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Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

Epilog:

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2491

 

Der dritte Messenger

 

An der Akkretionsscheibe – die Generalin muss sich entscheiden

 

Christian Montillon

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

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Die Lage für Perry Rhodan und die Menschheit ist verzweifelt: Eine gigantische Raumflotte, die Terminale Kolonne TRAITOR, hat die Milchstraße besetzt. Sie wirkt im Auftrag der Chaotarchen, und ihr Ziel ist kompromisslose Ausbeutung.

Die Milchstraße mit all ihren Sonnen und Planeten soll als Ressource genutzt werden, um die Existenz einer Negasphäre abzusichern. Dieses kosmische Gebilde entsteht in der nahen Galaxis Hangay – ein Ort, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden.

Mit verzweifelten Aktionen gelingt es den Menschen auf Terra und den Planeten des Sonnensystems, dem Zugriff der Terminalen Kolonne standzuhalten. Sie verschanzen sich hinter dem TERRANOVA-Schirm und versuchen, die Terminale Kolonne zu stören.

Um die Milchstraße zu retten, muss zuerst Hangay in eine normale Galaxis zurückverwandelt werden: In der Kernzone Hangays angekommen, führt Perry Rhodan einen Schlag gegen die »Nadel des Chaos« aus. Damit sollte die Bahn frei sein für die Retroversion. Verantwortlich dafür ist DER DRITTE MESSENGER …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Terraner muss sein Kommando abgeben.

Kantiran – Kantirans Mutantengabe richtet sich unverhofft gegen ihn.

Kamuko – Die Aeganerin begleitet an Bord der THEREME II Perry Rhodans Sohn in die entscheidende Schlacht.

Ca-Her-L’ron – Eine Vibra-Pilotin kämpft gegen ihre Sehnsucht nach dem Vibra-Psi.

»Ihr seid Kinder des Vibra-Psi. Es bestimmt euch. Fürchtet es nicht, sondern macht es zu eurer Stärke.«

Git-Ka-N’ida im Ausbildungslager Vatucym

 

 

Prolog:

Monochrom

 

Stille.

Dunkelheit.

Nur das Geräusch seines eigenen Atems.

Perry Rhodan genoss es wie schon seit einer Ewigkeit nicht mehr.

Gleichgültig, ob es nur einen Augenblick lang währte.

Gleichgültig, ob ihm nur wenige Sekunden blieben.

Und vollkommen gleichgültig, ob ihn irgendjemand deswegen schräg anschaute.

Am liebsten hätte er die Arme ausgebreitet und sich einfach fallen lassen.

Nun, man kann nicht alles haben, Mister Rhodan.

Der Gedanke amüsierte ihn.

Mister.

So hatte man ihn früher genannt. Vor Jahrhunderten. Als er noch nichts von Negasphären geahnt hatte, von GLOIN TRAITOR und von Heerscharen des Chaos, die ganze Galaxien als pure Ressourcen zum Bau eines Chaotenders ansahen.

In der guten alten Zeit …

Dieser Gedankenblitz brachte ihn zum Lachen. Was blieb ihm also anderes übrig, als die Augen wieder zu öffnen, mitten in der Zentrale der JULES VERNE. Er erwartete, dass irgendjemand eine Bemerkung machen würde, doch man hielt sich zurück. Vielleicht war jeder zu sehr mit sich selbst beschäftigt, auf ganz individuelle Art und Weise die ersten Momente ohne die quälende Gegenwart des Vibra-Psi zu feiern.

Rhodan ließ den Blick schweifen, und tatsächlich: Er war nicht der Einzige, der lachte. Aber wahrscheinlich der Einzige, der es wegen der Unsinnigkeit alter terranischer Sprichwörter aus der Epoche vor der Dritten Macht tat. Von der guten alten Zeit hatte man schon im zwanzigsten Jahrhundert gesprochen.

Rhodans Blick wanderte zu dem kleinen Hologramm, auf dem ihm die aktuellen Statusmeldungen angezeigt wurden.

Die erste sah er als völlig unnötig an – es war kein Vibra-Psi messbar. Aha. Das spürte Rhodan ebenso wie jedes anderes Besatzungsmitglied der JULES VERNE und der gesamten Flotte mit jeder Faser seines Körpers.

Es war der Grund, warum er vorhin die Augen geschlossen hatte, um das ganz normale Leben in all seiner Einfachheit zu genießen. Keine Qual. Keine innere Unruhe. Kein »Vibrieren« …

»Perry«, riss ihn eine Stimme aus seinen Überlegungen. »Ich habe dich lange nicht lachen sehen.«

»Vielleicht warst du einfach nie zur rechten Zeit da«, sagte er zu Fawn Suzuke.

 

*

 

Die Botin des Nukleus sah schmal und zerbrechlich aus wie immer. Ihr Gesicht war hinter dem Status-Holo verborgen. Nur der knabenhafte Oberkörper ragte über Rhodans Kommandopult. Die linke Hand lag auf einer desaktivierten Sensorfläche.

Mit einem Akustikbefehl schaltete Rhodan das Holo ab und musterte Fawns Gesicht.

Sie erwiderte seinen Blick; durch ihr leichtes Schielen kam es dem Terraner vor, als weiche sie ihm aus oder verberge etwas vor ihm.

»Die Kernzone Hangays ist wieder zugänglich«, sagte sie. »Das Vibra-Psi ist erloschen, GLOIN TRAITOR, die Nadel des Chaos, so gut wie außer Gefecht gesetzt.«

»Eine beeindruckende Liste. Grund genug zur Freude, müsste man meinen.«

»Der Nukleus ist jedoch misstrauisch.«

So gern er es getan hätte, konnte Rhodan der höheren Wesenheit, die wesentlich auf der Vergeistigung der terranischen Monochrom-Mutanten basierte, nicht widersprechen.

»Aus eigener Kraft ist uns dieser Schlag nicht gelungen. So empfindlich es unsere Gegner auch mitten im ihrem Hauptbefehlszentrum getroffen haben mag – ich bekomme Magenschmerzen, wenn ich darüber nachdenke.«

»Solange der Nukleus nicht weiß, welcher Umstand uns zu Hilfe gekommen ist, wird er misstrauisch bleiben.«

»Also hast du auch keine Vorstellung davon, was eigentlich geschehen ist?«

Die Botin lächelte und schloss fast gänzlich die Augen, was den halb ätherischen Eindruck ihrer ganzen Erscheinung noch verstärkte. »Wen fragst du das? Fawn oder den Nukleus?«

»Falls es einen Unterschied gibt … euch beide.« Rhodan dachte an Marc London, der Fawn liebte und dessen Liebe offensichtlich von ihr erwidert wurde. Selbstverständlich gab es einen Unterschied zwischen dem Geisteswesen und seiner Botin, deren Natur noch nicht völlig geklärt war.

Er verspürte jedoch ausgerechnet in diesem Augenblick keine Lust, haarspalterische Diskussionen zu führen – nicht, solange er sich grundlegend neue Erkenntnisse vom Nukleus erhoffte.

»Meine Antwort gilt für beide«, sagte Fawn. »Der Erfolg kam ohne das Zutun des Nukleus zustande. Er kann diese Entwicklung weder begreifen noch in letzter Konsequenz daran glauben, dass GLOIN TRAITOR tatsächlich dauerhaft ausgeschaltet ist.«

Misstrauen, dachte Rhodan. Der Bruder der Feindseligkeit. Aber auch die Triebfeder neuer Ideen und Entwicklungen.

»Der Nukleus verfügt über keine Möglichkeit, die Dinge von einer höheren Warte aus zu beurteilen? Er nimmt nichts wahr, was aus hyperphysikalischer Sicht eine mögliche Erklärung …«

»Nichts, Perry.« Fawn umrundete das Kommandopult, blieb direkt neben dem Terraner stehen. »Wir alle benötigen neue Informationen, wenn wir die aktuelle Entwicklung einschätzen wollen. Der Grenzwall Hangays ist gefallen, die Galaxis wieder zugänglich. Aber was ist mit dem Kernwall?«

»Du musst dich noch etwas gedulden«, verlangte Rhodan. »Die JULES VERNE schleust bereits in den GESETZ-Geber ein. CHEOS-TAI startet in Kürze ins Randgebiet der Kernzone. Wir können nur hoffen, dort Antworten zu finden.«

Dem Rest der vereinten Angriffsflotte, inklusive der 2050 noch existierenden OREON-Kapseln unter dem Oberkommando seines Sohnes Kantiran, hatte Rhodan befohlen, bei der Sonne Rendezvous-Gamma zurückzubleiben. Diese lag etwa zwanzig Lichtjahren von Athaniyyon entfernt, dem gigantischen Schwarzen Loch im Zentrum der Galaxis. Das musste derzeit genügen.

In Athaniyyons Akkretionsscheibe verankerte sich nach wie vor die Nadel des Chaos im Hyperraum. Was im Inneren der riesigen Raumstation vor sich ging, interessierte Rhodan brennend, aber es gab momentan keine Möglichkeit, irgendetwas in Erfahrung zu bringen.

»Du hast richtig entschieden.« In Fawns Stimme lag mehr innere Sicherheit, als Rhodan es je bei ihr zuvor vernommen hatte. »Am Kernwall wird sich entscheiden, ob wir Erfolg haben und eine Retroversion der Negasphäre einleiten können.«

»Ob überhaupt und wenn ja, unter welchen Bedingungen«, ergänzte Rhodan düster. Seine gute Laune war wie weggeblasen. Es gab noch lange keinen Grund, aufzuatmen.

Und so, dachte Rhodan, ist es fast immer. Heute genauso wie in der guten alten Zeit.

 

*

 

CHEOS-TAI benötigte nur wenige Minuten, um die Strecke zum Randgebiet der Kernzone Hangays zurückzulegen.

Perry Rhodan erhielt augenblicklich Meldung in der Zentrale der JULES VERNE, die in einem der zahllosen Hangars des GESETZ-Gebers stand.

Die Angaben auf dem Status-Holo, das er längst wieder aktiviert hatte, wechselten von einem Augenblick auf den anderen. Ganze Datenkolonnen liefen darauf ab. Rhodan fischte mit geschultem Blick die relevanten Informationen heraus.

Sie hatten ihr Ziel erreicht. Vor ihnen lag der Kernwall Hangays.

Oder zumindest dessen Reste.

»Es ist unfassbar.« Fawn Suzukes Stimme klang erstaunt. Die Botin des Nukleus war hörbar beeindruckt von dem, was sie sah – was erneut dafür sprach, dass noch viel von der Terranerin in ihr steckte, die sie einst gewesen war. Die Emotionen waren ihr auch in der neuen Erscheinungsform geblieben.

»Umwandlung in ein Pseudobild!«, forderte Rhodan.

Das Hologramm flimmerte, dann bildete sich eine grafische Darstellung dessen, was die Positroniken aufgrund der Messwerte errechneten. Die Skizze füllte sich in Sekundenschnelle mit zahllosen Details und wandelte sich in ein fotorealistisches Bild, als blicke Rhodan auf die Wiedergabe einer Holokamera.

Nach einem Schema, dessen genaue Natur Rhodan nicht interessierte, präsentierte sich eine bildliche Umsetzung dessen, was sich im Hyperraum vor CHEOS-TAI abspielte. Etliche Hyperphysiker hatten ihm versichert, dass diese Darstellungsweise auf ihre Art absolut korrekt war.

Zunächst zeigte sich eine Fernaufnahme des gigantischen Schwarzen Lochs, dessen Akkretionsscheibe wirbelte und unablässig Materie und Sterne fraß. Planetensysteme barsten und verschwanden in dem gierigen Schlund. Eine Unzahl kleinerer Black Holes rotierte im Umkreis einiger Lichtjahre und perfektionierte das Chaos.

Die Darstellung zoomte bald ein waberndes, kreisförmiges Etwas von gigantischem Ausmaß heran – den Kernwall Hangays.

Rhodan erinnerte sich, ihn zuletzt als geschlossene, regenbogenartig funkelnde Kugel von bizarrer Faszination gesehen zu haben.

Nun schillerte ein Bogen in allen nur denkbaren Farben und befand sich in Auflösung. Die Ränder zitterten, als flatterten lose Papierbänder in einem rasch zunehmenden Sturm. Immer wieder trieben einzelne Leuchtpunkte davon und lösten sich auf, als würden sie restlos von der Schwärze des Alls geschluckt.

Fawn streckte die Hand aus und tauchte die Fingerspitzen in das Holo. Das Lichtband schmiegte sich über ihre Nägel. »Sehr eindrucksvoll. Fast als könne man tatsächlich nach dem Wall greifen. Ich verstehe das Prinzip, nach dem die Daten in Bilder umgerechnet werden. Für Menschen ist es zweifellos anschaulicher als die echten Messwerte.«

Rhodan war von dem, was diese schlichte Grafik bedeutete, viel zu fasziniert, um Fawn darauf hinzuweisen, dass er sehr wohl in der Lage war, die echten Messwerte zu verstehen und zu interpretieren.

Die Arroganz von Fachleuten – ob nun Wissenschaftler oder Boten höherer Wesenheiten – war ihm nichts Unbekanntes. Es hatte stets nur wenige gegeben, die ihr umfangreiches Spezialwissen ohne Dünkel mit ihm geteilt hatten – Geoffrey Abel Waringer fiel ihm ein oder Arno Kalup, aber auch Myles Kantor, und gerade diese hätten jeden Grund gehabt, von oben auf die anderen herabzublicken.

Fawn zog die Hand zurück. Gerade als sich die Fingerspitzen lösten, wurde ein gewaltiger Teil des Kernwalls förmlich zertrümmert. Bruchstücke trieben wie ein Asteroidenfeld davon und verpufften schillernd zu Schwärze, die dadurch dunkler schien als zuvor.

Er versuchte in Worte zu fassen, was er gerade gesehen hatte. »Die hyperphysikalischen Bestandteile des Walls befinden sich im Schwinden«, sagte er. »Es kann nur eine Ursache haben.«

»GLOIN TRAITOR ist nicht mehr in der Lage, Standardphysik in Chaosphysik zu wandeln und damit die Natur des Raums zu manipulieren«, bestätigte Fawn Suzuke seine Vermutung. »Es kann nicht mehr lange dauern, bis TRAITORS Raum-Zeit-Router im Kernwall ohne Arbeit sind.«

Im nächsten Augenblick explodierte das Holo in einem Reigen aus Farben. Ein Ball mit zitternden Ausläufern durchbrach die Reste des Walls und sprang in dessen Innerem scheinbar erratisch umher.

Rhodan erschauerte. Was soeben geschehen war, wirkte so klein, wenn man es auf ein Bild von zwanzig Zentimetern Durchmesser beschränkte. Es hatte nur eine Zeitspanne von wenigen Sekunden beansprucht. Draußen im All entsprach es einem Vorgang, der nicht nur viele Lichtjahre umspannte, sondern zugleich ein kosmisches Ereignis ersten Ranges darstellte.

»Eine UHF-Eruption«, sagte Fawn nüchtern. »Ein Feld, das im Normalraum nur einen Abdruck hinterlässt, hat soeben den Kernwall durchbrochen.«

»Nenn es doch beim Namen.« Rhodan schloss die Augen. »Der dritte Kosmische Messenger, der bislang ausgesperrt war, hat seinen Weg in die Kernzone angetreten …«

 

*

 

Der Messenger hielt Kurs ins Zentrum Hangays, dann verschwand er aus der optischen Darstellung. Offenbar verloren die Orterinstrumente seine Spur. Nicht einmal die Kosmokratentechnik CHEOS-TAIS war dazu in der Lage, das unfassbare hyperenergetische Gebilde im Sternenmeer des Galaxienzentrums zu verfolgen.

Der Kosmische Messenger war einer von dreien, die vom Moralischen Kode ausgesandt worden waren, um Hangays Entwicklung zur Negasphäre rückgängig zu machen. Die ersten beiden hatten ihre Kraft bereits verbraucht, indem sie in großen Gebieten der Proto-Negasphäre die Standardphysik wiederhergestellt hatten. Ihr Wirken war indes umsonst gewesen, da zu diesem Zeitpunkt GLOIN TRAITOR noch intakt gewesen war.

Der dritte Messenger allerdings behielt einen großen Teil seiner Kraft, weil er seinen Bestimmungsort noch nicht hatte erreichen können. Die Informationen, die vom Moralischen Kode in ihm gespeichert worden waren, würde er also dazu nutzen können, eine kontrollierte, geordnete Entwicklung Hangays zu verwirklichen.

Wieder einmal fragte sich Perry Rhodan, wie das, was sich in einem Kosmonukleotid oder einem Messenger abspielte, genau vor sich ging. Er hatte bereits das Kosmonukleotid DORIFER bereist und hatte die Schöpfungsvorgänge in dessen Innerem erfahren, aber eben nur das, wie es sich seinem Auge präsentierte. Die Essenz all dessen war ihm verschlossen geblieben.

Diese Prinzipien der kosmischen Entwicklung vermochte ein Individuum auf seiner Ebene des Seins nicht in vollem Umfang zu verstehen.

Selbst Superintelligenzen hatten damit offensichtlich ihre Schwierigkeiten. THOREGON hatte einen Plan über viele Jahrmillionen hinweg geschmiedet, um ein Pseudo-Nukleotid zu erschaffen. Ganze Völker, die Ressourcen vieler Galaxien und zahllose Intrigen über unfassbar weite Bereiche des Universums waren dafür notwendig gewesen.

Fawn Suzuke wandte sich an Rhodan. »Der dritte Messenger ist der Joker im Spiel um die Negasphäre. Du weißt, was ich damit sagen will?«

Rhodan lächelte schmallippig. »Du bist nicht der einzige Terraner an Bord.«

Sie ließ sich nicht anmerken, ob sie seine Bemerkung verstand. »Im Messenger ist ein physikalischer Zustand dieser Galaxis gespeichert, der Hangay nicht als Negasphäre sieht! Im Moralischen Kode ist die Perversion durch TRAITOR und die Nadel des Chaos nicht vorgesehen. Wenn der Messenger aktiv wird, kann nicht einmal KOLTOROC persönlich etwas dagegen tun. Sämtliche Geschütze der Nadel des Chaos werden den Messenger nicht zu stoppen in der Lage sein.«

Obwohl sich Rhodan in der Rolle des düsteren Propheten gar nicht gefiel, fühlte er sich verpflichtet, das Offensichtliche auszusprechen. Wahrscheinlich sagte er Fawn und dem Nukleus damit ohnehin nichts Neues; ihnen musste es ebenso klar sein wie ihm. »Aber TRAITOR kann mithilfe der Nadel das Wirken des Messengers wieder rückgängig machen, wenn dessen Kraft erst einmal verbraucht ist.«

Im selben Moment veränderte sich das Hologramm.

Das Abbild des Messengers tauchte wieder auf, dreißig Lichtjahre tiefer im Kernsektor, inmitten eines Gewimmels von Sternen. Eine endlose, in sich gewundene Leuchtkette aus zahllosen Farbexplosionen flimmerte als Abbild hyperphysikalischer Emissionen über den Rand des Messengers; ein atemberaubender Anblick vor dem Hintergrund des gigantischen, tosenden Schwarzen Loches.

Im nächsten Augenblick lösten sich einzelne Farbschleier und wirbelten durch das ganze Hologramm.

Die Automatik der JULES VERNE gab gleichzeitig Alarm, was Rhodan eindringlich daran erinnerte, dass er nicht etwa von sicherer Warte aus ein Geschehen in weiter Ferne beobachtete – er steckte mittendrin!

»Eine hyperdimensionale Schockwelle«, stellte Fawn nüchtern fest. »Wir können froh sein, dass die VERNE im Hangar des GESETZ-Gebers sicher ist. CHEOS-TAI dürfte keine Gefahr drohen.«

Rhodan erinnerte sich nur zu gut an ähnliche Schockwellen während der Expeditionen der JULES VERNE durch Hangay. Nur durch rechtzeitiges Herunterfahren sämtlicher 5-D-Aggregate hatten sie sich retten können. In einem hyperphysikalischen Chaos wie diesem konnte auch ein riesiges Schiff leicht sein Ende finden.

Wie die Botin des Nukleus jedoch richtig vermutete, konnte der Hyperorkan CHEOS-TAI nicht schaden – zumindest noch nicht. Nicht umsonst stellte der GESETZ-Geber eines der mächtigsten bekannten Raumfahrzeuge dar.

Ständig gingen neue Messdaten ein, die automatisch gefiltert, verarbeitet und sortiert wurden.

Hangays Zentrum verwandelte sich in einen Hyperorkan sondergleichen.

Selbst die Supertechnik CHEOS-TAIS erlaubte nun keinerlei Orientierung mehr. Dasselbe musste allerdings auch für die Einheiten der Terminalen Kolonne gelten, sodass in dieser Hinsicht wenigstens Chancengleichheit herrschte.