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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

Epilog

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2335

 

Das Geheimnis der Enthonen

 

Kantiran bricht das Tabu – und muss sich dem Revisor stellen

 

Leo Lukas

 

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Über die Welten der Milchstraße bricht im Jahr 1344 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – dies entspricht dem Jahr 4931 alter Zeitrechnung – eine Veränderung herein, wie sie sich niemand hat vorstellen können: Die Terminale Kolonne TRAITOR, eine gigantische Raumflotte der Chaosmächte, greift nach der Galaxis.

Im unmittelbaren galaktischen Umfeld der Milchstraße soll in der Sterneninsel Hangay eine sogenannte Negasphäre entstehen, ein absolut lebensfeindlicher Raum. Die Menschheitsgalaxis soll dieser kosmischen Region als »Ressource« zugeführt werden.

Der Nukleus, ein Geistwesen, beschwört Perry Rhodan, dass Terra und das Solsystem nicht an die Mächte des Chaos fallen dürfen. Tatsächlich gelingt es, den Truppen des Chaos das Eindringen vorläufig zu verwehren.

Weitere Unterstützung bringen zwei alte Bekannte: Alaska Saedelaere und Kantiran Rhodan sind beide zur Vereinigung der Friedensfahrer gestoßen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, im Bereich der »Universalen Schneise« helfend einzugreifen. Weshalb sie dies aber nie in direkter Konfrontation mit den Chaosmächten taten, das ist DAS GEHEIMNIS DER ENTHONEN …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Kantiran da Vivo-Rhodan – Der Sternenbastard entwickelt Führungsqualitäten.

Borgin Sondyselene – Der Patron pocht auf die zentralen Gebote der Friedensfahrer.

Alaska Saedelaere – Der Maskenträger steht im Zweifel zu seinen Überzeugungen und Versprechen.

Ejdu Melia – Die Friedensfahrerin setzt ihr Leben aufs Spiel.

Der Revisor – Im Auftrag des Patrons wacht er über die Friedensfahrer.

Prolog:

Isla Bartolomé,

3. Januar 1345 NGZ

 

»Guten Appetit!«, wünschte Perry Rhodan.

Sie saßen um einen großen, runden Tisch in der Offiziersmesse des Leichten Kreuzers HOPE: sechs Menschen, ein Mausbiber und ein »Sternenbastard«.

Alle griffen kräftig zu.

Fawn Suzuke wohnte ebenfalls dem gemeinsamen Mahl bei. Sie aß jedoch nichts. Die Botin des Nukleus, die in Gestalt einer zarten jungen Frau auftrat, war »nur« eine Projektion.

Zu Materie verdichteter, reiner Geist; Teil und derzeit autarker »Ableger« eines Kollektivs, das alle Beschränkungen der Körperlichkeit hinter sich gelassen hat.

Aber auch alle Freuden, dachte Kantiran, während er herzhaft in einen Banapfel biss und dessen süßsauren Geschmack auf seiner Zunge zergehen ließ.

»Essen kann super sein, gell?«, piepste Gucky, der genüsslich an einer violetten Rübe knabberte.

Violett?

»Eine uralte, wieder entdeckte Karottensorte«, erklärte der Mausbiber mampfend. »Köstlich. Biologisch-dynamisch, versteht sich, yin- und yangmäßig total ausgewogen, voller Vitamine und linksdrehender Dingsbums-Säuren … Und vor allem: in meinem eigenen Garten gewachsen. Nicht so ein neumodischer Schnickschnack aus der Retorte wie dein Designer-Obst, das wahrscheinlich im Finsteren leuchtet!«

Beinahe hätte sich Kant vor Lachen verschluckt. Als er wieder sprechen konnte, gab er zurück: »Mir schmeckt's. Im Übrigen können mich solche rückwärts gewandten Aussagen nicht irritieren. An den Umgang mit erzkonservativen Greisen habe ich mich mittlerweile gewöhnt.«

Er riss abwehrend die Hände hoch, als ein gutes Dutzend Früchte quer über den Tisch auf ihn zugeflogen kamen. Die Kirillen, Melayas und Pflaumsiche kreisten einige Male bedrohlich um seinen Kopf, bevor sie in ihren Korb zurückkehrten.

»Nenn mich nie wieder Greis«, rief Gucky schrill, gespielt entrüstet, »oder ich verpasse dir eine Obstsalat-Kur, die du nicht so schnell vergisst, ›Pursche‹! Zum Beispiel mit biologisch-dynamischen Ohr-Feigen.«

Mondra Diamond tupfte sich, ganz Dame, die Mundwinkel mit einer Serviette ab, dann sagte sie: »Nach dem, was ihr bisher über die Friedensfahrer erzählt habt, hatte ich einen anderen Eindruck gewonnen. Sie erschienen mir eigentlich als ein sehr bunter, aufgeschlossener und weltoffener Haufen.«

»Kantiran meinte die Enthonen. Nicht wahr?«, fragte Trim Marath.

»Ja. Obwohl ihnen die Bezeichnung ›erzkonservativ‹ unrecht tut. Es ist viel komplizierter und viel tragischer … Aber ich will nicht vorgreifen. Ihr habt noch eine lange Geschichte vor euch.«

»Mir glühen schon die zarten Öhrchen.« Gucky schob den Nagezahn vor. »Da hilft nur eins: ein zartes Möhrchen.«

»Aua«, sagte Perry, das Gesicht verziehend. »Vielleicht sollten wir in der LFT auch so etwas Ähnliches wie den Revisor vom Asha Ger einführen. Nämlich gegen derlei schlechte Knittelverse.«

»Banause!« Der Mausbiber beugte sich vor. »Habe ich das richtig verstanden, Kant – unter euch Friedensfahrern sind eine Menge parapsychisch Begabter oder?«

Kantiran bejahte.

Er blickte in die Runde. Nicht, dass um diesen Tisch besonders viele »Normalbürger« versammelt gewesen wären: Da waren die beiden Monochrom-Mutanten Marath und Schroeder; der junge Psi-Korresponder Marc London; Alaska Saedelaere, der wegen seines Cappin-Fragments ebenfalls einmal zum Terranischen Mutantenkorps gezählt hatte …

Dazu kamen Mondra, die auf rätselhafte Weise nicht alterte, obgleich sie keinen Zellaktivator trug; das Geistwesen Fawn; und Kant selbst, dem das Talent der Instinkt-Telepathie gegeben war.

Schon paradox – Perry Rhodan ist noch der »Normalste« von uns …

»Da würde ich ja gar nicht so schlecht dazupassen, möchte man meinen.« Der Ilt warf sich in die Brust. »Oder habt ihr schon einen Multi-Mutanten meines Kalibers?«

»Einen? Dutzende! Ich habe Fahrten mit Kapazitäten unternommen, gegen die sogar Ribald Corello oder Vincent Garron …«

Er schaffte es nicht länger, ernst zu bleiben, als er sah, wie Gucky verfiel. »Nein, das war geflunkert. Kleine Retourkutsche für gewisse Erziehungsmaßnahmen damals auf Hayok.«

Kant zwinkerte dem Mausbiber zu, dem er nicht gerade wenig verdankte. »In der Tat gibt es unter den Friedensfahrern Leute mit ganz erstaunlichen Fähigkeiten; aber an dich kommt natürlich niemand heran, o Retter des Universums. Ich bin sicher, du würdest in Rosella Rosado mit offenen Armen aufgenommen.«

»Untersteh dich und lass uns im Stich, um fröhlich durch die Universale Schneise zu gondeln!«, sagte Rhodan, nur halb im Scherz, zu Gucky. »Bei dem, was sich zurzeit allein in der Milchstraße zusammenbraut, brauchten wir zehn oder besser hundert von deiner Sorte.«

Fast alle nickten. Eine nachdenkliche Pause trat ein. Unversehens war die lockere Flachserei wieder der Sachlichkeit gewichen.

»Hat der Nukleus«, fragte Saedelaere, »sich schon näher dazu geäußert, was er von uns erwartet?«

»Nein. Bedauerlicherweise ist er derzeit unansprechbar.« Fawn Suzuke hob die Schultern. »Wie lange diese Phase dauern wird, kann ich leider nicht einschätzen.«

»Hm. Auch nicht die feine nukleische Art«, maulte Gucky, »Leute über mehr als dreißig Millionen Lichtjahre herzuzitieren und sich dann in den Schmollwinkel zu verziehen. Was ist aus der guten alten terranischen Gastfreundschaft geworden?«

»Mein Stichwort«, sagte Perry Rhodan grinsend. »Tee? Kaffee? Digestifs? Sonstige Wünsche?«

Nachdem alle zufrieden gestellt waren, setzte Kantiran da Vivo-Rhodan seinen Bericht fort.

1.

Die Versammlung

Wohnmond Fumato,

30. März 1339 NGZ

 

Die Sonne Rosella Rosado ging unter. Am Horizont wuchs, erdrückend nahe, der gelbrote Gasriese Sumnat empor.

Mich fröstelte. Tagsüber war es schwül gewesen, doch nun wehte plötzlich ein kühler Windhauch durch das Palais Ellega.

Das Gebäude im Zentrum der Stadt Ellegato war ein außen ziegelfarbener Zylinder von kreisrundem Grundriss, etwa hundertzwanzig Meter durchmessend und fünfundzwanzig Meter hoch. Innen glich es einem Amphitheater mit maximal achttausend Sitzplätzen beziehungsweise Logen und Tanks für die Nicht-Sauerstoffatmer.

Rund vier- von den derzeit viereinhalbtausend Friedensfahrern hatten dem Aufruf zur Versammlung Folge geleistet. Fast neunzig Prozent also; eine beachtliche Zahl angesichts dessen, dass die Teilnahme keineswegs verpflichtend war.

Ich saß zwischen Auludbirst und Alaska Saedelaere im oberen Drittel des östlichen Sektors. Ein Gewirr von Stimmen unterschiedlichster Tonhöhen und Timbres umgab uns. Mit den Gerüchen verhielt es sich wohl ähnlich, aber Auludbirsts Ausdünstungen überdeckten wie üblich alles andere im weiten Umkreis. Momentan schaffte er es, gleichzeitig versengt und verfault zu stinken.

Niemand schien diese olfaktorische Spitzenleistung zu würdigen oder daran Anstoß zu nehmen. Heute ging es um mehr.

Gewöhnlich diente das Palais Ellega als Forum der jeweils in der Mondkette anwesenden Friedensfahrer. Manche besuchten Rosella Rosado häufig und verweilten dann Wochen oder Monate; andere wiederum schauten nur alle paar Jahrzehnte für wenige Tage vorbei. Das blieb, wie so vieles, dem Gutdünken des Einzelnen überlassen.

Jedenfalls wurden hier Neuigkeiten und Erfahrungen ausgetauscht, bei Bedarf auch gemeinsame Projekte besprochen; alles rang- und zwanglos, in der individuell-anarchischen Tradition der Geheimgesellschaft. Jeder Friedensfahrer konnte zu solchen Treffen einladen. Diese waren meist dazu gedacht, das nicht sonderlich ausgeprägte Wir-Gefühl zu stärken, und eher schwach frequentiert.

Heute allerdings fand eine der überaus seltenen Vollversammlungen statt. Das Patronat selbst hatte diesen Termin anberaumt und die Botschaft übers Netz unserer Bahnhöfe in der gesamten Universalen Schneise verbreitet. Manche Friedensfahrer waren Wochen mit Höchstgeschwindigkeit unterwegs gewesen, um rechtzeitig hierher zu gelangen.

Entsprechend aufgeregt harrten alle im Rund der Dinge, die da kommen würden.

 

*

 

Der Revisor ist selbstredend ebenfalls bei der Versammlung zugegen. Denn neben seiner Aufgabe versteht er sich auch und vor allem als Friedensfahrer.

Verkleiden muss er sich nicht. Es besteht keine Gefahr, dass ihn jemand als Revisor erkennt. Abgesehen von seinen wenigen treuen Androiden wissen nur der Patron und die Garanten um seine Identität und das Doppelleben, das er führt.

Seit Jahren, Jahrhunderten, Jahrtausenden …

 

*

 

Ein einzelner, wehmütiger Posaunenton erklang. Er wurde von einem Lichteffekt begleitet, einer Art fahlem Wetterleuchten, das aus dem Tunnel zu den Kavernen drang.

»Sie kommen«, brummte Auludbirst.

Das westliche Achtel des Innenraums trug keine Plätze. Stattdessen befand sich dort ein breiter, von einem begrünten Flachdach verdeckter Zugang, der in die Kellergeschosse des Palais führte. In den Kavernen standen Transmitter, welche die Verbindung zum Orakelmond Norenor und zum Geschlossenen Mond Rosella Enthon gewährleisteten.

Das Raunen und Murmeln auf den Rängen verstummte schlagartig, als unter dem mit rostroten, spindelförmigen Bäumen bewachsenen Dach einige Gestalten sichtbar wurden. Eine davon ging, sehr langsamen, schleppenden Schrittes, weiter Richtung Bühne; die übrigen blieben im Schatten zurück.

»Fincan Kaldori«, sagte Auludbirst. »Der Sechste Garant.«

»Ich kenne ihn«, gab ich flüsternd zurück. »Er hat mir bei meiner Initiation den Eid abgenommen.«

»Garant dafür, dass nichts weitergeht. Man könnte auch Schlafmütze dazu sagen.«

In der Tat wirkte der leicht vorgebeugt, mit Trippelschritten dahinschlurfende Enthone altersschwach, ja zerbrechlich; alles andere als agil oder energisch. Er trug eine Toga aus dunkelblauen, in der Taille gegürteten Stoffbahnen. Seine Hände waren von alabasterfarbenem Weiß, desgleichen der dürre Hals und das Gesicht, in das sich tiefe Furchen wie Wundmale eingegraben hatten. Dennoch strahlte es unantastbare Würde aus … und zugleich grenzenlose Erschöpfung.

Die Tribüne in der Mitte war von jedem Platz gut einzusehen. Zusätzlich entstanden jetzt über dem Mauerring Holofelder, welche vergrößerte Nahaufnahmen des Rednerpodests zeigten.

Fincan Kaldori umklammerte mit schlanken, langfingrigen Händen das Pult, als müsse er sich daran festhalten. Seine blauschwarzen, schulterlangen Haare waren im Nacken zu vier Zöpfen gebunden. Mit Mühe richtete er sich zur vollen Größe auf. In den riesigen, nachtschwarzen Augen lag keine Spur von Glanz, bloß unendliche Mattigkeit.

»Ich begrüße die Friedensfahrer, die aus den Weiten des Weltalls hierher geeilt sind, und erkläre die Vollversammlung unserer Körperschaft für eröffnet.«

Die Stimme des Garanten klang hell und, zumindest für meine Ohren, brüchig, kraftlos, steinalt. Doch sprach er gut akzentuiertes, makelloses Thonisch; außerdem trugen dezent eingesetzte Akustikfelder zur besseren Verständlichkeit bei.

»Im Namen des Patronats danke ich euch allen für das zahlreiche Erscheinen. Viele haben die Strapazen weiter Anreisen auf sich genommen. Aus freiem Willen – wie ja die Gesamtheit der Gesellschaft der Friedensfahrer auf dem uneingeschränkt freien Willen jedes und jeder Einzelnen von euch – von uns – beruht. Wir dienen, weil wir dienen wollen, dem Leben an sich; nicht aber weltlichen Herrschern oder Höheren Mächten.«

Links von mir wetzte Auludbirst ungeduldig auf seinem fetten Hintern hin und her. »Und Bla. Und Blö. Und Blörp.« Seine abfälligen Äußerungen waren nicht weit zu hören, doch umso weiter zu riechen.

Kaldori philosophierte noch eine Weile über Credo und Wertkodex der Friedensfahrer, wobei er sich die Sätze mit merklicher körperlicher Anstrengung abrang. Freundliche, wohlgesetzte, salbungsvolle Worte richtete er ans Auditorium; doch waren seine tiefschürfenden Betrachtungen summa summarum dürftigen Inhalts.

Dann, endlich, kam er zum Thema. »An das Patronat sind mehrere Petitionen herangetragen worden, welche Besorgnis zum Ausdruck bringen darüber, dass im Gebiet der Galaxis Hangay eine sogenannte Negasphäre zu entstehen droht. Einer der Sprecher dieses Arbeitskreises, ein ausgewiesener Experte für die erwähnte Region und Problematik, befindet sich unter uns. Es ist der bekannte Friedensfahrer, äh, Gyndör. Ich bitte Gyndör nun auf die Bühne, um den neuesten Stand seiner Erkenntnisse vorzutragen.«

Auludbirst barst fast vor Verärgerung. »Unerhört! Der Kerl hat sich derart ›intensiv‹ mit der Sache beschäftigt, dass er nicht mal die Namen richtig aussprechen kann!«

Zögernd kam Applaus auf. Er verstärkte sich, als Chyndor über eine der Rollrampen zur Tribüne hastete und das Podest erklomm.

 

*

 

Alaska hat seinen Freund, den Para-Charismaten, bereits beschrieben. Klein, grünhäutig, haarlos; im länglichen, trapezförmigen Gesicht ein einziges, faustgroßes gelbes Auge; darunter vier senkrechte, schartige Nasenöffnungen; breiter Mund mit dunkelgrünen Knorpelrändern und statt Zähnen geriffelte Knochenleisten von beiger Farbe.

Im Kontrast zu seinem gebrechlichen enthonischen Vorredner erschien der Heesort als geradezu ungestümes Energiebündel. Unwillkürlich beugte ich mich vor und stützte meine Ellbogen auf den Oberschenkeln ab. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass auch viele andere Zuhörer, deren Anatomie dies erlaubte, ihre Sitzposition veränderten. Chyndor zog geballte Aufmerksamkeit auf sich, noch bevor er den Mund geöffnet hatte.

»Ich grüße euch. Es ist allseits bekannt«, begann er, »dass unseren OREON-Kapseln seit geraumer Zeit der Einflug in die erwähnte Galaxis Hangay unmöglich ist, obwohl sie in der Universalen Schneise liegt. Die Quartale Kraft wirkt dort nicht mehr. Warum?«

Der Para-Charismat redete schnell und pointiert, in nasalem, etwas verdreht klingendem Tonfall, der zu höchster Konzentration zwang. Ich vermutete, dass er sich diese Sprechweise bewusst angeeignet hatte, ähnlich wie der von mir entlarvte Metamatiker und Renegat Wilon Vass.

Die braunen Punktmuster auf seinen Handrücken verfärbten sich vor Erregung ins Rötliche, während Chyndor fortfuhr: »Zur Erklärung dieses äußerst beunruhigenden Phänomens hat unser Kamerad Alaska Saedelaere eine Theorie entwickelt, der ich mich voll und ganz anschließe.«

Der angesprochene, rechts von mir Sitzende zeigte keinerlei Regung. Nur ein, zwei Blitze irrlichterten hinter seiner Maske hervor.

Nach Saedelaeres und seiner eigenen Ansicht, erklärte Chyndor, wollten die Chaotarchen letzten Endes verhindern, dass ein psionischer Messenger der zuständigen, zum Kosmogen DORIICLE gehörigen Kosmonukleotide DORIFER und TRIXTA die Galaxie Hangay erreichen und die Bildung der Negasphäre rückgängig machen konnte, noch ehe sie tatsächlich entstand. Deshalb wurde Hangay nach und nach »dichtgemacht«, also vom Einfluss des Moralischen Kodes abgeschottet.

»Das Versiegen der Quartalen Kraft hängt, glauben wir, damit zusammen und stellt ein Alarmzeichen erster Ordnung dar. Man mag einwenden, dass es eine Frage kosmischer Zeiträume sei, bis eine Negasphäre entsteht oder nicht entsteht.«

Dieses Argument hatte ich schon oft in Diskussionen zu hören bekommen: Bei allem Mitgefühl für die in ferner Zukunft Betroffenen – bis dahin wären wir und unsere etwaigen Nachkommen, ja alle unsere Völker und Kulturen längst Staub und vergessen.

Als geschickter und erfahrener Redner ging Chyndor ohne Umschweife darauf ein: »Mag sein, meine Freunde, mag sein. Allerdings sind die Chaosmächte schon jetzt