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Impressum:
Copyright © 2008/2011 by Cadmos Verlag, Schwarzenbek
Gestaltung und Satz: Ravenstein + Partner, Verden
Lektorat der Originalausgabe: Dorothee Dahl

Coverfoto: JBTierfoto
Fotos im Innenteil: JBTierfoto

Konvertierung: S4Carlisle Publishing Services

Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten.

Abdruck oder Speicherung in elektronischen Medien nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch den Verlag.

eISBN: 978-3-8404-6421-8

INHALT

Vorwort

Einleitung: Einer wie keiner – der etwas andere Jagdhund

Historie

    Entstehung des Weimaraners

So sind Weimaraner

    FCI- Standard mit Erläuterung

    Charakter, Eigenschaften, Bedürfnisse

    Der Weimaraner – ein Modehund?

Mein nächster Hund soll ein Weimaraner werden

    Eigne ich mich für einen Weimaraner?

    Auf den Hund kommen – aber wie?

    Warum ein Welpe aus dem Weimaraner Klub?

    Der richtige Züchter

    Rüde oder Hündin? Macho oder Seelchen?

    Welpe oder älterer Hund?

    Wie finde ich den Welpen, der zu mir passt?

Wie beschäftige ich meinen Weimaraner?

    Der Weimaraner – ein Jagdhund mit Passion

        Jagdliche Frühprägung

        Auf dem Weg zum Jagdhelfer – jagdliche Ausbildung und jagdliche Prüfungen des Weimaraners

        Weimaraner auf Drückjagden

    Alternativen

        Dummyarbeit

        Fährtenarbeit

        Mantrailing

        Konditionstraining

        Weitere Alternativen

Auf ein langes Leben – gesund erhalten, Krankheiten vorbeugen

    Wenn jeder Schritt wehtut – Hüftgelenkdysplasie

    Für ein strahlendes Lächeln – Zahnpflege tut not!

Anhang

    Adressen

    Literatur

VORWORT

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Als Erster Vorsitzender des Weimaraner Klubs e. V. freue ich mich sehr, dass nun ein neues Buch über unsere so besondere Hunderasse erschienen ist.

Neben zahlreichen wunderschönen Bildern ebenso schöner Hunde finden sich hier Beschreibungen und Anmerkungen aus erster Hand, denn der Autor Dr. Jochen Becker ist nicht nur lang - jähriger erfolgreicher Weimaranerführer in unserem Klub, sondern auch Leistungsrichter im JGHV und Weimaraner Klub und hat so manchen Weimaraner in Prüfungen erleben dürfen.

Besonders freue ich mich darüber, dass vor allem der jagdliche Hintergrund des Grauen hier nicht zu kurz kommt. Der Weimaraner ist in erster Linie ein vielseitiger Jagdhund, und das soll er auch bleiben. Aber auch allen anderen, nicht jagdlichen Weimaranerfreunden wird dieses Buch viel Freude bereiten. Die Grauen sind ganz besondere Hunde, und ich freue mich, auch für den Weimaraner Klub, über dieses besondere Buch!

Viel Spaß beim Lesen – und Horüdho!

Ihr Egon Gaßmann

Erster Vorsitzender des Weimaraner Klubs

Einleitung

EINER WIE KEINER

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Klassische Schönheit.

– der etwas andere Jagdhund

Die erste Begegnung mit einem Weimaraner verläuft vermutlich für die meisten Menschen ähnlich: Man sieht einen wunderschönen, eleganten Hund von ungewöhnlicher Farbe, der einen aus auffällig bernsteinfarbenen Augen anschaut. Er ist freundlich, aber häufig etwas zurückhaltend, manchmal geradezu distanziert, und strahlt dadurch eine gewisse Aristokratie aus. Würde man ihn mit einem Auto vergleichen, so käme er einem Bentley oder einem Jaguar sehr nahe.

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Ein eleganter, kraftvoller Vertreter seiner Rasse.

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Sensibilität ist ebenfalls ein wichtiger Charakterzug des Weimaraners.

Eine der häufigsten Fragen, die einem Weimaranerbesitzer gestellt werden, lautet daher meist: „Was ist denn das für ein schöner Hund?“

Der Weimaraner ist also für sein Umfeld ein echter Hingucker. Ein Schönling aber ist er deshalb noch lange nicht! Ganz im Gegenteil – er ist ein ernst zu nehmender Arbeiter, ja, manche sagen ihm nach, er sei geradezu ein Workaholic. Und das hat Tradition, denn der Graue, wie ihn seine Kenner gern nennen, ist ein Jagdhund par excellence, schließlich gilt er als älteste Jagdhundrasse Deutschlands. Er ist ein Vollgebrauchshund, ein Alleskönner unter den Jagdhunden. Zudem hat er zusätzlich noch sehr ausgeprägte Vorsteheigenschaften. Er soll dem Jäger anzeigen, wo Wild zu finden ist, und mit ihm gemeinsam Beute machen. Aber auch die Arbeit nach dem Schuss, die Arbeit mit der tiefen Nase, die Schweißarbeit und der Apport sind Arbeiten auf der Jagd, bei denen der Weimaraner brilliert. Dabei bleibt er jedoch in der Regel relativ nahe bei seinem Führer. Diese Eigenschaft ist ihm, um es in der Sprache der Jäger zu sagen, „angewölft“, also mit in die Wiege gelegt worden. Auch dies ist ungewöhnlich für einen Jagdhund und macht auch für Nichtjäger eine sehr sympathische Seite dieses Hundes aus, denn der Anschluss an Hundeführer und Familie ist für diesen Hund sehr wichtig. Das Leben in einem Hundezwinger oder ohne direkten Kontakt zu seinen Menschen ist für den Weimaraner geradezu Gift.

Die meisten Weimaraner haben mehrere Gesichter: das Gesicht des passionierten Jägers, der hoch konzentriert, systematisch und mit großer Ausdauer arbeitet. Dementsprechend sollte man einem Weimaraner, der nicht jagdlich geführt wird, auch eine angemessene Alternativbeschäftigung bieten, um ihn geistig zu fordern und auszulasten. Sein zweites Gesicht zeigt der Weimaraner zum Beispiel auf nächtlichen Spaziergängen, auf denen er „sein Rudel“ verlässlich gegen Fremde schützen wird, und auch das versehentlich offen gelassene Auto ist sicher nicht in Gefahr, wenn sich ein Weimaraner darin befindet. Er verfügt durchaus über einen natürlichen Schutztrieb, ohne dabei jedoch aggressiv zu sein. Aber dann gibt es auch noch das dritte Gesicht des Weimaraners, der sich zu Hause als ausgesprochen anhänglicher, verschmuster und kuscheliger Familienhund zeigt, der eigentlich immer dabei sein und mitgenommen werden möchte. Egal, was und wo – Hauptsache, er darf mit. Auch diese besondere Sensibilität ist einer seiner besonderen Charakterzüge, die ihn so sympathisch machen.

Diese unterschiedlichen Facetten seines Charakters, kombiniert mit seiner außergewöhnlichen Schönheit, machen aus dem Weimaraner einen besonders edlen Hund – einen wie keinen eben!

Ob dieser eine dann auch der Richtige für Sie ist, das sollten Sie sich vorab genau überlegen. Wenn Sie nach der Lektüre dieses Buchs für sich entscheiden, dass der Weimaraner genau der Hund ist, den Sie immer gesucht haben, der genau in Ihr Leben passt und genau die Lücke füllt, die darin noch offen steht, der es Ihnen ermöglicht, die Dinge mit ihm zu erleben, die Sie schon immer ausüben wollten oder bereits tun, dann können wir Sie dazu nur beglückwünschen, denn Sie werden einen anspruchsvollen, aber treuen und sensiblen Begleiter an Ihrer Seite haben, der Ihr Leben um viele Facetten bereichern wird. Aber auch wenn Sie dieses Buch am Ende zur Seite legen und für sich entscheiden, dass Sie den hohen Ansprüchen der grauen Majestät nicht gerecht werden können oder möchten, verdient diese Entscheidung großen Respekt, denn sie bewahrt vielleicht einen Hund davor, ein unglückliches und für ihn unpassendes Leben zu führen.

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Auch im Fotostudio macht der vielseitige Hund eine gute Figur!

HISTORIE

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Eine stolze, kraftvolle Junghündin bei der Arbeit.

Der Weimaraner ist eine der ältesten Jagdhundrassen, dessen Geschichte weit in das 18. Jahrhundert zurückreicht, wenn nicht gar noch weiter. Sie ist eng verbunden mit unterschiedlichen Adelshäusern – er ist eben ein echter Aristokrat.

Jagdhund, Holzschnitt aus: Du Fouilloux, „La Venerie“, 1561.

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Entstehung des Weimaraners

Ist es verwunderlich, dass die Entstehung und die Geschichte dieses majestätischen Hundes eng verbunden sind mit einem Adligen – einem Herzog? Offenbar waren Weimaraner schon immer etwas Besonderes, denn es gibt zwar viele Theorien über die Geschichte des edlen Grauen, aber immer wieder wird der Zusammenhang hergestellt mit Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach.

Als passionierter Jäger gilt er als Begründer der Rasse, und an seinem Hof sollen graue Jagdhunde bereits Anfang des 19. Jahrhunderts gezüchtet worden sein. Es ist überliefert, dass Carl auf einer seiner Jagden bei dem Fürsten Esterhazy und Auersperg in Böhmen diese silbergrauen Hunde erstmals sah. Er war offenbar von ihrer Arbeit ebenso wie von ihrer Optik so fasziniert und begeistert, dass er sich einige von ihnen an seinen Hof zu Weimar bringen ließ und dort begann, diese Hunde systematisch zu züchten.

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Die hohe Konzentrationsfähigkeit und Ruhe zeichnet den Weimaraner von jeher aus.

Weitergegeben wurden die Nachkommen dieser Hunde, so die Legende, ausschließlich an Familienmitglieder und andere Adlige, die die Hunde wiederum ausschließlich zur Jagd einsetzen durften. Die Verwendung der Tiere als Familienhund war ihnen nicht erlaubt.

Ob nun genau aus diesen Hunden dann tatsächlich der spätere Weimaraner entstand, ist nicht ganz klar, aber zumindest ihren Namen hat die Rasse von dem Herzog von Weimar und seinem Hofe bekommen, und insofern darf er sicher mit Fug und Recht als ihr Taufpate gelten.

Aber sogar noch vor dieser Zeit gab es auf historisch überlieferten Bildern Hunde, die dem heutigen Weimaraner teilweise verblüffend ähneln. So malte der flämische Künstler Sir Anthonis van Dyck (1599–1641) bereits um 1631 einen Hund, der wie ein Weimaraner aussieht. Und auch in Frankreich stellte Jean Baptiste Oudry (1686–1755), der Hofmaler des Sonnenkönigs Ludwig XIV., schon sehr früh auf Gemälden Hunde dar, die ohne Weiteres als Weimaraner durchgehen könnten. Ob dies jedoch Zufall oder bereits der Hinweis auf eine schon damals existierende eigenständige Rasse ist, bleibt unklar.

Klar scheint dagegen, dass der Weimaraner in seiner heutigen Form in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als sogenannter „Landschlag“ in der Gegend um Weimar, vornehmlich in Thüringen, von dort ansässigen Jägern und Förstern aus verschiedenen Rassen gekreuzt wurde.

Auch über die Vorfahren des Weimaraners gibt es mehrere Theorien, von denen sich vor allem zwei durchgesetzt haben. Eine davon zielt insbesondere auf die charakteristische Farbe des Weimaraners ab, die in der Hundewelt einmalig ist. Diese Theorie geht davon aus, dass die graue Farbe nichts anderes ist als eine Mutation aus braunem Kurzhaar. Dies würde bedeuten, dass der Weimaraner der graue Verwandte des Deutsch Kurzhaars wäre. In der Tat wurde der Weimaraner auch in der Vergangenheit zeitweilig im Zuchtbuch des Jagdhundes Deutsch Kurzhaar mitgeführt.

Die andere Theorie wiederum besagt, dass der Weimaraner aus einer Mischung verschiedener Rassen entstand, unter anderem der Sankt-Hubertus-Bracke und dem sogenannten Leithund. Der Leithund ist der unmittelbare Vorfahr des Hannover’schen Schweißhundes und wurde bereits um 500 herum bis ins 19. Jahrhundert hinein gezüchtet. In der „Oekonomischen Encyklopädie“ von Johann Georg Kruenitz, einer der umfangreichsten Enzyklopädien des deutschen Sprachraums, die im 18./19. Jahrhundert entstand, heißt es dazu: „Der Leithund ist bey dem Weidewesen der vornehmste und edelste Jagdhund. Er wird vorzüglich dazu gebraucht, um das verborgene Wild auszuforschen, wo und in welchem Dickicht es sich aufhalte, welchen Weg es dahin genommen und wie ihm nun beyzukommen sey; daher ist er auch die ganze Stütze der Kunst eines Jägers.“ Also durchaus eine Aussage, die noch immer auf den heutigen Weimaraner zutreffen könnte. Die Leithunde waren absolute Spezialisten auf der Fährte und galten als besonders ruhig, arbeitsam und ausgeglichen. Charakteristisch für den Leithund war, dass er in der Regel stumm jagte – eine Eigenschaft, die auch heute noch viele Weimaraner mitbringen, auch wenn dies nicht gewünscht ist. Auch die Sanftmut und die Anhänglichkeit mag ein Erbe dieser Leithunde sein, denn nach überlieferten Aussagen wurden diese, eben weil sie so wichtig und hilfreich für den Jäger waren, besonders gut behandelt, wurden beschützt und liebkost.

Egal, welche dieser Theorien stimmt – ganz deutlich wird, dass dem Weimaraner bereits vor Hunderten von Jahren die Anlagen in die Wiege gelegt wurden, die er auch heute noch in sich trägt: Ein ausgeglichenes Temperament, große Ausdauer und die Einsetzbarkeit auf den verschiedensten Gebieten der Jagd – ein Alleskönner also.