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FRANK HENNIG

DUNKEL FLAUTE

ODER WARUM ENERGIE SICH NICHT WENDEN LÄSST

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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.

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3., überarbeitete Auflage 2022

EDITION TICHYS EINBLICK

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Redaktion: Ulrike Kroneck

Korrektorat: Hella Neukötter

Umschlaggestaltung: Manuela Amode

Umschlagabbildung: shutterstock/mahey, eranicle, voloshin311, Diana Dimitrova, James Jones Jr

Satz: ZeroSoft, Timisoara

Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

eBook: ePubMATIC.com

ISBN Print 978-3-95972-062-5

ISBN E-Book (PDF) 978-3-96092-102-8

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Inhalt

Vorwort

V wie vorangestellt

V wie vorangestellt der 2. Auflage

M wie Meiler, der

K wie Klimasünder, der

K wie Klimaneutralität, die

O wie Offshore-Haftungsumlage, die

Z wie Zivilschutzkonzept, das

D wie Dreckschleuder, die

V wie Vorreiter, der

U wie unumkehrbar

S wie Sauriertechnologie, die

K wie Klimaleugner, der

S wie Stromer, der

S wie Sonnenkönig, der

G wie Grünstrom, der

A wie Aktivist, der

W wie Wüstenstrom, der

P wie Phantomstrom, der

J wie Jobwunder, das grüne

K wie Klimakiller, der

S wie Solar Impulse 2

S wie Sektorkopplung, die

E wie Ethikkommission »Sichere Energieversorgung«, die

P wie Phasenschiebertransformator, der

S wie Stromm arkt liberalisierung, die

F wie Feldbefreiung, die

E wie EEG-Umlage, die

E wie Entglasen, das

N wie negative Emissionen, die

K wie Klimastadtwerk Berlin

M wie Mondlichtkugel, die

K wie Klimazeugen, die

R wie Referenzertragsmodell, das

A wie Ausstieg, der

E wie Einspeisevergütung, die

B wie Bepreisung, die

W wie Windhamster, der

A wie Arbeitspferd, das

E wie Energiegerechtigkeit, die

K wie Klimabilanz, die

P wie Power-to-Heat (P2H)

D wie dezentrale Versorgung, die

K wie Kraftwerksstilllegungsanzeigenliste, die

E wie Energiewende, die

Nachwort

Über den Autor

Vorwort

von Roland Tichy

Jochen Lottermoser war als Abteilungsdirektor im Oberschulamt und im Regierungspräsidium in Tübingen für die 860 allgemeinbildenden Schulen, die Lehrerseminare und die Staatlichen Schulämter verantwortlich. Heute ist er mit anderen Pensionären viel in den Wäldern der Schwäbischen Alb unterwegs. Aber die Herren gehen nicht gebückt in die Pilze, sondern steigen hoch auf Bäume. Sie suchen und schützen die Horste der Rotmilane, die auch Gabelweihe oder Königsweihe genannt werden. Seltene Greifvögel, mit wildem Blick, gefährlichem Schnabel und beeindruckendem Flugbild, wenn sie weit oben über die Wälder des Landes ziehen.

Rotmilane leben praktisch nur in Deutschland.

Doch ausgerechnet hier, im Land der Waldliebhaber und Naturschützer, werden die Rotmilane in ihrer Existenz bedroht. Im Namen des Klimaschutzes, der zu einer übergeordneten Kategorie des Naturschutzes stilisiert wird, ist ihr lebensgefährlicher Feind auf dem Vormarsch: Windräder, in deren gigantische Flügel die Rotmilane geraten und unvermeidlich geköpft, zerhackt und geschreddert werden. Im Namen des Natur- und Klimaschutzes werden die Rotmilane sogar bereits verfolgt, noch ehe sich die mörderischen Windräder drehen, von den Apologeten der erneuerbaren Energien, die in Wahrheit Profiteure der damit verbundenen Subventionen sind. Zu diesen Profiteuren zählen die Planer und Projektierer, Waldbesitzer und grüne Politiker. Sie haben es auf den Rotmilan abgesehen, denn das Vorkommen von Rotmilan-Horsten können den Bau geplanter Windparks verhindern. Also werden Bäume gefällt, in denen sich Rotmilan-Horste befinden, oder aber die Horste selbst werden zerstört, um den Vögeln die Existenzgrundlage zu nehmen. Deshalb ist Jochen Lottermoser so viel im Wald des Naturparks Obere Donau unterwegs. Statt der offiziell angegebenen drei Rotmilan-Horste konnte er acht weitere nachweisen, so ist im Verwaltungsdeutsch ein Rotmilan-Dichtezentrum entstanden, das den dort geplanten Windpark stoppen müsste. Müsste, das ist der Möglichkeitsfall. Denn ausgerechnet jene Horste, die im Dichtezentrum nachgewiesen wurden, haben neuerdings keine Bewohner mehr.

Was auf der Schwäbischen Alb geschieht, ist kein Einzelfall. Bundesweit wurden an die fünf Dutzend Fälle gemeldet, in denen Horste von Rotmilanen zerstört wurden. Wie viele der Greifvögel sterben, ist nicht messbar; zu zerfetzt sind die Kadaver, zu schnell ist der Fuchs da, der Bestatter der Wälder.

Und es geht auch nicht nur um seltene Vögel. Die Energiewende entfaltet jetzt bundesweit ihre Wucht, entblößt ihr schmutziges Gesicht und ihre Zerstörungsgewalt von der Nordseeküste bis in die Mittelgebirge.

Was als sanfte Alternative, als naturgerechte Form der Energiegewinnung gefeiert wurde, schlägt nun ins Gegenteil um. An die Stelle des atomindustriellen Komplexes ist ein ökoindustrieller Komplex getreten; noch brutaler, noch unbarmherziger und noch gieriger, weil noch monströser, noch flächenfressender und noch tiefer in Natur und Gesellschaft eingreifend.

Die Schriftstellerin Juli Zeh hat in ihrem Bestseller Unterleuten beschrieben, wie ein brandenburgisches Dorf von einer neuen Klassengesellschaft zerstört wird: Einige wenige, meist Investoren vom anderen Ende Deutschlands, profitieren von den Windkraftstandorten gemeinsam mit einigen Grundbesitzern. Die Dorfbewohner leben schließlich inmitten einer durch stählerne Monster dauerhaft unbewohnbar gemachten Brache, Tag und Nacht nur noch aufgescheuchtes Wild unter heulenden und rotierenden Mordflügeln. Unterleuten ist überall – die Küsten von Nord- und Ostsee praktisch unbewohnbar gemacht, weite Teile von Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt längst Industriebrache –, doch ohne Arbeitsplätze für die Menschen. Aber jetzt wird hohe Pacht bezahlt an frühere Landwirte, die an einem Windrad mehr verdienen können als an mühevoller Feldbestellung. Die Zerstörung marschiert nach Süden; jetzt ist Thüringen dazu freigegeben, zertrampelt zu werden, und Baden-Württemberg soll folgen. Die Höhenzüge des Schwarzwalds sind das Ziel der Maschinenkolonnen zur Waldrodung, die breite Schneisen schlagen, für die Anlieferung der gigantischen Rotoren. Während üblicherweise Bäume geschützt werden – für den Transport der Rotoren werden sie geopfert. Es folgen breite Fahrbahnen für die riesigen Baumaschinen, die die Fundamente tief in den Waldboden graben, sodass er seine Fähigkeit verliert, Wasser zu speichern. Für die Anlieferung der Bauteile sind Fahrbahnen erforderlich, die riesigen Autobahnen gleichen. Der Spessart, ein Märchenort der Brüder Grimm, und der Odenwald werden zu Industrieflächen, wo die Rotoren heulen und keine Vögel mehr zwitschern. Nur Füchse huschen umher, um die Kadaver zu holen.

Der Reichtum für wenige wird möglich durch die Korruption der vielen. Die Windradindustrie stützt sich auf die Grünen, die einst die Natur schützen wollten und heute zu Naturfressern geworden sind; Verbände wie der BUND und der Vogelschutzbund sind über weite Strecken eingebunden in das neue Geflecht der Absahner und Abkassierer. Sie haben das Engagement ihrer Mitglieder und deren Seelen längst verkauft an einen neuen Teufel: die Ökoindustrie, ein Mephisto, der im Gewand des Retters vor dem Atomtod auftritt und doch längst der große Zerstörer des Landes geworden ist. Denn sie begreifen nicht: Knapp sind die Natur und die Fläche. Wer sie bebaut, zerstört unwiderruflich Existenzgrundlagen.

Nicht nur um Windräder geht es. Biogas ist der Name eines neuen apokalyptischen Reiters, der Vernichtung über Land und Bevölkerung bringt. Bis über drei Meter hoch wächst der Mais, bis zu 80 Prozent der Anbaufläche wird ihm in Ostbayern schon geopfert. Wo Mais wächst, wächst sonst nichts mehr. Kein Spatz schimpft, keine Lerche singt und kein Rotkehlchen. Nur Wildschweine vermehren sich.

In Ostbayern, wo der Mais längst zum Ackerkrebs wurde, steigt die Hochwassergefahr. Die vereinzelten Stängel halten den Regen nicht zurück, die Äcker sind versiegelt durch die schweren Maschinen der Maisbauern und die Verdichtung des Bodens. Das Wasser kann nicht mehr versickern, fließt zu den Bächen und Flüssen ab, verheerende Hochwasser überfluten historische Städte bis hinab nach Passau. Die Gier der Maisbauern lässt sie den letzten Feldrain unter den Pflug nehmen, die Waldränder werden rasiert, das letzte Feuchtbiotop wird für den Mais trockengelegt. Der Mais frisst erst die Landschaft, unerbittlich, dann die Tiere und jetzt trifft es die Menschen in den Überflutungsgebieten. Sie müssen das durch Pestizide und Herbizide der Maisbauern verseuchte Wasser trinken – weil Mais in Biogasanlagen verdampft wird, weil Lebensmittel nur noch als Biomasse zählen und im Tank landen.

Und wofür das alles? Für die Energiewende.

Wegen der Klimaveränderung, der Reduzierung des Schadstoffausstoßes, sagen viele Grüne.

Das beruhigt das Gewissen. Das beseitigt die letzte Scham der Abkassierer. Das rechtfertigt immer neue Opfer. Opfer müssen sein, hämmern die ehemaligen Naturschützer und heutigen Ökokassierer ihren Verbandsmitgliedern ein. Nur so können die Atomkraftwerke ersetzt werden, trommeln die Medien, das ist ethisch geboten; hat nicht die Bundeskanzlerin eigens eine Ethikkommission einberufen, um die Energiewende umzusetzen?

Nichts stimmt, nichts ist wahr, alles ist nur Lüge.

Fakt ist: Der CO2-Ausstoß, eines der Hauptziele, liegt weit über dem selbst gesteckten Limit. Da der Energiebedarf durch die Erneuerbaren nicht gedeckt werden kann, wurde verstärkt auf Kohle gesetzt. Die CO2-Emissionen betrugen statt angestrebter 812 Millionen Tonnen 2016 rund 916 Millionen Tonnen und lagen somit deutlich über statt unter dem Vorjahreswert.

Fakt ist: »Grüne Jobs« – Fehlanzeige. »Im vierten Jahr in Folge ist die Zahl der Beschäftigten im Sektor Erneuerbare Energien gesunken – von 355.400 auf 330.000«, bilanzierte McKinsey. Schlimmer noch: Wegen der hohen Energiepreise beginnen die stromintensiven Industrien abzuwandern, und so gingen 15.000 Jobs verloren – in nur einem halben Jahr.

Fakt ist: Die Strompreise stiegen seit 2015 um 22 Prozent – während sie im Rest der Welt sinken.

Nur die Subventionen steigen, der Schmierstoff, mit dem die Landschaftszerstörung und die Korruption befördert und immer weiter beschleunigt werden, Geld für die Landfresser. Rund 25 Milliarden werden umverteilt: zugunsten der grünen Abkassierer.

In der Mitte der Gesellschaft, da wo gut verdient wird, können die Menschen die steigenden Kosten noch wegstecken. Aber unten wird’s spürbar, über 300.000 Haushalte können ihre Stromrechnungen nicht mehr bezahlen. Das Wasser bleibt kalt, im Kühlschrank verkommen die wenigen Lebensmittel, am Abend brennen Kerzen – so primitiv sieht das Leben von immer mehr Menschen aus, seit die Umverteilung von den Verbrauchern zu den Ökokonzernen über das Mittel der Strompreise (EEG-Umlage, EEG: Erneuerbare-Energien-Gesetz) eingeführt wurde. Die Kosten des allgemeinen Unglücks sind breit verteilt, während die Profite nur wenigen Gewinnern zugutekommen.

Und wofür? Nicht für eine alternative Energie, die den Namen verdient.

Im Januar deckten die Erneuerbaren trotz des riesigen Aufwands gerade 3 Prozent des Stromverbrauches in Baden-Württemberg. Übrigens: Der letzte Kraftwerksblock in Philippsburg stand für 30 Prozent. Im Land herrscht Dunkelflaute: wenig Sonne und wenig Wind – jahreszeitbedingt. Im Winter lugt die Sonne nur flach über den Horizont, die Solaranlagen bleiben wirkungslos. Leider verschafft die Windenergie keinen Ausgleich – Windstille und Finsternis ergänzen sich vielmehr zum Blackout des erneuerbaren Systems. Und das eigentliche Problem: An diesen wirklichen Grundkonstanten kann sich nichts ändern, nachts scheint keine Sonne, und auch der Wind entzieht sich der Manipulation: Er weht, wann er will und nach geophysikalischen Prinzipien, die noch dazu führen, dass Windstille oft genug mit Dunkelheit zusammenfällt. Deshalb braucht Deutschland buchstäblich zwei Energiesysteme, zwei Stromleitungssysteme nebeneinander – das neue, teure grüne und das bestehende aus Kohle- und Gaskraftwerken. Denn nicht die stolzen Zahlen der installierten Nennleistung zählen, also was an Strom geliefert werden könnte, wenn der Wind weht und die Sonne hoch am Himmel steht – es zählt nur die tatsächliche Leistung, wenn der Wind wirklich weht und die Sonne wirklich hoch am Himmel steht. Deshalb hilft es auch nichts, noch mehr Solarpaneele zu installieren und noch mehr Windräder in die Landschaft zu stellen, die Wälder zu zerstören und die Lebensbedingungen zu ruinieren. Nachts scheint keine Sonne und weht selten Wind. Zweimal null ist null ist null, diese Volksweisheit des Kölner Karnevals gilt auch für die erneuerbaren Energien.

Mehr von demselben hilft nicht, sondern kostet nur. An diesem Widerspruch scheitern die erneuerbaren Energien. Sie scheitern am Grundsatz, dass falsch eingesetzte Mittel auch dann nichts bewirken, wenn man sie verdoppelt. Verdoppelt man die Fläche an Solarpaneelen und verdoppelt man die himmelhohen Türme der Windräder – nachts machen sie keinen Strom. Mehr hilft nicht immer mehr.

»Eine gesicherte Stromeinspeisung mit einem akzeptablen Sockel an Einspeiseleistung ist bis heute nicht vorhanden. Daher bleibt die gesicherte Minimalleistung aller 26.000 Windenergieanlagen und Fotovoltaikanlagen mit weit über 400 Millionen m2 Kollektorfläche in Deutschland trotz des starken Zubaus der letzten Jahre (…) nahezu null« dokumentiert die Analyse von »Vernunftkraft«.

Quelle: https://www.tichyseinblick.de/meinungen/energiewende-trifft-frostige-wirklichkeit/

Doch all das und die groteske Zerstörung der Umwelt werden verschwiegen. Gerade hat die neue Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) in hoher Auflage eine Broschüre mit dem Titel Die Energiewende – unsere Erfolgsgeschichte verteilen lassen.

Die Lüge hat System.

Sie muss aufrechterhalten bleiben, damit die Menschen weiter klaglos Unsummen für erneuerbare Energien zahlen und schweigend die Zerstörung ihrer Lebensgrundlage hinnehmen. Denn es ist ja nicht so, dass das eklatante Versagen der Energiewende nicht jedem, der halbwegs einsichtig ist, entgehen könnte. Politik kann vieles, aber eines nicht: Fehler eingestehen. Schließlich steht der Politik ein mächtiges Mittel zur Verfügung, mit dem sie Fehler kaschiert: Sie erhöht die öffentlichen Abgaben. Dass die Subventionen Jahr für Jahr steigen, statt mit der technischen Entwicklung zu sinken, zeigt: Die Politik schiebt mit immer neuen Mitteln das notwendige Eingeständnis hinaus, dass sie sich grundsätzlich korrigieren muss. Dazu kommt: Selbst die Bundeskanzlerin erklärt, dass eine Kürzung der Solarsubventionen angesichts der großen Zahl der Begünstigten politisch nicht mehr möglich ist. Politische Entscheidungen folgen keiner Sachlogik – sie folgen einer Machtlogik. So wird ein Zustand verlängert, der Schaden über das Land und seine Bewohner bringt.

Der Autor dieses Buches zeigt in vielen Kapiteln, was geht – und was nicht geht. Er zerpflückt die Sprache der neuen Lüge, analysiert das manipulative Potenzial des »ABC von Energiewende- und Grünsprech«. Technisch-physikalisch fundiert nimmt er die Begriffe beim Wort und deckt auf, dass sie oft mehr verbergen als erklären – denn es geht längst nicht mehr um die Erzeugung alternativer, sanfter Energie, sondern um Wege, an die öffentlichen Subventionstöpfe und schließlich an die Portemonnaies der Verbraucher zu gelangen. Nur noch darum geht es dem ökoindustriellen Komplex und seinen Verbündeten in Parteien und Verbänden. Sie wollen den Schein aufrechterhalten, um ihr Scheitern zu vertuschen und weiter Geld abzugreifen. Dazu müssen sie schwindeln und täuschen und schönreden, neue Wörter erfinden und neue Zahlen und Tabellen. Armut und Verelendung ganzer Regionen sind ihnen egal. Vermutlich leben sie längst in Gegenden, die sie durch Landkauf vor sich und ihren Machenschaften schützen.

Die Lüge ist grün angestrichen.

V WIE

vorangestellt

Täglich werden wir mit Begriffen konfrontiert, die im Ergebnis oder im Zusammenhang mit einer als alternativlos gepriesenen Energiewende verwendet werden. Teils sind sie durch sie erst entstanden oder drohen als allgemeine Vergrünung unseren Alltag in Sprache und Schrift zu erobern. Sind wir uns immer bewusst, was wir da reden oder schreiben? Ich habe einige Bezeichnungen herausgegriffen und zu erklären versucht – in nichtalphabetischer Reihenfolge.

Sprache ist verräterisch. Sie zeugt vom Denken und Wissen, oft auch von Ideologie und Nichtwissen. Begriffe werden neu geschaffen, als Kunstworte oder mit Substantiven kombiniert, sie werden als Bezeichnung, Argument oder als Keule verwendet.

So begegnet uns ein »Windhamster« als niedliche Umschreibung einer Windkraftanlage mit vertikalem Laufrad, die »Netzparität« als irreführende Bezeichnung für vermeintliche Konkurrenzfähigkeit regenerativer Energieträger oder die »Klimajustiz« schlägt unbarmherzig zu und richtet den »Klimasünder«.

Wir leben in unserer Gesellschaft in einem Meer an Informationen ohne adäquates Wissen. Hinterfragen, Tiefergehen, Zweifeln sind Grundtugenden aufgeklärter Gesellschaften. Entgegen der weit verbreiteten Ansicht, »unsere Menschen« seien mit Häppchen zufrieden und durch ständige Wiederholung gewünschter Informationen manipulierbar, glaube ich an den Sieg der Schwarmintelligenz. Zum Glück gibt es viele Mitmenschen, die sich frei vom betreuten Denken ein eigenes, fundiertes Bild der Zustände im Land und insbesondere der Energiewende zu machen in der Lage sind.

Die einzelnen Beiträge sind weder inhaltlich erschöpfend, noch sollen sie Meinungen vorgeben. Das Ziel besteht darin, die Leser zum Nachdenken anzuregen, Zusammenhänge auch für nicht mit Energiethemen Vertraute aufzuzeigen und so ihren Ein- und Durchblick zu verbessern.

In den folgenden Texten finden sich keine Quellenangaben. Es handelt sich nicht um wissenschaftliche Beiträge oder Abhandlungen. Den einen oder anderen Fakt zu recherchieren, zu vergleichen und gegebenenfalls Protest einzulegen, soll durchaus angeregt werden. Meine Quellen sind verschiedenster Art und liefern Zahlen und Fakten, die zutreffend sind. Sicher werden sich in der Weite des Webs oder der Literatur abweichende Zahlenangaben finden lassen, aber bei der jeweiligen Angabe geht es mir immer um Größenordnungen, nicht um die Zahl nach dem Komma. Sollten sich Daten oder Fakten dennoch als unzutreffend herausstellen, bitte ich um Rückinformation und werde gegebenenfalls später darauf zurückkommen.

Die Beiträge entstanden in der Zeit vom April 2016 bis April 2017, sie bilden ein ABC des heutigen Energiewendeund Grünsprechs ab.

Natürlich wird mancher nicht mehr ganz frisch sein, wenn er die Leser erreicht. Dann ist er schon ein Stück Geschichte, in jedem Fall aber Spiegelbild einer wundersamen Politik, die uns zugemutet wurde und vermutlich auch weiter beschäftigen wird.

Kritische Leser sind mitdenkende Leser, was kann sich ein Autor mehr wünschen.

Feedback ist daher erwünscht und desgleichen sind es auch Hinweise auf entsprechende Begriffe, deren Kommentierung zur Bereicherung dieser Art der Sprachkritik beitragen kann.

Meine ursprüngliche Vermutung, dass Bezeichnungen und Wortschöpfungen des Energiewende- und Grünsprechs von überschaubarer Endlichkeit sind und sich das Thema damit schnell erschöpft, hat sich nicht bestätigt. Es bleibt viel zu tun, womit gesagt sein soll, dass in diesem Buch nur eine Auswahl zu diesem weiten Thema zu finden ist.

Ich bedanke mich bei Roland Tichy und seinem Team und dem FinanzBuch Verlag für die Umsetzung dieses Projekts.

Peitz, im April 2017,

Ihr Frank Hennig

Ihre erwünschten Kommentare und Reaktionen bitte an:

kontakt@tichyseinblick.de

V WIE

vorangestellt der 2. Auflage

Zeitchen vergeht, sagte Strittmatter. Mehr als zwei Jahre nach Erscheinen der ersten Auflage der Dunkelflaute stagniert die deutsche »Energiewende« in einer Seitwärtsbewegung ohne messbaren Erfolg. Das einzige erreichte und stets überbotene Ziel ist der weitere Zubau regenerativer Einspeiser, vor allem von Windkraft- und Solaranlagen. Alle anderen Ziele, vom Netzausbau über die Verhinderung des Preisanstiegs bis zur Verminderung der CO2-Emissionen, werden mehr oder weniger deutlich verfehlt.

Während sich Regierungskoalition und Wirtschaftsministerium öffentlich für eine vermeintliche Erfolgsgeschichte feiern, entlarvt die Bewertung von außen dies als Pfeifen im Walde. Sowohl der Bundesrechnungshof als auch McKinsey, das Weltwirtschaftsforum und die internationale Presse stellen der deutschnationalen Energiewende ein schlechtes Zeugnis aus.

Intelligenz erkenne man daran, den gleichen Fehler nicht zweimal zu machen, soll Einstein gesagt haben. Obwohl der Versuch, mit dem exzessiven Ausbau der Windkraft Kern- und Kohlekraft überflüssig zu machen, absehbar erfolglos ist und bleibt, wird jetzt mit erhöhter Geschwindigkeit auf falschem Kurs weitergefahren. Bezeichnend ist die Ignoranz, mit der Deutschland internationale Entwicklungen und Energiestrategien anderer Länder nicht wahrnimmt und trotz aller Lippenbekenntnisse und Treueschwüre gegenüber der EU auf dem Feld der Energiewirtschaft isoliert entscheidet und handelt. Ein hoher moralischer Anspruch ist lobenswert, jedoch muss der Kurs auch Erfolge zeitigen, möchte man die Rolle des globalen Vorreiters erfüllen.

Stand jetzt sind wir nicht der Vorreiter, sondern der Geisterfahrer, der zielgerichtet seine wirtschaftlichen Grundlagen riskiert. Global werden jene Staaten am erfolgreichsten sein, die Zugang zu preiswerter Energie haben. Wir verteuern sowohl Produktion als auch Verbrauch von Energie in der Hoffnung, durch utopische Effizienzgewinne am Ende einen Vorteil zu haben. Realitätsferne Ziele, einer willkürlich besetzten »Kohlekommission« entsprungen, werden sich bald in den Geschichtsbüchern wiederfinden.

Die kommenden zwanziger Jahre werden besonders spannend. Sie werden entscheidend sein, weil in ihnen ein Systemwechsel stattfinden soll. Die »Erneuerbaren«, die bisher nur wetter- und tageszeitabhängig Strom einspeisen, müssten Systemverantwortung übernehmen. Wie das aussehen soll, dafür gibt es kein Konzept. Deutsche regierungsamtliche Wirtschaftskompetenz ist Abschaltkompetenz.

Ich freue mich besonders deshalb über die 2. Auflage der Dunkelflaute, weil Baron Enoch zu Guttenberg mit seinem Nachwort den Lesern präsent bleibt. Leider verstarb er viel zu früh im Jahr 2018. Auch mit diesem Buch gedenken wir seiner und halten die Erinnerung wach an sein Engagement zur Bewahrung der Natur, insbesondere des Waldes. Es ist und bleibt eine große Ehre für mich, dass er diesen Beitrag als Nachwort zur Verfügung stellte.

In dieser 2. Auflage wurden die Beiträge behutsam aktualisiert und um vier neue, noch unveröffentlichte Beiträge erweitert. Ich danke allen Lesern der 1. Auflage, die sich mit Ergänzungen und Kritiken meldeten und mir neue Fakten und Sichtweisen zugänglich machten. Natürlich wünsche ich mir auch Reaktionen auf diese Auflage der Dunkelflaute.

Peitz, im September 2019

Ihr Frank Hennig

M WIE

Meiler, der

Häufige verwendete Bezeichnung konventioneller Kraftwerksanlagen, insbesondere als Kohlemeiler oder Atommeiler durch Laien, Journalisten und andere Ahnungslose.

Als Meiler bezeichnet man temporär errichtete Öfen ohne tragende Struktur, in die Holz, Ziegel oder anderes geschichtet wird, um nach langsamem Abbrand Holzkohle, Ziegel oder andere Produkte zu erhalten.

In der Tat wurden in ersten Forschungsreaktoren, zum Beispiel durch Enrico Fermi, Uran und Grafit aufgeschichtet, um erste Reaktionen zu erzeugen. Das hat aber mit heutigen Kernreaktoren genauso wenig zu tun wie ein Holzkohlemeiler im Wald mit den Großdampferzeugern heutiger Kraftwerke.

Ziel der Verwendung dieses Begriffs ist es, die Assoziation zu altertümlicher und überholter Technik zu wecken.

K WIE

Klimasünder, der

Wer kann sich gegen beobachtete meteorologische Vorgänge über lange Zeiträume, also im Grunde Statistiken, versündigen? Vielleicht sind Leute gemeint, die diese Statistiken fälschen? Dann wird man eventuell beim IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) unter dem Stichwort »Climategate« fündig. Aber das ist von der einschlägigen Fraktion sicher nicht gemeint.

Der Begriff bezieht sich auf Menschen, Betriebe oder ganze Staaten, die nach Meinung der Weltretter mehr als erlaubt (?) CO2 ausstoßen, sei es als Pro-Kopf-Angabe oder in absoluter Menge. Mit »Sünder« wird deutlich, dass es sich bei der Klimadiskussion nicht mehr um einen wissenschaftlichen Diskurs, um Thesen und Beweise handelt, sondern um eine Ersatzreligion, die nur noch in Gläubige und Ungläubige, Rechtschaffene und eben Sünder unterscheidet.

Die Tatsache, dass der Pro-Kopf-Ausstoß von CO2 im Kongo deutlich niedriger ist als in Norwegen hat weniger damit zu tun, dass die Norweger Sünder sind, als damit, dass im Kongo nicht geheizt und kaum Industrie versorgt werden muss. Aber zu viele Details irritieren nur und halten eventuell vom Beichtstuhl fern.

Obgleich Klimawissenschaftler selbst stets betonen, wie groß die Schwankungsbreiten und Unschärfen ihrer Voraussagen sind (und sie bisher auch nicht eingetreten sind), beharren die Klimahysteriker auf unverrückbarem Glauben.

Wissen ist eher suspekt und dem politischen Ziel abträglich. Ziel ist, bei gutgläubigen Menschen ein schlechtes Gewissen zu erzeugen, das wiederum ihr Verbraucherverhalten lenkt und sie die hohen Zahlungen für Energiesubventionen an die Ökoindustrie klaglos hinnehmen lässt.

K WIE

Klimaneutralität, die

Wenn man davon ausgeht, dass der Begriff »Klima« die Gesamtheit aller meteorologischen Vorgänge an einem bestimmten Ort über einen längeren Zeitraum beschreibt, lässt einen diese Bezeichnung vollkommen ratlos zurück. Der Begriff »Klimaneutralität« ist ein bezeichnendes Beispiel dafür, wie die Bezeichnung »Klima« an jeder passenden und unpassenden Stelle inflationär an andere Begriffe angepappt wird, übertroffen vermutlich nur von den Präfixen »Öko« oder »Bio«.

Was meint also das Grünsprech? Gemeint ist, dass ein Brennstoff beim Verbrennen nur so viel CO2 erzeugt, wie er vorher als Pflanze der Atmosphäre entzogen hat. Es stärkt also das gute Gewissen derjenigen, die mit Holz, Pellets oder Biogas Wärme erzeugen. Ist es auch realistisch? Nein, denn komplett CO2-neutral ist nur der Baum, der natürlich im Wald verfault. Sobald Biomasse geerntet und transportiert, vielleicht noch getrocknet und gepresst werden muss, ist die Bilanz eindeutig nicht mehr ausgeglichen, zumal durch den geringen Heizwert der Transport- und Bearbeitungsaufwand bezogen auf den Energieinhalt sehr hoch ist. Zudem bezieht sich die Betrachtung ausschließlich auf CO2. Andere Emissionen, die bei der Verbrennung auftreten, insbesondere die Gifte Stickoxid, Kohlenmonoxid und Staub, werden geflissentlich nicht berücksichtigt.

Ich empfehle einen Rundgang im Oktober bei nebligem Wetter durch neugebaute Eigenheimsiedlungen am Rande der Stadt, wenn Herr Oberstudienrat, Frau Zahnärztin und der Dezernent aus der Verwaltung ihre Kamine unter Feuer setzen. Dann gibt es Smog in Reinkultur – aber »klimaneutral«.

Übrigens hängt alles vom Betrachtungszeitraum ab. Wählt man ihn groß genug, ist auch die Kohle »klimaneutral«, überdies unbehandelt und 100-prozentig bio.

O WIE

Offshore-Haftungsumlage, die

Verschleiernde Bezeichnung für eine besonders perfide Methode, Stromkunden in die Tasche zu greifen. Diese werden im Wortsinn in Haftung genommen für die Unfähigkeit der Politik, die Energiewende und alle Beteiligten, insbesondere die Nutznießer der steigenden Kosten, zu koordinieren.

»Die Umlage wurde zur Deckung von Entschädigungszahlungen eingeführt, die durch verspäteten Anschluss von Offshore-Windparks an das Übertragungsnetz an Land oder durch langdauernde Netzunterbrechungen entstehen können«, so die Bundesnetzagentur. Bisher hat das die Endkunden schlappe 1,6 Milliarden Euro gekostet – freilich Peanuts, wenn man die EEG-Umlage von jährlich über 20 Milliarden Euro betrachtet.

Völlig neu jedoch ist der Sachverhalt: Zwei Bauträger (der für die WKA offshore und der für die elektrische Anbindung) schaffen es manchmal nicht, sich terminlich abzustimmen. Dadurch stehen fertige WKA auf See herum und können nicht produzieren – welch Desaster für die Investoren – es gibt keinen Profit!

Und für dieses Versagen nimmt die Politik die Bürger in Haftung!

Wenn das Schule macht, könnte es zum Beispiel im Bereich der Wohnungswirtschaft diese Folgen haben: Ein bereits mit Datum unterschriebener Mietvertrag für eine Neubauwohnung kann nicht erfüllt werden, da das Haus zwar fertig ist, aber der Stromanschluss noch fehlt. Obwohl der künftige Mieter nicht einziehen kann, muss er dennoch einen Teil der Miete schon bezahlen – damit der Investor wenigstens teilweise Gewinn erzielen kann. Undenkbar? In Zeiten der Energiewende leider traurige Realität.

Zum Glück für die Stromkunden haben sich die Abläufe zur Errichtung der Anlagen und ihrem Netzanschluss deutlich verbessert, so dass die Höhe der Umlage auf der Stromrechnung so gut wie keine Wirkung mehr hatte (0,04 Cent pro Kilowattstunde im Jahr 2018).

Ab 2019 wird die Haftungsumlage in die »Offshore-Netzumlage« überführt und auf zunächst 0,416 Cent pro Kilowattstunde festgelegt. Sie dient der Finanzierung der sündhaft teuren Anschlüsse der Offshore-Windkraftanlagen, die bisher über die allgemeinen Netzentgelte abgerechnet wurde. Da diese zuletzt der am stärksten steigende Posten auf der Stromrechnung war (27 Prozent von 2011 bis 2017), ist eine Kosmetik erforderlich. Die Netzentgelte werden entlastet, die Offshore-Umlage kommt neu hinzu. Rechte Tasche – linke Tasche und in Summe immer mehr.

Z WIE

Zivilschutzkonzept, das

Sicher ist, dass unsere Zivilgesellschaft angreifbarer geworden ist angesichts vieler Krisenherde, der Globalisierung und der Digitalisierung. EU und Bundesregierung vermögen es nicht, in einer multipolaren Welt die selbstverständlich geglaubte Sicherheit glaubhaft aufrechtzuerhalten. Man könnte es sich einfach machen und sagen: Eine Regierung, die es zulässt, dass Zivilschutzkonzepte wieder gebraucht werden, hat ihren Job nicht gemacht.

Dass Innenminister De Maizière im August 2016 ein veraltetes, schlecht abgestimmtes und unausgegorenes Konzept vorlegte, hat einen Grund. Die internationale Lage ist mittlerweile so verworren, dass wir auch auf Konflikte mit den engsten Nachbarn vorbereitet werden sollen. Als würde der Russe mit dem Dolch in den Zähnen vor der Tür stehen oder die Visegrád-Staaten hätten die Mobilmachung gegen Deutschland angeordnet. Zur Erinnerung: Gegenwärtig stehen deutsche Soldaten (wieder) an der russischen Grenze, nicht die russischen an der deutschen. Muss jetzt Deutschland nicht nur am Hindukusch, sondern auch an Don, Bug und Memel verteidigt werden? Deutschland hat sich auch außenpolitisch isoliert und gibt vehement den Besserwisser. In unserer Presselandschaft lesen sich manche Journalistenbeiträge schon wie Vorkriegskommentare.

Ein bewaffneter Überfall auf deutsches Territorium durch unsere Nachbarn bleibt dennoch sehr unwahrscheinlich. Die Terrorgefahr ist gewachsen, auch als Folge nationaler Flüchtlingspolitik seit 2015, aber auch der Jahre zuvor.

Die Gefahr großer Naturkatastrophen wie Erdbeben und Tsunamis ist eher gering, auch wenn sie den Atomausstiegsbeschlüssen der Bundesregierung nach offenbar relevant sind. Die Wahrscheinlichkeiten anderer Katastrophen wie Hochwasser oder Meteoriteneinschlag sind praktisch unverändert.

Wer sind die Terroristen?

Bleibt aufgrund der Wahrscheinlichkeiten und auch nach Meinung des Innenministers am ehesten ein großflächiger Stromausfall, verursacht durch einen Angriff auf das Stromsystem durch Hacker oder Terroristen. Nun haben Hacker im Energiesystem bisher wenige Chancen, da fast alle Computer in der Leittechnik von Kraftwerken und Netzleitstellen vom Internet getrennt betrieben werden und oft mit alten, nicht mehr kompatiblen oder speziellen Hard- und Softwaresystemen arbeiten. Dies würde sich natürlich ändern mit dem massenhaften Einbau sogenannter »intelligenter« Zähler, die ihre Daten in große DV-Netze hinausposaunen. Dann kann gehackt werden und genau dieses Szenario beschreibt Marc Elsberg in seinem Thriller Blackout – morgen ist es zu spät1 sehr anschaulich, spannend, unterhaltsam – und bedrückend. Der Autor orientiert sich dabei an der Bundestagsdrucksache 17/5672, erstellt vom Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung, die die praktischen Folgen eines länger währenden flächendeckenden Stromausfalls beschreibt.

Was der Innenminister nicht sagt, jedoch weiß: Weniger durch Hacker als vielmehr durch zunehmende Netzinstabilitäten aufgrund ausufernder volatiler Einspeisung der »Erneuerbaren« ist das Netz zunehmend in Gefahr. Die Anzahl der Noteingriffe (Redispatch) durch die Netzbetreiber stieg 2015 auf 6.300 an. Das heißt, mehrmals täglich müssen die Übertragungsnetzbetreiber durch Ab- und Umschaltungen vom planmäßigen Betrieb abweichen. Die Kosten dafür lagen im Jahr 2015 bei etwa 1 Milliarde Euro (was hätte man mit diesen 1.000 Millionen alles machen können!) und in diesem Jahr wird es absehbar teurer. Natürlich kann die Bundesregierung nicht öffentlich ihrer eigenen Energiewende misstrauen, aber absichern will sie sich doch und schiebt anderes vors Loch.

Die leisen Terroristen, die Anschläge auf das Energienetz vornehmen, sind vor allem Wind, Wetter und Tageszeit im Verein mit der brutalen Anmaßung von Bürgern und Wirtschaft, zu jeder Zeit Strom nach Bedarf haben zu wollen. Vor allem deshalb muss jetzt an einem »Gesamtkonzept Notstrom« gearbeitet werden.

Die Alternative

Die Sicherung der Stromversorgung könnte die Regierung einfacher haben, wenn sie an die Ursachen der Netzinstabilitäten ginge. Politische Einflussmöglichkeiten gäbe es genug. Eine Änderung des EEG dahingehend, dass nur noch konstant eingespeister (oder sogar regelfähiger) emissionsarmer Strom subventioniert würde, hätte zur Folge, dass Wind- oder Solarparkbetreiber mit Wasser- oder Biomassekraftwerken, auch Gaskraftwerken wirtschaftlich fusionieren würden und die Netze viel leichter zu managen wären. Aber dann wären die Zeiten sorglosen Gelddruckens für die Ökoindustrie vorbei, denn die Fixkosten eines zum Beispiel in Bereitschaft stehenden Gaskraftwerkes wären zu verrechnen. Die neue Qualität wäre, dass »die Erneuerbaren« endlich auch Systemverantwortung tragen müssten, wozu sie ohnehin gezwungen sind, wenn wir eines Tages »100 Prozent erneuerbar« haben wollen. Aber an ein Ende der Rosinenpickerei ist nicht zu denken, solange ein grüner Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium die Fäden zieht.

Und was passiert nach dem Blackout? Ein Netzwiederaufbau erfordert sogenannte schwarzstartfähige Anlagen, dies sind vor allem Pumpspeicher- und Gas-, aber auch Kohlekraftwerke. Mit Wind und Sonne geht das nicht, denn Erzeugung und Verbrauch müssen über ein Inselnetz langsam wieder aufgebaut und ein fragiles Gleichgewicht muss gefunden werden. Erst ab einer ausreichend großen Netzlast kann man volatile Erzeugung zuschalten.

Die Dezentralisierung ist für einen Netzwiederaufbau hinderlich und hilft nur denen, die sich tatsächlich selbst versorgen können. So die Eigenheimbesitzer mit Batterie und Solaranlage auf dem Dach, die ihre kleinen Inseln (der dann Glückseligen) weiter versorgen können – zumindest eine Zeit lang. Auch große Industriebetriebe mit Eigenstromversorgung können das schaffen. Nicht aber die vielen medial bejubelten »energieautarken« Gemeinden, die vielleicht rechnerisch eine ihrem Verbrauch entsprechende Energiemenge erzeugen, aber zur sicheren Versorgung immer noch den Netzanschluss brauchen und somit die Netzdienstleistungen schmarotzen.

Am 14. Dezember 2018 sowie am 10. Januar, 20. Mai, 6., 12. und 25. Juni 2019 gab es ernste Situationen im europäischen Netz, über deren Ursachen bis heute teilweise Unklarheit besteht. Hätte sich eine größere Störung aufgeschaltet, wäre ein Blackout unbekannten Ausmaßes die Folge gewesen. Dann ist es gut, einen Plan zu haben.

Aus grüner Sicht hat das ganze Konzept aber noch einen wesentlichen Mangel. Es fehlen in ihm die Begriffe »Klima« und »CO2«. Wenigstens die »Klimakatastrophe« hätte berücksichtigt werden müssen.

D WIE

Dreckschleuder, die

Kampfbegriff der grünen Szene für konventionelle Kraftwerke, insbesondere Braun- und Steinkohlekraftwerke. Weitgehend unwissende Ideologen wollen damit die Assoziation zu extrem hohen und schädlichen Emissionen wecken. Da alle Kohlekraftwerke in Deutschland dem BImSchG (Bundes-Immissionsschutzgesetz) und ihren Verordnungen unterliegen und streng überwacht werden – und die Grenzwerte einhalten –, bezieht sich der Begriff »Dreck« speziell auf das emittierte CO2.

CO2 ist allerdings weder giftig noch schmutzig, sondern einfach ein Gas sowie Lebensbaustein (für die Fotosynthese), technisches Gas, Löschmittel und Lebensmittelzuschlagstoff (E 290). Ist den Grünlingen eigentlich bewusst, dass sie über die Nahrung ständig Dreck zu sich nehmen?