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Inhalt

Impressum 4

Vorwort 5

Juni 1959 6

Man schrieb das Jahr 1974 9

Zur selben Zeit, etwa 3000 Kilometer nordwestlich von Agims Zuhause – Teil 1 31

Zur selben Zeit, etwa 3000 Kilometer nordwestlich von Agims Zuhause – Teil 2 124

Zur selben Zeit, etwa 3000 Kilometer nordwestlich von Agims Zuhause – Teil 3 200

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2019 novum Verlag

ISBN Printausgabe: 978-3-99064-645-8

ISBN e-book: 978-3-99064-646-5

Lektorat: K. Kulin

Umschlagfotos: Herbert Hierzer

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

www.novumverlag.com

Vorwort

Es geschieht unerwartet und niemand ist davor gefeit, all sein Hab und Gut zu verlieren, seine Lieben und, zu guter Letzt, seine Heimat.

So erging es Agim und Josef.

Diese Geschichte erzählt von zwei gleichaltrigen Jungs, die von politischen Fehlentscheidungen aus der Bahn geworfen werden.

Von übereifrigen und kampfsüchtigen Staatsmännern, die ihnen ihre Lieben entrissen und sie zu Terroristen abstempelten.

Viel Liebe bekam Agim von seiner Familie, nur das militärische Umfeld war sein Feind.

Eines Tages wurde das Haus von Agims Familie von Raketen getroffen. Das Haus war zerstört, Geschwister und Vater wurden dabei getötet.

Agim musste mitansehen, wie seine Mutter von einem Soldaten hingerichtet wurde, kurz darauf wurde eine Meute von Soldaten auf ihn gehetzt.

Er konnte fliehen, wurde von Verwandten verkauft und von Terroristen aufgefangen.

Als Terrorist gesucht, wurde er gefangen und vom israelischen Geheimdienst zur Folter ins Gefängnis geworfen.

Josef wurde von seinem Vater nach altem deutschem Vorbild erzogen, wo es hieß: „Wer sein Kind liebt, schlägt es.“

So musste Josefs Vater ihn sehr geliebt haben, denn er verprügelte ihn fast täglich.

Mit 15 Jahren konnte er dem Tyrannen entkommen und kam zum nächsten. In seiner Lehre lehrte man ihn, dass man nur mit Suff und eiserner Faust überlebt.

Josef wurde selbst zum Tyrannen, der anderen mit Schlägen Zucht beibrachte.

Doch dann kam der Tag, an dem er Rachel kennenlernte, und von nun an wollte Josef sein Leben ändern.

Gerade in der Zeit der größten Liebe und seiner Veränderung schlug das Schicksal zu.

Mit Glücksgefühl und Freude trat er die Reise zu seiner großen Liebe an und kam mitten in einen politischen Konflikt. Josef wurde sein Liebstes genommen und seine Gewaltbereitschaft holte ihn ein. Nach dieser Aktion wurde er zum Terroristen abgestempelt und vom israelischen Geheimdienst gefangen genommen. Agim und Josef wurden zur selben Zeit gefasst und in das Folterkabinett des Geheimdienstes verbannt, in dem Agil Regie führte.

Nach heftiger Folter lernten sich die beiden in einer Zelle kennen. Sie wurden vom Geheimdienst an die Amerikaner verkauft, wo sie für medizinische Zwecke benutzt wurden. Nach einem endlosen Höllentrip konnten sie fliehen. Im selben Moment sahen sie in den Spiegel der Gewalt von Agil, dessen Vorgehen ihr Leben veränderte.

***

Juni 1959

Im Dauerregen und nebelverhangen präsentierte sich der Kogel, wo ein Trauerzug versuchte, sich bergab voranzukämpfen.

Regen, Gebete und das Gestampfe der Stiefel im matschigen Boden vereinten sich zu einem seltsamen Gejammer.

Über den ausgeschwemmten Weg schossen Wassermassen wie in einem Bach bergab und rissen immer wieder neues Geröll mit sich.

Kreuz- und Sargträger führten den Trauerzug an und suchten Schritt um Schritt zwischen Schlamm und Wassermassen Halt, um nicht abzurutschen.

Bis zum Presshaus, das etwa 100 Meter vom Haupthaus entfernt und talwärts wahrlich am Hang klebte, hatte es der Zug bereits geschafft. Doch von hier an wurde es noch steiler und erste Sargträger bekamen Probleme, festen Boden zu finden.

Es dauerte nicht lange, bis der erste von ihnen im schlammigen Boden keinen Halt mehr fand und ausrutschte.

Sein Körper knickte ein und ging zu Boden.

Der Sarg, mit einer stärkeren Frau darin, schwanken. Und zugleich verloren andere Sargträger ebenfalls ihren Halt. Ein Schrei übertönte das Gejammer und die Sargträger landeten im Schlamm.

Der Sarg ging mit den Trägern zu Boden, glitt über sie hinweg, und als dieser auf Schlamm traf, begann er zu rutschen wie auf Eis.

Wie ein Pfeil schoss er bergab, und nach einem Sprung über eine Mulde bohrte sich dieser in den Schlamm, wo seine Fahrt zu Ende ging.

Josefs zukünftige Mutter kam ebenfalls ins schwanken, versuchte sich noch an ihrer Schwester, die neben ihr ging, festzuhalten, doch es war zu spät. Sie glitt zu Boden und landete hart auf ihrem Hintern.

Erneut ein schriller Schrei, der die Trauergäste erschreckte.

Großes Elend und Gejammer mischte sich unter die Trauergäste.

Die Sargträger wurden verletzt und konnten ihren Weg nicht fortsetzen und so mussten Trauergäste versuchen den Sarg aus dem Schlamm zu befreien, um den Weg zum Friedhof fortzusetzen. Mit schwerem Werkzeug befreiten sie den Sarg, der dadurch an einigen Stellen beschädigt wurde, sodass bald ein süßlicher Leichenduft die Luft erfüllte.

Mutter jammerte vor Schmerzen, und wütend sagte sie: „Ich geh keinen Schritt mehr weiter, ihr könnt mich mal.“

Die Schwestern von Josefs Mutter halfen ihr und zugleich war auch ihr Mann zur Stelle. Aber nicht, um ihr zu helfen, nein, er machte ihr Vorwürfe, dass sie umkehren wollte und sagte: „Das ist das Begräbnis meiner Mutter und du hast dabei zu sein!“

Mutter winkte ab, so als würde sie ihren Mann gar nicht sehen. Zwei Schwestern von Mutter und auch sie machten sich mit den verletzten Sargträgern auf den Rückweg. Sie mussten sich regelrecht zurückkämpfen zum Wohnhaus in dem schlammigen und rutschigen Boden.

Langsam setzte sich der Trauerzug erneut in Bewegung, und bevor die Verletzten das Haus erreichten, war von diesem nichts mehr zu sehen.

Mutter hatte ein ungutes Gefühl und sagte zu ihren Schwestern: „Mir kommt es vor, das Baby bewegt sich nicht mehr. Es ist alles so ruhig in mir, so kenne ich es nicht, es war immer so lebhaft und übermütig, oh mein Gott! Ich glaube, ich verliere mein Baby.“ Und Mutter weinte bitterlich.

Man brachten Mutter zu Bett, wo sie einschlief.

Als Mutter nach Stunden erwachte, entglitt ihr ein leiser Schrei und sie sagte leise zu sich: „Das Baby lebt.“

Es hatte sich bewegt und auf einmal begann sich das Baby wild zu bewegen, so, als ob es sich komplett umdrehen wollte. Mutter erschrak, sie hatte doch schon fünf Kinder geboren, doch so etwas hatte sie noch nicht erlebt. Das erste starb nach fünf Monaten und deswegen hatte Mutter große Angst, dass sie nochmals so ein Schicksalsschlag ereilte.

Langsam richtete sie ihren Körper auf und wollte nur so schnell wie möglich raus aus dem Bett. Sie sah dabei auf die Uhr und erschrak: „So spät schon! Ich muss doch in den Stall!“

Bei der Arbeit fühlte sich die Frau des Hauses wieder besser.

Es dauerte aber doch einige Zeit länger, bis sie mit der Arbeit, an diesem Tag fertig war als sonst. Endlich war es soweit und sie verschloss die Türen und löschte die Lichtspendenden Kerzen hinter sich. Dann nahm sie noch die Milchkanne, die an diesen Tag ziemlich voll wurde, und machte sich auf den Weg ins Haus.

Sie musste dabei einige Stufen überwinden, und als sie bei der letzten Stufe ankam, entglitt ihr die Milchkanne, wobei sie erschrak und einige Schimpfwörter von sich gab. Langsam sackte sie zu Boden. Die Fruchtblase war geplatzt und Josef war auf dem Weg ins Diesseits.

Alles ging so schnell, dass es Mutter nicht bewusst mitbekam, und Josef war da.

***

3000 km Richtung Süd-Ost. Der Arabische Krieg war zu Ende und alle stritten um die Machtverhältnisse. Der Krieg und die Uneinigkeit brachten viel Elend und Hunger ins Land.

Ein Land, das ausgedörrt und zerstört war. Die glühende Hitze peinigte die Menschen und Krankheiten verbreiteten sich wie Lauffeuer.

Eine hochschwangere Frau war mit ihren drei kleinen Kindern unterwegs zum Dorfbrunnen, wie jeden Tag um Wasser zu holen. Die Kinder weinten und verkrochen sich am Rocksaum der Frau fest. Sie hatten Angst, ins Freie und auf die Straße zu gehen. Zu sehr hatte der vergangene Krieg tiefe Wunden in sie gemeißelt.

Zwei Kanister schleifte sie mit sich, die sie mit Wasser füllen wollte.

Das Wasserschöpfen fiel ihr schwer und auch die Sonne gab an diesem Tag ihr Bestes.

Geschafft saß sie nach dem Füllen der Kanister noch einige Zeit neben dem Brunnen, ehe sie sich auf den Nachhauseweg machte. Sie hatte nicht die Kraft, die Kanister zu heben, so schleifte sie diese mit sich.

Nach einigen Metern entkam ihr ein leiser Schrei und Agim wurde geboren.

***