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Die Bibelstellen sind nach der im gleichen Verlag erschienenen „Elberfelder Übersetzung“ (Edition CSV Hückeswagen) angeführt.

2. Auflage 2017

© 2017 Christliche Schriftenverbreitung e.V., Hückeswagen, 2011
Umschlaggestaltung: www.wephdesign.de
Satz und Layout: Christliche Schriftenverbreitung
E-Book: VCG, Wiehl

ISBN E-Book: 978-3-89287-568-0

www.csv-verlag.de

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

„Christus hat die Versammlung (Gemeinde, Kirche) geliebt und sich selbst für sie hingegeben“ (Epheser 5,25).

Es gibt viele Gemeinden, Kirchen und Versammlungen. „Ist diese Vielfalt gut?“, so fragen sich manche Christen. „Zu welcher dieser christlichen Glaubensrichtungen sollte ich mich am besten wenden?“, ist für viele eine zweite Frage. Oder anders ausgedrückt: Wie soll sich jemand, der eine bibelorientierte Gemeinde sucht, heute noch zurechtfinden?

Ich möchte versuchen, auf diese Fragen fundierte Antworten aus Gottes Wort zu geben. Es ist mein Wunsch, dass dieses Buch dazu beiträgt, Gottes Gedanken über seine Gemeinde besser verstehen zu lernen. Denn jeder aufrichtige Christ sollte in der Lage sein, anhand der Bibel die Praxis seines Gemeindelebens zu beurteilen und zu gestalten. Wichtig ist zudem, dass wir mit allen unseren Fragen – auch zum Thema „Biblische Gemeinde“! – ins Gebet gehen und Gott bitten,

  1. uns anhand seines Wortes eine klare Vorstellung von diesem wunderbaren Thema zu geben.
  2. uns zu zeigen, wie wir seine Gedanken in konkreten Lebensumständen anwenden können.

Gott will uns zur Hilfe kommen! Niemals verunsichert Er die Seinen, im Gegenteil: Er will uns „vollkommen machen, befestigen, kräftigen, gründen (1. Petrus 5,10).

Natürlich kann ich in diesem Buch nicht jede Detailfrage zum Thema „Gemeinde“ beantworten. Das ist auch nicht meine Absicht. Mir ist wichtig, Ich eine Reihe von Kernaussagen zu beleuchten und die größeren Zusammenhänge aufzuzeigen. Wer sich weiter in diesen Themenkomplex einarbeiten möchte, was empfehlenswert ist, dem gebe ich am Ende des Buches ein paar Hinweise zu guten Büchern bzw. Seiten im Internet, die nützliche Ausarbeitungen anbieten.

1. Wie ist dieses Buch gegliedert?

Bevor wir weiter in dieses wichtige Thema „Gemeinde“ einsteigen, nenne ich kurz die Vorgehensweise in diesem Buch. Zuerst geht es um den Begriff „Gemeinde“. Danach versuche ich, einige grundlegende Aspekte der biblischen Wahrheit über die Gemeinde vorzustellen. Diese sind Voraussetzung dafür, die göttlichen Gedanken über seine Gemeinde richtig zu verstehen. Zu diesem Themenbereich gehören im dritten Teil auch die verschiedenen Blickwinkel auf die Gemeinde: Das sind die bildhaften Ausdrücke, die wir im Neuen Testament für die Gemeinde finden.

In den Kapiteln 4 bis 6 behandle ich

  1. den Dienst und die Ämter in der Gemeinde,
  2. das Zusammenkommen von Christen sowie
  3. einige praktische Punkte im Blick auf die Verwirklichung dessen, was wir in der Heiligen Schrift über die örtliche und weltweite Versammlung lernen.

Dieser Teil wird mit einigen Fragenbeantwortungen abgeschlossen.

Es liegt uns nahe, uns sofort den praktischen Aspekten dieses Themas zuzuwenden, weil sie eine besondere aktuelle Relevanz besitzen. Aber kann man in der Praxis die Gedanken Gottes verwirklichen, ohne sich vorher mit der Lehre zu befassen? Daher bitte ich jeden Leser, mit dem ersten Teil dieses Buches zu beginnen. In aller Kürze bietet er die notwendige Grundlage für das Verständnis des zweiten Teils über das praktische Gemeindeleben.

2. Ziel des Buches

Es ist mir wichtig, das Thema „Gemeinde“ so leicht verständlich wie möglich darzustellen. Wer schon öfter zu diesem Thema etwas gehört oder gelesen hat, wird manches Bekannte wiederfinden. Das ist nicht tragisch. Wir lesen von Petrus, dass er dafür Sorge trug, die Empfänger seines Briefes an Dinge zu erinnern, die sie schon kannten (vgl. 2. Petrus 1,12–15). Auch für uns ist es gut, sich wieder zu erinnern. Mit einer solchen Erinnerung ist oft verbunden, dass man auf neue Aspekte stößt, über die es sich lohnt nachzudenken.

Manche Leser beschäftigen sich vielleicht das erste Mal mit diesem Thema. Gerade ihnen ist dieses Buch gewidmet Die biblische Wahrheit über die eine Gemeinde Gottes kennenzulernen, ist ein großer Gewinn. Vielleicht denken Sie[1] jetzt an „Ihre“ Gemeinde, „Ihre“ Kirche. Es wäre nützlich, diesen Gedanken etwas zurückzustellen, um zuerst unvoreingenommen zur Kenntnis zu nehmen, was das Neue Testament unter Gemeinde versteht, nämlich alle gläubigen Christen (universell, weltweit oder örtlich). Als das Neue Testament geschrieben wurde, gab es noch keine unterschiedlichen Gruppierungen von Christen. Doch auch heute ist es noch wahr, dass alle Erlösten die eine Gemeinde bilden. Diese Gemeinde ist dem Herrn Jesus so viel wert gewesen, dass Er sein Leben für diese Gemeinde hingab. Er ist für sie am Kreuz gestorben (vgl. Epheser 5,25). Daher lohnt sich die Beschäftigung mit dieser Gemeinde. Auch die Frage, wie man heute noch in Übereinstimmung mit den biblischen Gedanken über die Gemeinde leben kann, ist keineswegs nebensächlich. Das wird hoffentlich im Lauf der Betrachtung deutlich.

3. Kontakt

Womöglich bleibt nach der Lektüre des Buches noch eine Reihe von Fragen offen. In diesem Fall werden Sie sich bitte an jemanden, zu dem Sie ein Vertrauensverhältnis haben und der auf Ihre Fragen eingehen kann. Vielleicht kann die Person weiterhelfen, die Ihnen dieses Buch überreicht hat.

Auch der herausgebende Verlag wird Ihnen gerne Ansprechpartner in Ihrem Umkreis nennen. Es ist gut, biblische Antworten auf Fragen zu erhalten, die uns beschäftigen.


Fußnoten

[1] Am liebsten würde ich in diesem Buch jeden duzen. Da es jedoch viele Leser gibt, die das zumindest ungewöhnlich finden, habe ich mich entschieden, die „Sie-Form“ zu wählen. Ich bitte gerade jüngere Leser, mir diese Höflichkeitsform nachzusehen und für sich selbst einfach ein „du“ einzusetzen.

Was sagt die Bibel über die Gemeinde?

1. Gemeinde, Kirche, Versammlung – wie drückt man sich richtig aus?

„Den Versammlungen (Gemeinden) von Galatien: Gnade euch und Friede von Gott, dem Vater, und unserem Herrn Jesus Christus, der sich selbst für unsere Sünden gegeben hat, damit er uns herausnehme aus der gegenwärtigen bösen Welt“ (Galater 1,2–4).

Bevor wir uns ein paar Einzelheiten anschauen, will ich etwas über den Begriff „Gemeinde“ sagen. Bestimmt haben Sie schon mindestens diese drei Titel für „Gemeinde“ gehört:

  1. Gemeinde
  2. Kirche
  3. Versammlung

Manche kennen auch noch den Ausdruck „Ekklesia“. Warum diese Auswahl? Muss man sich für einen bestimmten Ausdruck entscheiden?

Das Neue Testament ist in griechischer Sprache verfasst worden. Dort steht immer dann, wenn in deutschen Übersetzungen „Gemeinde“, „Kirche“ oder „Versammlung“ steht, das Wort „ekklesia“. Diesen Ausdruck kann man wörtlich übersetzen mit „Herausrufung“ oder „Herausgerufene“. Allerdings besaß er diese Bedeutung in neutestamentlicher Zeit nicht mehr. „Ekklesia“ wurde vielmehr für

Meistens allerdings wird mit „ekklesia“ im Neuen Testament die Gesamtheit aller Kinder Gottes bezeichnet, sei es

In 1. Korinther 14,19 und in anderen Stellen werden auch die Zusammenkünfte der „ekklesia“ so genannt.

Noch immer habe ich den Eindruck, dass die Bedeutung von „ekklesia“ am besten und neutralsten durch den Begriff „Versammlung“ fassbar wird. Gott versammelt Kinder Gottes, Er hat sie zu einem wunderbaren Organismus zusammengefügt – zur Versammlung Gottes.

Kirche

Das Wort „Kirche“ ist ein Lehnwort[1], eine Verdeutschung des griechischen Wortes „kyriaké“, das „dem Herrn gehörend“ bedeutet. Dieser Ausdruck wurde im frühchristlichen Sprachgebrauch „Herrentag“ genannt und auf den „Sonntag“ bezogen. An diesem Tag versammelte sich die örtliche Gemeinde (vgl. zum Beispiel Apostelgeschichte 20,7). Daher wurde „Kirche“ zu einem Ausdruck für die örtliche Gemeinde.

Es gilt allerdings zu bedenken, dass das Neue Testament gerade nicht davon spricht, dass Jesus Christus „Herr der Versammlung“ ist. Er ist zwar Herr jedes einzelnen Gläubigen, steht aber zu der Gemeinde nicht in einem Herrschaftsverhältnis. Zweifellos hat Er Autorität in der Versammlung. Aber Er wird nicht ihr Herr genannt.

Gemeinde

Der dritte Ausdruck, „Gemeinde“, hebt den Aspekt der Gemeinschaft hervor. Gläubige Menschen haben vieles gemeinsam: ewiges Leben, ihren Herrn und Retter, den himmlischen Vater, sie gehören zur selben Familie Gottes usw. Daher pflegen sie miteinander Gemeinschaft. Sie haben gemeinsame Interessen oder zeichnen sich dadurch aus, dass sie eine vereinte Anhängerschaft bilden. Sie sind Jünger und Diener des Herrn Jesus.

Das Zusammenkommen der Gläubigen kann man mit „Gemeinde“ nicht ausdrücken. Auch lässt Gemeinde stärker an eine Organisation (allein schon im politischen Sinn) und weniger an einen lebendigen Organismus denken.

Schlussfolgerung

Vor diesem Hintergrund verwende ich die Bezeichnung „Versammlung“ besonders gerne. Dennoch hat sich unter vielen Christen der Begriff „Gemeinde“ durchgesetzt. Zudem denken manche bei „Versammlung“ an eine Bezeichnung für Christen mit einer bestimmten Glaubensüberzeugung. Das führt in die Irre. Deshalb schrieb schon Rudolf Brockhaus, der Ende des 19. und am Anfang des 20. Jahrhunderts vertrauenswürdige und bewährte Erklärungen zu Gottes Wort geschrieben hat: „Hätten die Übersetzer ahnen können, zu welch falschen Auslegungen und welchen Unterstellungen die Wahl jenes Ausdrucks [Versammlung] im Laufe der Jahre führen würde, möchten sie vielleicht, trotz ihrer Bedenken, die Übersetzung ‚Gemeinde' gelassen haben.“

In diesem Buch benutze ich alle drei genannten Begriffe: Versammlung, Gemeinde, Kirche. Damit möchte ich verdeutlichen, dass es nicht um eine Gruppe von Christen geht, nicht um eine bestimmte „Gemeinde“, die etwa Versammlung oder ähnlich hieße. Nein, es geht um die biblische Versammlung Gottes, um nicht mehr, aber auch um nicht weniger.

Es ist ohnehin nicht in erster Linie von Bedeutung, wie wir die biblische Versammlung nennen, sondern dass wir darunter das Richtige verstehen, nämlich was die Bibel darüber sagt. Darauf liegt der Schwerpunkt dieser Ausführungen. Zudem sollten wir nicht meinen, dass jeder beim Verwenden des Wortes „Versammlung“ das ganze Bedeutungsspektrum von „ekklesia“ vor Augen hat. Wir verwenden in unserer Sprache viele Vokabeln, die keine in ihnen wohnende Bedeutung verkörpern.

Auf keinen Fall sollte man einen der genannten Begriffe als Bezeichnung für eine besondere Gruppe von Christen verwenden. Das wäre sektiererisch, weil man sich damit von anderen Gläubigen abgrenzen würde. Im Neuen Testament finden wir die Gemeinde als Ausdruck aller Erlösten verwendet. So wollen wir es auch in diesem Buch und als persönliche Überzeugung halten.

2. Wem gehört die Gemeinde?

Die Versammlung Gottes ..., die er sich erworben hat durch das Blut seines Eigenen“ (Apostelgeschichte 20,28).

Es stellt sich zunächst die Frage, wem die Gemeinde eigentlich gehört. Ich habe schon den Titel „Gemeinde Gottes“ verwendet. Hier möchte ich begründen, warum dieser Ausdruck richtig ist.

Die Bibel kennt zwei Eigentümer der Gemeinde. Allerdings sind das nicht zwei Personen, die unabhängig voneinander sind. Sie gehören zusammen:

  1. Der Herr Jesus sagte einmal zu Petrus: „Und auf diesen Felsen werde ich meine Versammlung bauen“ (Matthäus 16,18). Er selbst ist derjenige, der baut. Er spricht davon, „seine“ Gemeinde zu bilden. Sie gehört Ihm.
  2. Der Apostel Paulus sagte einmal zu den Ältesten aus Ephesus: „Die Versammlung Gottes ..., die er sich erworben hat durch das Blut seines Eigenen“ (Apostelgeschichte 20,28). In dieser Stelle lesen wir vom ewigen Gott. Es ist (auch) seine Gemeinde. Er hat sie sich erworben, und zwar durch das Werk des Herrn Jesus. Das heißt, Er hat dafür einen einzigartigen Preis bezahlt: das Leben seines eigenen Sohnes. So wichtig ist Gott diese Gemeinde. Sie gehört Ihm.

Zwischen den Personen der Gottheit gibt es keine Eifersucht, keinen Neid. So kann Gott von „seiner“ Gemeinde sprechen, genauso wie der Herr Jesus das tut. Beide sind Personen der Gottheit und Eigentümer der Versammlung.

3. Wer gehört zur Gemeinde?

„Paulus ... der Versammlung Gottes, die in Korinth ist, den Geheiligten in Christus Jesus, den berufenen Heiligen“ (1. Korinther 1,2).

Die Gemeinde Gottes ist keine Organisation und auch kein Gebäude. So mag man landläufig den Begriff „Kirche“ verwenden. In Gottes Augen aber ist die Versammlung ein lebendiger Organismus, der aus unterschiedlichsten Menschen besteht. Paulus schreibt an die Versammlung Gottes in Korinth – und er meint damit Personen in dieser Stadt, die „geheiligt“ und berufene Heilige sind. Das sind nicht Menschen, die nach ihrem Tod heiliggesprochen werden sollen. Es handelt sich um Menschen, die Gott für sich selbst zur Seite gestellt hat, damit sie zu Ihm gehören und Ihm dienen. Sie sind Heilige, weil Gott ihnen seine eigene heilige Natur geschenkt hat und sie so für sich abgesondert hat.

Wie ist so etwas möglich? Gott hat denen, die an den Herrn Jesus glauben, ewiges Leben gegeben. „So viele ihn [den Herrn Jesus] aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben, die ... aus Gott geboren sind“ (Johannes 1,12.13). „Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe“ (Johannes 3,16).

Wer gehört zu der Gemeinde Gottes? Jeder, der Jesus Christus als Retter angenommen hat, der stellvertretend für ihn gestorben ist. Dazu gehört eine echte Sinnesänderung (Buße) und das Bekenntnis der eigenen (noch bewussten) Sünden. In Verbindung mit dem persönlichen Glauben ist eine solche Person mit dem Heiligen Geist versiegelt worden (Epheser 1,13). Der Glaube an Jesus Christus und sein Erlösungswerk retten, nicht die Zugehörigkeit zu einer bestimmten christlichen Gruppierung oder Organisation. Allein der Glaube bringt uns in Verbindung mit Gott. Und Gott macht den Glaubenden zu einem Glied (nicht Mitglied) seiner Gemeinde.

4. Seit wann gibt es die Gemeinde?

„Und als der Tag der Pfingsten erfüllt wurde, waren sie alle an einem Ort beisammen. Und plötzlich kam aus dem Himmel ein Brausen, wie von einem daherfahrenden, gewaltigen Wind, und erfüllte das ganze Haus, wo sie saßen. Und es erschienen ihnen zerteilte Zungen wie von Feuer, und sie setzten sich auf jeden Einzelnen von ihnen. Und sie wurden alle mit Heiligem Geist erfüllt“ (Apostelgeschichte 2,1–3).

Als Jesus Christus hier auf der Erde lebte, gab es die Gemeinde noch nicht. Zwar hat Er von ihr gesprochen, aber in der Zukunftsform: „Auf diesen Felsen werde ich meine Versammlung bauen“ (Matthäus 16,18).

Der Herr nennt in diesem Vers auch das Fundament der Gemeinde: den Felsen. Wer oder was ist das? Jesus Christus selbst. Denn das Symbol „Fels“ wird auf Ihn direkt bezogen (vgl. 1. Korinther 10,4). Dementsprechend lesen wir in 1. Korinther 3,11 über die Gemeinde: „Einen anderen Grund kann niemand legen, außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“

Der christliche Glaube und die Gemeinde Gottes haben eine sichere und unzerstörbare Grundlage: Eine Person, die gestorben und auferstanden ist und jetzt im Himmel absolute Sicherheit garantiert (1. Korinther 15,3.4; Epheser 1,20–23). Diese Person ist „der Sohn des lebendigen Gottes“ (Matthäus 16,16). Das heißt, Er ist Gott selbst. Deshalb kann niemand die Versammlung zerstören. Er müsste Gott überwinden können. Das aber ist unmöglich.

Der Tag der Pfingsten

Wenn Jesus Christus davon sprach, dass Er die Gemeinde erst in Zukunft bauen würde – wann war das? Die Antwort gibt uns Apostelgeschichte 2. Auf die Auferstehung und Himmelfahrt Jesu folgte der Tag der Pfingsten. An diesem Datum ist der Heilige Geist auf diese Erde gekommen und die Gemeinde entstanden.

Das Wort „Pfingsten“ ist ein Lehnwort (griechisch: „pentekoste“) und bedeutet „der 50. Tag“. Das jüdische Pfingstfest fand nach 3. Mose 23 fünfzig Tage bzw. sieben Wochen und einen Tag nach dem Sabbat statt, der auf das Passah folgte. Der Herr Jesus Christus starb am Freitag des Passahfestes und ist am ersten Tag der Woche auferstanden, der auf den Sabbat folgte. Sieben Wochen nach seiner Auferstehung war dann der Pfingsttag, von dem wir in Apostelgeschichte 2 lesen.

An diesem Tag kam Gott, der Heilige Geist, auf die Erde (Apostelgeschichte 2,1–4). Aus 1. Korinther 12,13 lernen wir, was der Heilige Geist an diesem Tag geschaffen hat: die Gemeinde, den Leib Christi. „Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt worden.“ Es geht hier nicht um die Wassertaufe. Von Wasser ist überhaupt keine Rede. Der Heilige Geist hat die Gläubigen an diesem Tag durch einen Akt göttlicher Kraft zu einer neuen Einheit, einem neuen Organismus zusammengeführt: zu der Gemeinde. Dadurch stehen die Gläubigen jetzt nicht einfach einzeln nebeneinander. Sie sind durch den Heiligen Geist untrennbar miteinander als Versammlung verbunden. „Wir sind Glieder voneinander“ (Epheser 4,25). Damit sind sie zugleich und sogar in erster Linie mit Jesus Christus selbst verbunden worden. Die Versammlung ist sein Leib (Epheser 1,23) und „wir sind Glieder seines Leibes“ (Epheser 5,30).

Voraussetzungen für das Entstehen der Gemeinde

Die Entstehung der Gemeinde hing nicht von Menschen ab. Sie ist das Werk Gottes. Wir Erdenbewohner konnten und können zum Fundament dieses neuen Hauses nichts beisteuern. Das gilt nicht nur für den Beginn, sondern auch das Bestehen der Kirche Gottes auf der Erde. Wir können sie nicht durch eigene Überlegungen und Anstrengungen erhalten, zum Beispiel durch besondere Treue. Die Gemeinde hängt allein von Jesus Christus, von Gott selbst ab. Das nimmt nichts von unserer Verantwortung weg, die wir „die Einheit des Geistes in dem Band des Friedens“ bewahren sollen (Epheser 4,3). Aber wenn die Existenz der Versammlung auf der Erde von uns abhinge, würde sie nicht mehr existieren. Weil Gott sie bewahrt, gibt es sie bis heute.

Das Neue Testament nennt uns zwei Voraussetzungen für die Bildung der Gemeinde:

  1. Jesus Christus musste in den Himmel zurückkehren.
    Im Johannesevangelium wird gesagt: „Noch war der Geist nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war“ (Kap. 7,39; vgl. Johannes 16,7). Vor der Gründung der Gemeinde war es nötig, dass Jesus Christus in den Himmel auffährt. Der verherrlichte Menschen Jesus Christus im Himmel zur Rechten Gottes ist ihr Haupt (Epheser 1,20–23).
    Für die Verherrlichung gab es jedoch wiederum eine Voraussetzung: Jesus Christus musste am Kreuz von Golgatha sterben. Dort hat Er Gott, seinen Vater, vollkommen verherrlicht (Johannes 17,1.4.5). Nicht nur das: Er gab sich selbst für die Gemeinde hin (Epheser 5,25) und erlitt Drangsale „für seinen Leib, das ist die Versammlung“ (Kolosser 1,24). Sein Blut war der Preis für seine Gemeinde (Apostelgeschichte 20,28). Und auch dafür gab es eine Voraussetzung: Es hätte keine Gemeinde geben können, ohne dass der ewige Gott Mensch wurde (Johannes 1,1.14). Gott sei Dank – Er ist als Mensch auf diese Erde gekommen.
  2. Der Heilige Geist musste auf die Erde kommen.
    Jesus hatte verschiedene Male angekündigt, dass der Heilige Geist auf diese Erde kommen würde (Johannes 14,26; 15,26; 16,7.13). Die Gemeinde ist nicht nur mit einem himmlischen, verherrlichten Menschen verbunden, sondern Gott, der Heilige Geist, wohnt in ihr. „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“ (1. Korinther 3,16). Es musste also der Heilige Geist auf die Erde kommen, um die Versammlung zu bilden und in ihr zu wohnen.

Gottes ewiger Ratschluss über seine Gemeinde

Die Gemeinde ist am Pfingsttag entstanden, 50 Tage nach dem Tod Christi und 10 Tage nach seiner Himmelfahrt. Das ist die „Geburtsstunde“ der Versammlung auf der Erde. Gab es aber vorher noch keinen Gedanken an die Gemeinde?

In Epheser 3 finden wir auf diese Frage eine klare Antwort: Doch! Schon vor dem Schöpfungswerk hatte Gott den Plan, seine Versammlung zu bilden. Er hatte diesen Beschluss in seinem Herzen „von den Zeitaltern her verborgen“, also in der Ewigkeit, bevor irgendetwas erschaffen worden war (Epheser 3,9). Während die Gemeinde auf der Erde also erst am Pfingsttag entstand, gab es sie für Gott in seinen „Plänen“ schon immer.

Das ist ein sehr wichtiger Unterschied zum Volk Israel. Zwar war Israel vor der Gemeinde auf der Erde. Aber Gottes Pläne der Kirche sind im Gegensatz zum Volk Israel vor Grundlegung der Welt gefasst worden. Das Reich Gottes hier auf der Erde ist „von Grundlegung der Welt an“ bereitet. „Dann wird der König zu denen zu seiner Rechten sagen: Kommt her, Gesegnete meines Vaters, erbt das Königreich, das euch bereitet ist von Grundlegung der Welt an“ (Matthäus 25,34). Während die „Entstehung“ der Gemeinde also schon vor dem Schöpfungsakt feststand, bezieht Gott sein Handeln im Blick auf das Volk Israel auf die Zeit nach der Schaffung dieser Erde. Die Versammlung ist somit ihrem Ursprung nach göttlich und ihrem Wesen nach himmlisch, das Volk Israel und sein Platz im Reich Gottes dagegen zeitlich und irdisch.

Damit beantwortet sich auch die Frage, bis wann die Gemeinde existieren wird. Man liest in Offenbarung 21,1–8 in einem Abschnitt, der von der zukünftigen Ewigkeit spricht: „Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde ... Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel herabkommen von Gott, bereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut ... Siehe, die Hütte Gottes bei den Menschen“ (Offenbarung 21,1–3). Völker, Sprachen und Nationen wird es auf der neuen Erde nicht mehr geben – es ist nur noch von „Menschen“ die Rede. Die Gemeinde dagegen existiert auch in Ewigkeit noch. Auch wenn es auf den ersten Blick kaum erkennbar sein mag: Die Gemeinde verbirgt sich hier hinter der „Stadt“, der „Braut“ und der „Hütte“. Sie ist der ewige Gedanke Gottes für seinen geliebten Sohn Jesus Christus. In diesem Sinn heißt es in Epheser 3,21: „Ihm [Gott] sei die Herrlichkeit in der Versammlung in Christus Jesus auf alle Geschlechter des Zeitalters der Zeitalter hin! Amen.“ Die Versammlung ist eine nie aufhörende Institution mit einer nie aufhörenden Sonderstellung und Beziehung inmitten der Gläubigen.

5. Was für eine Beziehung hat die Gemeinde zum Heiligen Geist?

„Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden“ (1. Korinther 12,13).

Die Tatsache, dass heute mit dem Heiligen Geist eine göttliche Person auf der Erde wohnt, ist nicht nur ein großer Segen, sondern geradezu charakteristisch für die christliche Zeit. In der Zeit des Alten Testaments wirkte der Geist Gottes auf der Erde. Das macht Gott bereits in 1. Mose 1,2 deutlich. Immer wieder beeindruckt uns, wie Gott durch seinen Geist tätig war.

Es hat aber keine andere Zeit gegeben und wird auch keine mehr geben, in welcher der Heilige Geist als göttliche Person in der Versammlung (1. Korinther 3,16) und in jedem einzelnen Gläubigen (1. Korinther 6,19) auf der Erde wohnt, und zugleich ein Mensch, verherrlicht zur Rechten Gottes, mit diesen Gläubigen untrennbar verbunden ist: Christus Jesus, das Haupt des Leibes der Versammlung (Kolosser 1,18).

Warum ist dieser Punkt so bedeutsam? Man kann den Segen, der durch den Geist Gottes und den verherrlichten Christus für die Gemeinde Gottes besteht, gar nicht hoch genug einschätzen. Christus, das Haupt im Himmel, steuert, fördert und segnet seine Kirche hier auf der Erde.