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Inhalt

Impressum 14

1. Kapitel 15

Ankunft in London 15

2. Kapitel 18

Bei Holmes und Watson 18

3. Kapitel 20

Die Snooker-Weltmeisterschaft 20

4. Kapitel 23

Der Mann mit der Melone 24

5. Kapitel 27

Was hat Holmes vor? 27

6. Kapitel 30

Ein Wecker klingelt! 30

7. Kapitel 34

Geräusche in der Nacht! 34

8. Kapitel 36

Wohin geht Holmes? 36

9. Kapitel 39

Beim Frühstück 39

10. Kapitel 43

Der Mann mit dem Hut 43

11. Kapitel 46

Auf dem Weg zur Schule 46

12. Kapitel 47

Die Baker-Street-Detektivbande 47

13. Kapitel 51

Im indischen Laden 51

14. Kapitel 53

Fiorelle in der Schule! 53

15. Kapitel 56

Beim Metzger 56

16. Kapitel 59

Vor dem Mittagessen! 59

17. Kapitel 61

Wir erzählen, was wir erlebt haben 61

18. Kapitel 64

David Whites Tochter 64

19. Kapitel 67

Der erste Frame 67

20. Kapitel 71

Was macht Mr Morgan hier? 71

21. Kapitel 73

Spion Fiorelle! 73

22. Kapitel 75

Der Lord und sein Diener 75

23. Kapitel 78

Mit dem Taxi unterwegs 78

24. Kapitel 81

Übernächtigt 81

25. Kapitel 84

Mitten in der Nacht 84

26. Kapitel 86

Die „Green-Dragon Bar“ 86

27. Kapitel 89

Wo war Holmes gewesen? 89

28. Kapitel 91

Fiorelle darf die Schule schwänzen 91

29. Kapitel 94

Ein ausgedehntes Frühstück 94

30. Kapitel 97

Fiorelle und ich finden eine Wohnung 97

31. Kapitel 100

Das Hinterzimmer 100

32. Kapitel 103

Mr Braddy 103

33. Kapitel 105

Das Treppenhaus 105

34. Kapitel 108

Die Wohnung 108

35. Kapitel 110

Schallendes Gelächter! 110

36. Kapitel 113

Ich unterschreibe den Vertrag 113

37. Kapitel 115

Was war es für ein Automobil? 115

38. Kapitel 119

Das Angebot der Haushälterin 119

39. Kapitel 122

Was gibt es alles zu tun? 122

40. Kapitel 124

Ein Anruf von Mr Canterburry 124

41. Kapitel 128

Holmes’ Wagen bleibt stehen 128

42. Kapitel 130

Ein Zwischenfall ereignet sich! 130

43. Kapitel 134

Über der Themse 134

44. Kapitel 136

Im Süden von London 136

45. Kapitel 139

Wo sind wir? 139

46. Kapitel 142

Endlich zu Hause 142

47. Kapitel 146

Wir liegen im Dunkeln 146

48. Kapitel 148

Geräusche in der Nacht 148

49. Kapitel 150

In der National Gallery 150

50. Kapitel 154

Ein Penner?! 154

51. Kapitel 156

Im Büro von Mr Morty 156

52. Kapitel 159

Kalte Hände und kalte Füße! 159

53. Kapitel 162

Holmes und Watson 162

54. Kapitel 165

Eine geknebelte Haushälterin und 165

Watson mit einem gebrochenen Bein 165

55. Kapitel 168

Watsons Wecker klingelt! 168

56. Kapitel 170

Die Katze leistet erste Hilfe! 170

57. Kapitel 173

Die Katze, sie lebe hoch!!! 173

58. Kapitel 176

Wir machen uns auf den Weg 176

zur Baker Street 176

59. Kapitel 179

Ein am Boden zerstörter Holmes 179

60. Kapitel 183

Watson kommt aus dem Krankenhaus 183

61. Kapitel 187

Watson hat ein Bein im Gips, und Holmes überträgt uns zwei Fälle! 187

62. Kapitel 190

Kleine Würstchen und rote Böhnchen! 190

63. Kapitel 193

Der Zeitungshändler 193

64. Kapitel 196

Eine unvorbereitete Englischprüfung! 196

65. Kapitel 198

Ein alter BMW 198

66. Kapitel 201

Fiorelle und Kate 201

67. Kapitel 204

Der schwarz-weiße Kater 204

68. Kapitel 207

Der gelbe Ordner 207

69. Kapitel 210

Ich muss ein Machtwort sprechen 210

70. Kapitel 214

Fiorelle muss sich 214

hinter dem Sofa verstecken! 214

71. Kapitel 216

Ich bekomme den Fall übertragen! 216

72. Kapitel 220

Mr Canterburry hat drei Visitenkarten 220

73. Kapitel 222

Zwei Pläne 223

74. Kapitel 227

Fiorelle bricht in Tränen aus! 227

75. Kapitel 230

Ich bringe Fiorelle mit 231

meinem neuen Wagen zur Schule 231

76. Kapitel 233

Ich starte mit meinen Ermittlungen! 233

77. Kapitel 236

Wo ist Kate? 236

78. Kapitel 239

Ich beobachte Mr Morty 239

79. Kapitel 242

Ein Gespräch mit Mr Morty 243

80. Kapitel 245

Die Kiste 246

81. Kapitel 249

Ich hole Fiorelle von der Schule ab 249

82. Kapitel 251

In unserer Wohnung 251

83. Kapitel 255

Auf dem Weg zum großen Möbel-Kaufhaus 255

84. Kapitel 258

Wir kaufen Möbel, Lampen 258

und Vorhangstoffe 258

85. Kapitel 261

Wir erzählen, was der Tag gebracht hat 261

86. Kapitel 265

Lord Dunking und Mr Morgan laden mich ein! 265

87. Kapitel 268

Ein weiterer Tag in der Schule 268

88 Kapitel 271

Wir nähen Vorhänge 271

für die neue Wohnung 271

89. Kapitel 276

Wo ist Kate? 276

90. Kapitel 279

Ein weiteres Mal, 279

bei dem wir zusammen frühstücken! 279

91. Kapitel 283

Die Möbelpacker 283

92. Kapitel 286

Die Kiste wird geliefert! 286

93. Kapitel 290

Die Kiste 290

94. Kapitel 294

Die Pizza 294

95. Kapitel 296

Was ist in der Kiste? 296

96. Kapitel 300

Alles war da, was da sein musste 300

97. Kapitel 304

Wir fühlen uns verfolgt! 304

98. Kapitel 306

Ich, Fiorelle, Harry und Mrs Blue warten auf Holmes und Watson 307

99. Kapitel 310

Was wollen Harry und Mrs Blue? 310

100. Kapitel 314

Harry berichtet! 314

101. Kapitel 317

Die Baker-Street-Bande bei der Arbeit 317

102. Kapitel 321

Geräusche in der Nacht! 321

103. Kapitel 324

Wo ist Kate? 324

104. Kapitel 329

Harry kommt zum Ende 329

seiner Geschichte 329

105. Kapitel 331

Was mit Kate passiert ist 331

106. Kapitel 334

Mrs Blue berichtet! 334

107. Kapitel 337

Telefon von Mr Canterburry 337

108. Kapitel 339

Ich schalte die Polizei ein 339

109. Kapitel 343

Wir erklären der Polizei alles! 343

110. Kapitel 347

Wo sind Kathrin White 347

und Danielle Canterburry? 347

111. Kapitel 352

Die Polizei schreitet ein! 352

112. Kapitel 354

Die Entführer werden überrumpelt, verhaftet, und die beiden Mädchen werden befreit! 354

113. Kapitel 359

Der verborgene Fahrstuhl 359

114. Kapitel 362

Manet oder Monet? 362

115. Kapitel 368

Um zwei Uhr morgens 368

116. Kapitel 373

Wir untersuchen das gefälschte Bild 373

117. Kapitel 378

Wir entdecken einen Fingerabdruck 378

118. Kapitel 382

Ein Abendessen bei Holmes 382

119. Kapitel 385

Eine Einladung von Mrs Blue 385

120. Kapitel 390

Geschenke für unsere Freunde! 390

121. Kapitel 395

Meine Uhr bleibt stehen! 395

122. Kapitel 397

Harry gibt Anweisungen! 397

123. Kapitel 401

Mrs Blue und ihr Sohn 401

124. Kapitel 404

Kapitän Miru 404

125. Kapitel 407

Fiorelle und ich im Hause 407

von Mrs Blue und ihrem Sohn David 407

126. Kapitel 412

Was Kapitän Miru erzählt 412

127. Kapitel 415

Schritte im Flur! 415

128. Kapitel 418

Die Hafenkinder 418

129. Kapitel 423

Nochmals Schritte im Flur! 423

130. Kapitel 426

Alle sind in Gefahr!!! 426

131. Kapitel 431

Eine große Katastrophe! 431

132. Kapitel 436

Eine Schachtel Streichhölzer 436

133. Kapitel 440

Ein großes Chaos! 440

134. Kapitel 445

Erklärungen und Geständnisse 445

135. Kapitel 449

Treppenstufen! 449

136. Kapitel 453

Das Turmzimmer 453

137. Kapitel 457

Mrs Blue ist auf der Flucht! 457

138. Kapitel 461

Wir sind gefangen! 461

139. Kapitel 463

Das Geständnis! 463

140. Kapitel 466

Befreit – und schon wieder gefangen? 466

141. Kapitel 469

Erneut in Gefangenschaft! 469

142. Kapitel 472

Der Boden wackelt 472

143. Kapitel 477

Bewusstlos!!! 477

144. Kapitel 480

Etwas Entsetzliches passiert! 480

145. Kapitel 483

Ertrinken wir? 483

146. Kapitel 487

Wir werden gerettet!!! 487

147. Kapitel 492

Lachen und ein Applaus! 492

148. Kapitel 494

Ist der Fall nun gelöst?! 495

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2019 novum Verlag

ISBN Printausgabe: 978-3-99064-672-4

ISBN e-book: 978-3-99064-673-1

Lektorat: Tobias Keil

Umschlagfotos: Alessandro0770, Juliengrondin | Dreamstime.com

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

www.novumverlag.com

1. Kapitel

Ankunft in London

Als ich zusammen mit Fiorelle in London auf dem Flughafen ankam, herrschte schon Frühlingswetter. Es war ehrlich gesagt Anfang April. Wie schon beim letzten Mal, als wir mit der Reisegesellschaft ankamen, gingen wir auf das gegenüberliegende Gebäude zu. Über dem Eingang stand in großen Buchstaben: „Breakfast and Meals“. Diesmal waren wir nicht an eine Reiseleiterin gebunden und schon gar nicht an einen Zeitplan; denn wir waren ja nur zwei Personen. Wir stellten unsere Koffer im Vorraum ab und gingen dann in die Frühstücksstube, wo wir ein königliches Frühstück bestellten!

„Schon wieder oder endlich hier“, sagte Fiorelle und ich nickte. „Ja.“

Das letzte Mal war ich im Dezember hier gewesen, und ich hatte Fiorelle kennengelernt. Sie waren schon komisch gewesen, meine letzten Ferien in England. Oder genauer gesagt in London. Ich war zufälligerweise von Anfang an in eine Verbrecherbande geraten, und ich war nur mit Mühe und Not mit meinem Leben davongekommen! Die Reisegesellschaft, mit der ich von Washington nach London gekommen war, bestand aus Verbrechern, von denen nur drei unschuldig waren. Fiorelle war es, im Gegensatz zu ihren Eltern. Eine Ärztin, die nichts mit der Geschichte zu tun hatte. Und die Reiseleiterin. Fiorelle hatte angefangen zu spionieren und mir dann bei der Aufklärung dieses Falles geholfen! Fiorelle war erst dreizehn Jahre alt. Doch sie hatte Feuer im Bauch! Für mich war sie das interessanteste Mädchen der ganzen Erde!

Für diejenigen, die meinen letzten Kriminalfall nicht gelesen haben, muss ich noch sagen, welcher Berufung ich nachgehe. Ich bin Privatdetektiv, ausgebildet von der CIA. Ich war dort langjähriger Mitarbeiter gewesen.

„Wo werde ich denn nun zur Schule gehen?“, fragte Fiorelle plötzlich.

„Das werden wir noch sehen“, antwortete ich. „Irgendwo in der Nähe.“

„Wie soll ich dich denn jetzt anreden? Als Papa oder als Onkel Edwin.“

Ich lächelte. „Also auf keinen Fall als Papa. Und als Onkel darfst du mich auch nicht ansehen, da ich beides nicht bin. Und als zukünftiger Bräutigam darfst du mich auch nicht sehen. – Hm. Nenn mich einfach Edwin J.“

„Edwin J?!“, prustete sie. „Für was steht denn das J?“

„Na ja, meine Mutter wollte, dass ich Priester werde. Also hat sie mich Josepha genannt. Deswegen J. Ich hasse diesen Namen.“

Um es klar zu sagen, als ich Gewissheit bekommen hatte, dass Fiorelles Adoptiveltern, die immerhin schon 66 Jahre alt geworden waren, ins Gefängnis kommen würden, da hatte ich mich der Kleinen angenommen.

Erstens verstanden wir uns gut. Zweitens, obwohl es wahrscheinlich verboten war, konnte ich auf ihre Mithilfe bei der Aufklärung meiner Kriminalfälle nicht verzichten! Doch dies sagte ich ihr natürlich nicht! Selbst wenn ich es ablehnen würde. Einen Weg, um sich einzumischen, würde sie finden. Manchmal schüttelte ich meinen Kopf über ihren sturen Schädel. Außerdem hatte sie einen harten Schädel, wie das härteste Stück Holz, das es auf der Welt gab.

Inzwischen wurden uns geröstetes Toastbrot serviert, Orangenmarmelade und Butter. Voller Hunger machten wir uns darüber her. Wir hatten im Flugzeug nur wenig gegessen. Wir merkten, als wir uns nicht nur einmal, sondern sogar zweimal Toastbrot nachbestellten, dass wir fast am Verhungern waren! Schließlich bestellte ich die Rechnung. Ich bezahlte, und wir gingen mit unseren beiden Koffern zu einem der wartenden Taxis; anschließend machten wir uns auf den Weg zu dem Ort, wo wir unterkommen würden, ohne dass wir in ein Hotel gehen mussten.

2. Kapitel

Bei Holmes und Watson

Der Fahrer verstaute unsere Gepäckstücke im Wagen und fuhr los.

„Where do we like to go?“, fragte er.

„Baker Street 221B.“

„Okay.“

„Ich habe gedacht, dass wir zum Hotel fahren?“, meinte Fiorelle, die auf dem Rücksitz saß.

Für mich war es erst das zweite Mal, dass ich in England war. Und jetzt hatten wir sogar noch vor hier zu leben. Fiorelle James und ich – Edwin J. Perkins. In meinem letzten Bericht, über den ersten Fall, den ich in London aufgeklärt hatte, vergaß ich ganz zu erwähnen, wie ich selbst aussehe. So möchte ich jetzt nachholen, was ich damals versäumt hatte.

Nun, wie wohl niemand vermutet, trage ich auf meiner Nase eine Brille, die an einer schwarzen Kette hängt. Ich habe braune, leicht ergraute Haare, ich bin glatt rasiert und meistens klassisch gekleidet. Doch ich trage, was auch von meinem Beruf herkommt, manchmal eine klassische Bluejeans, die ich als Klassiker sehr bequem finde.

„Wir gehen unsere Freunde besuchen“, sagte ich und Fiorelle nickte lächelnd.

Die legendäre Adresse für alle, die gerne Kriminalromane lesen. Baker Street 221B. Dort hatten einst Sherlock Holmes und Dr. John H. Watson gewohnt! Noch zu ihrer Zeit. Jetzt wohnten dort zwei Männer, die nur so taten, als ob sie es waren. Quasi als Touristenattraktion! Doch seit meinem ersten Fall, der in London spielte, waren sie meine und Fiorelles beste Freunde geworden!

Trotzdem glaube ich, dass ich der bessere Detektiv bin als Sherlock Holmes; da ich real war. Nicht nur der Protagonist eines Schriftstellers in seinen spannenden Romanen. Aber – hatte ich denn überhaupt eine Chance in London, dieser großen Stadt, als Detektiv? Ich konnte es nur hoffen. Denn das Geld war in letzter Zeit etwas knapp geworden. Und jetzt hatte ich noch so etwas wie eine Tochter!

Als wir an der Baker Street 221B ankamen, nahmen wir unsere Gepäckstücke aus dem Wagen. Ich bezahlte den Taxichauffeur und klingelte dann an der Außentüre von Holmes und Watson. Beinahe gleichzeitig wurde sie von einem Mann geöffnet. Es war Sherlock Holmes!

„Wir haben euch vermisst“, sagte er.

„Wir euch auch“, erwiderte ich und reichte ihm meine Hand.

„Sherlock?“, fragte Fiorelle. „Wo ist Watson?“

„Watson ist oben und zieht sich um. Er hat Kaffee verschüttet.“ Er lächelte, griff nach meinem Koffer, und mit einer Handbewegung bat er uns ins Haus.

Als wir die Treppe hochgingen, kam uns oben die Haushälterin der beiden „berühmten“ Männer, entgegen. – „Herzlich willkommen“, sagte sie zur Begrüßung.

„Ich habe Tee und Kaffee und Sandwiches vorbereitet. Sie werden sicherlich hungrig sein.“

„Ja, das kann man wohl sagen“, meinte ich. „Wir beide haben nur wenig zu essen bekommen – im Flugzeug. Ah, da ist Watson.“ Wir schüttelten uns herzlich die Hände. „Ist die Spionin auch hier?“, fragte er. „Ach, da ist sie ja. Hello, Fiorelle.“

„Hello, John. How are things?“

„The things? – The things are going well.“

3. Kapitel

Die Snooker-Weltmeisterschaft

Bevor Fiorelle und ich uns mit der Frage auseinandersetzen wollten, wo wir wohnen würden, konnten wir bei Holmes und Watson bleiben. „Aber nicht bis in alle Ewigkeit“, hatte Holmes lachend am Telefon, gesagt. Ich würde mich daran halten. Doch ich hatte nicht vor, im schönsten Viertel von London zu wohnen, aber auch nicht im schäbigsten. Allerdings irgendwann würden uns unsere Gastgeber Holmes und Watson rausschmeißen. Und wahrscheinlich würden wir dann auch kein Geld mehr haben. Ich musste mir also überlegen, wie ich zu Aufträgen von Kriminalfällen kommen würde. Doch im Moment unterhielten wir uns über die Snooker-Weltmeisterschaft, die gestern in London angefangen hatte. Wer würde gewinnen?

„David White, der haushohe Favorit, wird nicht gewinnen“, meinte Holmes.

„Er liegt schwitzend im Bett, unter der dicken Federdecke, denn er hat eine starke Bronchitis.“

„Wird er trotzdem spielen?“, fragte Watson.

„Ja, er versucht es krampfhaft. Na ja, wir werden sehen.“

In den Staaten, wo ich aufgewachsen war, kannte man Snooker nicht so gut – wie in England. Es gab nur einen professionellen, amerikanischen Snooker-Spieler und das war „Torsten Smith“. Er war einer der besten. Doch ein Turnier hatte er noch nie gewonnen.

„Ich habe noch nie Snooker gespielt“, sagte Fiorelle und gähnte. Worauf auch ich gähnen musste. – Wir waren beide noch müde von der Reise und fühlten den Jetlag. Obwohl das Essen in England, so sagt man, nie genießbar war, die Schinkenbrote, die uns Holmes’ Haushälterin zubereitet hatte, schmeckten ausgezeichnet. Jedenfalls beschlossen wir, uns erstmal Karten für die Snooker-Weltmeisterschaft zu besorgen.

Während wir so am Reden waren, kam die Haushälterin mit frischem Kaffee. Sie brachte Holmes auch die neuste Zeitung. – Mit geübten Bewegungen stopfte er seine Pfeife, zündete sie an und vertiefte sich in die „Times“. Er hatte heute nichts vor, außer Zeitunglesen.

Fiorelle und ich griffen nach neuen Schinkenbroten, und Watson goss Kaffee nach. – Fiorelle und ich hatten bis jetzt keine Ahnung, wie wir zu einer preiswerten Wohnung kommen würden. Wir nahmen an, dass sie in London unter der Hand weggehen würden. Doch dann löste sich das Problem wie von selbst! Ich wusste nur, dass in ein paar Tagen unsere Sachen aus den Staaten kommen würden. In einer riesigen Kiste. Ich würde der Zügelfirma noch eine Adresse angeben müssen, um ihnen zu sagen, wohin sie die Kiste bringen mussten.

Während Sherlock in aller Seelenruhe die Zeitung las und seine Pfeife schmauchte, fanden wir unverhofft und ziemlich schnell eine Wohnung und auch den ersten Kriminalfall! Doch ich will der Reihe nach alles berichten!

Da wir unter dem Jetlag litten, meinten Holmes und Watson, dass wir uns doch einfach auf die beiden Sofas legen und uns ausruhen sollten.

Fiorelle stand sofort auf und legte sich auf eines der beiden Sofas. Auch ich stand auf und legte mich ein wenig hin. Obwohl ich sicher war, dass ich nicht würde schlafen können. – Gähnend räkelte ich mich auf dem Sofa. Eine Weile döste ich; doch schließlich erschreckt fuhr ich hoch. – Was war das? Wer war das? Ich öffnete beide Augen und sah, dass Fiorelle vor mir stand. Hatte sie mich geweckt? Wie gemein von ihr! Also hatte ich doch nicht nur gedöst?! Schon wollte ich wieder stur die Augen schließen.

Doch verschiedene Gerüche hielten mich davon ab!

Der Geruch von frischem, gerösteten Kaffee, Spiegeleiern und Speck und der Geruch von Bouillon. Lecker!

„Komm jetzt“, meinte Fiorelle. Es wäre unhöflich gewesen, wenn ich das Mittagessen in so einem vornehmen Hause wie das der altehrwürdigen Herren Sherlock Holmes und Dr. John H. Watson, der alte Chronist der Fälle Holmes, einfach verschlafen hätte.

John lächelte, doch Sherlock sah ein bisschen sauer aus! Entweder war er es nicht gewohnt, dass er Gäste hatte, oder es war noch nie vorgekommen, dass jemand auf dem Sofa schlafend beinahe sich geweigert hätte, zum Mittagessen aufzustehen. Also musste ich von jetzt an aufpassen, dass ich mich besser benehmen würde!

4. Kapitel

Der Mann mit der Melone

Am nächsten Tag, das war ein Sonntag, machte ich Bekanntschaft mit einem Mann, der auf mich mehr oder weniger einen verdächtigen Eindruck machte. Ich traf ihn im indischen Laden, gleich an der Ecke, wo sich die Baker Street mit einer anderen Straße kreuzt. Die Haushälterin von Holmes hatte mir diesen Tipp gegeben, da man hier am schwarzen Brett immer Inserate aufhängen durfte, um irgendetwas zu suchen oder zu finden.

Der Mann war von Kopf bis Fuß schwarz angezogen, und auf dem Kopf trug er eine schwarze Melone! Zusammen mit dem Stock, den er in der linken Hand trug, machte er einen vornehmen Eindruck. Jemand, den man normalerweise nicht in einem solchen Laden antraf!

Während ich meinen Wunsch auf einen Zettel schrieb – zusammen mit der Nummer meines Mobiltelefons, wartete er geduldig, bis ich damit fertig war. Ich hatte nicht nur den Wohnungswunsch aufgeschrieben, sondern auch ein kleines Inserat, in dem ich meine Dienste als Privatdetektiv anbot. Als ich damit fertig war und mich umdrehte, war der Mann verschwunden.

In den nächsten Tagen hatte ich immer das Gefühl, als ob ich verfolgt wurde. Doch jedes Mal, wenn ich mich umdrehte, sah ich niemanden, der hinter mir her war. Fiorelle berichtete – im Beisein von Holmes und Watson – das Gleiche. Und an einem der Nachmittage klingelte schließlich mein Mobile!

„Yes, Perkins?“

Eine reife Männerstimme meldete sich am Apparat.

„Mr Perkins?“

„Ja.“

„Detektiv Edwin J. Perkins?“, fragte die Stimme.

„Ja, am Apparat!“, antwortete ich. „Wer sind Sie?“

„Mein Name tut nichts zur Sache! Ich habe einen kleinen Auftrag für Sie. Sind Sie gut in Billard? Oder anders gesagt, im Snooker-Spielen?“

„Also“, sagte ich, und dann musste ich lachen! Doch der unbekannte Mann am Telefon fand es offensichtlich nicht zum Lachen.

„Nein, ich meine es ernst!“, sagte er ein wenig ungehalten und ungeduldig. „Falls Sie nicht wenigstens Billard-Spielen können, dann muss ich mir einen anderen Detektiv suchen!“

„Also, ich bin als Detektiv empfehlenswert und auch als Billard-Spieler ziemlich geeignet. Um was geht es denn genau?“

„Ich bin Assistent und Sprecher und Vertreter des Chefs! Aber Sie werden mich immer nur am Telefon hören. – Aber wie steht es mit dem Honorar? Sind Sie teuer?“

Ich überlegte ein wenig und nannte ihm schließlich ein wenig zögernd meine Bedingungen.

Eine Weile hörte ich nichts.

„Hallo! Hallo!“, schrie ich in den Hörer, so dass dem Unbekannten die Ohren gellen mussten. – Schließlich riss ich mich zusammen und versuchte mich zu beruhigen. – Ich lauschte, doch ich hörte nur ein Rascheln und im Hintergrund eine Unterhaltung. Es schien eine Unterhaltung auf Arabisch zu sein. Und dann hörte ich ein Klicken, und die Leitung war tot.

Fiorelle, die neben mir stand, hob erstaunt die Augenbrauen. „War wohl nichts?“, meinte sie fragend.

„Ich habe fast einen neuen Auftrag gekriegt“, erzählte ich ihr. „Komisch – wie schnell alles gehen kann. Ich habe an einem schwarzen Brett zwei Inserate aufgehängt. Erstens für die Wohnungssuche, und zweitens habe ich meine Dienste als Privatdetektiv angeboten!“

„Heißt das, ich darf wieder Spionin spielen?“, fragte Fiorelle mit blitzenden Augen.

„Also – eigentlich besteht deine Arbeit darin, zur Schule zu gehen!“, sagte ich ein wenig vorwurfsvoll.

„Aber – ich will Spionin werden!“, unterbrach sie mich. „Was nützt es da, wenn ich algebraische Formeln und irgendwelche Geschichtsdaten – von vergangenen Männern und Frauen und ihrer Heldentaten – lerne!“

„Weißt du, Fiorelle, ich selber bin bei der CIA gewesen und wurde von denen sogar als Detektiv ausgebildet. Aber CIA hin und her, ein Spion muss eine gute Allgemeinbildung haben. Je mehr ein Spion über vieles Bescheid weiß, desto besser kann man ihn überall einsetzen.“

„Also gut, ich geh zur Schule, solange sie eben dauert. Aber privat werde ich wohl als Spion arbeiten können. Besonders, um damit mein Taschengeld aufzubessern. Einverstanden?“

„Einverstanden, aber ohne Vertrag! Okay?“

„Okay!“, lächelte sie.

5. Kapitel

Was hat Holmes vor?

Das Nächste, was sich ereignete, war, dass Fiorelle zur Schule gehen musste! Obwohl es nicht allzu weit weg war, fuhren wir sie alle zusammen hin. Danach gingen wir einzeln unseren täglichen Geschäften nach. Watson ging ausnahmsweise für die Haushälterin einkaufen. Holmes erledigte geschäftliche Dinge: Bezahlen von Rechnungen etc. Ich selber versuchte eine Wohnung zu finden, die ich bezahlen konnte; und eigentlich auch einen Auftrag als Privatdetektiv. – Im schlimmsten Fall konnte ich immer noch über die City Police oder über Scotland Yard oder die CIA gehen, um Arbeit zu bekommen, damit ich meine Rechnungen bezahlen konnte.

Aber das größere Problem war auch noch, dass in einigen Tagen diese große Kiste aus Amerika kommen würde – worin die wichtigsten Sachen von mir und Fiorelle waren, auf die ich – und auch sie – in Großbritannien nicht verzichten wollten!

Doch wie kamen wir jetzt zu einer Wohnung? Holmes, Watson und auch die Haushälterin hörten sich um. Schlussendlich war es dann purer Zufall, der uns zu einer Wohnung verhalf!

Am Wochenende beschlossen Holmes, Watson, Fiorelle und ich, uns Karten für die Snooker-Weltmeisterschaft zu kaufen.

Da ich nicht wusste, wo man Billets für dieses Ereignis holen konnte, übernahm John diese Aufgabe!

Als er zurückkam, glänzten seine Augen. „Leute, ratet mal, was ich hier habe. Ich habe Eintrittskarten zur Snooker-Weltmeisterschaft. Beinahe die letzten, die es noch gab.“

„Für welchen Tag?“, fragte Fiorelle. „Etwa für das Finale?“

„Nein, die waren schon alle weg“, antwortete Watson zu unserer Enttäuschung. John nahm seine Brieftasche hervor und entnahm ihr vier Tickets. „Morgen Abend, zweite Reihe, vorne rechts!“

„Hurra!“, schrie Fiorelle leise und hopste aufgeregt hin und her. Holmes ließ die „Times“ sinken und lächelte über Fiorelles Eifer. „Nun“, sagte er, „das ist ja fast so wie das Final!“

„Jetzt setz dich endlich wieder hin!“, rief ich, doch ich war nicht wirklich böse. Da hatte ich einen Wildfang adoptiert. Doch daran war nichts mehr zu ändern. Aber richtig ärgerlich war ich nicht. Ich musste sogar grinsen über diesen Radau, den sie machte. Doch eigentlich tat ich wegen Sherlock so, als ob ich mich ärgerte. Denn er konnte leicht aufbrausen, wenn man ihn in seiner Ruhe störte.

„Jetzt setz dich hin“, verlangte auch Watson, der von dem ganzen Höllenritt durch die Stadt wegen der Snooker-Karten ganz erschöpft war. Er hatte sich in Holmes’ Ohrensessel gesetzt und zeigte uns die vier Karten.

Obwohl Holmes sich freute, war er irgendwie abwesend und melancholisch. Ich beobachtete ihn stirnrunzelnd.

Was war mit ihm los?

Ich beobachtete ihn nun etwas genauer. Er nahm die Zeitung wieder vor die Nase und vertiefte sich darin. – Doch ich merkte, dass er nicht wirklich las.

Was war los mit ihm? Und warum erzählte er uns nicht, was ihn bedrückte? Doch bald erfuhren wir den Grund …!

6. Kapitel

Ein Wecker klingelt!

Hatte Sherlock vielleicht wieder einen neuen Fall zum Bearbeiten, wovon er nichts sagte? Während ich ihn beobachtete, wie er Zeitung las, hatte er immer wieder zu der Geige hingesehen, die da drüben, auf dem kleinen Salontisch lag. – Was war los mit Holmes? Wollte er Geige spielen? Getraute er sich nicht, es zu sagen – weil wir hier im selben Raum saßen? Eines war sicher: Er wollte uns für eine Weile loswerden!

Plötzlich traf sich mein Blick mit Watson! Der verdrehte die Augen. Mit Gesten gab mir John zu verstehen, dass er dies regeln würde – und ich nicht von mir aus in dieses Fettnäpfchen treten sollte!

Erleichtert stand ich auf, ging hinüber zu den Sofas und setzte mich auf dasjenige neben dem Fenster. – Es dauerte nicht lange, bis Fiorelle neben mir saß!

„Was ist los?“, wisperte sie. „Warum ist hier plötzlich so eine komische Stimmung?“

„Ich weiß den Grund auch nicht“, flüsterte ich und legte meinen Finger auf die Lippen und machte: „Schscht!“

Während des restlichen Tages wurde mehrheitlich geschwiegen, und wir verbrachten ihn mit Lesen! – Als dann das Dinner auf dem Esstisch stand, schöpfte ich wieder Hoffnung auf einen geselligeren Sherlock Holmes! Und wirklich versuchte er sich am Gespräch zu beteiligen! Aber er zog sich sehr früh auf sein Zimmer zurück!

„Ach du meine Güte, Mr Holmes“, sagte Watson. „Man könnte meinen, dass er hohes Fieber oder eine Grippe hätte.“

Alle mussten lachen! Inzwischen wussten wir natürlich, dass sich Holmes und Watson nur beim Nachnamen nannten, wenn Besucher da waren, die sie in den Rollen als den berühmtesten Detektiv Sherlock Holmes und John H. Watson, den Chronist seiner Fälle, kennenlernen und bewundern lernen wollten! – Aber, nicht mal mir gegenüber gaben sie gerne zu, dass es so sei.

Zurück im Wohnzimmer blieben also nur noch wir drei: John, Fiorelle und ich. Als die Haushälterin kam, um zu sehen, ob noch etwas gewünscht wurde, fragte sie erstaunt: „Ob Holmes schon schlafen gegangen war?“

„Er hatte sich schon in sein Zimmer zurückgezogen“, erwiderte ich. Fast hätte ich sie gefragt, ob sie wisse, was mit ihm los war. Doch ich beherrschte mich und behielt die Frage für mich.

Wir schüttelten nur stumm den Kopf. Also zog sie sich geräuschvoll auf ihr Zimmer zurück.

Aber auch wir waren müde. Und so beschloss jeder für sich bald schlafen zu gehen; doch es kam ganz anders!

So schlug es auf der in der Nähe gelegenen Kirchturmuhr: 8.00 Uhr, bald 9.00. Als es sogar 10.00 Uhr schlug, da hörten wir Holmes’ Wecker klingeln. Und dann hörten wir, wie sich Holmes im Bett umdrehte; und dann wie der Wecker auf den Boden fiel und dort scheppernd weiterklingelte. Wir hörten, wie er fluchend aufstand, den Wecker aufhob und dem Klingeln ein Ende bereitete.

Wir grinsten und mussten schließlich alle lachen.

Wieder hörten wir Holmes fluchen! Diesmal, glaube ich, war es wegen uns.

Würde er schwer sauer sein, dass wir noch wach waren und durch unsere Aufmerksamkeit irgendeinen Plan durchkreuzten? Wahrscheinlich – ja!

„Kommt, wir gehen jetzt schlafen“, sagte Fiorelle leise. Sie wollte um jeden Preis einen Streit verhindern! Die beiden Erwachsenen nickten. Wir drei waren – schon vor einer Weile – müde geworden.

„Das wird das Beste sein“, gähnte ich. „Also ich für meinen Teil werde gleich in meinen Kleidern schlafen – so hundemüde wie ich bin!“

„Also ich denke – ich schlafe auch in meinen Kleidern“, sagte Fiorelle und starrte vor sich hin. Ich hatte das erwartet! Wollte sie etwa wieder Spion spielen? Ich konnte mir das gut vorstellen!

7. Kapitel

Geräusche in der Nacht!

Nachdem Watson „Gute Nacht!“ gesagt hatte und in sein Zimmer gegangen war, legten Fiorelle und ich uns auf die beiden Sofas. Wir ließen die Kerze noch eine Weile auf dem Sofatisch brennen. Der geisterhafte Schein – der von dem leisen Durchzug, welcher in diesem Zimmer herrschte, verursacht wurde, machte das Noch-Wachliegen erträglich! – Wir unterhielten uns noch eine Weile zusammen.

„Ich bin müde, Edwin J.“, sagte sie ein paar Minuten später gähnend: „Kannst du die Kerze ausmachen? Ich glaube, ich kann heute nicht einschlafen, solange sie brennt.“

Ich setzte mich auf und blies die Kerze aus. Eine Weile glühte der Docht noch in der Dunkelheit, und ich roch den Geruch des Rauches der Bienenwachskerze. Ich überlegte eine Weile, was ich machen sollte. – Dann hörte ich ein Geräusch!

Was war das? – Was hörte ich?

Aber ich war zu müde, um nachzudenken! Beinahe wäre ich sofort wieder eingeschlafen, doch ich riss mich zusammen und versuchte krankhaft wachzu­bleiben!

Wieder hörte ich ein Geräusch! Was …? – Ich schnellte hoch! Doch erleichtert legte ich mich wieder hin. Es war nur das Schnarchen von Fiorelle gewesen! – Ich seufzte. Was für ein Dummkopf ich doch war! – Wieder horchte ich! Noch etwas? Das Knarren von Holmes’ Bettfedern und wie er sich im Bett herumwälzte. Armer Holmes! Was konnte er nur vorhaben? Vielleicht hatten wir auch etwas missverstanden!

Wieder horchte ich. Was war das? Ich hörte ein dumpfes Geräusch. Dann ein Tappen auf der Treppe – und dann – mir standen die Haare zu Berge!! Dann schnellte die Türklinke zum Wohn- und Esszimmer – die Tür ging auf … und dann war das Tappen im Zimmer selber! Mein Herz schlug wie wild! Das Tappen kam immer wie näher und dann sprang etwas am Sofa hoch, mir direkt in die Arme!

Beinahe hätte ich einen lauten Schrei ausgestoßen! Was war das für ein Geschöpf, das mitten in der Nacht an mir hochsprang? – Und dann hörte ich ein weiteres Geräusch! Es klang wie ein Motor. Ein Schnurren!

Ach du meine Güte?! Erleichtert lehnte ich mich auf dem Sofa zurück. Was war ich doch für ein dämlicher Privatdetektiv! Es war bloß Holmes’ Katze gewesen! – Nachdem ich mich von dem Schreck erholt hatte, streichelte ich sie. – Als die Katze genug vom Streicheln hatte, sprang sie schließlich wieder vom Sofa runter. Ich nahm an, dass sie jetzt zu Fiorelle gehen würde, doch ich irrte mich. Im gleichen Augenblick hörte ich wieder den Wecker von Holmes klingeln!

Fiorelle schnarchte noch immer. Sie gab ähnliche Geräusche wie ein fahrender Lastwagen von sich. Schlief sie wirklich? Ich selber hatte Zweifel daran. Während ich zuhörte, wie Holmes aufstand und sich anzog, gab ich auch leise Schnarch-Töne von mir.

Einen Augenblick begriff ich, dass Holmes innehielt und horchte. – Dann hörte ich ein Streichholz aufflammen. Aha! Sherlock Holmes zündete sich entweder eine Pfeife an oder den Docht einer Kerze. – Beides konnte der Fall sein. Und so war es auch gewesen, sofern ich mich an jene Szene, wie aus einem Film, erinnern konnte!

8. Kapitel

Wohin geht Holmes?

Leise ging die Tür zu Holmes Zimmer auf, und ich roch den würzigen Pfeifentabak, den er zu rauchen pflegte. Drei Menschen – ich, Fiorelle und auch Watson – taten so, als ob sie tief und fest schliefen. Und alle drei schnarchten in den höchsten Tönen, während wir warteten, was Holmes weiter tun würde –, ob er irgendwohin gehen wollte, oder ob er bloß einfach nicht schlafen konnte und stattdessen eine Pfeife schmauchte. Ich war überzeugt, dass er weggehen wollte, denn sonst hätte er den Wecker nicht zwei Mal gestellt und ihn auch nicht klingeln lassen!

Mit der Kerze in der Hand – wie zu alten Zeiten – tastete sich Sherlock vorwärts auf den Geigenkasten zu. Ich musste grinsen. Also hatte ich richtig geraten. Sein Ausgehwunsch hatte irgendwie mit der Geige zu tun. Und alle drei, die eigentlich schliefen, fragten sich, ob sie ihn stoppen sollten. Doch wir ließen zu, dass er seinen Plan ausführen konnte!

Holmes nahm seine Geige und ging auf die Tür zu. Die Katze folgte ihm auf den Fersen, und dann gingen sie gemeinsam die Treppe hinunter und verließen das Haus.

Zurück blieben nur wir drei, die alle gleichzeitig aufhörten zu schnarchen. –Wir alle wollten ihm nachschleichen, und jeder von uns fragte sich, ob die anderen schliefen und es zuließen?

Ich beschloss nun so zu tun, als ob ich auf die Toilette gehen musste! Ich hoffte, dass die anderen gar nicht wach geworden waren, als Holmes zusammen mit der Katze das Haus verließ.

Als Erste richtete sich Fiorelle auf, gleichzeitig ich – und darauf öffnete Watson seine Zimmertür.

Ich war baff! Waren wir alle gleichzeitig auf der Suche nach dem stillen Örtchen – oder auf der Spur von Holmes? Ich beschloss so zu tun, als ob ich nichts ahnend aufgewacht war. John H. Watson hatte eine Kerze angezündet, und Fiorelle und ich hatten unsere Taschenlampen angeknipst.

„Was? Ihr seid auch wach?“, murmelte Watson, und so standen wir schließlich Schlange vor der Toilette. Und da wir alle Schlange standen und niemand dazu stand, dass wir eigentlich Holmes nachschleichen wollten, ging das ganze Vorhaben in die Hose.

„Wo ist Holmes?“, fragte ich Watson.

„Ich habe bloß mitgekriegt, dass er aus dem Haus gegangen ist!“

„Nun – er war gestern den ganzen Nachmittag so komisch teilnahmslos?!“

„Das kommt ab und zu vor bei ihm“, antwortete Watson. „Ich kenne ihn nun schon lange genug. – Hat er seine Violine mitgenommen?“

„Ja, ich glaube.“

„Nun, dann müssen wir uns keine Sorgen machen! Denn, manchmal spielt er nachts in einer kleinen Bar – in der Nähe der Themse – Geige. Und das tut er schon seit vielen, vielen Jahren. Er will nicht, dass man es mitbekommt. Und darüber reden will er auch nicht.“

„Woher weißt du es dann, John?“, fragte ich.

„Ich bin ihm schon oft nachgeschlichen. Mann, war der sauer!! Tagelang hat er mich ignoriert und nicht mehr mit mir geredet. Bis ich auch schlecht gelaunt war; und ich ihm die Meinung gesagt hatte – dann hat er es sein lassen.“

Nachdem wir alle auf der Toilette gewesen waren, wollten wir wieder schlafen gehen. Fiorelle musste mir versprechen, dass sie nicht doch noch hinter Holmes nachschlich, um rauszufinden, wohin er gegangen war.

„Wo ist denn der Kater geblieben?“, fragte Fiorelle.

„Nun – ich glaube, dass er mit Sherlock mitgelaufen ist“, erklärte John. „Jetzt aber ab ins Bett mit euch. Auch ich bin hundemüde.“

Da ich wusste, dass man Fiorelle vertrauen konnte; wenn sie versprach etwas nicht zu tun, konnte ich nun ruhig schlafen. Aber ich hoffte, dass ich wach werden würde, wenn Holmes zurückkam. Würde er mir auch nicht sagen wollen, dass er in einer Bar Geige spielte? Wahrscheinlich, ja. Ich drehte mich in Richtung des Sofarückens, und schon nach einer Weile waren wir alle drei eingeschlafen …

9. Kapitel

Beim Frühstück

Am nächsten Morgen wurden wir durch die Geräusche der Haushälterin wach, welche mit dem Frühstücksgeschirr ins Wohnzimmer kam, um den Tisch zu decken.

„Ist Mr Holmes schon zurück?“, fragte sie mich. „Die Katze scheint auch außer Haus zu sein. Denn sie ist nicht zum Fressen zu mir in die Küche gekommen!“

„Dann wird es wohl so sein“, antwortete ich.

„Jaaa“, gähnte Fiorelle und streckte und dehnte sich. „Gestern Nacht ist er weggegangen. Entweder ist er zurückgekommen, als ich tief und fest geschlafen habe, und …“

„Ja, er wird schon wieder auftauchen“, meinte die Haushälterin kopfschüttelnd. Sie war es nicht gewohnt, dass ein Kind so viel redete! – Auch ich schüttelte den Kopf. Als Fiorelle meinen zweifelnden Blick sah, schüttelte sie ebenfalls ihren Kopf. Aha! Sie hatte sich also daran gehalten und war Holmes nicht nachgeschlichen! – Doch eines war mir gewiss, wie ich ein paar Augenblicke später feststellte. Holmes war entweder zurück oder er war zurückgekommen und noch einmal weggegangen! Ich merkte es an der Geige, die wieder auf ihrem Platz lag. Und dann kam Detektiv Sherlock Holmes gähnend, unrasiert und noch im Morgenmantel aus seinem Zimmer.

„Ah, da bist du ja, Sherlock“, bemerkte Watson. „Ich habe dich gar nicht zurückkommen hören, als du gestern Nacht fortgegangen bist!“

„Nun, ich schätze, dass du weißt, wo ich gewesen bin.“

„Ja.“

John H. Watson war zwar schon mehr oder weniger angezogen, doch rasiert schien er auch noch nicht ganz zu sein, wie man es von ihm gewöhnt war. Wahrscheinlich waren Fiorelle und ich die Einzigen in London, die das Privatleben von Holmes und Watson ein bisschen besser kannten.

Als die Haushälterin dann heiße Würstchen brachte, leuchteten die Augen von Sherlock und John. Fiorelle und ich hingegen waren es nicht gewöhnt, am Morgen so viel zu essen!

Fiorelle warf mir einen gequälten Blick zu, und ich nickte verständnisvoll mit dem Kopf. Wir sagten jedoch beide nichts zu diesem Thema. Ich hatte etwas Ähnliches einmal in Japan erlebt. Da gab es abwechselnd einen Tag europäisches Frühstück und am anderen Tag asiatisches. Bestehend aus Fisch, Reis, Rührei und Würstchen usw. Und nun hatten wir ein britisches Frühstück. Speck, Eier, Würstchen etc. Nun – wir mussten uns daran gewöhnen. Doch immerhin gab es Bohnenkaffee.

Heute war die Stimmung im Hause Holmes wieder besser. Das Frühstück verlief in ziemlich heiterer Stimmung.

„Heute Nachmittag gehen wir zur Snooker-Weltmeisterschaft!“, rief Fiorelle plötzlich.

„Ja, und du musst dich beeilen, damit du nicht zu spät zur Schule kommst!“, rief ich.

John musste schallend lachen! Er hatte ein ziemlich ansteckendes Lachen, in das wir alle einfielen. Schließlich bogen wir uns vor Lachen – bis uns unsere Backen wehtaten.

„Kann ich heute nicht befreit werden davon?“, fragte Fiorelle.

„Nein“, antwortete ich. „Das geht nicht!“

„Hier“, sagte Holmes zu mir und deutete auf den Wagenschlüssel, der auf dem Tisch lag. „Du kannst sie mit meinem Auto hinfahren. Aber bitte keinen Unfall bauen.“

„Also gut“, sagte ich. „Ich fürchte aber, dass wir uns bereits in zehn Minuten auf den Weg machen müssen?! – Hol schon mal deine Schultasche, Fiorelle.“

Als Fiorelle mit ihrer Schulmappe zurückkam, war ich gerade im Gespräch mit der Haushälterin. – „Muss ich irgendwo etwas abholen oder einkaufen für Sie?“

„Ja, das wäre eine große Hilfe für mich“, meinte sie. „Sie können das Fleisch beim Metzger abholen und gleich noch Nudeln besorgen.“

Ich nahm mein Notizbuch hervor und schrieb nach ihrem Diktat auf, wie viel Fleisch und Nudeln, was für welches und dann noch die Adressen der Geschäfte. Die beiden Geschäfte waren ganz in der Nähe des indischen Ladens, wo ich die beiden Inserate aufgehängt hatte. Ich beschloss nach dem Einkaufen gleich noch da vorbeizugehen, vielleicht hatte ich ja Glück und jemand hatte einen Zettel mit einem Wohnungsinserat am Anschlagbrett aufgehängt.

Fiorelle und ich tranken noch schnell unseren Kaffee aus, zogen unsere Jacken und Schuhe an und dann machten wir uns auf den Weg!

10. Kapitel

Der Mann mit dem Hut

Holmes und Watson hatten heute Morgen auch etwas vor, wobei sie meine und Fiorelles Anwesenheit nicht gebrauchen konnten. Sie erwarteten nämlich Besuch von einer kleinen Gruppe, denen sie als Detektiv Sherlock Holmes und Dr. John H. Watson gegenübertreten sollten. Hatte es die echten beiden Figuren, die in den Romanen und Kurzgeschichten von Sir Arthur Conan Doyle beschrieben wurden, gegeben oder nicht? Was die Wahrheit war, darüber schwiegen die beiden, so gut es eben ging!

Nachdem Fiorelle und ich uns auf den Weg gemacht hatten und die Haushälterin den Frühstückstisch abgeräumt hatte, zogen sich die vornehmen Herren um. Und dann sah man ihnen an, dass sie Mr Holmes und Doktor Watson waren. Als sie damit fertig waren, klingelte es auch schon an der Haustüre. – Und wie immer wurde die Tür von der Haushälterin geöffnet!

„Ja bitte – Sie wünschen?“, fragte sie.

Draußen standen drei Herren, alle in Anzügen, Hemden und Krawatten. Auch ein kleiner Hund war dabei.

„Können wir Mr Holmes sprechen?“, fragte der größte der drei Herren – der auch den Hund an der Leine hielt. Im Gegensatz zu den anderen beiden hatte er nicht nur einen Hut auf dem Kopf, sondern er trug auch noch eine Brille, und seine Oberlippe zierte ein prächtiger Schnurrbart.

„Kommen Sie herein. Ich glaube Mr Holmes und Mr Watson warten schon auf euch!“, antwortete die Haushälterin.

„Also meines Wissens werden wir nicht erwartet, aber wenn das so ist, umso besser“, meinte der Mann mit dem Hut.

Die Haushälterin führte die Herren nach oben und meldete sie bei Holmes und Watson an.

„Führen Sie den Besuch herein“, rief Holmes; der gerade dabei war seine Pfeife mit Tabak zu stopfen. Während die drei Herren eintraten, zündete Sherlock Holmes seine Pfeife an. – Wenn ich dabei gewesen wäre, hätte ich geschmunzelt. Das war Holmes, wie er leibte und lebte.

„Was kann ich für die Herren tun?“, fragte er.

„Nun, vielleicht können Sie, Mr Holmes, etwas Licht in eine ernste Angelegenheit bringen!“, antwortete der großgewachsene Herr, der sich als Mr Canterburry vorstellte. Die anderen beiden Besucher schwiegen und sagten auch nicht ihre Namen. – Watson nahm an, dass die drei Männer Geschäftsleute waren, die Hilfe eines Detektivs brauchten. Und so war es auch!

Die drei Herren waren Amerikaner, die mit Leuten in England Geschäfte machten. Und da sie an der Loyalität und der Glaubwürdigkeit ihrer Geschäftspartner in Großbritannien zweifelten, brauchten sie einen Detektiv, der das überprüfte – und ihnen dann einen Rat gab, ob die Geschäfte taugten oder eben nicht.

„Was sind es denn für Geschäfte?“, fragte Sherlock Holmes.

„Nun, es sind Transfergeschäfte. Wir verfrachten wertvollen Besitz oder auch Herstellungsgüter – von den Staaten nach London. Normalerweise nicht per Flugzeug, sondern per Schiff“, antwortete Mr Canterburry.

„Was soll ich denn Ihrer Meinung jetzt tun?“, fragte Mr Holmes.

„Sie sollen überprüfen, ob es in diesen Angelegenheiten mit rechtmäßigen Dingen zugeht.“

Während Holmes überlegte, ob er sich auf diesen Deal einlassen sollte, klingelte es erneut an der Haustüre …!

11. Kapitel

Auf dem Weg zur Schule

Holmes’ Auto war ein alter Chevrolet, den ich schon mehrmals gefahren war. Ich schloss ihn auf und entriegelte die Tür auf dem Beifahrersitz, damit Fiorelle einsteigen konnte.

„Anschnallen und ab geht’s“, sagte ich und startete den Wagen.

Die Schule war ganz in der Nähe, doch manchmal hatte ich Angst sie alleine dorthin gehen zu lassen. Überall waren Leute unterwegs. Die meisten gingen zu Fuß, mit der U-Bahn oder mit dem Auto zur Arbeit. Und für mich war es jedes Mal eine gelungene Übung, eine Prüfung, mich im Straßenverkehr von London zurechtzufinden, da man in England auf der linken Seite der Straße fuhr – nicht so wie in Washington in den Vereinigten Staaten von Amerika.

Diesmal hatte ich Glück! Ich konnte mich ziemlich leicht in den Straßenverkehr einfädeln. Anscheinend war ich auf dem besten Weg, mich in London zurechtzufinden.

Zehn Minuten später hielt ich mit quietschenden Reifen – etwa zehn Meter vor dem Tor der Schule. Hinter mir hupte schon jemand, doch ich ließ mich davon nicht beeinflussen oder aus der Ruhe bringen.

„Kommst du mich wieder hier abholen, wenn die Schule aus ist?“, fragte mich Fiorelle, während sie den Sicherheitsgurt ablegte und die Tür öffnete.

„Ja“, antwortete ich. „Und wenn’s nicht geht, schicke ich dir eine ‚SMS‘. Hast du Kleingeld für die U-Bahn?“

Fiorelle zählte ein paar Münzen ab. „Nein. Doch – ich glaube es reicht! – Bye, Edwin J.“

Während sie ausstieg, stellte ich den Blinker rechts und spurte wieder in den Verkehr ein. Während dieses Manövers sah ich zur gegenüberliegenden Straße hinüber. Sah den indischen Laden und … Plötzlich sah ich jenen Mann wieder. Der klassisch gekleidete Mann, mit der Melone auf dem Kopf, der jenen Laden betrat. Und zu meiner Überraschung drehte er sich um und er sah mir direkt in die Augen. Doch nur für einen Augenblick! Ich trat abrupt auf die Bremse …!