Inhalt

Verschiedenste Motivationen – Ein Ziel

Lebenstraum KILIMANJARO

1. Teil: Vorgeschichte

Totale Lebensänderung

Erster Berg

Neues Lebensgefühl LAUFEN

Gewaltiger Rückschlag

Das Schicksal annehmen

Just done it!

Gott sprach das große AMEN

Ave Maria no morro

2. Teil: Vorbereitungen

Jetzt oder nie!

Zweifel

Die Buchung

Organisation und Vorbereitungen

Outdoor-Risiken

Fitnesstraining

Visionen ohne Taten bleiben Illusionen!

Die Ausrüstung

3. Teil: Das Abenteuer beginnt in Wien

Flug Amsterdam–Nairobi

Amboseli-Nationalpark

Safari

Das Guest House

Die Eingehtour

Fahrt nach Tansania

Der Aufstieg beginnt

Von Lager zu Lager

Gipfelsturm

Arusha

4. Teil: Rückflug

Reflexion

Verschiedenste Motivationen – Ein Ziel

Unsere Gruppe

Foto: Karl GUGERELL
Foto: Karl GUGERELL

Der Kilimanjaro

Foto: Herwig GRIESZER
Foto: Herwig GRIESZER

Margareta THILL, 72 Jahre alt, wohnt in A-3122 Scheiblwies 1

Ich bin Anzeigenleiterin beim Monatsmagazin »sichtweisen«, schreibe Kurzgeschichten und denke nicht an Ruhestand.

Mein Lebenstraum heißt seit Jahrzehnten KILIMANJARO. Dieser ungewöhnliche Wunsch ließ sich neben den Kindern, dem Beruf, schweren Erkrankungen und auch finanziell bisher nicht verwirklichen. Als es einen Hoffnungsschimmer gab, erkrankte mein Vater an Krebs und ich betreute ihn bis zu seinem Tod. Nach der Zeit des Wieder-zu-sich-Kommens wurde mein Mann nach einem Unfall zum Pflegefall. Als er nach sechs Jahren starb, stand ich vor der Entscheidung:

JETZT ODER NIE!

Durch Zufall erfuhr ich, dass es für Leute 60+ Trekkingtouren gibt, und für mich war klar, mein Traum wird endlich wahr. Der sagenumwobene KILIMANJARO ist mein Ziel. Fast 6.000 Meter ragt der Kegel des erloschenen Vulkans mit seinen Gletschern in den Himmel. Ich absolvierte einen Höhentest, der positiv verlief, was noch nicht sagt, dass man nicht trotzdem höhenkrank werden kann, betonte der Arzt. Garantie gibt es keine!

Der Internist untersuchte Herz und Lunge, führte einen Leistungstest durch und gratulierte mir zu meinem Vorhaben. Drei bis vier Kilo zulegen sollte ich, was leider nicht gelang.

Meine gesamte Freizeit war der Vorbereitung gewidmet. Ich las Erfahrungsberichte, schaute mir den Gipfelsturm auf DVD an und machte endlose Fußmärsche.

(Foto: Romana SCHABASSER)
(Foto: Romana SCHABASSER)

Die größten Feinde am Kilimanjaro sind die dünne Luft, die Kälte und die Stürme, las ich und schaute ehrfurchtsvoll die Bilder meines Traumzieles an. Es war mir klar, dass ich an meine Grenzen kommen würde, ich habe es aber trotzdem riskiert, denn mein Motto lautet:

SCHEITERN IST, ES GAR NICHT ZU VERSUCHEN!

Foto: privat
Foto: privat

Ing. Ludwig BERGHOLD, 64 Jahre alt, wohnhaft in Klosterneuburg

Meine Beweggründe zum Abenteuer Kilimanjaro waren ganz einfach. Ich habe in meinem Leben immer etwas getan, was viele andere Personen nicht wollen oder nicht können:

So ist es nicht verwunderlich, dass mich das Abenteuer Kilimanjaro reizte. Konditionelle Vorbereitungen gab es kaum. Nur zweimal überprüfte ich meine Kondition. Einmal eine Strecke von 18 km (Bad Ischl–Ebensee) bei Regen, die ich in 3 Stunden schaffte, und dann noch eine Schnellbesteigung auf einen Hausberg von Bad Ischl, die Hohe Schrott (1.839 m). Das war meine ganze Vorbereitung.

Ich fühlte mich am Kilimanjaro bis 4.850 m sehr wohl. Leider hielt mich eine nicht beeinflussbare Entledigung der Gedärme vom Gipfelsturm zum höchsten Berg Afrikas zurück. Das Malheur kam entweder 6 Stunden zu früh oder zu spät. Mit Medikamenten hätte ich die Sache sofort in den Griff bekommen. Leider war mir das Gefühl des Gipfelsieges nicht vergönnt. Daher ist es mir auch kein Trost, wenn man mir sagt, es wird schon einen Grund gehabt haben, dass das Malheur punktgenau eintraf.

Anton STARKL, 57 Jahre alt, wohnt in Tulln an der Donau

Unsere Reiseleiter, die Dopplers sen. aus dem Nachbarort, sind Verwandte. Deren Söhne sind begeisterte Bergsteiger und mit ihnen haben wir, das heißt eher meine Frau Helga, schon öfter Bergtouren unternommen. Natürlich wurde da auch vom Abenteuer Kilimanjaro geredet, und meine Frau begann, Pläne zu schmieden, mit dem Ziel, diesen einmal zu besteigen.

Da ich meine Frau kenne, weiß ich, dass sie das auch ohne mich tun würde. Nur wie stehe ich da, wenn sie erzählt, dass sie oben war und ich nicht? Also, wenn sie geht, muss ich mit!

Im letzten Herbst war es so weit. Wir hörten uns einen Vortrag an, wie so eine Kilibesteigung abläuft. Der Termin im Februar – außerhalb der Saison – passte mit unserem Gärtnerberuf gut zusammen. Mein Schwager wollte auch mitgehen und von der Dopplersippe waren gar fünf angemeldet. Außerdem waren noch gute Bekannte (Karin und Ulli) dabei. Also eine lustige Gruppe und für uns ein weiterer Grund, es zu versuchen.

Eigentlich begann das Abenteuer schon mit der Buchung. Man fragt sich, ob man fit genug für den Berg ist, und man nimmt sich vor zu trainieren. Im Betrieb – in meinem Fall eine Baumschule mit viel Auslauf – versuchte ich, möglichst viel zu Fuß zu gehen, und am Wochenende überlegte ich, ob ich nicht doch eine Trainingsbergtour machen sollte. Also, Trainingsbergtour habe ich keine gemacht, aber unseren Hausberg, den Tulbingerkogel (immerhin 300 Höhenmeter), habe ich vor der Abreise nach Afrika doch ein paar Mal bezwungen. Das nur um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen. Und siehe da, entweder beim Raufgehen oder spätestens beim Runtergehen habe ich dann jedes Mal den einen oder anderen aus unserer Gruppe getroffen.

Wahrscheinlich war ich der faulste Tulbingerkogel-Trainierer, aber ich hoffte doch, dass es für den Kili reichen würde.

Auf alle Fälle schwor ich mir, auf keinen Fall aufzugeben, oder erst wenn Helga aufgeben würde. Zum Glück haben wir aber beide den Kili geschafft.

Helga und Toni (Foto: privat)
Helga und Toni (Foto: privat)

Helga STARKL, 52 Jahre alt, wohnhaft in Frauenhofen im Tullnerfeld

Ich führe zusammen mit meinem Mann unseren Betrieb – ein Gartencenter und eine Baumschule – und habe vier Kinder (20–26 Jahre).

Schon als Kind war ich immer gerne in den Bergen, obwohl ich in Tulln im Flachland geboren und aufgewachsen bin. Ob Schwammerlsuchen mit den Großeltern, Bergwandern oder Skifahren mit der Familie, sobald ich in den Bergen war, habe ich mich wohlgefühlt. Später habe ich die Bücher von Heinrich Harrer, Hermann Buhl oder Herbert Tichy gelesen und war total fasziniert von ihren Abenteuern. Ich glaube, schon damals begann ich davon zu träumen, auch selbst einmal einen ›großen‹ Berg zu besteigen. In Büchern über Afrika habe ich dann auch vom Kilimanjaro gelesen, der mich durch seine Sonderstellung – Schnee am Äquator! –begeistert hat. Einmal dort oben zu stehen – das war ein sehr entfernter, aber sehr verlockender Traum. Über unsere Bekanntschaft mit der Familie Doppler sind wir in den letzten Jahren wieder vermehrt in den Bergen unterwegs gewesen. Dabei haben Helene und Sepp auch wiederholt von ihren Besteigungen des Kili erzählt. Und jedes Mal dachte ich mir: Beim nächsten Mal werde ich auch mitgehen! Doch dann war der Termin noch in unserer Hauptsaison, wir hatten schon einen Urlaub gebucht… Es gab immer irgendein Hindernis. Bis letzten Sommer, als Sepp und Helene meinten, dass sie diesmal zum letzten Mal auf den Kilimanjaro gehen würden. Da musste ich unbedingt mit! Der Termin hat diesmal gut gepasst, es waren einige Bekannte dabei, und obwohl mein Mann noch unentschieden war, habe ich zugesagt und begonnen zu trainieren. Auch mein Bruder hat sich entschlossen, mitzugehen. Toni konnte mich dann doch nicht alleine gehen lassen, und so haben wir schon im Sommer ein paar ›Eingehtouren‹ in den Tauern, auf den Ankogel und im Herbst auf die Wildspitze gemacht. Dazwischen bin ich so oft es ging (so ca. 2-mal pro Woche) auf den Tulbingerkogel gegangen – wo ich immer wieder einige unserer ›Mitgeher‹ getroffen habe.

Ich war mir nie sicher, ob ich es wirklich bis zum Gipfel schaffen würde, aber versuchen musste ich es unbedingt. Dabei hat mich das Gehen am wenigsten belastet, mehr Zweifel hatte ich vor dem Schlafen im Zelt bei Kälte oder Nässe, was ich seit mehr als 30 Jahren nicht mehr gemacht habe. Und wie ich mit der dünnen Luft zurechtkomme, würde sich erst am Berg weisen.

Mit viel Freude machten wir uns auf zu unserem großen Abenteuer KILIMANJARO.

Erich KOLLANT, 49 Jahre alt, wohne in Hohenruppersdorf im Weinviertel, und bin Account Manager bei der Firma MELECS

Der Plan, auf den Kilimanjaro zu steigen, wurde eigentlich gemeinsam mit meinem Freund Herwig schon vor ca. 10 Jahren geboren, aber durch diverse »äußere« Umstände wie Hausbau, Familie und Job mussten wir damals verschieben, hatten es aber nie aus den Augen verloren.

Nach einem Burn-out vor ca. 6 Jahren, einem sehr schweren Skiunfall im vorigen Jahr und anschließendem Vorzeichen eines erneuten Burn-outs beschloss ich, mein Leben auf neue Beine zu stellen und etwas mehr für mich zu tun.

Damit verbunden war ein interner Jobwechsel mit mehr Möglichkeiten für Freizeit und die Planung unseres langen Traumes, den Kili zu besteigen.

Ein paar Telefonate später, verbunden mit einigen Berichten und Videos im Internet, waren wir auch schon angemeldet.

Schon wenige Tage später hatte ich ein ungutes Gefühl, auf was wir uns da eingelassen hatten, denn es gab ja auch genug negative Berichte zu lesen.

Allerdings wollte ich für mich selbst wissen, wie gesund ich nach meinem Skiunfall wieder war, und dieses Abenteuer würde eine perfekte praktische Diagnose sein. Ich ließ mich daher nicht entmutigen, kaufte mir ein Laufband und begann ca. 3 Monate vor der Tour 1x pro Woche mit dem Training. Die letzten 6 Wochen steigerte ich auf 3 Trainingseinheiten je Woche, verbunden mit zusätzlichen Wanderungen und Skifahren.

Dann war der Tag »X« auch schon da und es ging los, wobei mir nicht wirklich wichtig war, den Berg zu erklimmen, sondern vielmehr zu sehen, wie weit komme ich – und was hat es mit der Höhe und der damit verbundenen möglichen Höhenkrankheit wirklich auf sich. Wobei ich mir aber sicher war, den Berg zu bezwingen.

Die Besteigung war dann ein einzigartiges Erlebnis, welches ich unbedingt nochmals wiederholen möchte. Körperlich hatte ich weder mit der Höhe noch mit dem Anstieg Probleme, einzig die Kälte und der Sturm am Gipfeltag setzten mir gewaltig zu.

Foto: privat
Foto: privat

Das Beste aus meiner Sicht, neben diesem Abenteuer, war aber, 14 Tage vom Stress Abstand zu gewinnen, ganz ohne Handy, E-Mail, etc.

Ich kann nur allen stressgeplagten Managern empfehlen, Geschwindigkeit herauszunehmen, auf den Kilimanjaro zu gehen und vor allem etwas von der dortigen Bevölkerung in puncto Lebenseinstellung zu lernen.

Ein Motto, das mir seit der Tour sehr wichtig ist:

SPEED KILLS!

Foto: Erich KOLLANT
Foto: Erich KOLLANT

Herwig GRIESZER, 47 Jahre alt, wohnhaft in A-8605 Parschlug, Beruf: techn. Angestellter

Als Steirer bin ich im Sommer natürlich sehr häufig auf den umliegenden Bergen unterwegs.

Somit lag die Motivation, den »Kili« zu bezwingen, für mich auf der Hand.

– dachte ich!

Durch Zufall kam ich mit Erich ins Gespräch und hab’s dann auch gleich wieder vergessen. Das ist jetzt ca. zehn Jahre her!!

Der Stress im Beruf und somit der Schrei nach Abwechslung wurden immer größer. Meine Frau hörte von mir immer öfter die Worte »… und dann geh ich auf den Kili.« Glauben konnte sie es aber nicht! Wie es der Zufall so wollte, flatterte eine Mail von Erich ins Haus mit der Tourbeschreibung, die wir dann gemeinsam erlebt haben.

Und die Buchung war erledigt! Von da an gab es kein Zurück mehr. Da war mir noch nicht bewusst, dass es nur mit »Da geh ich halt rauf – ist ja eh genug Zeit« nicht getan war. Die Anreise in das für mich noch unbekannte Afrika und die ersten Tage waren schon ein Erlebnis für sich. Nairobi, Safari, die Menschen, erste Blicke zum Kili – alles spannend. Dann endlich der Aufstieg (kann ja kein Problem sein).

Bis ca. 3.500 m war es das auch nicht. Was danach geschah, ist mir so in Erinnerung:

Doch ich habe es geschafft – was mich ein wenig stolz macht.

Vergessen die ganzen Unannehmlichkeiten. Alles, was zählt, ist der Gipfelsieg. Nicht vergessen möchte ich die ganzen Eindrücke, die ich von dieser Reise mitgenommen habe, und vor allem meine Bergkameraden. Wir waren eine super Gruppe und ich habe viele nette Leute kennengelernt.

Würde ich es noch einmal machen?

Wenn sich die Gelegenheit ergibt: sicher – oder vielleicht einen anderen Gipfel bezwingen?

Lasst es mich wissen – ich bin dabei!

Maria mit ihrem Vater (Foto: privat)
Maria mit ihrem Vater
(Foto: privat)

Maria DOPPLER, geb. 24.8.1993, Andreas DOPPLER, geb. 2.1.1964

Bei mir hat es sich um einen spontanen Entschluss gehandelt, mit auf den Kilimanjaro zu gehen. Zum ersten Mal habe ich es an einem Sommertag im Jahr 2011 in Betracht gezogen, diese Reise anzutreten, als mir mein Opa in unserem Café von der geplanten Tour berichtete und kurzweg fragte, ob das nicht auch etwas für mich wäre. Aus Neugier und Reiselust – die Mitte des afrikanischen Kontinents wollte ich schon seit Längerem gerne kennenlernen – sagte ich kurzerhand Ja zu dem Vorhaben. Mein Großvater erwähnte auch, dass es sich vermutlich um seine und Großmutters letzte Kibo-Tour handeln würde. Die beiden hatten den Kilimanjaro davor schon einige Male als Reisegruppenleiter bestiegen, was ein weiterer Anlass für mich war, mich ihnen gerne anzuschließen. Damit war die Sache aber noch nicht endgültig beschlossen, denn erst als im Herbst/Winter 2011 noch zwei weitere Familienmitglieder, mein Vater und mein Onkel, mit an Bord waren und die bevorstehende Afrikareise sich zu einem großen Familienurlaub wandelte, wurde die Tour schließlich auch für mich mitgebucht. Wären die beiden nicht mitgekommen, wären sie die einzigen zwei von den fünf »Doppler-Buben« gewesen, die diesen Berg noch nicht bestiegen hatten. Sie gaben demnach dem Druck nach und wollten auch einen Einblick in die Faszination Bergwelt gewinnen.

Was sich noch gut mit der Reise zum »Dach von Afrika« vereinbaren ließ und ein weiterer Beweggrund für mich war, die Reise anzutreten, war, dass mein Cousin Philip im Sommer 2011 für ein Jahr nach Kenia aufgebrochen war, um dort Entwicklungsarbeit zu leisten, und es sich so gut kombinieren ließ, ihm vor der geplanten Bergtour einen Besuch abzustatten.

Auch die Aussicht auf den von meinen Großeltern, meinem Vater und mir angeschlossenen Trip nach Sansibar mit Sommersonne im Winter war schlussendlich ausschlaggebend für meine Entscheidung.

Im Vorfeld habe ich oft an meiner körperlichen Leistungsfähigkeit gezweifelt, da ich nicht so sonderlich ambitioniert für den Kibo trainierte wie beispielsweise mein Vater. Ich fürchtete auch, die Höhe nicht zu vertragen und aufgeben zu müssen. Meine Befürchtungen haben sich aber glücklicherweise nicht bewahrheitet und ich konnte mit meinem Vater den Kilimanjaro in bester körperlicher Verfassung bis zum Uhuru Peak besteigen.

DI Marcus DOPPLER, zur Zeit der Besteigung 44 Jahre alt, selbstständiger Unternehmensberater im Bereich Strategieberatung und Projektmanagement in Österreich und international

Obwohl in Niederösterreich aufgewachsen, komme ich aus einer sehr aktiven Bergsteigerfamilie. Meine Eltern waren neben den wichtigsten Bergen Europas schon auf Gipfeln fast aller Kontinente, Siebentausender eingeschlossen, detto meine Brüder, einer davon sogar schon auf zwei Achttausendern.