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Inhaltsverzeichnis

Impressum

1. Geschichte

2. Geschichte

3. Geschichte

4. Geschichte

5. Geschichte

6. Geschichte

7. Geschichte

8. Geschichte

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

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© 2019 novum publishing

ISBN Printausgabe: 978-3-99064-655-7

ISBN e-book: 978-3-99064-656-4

Lektorat: Susanne Schilp

Umschlagfoto: Roswitha Marchner, Elisabeth Anreiter

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

Innenabbildungen: Roswitha Marchner

www.novumverlag.com

1. Geschichte

Im Kostnixladen

Auf einem abgelegenen Bauernhof im Hinterbergertal, am Fuße des Kampls, lebt eine Familie, die dafür bekannt ist, immer etwas Neues, aufregend Anderes zu wagen. Damit fällt sie auf! Dazu steht die Familie und sie wird von den dort lebenden Menschen von Weitem beobachtet. Der Hof wurde seit einigen Jahren zum Kräuterhof umfunktioniert und jedes Jahr um ein paar ungewöhnliche Pflanzen erweitert. Im vom Herrn des Hauses umgebauten Kuh- und Schweinestall beherbergt Tochter Elisabeth ein Schneideratelier, das sie mit ihrem Schneiderlehrling Anja betreibt.

Aber verlassen wir Mensch, der eigentlich nur Nebensache in unserer Geschichte ist, also nur eine Nebenrolle spielt. Es handelt in unserer Erzählung um die Katze Frau Schmeichelweich und die Henne Trudi Schneider. Um diese besonderen Lebewesen zu beschreiben, benötigen wir etwas Zeit, denn diese beiden zu verstehen, ist Mensch eigentlich nicht in der Lage, zum Unverständnis der Tiere.

Betrachten wir Frau Schmeichelweich: eine höchst elegante, graumelierte Angora-Dame, die sich ihrer einmaligen Schönheit bewusst ist und mit buschig erhobenem Schwanz durchs Gelände schreitet. Um wieder Mensch zu erwähnen, funktioniert und gehorcht er ihr aufs Wort. Nach jahrelanger, harter Erziehung haben die Zweibeiner alles Nötige gelernt, um das Leben der Frau Schmeichelweich wirklich angenehm zu gestalten. Ein wildkreischendes, entsetzt klingendes Miauen lässt sofort die ganze Dienerschaft herbeieilen, um nachzusehen, wo der große Schmerz des Pelztieres liegt. Die Menschenfamilie erkundigt sich sofort mit größter Sorge nach dem Wohlbefinden der Madame. Frau Schmeichelweich streicht dann, sich in ihrer Armseligkeit sonnend, um die Beine der Trostgebenden. Der Trick des Tieres besteht darin, dass nach kürzester Zeit die Liebkosungen ihrerseits abgebrochen werden und sie demonstrativ beleidigt wieder wegstolziert. Mensch ist verzweifelt. Und das gelingt Katze besonders gut. Mensch muss mit schlechtem Gewissen zurückbleiben und weiß nicht einmal, warum.

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Unser zweiter Star der Geschichte lebt auf den Nachbarsbauernhof und wurde auf den Namen Trudi Schneider getauft. Sie ist eine von vielen Hennen und hat sich entschieden, eigene Wege zu gehen. Insbesondere der Simalhof ist ihr tägliches Ziel. Eigentlich sind Hennen dubiose Geschöpfe. Sonderbar und der Familie der Dinosaurier, übriggebliebene Überbleibsel. Sagt man. Es wird viel diskutiert, warum die Henne so geheimnisvoll wirkt. Mit dem von innen kommenden „Gack-gack“ kann man das Vogelvieh nur schwer einschätzen. Trudi Schneider zum Beispiel ist eine überdurchschnittlich gescheite Henne. Warum, fragt ihr euch?

An besonders warmen Tagen verbringen Elisabeth und Anja ihre Mittagspause gern in der Laube des Hofes, dem sogenannten Wellnessbereich, wie Mutter Gabriele gern dazu sagt. Pünktlichst finden sich auch unsere Hauptdarsteller ein, um eventuell ein paar Happen zu ergattern. Trudi Schneider ist mittlerweile so frech, dass sie auf Bank und Tisch springt. Frau Schmeichelweich liegt unterdessen auf einem breiten Ast des dort stehenden Apfelbaums und lässt voll relaxt eine Pfote herunterbaumeln.

„Na, Trudi, machst dir wieder eine Gaudi mit Anja?“, fragte lachend die Mieze.

„Die fürchtet sich vor mir und ich jag sie jeden Tag auf den Tisch. Das ist lustig“, erzählte Trudi amüsiert Frau Schmeichelweich.

„Menschen, ich weiß nicht, warum die so blöd sind. Aber sie funktionieren recht gut und ich kann dir noch ein paar Tricks verraten, wie man sie am besten erzieht“, trumpfte Frau Schmeichelweich auf.

„Nein danke, gnädige Frau Mieze! Ich hab, glaub ich, den Dreh heraus. Morgen versuch ich, der Elisabeth auf den Schoß zu springen, die ist wenigstens nicht so verschreckt. Wahrscheinlich glaubt sie dann, sie hat mich dressiert“, prustete Trudi und Frau Schmeichelweich bekam so einen Lachkrampf, dass sie fast vom Baum purzelte.

Der Nachmittag verging und Trudi pickte noch etwaige Reste vom Boden der Laube. Es ist Mittwoch heute. An diesem Tag ist auf dem Hof immer der Kostnixladen für alle geöffnet. Dort gilt eine Art Tauschsystem, wo man Verschiedenes, wie Kleidung und Gegenstände, die keiner mehr benötigt, abliefern kann und vielleicht ein anderer sich an dem Gebrachten erfreut. Es ist immer ein reges Treiben und eine gutbesuchte Veranstaltung. Frau Schmeichelweich beobachtete genau das seltsame Verhalten der Menschen. Schachteln werden hin und her geschleppt. Treppauf, treppab. „Ich schau mir das mal aus der Nähe an“, beschloss die Katze und zottelt zwischen den Leuten in den Kostnixladen. Keiner beachtete den Pelztiertiger, oh Verzeihung, die Pelztiertigerdame, wie sie sich zwischen den vielen Dingen versteckte und dem frohen Treiben zusah. Sie kam selbst nicht mehr aus dem Staunen heraus, wie viele herrliche Sachen hierhergebracht wurden.

„Es ist eigentlich gemein gegenüber uns Tieren. Die glauben, weil wir ein Fell haben, ist uns nicht auch manchmal kalt. Die Menschen ziehen sich voll toll an, mit kuscheligen Jacken und Pullovern, oder lassen sich von Elisabeth und Anja was Cooles nähen!“, murmelte beleidigt Frau Schmeichelweich in ihren Schnurrbart. „Bei 20 Grad minus meinen die Menschen, wäre es mal gut für uns Katzen, an die Luft zu gehen.“

Daraufhin hatte die Katzendame eine obergeniale Idee und mit der Henne Trudi eine bestimmt perfekte Komplizin. Frau Schmeichelweich huschte wieder durch das Menschengedränge ins Freie, wo sie sogleich Trudi entdeckte, die immer noch damit beschäftigt war, Leckeres aufzupicken.

„Trudi, Gott sei Dank bist du noch nicht nachhause gezottelt! Ich hab eine super Idee für heute Nacht!“, schwärmte die Katze begeistert.

„Nacht, sagst du, liebe Frau Schmeichelweich. Weißt du nicht, dass ich am Abend in meinen Stall muss, weil mich sonst der Herr Fuchs schnappt? Ich bin doch nicht lebensmüde!“, entgegnete zornig das entsetzte Federvieh.