Cover

WARRIOR CATS

Staffel I

In die Wildnis (Bd. 1)

Feuer und Eis (Bd. 2)

Geheimnis des Waldes (Bd. 3)

Vor dem Sturm (Bd. 4)

Gefährliche Spuren (Bd. 5)

Stunde der Finsternis (Bd. 6)

Staffel II – Die neue Prophezeiung

Mitternacht (Bd. 1)

Mondschein (Bd. 2)

Morgenröte (Bd. 3)

Sternenglanz (Bd. 4)

Dämmerung (Bd. 5)

Sonnenuntergang (Bd. 6)

Staffel III – Die Macht der drei

Der geheime Blick (Bd. 1)

Fluss der Finsternis (Bd. 2)

Verbannt (Bd. 3)

Zeit der Dunkelheit (Bd. 4)

Lange Schatten (Bd. 5)

Sonnenaufgang (Bd. 6)

Staffel IV – Zeichen der Sterne

Der vierte Schüler (Bd. 1)

Fernes Echo (Bd. 2)

Stimmen der Nacht (Bd. 3)

Spur des Mondes (Bd. 4)

Der verschollene Krieger (Bd. 5)

Die letzte Hoffnung (Bd. 6)

Staffel V – Der Ursprung der Clans

Der Sonnenpfad (Bd. 1)

Donnerschlag (Bd. 2)

Der erste Kampf (Bd. 3)

Der Leuchtende Stern (Bd. 4)

Der geteilte Wald (Bd. 5)

Der Sternenpfad (Bd. 6)

Staffel VI – Vision von Schatten

Die Mission des Schülers (Bd. 1)

Donner und Schatten (Bd. 2)

Zerrissene Wolken (Bd. 3)

Dunkelste Nacht (Bd. 4)

Fluss aus Feuer (Bd. 5)

Wütender Sturm (Bd. 6)

Staffel VII – Das gebrochene Gesetz

Verlorene Sterne (Bd. 1)

Eisiges Schweigen (Bd. 2)

Special Adventure

Feuersterns Mission
Das Schicksal des WolkenClans

Blausterns Prophezeiung

Streifensterns Bestimmung

Gelbzahns Geheimnis

Riesensterns Rache

Brombeersterns Aufstieg
Mottenflugs Vision

Habichtschwinges Reise

Tigerherz’ Schatten

Krähenfeders Prüfung

Eichhornschweifs Hoffnung

Short Adventure

Wolkensterns Reise

Distelblatts Geschichte

Nebelsterns Omen

Taubenflugs Schicksal

Ahornschattens Vergeltung

Tigerkralles Zorn

Blattsees Wunsch

Die Welt der Clans

Das Gesetz der Krieger

Die letzten Geheimnisse

Von Helden und Verrätern

Alle Abenteuer auch als E-Books bei Beltz & Gelberg

www.warriorcats.de

Hinter dem Namen Erin Hunter verbirgt sich ein ganzes Team von Autorinnen. Gemeinsam konzipieren und schreiben sie die erfolgreichen Tierfantasy-Reihen WARRIOR CATS, SEEKERS, SURVIVOR DOGS und BRAVELANDS.

Besonderen Dank an Cherith Baldry

Für Akbar: Sei mutig und lebe den Traum.
Werde der Künstler, der du immer sein wolltest.

DIE HIERARCHIE DER KATZEN

DONNERCLAN  

SCHATTENCLAN  

WINDCLAN  

FLUSSCLAN  

KATZEN AUSSERHALB DER CLANS

PROLOG

Feuerstern streifte durch das hohe Gras unter den Bäumen und genoss die warmen Beutedüfte. Sonnenstrahlen schienen durch die Äste und warfen Tupfen auf seinen flammenfarbenen Pelz. Für einen Moment hielt er inne, unschlüssig, welchem der verführerischen Gerüche er folgen sollte. Dann entschied er sich für den eines Eichhörnchens, das am Stamm der nächsten Eiche in der Nähe hinaufgehuscht war und sich irgendwo in den Ästen über seinem Kopf versteckte.

Bäume hinaufzuklettern habe ich schon lange nicht mehr versucht, dachte er, als er sich daran erinnerte, wie er mit seinen Clan-Gefährten das Jagen in der Höhe trainiert hatte. Löwenglut hat es anfangs richtig gehasst. Mit einem belustigten Schnurren sah Feuerstern den Krieger mit dem goldenen Pelz vor sich, wie er am Fuß eines Baumes gestanden und nur zögernd eine Pfote an den Stamm gelegt hatte. Anders als Rußherz, die Klettern schnell gelernt hatte und danach wohl am liebsten in einem Vogelnest geschlafen hätte.

Feuerstern sprang in den Baum, bohrte seine Krallen in die raue Rinde und entdeckte das Eichhörnchen auf einem der äußeren Äste. Er sprang hinter ihm her, genoss die Kraft in seinen Hinterläufen und freute sich, dass sein Gleichgewichtssinn noch funktionierte. Das Eichhörnchen floh, hüpfte von Ast zu Ast, höher und höher. Feuerstern duckte sich und wollte ihm gerade folgen, da hörte er eine Stimme von unten nach ihm rufen.

»Feuerstern! Feuerstern!«

Er hielt inne. Um ihn herum raschelten die Blätter, als das Eichhörnchen im dichten Laub verschwand. Feuerstern erlaubte sich ein verärgertes Fauchen, dann kehrte er um und kletterte am Stamm wieder nach unten.

Blaustern, die ehemalige DonnerClan-Anführerin, wartete am Fuß der Eiche auf ihn. Ihr blaugraues Fell schimmerte in der Sonne. »Entschuldige die Störung, Feuerstern«, miaute sie. Ihre Augen blitzten. »Wie ich sehe, hast du deine Jagdtechniken noch nicht verlernt. Du sahst ziemlich zufrieden aus da oben … ich überlasse die Baumjagd allerdings lieber den anderen. Geh ein Stück mit mir«, fuhr sie fort und deutete mit einem Nicken tiefer in den Wald.

Feuerstern tappte neben ihr her und ließ sich die wohltuende Sonnenwärme auf den Pelz scheinen. Der SternenClan hat alles, was eine Katze zufrieden macht, dachte er. Und dennoch vermisse ich mein altes Zuhause und meine Clan-Gefährten. Manchmal scheint mir, ich hätte sie verlassen, als sie mich am meisten brauchten.

»Der DonnerClan hat es gerade nicht leicht, meinst du nicht auch?«, bemerkte Blaustern, als hätte sie Feuersterns Gedanken gehört. »Kaum waren die Wunden der Katzen nach dem Großen Kampf verheilt, wurden sie vom Grünen Husten heimgesucht.«

Feuerstern zögerte, bevor er antwortete, und schluckte das kummervolle Jaulen hinunter, das in seiner Brust aufstieg. Wir waren durch den Kampf einfach zu geschwächt.

Er holte Luft und stieß einen tiefen Seufzer aus. »Es hat so viele Verluste gegeben, so viel Schmerz. Aber die Krankheit ist vorbei, Blattsee und Häherfeder sei Dank.« Er zwang sich zu einem optimistischen Ton. »Die Jungen von Lichtherz und Wolkenschweif sind zu Schülern ernannt worden und Brombeerstern ist ein gerechter und souveräner Anführer. Der DonnerClan wird überleben.«

»Natürlich wird er das.« Blaustern nickte. »Brombeerstern hatte einen guten Mentor. Besuchst du ihn in seinen Träumen?«

»Das muss ich nicht«, antwortete Feuerstern. »Ich vertraue ihm.« Er spürte einen ihm bekannten, zornigen Stich in seinem Bauch. »Für mich war es zu früh, meinen Clan zu verlassen«, fauchte er. »Ich hätte ihnen noch viele Blattwechsel lang dienen können.«

»Hättest du sie vor dem Grünen Husten bewahren können? Ihre Wunden schneller heilen können?« Blaustern legte ihren Schwanz auf seine Schulter. »Du hast dem DonnerClan neun gute Leben gegeben. Mehr konnten sie nicht verlangen.«

Geduckt schlüpften sie unter einigen überhängenden Farnwedeln hindurch, dann tappten sie über eine von silbernen Birken umgebene grüne Waldwiese.

»Alle Clans haben in der letzten Blattleere gelitten«, miaute Blaustern. »Beim SchattenClan gibt es mehr Älteste als Krieger und der WindClan hat seine besten Krieger im Großen Kampf verloren. Clan-Gefährten leiden zu sehen, ist für jede Katze hart.« Sie blieb stehen, um für Feuerstern eine Brombeerranke aus dem Weg zu halten. »Aber es gibt immer Hoffnung. Vor allem im SternenClan.«

»Ich weiß«, miaute Feuerstern. »Aber mir war nie bewusst, wie fern ich meinem Clan sein würde. Und ich … ich hatte immer geglaubt, Tüpfelblatt hier zu begegnen, damit sie mir den Weg weist.« Er sah die schöne Schildpattkätzin vor seinem geistigen Auge, die ehemalige Heilerkatze des DonnerClans, die ihren Platz beim SternenClan für ihre lebenden Clan-Gefährten geopfert hatte. Immer wenn er sich an sie erinnerte, schimmerten ihre Bernsteinaugen traurig.

»Tüpfelblatt wird von allen vermisst«, stimmte Blaustern mit einem etwas spitzen Unterton zu. »Aber irgendwann kommt auch Sandsturm hierher und an deine Seite.«

Irgendwann. Wenn Feuerstern an seine Gefährtin dachte, wurde sein Herz stets von Schmerz ergriffen. Wie viele Blattwechsel muss ich noch auf sie warten?

Feuerstern hatte sich ein warmes Nest in einem hohlen Baum eingerichtet. Es schien seltsam, nicht mit anderen Katzen in einem Lager zu schlafen, aber wenn er angestrengt lauschte, konnte er das leise Murmeln der SternenClan-Krieger hören, wenn sie sich ringsherum verborgen im Farn niederließen. Er schloss die Augen und hoffte, sich zum DonnerClan zu träumen.

Aber dann – ihm schien, als wäre er gerade erst vor einem Herzschlag eingeschlafen – weckte ihn eine Pfote, die an seine Schulter tippte. Feuerstern hob blinzelnd den Kopf.

»Wach auf, Feuerstern«, miaute eine Stimme.

Vor ihm stand ein muskulöser, grauer Kater mit weißen Flecken im Fell.

»Wolkenstern!«, rief Feuerstern.

Der ehemalige Anführer des WolkenClans neigte den Kopf. »Sei gegrüßt, Feuerstern.«

Feuerstern rappelte sich auf die Pfoten und schüttelte Moosfetzen aus seinem Pelz. Er hatte Wolkenstern vor vielen, vielen Blattwechseln zuletzt gesehen, als ihn der grau-weiße Kater vom Wald flussaufwärts führte, wo Feuerstern den untergegangenen WolkenClan erneuern sollte. Feuerstern und Wolkenstern hatten sich erst wieder verabschiedet, nachdem Blattstern, die neue WolkenClan-Anführerin, ihre neun Leben empfangen hatte. Feuerstern hätte nie gedacht, dass er ihn jemals wiedersehen würde.

»Was machst du denn hier?«, fragte er. »Die Himmel, in denen du wandelst, sind doch so weit weg.«

»Mir wurde erlaubt, dich aufzusuchen«, antwortete Wolkenstern. »Wir müssen miteinander reden. Komm mit.«

Er tappte vor Feuerstern einen Wiesenhang zum Waldrand hinab. Unten spiegelte sich in einem Teich das silberne Licht des vollen Mondes.

»Ich will dir noch einmal danken, dass du verstanden hast, warum es so wichtig war, den WolkenClan wiederaufleben zu lassen«, miaute Wolkenstern, nachdem er am Wasserrand stehen geblieben war und Feuerstern mit seinen tiefgründigen blauen Augen musterte. »Manchmal kann ein Clan nicht ohne die Hilfe der anderen überleben.«

Feuerstern nickte. »Wenn wir es nicht schon vorher wussten, haben wir das gewiss gerade gelernt«, murmelte er. Einen Herzschlag lang senkte sich erneut die Finsternis während des Großen Kampfes auf sie herab, der Gestank nach Blut und die Schreie von sterbenden Katzen hüllten sie ein.

»Ich habe euren entsetzlichen Kampf mit angesehen«, miaute Wolkenstern. »Und zum ersten Mal war ich froh, dass ich meinen Clan in ein neues Zuhause führen musste, denn so ist uns die Rache des Waldes der Finsternis erspart geblieben.«

»Das war keine Rache. Es war ein Gemetzel.«

Feuerstern spürte, wie ihm das Fell auf dem Rücken zu Berge stand. »Ich musste meinen Clan-Gefährten beim Sterben zusehen. Ich gab mein letztes Leben, um sie zu retten … und das war nicht genug.«

»Ihr habt den Kampf gewonnen«, bemerkte Wolkenstern ungerührt. »Du hast dein Leben nicht umsonst gegeben.« Er tappte am Teichufer weiter, stieg vorsichtig über Pflanzen am Wasserrand.

Feuerstern lief neben ihm her, ihre Pelze streiften sich. »Du hast den weiten Weg bis hierher nicht auf dich genommen, weil du mir für meine Hilfe mit Blattstern danken willst, und über den Großen Kampf wolltest du sicher auch nicht sprechen. Was gibt es, Wolkenstern? Stimmt etwas nicht beim WolkenClan?«

Wolkenstern blieb stehen, setzte sich dann und blickte über den Teich hinweg. Dann hob er unvermittelt eine Hinterpfote und riss sich mit einer vorderen Kralle eine Wunde in den Ballen. Blut floss heraus und tropfte ins Wasser, wo es sich im Silber zu einer roten Wolke ausbreitete.

Wolkensterns heftige Reaktion ließ Feuerstern zusammenzucken. Er stand mit offenem Mund da und starrte in die Wolke aus Blut.

»Ich bin mit einer Botschaft gekommen, die du Brombeerstern überbringen sollst«, miaute Wolkenstern, ohne den Blick von der Wasserfläche zu heben.

»Eine Prophezeiung?«, wiederholte Feuerstern. Meine erste Prophezeiung! Ich bin eine echte SternenClan-Katze!

»Ja. Hör gut zu, Feuerstern. Wenn Blut auf Wasser trifft, wird Blut emporsteigen.«

Feuerstern blinzelte. Ist das alles? »Was bedeutet das?«

»Wir müssen nicht wissen, was es bedeutet«, erklärte ihm Wolkenstern und wandte den Kopf, bis sich seine Augen wie zwei brennende kleine Monde in Feuersterns Augen spiegelten. »Brombeerstern wird es selbst herausfinden.«

»Und wann soll ich Brombeerstern diese Botschaft überbringen?«, fragte Feuerstern. Er widerstand dem Verlangen, mehr Antworten von der alten Katze zu fordern. Ob alle Katzen Prophezeiungen überbringen, ohne ihre Bedeutung zu kennen?

»Du wirst erkennen, wann die Zeit gekommen ist«, antwortete Wolkenstern.

Noch undeutlicher kann er sich wohl kaum ausdrücken, dachte Feuerstern gereizt. Aber er zwang seine Stimme zur Ruhe. »Soll das heißen, dass meinem Clan schon wieder Probleme bevorstehen?«

»Das Leben der Clan-Krieger wird nie von Stürmen verschont«, miaute Wolkenstern. »Es ist unsere Pflicht – die Pflicht aller Sternenkrieger –, über sie zu wachen, was auch geschehen mag.« Sein Blick wurde milder. »Es tut mir leid, Feuerstern. Ich weiß, dass du lieber etwas anderes gehört hättest. Aber ich verspreche, dass Brombeerstern diese Botschaft am Ende helfen wird. Du musst mir nur vertrauen.«

Feuerstern seufzte. »Das tue ich auch. Aber darf ich für die Katzen des DonnerClans nicht um ein paar friedvolle Blattwechsel bitten, nachdem sie so sehr gelitten haben?«

1. KAPITEL

Brombeerstern stand beim Eingang zum Felsenkessel und atmete tief ein. Der Himmel war in der Morgendämmerung milchig fahl, und noch hingen Nebelschwaden zwischen den Bäumen, aber die Luft war erfüllt vom Duft frischen Wachstums, das neues Leben verhieß. Alle Zweige hatten grüne Spitzen, und aus dem toten Laub der Farne sprossen eingerollte Farnwedel, die sich bald öffnen würden.

Eine lange, strenge Blattleere liegt hinter uns, dachte Brombeerstern. Der heftige Schneefall hat uns das Leben schwer gemacht, und wir haben nur wenige Krieger, die Beute jagen können. Noch weniger, seit der Grüne Husten … Dann schüttelte er seinen Pelz. Sein Clan hatte die bittere, gramvolle Blattleere überstanden und das wärmere Wetter kehrte zurück. »Seit dem Großen Kampf sind sechs Monde vergangen«, miaute er laut. »Und jetzt werden wir wieder Kräfte sammeln. Nichts wird den DonnerClan zerstören.«

»So ist es.«

Brombeerstern erschrak, als er Beerennases Stimme hörte. Er hatte nicht bemerkt, dass der sandfarbene Krieger hinter ihm aus der Dornenbarriere getreten war.

»Beerennase, du hast mich so erschreckt, dass ich fast aus dem Pelz gefahren wäre!«, rief er.

»Was kann dich schon erschrecken, Brombeerstern«, antwortete Beerennase. »Ich führe eine Grenzpatrouille an. Willst du uns begleiten?«

Während er fragte, schlüpften Millie und Rosenblatt durch den stachligen Wall, dicht gefolgt von der neuen Schülerin Bernsteinpfote. Ihr Mentor Spinnenbein bildete den Schluss.

Bernsteinpfote sprang zu Beerennase. »Wohin gehen wir heute?«, miaute sie aufgeregt. »Zum WindClan oder zum SchattenClan? Und was tun wir, wenn wir sie in unserem Territorium erwischen? Müssen wir dann kämpfen? Ich hab eine großartige Technik gelernt!«

Beerennase sah leicht überfordert aus, deshalb antwortete Spinnenbein: »Bernsteinpfote, wenn du aufhören würdest, wie eine Amsel zu tschilpen, um stattdessen aufzupassen, könntest du auch etwas lernen.«

Seine Worte waren streng, aber nicht barsch, und Brombeerstern stellte erfreut fest, dass sich Bernsteinpfote von ihrem Mentor nicht einschüchtern ließ. »In Ordnung, Spinnenbein«, miaute sie. »Aber …«

»Wir nehmen uns die WindClan-Grenze vor«, fiel ihr Beerennase ins Wort, »und rechnen fest damit, dass es keinen Ärger gibt.« Er trottete den Hang zum See hinab.

Brombeerstern wartete, bis die restliche Patrouille an ihm vorbeigezogen war, dann schloss er sich an. Er sah, wie mager die Katzen geworden waren, unter ihren dünnen Pelzen zeichneten sich die Rippen ab. Aber ihre Ohren zuckten wachsam und die Muskeln an ihren mageren Läufen strafften sich bei jeder Bewegung. Noch war der DonnerClan nicht besiegt.

Bernsteinpfote huschte im weiten Zickzack zwischen den Bäumen hin und her, bis Spinnenbein eine schwarze Pfote ausstreckte, um sie aufzuhalten.

»Wenn du so weitermachst«, mahnte er, »bist du nach der halben Patrouillenstrecke schon erschöpft. Und falls sich fremde Katzen in unserem Territorium herumtreiben sollten, haben sie dich längst gehört, bevor wir sie entdecken.«

»Entschuldige, Spinnenbein«, miaute Bernsteinpfote und legte die Ohren an.

»Lass sehen, ob du auch leise tappen kannst«, sagte Spinnenbein zu ihr. »Stell dir vor, du würdest dich an eine Maus anschleichen.«

Brombeerstern beobachtete die kleine rote Kätzin, die beim Vorwärtsschleichen jede Pfote so leicht aufsetzte, dass sich kaum ein verschrumpeltes Blatt bewegte.

»Nicht übel«, kommentierte Spinnenbein. »Nur weiter so.«

Für Spinnenbein war das ein beachtliches Lob und Bernsteinpfote reckte stolz ihre Brust.

Die beiden zusammenzutun, war eine gute Entscheidung, dachte Brombeerstern. Insgesamt machen sich alle drei Schüler gut. Es waren die ersten Schüler, die er als Anführer ernannt hatte, und er hatte lange gezögert, welche Mentoren er für sie auswählen sollte. Er hatte Taupfote dann Weißflug zugeteilt, seiner Schwester aus einem früheren Wurf von Wolkenschweif und Lichtherz, und Schneepfote wurde von Efeusee trainiert.

Sie haben so harte Zeiten durchgemacht, sind mit so viel Kummer groß geworden, dachte Brombeerstern. Ich will, dass sie ihre Schülerzeit in friedlichen Monden erleben, damit sie lernen, dass ihr Clan nicht immer an der Schwelle des Todes steht.

Als die Patrouille oberhalb des Sees aus dem Wald trat, entdeckte Brombeerstern Blattsee unter einer älteren Buche. Sie biss Stängel vom früh blühenden Huflattich ab, dessen gelbe Knospen wie winzige Sonnen leuchteten. Sie hatte die Patrouille entdeckt und winkte zum Gruß mit dem Schwanz.

»Du siehst sehr beschäftigt aus«, bemerkte Brombeerstern, als er zu ihr getappt war.

»Das bin ich ja auch.« Blattsee schob den Huflattich zu einem ordentlichen Bündel zusammen. »Häherfeder will, dass ich dies hier pflücke, bevor der Tau in der Sonne getrocknet ist.«

»Hallo, Blattsee!« Millie kam angesprungen. »Ich wollte dir nur sagen, dass Wurzellichts Lunge mit den Übungen wirklich sehr viel freier wird. Ich hatte schreckliche Angst, dass sie den Grünen Husten diesmal nicht überstehen könnte.«

Erleichterung strömte durch Brombeersterns Pelz. Millie war aus gutem Grund besorgt um ihre Tochter Wurzellicht, die ihre Hinterläufe nicht bewegen konnte, seit ein Baum auf sie gestürzt war. Es war kaum zu glauben, dass sie den Grünen Husten überlebt hatte, während Unkenfuß, Eiswolke und Haselschweif daran gestorben waren.

Blattsees Ohren zuckten. »Dafür musst du dich bei Häherfeder bedanken, Millie. Er lässt sich immer wieder etwas Neues einfallen, um Wurzellicht zu helfen. Ich sammele diesen Huflattich für eine neue Kräutermischung, die ihr beim Atmen helfen soll, zusammen mit Thymian und Katzenminze.«

»Wir haben immer noch Katzenminze?«, fragte Millie.

»Oh ja, sie wächst wieder auf dem Flecken, den Häherfeder beim alten Zweibeinernest angepflanzt hat. Ich kümmere mich darum, sobald ich diese Kräuter ins Lager zurückgebracht habe.«

Blattsee nahm ihr Bündel auf und sprang in den Wald hinein. Brombeerstern sah ihr nach und freute sich nicht zum ersten Mal, dass sie sich wieder auf ihre Berufung zur DonnerClan-Heilerkatze besonnen hatte.

Beerennase führte die Patrouille zur WindClan-Grenze. An der Stelle, wo der Bach in den See mündete, legten sie eine kurze Pause ein, dann liefen sie dicht am Wasserrand bergauf weiter. Sie hatten erst wenige Fuchslängen zurückgelegt, als die Sonne über dem Moor aufging und das harte Gras in goldenes Licht tauchte. Brombeerstern blieb stehen, um seine Beine zu strecken, dankbar für die Wärme nach so vielen kalten Monden.

Auf ihrer Wanderung den Berg hinauf wehte eine Brise vom anderen Ufer des Baches den Geruch kräftiger WindClan-Markierungen zu der Patrouille hinüber.

»Die riechen frisch«, murmelte Beerennase mit gerümpfter Nase. »Millie, Rosenblatt, ich will, dass ihr unsere Markierungen auffrischt, während wir weiterziehen. Sonst denkt der WindClan noch, wir würden unsere Grenzen vernachlässigen.«

»Ich will auch eine Markierung setzen!«, miaute Bernsteinpfote sofort. »Ach bitte, darf ich?«

»Darf sie?«, erkundigte sich Spinnenbein bei Beerennase. »Früher oder später muss sie es sowieso lernen.«

»Ich weiß, wie das geht!« Bernsteinpfote hüpfte zum Wasserrand. »Ich hab aufgepasst …« Mit einem Aufschrei brach sie ab, als das Gras unter ihren Pfoten nachgab und sie aus dem Blickfeld verschwand. Einen Herzschlag später hörten sie ein lautes Platschen.

»Bernsteinpfote!«, jaulte Spinnenbein.

Alle Katzen eilten zum Bachufer, wo die Schülerin verschwunden war.

Spinnenbein sprang vom Ufer in den rasch fließenden Bach. Brombeerstern beugte sich über den Rand und sah, wie der schwarze Krieger Bernsteinpfote auf einen Vorsprung schob, der gerade noch aus dem Wasser ragte. Sie hustete Wasser aus, die Strömung zerrte an ihrem Schwanz.

»Ist das kalt!«, keuchte sie.

»Geschieht dir ganz recht, wenn du dich so idiotisch benimmst«, miaute Spinnenbein, während er hinter der jungen Katze hinaufkletterte, doch Brombeerstern sah, dass er ihr dabei tröstend mit der Nase ans Ohr tippte.

»Jetzt steigst du auf meine Schultern, damit dir Brombeerstern nach oben helfen kann.«

Bevor Bernsteinpfote der Anweisung folgen konnte, sah Brombeerstern eine Bewegung im Gebüsch am gegenüberliegenden Ufer des Bachs. Dann trat eine WindClan-Patrouille mit Rennpelz an der Spitze heraus.

»Was ist hier los?«, wollte der WindClan-Krieger wissen. »Was habt ihr in unserem Bach zu suchen?«

»Das ist nicht euer Bach«, fauchte Spinnenbein und duckte sich auf dem Vorsprung, um Bernsteinpfote auf seine Schultern zu lassen. »Wir haben die Grenze nicht überschritten.«

»Das würde ich euch auch nicht raten«, knurrte Rennpelz mit gesträubtem Fell. »Wir wissen alle, was der DonnerClan von Grenzen hält.«

Brombeerstern reckte die Schnauze nach Bernsteinpfote aus, die unsicher auf Spinnenbeins Schultern balancierte, packte sie am Nackenfell und zog sie aufs sichere Ufer. Eine Chance, Rennpelz zu antworten, bekam er nicht, weil Rosenblatt an ihm vorbeisauste, über den Bach sprang und Nase an Nase vor dem WindClan-Krieger stehen blieb.

»Wie kannst du es wagen!«, jaulte sie. »Nenn mir einen einzigen Beweis, wann der DonnerClan in euer Territorium eingedrungen sein soll.«

Rennpelz ließ die Krallen ausfahren, während seine Clan-Gefährten Blattschweif und Nachtwolke wütend lossprangen und Rosenblatt fauchend umkreisten. Nachtwolke holte aus und erwischte Rosenblatt mit den Krallen am Ohr.

Zwei weichpelzige WindClan-Schüler sahen mit großen Augen zu und hüpften von einer Pfote auf die andere, als würden sie auf ihr Zeichen zum Einsatz warten.

»In unser Territorium eingedrungen? Wie wär’s mit jetzt?«, miaute Nachtwolke spitz. Sie peitschte mit dem Schwanz. »Geh zurück auf eure Seite des Bachs.«

»Sie hat recht«, miaute Brombeerstern und trat nah an den Wasserrand. Dieser Kampf war unsinnig. »Rosenblatt, komm sofort zurück!«