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sarinah

Business as usual

Sarinah drückte sich ein bischen näher an die Hauswand, um dem Nieselregen wenigstens eine Seite zu entziehen. Eigentlich hieß sie Sarah, aber Sarinah klang besser. Irgendwie aufregender. Eine Sarah mussten die Männer doch schon aufgrund ihres Namens für altbacken halten. Seit sie von zu Hause weggegangen war, nannte sie sich nur noch Sarinah.

Sie schaute zur Straße. Die Autos fuhren in gleichmäßigem Tempo vorbei, wusch-wusch. Immer, wenn eines ganz außen auf der rechten Spur fuhr, sprühte eine kräftige Wasserfontaine in Richtung Haus. Sarinah stand weit genug von der Pfütze am Gully weg, wohlweislich, sie kannte die Stelle. Seit einer Stunde war es jetzt dunkel. Sarinah hatte sich einiges vom heutigen Tag versprochen. Alle Kolleginnen hatten sie gewarnt. Heiligabend an der Straße zu stehen, so eine blöde Idee! Aber sie hatte nicht hören wollen. Warum sollte hier Heiligabend nichts los sein? Männer waren Männer, auch am Heiligen Abend.

Wusch-wusch.

Keiner hielt an. Rechts über ihr blinkte die rot-violette Reklame der Piratenlady. Die Bar hatte geöffnet, ein wenig Musik dudelte auf die Straße hinaus. Normalerweise war dies die beste Stelle für ihre Arbeit. Sarinah sah zu den Schildern an der Straße hinüber. Direkt hinter dem letzten Doppelschild begann ihr Reich. Aber erst einmal musste jemand dort anhalten.

Wusch-wusch.

Der Verkehr begann weniger zu werden. Von der fernen Kirche tönten die Glocken. Jetzt begann die Familienandacht. Vor der drückten sich die Väter gerne. Noch während sie das dachte, verlangsamte ein Wagen seine Fahrt. Ein grüner Ford. Er hielt vor dem Schild an. Nichts für sie.