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Inhaltsverzeichnis

Über den Autor
ANMERKUNG DES AUTORS
EINFÜHRUNG - Vom Licht geblendet: Hitler, der Holocaust und die Vergangenheit, die nicht vergehen will
Der Holocaust: Die Pflicht des Erinnerns, das Recht auf Vergessen
Der Historikerstreit
Die verschlossenen Archive des Vichy-Regimes
Das Lied des Vollstreckers
Deutschlands »falsche Weichenstellung«
Deutschlands kultureller Sonderweg
TEIL EINS - DIE GROSSE WENDE IN DER DEUTSCHEN BIOGRAFIE
1 - Aufkommendes Deutschtum
Pietismus und Preußentum
Die geistige Zentralisierung und eine neue kollektive Mentalität
Der Aufstieg der Universität: »Der Angelpunkt für die große Wende deutschen Lebens«
Die Leserevolution, ein neuer öffentlicher Raum und der aufkommende Nationalismus
Der deutsche Moses
2 - Bildung und der natürliche Drang nach Vollkommenheit
Der Aufstieg des Historismus
Welches Wissen vermittelt die Kunst?
Poesie versus Mathematik
Die Ursprünge der modernen Biologie
Der Aufstieg des Evolutionismus
TEIL ZWEI - EINE DRITTE RENAISSANCE: DIE ZEIT DES ZWEIFELS ZWISCHEN DOGMA UND DARWIN
3 - Winckelmann, Wolf und Lessing: Die dritte Erweckung Griechenlands und die Ursprünge moderner Wissenschaft
Der Vater der klassischen Archäologie und Gründervater der Kunstgeschichte
»Deutsche im Banne Griechenlands«
Die Rückkehr des »allseitigen Menschen«
Die Ursprünge moderner Forschung
4 - Die vornehmsten Zeugnisse aus dem »ausgehenden Zeitalter der handschriftlichen Hinterlassenschaft«
Die erste große Romantragödie
Die Neudefinition von »Nation« und »Kultur«
Eine neue Art von Aristokratie
5 - Ein neues Licht auf der Struktur des Geistes
Die Grenzen der Vernunft
Die moralische Entwicklung des Menschen
Kunst als ein Produkt des Genies
Der Aufstieg von Jena
Die Ablösung Gottes durch das Ich
6 - Die Hochrenaissance in der Musik: Sinfonie als Philosophie
Die Entstehung der Großen Oper
Vier Giganten
Musik als Philosophie
Die Sinfonie als Soziologie
7 - Kosmos, Keilschrift und Clausewitz
Die ersten Mathematiker Europas
Der Aufbruch in der Humanmedizin
Die wissenschaftliche Entdeckung der Neuen Welt
Ein Riss in der Großen Mauer der Sprachen
Die Verwandlung des Krieges
Eine noch schonungslosere neue Armee
8 - Die Ursprache, die innere Stimme und das Hohelied der Romantik
Die fernöstliche Renaissance
Eine Alternative zur Klassik und die Vorstellung von einer paradiesischen Ursprache
Die gewandelte Bedeutung von Individualität
Der Aufstieg des Unbewussten
Die gewandelte Bedeutung von Arbeit
Das zweite Ich
Die Paarung von Dichtung und Biologie: Romantische Wissenschaft
Goethes Urphänomene
9 - Das Brandenburger Tor, das Eiserne Kreuz, der »deutsche Raffael« und die Nazarener
Die Erschaffung des Berliner Stadtbilds
Die erste Sezession in der Kunst
Ein neues Vokabular für die Malerei
TEIL DREI - DER AUFSTIEG DES BILDUNGSBÜRGERTUMS: DIE MASCHINEN UND MASCHINISTEN DES MODERNEN WOHLSTANDS
10 - Humboldts Geschenk: Die Erfindung der Forschung und der preußisch-protestantische Bildungsbegriff
»Die hohe Bedeutung der Prolegomena für die Geschichte der Philologie«
Die Etablierung des wissenschaftlichen Seminars
Die Idee von der Universität und der Kulturstaat
11 - Die Evolution der Entfremdung
Hegelianische Nachspiele
Die Bedeutung von Ludwig Feuerbach
»Die vielleicht bedeutendste geistige Zusammenarbeit aller Zeiten«
Marx’ neue Psychologie
Der gebildetste Mann Europas
12 - Der deutsche Historismus: »Ein einzigartiges Ereignis in der Ideengeschichte«
»Eine neue Geistesgeschichte Europas«
Gesetze: Eine zivilisatorische Errungenschaft
»Der größte Geschichtsschreiber der Neuzeit«
Die deutsche Vorstellung von Freiheit
13 - Das heroische Zeitalter der Biologie
Benzol: Eine neue Ära der Chemie
Das Zeitalter der Düngemittel
Die Entdeckung der Zelle
14 - Die »deutsche Misere«
Die Überlegenheit der Dichtung
Weder Gott noch Tier
Das »sanfte Gesetz« und die Meidung moderner Technik
Der alternative Bourgeois
Ruß und Singvögel
Modernität und ein Mord
Das Ende der Goethezeit
Das Biedermeierphänomen
Die Erfindung des modernen Musikrepertoires
Die Germanistik und das zentrale Drama der Modernität
15 - »Deutschlandfieber« in Frankreich, England und den Vereinigten Staaten
»Die Windsbraut«
»Horae Germanicae«
Die deutsche Gegenkraft in Großbritannien
Der Doktortitel überquert den Atlantik
16 - Wagners anderer Ring: Feuerbach, Schopenhauer, Nietzsche
Das »große Ereignis«
Musik als Metaphysik
Der Beginn moderner Musik
Nietzsche contra Wagner
»Unkraut, Schuttwerk und Gewürm«
17 - Die Physik wird Königsdisziplin: Clausius, Helmholtz, Boltzmann, Riemann
Der Beginn der Physik, wie wir sie kennen
Die Entdeckung oder Erfindung der Energie
Der Auftritt von »Strangeness« in der Physik
Das Goldene Zeitalter der Mathematik
18 - Der Aufstieg des Labors: Siemens, Hoffmann, Bayer, Zeiss
Die Farbenrevolution
Von den Farbstoffen zu den Pharmaka
Das erfolgreichste Medikament der Welt
Der Aufstieg des Mikroskops
19 - Die Herren des Metalls: Krupp, Benz, Daimler, Diesel, Rathenau
Billiger Stahl und der erste Rüstungswettlauf
Das Zeitalter des Automobils
20 - Die Dynamiken von Seuchen und Krankheiten: Virchow, Koch, Mendel, Freud
Die Grundsteinlegung für die Bioethik
Neue Erkenntnisse über Infektionen
Die Entdeckung der Antibiotika und der menschlichen Immunreaktion
Drei Fußnoten: Die Entdeckung und die Wiederentdeckung des Gens
Die Erfindung des Unbewussten
TEIL VIER - DIE MISERABLEN UND DIE MIRAKULÖSEN ASPEKTE VON MODERNITÄT
21 - Der Missbrauch von Geschichte
Der Aufschwung von »Hochkultur« und Innerlichkeit
Der Aufstieg nationalistischer Geschichtsschreibung
Noch mehr Väter der Archäologie
22 - Nationalistische Pathologien des Patriotismus
Die Vorstellungen der Antikatholiken
Der Darwinismus und der Missbrauch darwinischer Ideen
Die Angst vor »Entartung«
Der Ariermythos
Der Hass auf die Moderne
23 - Das Geld, die Gesamtheit und die Großstadt: Die »erste kohärente soziologische Schule«
»Das Denken kann nicht hinter das Leben zurückgehen«: Die Geburt der »Wissenschaften vom Menschen«
Das Geistesleben in der Großstadt
Der Kapitalismus und »das Wesen der Prostitution«
Zwei Arten von Individualismus
Helden versus Händler
Die »deutsche Linie« der Soziologie
Ökonomische Bildung
24 - Die Dissonanz und »der meist diskutierte europäische Komponist«
Der größte Liedkomponist aller Zeiten?
»Der lachende Genius Wiens«
Der »meist diskutierte europäische Komponist«
»Die Emanzipation der Dissonanz« und das musikalische Äquivalent von E = mc
25 - Funkwellen, Relativität und das Quantum
Wellen durch die Luft
»Eine neue Art von Strahlen«
Die Entdeckung des Quantum
Das »Annus mirabilis« der Naturwissenschaften
Das Geheimnis der Kontinuität und die Bedeutung von »zwischen«
26 - Wien: Sinn und Sinnlichkeit
Die Mutter aller Kaffeehausgesellschaften
Führerschaft als Kunstgattung
Wissenschaft und ihre Pathologien
»Die Gebrauchskunst ist der Kunst untergeordnet«
Das Primat von Physik und Psychologie
Das »arische Defizit« der Kultur
27 - Schwabing: Das deutsche Montmartre-Viertel
Der »Apostel der Hässlichkeit«
Das andere Dachau
Jugendstil: Die Moderne verliert ihre »Hässlichkeit«
Die Geschwister Sarkasmus und Melancholie
Der Scharfrichter-Marsch
Wege zur Abstraktion
28 - Berlin: Die Geschäftige
Der kaiserliche Besserwisser
29 - Der Krieg zwischen Helden und Händlern
Die Ideen von 1914
Aus dem Paradies nach Berlin
Die besseren Kämpfer verloren den Krieg
30 - »Das schwerbestürmende eines vaterlosen Kindes«: Die Kultur der Besiegten
Die Kontinentaldrift
Das Dada-Virus
Der gestohlene Sieg
31 - Weimar: »Beispiellose geistige Wachheit«
Der erste »Kunstfilm«
Freud und Marx auf einen Nenner gebracht
»Der König eines geheimen Deutschland«
Naturwissenschaften, Moderne und der Roman
Die verschwundene Heimat: Eine Welt, in der nur Kinder unschuldig sind
Eine neue Grammatik für die Musik
An zweiter Stelle gleich nach Hollywood
32 - Weimar: Das Goldene Zeitalter der Physik, der Philosophie und der Geschichtsschreibung im 20. Jahrhundert
Der »Zauber der Quantentheorie«
Die mit ihrem Blut dachten
Ein Patriot ohne Vaterland
33 - Weimar: Ein Problem bedarf der Lösung
Von Hegel zu Hitler
Kulturpessimismus, konservative Revolutionäre und die reaktionäre Moderne
Die kulturelle und geistige Basis des Nationalsozialismus
Die gewalttätige Verehrung von »allem was deutsch ist«
TEIL FÜNF - LIEDER VOM REICH: HITLER UND DIE »VERGEISTIGUNG DES KAMPFES«
34 - Nationalsozialistische Ästhetik: Die braune Gleichschaltung
Dichtung »im Ton des Heldentums«
»Zähle nicht die Toten«
Das Lied der Stukas
Die braune Gleichschaltung im Theater
35 - Wissenschaft im »Dritten Reich«: Keine Objektivität
Der »deutsche Geist« in den Naturwissenschaften
Biologische Dogmatik: »Die Sprache unseres Zeitalters«
Der nationalsozialistische Wissenschaftsbegriff
»Weiße Juden«
Der Begriff des Politischen
»Wissenschaftliche« Ideen über das germanische Wesen
36 - Götterdämmerung der Theologen
Die Renaissance der Theologie
Das Bündnis mit dem Bösen
Die nazistische Variante des Christentums
Nationalsozialistische Theologen
37 - Die Tragweite, das Scheitern und die Niedertracht der deutschen Kriegswissenschaft
38 - Das Exil und der Weg in die Freiheit
Eine »geplante Demokratie«: Immer nur »die Schlechtesten oben«
TEIL SECHS - NACH HITLER: DIE KONTINUITÄT DEUTSCHER TRADITIONEN UNTER WIDRIGEN UMSTÄNDEN
39 - Das »Vierte Reich«: Der Einfluss deutschen Denkens in Amerika
Die »Entprovinzialisierung« des amerikanischen Geistes
Das Goldene Zeitalter der Psychoanalyse
Heideggers Kinder
Beschädigte Leben?
Ein neues Stadium der Industriezivilisation
Verzerrte Geschichte
Der Beginn der Pop Art
Lenin über Bord
»Das Reich der zwei«
Die Rückkehr zum Prinzip Bildung und dessen Amerikanisierung
40 - »Seiner Majestät loyalste feindliche Ausländer«
41 - Der »geteilte Himmel«: Von Heidegger über Habermas zu Ratzinger
Das Syndrom der deutschen Gesellschaftsstruktur
Früchte der Reflexion
Das trostlose Leben
Die »Zäsur« 1968
Ein »normales« Deutschland
Priester, Professor, Papst
42 - Café Deutschland: »Ein nie gesehenes Deutschland«
Ödipale Trauerarbeit
Das Bündnis von Schriftstellern und Lesern in der DDR
Die Dimensionen deutschen Leids
Dichtung, Schweigen und Vertraulichkeit nach Auschwitz
Die entstellte Wirklichkeit
Theater: Eine Stätte der Kultur, nicht der Unterhaltung
Die zweite Blüte des deutschen Films
Die musikalische Vorherrschaft Darmstadts
Vergangenheitsbewältigung in der Malerei
Joseph Beuys’ Dialog mit der Zeit
SCHLUSS - Der deutsche Genius: Die Verblendungen, Idolisierungen und Gefahren der Innerlichkeit
Die nachhaltig einflussreichsten Zeitgenossen der modernen Welt
Die »Pforte« zum modernen Denken.
Die Nationalelf der neueren Geschichte
Das Bildungsbürgertum
Innerlichkeit
Bildung
Forschung, Promotion, Wissenschaft und die Moderne
Die Sehnsucht nach einer erlösenden Kommunität
Der nationalistische Kulturpessimismus
Die deutsche Ideologie und die Zukunft der menschlichen Natur
ANHANG - Fünfunddreißig im Ausland unterschätzte deutschsprachige Denker
ANMERKUNGEN
EINFÜHRUNG
1. AUFKOMMENDES DEUTSCHTUM
2. BILDUNG UND DER NATÜRLICHE DRANG NACH VOLLKOMMENHEIT
3. WINCKELMANN, WOLF UND LESSING: DIE DRITTE ERWECKUNG GRIECHENLANDS...
4. DIE VORNEHMSTEN ZEUGNISSE AUS DEM »AUSGEHENDEN ZEITALTER DER HANDSCHRIFTLICHEN HINTERLASSENSCHAFT«
5. EIN NEUES LICHT AUF DER STRUKTUR DES GEISTES
6. DIE HOCHRENAISSANCE IN DER MUSIK: SINFONIE ALS PHILOSOPHIE
7. KOSMOS, KEILSCHRIFT UND CLAUSEWITZ
8. DIE URSPRACHE, DIE INNERE STIMME UND DAS HOHELIED DER ROMANTIK
9. DAS BRANDENBURGER TOR, DAS EISERNE KREUZ, DER »DEUTSCHE RAFFAEL« UND DIE NAZARENER
10. HUMBOLDTS GESCHENK: DIE ERFINDUNG DER FORSCHUNG UND DER PREUSSISCH-PROTESTANTISCHE BILDUNGSBEGRIFF
11. DIE EVOLUTION DER ENTFREMDUNG
12. DER DEUTSCHE HISTORISMUS: »EIN EINZIGARTIGES EREIGNIS IN DER IDEENGESCHICHTE«
13. DAS HEROISCHE ZEITALTER DER BIOLOGIE
14. DIE »DEUTSCHE MISERE«
15. »DEUTSCHLANDFIEBER« IN FRANKREICH, ENGLAND UND DEN VEREINIGTEN STAATEN
16. WAGNERS ANDERER RING: FEUERBACH, SCHOPENHAUER, NIETZSCHE
17. DIE PHYSIK WIRD KÖNIGSDISZIPLIN: CLAUSIUS, HELMHOLTZ, BOLTZMANN, RIEMANN
18. DER AUFSTIEG DES LABORS: SIEMENS, HOFFMANN, BAYER, ZEISS
19. DIE HERREN DES METALLS: KRUPP, BENZ, DAIMLER, DIESEL, RATHENAU
20. DIE DYNAMIKEN VON SEUCHEN UND KRANKHEITEN: VIRCHOW, KOCH, MENDEL, FREUD
21. DER MISSBRAUCH VON GESCHICHTE
22. NATIONALISTISCHE PATHOLOGIEN DES PATRIOTISMUS
23. DAS GELD, DIE GESAMTHEIT UND DIE GROSSSTADT: DIE »ERSTE KOHÄRENTE SOZIOLOGISCHE SCHULE«
24. DIE DISSONANZ UND »DER MEIST DISKUTIERTE EUROPÄISCHE KOMPONIST«
25. FUNKWELLEN, RELATIVITÄT UND DAS QUANTUM
26. WIEN: SINN UND SINNLICHKEIT
27. SCHWABING: DAS DEUTSCHE MONTMARTRE-VIERTEL
28. BERLIN: DIE GESCHÄFTIGE
29. DER KRIEG ZWISCHEN DEN HELDEN UND HÄNDLERN
30. »DAS SCHWERBESTÜRMENDE EINES VATERLOSEN KINDES«...
31. WEIMAR: »BEISPIELLOSE GEISTIGE WACHHEIT«
32. WEIMAR: DAS GOLDENE ZEITALTER...
33. WEIMAR: EIN PROBLEM BEDARF DER LÖSUNG
34. NATIONALSOZIALISTISCHE ÄSTHETIK: DIE BRAUNE GLEICHSCHALTUNG
35. WISSENSCHAFT IM »DRITTEN REICH«: KEINE OBJEKTIVITÄT
36. GÖTTERDÄMMERUNG DER THEOLOGEN
37. DIE TRAGWEITE, DAS SCHEITERN UND DIE NIEDERTRACHT DER DEUTSCHEN KRIEGSWISSENSCHAFT
38. DAS EXIL UND DER WEG IN DIE FREIHEIT
39. DAS »VIERTE REICH«: DER EINFLUSS DEUTSCHEN DENKENS IN AMERIKA
40. »SEINER MAJESTÄT LOYALSTE FEINDLICHE AUSLÄNDER«
41. DER »GETEILTE HIMMEL«: VON HEIDEGGER ÜBER HABERMAS ZU RATZINGER
42. CAFÉ DEUTSCHLAND: »EIN NIE GESEHENES DEUTSCHLAND«
SCHLUSS
PERSONENREGISTER
SACHREGISTER
Copyright

ANHANG

Fünfunddreißig im Ausland unterschätzte deutschsprachige Denker

Ich möchte hier keineswegs den Eindruck erwecken, als seien die unten angeführten Namen international unbekannt. Sie sind es nicht. Für viele Fachleute zählen sie zu den besten Köpfen ihrer – oder jeder – Zeit. Mir geht es bei diesem Anhang vielmehr darum, noch einmal ein entscheidendes Argument dieses Buches zu veranschaulichen, nämlich, dass es deutsche Denker gibt, die im Ausland weniger bekannt sind, als sie es verdienten, weil zwei Weltkriege unseren Blick auf die Vergangenheit getrübt haben.

Viele der angeführten Wissenschaftler stehen bezüglich ihrer Einflüsse auf unser Leben auf einer Stufe mit beispielsweise Freud, Mendel oder Einstein. Mehrere aufgeführte Philosophen sind, auch wenn sie vielleicht nicht in einem Atemzug mit Hegel, Nietzsche und Schopenhauer genannt werden können, auf Augenhöhe mit Ludwig Wittgenstein, Bertrand Russell, Henri Bergson, William James oder John Dewey – Namen, die jedem Angelsachsen ein Begriff sind. Auch der internationale Bekanntheitsgrad von deutschen Schriftstellern und Mathematikern litt unter solcher Geringschätzung.

 

Wilhelm von Humboldt (1767–1835)

Im Lauf dieses Buches (vor allem im zehnten Kapitel) wurde aufgezeigt, dass es Wilhelm von Humboldt war, der die moderne Universität konzipierte, der die Idee hatte, Forschung zu institutionalisieren, und der verantwortlich war für so viele Modernisierungsmaßnahmen in den Disziplinen und damit indirekt für die modernen Wissenschaften. Wir sollten ihm endlich die Anerkennung zollen, die ihm als einem der bedeutendsten Schöpfer der Moderne gebührt.

 

Alexander von Humboldt (1769–1859)

Zu seiner Zeit war er der berühmteste Naturforscher der Welt. Mehr als ein Dutzend geografische Strukturen der Erde (und auf dem Mond) wurden nach ihm benannt. Der Nachruf, den ihm die New York Times 1859 widmete, füllte die gesamte Titelseite. Dennoch wurde er zum »vergessensten« Wissenschaftler aller Zeiten, wie der amerikanische Evolutionsforscher Stephen Jay Gould schrieb. Mit seinen Expeditionen und Feldforschungen begründete er nicht nur ganz neue Forschungsgebiete, sondern inspirierte auch viele jüngere Kollegen. Allein das hebt ihn unter den großen Forschern des heroischen Zeitalters der Entdeckungen im 19. Jahrhundert heraus. Es ist an der Zeit, dass sich das Blatt auch für ihn wendet.

 

Caspar David Friedrich (1774–1840)

Vielleicht litt er unter dem deutschen Laster, ein zu theoretischer Maler gewesen zu sein, doch technisch war er brillant. Außerdem nahm er viele moderne Bewegungen vorweg, nicht zuletzt den Surrealismus und die große amerikanische Landschaftsmalerei. Er verdient es, ebenso bekannt zu sein wie beispielsweise J. M. W. William Turner, John Constable oder Salvador Dali.

 

Carl Friedrich Gauß (1777–1859)

Mathematikern und Naturwissenschaftlern ist er natürlich wohlbekannt, doch die gesamte Bandbreite seiner Errungenschaften und seine Erfindung der »sinnreichen Ideenverbindungen«, die ihn zu einem Vorgänger von Einstein machten, sollten wirklich dafür gesorgt haben, dass man ihn im Pantheon der mathematischen Genies auf ein Podest neben Archimedes, Euklid, Kopernikus und Newton stellt.

 

Karl Friedrich Schinkel (1781–1841)

Er war als Baumeister, Stadtplaner und Maler von nicht minderer Bedeutung als Christopher Wren, Paul Nash, James Barry oder Georges-Eugène Haussmann, wird aber oft als ein »Architekten-Architekt« bezeichnet, obwohl ihm gerade die Öffentlichkeit Anerkennung schuldet. Das Berliner Stadtbild sähe ohne seine Beiträge völlig anders aus.

 

Ludwig Feuerbach (1804–1872)

Auch er verdient einen größeren Bekanntheitsgrad, und sei es nur wegen des grundlegenden Einflusses, den er auf Männer wie Karl Marx und Richard Wagner ausübte. Sein religionsphilosophisches Werk, darunter die Einsicht, dass Gott vom Menschen erschaffen worden sei wie dieser von Gott, räumt ihm einen Platz in unserer Geistesgeschichte neben solchen Größen wie zum Beispiel Baruch Spinoza oder Giambattista Vico ein.

 

 

Johann Evangelist Purkinje (1787–1869, Physiologe), Karl Ernst von Baer (1792–1876, Naturforscher), Friedrich Wöhler (1800–1882, Chemiker), Justus von Liebig (1803–1873, Chemiker), Matthias Jacob Schleiden (1804–1881, Botaniker), Theodor Schwann (1810–1882, Physiologe), Rudolf Virchow (1821–1902, Mediziner), Friedrich August Kékulé von Stradonitz (1829–1896, Chemiker), Robert Koch (1843–1910, Mediziner) und Paul Ehrlich (1845–1915, Mediziner)

 

Diese Konstellation von Namen stellt das wahrscheinlich größte schwarze Loch in der Geistesgeschichte des Abendlands dar. Obwohl der Fachwelt natürlich jeder dieser Männer vertraut ist, reicht ihr allgemeiner internationaler Bekanntheitsgrad bei Weitem nicht an den von beispielsweise Freud, Mendel oder Einstein heran – Namen, die praktisch jeder auf der Welt kennt. Im Gegenteil, die allgemeine Öffentlichkeit hat von ihren individuellen wie kollektiven Leistungen im Großen und Ganzen keine Ahnung, und doch wirkte jeder von ihnen ebenso grundlegend auf unser Verständnis von und unsere Beziehung zu der Natur ein wie auf unser Wissen von den Stoffen, Strukturen und Prozessen des Lebens selbst oder auf unser Wissen über Seuchen und Krankheiten und wie sich diese behandeln und kontrollieren lassen. Ohne ihre Leistungen wäre unser Leben undenkbar und unerträglich.

 

Friedrich Engels (1820–1895)

Natürlich kennt jeder, der einmal von Karl Marx gehört hat, auch den Namen Friedrich Engels. Doch als ich diesen Satz in meinen Laptop tippte, erkannte die Rechtschreibprüfung von Microsoft Word zwar das Wort »Marx« und unterstrich es ergo nicht rot, wohingegen sie das Wort »Engels« unterkringelte. So etwas wie einen »Engelsismus« gibt es neben dem Marxismus nicht. Als Koautor des Kommunistischen Manifests und Herausgeber des zweiten und dritten Bandes vom Kapital genießt Engels natürlich noch immer großen Einfluss, doch es sind seine eigenen Werke, die wirklich mehr Aufmerksamkeit verdienten, nicht nur, weil sie umfassender und gelehrter sind als die Marx’schen, sondern auch, weil es einfach mehr Spaß macht, sie zu lesen. Den Errungenschaften dieses »gebildetsten Mannes Europas« gebührt eine wesentlich breitere Anerkennung – nicht zuletzt, weil er so erstaunlich weitblickend war.

 

 

Die Physiker Rudolf Clausius (1822–1888), Ludwig Boltzmann (1844–1906), Heinrich Hertz (1857–1894), Hermann von Helmholtz (1821–1894) und Wilhelm Conrad Röntgen (1845–1923)

 

Auch diese Konstellation bildet ein schwarzes Loch, obwohl die Tradition der theoretischen Physik, eines der großen Abenteuer des 20. Jahrhunderts, auf genau diese deutschen Denker aus dem 19. Jahrhundert zurückreicht. Wie im vorliegenden Buch nachzulesen ist, war dieses Gebiet sehr international besetzt, doch angeführt wurde es von deutschen Physikern. Beide Listen mit den Namen von Naturwissenschaftlern aus dem 19. Jahrhundert, die in »schwarzen Löchern« verschwanden, führen Männer auf, die mit ihren Errungenschaften einen unmittelbareren Einfluss auf unser Leben ausüb(t)en als die wesentlich bekannteren Naturforscher Kepler, Kopernikus, Galilei und Newton, denen die vorangegangenen naturwissenschaftlichen Durchbrüche zu verdanken waren.

 

Wilhelm Dilthey (1833–1911)

Ein übliches Stereotyp für Deutsche und insbesondere für deutsche Philosophen lautet, dass sie ausgesprochen abstrakt denkende Theoretiker seien und übergreifende allumfassende Systeme liebten. Dilthey straft dieses Vorurteil Lügen, denn er hat aufgezeigt, wie weit man mit gesundem Menschenverstand kommen kann.

 

Hugo Wolf (1860–1903)

Viele Connaisseurs betrachten Wolf schlicht und ergreifend als den größten Liedkomponisten aller Zeiten. Ihm verdankt das deutsche Lied seinen Höhepunkt. Mit Sicherheit erwartet diesen unglücklichen Rebellen und Bohemien, der während dreier intensiver Jahre in seinem produktiven Leben mehr als zweihundert Lieder schrieb, der Goethe, Keller und andere Dichter vertonte und der sein Leben in einer Nervenheilanstalt beendete, noch die Entdeckung durch einen Hollywoodregisseur, welcher imstande ist, in Wolfs Kunst und seinem Leben den Stoff für eine moderne Tragödie epischen Ausmaßes zu erkennen.

 

Georg Simmel (1858–1918)

Simmel, der nicht nur bei diversen übel nationalistischen Historikern seiner Tage (Treitschke, Sybel, Droysen), sondern auch bei dem unvoreingenommeneren Helmholtz in die Lehre gegangen war, fand im Ausland (besonders in Russland und Amerika) letztendlich mehr Anerkennung als im eigenen Land, jedenfalls gewiss größere als unter den dortigen antisemitischen Universitätsgrößen. Dabei war er der Erste gewesen, der die neue Ethik erkannt hatte, welche die Modernität erforderte, und der sich mit dem Rätsel befasst hatte, warum der Mensch nun zugleich freier und verantwortlicher geworden war. Simmel sagte als Erster voraus, dass das moderne Leben von »unbeherrschteren Empfindungen« geprägt sein und Menschen von »niedrigerer Geistesausbildung« fördern würde.

 

Robert Musil (1880–1942)

Für so manchen Leser stellt Der Mann ohne Eigenschaften alles in den Schatten, was Thomas Mann oder Hermann Hesse je geschrieben haben. Dieser Roman ist die bemerkenswerteste Reaktion auf die Entwicklungen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf allen nur denkbaren Gebieten stattgefunden hatten: Wenn alles, was wir über uns in Erfahrung bringen können, das ist, was uns die Wissenschaftler erzählen, und wenn ethische Werte bedeutungslos sind – wie sollen wir dann leben? Musil stellte auf brillante Weise das zentrale Dilemma des modernen Lebens bloß.

 

 

Der Philosoph Max Scheler (1874–1928) und die Theologen Rudolf Bultmann (1884–1976), Karl Barth (1886–1968) und Dietrich Bonhoeffer (1906–1945)

 

Die theologische Renaissance, die am Anfang des 20. Jahrhunderts in Deutschland stattgefunden hatte, ist das dritte »schwarze Loch«, in dem deutsche Denker verschwanden, die eigentlich mehr Anerkennung verdienen. Nach dem nietzscheanischen »Tod Gottes«, nach der von Max Weber postulierten »Entzauberung« der Welt haben diese Philosophen/ Theologen auf überzeugendere und kohärentere Weise als irgendjemand sonst auf die herrschenden »Krisenbedingungen« reagiert. Die Tatsache, dass zwei Päpste, Johannes Paul II. am Ende des 20. und Benedikt XVI. am Beginn des 21. Jahrhunderts, die Ideen dieser (protestantischen) Denker aufgegriffen haben, beweist, dass sich deren Gedanken in die geistigen Strukturen einpassen lassen, die innerhalb der katholischen Kirche herrschen, während sie außerhalb von ihr immer noch auf ihre Akzeptanz warten müssen.

 

Lion Feuchtwanger (1884–1958)

Ein Mann, der in beiden Weltkriegen aus Lagern fliehen konnte, muss schon sehr außerwöhnlich und mutig gewesen sein. Das Thema Mut zieht sich denn auch wie ein roter Faden durch sein Meisterwerk, die »Wartesaal«-Trilogie Erfolg, Die Geschwister Oppermann und Exil. In Erfolg nahm er kaum verhüllt Hitler, seine »Bewegung« und die bereitwillig mit ihm kooperierenden Industriellen aufs Korn. Glücklicherweise gelang ihm die Flucht nach Amerika. Wäre er nicht entkommen und wäre auch er umgebracht worden, würden ihn heute wahrscheinlich sehr viel mehr Leser kennen.

 

Karl Jaspers (1883–1969)

Seine Idee von der »Achsenzeit«, wie er die Zeitspanne zwischen 800 und 200 v. d. Z. nannte, in der sich mehr oder weniger parallel in vier unverbundenen Kulturräumen die Ursprünge moderner Spiritualität entwickelten (Hinduismus und Buddhismus in Indien, Taoismus und Konfuzianismus in China, das talmudische Judentum, der Zoroastrismus im iranischen Raum und die Philosophie des antiken Griechenland), kennzeichnet ihn als einen der großen Entwickler von Synthesen in der Geschichte. Er erklärte unsere Welt auf eine ebenso grundlegende (wenn nicht noch grundlegendere) Weise wie John Dewey oder William James.

 

 

Die Chemiker Heinrich Dreser (1860–1924), Arthur Eichengrün (1867 bis 1949) und Felix Hoffmann (1868–1946)

 

Heute, über ein Jahrhundert nach der Erfindung des Aspirins, werden jährlich mehr als vierzigtausend Tonnen dieser Chemikalie produziert. Daran lässt sich gewiss ermessen, welchen Erfolg das Medikament hat. Nachdem bald schon seine Wirksamkeit als Schmerzmittel gegen Migräne, rheumatoide Arthritis, Fieber, Grippe sowie gegen diverse Tierkrankheiten bewiesen war, begann man es in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts auch verstärkt als Blutverdünnungsmittel zur Vorbeugung gegen Angina pectoris, Herzanfälle und Schlaganfälle einzusetzen. Das ist mehr als genug, um zu verdeutlichen, dass die Namen Dreser, Eichengrün und Hoffmann auf jede Ehrenurkunde für Chemie gehören. Mit Sicherheit haben diese drei Männer der Menschheit einen größeren Dienst erwiesen als zum Beispiel der wesentlich berühmtere Carl Gustav Jung, welcher ganz gewiss jede Liste anführen müsste, auf der die Namen der völlig überschätzten deutschsprachigen Denker angeführt wären.

Peter Watson, geboren 1943, studierte an den Universitäten von Durham, London und Rom. Er war stellvertretender Herausgeber von New Science und vier Jahre lang für The Sunday Times tätig. Als Korrespondent in New York arbeitete er für The Times und schrieb für Observer, New York Times, Punch und Spectator. Bis 2007 war er Lehrbeauftragter am McDonald Institute for Archaeological Research der Universität Cambridge. Er lebt in London.