean in Kontakt getreten ist, hat der Terraner ein neues Ziel: Er will die andauernden Gefechte zwischen den Ayindi und der Damurial stoppen. Ein Mittel dazu ist DER TABUBRECHER ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Pi-Poul Thean – Ein Thean berichtet über sein Leben.

Perry Rhodan – Der Terraner sieht nur einen Weg zum Frieden an der Großen Leere.

Dag-Rorn – Ein junger Raunach in terranischer Gefangenschaft.

Darimus Thean – Der Yllaxer verficht die Ideen der Damurial besonders hart.

Atlan – Der Arkonide glaubt nicht an Versprechen.

Vorspiel

Damurial, Kreuzer PAATROS

 

»Er ist tot, sage ich dir!« Holgon Thean schritt in dem Konferenzraum, in den sie sich zurückgezogen hatten, wuchtig auf und ab.

Im Verhältnis zur Körpergröße war er mehr breit als hoch, und selbst die vielen Lagen Tücher über dem Raumanzug konnten sein schwabbelndes Fett nicht verbergen. Sein riesiges gelbes Auge glotzte durch dampfende Schwaden, die den länglichen Helm ausfüllten.

Wie seine beiden Kollegen Prenak und Darimus war Holgon Thean ein methanatmender Yllaxer. Obwohl er sich an Bord von Darimus' PAATROS befand, konnte er nicht auf den lebensnotwendigen Schutzanzug verzichten. Da die Mannschaftsmitglieder der Damurial-Flotten bei den Tabuplaneten sich stets aus den unterschiedlichsten Völkern zusammensetzten, waren die Yllaxer den Kompromiss eingegangen, als Einzige ständig Schutzanzüge zu tragen.

Sie taten es gern, vor allem die Theans. Dadurch konnten sie sich in eine Aura des Geheimnisvollen hüllen, und niemand konnte ihre Gedanken oder Absichten auch nur im Entferntesten erahnen.

Darimus Thean hatte in Holgon einen treuen Nacheiferer, der zu arglos war, selbst seine Position angreifen zu wollen. Aber er verfügte über eine beachtliche Streitmacht, die Darimus von Nutzen sein konnte. Es gab viele Theans, und es war von Nutzen, wenn man sich Gleichgesinnte aussuchte und sie durch kleine Gefälligkeiten an sich band. So bildeten sich Zweckgemeinschaften, die eine Abstimmung entscheidend beeinflussen konnten.

Der Große Sprecher der Theans ruhte völlig entspannt in seinem Schwebesessel, der ihn sanft wiegte.

Für einen Yllaxer war Darimus ungewöhnlich groß, nahezu einen Meter fünfundfünfzig, und ungewöhnlich schlank. Seine vier Arme waren alle gleich lang und schmal, die Hände sehr feingliedrig; es war trotz Anzug zu erkennen. Bereits durch die Größe wirkte er imposant, doch seine Ausstrahlung unterstrich dies.

Darimus befand sich in der Blüte seiner Jahre; ein hochgebildeter, charismatischer harter Thean und geschickter Stratege, der es verstand, andere in seinen Bann zu schlagen und nach seinem Willen zu lenken. Seine beiden engsten Vertrauten, den Theans Holgon und Prenak, war dies vollkommen bewusst; sie nutzten es meist zum eigenen Vorteil aus. Seit dem legendären Helden Daragir hatte es keinen solchen Mann dieses Aussehens und dieser Fähigkeiten mehr gegeben.

Neben ihm saß, ein wenig verkrampft, Prenak Thean. Er war der jüngste der drei; ein ziemlicher Heißsporn. Da er nicht einmal die Standardgröße von einem Meter achtundvierzig erreichte, musste er den körperlichen Mangel durch forsches Auftreten und Handeln wettmachen.

»Ich sage, Holgon hat Recht«, gab er dem fetten Yllaxer Recht. »Inzwischen ist eine Menge Zeit ohne ein Lebenszeichen vergangen. Pi-Poul wäre längst zurückgekehrt, sonst hätten wir von seiner Gefangenschaft erfahren. Also kann er nur tot sein.«

»Die Ayindi machen – soweit wir wissen – keine Gefangene«, pflichtete Darimus bei.

Der Thean spielte lässig mit seiner Richtschnur.

»Sie werden dir vorhalten, dass du den Alten dazu gedrängt hast«, meinte Holgon nachdenklich. »Sie werden fragen, weshalb du, als der Große Sprecher und sein Stellvertreter, nicht selbst diesen Angriff geflogen bist.«

»Darüber haben wir doch schon hundertmal gesprochen«, versetzte Darimus, und ein wehleidiger Ton schwang in seiner Stimme mit. Manchmal wurde seine Geduld auf eine harte Probe gestellt. »Pi-Poul ist der Hohe Thean und hat selbst diese Entscheidung getroffen. Ich habe nur einen Vorschlag gemacht. Das Wort eines Hohen Thean darf niemals angezweifelt oder diskutiert werden, das wisst ihr selbst.«

»Du legst die Texte so aus, wie es dir passt!«, rief Prenak.

»Und wennschon«, sagte Darimus; seine behandschuhten Fingerspitzen des unteren Armpaars zitterten erheitert. »Nicht umsonst bin ich der Große Sprecher. Aber, nun erklärt mir, weshalb ihr so ein Aufhebens um Pi-Poul macht! Er ist alt und er ist ein Knitterzwerg.«

Prenak zuckte leicht zusammen. Auch er hatte sich diese Belustigung schon gefallen lassen müssen. Dass die oft so betitelten Raunach noch einen Kopf kleiner waren als er, war ihm dabei nur ein sehr schwacher Trost.

Darimus hatte in diesem Zusammenhang keine Ironie ihm gegenüber gezeigt, dennoch war er empfindlich. Aber er ließ es sich nicht weiter anmerken, als der Große Sprecher weiterfuhr:

»Die Raunach müssen in ihre Schranken gewiesen werden, das ist der Wunsch vieler! Wenn Pi-Poul tot ist, kann uns das nur recht sein, dann kehrt endlich wieder die gewohnte Ruhe in die Damurial ein.«

»Ja, mit dir an der Spitze«, brummte Holgon.

»Ganz genau. Ich bin schließlich sein Stellvertreter. Darüber hinaus bin ich der Einzige, der würdig ist, um Pi-Pouls Platz einzunehmen. Ich bin Daragirs Erbe und werde das Volk der Yllaxer zu altem Ruhm führen. Oder zweifelt einer von euch daran?«

»Keiner«, sagte Holgon schnell.

Er hatte sich zur Pflicht gemacht, seinen Kollegen zu beraten und ihn vor möglichen Gefahren zu warnen, auch wenn er dabei oftmals als Schwarzseher und ewiger Neinsager angegriffen wurde. Er wollte die Zukunft des yllaxischen Volkes nicht aufs Spiel setzen, trotz Darimus.

»Aber jeder der Gerichtsbarkeit weiß, dass du nach der Stellung des Hohen Thean strebst. Pi-Pouls Freunde könnten seinen Tod zum jetzigen Zeitpunkt als geschickten Angriff gegen dich nutzen, um deine Position zu schwächen.«

»Sollen sie zweifeln«, meinte Darimus gelangweilt. »Hoher Thean werde ich, und sonst keiner.« Er zählte in einem leisen Singsang mehrere Knotensprüche ab; die beiden anderen zogen es vor zu schweigen.

Sie hatten die leise Drohung verstanden. Es gab durchaus Zeiten, zu denen Darimus ihrer Kritik gegenüber offen war. Dies war jedoch kein solcher Zeitpunkt.

»Wir warten noch ein paar Tage ab«, sagte der Große Sprecher. »Wenn wir bis dahin nichts von Pi-Poul gehört haben, werden wir eine gewaltige Offensive gegen die Ayindi-Schiffe starten. Ich werde mich in vorderster Front befinden.«

Er blickte Holgon an, doch dieser schwieg. Er wusste genau, dass Darimus es sehr genau verstand, sich an der vordersten Front und zugleich außerhalb jeglicher Gefahr zu befinden.

»Danach wird das Geschwätz von Pi-Pouls Freunden schnell verstummen, ihr werdet sehen.«

Er setzte sich leicht auf, und das fast orangefarbene Leuchten seines Auges füllte den ganzen Helm aus.

Siegesgewiss sagte er: »Ihr werdet sehen, meine Freunde, alles entwickelt sich so, wie ich es geplant habe!«

1.

Dantach, vor über hundert Jahren

 

Sie nannten ihn den Weisen. Er selbst nannte sich den Zweifler.

Er hatte schon von frühester Jugend an gezweifelt: an seiner Berufung, an seinen Fähigkeiten. Selbst die Weisheit des großen Quidor von Tanxtuunra hatte er in Frage gestellt.

Deshalb in Frage gestellt, weil er sich nicht erklären konnte, weswegen Quidor ausgerechnet ihn auserwählt hatte, auch wenn er nach einer langen Reihe von geplanten Vermählungen und Zeugungen der erwartete Anwärter gewesen war.

Pi-Poul Thean konnte sich noch sehr gut an den Tag erinnern, als sie ihn abgeholt hatten, um ihn auf seine zukünftige Rolle vorzubereiten.

Es war der größte Schock seines Lebens gewesen. Er hatte im Garten hinter dem Haus Butchan gespielt, wie es die meisten fünfjährigen Raunach auf Dantach taten. Pi-Poul wurde unsanft aus dem Spiel gerissen; kräftige Hände packten ihn und schleiften ihn in den Audienzraum, wo er von seinem Vater erwartet wurde.

»Sie werden dich mitnehmen zum Turm der Gerechten, mein Sohn, und dich dort ausbilden. Du sollst nach deiner zweiten Reife die Prüfung des Quidor ablegen, um Thean zu werden.«

»Das verstehe ich nicht«, sagte Pi-Poul. »Warum muss ich hier weg? Warum soll ich Thean werden, was immer das auch sein mag?«

»So ist die Bestimmung«, sagte sein Vater ungeduldig. »Pi-Poul, stell keine Fragen. Du bist der Erwählte der Herrscherlinie von Dantach.«

»Aber ich will nicht!«, wehrte sich das Kind verzweifelt. Es begriff nur zum Teil, was mit ihm da geschah, doch das war erschreckend genug. »Ich will zu meinem Spiel zurück!«

»Ich zweifle nicht daran, dass du nicht willst«, sagte sein Vater verächtlich. »Aber du bist mein einziger Sohn, und die Bestimmung liegt auf dir. Obwohl ich daran zweifle, dass du diese Aufgabe jemals wirst erfüllen können. Aber wir gehören nun einmal dem ältesten Adel der Raunach an und haben unsere Verpflichtung zu erfüllen.«

»Wo ist meine Mutter?«, plärrte das Kind, als es wieder die harten Hände der beiden Männer um seine dünnen Arme spürte. »Lasst mich los!«

»Geht jetzt«, ordnete sein Vater nur an.

Der kleine Junge schrie lauter, während die Männer ihn mit sich nahmen, fortbrachten von seinem Zuhause. Sie schoben ihn in einen Gleiter, dessen Sichtfenster verdunkelt waren. Den ganzen Flug über sprachen sie kein Wort mit dem verängstigten Jungen.

Schließlich landeten sie, es war schon später Nachmittag, und Pi-Poul war müde und hungrig. Aber die Männer schienen sich nicht für seine Klagen zu interessieren. Weil er Angst vor ihnen hatte, quengelte er nicht weiter, sondern kletterte gehorsam aus dem Gleiter.

Wohin war er gebracht worden? Waren sie so lange unterwegs gewesen, dass die Sonne schon untergegangen war?

Zum ersten Mal sprach einer der beiden unheimlichen Männer. »Dort hinein!«

Pi-Poul folgte dem Wink seiner ausgestreckten, knöchernen Hand und verharrte staunend. Er hatte es anfangs für eine Mauer gehalten, doch es war viel größer. So hoch, dass er, selbst wenn er den Kopf in den Nacken legte, kein Ende erkennen konnte.

Ein riesiger schwarzer Turm.

»Der Turm der Gerechtigkeit«, erklärte der zweite Mann dem Kind. »Seine sechs Ecken symbolisieren die sechs Prinzipien der Gerechtigkeit – Aufrichtigkeit, Reinheit, Güte, Treue, Pflicht und Tabubewahrung. Die Mauern sind absolut glatt und eben, damit alles Böse an ihm abgleitet. Nichts kann unerwünscht von außen hineindringen, nichts kann unbeabsichtigt von drinnen nach draußen, was nicht für die Welt bestimmt ist. Dies wird nun deine Heimat für die nächsten Jahre sein, Pi-Poul. Du wirst weise und strenge Lehrer haben, die dir alles beibringen, was du wissen musst.«

Pi-Poul begann wieder zu zittern, aber er war viel zu erschöpft, um sich gegen die Männer zu wehren. Er ließ sich von ihnen durch eine kleine schmale Tür in das Innere des Turms führen.

 

*

 

»Du musst die achthundertsiebenundneunzig Stufen der Gerechtigkeit ersteigen, und das in dieser Nacht«, sagte drinnen der ältere der beiden Männer. »Es führt kein Aufzug hinauf. Dies ist deine erste Lektion: Du kannst nur erreichen, was du mit Körper und Verstand bewältigst. Alles andere ist Lug und Trug und dient nicht der Gerechtigkeit.«

»Aber ich bin doch erst fünf Jahre alt«, wagte Pi-Poul einen leisen Protest. »Und die Stufen sind alle so hoch ...«

»Es ist deine Bestimmung«, unterbrach ihn der Jüngere hart. »Solltest du bis Sonnenaufgang nicht oben sein, wird große Schande über deine Familie kommen, und du wirst sehr hart bestraft werden. Geh nun!« Er schubste Pi-Poul auf die Stufen zu.

Am ersten Absatz zögerte der Junge noch einmal und drehte sich um.

»Kommt ihr denn nicht mit?«, fragte er.

»Uns ist es nicht erlaubt.«

»Aber es ist so dunkel ...«

»Wenn du reinen Herzens bist, wird dir nichts geschehen, und du wirst den rechten Weg finden.«

Pi-Poul wusste nicht, was man tun musste, um ein reines Herz zu haben. Aber die Männer sahen so unerbittlich aus, dass er es nicht wagte, weitere Fragen zu stellen.

Zögernd umfasste seine kleine Hand das Geländer und er ging die ersten zwei Stufen. Dann sah er sich wieder um. Die beiden Männer hatten den Turm gerade verlassen und die Tür schloss sich.

Klapp. Dunkelheit umfing ihn.

 

*

 

Kein Fenster mit einem Lichteinfall, das ihm wenigstens ein paar Stufen den Weg weisen konnte.

Pi-Poul wusste nicht, wie viel achthundertsiebenundneunzig Stufen bedeuteten. So weit konnte er nicht zählen. Alles, was er bei dem durch die Tür hereinfallenden dämmrigen Licht hatte erkennen können, war die Aufteilung der Stiegen in sechs Abschnitte zu jeweils sechs Stufen.

Die magische Zahl. Davon hatte er schon gehört, denn die Gerechtigkeit wurde von sechs Prinzipien geleitet. Den Prinzipien, die einer der Männer aufgezählt hatte. Jeder kleine Raunach wurde damit konfrontiert, sobald er alt genug war, um Fragen zu stellen.

Dann war dies vielleicht ein magischer Turm, so etwas wie ein Spiel, das er schon mit seinen Schwestern gespielt hatte. Zur Belohnung, wenn alle »Gefahren« erfolgreich bestanden waren, winkte dann ein santurianischer Sattelhopser oder ein nigelischer Klingqin. Verlor man, gab es eine Strafe, meist eine leichte energetische Entladung auf einen Finger, die durch den ganzen Körper kribbelte.

Ja, bestimmt. So etwas musste das sein, so etwas Ähnliches hatten sie schon einmal gespielt.

Aber es half trotzdem nichts, auch wenn er die Wahrheit erkannt hatte: Er musste die Stufen hinauf, sonst kam er aus dem Spiel nie mehr heraus.

Und was hatten die Männer gesagt? Das musste er vor Sonnenaufgang schaffen? Aber er konnte die Zeit nirgends ablesen, und er trug auch keinen Zeitmesser bei sich!

Also musste er sich beeilen. Wenn er nur gewusst hätte, wie viel diese Stufenzahl bedeutete. Dann hätte er ungefähr abschätzen können, wie lange er brauchte ...

Pi-Poul atmete tief durch und ging dann die ersten Stufen hinauf.

Er konnte gut gehen, zumindest besser als seine Schwestern. Er ignorierte die Dunkelheit, klammerte sich abwechselnd mit den Händen am Geländer fest, und kletterte, halb zog er sich die Stufen hinauf. Die Abstände waren sehr groß, bestimmt nicht für ein fünfjähriges Kind gedacht.

Als er das erste Mal eine Pause machen musste, hatte er gerade zwölf Ecken geschafft. Das war schon sehr viel, und er war sicher, dass es nun nicht mehr weit bis oben sein konnte.

Trotzdem war es ein dummes Spiel, mit dieser Dunkelheit um ihn herum. Es machte überhaupt keinen Spaß.

»Ich will aufhören!«, plärrte er in die Dunkelheit.

Aber es war sinnlos. Solche Spiele wurden nie abgebrochen, nur weil einer keine Lust mehr hatte.

Er war schon sehr müde und sein Magen knurrte erbärmlich. Seit dem Morgen hatte er nichts mehr zu essen bekommen. Er sehnte sich nach seiner Schwebematte und einen dampfenden Teller voller Süßspeisen.

»Dangi«, schluchzte er. Wenn wenigstens seine Mutter hier wäre, sie könnte das Spiel einfach beenden und ihn in die Matte bringen. Es war doch schon spät.

Vor sich hin quengelnd und jammernd setzte er den Aufstieg fort.