Zum BUCH:

Vera ist als Eventmanagerin und Mutter von erwachsenen Zwillingen „eigentlich" ganz selbstständig und zufrieden mit ihrem Leben - wenn sie nicht immer wieder nörgeln würde, dass sie keinen Mann hat. Was sicherlich auch an ihrem extremen Kontrollzwang liegen könnte...

Sie ist Single, 50+ und betreibt eine kleine Eventagentur. Ihre allerbeste Freundin Sarah unterstützt sie dabei als Inhaberin eines Cafés mit allen notwendigen Leckereien.

An erster Stelle ist Sarah aber Veras Lieblingsmensch, der Vera nicht nur mit Kuchen beliefert, sondern vor allem an unzähligen Couch-Abenden für ihre beste Freundin in guten und in schlechten Zeiten da ist.

Nach einem dieser Jammer-Couchabende beschließt Sarah, für Abhilfe zu sorgen und heckt mit ihrem älteren Bruder Mike eine besondere Geburtstagsüberraschung für Vera aus.

Dieses Geburtstags-Wochenende wird für Vera unvergesslich werden, aber anders, als man zunächst denkt.

Ein neuer Auftrag lässt Veras und Mikes Wege wieder zusammentreffen.

Dieser Auftrag entwickelt sich zu einem spannenden Krimi, den wirklich keiner haben wollte und am Ende steht Vera vor den Scherben ihres ganzen Glücks.

Und dann soll Vera auch noch die Hochzeit von Sarahs Sohn organisieren, an der vermutlich auch dieser verlogene Kerl vorhanden sein wird...

Das Buch erzählt witzig und dennoch berührend ein Jahr im Leben einer Frau, die normal immer alles unter Kontrolle hatte, doch seit der ersten Begegnung mit Mike heißt es für Vera:

Entspann Dich!

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation
in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische
Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

© 2018 Thea M. Anders
Herstellung und Verlag:
BoD - Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN 978-3-7528-7055-8

Sarah und Kathi saßen auf der Raucher-Terrasse und beobachteten von außen den Höhepunkt der Jubiläums-Feier "Fünf Jahre Firma Beutemüller".

Sarah und Kathi waren Freundinnen von Vera, die vor ein paar Jahren die kleine Eventagentur "Event à la Carte" eröffnet hatte und die Dienste ihrer besten Freundin Sarah und auch Kathi immer gerne nutzte.

Sarah's Eltern hatten ein gutgehendes Hotel, in das Sarah jedoch nie einsteigen wollte, weil sie als leidenschaftliche Bäckerin und Konditorin immer von einem kleinen Café geträumt hatte. Also hatten ihre Eltern eines Tages ein Café eröffnet und ihrer Tochter die Geschäftsführung übergeben.

Kathi hatte sich ihren kleinen Blumenladen dagegen ganz alleine und hart erarbeiten müssen. Sie konnte sich bis heute keine großen Sprünge leisten, obwohl sie laut Vera die schönsten Blumensträuße der Welt kreierte.

Heute waren die drei gemeinsam beim Firmenjubiläum, das Vera bestens durchorganisiert hatte und damit zu einem großen Erfolg für ihre Auftraggeber machte.

Soeben hielt die Firmeninhaberin Lena Beutemüller eine flammende Rede, die ebenfalls Vera geschrieben hat, doch am Ende... am Ende "improvisierte" die Firmeninhaberin tatsächlich noch ein paar eigene Worte, mit denen sie Vera von "Event à la Carte" von ganzem Herzen für ihre wundervolle Organisation und Begleitung dankte.

Und da war es wieder: Vera, die seit Wochen für diesen Abend geschuftet hatte, wie immer mindestens zwei Kilo weniger hatte (die sie danach auch sofort wieder zu nehmen würde!), jetzt ziemlich abgekämpft aussah, die Haare wild abstehend und leicht verschwitzt - diese Frau strahlte. Strahlte, während ihre großen blauen Augen funkelten und sie merkte nicht, welch unglaubliche Wirkung sie gerade auf so manches anwesende männliche Wesen ausübte: man(n) beäugte sie heimlich, denn offen traute es sich keiner - diese tolle Frau, puh, die würde man(n) schon gerne näher kennen.

Vera winkte die Dankesworte etwas verlegen ab und lobte im Gegenzug sofort alle Angestellten, natürlich ihre "Besten" Sarah und Kathi, aber auch die extra engagierten Studies an der Spülmaschine... und sie vergaß wie immer, warum SIE eigentlich gerade so fix und alle war - sie spürte jetzt in diesem Moment nur ihre Energie, ihr Glück.

Vera wusste in ihrem Inneren, dass es genau das war, was sie super gut kann und super gern macht.

*

Am Abend danach trafen sich Vera und ihre beste Freundin Sarah wie immer auf ihrem gemütlichem Sofa zum "Couching-Abend".

Sarah wusste genau, dass Vera nach ihrem "Adrenalin-Kick" einer erfolgreichen Veranstaltung danach oft in tiefste Tiefen ihres Single-Daseins abstürzte. "Weißt du, wenn ich dann nach so was Tollem nach Hause komme, ist da keiner, dem ich es erzählen kann und der sich mit mir freut".

Ja - Sarah kannte diese Sätze und ergänzte "...und außerdem hättest du nach so einem Erfolg auch verdient, dass du mal wieder richtigen Sex als Belohnung bekommst - nicht wahr" "Genau!"

bestätigte Vera, lachte und prostete ihr zu.

Sarah hörte sich die gleichen Klagen jedes Mal geduldig an: keiner, der für Vera da sei, alles müsse sie alleine machen (puh, auch da sprach sie ganz offen von Sex!!! Sarah war eigentlich immer froh, wenn ihr Ehemann Martin ab und an vor ihr einschlief...)

und natürlich hatte sie auch dieses Mal überhaupt keine Lust mehr, immer alles ganz alleine entscheiden zu müssen.

Sarah liebte Vera, aber so langsam ging ihr das Gebets-Mühlenähnliche Gejammer von Vera echt auf die Nerven und auch sie fand inzwischen, dass die gute Vera wirklich wieder einen Kerl brauchte - doch woher nehmen, wenn nicht stehlen...

*

"Weißt du, liebe Sarah!" begann ihre Freundin Vera eines Abends und zupfte wie wild an ihrem Sofa-Kissen rum "Die moderne, selbstbewusste Frau von heute, die nimmt sich, was sie will!"

Sarah verstand nicht ganz, worauf ihre Freundin hinaus wollte.

"Schau dir das mal an" Vera öffnete ihren Laptop und zeigte Sarah lauter knackige Jungs in eindeutigen Posen "Vera! Was soll das denn jetzt? Schnappst du jetzt völlig über?" Vera lachte "Mensch Sarah, die kann man buchen - die machen, was frau will - und wofür frau bezahlt... und Frau hat kein Stress!" Sarah war echt entsetzt. "VERA! Das macht man aber einfach nicht!" Vera lachte sie aus, nahm sie aber herzlich in den Arm "Nein, Sarah, DU machst sowas nicht, weil du es gar nicht brauchst! Du hast ja zuhause deinen Gatten, der dich mit Sicherheit regelmäßig beglückt - ob du willst oder nicht!"

Sarah wusste, dass Vera gerne wieder einen Kerl hätte und Sex etwas höher bewertete, als sie selbst, aber das konnte nicht ihr Ernst sein. "Vera, das ist doch viel zu gefährlich, da kannst du dir wer weiß was für Krankheiten holen, womöglich verschleppt oder vergewaltigt man Dich - das darfst du auf gar keinen Fall machen!" - Sarah machte sich echt Sorgen.

*

Leider standen momentan kurzfristig keine neuen Events an, so dass Vera viel zu viel Zeit mit sich selbst hatte, was meistens nicht gut endete. Im besten Fall führte es zu neuem Inventar in Veras Wohnung, oder neuen Outfits im Kleiderschrank, aber irgendwie schien ihr diese Art von Kick dieses Mal nicht mehr zu reichen. Sie konnte "Shades of Grey" fast schon auswendig mitsprechen, (wahlweise stöhnen) und hörte nicht auf, Sarah von diesen männlichen Begleitern vorzuschwärmen.

Sarah wollte es auf gar keinen Fall zulassen, dass ihre beste Freundin sich so leichtsinnig in so ein dummes Abenteuer begeben würde und ihr dabei womöglich Schlimmes passieren könnte.

***

Nach etlichen schlaflosen Nächten kam Sarah eine verrückte, aber durchaus realisierbare Idee: ihr älterer Bruder Mike, der seit vielen Jahren als verdeckter Ermittler für die Polizei arbeitete, der war zuletzt zwei Jahre lang im Hamburger Kiez gewesen und hatte doch mit genau solchen Individuen zu tun, der musste ihr helfen!

Vera suchte ein Abenteuer, brauchte mal wieder ein Knistern, Bestätigung... Sarah wusste, dass Vera für ihr Alter durchaus ansehnlich und immer noch in guter Form war - Ihr Bruder Mike alterstechnisch zu Vera passte, auf Frauen durchaus wirkte, aber keine feste Beziehung hatte.

Sarah gefiel ihre Idee immer besser - Vielleicht konnte sie damit ja sogar zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und die zwei Menschen, die sie über alles liebte sogar glücklich machen - im besten Falle sogar MITEINANDER.

*

Sie hatte keine Ahnung, wo ihr Bruder gerade welche Ganoven "observieren" müsste, aber er wäre nicht ihr "großer" Bruder, ihr Beschützer, wenn es nicht Mittel und Wege für Sarah gegeben hätte, in Notfällen immer und jederzeit Kontakt mit ihm aufzunehmen.

Sie kramte das Wegwerf-Handy, das Mike ihr gegeben hatte, aus ihrer Unterwäsche-Schublade und setzte wie immer die für Notfälle abgesprochenen WhatsApp ab: "Mama musste ins Krankenhaus, bitte melde dich!"

Dieses Mal vergingen keine 30 Minuten, bis ihr Bruder zurück rief, was Sarah sehr verwunderte, denn Mike rief ganz ungewohnt auf ihrem Festnetz zuhause zurück, mit einer angezeigten Nummer, die sie nicht kannte.

"Kleine - wo brennt's?" "Wo steckst du denn, Mike, wieso Festnetz, wieso sehe ich deine Nummer?" "Tja... Dein großer Bruder ist raus!"

Mike hatte vor zwei Wochen seinen letzten Undercover-Einsatz in Berlin beendet und richtete sich nun in Wiesbaden gerade eine schöne 3-Zimmer-Penthouse-Wohnung ein. "Aber sag, wo drückt dich der Schuh - was kann ich für dich tun?"

"Also..." fing Sarah vorsichtig an "Du weißt doch, dass ich eine ganz liebe Freundin - eine - meine allerbeste Freundin habe? Meine Vera!" "Ja, und?" "Weißt du, um die mache ich mir große Sorgen, weil sie drauf und dran ist eine ganz große und auch gefährliche Dummheit zu machen!" Mike war sehr gespannt.

"Warum, plant deine Freundin einen Banküberfall, oder so?"

"Mensch, Mike, du nimmst mich schon wieder nicht ernst" "Schwesterlein... komm bitte auf den Punkt - was kann ICH für deine Freundin tun?" "Also... du könntest einfach behaupten, dass du ..." Mike wartete "SARAH... dass ich...???" "also, dass du der 'Escort-Boy' bist, den ich für sie gebucht habe" Mike verschluckte sich vor Lachen "Sarah, hast du Haschkekse genascht?" Sarah versuchte verzweifelt, Mike ihre Dramatik klar zu machen. "Mike, Vera ist so eine tolle Frau, aber sie hat keinen Kerl und sie will Sex und dieses 'Shades of Grey', davon redet sie immer... ich will nicht, dass meiner besten Freundin so ein perverser Kerl weh tut".

"Kleine - jetzt mal ganz im Ernst! Wie alt ist diese Vera denn?

14 oder 15? Nein, sie ist eine erwachsene Frau, die ja wohl ganz gut und selbstständig seit vielen Jahren durch ihr Leben läuft - oder?" "Ja, Mike, aber genau das mag sie doch nicht mehr! Vera ist der totale Kontroll-Freak geworden, weil sie immer alles alleine regeln musste. Der verlogene Idiot, was ihr Ehe-Mann war, ist besoffen bei der Arbeit vom Dach gefallen und war tot - da waren ihre Zwillinge vier Jahre alt" Mike musste sich zusammen nehmen. Er spürte die geballte Anteilnahme seiner Schwester, aber das Ganze hatte für ihn auch ziemlich viel groteske Komik und er wusste immer noch nicht, was er damit zu tun haben sollte.

"Und du meinst jetzt, dass ich sie einfach mal ordentlich ran nehme, ans Bett fessle und auspeitsche, oder was?" "MIKE, natürlich nicht!!!" Mike lachte "Na, aber vielleicht ist dein großer Bruder ja genau so ein Perverser und du setzt genau den Falschen auf sie an!"

Es ging seine Schwester tatsächlich überhaupt nichts an, welche sexuellen Praktiken er für üblich bevorzugte, aber sorry, dass sie ernsthaft glaubte, er könne Frauen demütigen, ja sogar "züchtigen", schlagen - das beleidigte ihn gerade zu.

Sarahs ließ sich von ihm nicht beruhigen und schickte ihm die Links der Seiten, auf denen Vera sich ihre Jungs angesehen hatte.

Mike war Härteres gewohnt, verstand aber, wieso seine wohlbehütete, solide verheiratete Schwester allein durch diese Art Internetpräsenz in Panikattacken ausbrach.

Seine "kleine" Schwester hatte sich sogar schon eine Story für ihn und Vera überlegt - bei so viel kreativer Notfall-Energie musste sich Mike den Spaß zumindest anhören.

Und er war überrascht, wie einfallsreich Sarah war. Er sollte für ein Wochenende nach Hamburg und dort einen Escort-Begleiter für Sarah geben, der zu ihren Diensten steht und den Sarah ihr zum Geburtstag schenken würde.

Außerdem hatte sie ihm innerhalb von Minuten bereits den gesamten - durchaus respektablen Lebenslauf einer ihm völlig fremden Frau Anfang Fünfzig verraten. Mit einem gewissen Erfolg, denn inzwischen war er wirklich neugierig auf diese Frau.

Sarah unterbrach seine Gedankengänge "Mike, sie wird das auf gar keinen Fall durchziehen. Du darfst ihr einfach einen schönen Abend machen, zeig ihr deine Bewunderung, gib ihr das Gefühl, dass sie begehrenswert ist..." "Hallo, hallo, Süße, welche Bücher liest jetzt du??? Uta Danella, Inga Lindström oder was?" Mike überlegte sich, ob seine Schwester immer noch über die Bedürfnisse ihrer Freundin referierte, oder inzwischen auch ihre eigenen mit einbrachte.

"Mike - Vera ist klug! Du wirst vorbereitet sein müssen, sie wird dich auf Herz und Nieren abchecken" jetzt kicherte sogar Sarah "Sie wird dich schon beim Kennenlernen mit ihren Excel-Tabellen erschlagen, in denen sie alles abfragen wird, von dem sie glaubt, dass es für so eine Aktion von Nöten ist."

*

Mike begann das Ganze zu reizen. Er hatte jetzt ja durchaus die Möglichkeit, die Stadt, in der er lange genug in allen dunklen Ecken zugegen gewesen war, als Privatperson zu besuchen und die richtigen Örtlichkeiten für so eine absolute Schnapsidee würde er auch zur Genüge kennen.

"Mike, also... Kondome musst du auf jeden Fall vorweisen können - aber da hab ich schon mal ein Paket gekauft" Mike gröhlte innerlich "Na, da bin ich aber sehr froh - ich hätte mich das nicht getraut, Kleine!" er zog sie auf, es war zu komisch, aber auch irgendwie rührend, wie sie sich da bereits hineingesteigert hatte.

Allerdings wurde Mike auch grade bewusst, dass das kleine Biest, das er über alles liebte, ihn im Prinzip am Haken hatte und er aus der Nummer nicht mehr rauskommen würde.

"Mikiiiiii?" oh, nicht in diesem Ton! "Miki - bitte, du hilfst mir, ja?" und damit hatte sie gewonnen.

***

Die weiteren Mädels-Abende bei Vera verliefen ganz nach Sarahs Plan - Sie gab Vera immer wieder die richtigen Stichworte, um von Vera zu hören, wovon diese träumt, wie Veras 'Mr.

Right' denn nun sein müsse und die ahnungslose Vera jammerte und phantasierte rege vor sich hin.

"Weißt du Sarah - das, was mich bei wirklich JEDEM Typen, egal ob hübsch oder hässlich echt umhaut?" Sarah war extrem gespannt - normalerweise hatte ihre Freundin extrem hohe Ansprüche, die eigentlich keiner erreichen konnte. "Ne, jetzt bin ich wirklich gespannt!" "Kennst du 'Filou'?" "Wer ist 'Filou', Vera" "Mann, Sarah - das Parfum!!! Dieser sensationelle Männerduft - der ist im wahrsten Sinne des Wortes UMWERFEND!" -

Sarah notierte sich auch diese hilfreiche Information sofort in ihr Handy, um sie schnellstmöglich an ihren Verbündeten weiter zu leiten.

Sarah kam mehr und mehr zu der Auffassung, dass das Ganze eigentlich sogar in etwas ganz Anderem, noch viel Besserem enden könnte. Sie fand, dass die beiden sich eigentlich wirklich verdient hatten.

*

Mitte Mai hatte Vera wieder eine Veranstaltung und hatte Sarah wie üblich zur „After-Work-Sofa-Party" eingeladen.

Sarah war seit Tagen sehr gespannt, wann sie endlich ihren Plan einen wesentlichen Schritt weiter bringen könnte und HEUTE würde es soweit sein.

„Liebe Vera - ich kann dir dein diesjähriges Geburtstagsgeschenk leider nicht an deinem Burzeltag geben" leitete Sarah ihre Knaller-Überraschung ein. „Sarah - ich hab Mitte Juni Geburtstag, was erzählst du mir heut schon, dass du an meinem Geburtstag nicht da bist?"

„Falsch, liebe Vera - ich wäre schon da..." dann streckte sie Vera einen blauen Briefumschlag entgegen, auf dem mit ihrer Handschrift „Nur für dich" drauf stand.

Vera schaute Sarah leicht irritiert an, öffnete dann aber neugierig den Umschlag und fand darin eine selbstgebastelte Karte:

„Er gehört nur dir" stand da... und „Lass deine Kontrolle zuhause, sie wird dir nichts nützen - er wird dir sagen, wo's lang geht" - „Äh? Süße, gehen wir nach Hamburg in ein Musical? Und wie ,Er gehört nur dir' - ist das was Neues von Marianne Rosenberg?

Lebt die überhaupt noch?" Vera verstand nicht wirklich.

Sie sah die Buchung für ein Hotelzimmer, genau an dem Samstag im Juni, an dem ihr Geburtstag war.

„Liebe Vera!" Sarah richtet sich ganz förmlich gegenüber von Vera auf dem Sofa auf „Du weißt, du bist mein Lieblingsmensch, dem ich alles Glück der Welt wünsche und wenn möglich alle Wünsche erfüllen möchte..." Vera beobachtet ihre Freundin sehr interessiert - so förmlich hat sie sie noch nie erlebt.

„Liebe Sarah -,Er gehört nur dir' bedeutet, dass MIKE, ein durchaus attraktiver Kerl aus Hamburg an diesem Wochenende dir ganz allein und nur für dich und deine Wünsche zur Verfügung steht - ich habe dir deinen ESCORT-Mann gebucht!"

Vera brach fast zusammen und verschüttet ihren Sekt auf dem Sofa. „Du hast WAS???" Sarah, ihre so brave und normale Freundin, die auf Vera fast desinteressiert wirkte, immer wenn es um Sex ging - DIESE Sarah hatte ihr einen Callboy gemietet - Vera fiel gerade von ihrem ganzen guten Glauben ab.

Doch dann überzeugte Sarah sie und nun war es an der toughen Vera, schlaflose Nächte zu haben und Angst vor ihrer eigenen Courage zu kriegen.

Sarah reagierte fast beleidigt „DU hast mir seit Wochen nichts anderes mehr erzählt - DU wünscht dir einen, der sich mal um alles kümmert, DU hast diese Seiten angeklickt!!! Und nur, weil ICH jetzt schneller war, musst du nicht so komisch machen!"

Vera lachte „Ja, sorry - du hast völlig Recht! Vielen, vielen Dank - das ist wirklich ein super-besonderes und einmaliges Geschenk!"

Vera war sich bewusst, dass sie jetzt in der Klemme saß. Ihr Alkoholkonsum der kommenden Tage stieg, denn Vera wusste, dass sie immer cool war und super gut reden, ja sogar flirten konnte - aber eins konnte sie noch besser: wegrennen, wenn es ernst wurde.

Vera merkte, dass sie aus dieser Nummer nicht mehr raus kam - schon allein wegen ihrer lieben Freundin Sarah, die sich da zum einen verausgabt und zum anderen in etwas verrannt hatte.

Also spielte sie - wie üblich - alle möglichen Varianten bis ins Kleinste durch. Vera konnte und wollte jetzt vor Sarah nicht den Schwanz (!) einziehen und würde das ganz normal, gut geplant und noch besser kontrolliert durchziehen. Jawoll, das würde ein Geschäft wie jedes andere auch werden, nur, dass sie dieses Mal die Kundin und nicht die Dienstleisterin sein würde. Der Typ würde bezahlt werden, es würde um diverse Dienstleistungen gehen, die sie als Kundin aushandeln und ganz geschäftsmäßig einfordern würde - ein ganz normales Geschäft - Basta! So würde das funktionieren. Zumindest versuchte Vera in den nächsten Tagen sich dies mantra-mässig einzureden.

***

Mike verfluchte sich seit Tagen! Da hatte doch diese kleine Göre, die er über alles liebte, ihn wirklich mal wieder um den Finger gewickelt und er, der coole Cop, hatte es nicht rechtzeitig gemerkt.

Allerdings musste er zugeben, dass das Ganze doch auch ein bisschen reizvoll werden könnte - Sarah hatte ihm inzwischen aktuelle Bilder von seiner „Kundin" gezeigt, es hätte ihn tatsächlich schlimmer treffen können.

Obwohl ihn Sarah auf einen massiven „Kontroll-Freak" vorbereitet hatte, konnte er sich das bei der Ausstrahlung dieser Vera gar nicht vorstellen - es würde spannend werden.

Sarah hatte ihm viele Notizen zusammengestellt, die wohl aus einer Mischung aus Veras Tagträumen von „Shades of Grey", „Pretty Woman" und anderen üblen Frauen-Filmen zustande gekommen sein mussten.

Für ihn als Mann generell interessant erschien ihm der besondere Hinweis seiner Schwester, dass er unbedingt in Veras Gegenwart,Filou' tragen müsse. Der „One-and-Only-Duft" von Mrs.

Kontroll-Freak. Er war gespannt, ob die Auswirkungen tatsächlich so extrem sein würden, denn das könnte für seine Zukunft als „Frauenversteher" wirklich tolle Folgen haben.

Er hatte sein halbes Leben lang irgendwelche Identitäten von richtig üblen Kreaturen angenommen, warum sollte er jetzt, mit Ende Fünfzig nicht mal in „Mr. Perfect" schlüpfen können - es ging ja nur um ein Wochenende..

*

Nachdem er sich dazu entschieden hatte, diesen Job wie alle anderen auch, wenn, dann nur profimäßig vorbereitet durchzuführen, vereinbarte er mit seiner alten Freundin „Lola" aus St. Pauli einen Termin.

Lola kriegte sich nicht mehr ein, als Mike ihr den verrückten Plan erzählte. „Sweetheart, das wird mit Sicherheit dein abgefahrenster Undercoverjob aller Zeiten!" „Lola - hilfst du mir?"

„Also, eigentlich ist dir bei sowas nicht mehr zu helfen - Schatzi, muss ich DIR wirklich sagen, wie man eine Frau glücklich machen kann?" „Lola - ich bin doch eher der sanfte Kuschelbär - oder?"

Lola lachte, „Na, dann arbeiten wir mal daran, dass sie dir den „Christian Grey für Arme vom Hamburger Kiez" abnimmt.

Sie klärte ihn zunächst über die üblichen „Geschäftspraktiken" ihrer männlichen Kollegen auf, kramte aus ihrem reichhaltigen Fundus ausreichend passende Sex-Toys für die anspruchsvolle Dame und erzählte ihm, wie er dieses Wochenende für alle möglichst reibungslos und „befriedigend" gestalten könnte.

***

Mitte Juni ging Vera im ICE nach Hamburg noch einmal ihren sorgsam zusammen gestellten Frage-Katalog durch und überprüfte ihren „Vertrags-Entwurf".

Sie hatte sich per E-Mail mit dem Callboy Mike in ihrer Hotelbar für den Abend ihrer Anreise zu einem „lockeren Kennenlern-Gespräch" verabredet.

Je näher der Zug Hamburg kam, umso nervöser wurde sie. Ganz ruhig, Vera, das machst du ganz cool, wie jeder normale Job auch... „The Show must go on!" Das kannst du! Ihr Mantra schien heute außer Betrieb.

*

Sie hatte ihm ein Bild zusenden müssen, oh Gott, sie hatte keine Ahnung, was auf sie zukommen würde, ob er sie tatsächlich erkennen würde? Wie würde er wohl aussehen? Sie verrannte sich in ihre Horror-Szenarien: „Die lügen doch eh alle und kaschieren ihre Bilder mit Photoshop, vermutlich wird er komplett verranzt sein, ,fertig' und verbraucht aussehen, das bringt so ein Job ja wohl mit sich - aber eins ist klar, wenn er klein und/oder dick ist, dann war's das sofort, wenn er stinkt, oder gar ungepflegt ist - dann sofort: Geld zurück, schließlich musste die arme Sarah in Vorkasse gehen, an sich schon unverschämt genug!" sie steigerte sich so richtig schön in Rage.

*

Sie saß in einem der Sessel in der Bar und versuchte, möglichst unauffällig die hereinkommenden Männer zu begutachten. Es kamen jede Menge Männer in diese Bar, Gott, hier musste es ein ganzes Nest dieser Typen geben. Bei manchem bekam Vera sofort Schweißausbrüche, wenn sie sich auch nur ansatzweise in ihre Richtung bewegten, aber bis jetzt waren alle Kerle doch an ihr vorüber gegangen. Na ja, war ja auch klar, dass er nicht pünktlich sein würde, schimpfte sie in Gedanken - es war schließlich bereits 5 Minuten vor dem vereinbarten Termin. Nach „Vera-Zeit" unpünktlich.

*

Mike begann das Ausmaß bereits zu erahnen. Geübt, unsichtbar zu sein, hatte er bereits 30 Minuten vor der ausgemachten Zeit Posten in der Hotel-Lobby bezogen um das Geschehen in der Bar in Ruhe beobachten zu können.

Er hatte sie sofort erkannt, als sie mit etwas zu hoch erhobenem Haupte in ihrem kühlen, aber doch ziemlich sexy aussehendem Business-Kostüm in die Bar stolzierte.

Wer, wenn nicht er, erkannte jedes Poker-Face und diese Lady war weit davon entfernt, momentan auch nur ansatzweise etwas unter Kontrolle zu haben. Er genoss es und fing langsam an, Spaß an der Sache zu bekommen.

*

Nachdem sie bereits 5 Minuten vor Termin immer genervter auf ihre Uhr stierte, wollte er sie nicht länger zappeln lassen. Auch er setzte seinen geübten Blick auf und ging direkt auf ihre Sesselecke zu.

„Du musst Vera sein" - kaum hatte er das gesagt, schnellte sie aus dem Sessel hoch, streckte ihm die Hand entgegen, lächelte ihn gekonnt, aber gekünstelt an und sagte „Hallo, Mike".

Er ignorierte die ausgestreckte Hand und nahm sie fest in seine starken Arme und drückte ihr drei Küsschen nacheinander links und rechts auf die Backen - „Wir wollen hier doch etwas vertraut wirken, oder meinst du nicht?"

Sie schlug ihre Beine übereinander und wippte nervös mit den schwarzen High-Heels. Puh, wusste sie, wie heiß sie in diesem Moment wirkte, oder wusste sie es wirklich nicht? Ihre Unsicherheit ließ Mike vermuten, dass sich hinter der toughen Lady noch so manche Überraschung verbergen würde.

*

Vera merkte, wie wieder einmal völlig unpassend eine dieser überflüssigen Hitze-Attacke von ihr Besitz nahm. Nicht jetzt, bitte - sonst kleben meine sorgsam geföhnten Haare gleich wieder überall da, wo sie nicht sollen.

Die Umarmung dieses Typen hatte sie völlig unvorbereitet erwischt - was bildete der sich eigentlich ein? Aber klar, er hat einen Job zu erledigen und darin schien er ja tatsächlich gründlich zu sein.

Er sah gut aus, sehr gepflegt - viel zu gut gepflegt für einen Stricher, er war groß, stark, wow, in ihrem Alter, aber durchtrainiert mit einem super Körper und verdammt, er roch nach ,Filou' - dem Duft, der ihre Hirnzellen grundsätzlich aussetzen ließ - und das bereits beim Vorstellungsgespräch - das ging so nicht.

Vera besann sich auf ihre Fähigkeiten, alle spontanen Ereignisse innerhalb kürzester Zeit sinnvoll einzusortieren, zu strukturieren, zu ordnen und damit wieder voll die Kontrolle darüber zu erhalten.

So würde sie den Typen jetzt mal abchecken und ihre Listen mit ihm abarbeiten. Er würde sicher verstehen, dass sie bei so einer „Geschäftsbeziehungen" einige Sicherheitsvorkehrungen getroffen haben wollte.

*

Mike musste sich ernsthaft zusammenreißen, um nicht seinen harten und coolen „Christian Grey-Blick" zu verlieren und laut loszulachen, als die gute Vera ihre Listen auspackte.

Sarah hatte ihn ja vorgewarnt, aber das schlug dann doch dem Fass den Boden aus - sie wollte tatsächlich seinen Personalausweis sehen UND kopieren!!!

Er musste erstaunt feststellen, dass er in diesem Moment zum ersten Mal ernsthaft Lust darauf hatte, ihr zu zeigen, wo genau sein Hammer hängt! „Shades of Grey", mach weiter so und du kannst ihn haben!!!

Längst hatte er aus den Augenwinkeln seine gute Freundin Lola an der Bar entdeckt, die sich dieses Schauspiel natürlich auf gar keinen Fall entgehen lassen wollte. Er bemerkte, wie sie sich „anscheinend" mit dem Barkeeper sehr amüsant unterhielt, als auch sie sich das Lachen aufgrund diverser Listen nicht mehr verkneifen konnte.

*

Vera war durchaus etwas verstört, dass anscheinend nicht jeder Bürger der Ausweispflicht nachkam und bat Mike, dann doch morgen direkt die Kopie seines Ausweises mitzubringen.

Da sie in seiner Nähe weiterhin beängstigende Hitzewallungen über sich ergehen lassen musste, entschloss sie, sich eine Auszeit auf der Damen-Toilette zu gönnen. Sein Duft erschwerte ihr das Konzentrieren auf ihre Listen ganz erheblich. Mega-Cool bat sie ihn deshalb, während ihrer Abwesenheit schon einmal ihren Multiple-Choice-Fragebogen zu beantworten.

*

An der Bar saß eine recht aufgedonnerte Frau, von der Vera beim Vorbeigehen sofort klar vermutete, dass es sich ebenfalls um eine Professionelle handelte -scheinbar war in diesem Hotel das, was sie hier mit diesem Mike vorhatte, etwas völlig Normales und Alltägliches - sie merkte, dass ihre Heimatstadt Karlsruhe im Vergleich zu diesem Sodom und Gomorrha doch tiefste Provinz sein musste, oder sie einfach bisher an den falschen Ecken von Karlsruhe gewesen war.

Als sie ihre Toiletten-Kabine verließ, stand diese zwielichtige „Dame" am Waschbecken, fixierte sie und sprach sie ganz unverfroren an, welchen tollen Kerl sie sich da ausgesucht hätte.

Vera reagierte empört, aber der Situation angepasst kühl und stellte richtig, dass es sich bei ihrem Begleiter um einen Geschäftspartner handelt. „Schätzeken, aber klar, und ich versichere dir, Mike ist als ,Geschäftspartner' jeden einzelnen Cent wert - der hält weit mehr, als er verspricht" Vera suchte das Erdloch, aber es tat sich keines auf und so rauschte sie hochrot zurück in Richtung der Pheromone, die sie vermutlich dieses Wochenende zur Hirntoten werden lassen würden.

*

Sobald Vera außer Sichtweite war, zückte Mike sein Handy und machte ein Foto von dem vorbereiteten Fragebogen um es sofort Sarah zu schicken. Fragen nach Vorstrafen, sexuellen Perversionen, Allergien und ansteckenden Krankheiten um nur die „Höhepunkte" aufzuzählen - er war überwältigt! Und doch grinste er in sich hinein und entschloss sich, der Tante jetzt mal ein bisschen Feuer unter ihrem sexy Arsch zu machen und die Spielregeln zu ändern.

Etwas „derangiert" setzte sich Vera wieder zu ihm und blickte direkt auf einen bis auf eine eingetragene Handy-Nummer völlig unausgefüllten Fragebogen, den er auf ihren Platz gelegt hatte.

Er blickte sie aus diesen unglaublich stechenden und klaren - eigentlich eher sanftmütigen - Augen an und fing an ihr zu erklären, wie genau es laufen würde: „Ich habe selbstverständlich großes Verständnis dafür, dass du mich besser kennen lernen willst. Ich möchte auch gerne wissen, mit was ich es bei dir zu tun habe, das darfst du mir glauben."

Sie warf ihm einen wütenden Blick zu „Ich werde dich morgen um 14.00 Uhr hier abholen. Dann führe ich dich durch meine Stadt und werde dir alles Notwendige zu meiner Person gerne erzählen oder zeigen" Sie spürte die nächste Hitzewelle „Meine Zeit heute ist leider begrenzt, meine Gute, ich habe noch einen Folgetermin... und außerdem..." er nahm ihren Kugelschreiber in die Hand, zerbrach ihn vor ihren Augen - dann grinste er sie an „Außerdem ist dein Kuli leider kaputt".

Bevor sie irgendetwas erwidern konnte, stand er auf, nahm sie in seine starken Arme, umarmte sie herzhaft und drücke ihr zum Abschied wieder drei Küsschen links und rechts auf und verließ die Bar.

Vera blieb fassungslos sitzen.

***

Mike musste draußen tief Luft holen, entdeckte Lolas grellrotes Mercedes-Cabrio und stieg zu ihr ein. „Ganz schnell losfahren, ich brauch jetzt mehr als nur ein Bier" und dann konnten beide endlich ihrem Drang, schallend los zu lachen nachgeben.

*

Nachdem sie ihre Schockstarre wieder im Griff hatte, stand Vera so souverän wie eben möglich auf und beschloss, in ihr Zimmer zu gehen.

So ein arroganter Typ, was bildete der sich eigentlich ein? Sie würde jetzt doch lieber Sarah anrufen, die sollte den Deal absagen, endlich in den ICE steigen und zu ihr kommen - so könnten sie tatsächlich noch ein schönes Weekend haben.

*

Zuhause in Stutensee bei Karlsruhe, wo Sarah lebte, wartete diese schon mit diebischer Vorfreude auf den Anruf ihrer besten Freundin - es war nicht anders als mit dem vera-typischen Ganzkörper-Body-Check zu erwarten gewesen... und schon klingelte ihr Telefon...

Bevor die gute Vera sich so richtig ins Zeug legen konnte, krätschte Sarah ihr ins Wort: „Und - meine Liebe - hast du ihn auch ganz ,Vera-like' mit deinen unangebrachten Fragen und womöglich einem richtig tollen Vera-Multiple-Choice-Fragebogen zu Tode erschreckt?"

„Sarah, ich muss doch wissen..." sie wurde wieder unterbrochen „Ja, du musst natürlich wissen, ob er Hausstauballergie hat und ob ein Schufa-Eintrag gegen ihn vorliegt - schon klar."

Vera schnaufte. „Vera... meine Liebe... du weißt, ich lieb' dich trotzdem!" kam von ihrer Freundin Sarah der aufmunternde Trost.

Vera stockte... Ja, das war ihr Problem - ihr großes Problem... außer Sarah hielt das keiner - vor allem kein Kerl - wirklich aus... Sie konnte es nicht ganz nachvollziehen, denn eigentlich hatte sie doch immer mit allem Recht - aber... das half ihr in ihrem Single-Dasein nun mal nicht weiter.

Sarah war überhaupt nicht bereit für ein Mädels-Wochenende, sie betonte (leider zu Recht) noch einmal, wie lange Vera ihr mit dieser Callboy-Nummer auf dem Nerv rumgetrampelt war, und dass diese jetzt gefälligst auch „Arsch in der Hose" haben solle (oder auch sexy Arsch ohne Hose) und das Ding durchziehen, für das sie, Sarah schließlich auch noch ganz ordentlich Kleingeld hingelegt hätte.

*

Man konnte Vera wirklich viel vorwerfen, aber bestimmt nicht, dass sie die Suppen, die sie sich selbst eingebrockt hatte, nicht auch wirklich selbst auslöffelte, also wurde ihr laut stöhnend klar, dass sie da jetzt wirklich durch musste und sie überlegte, was ihr der morgige Tag mit diesem Typen wohl bringen könne.

*

Nach dem Cocktail am späten Nachmittag mit „dem Typen" war Vera jeglicher Appetit vergangen und so knallte sie sich in ihrem Hotelzimmer mit einem weiteren Piccolo aus der Zimmerbar vor den Fernseher in ihr Bett.

Und schließlich hatte sie wieder mal nachts genau die rettende und zündende Idee: nicht sie würde diesen Typen aushalten müssen, nein, ER würde SIE aushalten müssen und das würde sie zu verhindern wissen...

Sie beschloss als erstes, ab sofort überhaupt keine Rücksicht mehr auf korrektes, adrettes Aussehen zu nehmen, sondern entschied, dass ein Stadtbummel, den er ihr ja angekündigt hatte, sehr viel angenehmer in Jeans und flachen Turnschuhen sein würde.

Und ihr Haar wiedersetzte sich eh jeglicher Rundbürste, dann konnte sie es ebenso wie zuhause auch, ganz bequem durch einen Haarreif bändigen. Der Typ würde noch vor jeglichem Abendprogramm dankend auf sein Honorar verzichten und sich vom Acker machen und Sarah hatte das unnötig viele Geld zumindest nicht verloren.

*

Mike hatte Lola inzwischen alle Verrücktheiten der Lady geschildert und diese hat sich vor Lachen fast weggeschmissen. „Aber sie gefällt dir schon ein bisschen, oder?"

Sie war einen kleinen Moment ganz hellhörig geworden, als ihr liebster, so überaus feinfühliger Mike erwähnte, dass er immer mal wieder ein absolut unsicheres Zucken in ihren Augen entdeckt haben wollte. „Na, sie ist... interessant!" „Genau, Hase - Interessant!" -

Mike, der Held aller Frauen - er konnte einfach nicht anders, er musste immer alle Mädels, egal, welche Hyänen sich auch dahinter verstecken mochten, verteidigen, bestenfalls beschützen und immer mit seinem „Ich-hab-euch-alle-lieb-Blick" beglücken.

„Und gar nicht so tough, wie sie versucht zu sein - ich glaube, sie muss von dir gerettet werden!" spottete sie, aber sie liebte ihn.

Er war damals als Undercover-Cop in richtigen üblen Situationen gehangen und sie war fast vom guten Glauben abgefallen, als er ihr eines Tages sein wahres Gesicht zeigte und sich vor ihr als Polizist zu erkennen gab.

Letztendlich auch damals schon, um sie, Lola, die Nutte, zu retten. Ihr angeblicher Freund plante damals die „feindliche Übernahme" ihrer kleinen Kneipe, die sie sich mühsam erarbeitet hatte. Und als Mike, angeblich die rechte Hand des Kiezkönigs, sie warnte, glaubte sie ihm kein Wort. Das dreckige Aas von Lover wollte sie an dem Abend tatsächlich mit k.o.-Tropfen kaltstellen, aber Mike hatte ihr das Glas umgeworfen, sie wegen einer angeblich falschen Abrechnung seines Bierdeckels angebrüllt, ihr eine Ohrfeige verpasst und sie dann in ihr Hinterzimmer geschleppt. Dort hatte er sich ihr als Michael vorgestellt - von Beruf Bundespolizist Abteilung „Mobile Fahndung".

Seit diesem Abend gehörte Mike zu ihren engsten und treuesten Freunden und er war und ist einer der ganz wenigen, die Lola noch nicht im biblischen Sinne kennen gelernt hatte.

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Mike saß auf dem Balkon seines Hotelzimmers und bereitete sich mit Mentaltraining auf den drohenden Nachmittag mit „Kontroll-Freak in sexy Businesskostüm" vor.

Es war ihm klar, dass die Traumreise zu seinem persönlichen Wohlfühlort wohl für die nächsten Stunden das letzte Mal sein würde, dass er sich ansatzweise wohlfühlen könnte. Aber... sei's drum, er hatte es dem kleinen-Schwester-Biest nun mal versprochen...

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Absichtlich ließ er sich Zeit bis 14.05 Uhr, doch oh Wunder, Madam wartete noch gar nicht. Er ließ sie im Zimmer anrufen und ihr mitteilen, dass sie abgeholt würde.

Dann - als sie aus dem Aufzug stieg, die nächste Überraschung:

Madam Superperfekt kam ganz leger, ja, richtig süß eigentlich, mit wild abstehenden Haaren, die ansatzweise mit einem Reif gebändigt werden sollten, einer knackigen Jeans, Sweater und flachen Turnschuhen - und auf einmal sah sie höchstens noch so alt wie seine kleine Schwester aus...

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Der Typ sah wieder richtig lecker aus, er hatte ein enganliegendes T-Shirt zu einer ebenfalls engen Jeans und darüber - natürlich - wie sollte es auch anders sein, eine „coole" schwarze Lederjacke. Und sehr zu ihrer Freude oder Leidwesen duftete dieser ganze Astral-Body wieder nach ,Filou'.

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Am Anfang gingen sie schweigend nebeneinander her. Es fiel Vera positiv auf, dass der Typ ganz im Gegensatz zu den meisten Männer aus ihrem Umfeld, nicht einfach drauf los lief und sie 3m hinterher hechten ließ, sondern er achtete stets darauf, dass sie das Tempo vorgeben konnte. Eigentlich ja ganz nett, dachte sie.

Er führte sie auch nicht, wie sie es erwartet hatte, von St. Pauli über Michel zum Hafen, nein, darauf wartete sie bis jetzt immer noch umsonst.

Er lief mit ihr durch wunderschöne Promenaden an der noch schöneren Alster entlang. Dabei erzählte er ihr eine Geschichte nach der anderen, warum Hamburg für ihn eine der schönsten Städte „forever" wären.

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Sie landeten in dem noblen, aber durchaus umstrittenen Stadtteil Eppendorf, in dem wunderschöne Altbauten hochwertig und sehr schön saniert standen.

„Das dürfte doch eine Wohngegend ganz nach deinem Geschmack sein, oder?" fragte er sie „Hier könnte ich mir so eine Lady wie dich bestens vorstellen". „Tja, da muss ich dich enttäuschen! Ich habe eine relativ kleine, aber sehr feine 3-Zimmer-Dachgeschoß-Wohnung, in der ich mich wahnsinnig wohl fühle - und ich zahle nach wie vor Miete, weil ich mir solche Nobel-Gegenden nicht leisten kann."

Mike fing an, sich etwas zu wundern - Nicht nur über ihre Aussage zu ihrer Wohnung, nein, Madam Superzicke war interessiert, fragte ganz ernsthaft nach, hörte ihm zu und nahm auf, was ihm wichtig war. Als er kurz die Schuhe binden musste, lief sie ganz nah ans Alsterufer, setzte sich auf die Wiese und starrte mit glückseligem Blick einfach nur ins Wasser. Er musste sie regelrecht anstupsen, damit sie mit ihm weiterlief.

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Seine Vermutung, dass sich hinter der Super-Kontroll-Zicke noch viel, viel mehr versteckte, wurde immer stärker und damit wuchs auch seine Neugier immer mehr. Vielleicht konnte das doch noch ganz interessant werden. Wobei er immer noch keinerlei Plan hatte, wie er ihr heute Abend den peitschenden Dom vorspielen sollte, das war jetzt echt nicht sein Ding!!!

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Als es - ganz typisch für Hamburg - auf einmal zu zog und anfing zu regnen, packte er die überraschte Vera an der Hand und zog sie lachend in die nächste U-Bahn-Station in Hamburgs „Unterwelt".

Für Schietwetter hatte er als Alternativprogramm beschlossen, sie ins Miniatur Wunderland zu führen - der Ort, an dem die Herzen aller kleinen Buben höher schlugen, eine Ausstellung von Miniatur-Eisenbahnen - diese aber in Perfektion, wie sogar Vera zugeben musste, nach dem sie fasziniert die liebevoll gestalteten Szenerien mit teils witzigen oder extrem aufwendigen Details bewundert hatte.

Es wunderte Vera sehr, dass der Typ bereits Eintrittstickets aus seiner engen Jeanshose hervor zauberte - das sah für sie tatsächlich nach wohldurchdachtem Plan mit Sicherheits-Plan-B (bei Regen) aus - das ließ Vera diesen Mike zum ersten Mal mit ganz anderen Augen betrachten... Und ihr gefiel, was sie sah und sie sah, dass es gut war!

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Gefühlte drei Stunden später standen sie wieder auf der Straße, der Regenschauer war vorbei und die Sonne kämpfte sich zwischen den Wolken durch. Mike führte sie Richtung Hafen und war gespannt, ob sie auch hier durch Wasser, Wind und Wellen zu begeistern sein würde.

Vera ließ sich langsam ein, sie fuhr ihre Angespanntheit zurück, überdachte ihr extremes Misstrauen dem Typen gegenüber und stellte fest, dass dieser Stadtbummel einfach nur schön und herrlich entspannend war - es tat ihr einfach gut.

Und so ganz langsam gefiel ihr durchaus auch die Tatsache, dass an ihrer Seite nicht irgendein Touristenführer oder ihre Schwester oder bestenfalls ihre gute Sarah waren, sondern ein ganzer Kerl, dem die entgegenkommenden Damen sogar durchaus nachstierten, weil er einfach mega-gut aussah.

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Trotzdem konnte sie die Tatsache, dass er ein bezahlter Lover war, nicht vergessen und natürlich gab das ihrem Wohlgefühl wieder typische Vera-Dämpfer. War ja klar, dass sie so einen Kerl neben sich nur gegen Bezahlung hinkriegte.. und danach? was würde nach dem Bummel passieren? Vera wurde schon wieder unruhig.

Gut, dass sie am Hafen waren und der Typ ihr die Zeit ließ, mit Blick auf die vielen bunten Schiffe im Wasser ihre Gedanken in Ruhe schweifen zu lassen.

Völlig überraschend stellte er ihr ganz vorsichtig genau die Frage, mit der sie selbst gerade kämpfte: Warum muss sie für einen Typen bezahlen??? Doch bei Mike klang es gar nicht so zerstörerisch, vernichtend, wie bei Veras Selbstgeiselung, nein, er hakte nach, dass er es gar nicht verstehe, weil eine Frau wie sie das doch bestimmt gar nicht nötig hätte?

Okay, Junge, pack den Putzlumpen aus, deine Schleimspur kannst du dir echt sparen, DAS braucht nicht mal Vera... Und krawumm... ganz Vera-like erklärt sie ihm eiskalt lächelnd, dass sie es eben vorziehen würde, mit Profis zu arbeiten, die sich an ihre Vorgaben hielten und keine Amateure, denen sie auch noch im Privatleben zeigen müsse, wo es langgeht..

Alles klar - nun war Mike wieder „auf Spur" - zumindest nach Veras Meinung.

Mike hingegen überlegte sich ganz ernsthaft, was für Horror-Beziehungen diese Lady wohl hinter sich hatte, dass sie einen derartig dicken und absolut uncharmanten Panzer aufgebaut hatte - ach so, und natürlich kam ihr eiskaltes Lächeln in diesem Kriegsgebiet der gezückten Kalaschnikow gleich...

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Er würde es herausfinden. Doch zunächst musste er endlich etwas Essen - Mike hatte schon lange Bärenhunger - und wollte ihr auch hier „typisch Hamburg" mit Fischbrötchen, Labskaus oder Pannfisch zukommen lassen, doch da kam eine weitere neue Seite der Lady zum Vorschein: die Dame war schneigig... oder nein, halt, ganz nach der süddeutschen Bauernweisheit: „Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht" war sie durch absolut NICHTS dazu zu bewegen, auch nur ansatzweise einen Krümel zu probieren...

Ihr Gesicht bekam einen Ausdruck von absolutem Ekel, gemischt mit wirklich böse funkelnden Augen: „HALT! STOPP!!! Sowas esse ich auf gar keinen Fall!" dazu machte sie eine ganz klare Abwehrhaltung ihrer rechten Hand - o-kay, das war wirklich deutlich.

Ihre heftige Reaktion wegen eines völlig harmlosen Fischbrötchens brachte ihn schon wieder zum Lachen, denn über „Safewords" hatten sie sich doch eigentlich noch gar nicht unterhalten. Und es war ihm auch ganz neu, dass Essensaufnahme bereits zu den sexuellen Aktivitäten zweier Sado-Maso-Fans gehört und man hierfür solche Safewords benötigt.

Sie blickte ihn fassungslos an - warum lachte er sie aus? „Was ist los? Ich hasse diese Typen, die nicht verstehen, dass NEIN NEIN heißt und meinen, ,frau' will nur überredet werden - ICH weiß, was ich will!" „Alles gut, Lady - ich habe es verstanden und notiere mir: ,Fischbrötchen definitiv ein no-go' - nicht akzeptabel" er grinste in sich hinein...

Dann ließ er es gut sein, genoss sein Fischbrötchen mit ordentlich Zwiebeln allein und beschloss, zum nächsten - entscheidenden - Programmpunkt und hoffentlich auch „Höhepunkt" des Tages zu kommen...

***

Er fuhr mit Vera zurück an ihr Hotel und erklärte ihr, dass er sie in zwei Stunden in ihrem Hotelzimmer abholen würde und ab genau diesem Zeitpunkt „das Spiel" beginnen würde und er keine Wiederworte mehr gelten lassen würde, ohne sie notfalls zu bestrafen.

Zu ihrer Überraschung überreichte er ihr dann den unterschriebenen Vertrag inklusive einer Kopie seines Personalausweises.

Das von ihr in Großbuchstaben vermerkte Safeword „PANIK" hatte er mit pinkem Textmarker explicit hervorgehoben.

Er empfahl ihr, noch etwas zu essen und auszuruhen und dann rechtzeitig unter die Dusche zu gehen, da sie sicher nicht gleich wegen Unpünktlichkeit den Hintern versohlt haben wolle. Dann verschwand er im Hamburger Touristen-Getümmel und ließ Vera zurück.

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2 Stunden, oh - mein - Gott!

Vera bekam eine Hitzewallung nach der anderen und flüchtete panisch in ihr Hotelzimmer. Sollte sie nicht einfach Sarah anrufen? Die könnte doch sicher als Auftraggeberin das Ganze stornieren? Die Stornogebühr würde sie Sarah nur zu gerne bezahlen.

Vera schmiss sich auf das Hotelbett und starrte auf den „Vertrag". Tja, ganz schlecht: da stand IHRE Unterschrift, mit der sie bestätigt hatte, dass sie dieses Spiel AUSDRÜCKLICH gebucht hat und nach Beginn des Spiels auch keine Möglichkeit des Vertragsbruchs mehr hat.

Was zum Teufel hatte sie da nur geritten? Zu den Hitzewallungen kamen gerade ernsthafte Herz-Rhythmus-Störungen und Schnappatmung...

Sie merkte, dass sie nicht mehr viel ihrer sonst so zuverlässigen Kontrolle hatte - sie war mega-nervös und erschreckenderweise auch aufgeregt.

Sie war - trotz aller drohenden Panikattacken - irgendwie neugierig auf diesen Mike, den sie sich nach diesem wunderschönen Nachmittag so gar nicht als dominanten Lover mit Peitsche vorstellen konnte.

Sein Duft ließ sie natürlich nicht mehr ganz klar analysieren, das war ihr durchaus bewusst, aber trotz vernebelnden Duft sagte ihr ihr Bauchgefühl (das bisher immer für den Erfolg ihrer Events gesorgt hatte!), dass der Kerl wirklich nett war und sie keine Sorge haben müsste. Hoffentlich war ihr Bauch nicht auch von ,Filou' eingelullt...

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Mike ging derweil mit Lola noch einmal den bevorstehenden Abend durch.

Er war sich immer noch nicht sicher, ob er diese Identität tatsächlich so gut rüber bringen würde, wie so manche „dunkle Typen", die er in den vergangenen Jahren verkörpert hatte, aber er war andererseits auch genauso gespannt, was die Lady sonst noch für Überraschungen parat hatte.

Lola merkte ihrem alten Freund sofort an, dass die „Zicke", wie sie sie bezeichnete, ihn angetörnt hatte.

Obwohl Lola und er niemals eine Bettgeschichte hatten und auch niemals bekommen würden, so war Lola doch immer sehr verhalten, wenn sie bei Mike solche Anzeichen feststellte: der Gute war dabei, sich zu verkucken... Und so eine kranke, kontrollsüchtige Tussi sollte er sich wirklich nicht ans Bein binden.

Ja, gerne konnte er sie ja heute Nacht ans Bett, an den Schrank oder an sonst was binden, auspeitschen, mehrmals nehmen, wie es ihm gefällt, aber... sein Blick sagte ihr, dass da „Gefahr im Verzug" bestand und Mike nicht nur körperlich an der Zicke interessiert war.

„Miki - du passt aber heut Nacht gut auf dich auf, ja?" Lola wusste nur zu gut, dass Mike eigentlich gerne auch mal „frauentechnisch" zur Ruhe kommen würde - zu viele Stories, in denen bescheuerte Weiber ihren Freund nur kurzfristig benutzt hatten, hatte er ihr erzählt.

Aber er hatte auch echt ein Händchen für „Drama-Queens" und mutierte meistens ganz schnell zur männlichen „Mutter Theresa", wenn weibliche Furien ihren Dackel-Blick mit „Wimpern-Klimpern" an ihn richteten.

Es war ihr klar, dass Mike damit zu einem völlig untypischen Bullen werden musste. Normalerweise hatten seine üblichen „Kollegen" eher wenig Emotionalität, Mitgefühl oder soziales Denken, wofür Lola jedoch auch ein gewisses Verständnis hatte.

Wer immer nur mit dem wenig angenehmen Teil der Gesellschaft zu tun hat, der baut sich sinnigerweise einen Panzer - auch Lola kannte diese „Selbsterhaltungsmaßnahme" aus ihrem langen Job als Prostituierte nur zu gut.

Mike dagegen hatte immer sein großes Herz behalten - es war ihr völlig schleierhaft, wie gerade er das geschafft hatte, obwohl er die meiste seiner Dienstzeit in wirklich dunklen, dunklen Ecken irgendwelcher krimineller Milieus verbracht hatte.

Mike erzählte ihr immer viel von seiner Familie, mit seiner 10 Jahre jüngeren Schwester Sarah und ihren beiden Söhnen Manuel und Moritz, die ihm wohl tatsächlich den absoluten Ausgleich zu seinem Job boten. Sein älterer Neffe Manuel war sein Patenkind und Mikes ganzer Stolz. In den Zeiten zwischen zwei Undercover-Einsätzen war Mike meist auch bei der Familie seiner Schwester zuhause.

***

Lola drückte ihm wie vereinbart die Tüte mit den eingekauften Klamotten für die Dame und „das Spiel" in die Hand. Er hatte sie gebeten, den Einkauf zu erledigen, da sie eindeutig mehr Erfahrungen im Kauf von Dessous und Klamotten hatte als er und sie hatte ihm diese Bitte natürlich nicht abschlagen können.

„Pass auf dein Herz auf, mein Lieber" - mit dieser nochmaligen, von Herzen kommenden Warnung drückte Lola Mike den Abschiedskuss auf die Backe und entließ ihn.

Mike zwinkerte ihr zu und fuhr davon. Was Lola nur immer hatte. Eigentlich ja richtig süß, wie verbunden und vertraut sie nach so vielen Jahren immer noch waren, obwohl sie sich nicht mehr oft sahen und eigentlich wirklich aus zwei verschiedenen Welten kamen. Aber er liebte seine Lola auf seine Art und würde - genauso wie sie für ihn - immer für sie da sein.

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Er hatte Vera angewiesen, auf 19.00 Uhr in ihrem Hotelzimmer fertig zu sein - jetzt, um 18.58 Uhr stand er etwas angespannt vor ihrer Hotelzimmertür und atmete ein letztes Mal tief durch.

„Showtime" sagte er zu sich selbst und klopfte energisch.

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