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Die unpolitische Profession


Die unpolitische Profession

Deutsche Mediziner im langen 19. Jahrhundert
Historische Politikforschung, Band 20 1. Aufl.

von: Tobias Weidner

52,99 €

Verlag: Campus Verlag
Format: PDF
Veröffentl.: 08.11.2012
ISBN/EAN: 9783593418452
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 447

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Mit der Politik tun sich die deutschen Ärzte traditionell schwer. Der berühmte Rudolf Virchow war in dieser Hinsicht eine große Ausnahme: Kaum eine andere Profession legte insgesamt so viel Wert darauf, »unpolitisch« zu sein. Tobias Weidner geht den sprachlichen Wurzeln dieser Grundhaltung nach und zeigt, wie demonstrative Politikkritik im Laufe des 19. Jahrhunderts zu einer zentralen Professionalisierungsstrategie der Mediziner wurde. Selbst die sozial- und rassenhygienischen Utopien verwissenschaftlichter Politik beruhten grundlegend auf Abgrenzung von der »reinen Politik«.
Inhalt

I. Einleitung9
1. Forschungsgegenstand und Erkenntnisinteresse9
2. Konzeption13
2.1 Worte als Träger von Deutungsmustern - Deutungsmuster als Elemente von Strategien17
2.2 Relevanzstrategien als politische Kommunikation20
3. Methode22
3.1 Korpusbildung24
4. Forschungsstände und Anknüpfungspunkte27
5. Gang der Untersuchung35

II. Zwischen den Revolutionen (1789-1848): Auf der Suche nach dem Politischen37
1. Quellenauswahl39
2. Fehlanzeigen: Politik ohne Staat?41
3. Sphären und Analogien - Politik und Revolution47
4. Politische Einflüsse auf Gesundheit und medizinische Praxis51
5. Politik und Wahnsinn57
6. Politische Medizin und ärztliche Politik - pejorative Begriffe individueller Politik63
6.1 Exkurs: Die ›medicus politicus‹-Literatur72
7. Demagogie und Freiheit: Die Polarisierung der Politiksemantiken im Vormärz81
7.1 Exkurs: Nepomuk Ringseis' ›System der Medizin‹ in der Diskussion.87
8. Zusammenfassung 96

III. Medizin als Politik oder Politik als Problem? Die Revolution von 1848/4998
1. Die medizinische Reformbewegung vor der Revolution101
1.1 Semantische Rahmenbedingungen: Medizinalreformer in ›politischen Discussionen‹102
1.2 Verwendungsweisen des Politikvokabulars bei Virchows Vorläufern: Medizinalreformer vor der Revolution106
2. Medizin als Politik - Rudolf Virchows Politisierungsstrategie112
2.1 Die Gegenwart als politische und soziale Revolution114
2.2 Die Verschränkung des Politischen und des Sozialen: Der ›socialpolitische Standpunkt‹117
2.3 Medizin als Politik - semantische Kontaminationen120
2.4 Neue Nähe: Staat und Politik122
2.5 Gescheiterte Revolution - gescheiterte Redeweisen124
3. Politik als Problem: Die Mediziner und die Revolution130
3.1 Die Autonomisierung der naturwissenschaftlichen Medizin: Die Tabuisierung des Politikvokabulars131
3.2 Anschlüsse an die Revolution135
3.3 Die Ambivalenz des Politischen: Die Revolution als Hindernis der Wissenschaft139
3.4 Die Pathogenität des Politischen145
4. Zusammenfassung: Politik als Problem154

IV. Reaktionszeit: Die Pathologisierung des Politischen158
1. Die ›Demokratische Krankheit‹160
2. Zwischen Psychiatrie und Politik: Die Debatte zum ›politischen Wahnsinn‹168
3. Selbstmordepidemien und Unzurechnungsfähigkeit178
4. Zusammenfassung 181
5. Ausblick: Rudolf Virchow in der Reaktionszeit183

V. Zwischen Reaktionszeit und Kaiserreich: Wissenschaft statt Politik188
1. Die naturwissenschaftliche Kultur des Unpolitischen: Strukturelle Inkompatibilitäten190
1.1 Die Naturforscher und Ärzte: Unpolitische Versammlungen mit politischem ›Beigeschmack‹192
1.2 Das Schweigen der Physiologen203
1.3 Die Abwehr des Politikverdachts: Virchows Sprachverhalten209
1.4 Zusammenfassung212
2. Neue Berührungspunkte: Gesundheitswissenschaften in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts213
2.1 Die Ablösung des Polizeivokabulars216
2.2 Moralhygienische Übergänge218
2.3 Experimentelle Hygiene224
2.4 Die ›Vierteljahrsschrift für öffentliche Gesundheitspflege‹229
2.5 Die bakteriologische Wende zur totalen ›sozialen Distanz‹238
2.6 Erweiterungen und Anknüpfungspunkte: Die Konstitutionshygiene242
2.7 Zusammenfassung247

VI. Die Klassische Moderne: Politisierung zwischen Abwehr und Aneignung251
1. Politik und Wissenschaft im ›sozio-kulturellen Durchbruch‹ der Moderne257
1.1 Die Polarisierung der Politiksemantiken in der Klassischen Moderne259
1.2 Die Ausweitung der politisch-wissenschaftlichen Kontaktzone: Chancen und Risiken der ›Verwissenschaftlichung des Sozialen‹265
2. Abwehrkämpfe und Aneignungsversuche267
2.1 Abwehrkämpfe: Die ärztliche Publizistik und die sozialpolitischen Herausforderungen267
2.2 Aneignungsversuche: ›Socialpolitik‹ als Chance mit Risiken und Nebenwirkungen279
3. Neue Wissenschaften - neue Sichtweisen: Die Aneignung der Politik in der Sozial- und Rassenhygiene288
3.1 Die sozialhygienische Aneignung der Politik288
3.
Tobias Weidner, Dr. phil., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sonderforschungsbereich »Das Politische als Kommunikationsraum
in der Geschichte« der Universität Bielefeld.

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