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Inhaltsverzeichnis

Impressum

Widmung 1

Widmung 2

1 Geleitwort

2 Vorwort

3 Einleitung

4 Das Resultat eines Unfalls

5 Horror im Swimmingpool

6 Vom Regen in die Traufe

7 Der nächste Genickschlag: Missbraucht!

8 Lehre, Lehrabbruch, Lehre …

9 Er kehrt heim! Und wie …

10 Zurück ins Leben! Mit drastischen Methoden

11 Gültig?! Ungültig?! Erbvertrag.

12 Ein knallharter Entzug

13 In guten wie in schlechten Zeiten

14 Die Bombe platzt

15 Auf den Knien betteln

16 Keine Arbeit länger als ein paar Monate

17 Burn-out mit Ansage

18 Ich schäume vor Wut!

19 «… im wohlverstandenen Interesse der betroffenen Person»

20 Danksagung

21 Nachwort

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2017 novum Verlag

ISBN Printausgabe: 978-3-903155-70-1

ISBN e-book: 978-3-903155-71-8

Lektorat: Bianca Brenner

Umschlagfoto und -gestaltung: Silvan Kessler

Layout & Satz: novum publishing gmbh

Innenabbildungen: Ang(i)e Stones

Alle Personen- und Firmennamen sind geändert. Jede Übereinstimmung mit lebenden Personen oder existierenden Firmen ist rein zufällig und nicht beabsichtigt.

www.novumverlag.com

Widmung 1

Was dazumal mit David passierte,

ist ein Versprechen, das noch heute gilt!

Wenn wir uns für die Nächstenliebe, für den Frieden

und das Licht von Gott in dunklen Situationen einsetzen –

dann gibt es keinen Goliath, der das verhindern könnte!

Widmung 2

Für meinen Vater, den ich trotz allem liebe, und

meine Mutter, den Menschen mit dem größten Herzen.

1 Geleitwort

Dieses Buch schildert in eindrücklicher Weise die Erlebnisse einer jungen Frau mit den Behörden des Erwachsenenschutzes. Die junge Frau pflegt ihren psychisch schwer kranken Vater; kümmert sich also um eine schwierige, sehr agile und unberechenbare Persönlichkeit. Dabei gerät sie wieder und wieder in Kontakt mit den Behörden des Erwachsenenschutzes. Daraus resultieren Verfahren, ergeben sich Konflikte, Abneigungen und Abwehrhaltungen bei den Beteiligten, die das Buch sehr genau und sehr wahrheitsgetreu beschreibt.

Die Schilderung der jungen Frau ist subjektiv, aber gerade deshalb wertvoll. Sie beschreibt nämlich die Arbeit der Behörde nicht aus der Warte von Gerichten und Behördenmitgliedern, sondern aus der Perspektive einer unmittelbar Betroffenen. Dieser Fokus ergibt ein seltenes Bild von einer Behörde, die umstritten ist, zunehmend angefeindet wird und die ihre Tätigkeit mehr und mehr im politischen Prozess rechtfertigen muss.

Gerade die subjektiv gefärbte Wahrnehmung der Autorin macht dieses Buch für Fachleute wertvoll. Sie zeigt nämlich, wie die Menschen in Grenzsituationen die Behörden des Erwachsenenschutzes erleben. Diese Wahrnehmungen und Erlebnisse von Betroffenen sind es, die für die politische Akzeptanz der Arbeit der Behörden des Erwachsenenschutzes durch die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger entscheidend sein können.

Wer sich mit der Arbeit der Behörden des Erwachsenenschutzes fundiert befassen will, sollte das Buch lesen.

Zürich, 4. Juli 2017

Dr. iur. T. Gattlen, Rechtsanwalt

2 Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

kann man einer jungen, moccabraunen Halbbrasilianerin glauben, die schon zweimal in der psychiatrischen Klinik war, einen gescheiterten Selbstmordversuch hinter sich hat, regelmäßig die Psychotherapeutin besucht hat und mehrfach krankgeschrieben worden ist? Natürlich nicht! Die hat eine Schraube locker! Ihr Vater ist psychisch krank, also ist sie es auch.

Wer so denkt, sollte einmal bei Google die Stichworte «Manager Druck», «Manager Psychotherapie» oder «Manager Selbstmord» eingeben. Unzählige Treffer zeigen, was mit Menschen geschehen kann, die unter großem Druck stehen. Niemand will allen Ernstes behaupten, dass diese Manager alle psychisch krank sind. Der Druck, der zeitweilig auf mir lastete, war fürchterlich. Oft wusste ich nicht, wie ich über den Tag komme.

Ich habe Fehler gemacht, dazu stehe ich. Für meinen psychisch kranken Papi habe ich zum Beispiel eine Wohnung im Haus, in dem ich wohnte, mit einem Trick erschlichen. Ich wusste, dass ich in seiner Nähe sein musste, um ihm zu helfen – und ich brauchte gleichzeitig eine Rückzugsmöglichkeit. Wer schon einmal einen psychisch kranken Menschen betreut hat, weiß, wovon ich rede.

Ich sehe mich nicht einfach als Opfer, als junge Frau, die man nicht ernst genommen hat. Nein, ich trage die Verantwortung für mein Leben, es liegt an mir, welchen Weg ich gehe. Problematisch wird es meines Erachtens, wenn Behörden sich zu stark in ein Familienleben einmischen, die Zügel übernehmen wollen, glauben, alleine zu wissen, was gut für einen ist. Heute, im Frühling 2017, bin ich 26 Jahre alt und habe die letzten fünf Jahre meines Lebens immer und immer wieder für meinen Papi und gegen die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde KESB gekämpft. Ich kenne die Gefühle von Ohnmacht und Machtlosigkeit nur zu gut und trotzdem bin ich der Meinung, dass die KESB gebraucht wird – für eine Abschaffung würde ich mich nicht einsetzen. Ich habe auch die Vorgängerbehörde kennengelernt und meiner Meinung nach arbeitet die KESB professioneller. Doch jetzt kommt ein großes ABER! Die Machtfülle bei der KESB ist zu groß. Das ist gefährlich!

Jede Organisation oder Behörde ist so gut, wie die Menschen, die dort arbeiten. Überall, wo gearbeitet wird, passieren Fehler. Kombinieren wir diese beiden unbestrittenen Aussagen mit übergroßer Machtfülle und menschlichen Schicksalen, dann schrillen alle Alarmglocken. Hierin steckt enormes Leidpotenzial. Das darf bei einer Behörde, in deren Bezeichnung das Wort «Schutz» vorkommt, nicht sein. Dieser Schutz muss umfassend, ausnahmslos und immer für die anvertrauten Menschen und Vermögenswerte gelten. Schutz! Nur Schutz! Andere Interessen haben dort nichts zu suchen.

Bei jedem Entscheid der KESB oder eines Berufsbeistandes sollten sich die verantwortlichen Personen fragen, was oder wen sie damit schützen – und vor wem oder was! Können sie diese Frage nicht sofort und für das betroffene Umfeld nachvollziehbar beantworten, dann sind berechtigte Zweifel am Entscheid angebracht.

Wenn Sie dieses Buch lesen, werden Sie sich vielleicht hin und wieder fragen, was ich mir «dabei wohl gedacht habe» – zu Recht. Im Rückblick schüttle ich auch manchmal den Kopf über etwas, was ich getan oder unterlassen habe. Vielleicht regt sich bei Ihnen Mitleid, vielleicht denken Sie «selbst schuld». Vielleicht identifizieren Sie sich mit mir, oder Sie lehnen mich ab. Ich habe dieses Buch nicht geschrieben, um Mitleid zu erregen, noch viel weniger will ich damit Ablehnung erzeugen – dieses Gefühl kenne ich nur zu gut. Ich möchte Ihnen mein Leben erzählen, damit Sie die ganze Geschichte kennen und nachvollziehen können, wieso ich in der einen oder anderen Situation so und nicht anders gehandelt habe.

Mit den Erinnerungen ist es so eine Sache. Einmal glasklar und ein anderes Mal nur verschwommen, erzählen sie die Geschichte aus der ureigenen Perspektive. Dieses Buch ist aus meiner Sicht geschrieben, basiert auf meinen Erinnerungen und kann in der Kindheit und Jugendzeit durchaus von anderen Erinnerungen abweichen – an der Grundaussage ändert sich deswegen nichts. Meine Aussagen über die KESB stützen sich nicht nur auf Erinnerungen, sondern auf Dokumente, Protokolle, E-Mails und Aufzeichnungen. Ich stehe zu dem, was ich geschrieben habe – auch wenn dies nicht allen gefallen wird.

Liebe Leserin, lieber Leser, ich überlasse es Ihnen, ob Sie mir glauben wollen. Angie Stones, 25. April 2017

3 Einleitung

Ein Montag im Juli 2015. Ich bin im Wallis, habe ein paar Tage frei, will zur Ruhe kommen, herunterfahren. Ausgerüstet mit Wanderschuhen und Rucksack bin ich auf 2 500 Meter über Meer unterwegs durch die wunderschöne Alpenwelt.

Endlich habe ich Zeit für mich. Endlich kann ich für einen Moment dem Horror des Alltags entfliehen. Mehrere Tage Zeit nur für mich! Wann hatte ich das zum letzten Mal? Ich kann mich nicht erinnern.

Ich marschiere auf dem schmalen Wanderweg der Bergflanke entlang, ein Bach plätschert über den Weg, irgendwo pfeifen Murmeltiere und die Luft riecht so sauber, wie es nur in den Bergen möglich ist. Diese Auszeit ist dringend notwendig. Ich spüre, wie sie mir unendlich wohltut.

Da vorne rechts liegt ein großer Felsbrocken am Wegrand und lädt mich zu einer Rast ein. Die Sommersonne wärmt mich und ich lasse den Blick über die majestätische Bergkulisse schweifen. Wie ich sie liebe, diese Berge! Diese erhabene Ruhe.

Ein aufdringliches Surren in der Hosentasche reißt mich jäh aus meinen Betrachtungen. Das Mobiltelefon holt mich schlagartig zurück ins Unterland, zurück in den Stress, zurück in die Welt, die ich für ein paar Tage hinter mir lassen wollte.

«Meier, IV-Stelle Zug, spreche ich mit Frau Angie Stones?»

Ich bejahe.

«Es gibt da noch einige Fragen hinsichtlich der Assistenzbeiträge, die für Ihren Vater ausbezahlt wurden. Möglicherweise war die Auszahlung nicht rechtens. Haben Sie einen Moment Zeit?»

Meine «Flucht» ist misslungen. Der alltägliche Kampf mit Ämtern und Behörden hat mich eingeholt. Ruhig und sachlich gebe ich Auskunft, stelle richtig, verweise auf Fakten, die längst bekannt sind und nach fünf Minuten ist der Spuk vorbei – vorerst. Die Auszahlung war rechtens.

Ich bleibe sitzen, stütze den Kopf in die Hände. Tränen kullern über meine Wangen. Seit Jahren kämpfe ich für Gerechtigkeit, wehre mich gegen kaum nachvollziehbare Behördenentscheidungen, falsche Verdächtigungen und Verwandte mit überzogenen Ansprüchen. Ich setze mich für meinen Papi ein, meine Familie, aber kaum jemand hat mich bisher ernst genommen.

«Wann hört das endlich auf, wann darf ich leben? Einfach nur leben!», schreie ich meinen Frust in die Walliser Berge und weine hemmungslos.

Irgendwann versiegen die Tränen und in mir reift ein Gedanke. Ich will meine Geschichte erzählen, ich will ein Buch schreiben. Die Menschen da draußen in dieser wunderbaren Schweiz sollen wissen, dass sie sich nicht alles gefallen lassen müssen, dass sie sich wehren können, dass auch in Ämtern und Behörden nur Menschen arbeiten und Fehler passieren.

Die letzten fünf Jahre waren hart für mich, manchmal brutal. Oft wusste ich am Morgen nicht, wie ich den Tag überstehe, aber ich habe – auf bittere Art – viel über Behörden gelernt und darüber, wie sie funktionieren und welche Rechte ich als Bürgerin habe. Meine wichtigste Erkenntnis: Manchmal ist es mehr als notwendig, ja geradezu Pflicht, sich gegen Behördenentscheidungen zu wehren. Dazu später mehr. Viel mehr.