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Nr. 738

 

Brücke zum Erleuchteten

 

Dem Rätsel des Tabusektors auf der Spur

 

von Arndt Ellmer

 

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Auf Terra schreibt man die Jahreswende 3818/19, als der Arkonide unvermutet in die Galaxis Manam-Turu gelangt. Das Fahrzeug, das Atlan die Möglichkeit der Fortbewegung im All bietet, ist die STERNSCHNUPPE. Und die neuen Begleiter des Arkoniden sind Chipol, der junge Daila, und Mrothyr, der Rebell von Zyrph. In den Monaten, die inzwischen verstrichen sind, haben die so ungleichen Partner schon manche Gefahr bestanden – immer auf der Spur jener Kräfte, die schon an anderen Orten des Universums verheerend wirkten.

In dieser Zeit hat Atlan neben schmerzlichen Niederlagen auch Erfolge für sich verbuchen können. So sind zum Beispiel die Weichen für eine Zusammenarbeit der verbannten Daila mit den Bewohnern ihrer Ursprungswelt gestellt worden – was sich auf den Freiheitskampf der Daila gegen das Neue Konzil positiv auswirken dürfte.

Aber Atlan ist längst nicht zufrieden mit dem bisher Erreichten, ebenso wenig wie seine Gefährten. Doch nach der »Mission Zyrph«, die ebenfalls kein befriedigendes Ergebnis gezeitigt hat, trifft man auf Traykon-6, den seltsamen Roboter. Im Anschluss daran entschlüsselt die STERNSCHNUPPE neue wichtige Daten – und diese Daten führen zum Planeten der Leronen und an die BRÜCKE ZUM ERLEUCHTETEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan, Mrothyr und Chipol – Sie entdecken die »Brücke zum Erleuchteten«.

Tifir, Segon und Gardra – Drei junge Leronen.

Unfas – Ein Heiliger.

Der Erleuchtete – Ein Mächtiger informiert sich.

Nokyart, Dharys und Dadamda – Helfer des Erleuchteten.

1.

 

»Ein großes Geheimnis liegt über unserer Welt. Wir wissen, dass es früher eine Zeit gab, in der auch die Nacht von einem Licht erhellt wurde. Die Überlieferung kann nicht lügen, aber niemand weiß, wie es wirklich gewesen ist. Es fehlt uns die Phantasie, es uns wirklich vorzustellen. Einst gab es Manache Leron. Seht die Blumen und Gräser an. Sie leuchten im Licht und verdoppeln ihre Fähigkeit, Farbe und Glanz abzustrahlen. Es heißt, dass sie die Farben Manaches tragen, Gelb und Orange. Aber jetzt sind sie traurig, sie liegen in der Finsternis und frieren. Vielleicht leiden sie.«

Unfas schwieg und konzentrierte sich auf seine Umgebung. Er schloss die Augen, und die kleine Gruppe der um ihn Sitzenden tat es ihm nach. Die Augenlider wirkten in der Dämmerung zwischen den Baldachinen wie kleine, halbmondförmige Flecke.

Unfas setzte seine Meditation fort. Was er soeben in Worte gefasst hatte, wollte er nun in Gedanken und Bitten ausdrücken.

Ler-Ont, dachte er. Du hörst uns. Wir wissen es. Du bist bei uns und immer und überall gegenwärtig. Höre unsere Bitten. Nimm sie auf und gib uns Erleuchtung.

Im Hintergrund, wo keine Fackeln mehr aufgestellt waren, erhob sich die steile Wand des Berges. Niemand war in der Lage, sie zu bezwingen. Niemand wagte es, auch nur einen solchen Gedanken zu hegen. Der Heilige Berg war tabu für die Leronen. Nur Ler-Ont war er zugänglich.

Unfas versank in den Gedanken seiner Religion. Er bewegte sich in dem Kosmos hin und her, in dem er seit seiner Geburt lebte. Und er versuchte, mit Hilfe der Meditation jene Dinge zu ergründen, die ihm verborgen waren.

Die Legende von der Bestrafung. Einst hatte Manache Leron ihren Gatten betrogen. Sie war verdammt worden und hinter den Horizont gestürzt, dort, wo die Welt zu Ende war. Viele wagemutige Leronen hatten es in den Zeiten danach versucht, die Stelle zu finden, wo es geschehen war. Die wenigsten waren zurückgekehrt, und die es schafften, hatten keinen Erfolg gehabt oder so unglaubliche Geschichten über ihre Erlebnisse erzählt, dass man sie in die Höhlen zu den Geisteskranken gesperrt hatte.

Und Ler-Ont selbst? Der einzige Gott des Volkes war allweise und allwissend. Nichts entging ihm, was geschah. Nichts konnte ihm verborgen bleiben. Ler-Ont war der Atem des Lebens. Vor allem aber befand sich Ler-Ont mitten unter ihnen, er war ein anwesender Gott. Deshalb war Unfas auch davon überzeugt, dass er alles wusste, was geschah und geschehen war. Und vielleicht auch, was in Zukunft geschehen würde.

»Wir wollen helfen«, klang die leise Stimme eines der Pilger um ihn herum auf. »Was müssen wir tun, Heiliger, um die Blüten Manaches zu wärmen?«

Unfas neigte ein wenig den Kopf und öffnete das linke Auge. Das helle Lid verschwand, und es sah aus, als sei der Heilige zu einem Einäugigen geworden. Unfas machte eine Handbewegung, als müsste er ein paar zitternde Schatten verscheuchen, die von den im leichten Wind rußenden Fackeln erzeugt wurden.

»Beten!«, sagte er mit Nachdruck. »Es bleibt nur das Beten. Keine Öllampe und keine Fackel können helfen. Die Blüten würden verdorren. Wenn nur das kühle Licht Manaches wiederkäme!«

Ler-Onts Entscheidungen waren weise und gerecht. Er durfte nicht daran zweifeln. Er lenkte seine Gedanken in eine andere Richtung.

An allem Anfang war die Genese gestanden. Zuerst hatte es nur Ler-Ont gegeben. Unfas stellte ihn sich als eine Macht ohne Körper vor, als einen Faktor nur aus Geist und Kraft. Dieser Geist schuf eine Welt, und sie bestand aus einem schwarzen Gewölbe, an das viele Sterne geheftet waren.

Mitten in dieser Welt hatte Ler-Ont den Planeten geschaffen. Er hatte ein Paradies Wirklichkeit werden lassen, und er hatte die Leronen hineingesetzt und die vielen Tiere und Vögel, die es gab. Auch Fische hatte er gemacht und in den Ozean entlassen, der die Welt umgab. Und er hatte zwei Boten ausgesandt, den einen am Tag, den anderen in der Nacht. Die beiden hatten sich miteinander vermählt, aber sie waren sich nicht treu geblieben. Es gab noch andere Boten, die den Leronen namentlich nicht bekannt waren. Der Lenker des Feuerwagens zum Beispiel oder der Hüter der Sterne, der darauf achtete, dass diese nicht vom Gewölbe fielen.

Angefangen hat es damit, dass Gulbert und Manache sich nicht treu waren, erkannte Unfas. Seit jener Zeit liegt Dunkelheit über einigen Sandzeiten, und die Leronen tun gut daran, wenn sie sich an die Gesetze halten, die Ler-Ont ihnen über ihre Priester gibt. Die Einehe war eines der deutlichsten Beispiele, dass sich das Volk des Planeten an die Weisungen seines Gottes hielt und nicht in die Fehler verfiel, die die Götterboten begangen hatten.

Und dennoch. Unfas seufzte und wusste nicht, ob er es nur in seinen Gedanken tat oder auch über seinen Mund. Es gab zu viele Fragen, die sich mit dieser Genese verbanden. Warum hatte Ler-Ont nicht auch Gulbert bestraft, der ebenfalls fremdgegangen war? Sicher, Tag und Nacht hatte es auf Leron schon immer gegeben. Aber die Nacht war von Manache erhellt worden, so dass es nie vollständig finster gewesen war wie jetzt. Es war schwer genug, sich das vorzustellen.

Aber es kam noch schlimmer. Manache, erklärten die Priester, habe kaltes Licht ausgestrahlt. Manache war ein weibliches Wesen, eine Frau, und Frauen waren heißblütige Wesen, denen jede Kühle abging.

Ler-Ont hilf, flehte Unfas. Konnte es nicht gerade umgekehrt sein, als sie glaubten? War der Ball, der über den Tageshimmel zog, in Wirklichkeit Manache, und Gulbert war einst hinter den Horizont gestürzt?

»Versinkt in euch selbst«, wies der Heilige die Pilger an. Er spürte die Unruhe, die sie beherrschte. »Werdet ausgeglichen in eurem Innern. Sobald eine Sandzeit abgelaufen ist, müsst ihr bereit sein zur Meditation. Dann wollen wir Ler-Ont rufen!«

Er selbst lehnte sich ein wenig zurück, bis sein Rücken eine der hölzernen Stangen berührte, die den Baldachin stützten. Bei Tag verhinderte er, dass Gulbert Leron zu sehr auf die Köpfe der Meditierenden brannte. Bei Nacht nahm er die Aussicht auf die Sterne, die ein winziger Ersatz für Manache (oder Gulbert?) darstellten. Aber er hielt auch den Regen ab, den es allerdings recht selten gab. Die Luft über dem Land besaß immer genug Feuchtigkeit, so dass es auch bei längeren Schönwetterperioden nie zu Dürre oder Austrocknung kam.

Alles war weise eingerichtet auf Leron, und die Bewohner dankten ihrem Gott für diese Umsicht.

Außerhalb des Baldachins entstand kurzfristig Unruhe. Mehrere Pilger verließen ihre Plätze und suchten den Schutz der Bäume auf, die das Tal säumten, in dem der Heilige Berg stand. Ab und zu trieb der Wind auch ein leises Flüstern herbei. Unfas dachte an Adkor und seine Schatulla, die am Vortag gekommen waren, um sich den Segen für ihren Kriegszug zu holen. Sandzeiten später waren die Gnorze eingetroffen, und auch ihnen war der Segen zuteil geworden. Ler-Ont machte keinen Unterschied zwischen den einzelnen Stämmen. Er verteilte seine Gnade gleichmäßig.

Unfas schloss wieder die Augen. Er legte den Kopf ein wenig zurück und holte tief Luft. Er dehnte seine Lungen und führte dem Blut verstärkt Sauerstoff zu, den er in den nächsten Stunden dringend benötigen würde. Er schuf eine innere Distanz zu seinen bisherigen Gedanken und konzentrierte sich auf die Pilger, die ihm zugeteilt worden waren. Mit ihnen wollte er die Meditation üben, um sie nach ein paar Tagen in den Kreis der Dauerbeter zu integrieren, die weiter in der Mitte des Tales zu finden waren und sich in ständiger Konzentration befanden und nur ab und zu eine Pause einlegten.

Pilger waren ein wichtiges Regulativ in der religiösen Praxis der Leronen. Sie kamen von weither aus den hintersten Winkeln des Landes und waren mit den Bitten und Wünschen vieler Leronen beladen. Sie hatten sich alle eingeprägt, und sobald sie in den Kreis der Dauerbeter integriert waren, begannen sie, sie loszuwerden. Sie taten es in dem festen Bewusstsein, dass Ler-Ont sie hörte und alle Bitten beachtete.

Ein Ruf klang auf und zeigte den Leronen, dass die letzte Sandzeit vor Mitternacht anbrach. Auch in der Nähe des Gottes ging es nicht ohne die Zeitmessung, und die Meditierenden waren mehr als alle anderen Leronen darauf angewiesen, dass sie regelmäßig ihre Mahlzeiten einnahmen und ihren Schlaf antraten, damit ihre Konzentrationsfähigkeit nicht frühzeitig herabgesetzt wurde. Die Lebensregeln waren streng am Heiligen Berg, aber es gab niemand, der sie nicht willig und gern befolgte.

Ein Rascheln in der Nähe ließ Unfas aufhorchen. Ein Insekt zirpte in regelmäßigen Abständen eine kleine Melodie. Der Heilige kannte sie. Lautlos erhob er sich und schlüpfte zwischen den Stangen hindurch ins Freie. Er folgte dem Zirpen bis zu einer Buschgruppe. Unter überhängenden Ästen wartete ein Lerone auf ihn.

»Wie steht es?«, fragte der Unbekannte, der im Dunkeln nicht zu erkennen war. Unfas hörte jedoch seine Stimme und war zufrieden.

»Heute Nacht werde ich versuchen, tiefer in den Berg einzudringen«, erwiderte der Heilige. »Mein Misstrauen hat neue Nahrung erhalten. Seit ich auf die Anzeichen achte, existiert mein Verdacht. Und je länger ich beobachte, desto misstrauischer werde ich. Manchmal ertappe ich mich bei dem Gedanken, dass die Jugendlichen mit ihren Zweifeln Recht haben könnten. Dann aber erinnere ich mich wieder an unseren Glauben. Wenn es etwas Fremdes gibt auf unserer Welt, dann wird Ler-Ont es wissen und seine Maßnahmen ergreifen.«

»Die Sänfte steht bereit«, sagte der Lerone, bei dem es sich um Badowein handelte. »Du brauchst mir nur das vereinbarte Zeichen zu geben!«

Er verschwand zwischen den Büschen, und Unfas kehrte unter seinen Baldachin zurück und setzte sich ebenso geräuschlos, wie er gegangen war.

Am Tag, wenn Gulbert Leron sein Licht über das Tal ergoss und die Pflanzen zu eindringlichem Leuchten anregte, dann sah es von den umgebenden Höhen aus, als befänden sich die Farben in einem ständigen Fluss. Dann wurde der Eindruck erweckt, als atme der Berg inmitten dieser Farbenpracht. Dabei ragten seine Wände matt aus dem leuchtenden Meer empor, und auf seiner ebenen Hochfläche wuchs die Szentalaga, eine Schlingpflanze mit schwarzen Blüten. Da kein Lerone in der Lage war, den Berg zu ersteigen, blieb die Natur dort oben unberührt.

Der Berg war tabu, und dennoch wünschte Unfas sich manchmal, dass er Flügel hätte, um nachzusehen, ob dort oben wirklich alles in Ordnung war. Er hatte Beobachtungen gemacht, die sich immer wiederholten.

Der Berg atmete wirklich. Es war ein Zeichen, dass Ler-Ont lebte und anwesend war. Aber manchmal, wenn besonders viele Beter sich zu langen Meditationen versammelt hatten, dann war es schon vorgekommen, dass die Steilwand Blasen bildete, so als hätte der Berg einen Ausschlag und würde bald auseinanderplatzen. Jedes Mal bei diesem Anblick war es Unfas kalt den Rücken hinuntergelaufen. Er hatte sich gefragt, was es bedeutete. Er hatte den Priestern mehrerer Städte schriftliche Botschaften geschickt, aber sie hatten nur ausweichende Antworten gegeben. Es hatte ihm die Ohnmacht der Priester in Glaubensfragen unter Beweis gestellt.

Etwas war mit dem Berg, und der Heilige versuchte, es auf eigene Faust zu ergründen. Er hatte sich nur Badowein offenbart, und der Pilger war im Gnorzenland als fähiger Wissenschaftler bekannt. Badowein hatte etwas gebaut, womit der Heilige womöglich sein Problem lösen konnte.

Unfas legte sich auf den Rücken. Diesmal schloss er die Augen. Er wischte alle Gedanken hinweg und atmete gleichmäßig und lang. Er tat es eine halbe Sandzeit, dann hatte sich sein Herzschlag auf ungefähr die Hälfte des Normalen reduziert, und mit Hilfe geistiger Konzentration staute sich der größte Teil des Blutes in seinem Kopf.

»Hört ihr mich?«, murmelte er. Zehn Antworten drangen an seine Ohren. Die Pilger waren bereit, und er gab ihnen kurze Anweisungen, wie sie sich zu verhalten hatten. Sie versanken in sich selbst, und er wies sie an, mit dem Aussenden ihrer Bitten zu beginnen und dies so lange fortzusetzen, bis sie jegliches Gefühl für die Umgebung und ihren Körper verloren hatten.

Wieder wartete er, und er bezähmte die Spannung in sich, die immer größer wurde. Er wartete auf den Augenblick, in dem er sich in die Bitte einschalten konnte und einen Meditationskreis bildete, dessen Gedanken tief in den Berg eindringen würden.

In den Heiligen Berg, in dem Ler-Ont zugegen war. Nur er, nichts anderes. An das andere dachte Unfas jetzt nicht, denn es hätte seine Bereitschaft zur Meditation zerstört.

 

*

 

Chipol hatte sehr schnell begriffen, dass die drei jungen Leronen verunsichert waren. Sie wollten etwas von ihm und rückten dennoch nicht recht mit der Sprache heraus. Der junge Daila ahnte, dass ihre Zurückhaltung mit dem Translator zusammenhing, der an seinem Ohr baumelte und seine Worte in ihre Sprache und ihre Worte in seine Sprache übersetzte.

»Wozu habt ihr mich entführt?«, fragte er. »Ihr macht es richtig spannend. So eine Entführung auf einem fremden Planeten ist etwas Einmaliges. Ihr braucht keine Angst vor mir zu haben. Ich bin Chipol!«

Er streckte ihnen die Rechte entgegen, aber sie reagierten nicht. Tifir, so wurde er von seinen Begleitern genannt, hatte den Bogen wieder aufgenommen. Er postierte sich an der Tür, und der zweite Jüngling namens Segon nahm an einem der Fenster Aufstellung. Nur das Mädchen blieb direkt vor dem Daila stehen und musterte ihn.

»Was bedeutet das, ein fremder Planet?«, erkundigte sie sich. »Für wen ist er fremd?«

»Ich meine Leron damit«, sagte Chipol. »Wir sind fremd hier.«

»Ihr seid fremd in Schatulla. Aber fremd auf Leron?« Segon trat ein paar Schritte herbei. »Was wollt ihr? Hat wirklich Ler-Ont euch geschickt?«

Chipol in seiner jugendlichen Denkweise begriff nicht, dass die jungen Leronen erwachsener dachten als er selbst. Er machte sich auch keine Gedanken darüber, wie er sich Vertretern dieses Volkes gegenüber verhalten sollte. Er hatte es mit Jugendlichen zu tun, und deshalb vergaß er die übliche Vorsicht.

»Ler-Ont hat uns nicht geschickt«, antwortete er. »Wir sind gekommen, um etwas zu suchen!«

Er verstummte, denn die drei Schatulla wichen vor ihm zurück, als sei er mit einer ansteckenden Krankheit behaftet. Sie drängten sich unter der Tür und tuschelten miteinander.

»Nicht von Ler-Ont«, stieß Gardra schließlich hervor. »Meine Ahnung, meine Zweifel. Tifir, Segon, wir sollten ihn fesseln. Wenn er kein Götterbote ist, ist er nicht unangreifbar. Er hat mit dem zu tun, was wir erkunden wollen!«

Tifir drückte Segon Pfeil und Bogen in die Hand. Zusammen mit Gardra verließ er das Zimmer. Kurz darauf kehrten sie mit mehreren Schnüren zurück.

»Hände her!«, sagte der Schatulla. »Seht nur! Er hat an jeder Hand nur fünf Finger. Wenn Ler-Ont ihn geschickt hätte, hätte er ihm eine Gestalt verliehen, wie wir Leronen sie besitzen.«

»Immerhin spricht er die Wahrheit«, warf Segon ein. Er half, Chipol die Hände zu binden. Die Füße ließen sie ihm frei, aber Tifir nahm den Bogen und hielt den Pfeil noch immer auf der Sehne. Er fixierte Chipol, der ihn mit einer Mischung aus Heiterkeit und Ernst betrachtete.

»Gastfreundlich seid ihr gerade nicht. Warum tut ihr so etwas? Ich habe euch nichts getan.«

»Wer bist du wirklich?«, wollten sie wissen. »Wo auf unserem Planeten lebst du? Was hat es mit dem sprechenden Ungetüm auf sich?«

»Es sind viele Fragen auf einmal. Ich habe sie eigentlich schon beantwortet. Atlan, Mrothyr und ich kommen aus dem Weltall, von einem fernen Planeten. Wir sind hier, weil wir etwas suchen.«

»Lüge!«, rief Tifir. »Es gibt nichts außer Leron und dem, was zwischen ihm und dem Himmelsgewölbe ist. Bist du ein Monstrum aus dem Schlund, in den manchmal Wasser des Ozeans hinabschwappt und nicht wieder emporkommt?«

Gardra beugte sich über ihn und betastete seinen Körper. Sie zog an dem dichten, wattigen Haar und musterte seine silbrig glänzenden Fingernägel.