9783990646281.jpg

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Vorwort

Erster Teil

Montag, 18. März 2016 – Hiob

Herbst 2010 – Anwerbung

Tipp für Opfer:

Tipp für Täter:

Winter 2010/2011 – Hurra, ein neuer Job

Tipp für Opfer:

Tipp für Täter:

April 2011 bis September 2013 – fast alles gut

Tipp für Opfer:

Tipp für Täter:

Oktober 2013 bis Ende 2013 – der soziale Chef

2011 bis 2013 – alles gut

Januar 2014 bis August 2014 – Jetzt geht’s los!

Tipp für Opfer:

Tipp für Täter:

Tipp für Opfer:

Tipp für Täter:

September bis Dezember 2014 – Vorbereitung

Tipp für Opfer:

Tipp für Täter:

Freitag, 12. Dezember 2014 – Der Druck steigt

Mittwoch, 17. Dezember 2014 – lustlos

Tipp für Opfer:

Tipp für Täter:

Januar bis März 2015 – außen vor, aber schuldig

Tipp für Opfer:

Tipp für Täter:

Montag, 30. März bis Mitte April 2015 – Ruhe

Mitte April bis Mitte Juli 2015 – drei Monate des Horrors

Tipp für Opfer:

Tipp für Täter:

Tipp für Opfer:

Tipp für Täter:

18. Mai 2015 – erfolgreiche Gegenwehr zum Ersten

29. Mai 2015 – erfolgreiche Gegenwehr zum Zweiten

Tipp für Opfer:

Tipp für Täter:

Tipp für Opfer:

Tipp 1 für Täter:

Tipp 2 für Täter:

Dienstag, 14. Juli 2015 – Machtdemonstration

Donnerstag, 16. Juli 2015 – Es geht noch schlimmer!

Tipp für Opfer:

Tipp für Täter:

Freitag, 24. Juli 2015 – Überwindung

Montag, 27. Juli 2015 – Diskretion vom Feinsten

Mittwoch, 29. Juli 2015 – Dringend

Donnerstag, 30. Juli 2015 – Endlich!

Mittwoch, 12. August 2015 – das Ende der Wartezeit

Donnerstag, 13. August 2015 – Fuck!

Freitag, 14. August 2015 – Vertrauen bringt’s nicht

17. August bis 30. Oktober 2015 – Nichts geht!

Montag, 02. November 2015 – Inkompetenz

Dienstag, 17. November 2015 – Schritt für Schritt

Dienstag, 17. November 2015 – Unzuverlässig

Tipp für Täter:

Montag, 07. Dezember 2015 – Gnadenlos

Tipp für Opfer:

Tipp für Täter:

Mittwoch, 09. Dezember 2015 – Mobbingberatung

Donnerstag, 10. Dezember 2015 – Arbeitsunfähig

Donnerstag, 17. Dezember 2015 – Gerüchte

Tipp für Opfer:

Tipp für Täter:

Montag, 21. Dezember 2015 – besinnliche Festtage

Tipp für Opfer:

Tipp für Täter:

Tipp für Opfer:

Tipp für Täter:

Montag, 04. Januar 2016 – Information total

Tipp für Täter:

Dienstag, 05. Januar 2016 – Unterstellungen

Tipp für Opfer:

Tipp für Täter:

Freitag, 15. Januar 2016 – Stellvertreter

Freitag, 15. Januar 2016, 15:15 Uhr – Info

Dienstag, 19. Januar 2016 – Kondolenz

Tipp für Täter:

Montag, 25. Januar 2016 – Wie der Blitz

Dienstag, 02. Februar 2016 – uninteressant

Mittwoch, 03. Februar 2016 – Stellungnahme

Februar 2016 – Chef als Werkstattchef

Donnerstag, 03. und Freitag, 11. März – Befragungen

Freitag, 04. und Montag, 07. März 2016 – Ausrede

Freitag, 18. März 2016 – Hiob

Mittwoch, 30. März 2016 – Toastbrot

Dienstag, 05., bis Montag, 11. April 2016 – Vertrauen

Freitag, 15. April 2016 – Ultimatum

Dienstag, 19. April 2016 – Tag der Entscheidung

Mittwoch, 20. April 2016 – Überblick für Chef 4

Sonntag, 24. April 2016 – Faktenabklärung

Montag, 25. April 2016 – Meine Stellungnahme und …

Freitag, 29. April 2016 – ein Lichtblick

Freitag, 13. Mai 2016 – Rechtsvertretung

Mittwoch, 25. Mai 2016 – Einspruch

Freitag, 27. Mai 2016 – verlängert

Freitag, 10. Juni 2016 – Chef 4

Juni 2016 bis August 2016 – zurückgezogen

Zusammenfassung

Gesundheit

Kosten

Chef/Arbeitgeber

Recht und Gerechtigkeit

Freunde

Schlussfolgerung

Was danach noch geschah

Zweiter Teil

Beratungsstellen

Der Psychopath

Wie wichtig bin ich?

Pareto Prinzip

Mitarbeiterbeurteilung heute

Vertrauen

Arbeiter ohne Chef vs. Chef ohne Arbeiter

Recht und Gesetz

Was ist Mobbing am Arbeitsplatz? – Und was sind die Folgen?

Wer mobbt, warum und wie?

Wie sich wehren gegen Mobbing?

Wie kann Mobbing verhindert werden?

Bekannte Fälle, die auf Unanständigkeit in der Personalführung hinweisen

Danksagung

Schlusswort

Organigramm

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2019 novum Verlag

ISBN Printausgabe: 978-3-99064-627-4

ISBN e-book: 978-3-99064-628-1

Lektorat: Isabella Busch

Umschlagfoto: Guido Ehrenmann

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

Innenabbildung: Guido Ehrenmann

www.novumverlag.com

Vorwort

Mir, als sich wehrender Betroffener von Mobbing am Arbeitsplatz – mit bester Aussicht auf Misserfolg –, ist es ein Anliegen, andere Leidensgenossen1 auf mein Fehlverhalten hinzuweisen. Ich versuche Tipps zu geben, wie es meine Leser möglicherweise besser machen können als ich. Einige Zitate bereichern meine Aufzeichnungen, und auch ein bisschen Humor soll nicht fehlen und zur Auflockerung des so gar nicht heiteren Themas beitragen.

1 selbstverständlich auch Leidensgenossinnen – und es gilt für das komplette Werk, ohne dass ich weiterhin speziell auf diese Tatsache aufmerksam machen werde.

Dieses Buch ist nicht wissenschaftlich („Gescheites“ gibt es schon genug auf dem Markt), es ist „nur“ menschlich. Es beschreibt lediglich meine persönlichen Erlebnisse und Meinungen. Und nach meiner Erfahrung können keine Broschüren, kein mir bisher bekanntes Buch und keine Beratungsstelle helfen, Mobbing zu verhindern. Beratungsstellen können nur feststellen, dass man tatsächlich schon in einer Mobbingfalle steckt und einen im besten Fall dahingehend beraten, wie man vielleicht noch das Beste für sich daraus machen kann. Aber den Schaden haben wir da schon erlitten. Das ist nicht mehr zu ändern.

Wenn Sie merken, dass Sie gemobbt werden, ist es höchstwahrscheinlich schon zu spät, um die Situation noch zu einem fairen Abschluss zu bringen.

Im ersten Teil erzähle ich meine Geschichte, welche ausnahmslos Fakten enthält. Nichts ist dazugedichtet. Alles, was ich hier schreibe, ist tatsächlich so passiert. Und dies kann auch nachgeprüft werden. Interessierte dürfen sich gerne bei mir melden. (guidoehrenmann@gmail.com)

Meine Geschichte ist anonymisiert abgefasst. Wenn ich Namen verwende, sind diese nicht identisch mit den tatsächlichen Namen.

Etwas, was Sie als (zukünftiges) ebenfalls betroffenes Opfer unbedingt wissen müssen, ist, dass Sie durch die Hölle gehen werden. Im wahrsten Sinne des Wortes. Und wenn Sie anfangen, sich gegen das Mobbing zu wehren, reicht die Hölle nicht mehr aus! Es wird unglaublich unmenschlich. Man wünscht solche Erfahrungen nicht einmal seinem ärgsten Feind – dem Teufel.

Noch etwas. Glauben Sie ja nicht, dass Ihnen irgendjemand ernsthaft in Ihrer Angelegenheit zur Seite steht. Nein. Sie müssen sich selber helfen!

Ich hoffe jedoch, dass ich Sie mit diesem Werk wenigstens ein bisschen dabei unterstützen kann.

Der kürzere zweite Teil enthält einige Erklärungen, Schlussfol­gerungen und Meinungen von mir zum Thema Mobbing/Bossing und zu Themen, welche die heutzutage vorherrschende unanständige Personalführung stark beeinflussen.

Damit Sie aber wissen, wem Sie die folgenden Seiten zu verdanken haben …

… Ich sehe mich als zwar unbedeutenden, aber dafür selbstständigen und unabhängigen Vor-, Quer- und Nachdenker. Geboren 1954 als erster Sohn meiner stolzen Eltern. Ich habe drei ältere und eine jüngere Schwester sowie zwei jüngere Brüder.

Nach neun nicht enden wollenden Jahren Grundschule absolvierte ich eine Lehre als Autoelektriker. Danach unüblich viele verschiedene Anstellungen in meinem Beruf. Aber ich bin auch fremdgegangen, unter anderem als technischer Hauswart und in der Druckindustrie mit Auslandsaufenthalt. Nicht zuletzt auch dadurch bin ich zu meinem heute sehr breiten Wissen auf dem Gebiet der Technik und im Fahrzeug- und Maschinenwesen gekommen. Mit 47 Jahren habe ich berufsbegleitend ein Studium als Flugzeug-Techniker in Angriff genommen, welches ich dann mit 51 Jahren auch tatsächlich – und erfolgreich – abgeschlossen habe. Selbstverständlich habe ich mich auch laufend beruflich weitergebildet mit verschiedensten Kursen und Schulungen. Ich habe Werkstätten geführt, Lehrlinge ausgebildet, selber Kurse ausgearbeitet und unterrichtet.

Privat habe ich vier gescheiterte Beziehungen hinter mich gebracht. In zweien davon habe ich mich erfolglos als Ehemann versucht. Nun, aller guten Dinge sind drei: Heute bin ich, in meiner fünften Beziehung, seit über 24 Jahren glücklich verheiratet, und ich habe insgesamt drei Kinder. Es geht mir (wieder) gut!

Und nun, liebe Leser: „Viel Vergnügen!“

Herzlichst

Ihr Guido Ehrenmann

Erster Teil

[… Wer die Wahrheit nicht kennt, ist nur ein armer Idiot,

wer sie aber kennt und nicht sagt, ist ein Verbrecher …]

Aus: „Liebe ist die letzte Brücke“ – Heinz G. Konsalik; 1999

Wenn das Unrecht geschieht,

dass Recht zu Unrecht und Unrecht zu Recht erklärt werden,

ist Widerstand Pflicht – und Recht!

Das Originalzitat von Berthold Brecht:

[… Wenn Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht …]“, von mir „zu Recht“ gebogen.

Montag, 18. März 2016 – Hiob

Die Hiobsbotschaft überbrachte mir Chef 2 (siehe Organigramm am Schluss) am 18. März 2016, morgens um 08:40 Uhr. Er kam völlig überraschend zu mir in die Werkstatt, wo ich gerade mit der Reparatur eines Traktors beschäftigt war. „Guido, komm bitte zu uns ins Büro. Sofort!“

„Ja, gleich. Ich wasche mir nur noch schnell die Hände. In fünf Minuten bin ich da.“ Ich dachte, sie hätten etwas rausgefunden. Oder sie wollten mich etwas fragen. Oder sie wollten mich rausschmeißen. Oder was? Ich wurde jetzt sehr schnell sehr nervös. Was meinte er mit „zu uns“? Wer war die andere Person oder waren die anderen Personen?

„Guten Tag Personalchefin, was kann ich für euch tun?“ Etwas Geistreicheres kam mir in dem Moment nicht in den Sinn. Die Personalchefin und Chef 2 waren die einzigen Anwesenden, außer mir.

„Guten Morgen Guido. Nimm doch bitte Platz“, begrüßte mich die Personalchefin mit sehr reserviertem Gesichtsausdruck.

Das bedeutet nichts Gutes, dachte ich und nahm Platz.

„Guido, du bist mit sofortiger Wirkung von der Arbeit freigestellt!“

Und in diesem Moment beschloss ich, dass ich über meine hier gemachten Erfahrungen ein Buch schreiben würde …

Herbst 2010 – Anwerbung

Der Chef und sein Stellvertreter – nennen wir ihn Kollege1 – kamen auf mich zu, um anzufragen, ob ich nicht jemanden wüsste, der ihre Werkstatt auf Vordermann bringen könnte. Sie suchten einen neuen Werkstattleiter.

Ich kenne beide aus einer früheren Anstellung. Der Chef war damals schon mal mein Chef und seit etwa fünf Jahren in seiner aktuellen Position tätig. Kollege1 war früher einmal ein Arbeitskollege von mir, und der Chef war da ebenfalls sein Chef. Er war jetzt seit etwa drei Jahren beim Chef angestellt.

„Fragt doch Georg, der hat mit mir zusammen die Technikerschule absolviert. Der könnte das, glaube ich.“ Er war auch der Einzige, welcher mir bekannt war, der die doch sehr hohen Anforderungen erfüllen könnte.

Beide lachten. „Den haben wir schon gefragt. Der will nicht.“

„Aha, wäre das vielleicht etwas für mich? Warum braucht ihr überhaupt jemand Neues? Hat der bisherige Werkstattleiter gekündigt?“

„Nein, noch nicht“, sagte der Chef süffisant lächelnd. „Er hat noch nicht gekündigt. Aber ich arbeite daran. Nun, er kann unsere Anforderungen nicht erfüllen. Und er will und kann nicht mit Computern umgehen – nicht mal Outlook ist ihm geläufig.“

Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich hier aufmerksamer hätte sein sollen. Aber ich fühlte mich geschmeichelt, dass der Chef mich in Betracht zog, ihn zu unterstützen. Dazu kam, dass ich mich beim damaligen Arbeitgeber nicht mehr sicher fühlte, da dieser, als Folge von Investoren, laufend Bereiche ins Ausland auslagerte und Stellen abbaute.

Wenn jemand in diesem Zusammenhang sagt: „Er hat noch nicht gekündigt“, ist dies ein ganz klares Zeichen dafür, dass dieser Jemand keine Skrupel kennt. Wer seinen Anforderungen nicht genügt oder ihm anderweitig im Wege steht, wird gnadenlos entfernt. Und da bei vielen Arbeitgebern heutzutage eine Kündigung nicht ohne schwerwiegenden Grund ausgesprochen werden kann, bringt man ganz einfach den Betroffenen dazu, dies von sich aus zu tun.

Tipp für Opfer:

Seien Sie äußerst aufmerksam, wertes Opfer, wenn Sie einmal eine solche oder eine so ähnliche Äußerung hören!

Tipp für Täter:

Ihnen kann ich nur den Rat geben, sich menschlich zu verhalten. Tauschen Sie sich fair und empathisch mit Ihrem Opfer aus! Nur so kann eine einvernehmliche Lösung Ihres Problems gefunden werden!

Winter 2010/2011 – Hurra, ein neuer Job

Es folgten verschiedene Gespräche und Zusammenkünfte.

Einmal trafen wir uns, zusammen mit meiner Frau, in einem Lokal im Shop-Ville am Zürcher Hauptbahnhof.

Ein anderes Mal waren Kollege1, dessen Frau, meine Frau und ich beim Chef privat zum Essen eingeladen.

Alles immer sehr ungezwungen und angenehm. Und wir sprachen dabei auch über die Aufgaben und Bedingungen einer möglichen Anstellung von mir.

Wir wurden uns einig und ich bewarb mich, der Ordnung halber auch schriftlich, um diese Anstellung. Es folgte das obligatorische Bewerbungsgespräch mit der Personalabteilung.

Wir vereinbarten, dass ich meine neue Arbeit am 1. April 2011 antreten würde. Den Vertrag würde man mir zustellen.

Nun, der Vertrag kam nicht. Respektive nicht termingerecht. Ich war da gerade 56 Jahre alt, und, da ich mich beruflich verändern wollte und dies wohl die letzte Möglichkeit für einen Wechsel war, vertraute ich auf die mündlichen Zusagen des Personaldienstes und vom Chef. Ich kündigte Ende Januar 2011, ohne einen gültigen Arbeitsvertrag zu haben, meine damalige Anstellung per Ende März 2011.

Den Arbeitsvertrag erhielt ich per Post am 12. Februar.

Zu meinem Entsetzen musste ich feststellen, dass entgegen unserer Abmachung nicht der vereinbarte Lohn aufgeführt war. Das angegebene Salär lag um 7,5 Prozent tiefer.

Ich kontaktierte sofort den Chef. „Das ist nur während der Probezeit so. Nachher wird das angepasst.“

Und wieder vertraute ich – musste ich vertrauen. Denn natürlich wäre es ohnehin zu spät gewesen, um noch etwas daran zu ändern.

Selber schuld, Guido!

Tipp für Opfer:

Seien Sie nicht mit unangebrachten Hemmungen behaftet.

Wenn Sie eine gegenseitige mündliche Zusage über die Anstellungsbedingungen haben, aber noch nichts ist schriftlich vereinbart, pfeifen Sie auf Ihre mündliche Zusage und die Ehre! Ihr Partner pfeift ja auch drauf.

Kündigen Sie einen bestehenden Arbeitsvertrag erst, wenn Sie den neuen rechtsgültig und unterschrieben in Ihren Händen halten.

Sie haben sonst keine Möglichkeit mehr, sich Ihr vorverhandeltes Recht zu sichern.

Tipp für Täter:

Und Ihnen kann ich hier nur den Rat geben, sich menschlich zu verhalten. Bleiben Sie fair! Stehen Sie zu Ihrem Wort! Machen Sie keine Versprechungen, die Sie nicht halten können – oder wollen!

Übrigens, das Motto vom Chef für das Jahr 2011 lautete:

WIR HALTEN ABMACHUNGEN UND ABLÄUFE EIN!

Das wusste ich aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Ich wurde eingestellt, um die bestehende Werkstatt in Ordnung zu bringen. Die „altbewährten“ chaotischen Zustände sollten eliminiert und alles in einen zeitgemäßen Werkstattbetrieb umfunktioniert werden.

Dazu waren meine sehr breiten und fundierten technischen Fähigkeiten und Ausbildungen sowie meine exakte Arbeitsweise gefragt.

April 2011 bis September 2013 – fast alles gut

Sie können es sich wahrscheinlich denken: Mein Lohn wurde nach der Probezeit natürlich nicht angepasst. Ich sei schon ganz oben auf dem Lohnniveau angesiedelt, erklärte man mir

Etwa sechs Monate nach meiner Einstellung, so genau weiß ich das nicht mehr, ereignete sich etwas, was möglicherweise das spätere Verhalten vom Chef mir gegenüber mit beeinflusst hat. Ich selber hatte diesem Vorfall bis Anfang 2016 keine besondere Bedeutung beigemessen. Ich hatte ihn sogar vergessen. Es war so:

Bei einer der monatlich stattfindenden sogenannten Mitarbeiter–Information, hatte der Chef einen Mitarbeiter vor uns allen zurechtgewiesen, weil dieser etwas gemacht habe, was er, der Chef, so nicht angeordnet hatte.

Ich meldete mich zu Wort und erklärte, dass der Mitarbeiter diese Arbeit in meinem Auftrag so ausgeführt habe. – In meiner damaligen Funktion als Werkstattleiter war dies durchaus legitim.

Der Chef passte mich daraufhin ab und zischte mich drohend an: „Mach so etwas nie wieder!“ Natürlich ohne dass Zeugen anwesend waren.

Zuerst wusste ich überhaupt nicht, was er meinte. Aber dann wurde es mir klar. Ich hatte, seiner Ansicht nach, seine Autorität untergraben.

Aber für mich war es einfach nur normal, dass ich den Mitarbeiter verteidigte und die Schuld auf mich nahm. Für ihn jedoch war es tiefste Verletzung seines Egos. Er hatte – wenn auch nur ganz kurz – die Kontrolle abgeben müssen.

Tipp für Opfer:

Führen Sie unbedingt ein Arbeitstagebuch! Und zwar vom ersten Arbeitstag an. Auch wenn alles „Friede, Freude, Eierkuchen“ ist. Denn, wenn Sie erst damit anfangen, Ihre Eindrücke und Erlebnisse aufzuschreiben, wenn Sie merken, dass etwas nicht mehr stimmt, ist es höchstwahrscheinlich zu spät. Sie erinnern sich nicht mehr (gut genug) an alle relevanten Geschehnisse.

Wenn Sie aber ein Arbeitstagebuch führen und die Geschehnisse aufschreiben, merken Sie viel früher, dass etwas nicht mehr mit rechten Dingen zugeht. Sie können schneller reagieren und so vielleicht die drohende Entwicklung abwenden.

Tipp für Täter:

Und noch einmal: Verhalten Sie sich bitte menschlich! Nehmen Sie sich nicht so wichtig. – Sie sind es nicht!

Und vergessen Sie nicht, dass nur Ihre Mitarbeiter Ihnen Ihre Position ermöglichen. Niemand sonst.

Also seien Sie bitte ein bisschen dankbar – oder versuchen Sie es wenigstens!

[… Leider schaffen Hierarchien immer Gelegenheit, Schwächere zu schikanieren, was als höchster Grad der Arroganz zu betrachten ist.

Dieses Verhalten gründet sich auf der Überzeugung der Schikaneure,

sie seien etwas Besseres als ihre Opfer …]

Aus: „Kann mir bitte jemand das Wasser reichen?“ – Ari Turunen, 2010

Sie sehen, liebe Leser, meine erste Zeit beim Chef war nicht gerade vom besten Stern bestrahlt. Nur war mir das zu diesem Zeitpunkt noch gänzlich unbewusst.

Bis September 2013 war dann aber doch alles einigermaßen problemlos. Und ich erhielt nach einem Jahr dann doch noch eine minimale Lohnerhöhung von einem halben Prozent …

Und per November 2012 wurde ich dann auch noch zum Vorarbeiter befördert. Dies ging jedoch nicht mit mehr Lohn einher. Dafür mit mehr Pflichten. Und mit mehr Verantwortung. Ich hatte nun zu der Leitung der Werkstatt zusätzlich auch die personelle Verantwortung meiner Mitarbeiter. Das war aber für mich kein Problem, da ich schon jahrelange Erfahrung darin hatte.

Sagt der Angestellte zu seinem Chef:

„Wenn Sie mir keine Lohnerhöhung geben,

erzähle ich allen Kollegen, Sie hätten mir eine gegeben.“

Quelle unbekannt

Der einzige Wermutstropfen in dieser Zeit war eigentlich nur die Kontrollsucht vom Chef. Er wollte über alles und jeden Bescheid wissen. Er hatte die erste Zeit auch die unangenehme und respektlose Angewohnheit, dass er während der Besprechungen mit mir telefonisch erreichbar war. Dadurch wurden wir oft unterbrochen. Auch bis zu zehnminütige Telefonate waren keine Seltenheit. Er stoppte dies erst, als ich nach einigen erfolglosen Hinweisen meinerseits einmal kommentarlos eine Besprechung verließ.

Er wollte über jeden „Furz“ unterrichtet sein. Und alles sollte genau nach seinen Anweisungen erledigt werden, was aber nicht wirklich meiner Auffassung von Selbstständigkeit entspricht.

Mir reicht es, wenn ich eine Aufgabe mit Ziel zugewiesen bekomme. Die Details, wie, wo und wann, kann ich durchaus selbstständig planen und erledigen. Und ich mache auch niemals einen Unterschied zwischen den einzelnen Kunden. Für mich sind sie alle absolut gleichwertig und werden gleich bedient. Ob da der Kaiser von China oder der Toilettenreiniger von Hintertupfingen etwas von mir will, ist völlig egal. Der Kunde hat ein Anliegen, und ich helfe ihm. Dazu bin ich da.

Wenn ich einen Auftrag erhalte, dass etwas bis zu dem und dem Zeitpunkt erledigt sein muss, muss mir niemand erklären, wie ich es angehen muss, dass alles klappt. Der Chef sah dies aber leider meist anders. Er wollte die Kontrolle haben. Die Kontrolle über alles!

Und der Chef steckte ausnahmslos immer die Lorbeeren für die guten Arbeiten seiner Mitarbeiter für sich selber ein.

Wenn zum Beispiel jemand zu ihm sagte: „Das sieht aber gut aus!“ oder „Das haben Ihre Leute aber prima gemacht!“, lautete seine Antwort meistens etwa so: „Ja, das ist eben gute Personalführung.“

Schlaues Kerlchen!

Ja, er schmückte sich gern mit fremden Federn, mein Chef. Und er tut es wahrscheinlich immer noch.

Ich habe ihn auch nie freiwillig ein Lob oder ein einfaches Dankeschön gegenüber seinen Mitarbeitern aussprechen hören. Höchstens, wenn er speziell darauf hingewiesen wurde, hat er sich vielleicht dazu bequemt, sich einmal global zu bedanken.

[… Großtuerei, Prahlerei und völlige Unfähigkeit zur Empathie ebenso wie zur moralischen Hinterfragung des eigenen Handelns sind häufig Wesenszüge eines psychisch kranken Menschen …]

Aus: „Kann mir bitte jemand das Wasser reichen?“

Ari Turunen, 2010

Ich habe die Werkstatt umfunktioniert, Abläufe geändert, Systematik und Kontrollen eingeführt. Eben alles gemacht, was von mir erwartet wurde. Alles, wofür der Chef mich eingestellt hatte.

Und ich lernte einige tolle Menschen und Kollegen kennen. Alles in allem war ich sehr zufrieden mit diesem Arbeitsplatz. Wir hatten ein gutes Arbeitsklima unter uns Kollegen und Mitarbeitern.

Die Werkstatt funktionierte unter den gegebenen und nicht zu ändernden Umständen (Infrastruktur, Vorgaben) entsprechend gut. Und der Chef war sehr zufrieden mit mir. Was auch nicht zuletzt durch die Tatsache bestätigt wurde, dass ich von ihm zum Vorarbeiter befördert wurde.

Das Einzige, was er ein paarmal bemängelte, war, dass ich seiner Meinung nach zu häufig etwas viel Zeit für einzelne administrative Arbeiten aufwendete. Aber genau darum hatte er mich ja, unter anderem, eingestellt: Weil ich eine sehr exakte und zielorientierte Arbeitsweise habe.

Und ich halte nichts – absolut gar nichts – von der allüberall so hochgelobten und oft geforderten (aber leider meist falsch interpretierten und damit auch falsch angewendeten) Arbeitsweise nach der 80-20-Regel.

Oktober 2013 bis Ende 2013 – der soziale Chef

Unser neuer Werkstattmitarbeiter (Mitarbeiter 1) begann seine Arbeit bei uns.

Schon bald wurde klar, dass dieser ein Glücksgriff war. Seine fachlichen und handwerklichen Fähigkeiten waren ausgezeichnet. Er arbeitete effizient und selbstständig. Heutzutage eine Seltenheit in dieser Branche.

Das merkte auch der Chef sehr schnell. Schon nach kurzer Zeit fing er an, wiederholt zu erwähnen, dass Mitarbeiter 1 doch wirklich ein sehr guter Mechaniker sei. „Wir müssen dafür sorgen, dass er bei uns bleibt.“

Und Mitarbeiter 1 habe privat sehr große finanzielle Verpflichtungen (das Übliche halt: Kinder, Scheidung, Alimente).

Im Laufe der nächsten Zeit nahm dann die Idee vom Chef langsam Formen an. Er wurde konkreter. Er wollte Mitarbeiter 1 fördern und schulen, damit dieser fit werde, um die Werkstattleitung zu übernehmen, wenn ich in Pension gehe.

Und das war absolut und zu 100 Prozent auch in meinem Sinne. So wäre sichergestellt, dass mein Nachfolger seine neue Aufgabe ohne mühsames und langwieriges Einarbeiten und Kennenlernen aufnehmen könnte.

2011 bis 2013 – alles gut

In diesen drei Jahren beschwerte sich der Chef nie, dass ich meine Arbeit nicht gut machen würde. Abgesehen von dem erwähnten Vorwurf, dass ich manchmal zu viel Zeit für administrative Arbeiten benötigte. Die Rückmeldungen der Kundschaft und die Jahresqualifikationen bestätigten meine respektable Arbeit.