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Eckart Warnecke

Reiki

Der zweite Grad

(Die Zukunft liegt in Dir)

Verlag tao.de

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© 2016 tao.de in J. Kamphausen Mediengruppe GmbH, Bielefeld

Autor: Eckart Warnecke

Erstauflage: 1996
Umschlaggestaltung: Torsten Winter

Verlag: J. Kamphausen Mediengruppe GmbH, Bielefeld · www.tao.de

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.de abrufbar.

ISBN

Paperback: 978-3-96051-274-5
Hardcover: 978-3-96051-425-1
e-Book: 978-3-96051-276-9

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Vorwort zur überarbeiteten Neuauflage

„Ein lebendiger Geist versucht, sich in seiner Zeit zu begreifen und so einen Weg zu suchen in die unbekannte Zukunft.“

(Dr. Walther Schmandt)

Es ist genau 20 Jahre her, seit die erste Fassung dieses Buches erschien. Da es das einzige seiner Art war, welches sich mit den fortgeschrittenen Anwendungen der Energie-Arbeit mit Hilfe von Reiki beschäftigte, kam es in den Jahren darauf zu einer erfreulich großen Nachfrage. In Briefen, Telefonaten und persönlichen Gesprächen teilten mir immer wieder Leser mit, es gäbe zwar eine Vielzahl von Büchern über Reiki, allerdings keines, dass sich derart ausführlich und praxisnah mit den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des zweiten Grades und dem Weg der persönlichen Weiterentwicklung befassen würde. Und da das Interesse groß war, die Inhalte des Buches auch praktisch zu erlernen, kamen Jahr für Jahr viele Menschen zu mir in das Zeit-für-Dich Zentrum, um sich in Reiki-2-Seminaren und Aufbaukursen unterrichten und fortbilden zu lassen.

Allerdings geriet mein früherer Verlag ‚PeterErd‘ etwa ab dem Jahr 2004 in Schwierigkeiten und wurde im Zuge dieser Entwicklung nach und nach liquidiert. Ich hatte seinerzeit lange gar nicht bemerkt, was da lief, denn es gab ja noch genügend Exemplare in den Beständen der Buchhändler. Erst, als ich immer wieder Anrufe oder Zuschriften bekam mit der Frage, ob ich noch ein Reiki-2-Buch zum Privatverkauf haben würde, merkte ich, was sich hinter den Kulissen scheinbar abzuspielen schien.

Da ich über die fast drei Jahrzehnte, in denen ich mich inzwischen mit Meditation, Gesundheit und Selbstfindung beschäftige so viele wunderbare Erfahrungen gemacht habe und meine, dass die liebevolle Reiki-Kraft sowie ein mitfühlender Umgang zwischen uns Wesen in einer Zeit, in der immer häufiger Worte wie Militär, Krise, Gewalt und Sorgen um die Zukunft in den Nachrichten erscheinen, wichtiger denn je zu werden scheint, habe ich mich entschieden, mich noch mal hinzusetzen, um dieses Buch wieder auf den Weg zu bringen.

Anfangs bestand mein Ziel lediglich darin, ein identisches Buch wieder herauszubringen. Da ich keinerlei Text-Kopien von damals besaß, musste der bisherige Inhalt in seiner Gesamtheit allerdings erst mal abgetippt werden (hier ein Dank an Andrea). Als ich dann damit begann, den Text zu korrigieren, merkte ich, dass sich doch einiges an meinem Wissensstand verändert hatte. Außerdem bekam ich Lust dazu, den Inhalt zu erweitern.

So erstreckte sich die Arbeit an diesem hier vorliegenden Buch über einen Zeitraum von knapp zwei Jahren. Letztendlich hat es vor allem deshalb auch so lange gedauert, da ich nach und nach die ursprüngliche Fassung komplett überarbeitet, umgeschrieben, ergänzt und aktualisiert habe. Und bei dieser Ergänzung entstanden dann auch noch fünf völlig neue Kapitel mit ganz neuen Themen. Insofern bekam das Buch nicht nur ein umfassenderes Gesicht, sondern in meinen Augen auch mehr innerliche Tiefe; folglich ist es weniger als Neuauflage, sondern mehr schon als eine Neuerscheinung zu verstehen. Jetzt ist es nicht nur als eine Art ‚Reiki-Lehrbuch‘ zu verstehen, sondern wird auch für all‘ diejenigen eine Anleitung sein, die das Ziel haben, sich weiter zu entwickeln.

Ich hoffe nun, die Arbeit mit diesem Buch wird dir, egal ob Reiki-Schüler, Suchender, Lehrer oder Therapeut helfen, deine persönliche Reifung und Selbstfindung zu unterstützten. Da wir aber nur existieren können, wenn auch unsere Umgebung intakt ist, erfährst du im Verlaufe des Buches immer wieder Hinweise darauf, wie wichtig die Gemeinschaftsgefühl, Mitverantwortung für Mensch und Natur sowie die Förderung von innerem Frieden ist.

Die Arbeit mit diesem Buch soll dir demzufolge Mut machen, innerlich freier zu werden, die eigene Selbsterkenntnis zu unterstützen und auch andere Menschen dazu anzustacheln, das Positive im Leben zu sehen; denn letztlich hat es jeder einzelne von uns selber in der Hand, durch sein Handeln den heilsamen Einfluss der Reiki-Kraft für sich, für andere, wie auch auf unseren Planeten zu vermehren.

Ich wünsche Dir dabei Herzenswärme und Geduld, aber auch festen Boden unter deinen Füßen sowie viel Schwung und einen klaren Kopf auf deinem Weg – denn: ‚Die Zukunft liegt in dir‘.

Eckart Warnecke (im Dezember 2016)

Kapitel 1
Die Grundlagen für wirkliche Heilung

Die Erlangung einer positiven Geisteshaltung

Östliches Verständnis als Basis der menschlichen Psyche

Die Verbindung zwischen Buddhismus und dem Reiki-Weg

Selbstverwirklichung – Was ist das eigentlich wirklich?

Den Schleier der Selbsttäuschung zur Seite ziehen

Worauf kommt es an? Plädoyer für die Reiki-Zukunft

Kapitel 2
Der zweite Grad: „Was erwartet Dich?“

Die Zeit ist reif ....

Reiki als Stufenweg zur Entfaltung der Persönlichkeit

Der Ablauf eines II. Grad-Seminares

Wie wichtig ist der Glaube bei Reiki?

Kapitel 3
Dr. Mikao Usui – Klarstellungen zur Reiki-Legende

Kapitel 4
Die „Handwerkzeuge“ des 2.Grades

Einführung in die Grundlagen und Techniken

Fern-Reiki: Raum und Zeit überwinden

Fern-Reiki unter Nutzung des mentalen Potentials

Fern-Reiki unter Nutzung von Hilfsmitteln

Das Mentalheilungs- oder Emotional-Symbol

Energieaktivierung durch das Kraft-Symbol

Sinn und Bedeutung von Einstimmungen

Das „Meditative Wahrnehmen“ im Kontext einer Reiki-Anwendung

Kapitel 5
Reiki in Beziehungen

Gefahren für die Partnerschaft

Der 1. Schritt

Reiki bei gegenseitigen Vorhaltungen

Reiki bei sexuellen Schwierigkeiten

Reiki zur Förderung männlicher und weiblicher Energien

Kapitel 6
Krebs – Aufforderung zur Veränderung

Reiki-Krebsbehandlung

Übung: Aktivierung des Immunsystems

Ursachen für Krebserkrankungen

Auflösung und Heilung zurückliegender Konfliktursachen

Kapitel 7
Reinigung von Wohnräumen und Orten

Das Auffinden von Störungsursachen

Reiki zur Harmonisierung von Wohnräumen

Förderung einer neuen Wohnkultur

Kapitel 8
Reiki und Psyche

Kapitel 9
Umweltarbeit und Weltgeschehen

Raubbau an ‚Mutter Erde‘ - Wie viel Zeit haben wir noch?

Reiki für die Welt von Morgen

Erdheilungszeremonie mit dem Bergkristall

Kapitel 10
Das Auflösen bestehender Blockaden

Kapitel 11
Verschiedene Techniken bei Reiki-Mental-Behandlungen

Deprogrammier-Technik

Darmsanierung

Reiki-Dusche

Stärkung der eigenen Ressourcen

Karma-Bereinigung

Kapitel 12
Reiki für Kinder – Erziehung in Liebe

Was kann Reiki für Kinder leisten?

Kinderkrankheiten – Die Selbstverantwortung stärken

Anwendungsbeispiele aus der Praxis:
Verdauungsprobleme, Zahnspange, Ohrröhrchen, Aggressivität

Was tun bei Schulverweigerung?

Reiki-Märchen für Eltern und Kind

Kapitel 13
Burnout vermeiden – Burnout behandeln

Volksseuche ‚Burnout‘ - Hintergründe und Ursachen

Wie sich ein seelischer Zusammenbruch verhindern lässt

Stressvermeidung durch Meditation und Reiki

Reiki für Selbstschutz und gesellschaftliche Veränderungen

Kapitel 14
Die Angst vor Vergänglichkeit und Tod überwinden

Vom Wesen der Vergänglichkeit

Todesbetrachtungen und Reiki als Veränderungsprozess

Intensiver leben – der Existenz einen Sinn geben

Die Begleitung von Sterbenden und Todkranken

Tonglen – Mitgefühl bei der Sterbebegleitung

Dem Lebensende bewusst entgegensehen

Kapitel 15
Ein Wort an die Reiki-Lehrer

Lehren und Lernen

Neun Stufen zur Persönlichkeitsentfaltung

Das komplette Reiki-System in 9 Stufen

Anhang

In eigener Sache

Reiki-Zukunft

Das komplette Reiki-System in 9 Stufen

Literaturverzeichnis

Davonlaufen geht nicht (orientalisches Märchen)

Voller Angst blickte der junge Wagenlenker des Großmoguls auf die herannahenden Gewitterwolken. Es grollte schon hinter den Bergen am Horizont. Donner und dunkle Wolken kamen näher. Aber sein Herr saß ruhig in aller Ruhe im weißen Zelt in einem seiner riesigen Gärten einer Oase und spielte Schach. Zwei Diener fächelten ihm Kühlung zu. Neben dem Zelt scharrte sein schwarzer Hengst ungeduldig mit den Hufen.

Plötzlich rannte der jungen Wagenlenker voller Panik in Richtung Zelt, drängte sich durch die Wachen hindurch und warf sich totenbleich, am ganzen Leibe zitternd, dem Mogul zu Füßen. „Herr, Herr!“ – „Was ist mit dir, Ali? Kannst du nicht warten, bis die Partie zu Ende ist?“ Darauf der Wagenlenker: „Mit mir ist es zu Ende, Herr, wenn ihr mir nicht euren Hengst zur Flucht ausleiht. Ich will mich in der Festung am Brückenkopf auf dem anderen Ufer in Sicherheit bringen und verstecken. Denn drunten im Park, bei dem großen Gummi-Baum steht der Tod und winkt mir!“ – „Nimm ihn, Ali, reite! Wenn du in der Festung deines Lebens sicher bist!“ meinte der Großmogul.

Und schon sprengte Ali davon.

Der Großmogul aber ging daraufhin interessiert ins Hintere des Gartens, wo er den Tod noch antraf. „Oh, du Beender des Lebens“, meinte er zu dem Tod, „du Unerbittlicher hast meinen Wagenlenker tief erschreckt ...“

„In diesem Falle war es an mir, mich kurzzeitig zu erschrecken“, sagte der Tod. „Ich habe nämlich den Auftrag von ganz Oben, deinen Wagenlenker in wenigen Augenblicken in der Festung am Brückenkopf für immer abzuholen. Darum war ich erst so erschrocken, als ich ihn hier im Park bei dir antraf. Wie will er bloß so schnell dorthin gelangen …?“

1. Kapitel

Die Grundlagen für wirkliche Heilung

Als Einstieg: Erlangung einer positiven Geisteshaltung

Viele Menschen sind auf der Suche. Sie fragen sich, wie sie ihren Alltag zufriedenstellender und sinnhafter gestalten können. Der Wunsch nach einem gesunden Leben, nach persönlicher Reifung, aber auch danach, wie sich Gutes für sich und andere bewirken lässt, spielt eine zunehmende Rolle. Im weiteren Verlauf des Buches zeige ich dir Wege auf, durch die Nutzung der Universellen Energie (Reiki) deinem Ziel näher zu kommen. Es wäre von Vorteil, wenn du schon einiges über Reiki wissen würdest, du kannst dieses Buch aber auch als Einstiegstext für dich nutzen. Vorab aber einige Erfahrungen und Überlegungen, die sich mit persönlichem Wachstum durch die Nutzung der Reiki-Kraft befassen. Dieses erste Kapitel soll dir somit als Basis dienen für die weiteren Schritte auf deinem zukünftigen Weg.

Bis heute kamen allein in Deutschland geschätzt mindestens zwei Millionen Menschen mit der universellen Kraft in Berührung. Und der Großteil dieser „Reiki-Gemeinschaft“ machte anfangs wundervolle Erfahrungen und Fortschritte. Man behandelte sich und andere (auch Tieren und selbst Pflanzen), erlebte manchmal sogar kleine „Wunder“, entwickelte sich weiter und gewann die Hoffnung, die Welt und ihre Lebensumstände auf diesem Wege friedlicher und gesünder zu machen. Ähnlich erging es auch mir.

Kritisch muss ich jedoch heute nach 25-jähriger Tätigkeit als Reikiund Meditations-Lehrer sagen, dass ich inzwischen doch ein wenig ernüchtert bin. Denn wenn man sich anschaut, dass es großen Teilen auf unserem Planeten heutzutage eher schlechter als besser geht, dann frage ich mich: „Hätten sich die Bemühungen nicht generell auf unser Leben auswirken müssen? Hätte die Reiki-Kraft nicht bewirken sollen, dass unsere Gesellschaft heute zufriedener wäre? Und hätte man nicht mehr Menschlichkeit und eine intaktere Umwelt erwartet?“

Mir scheint, als habe sich die Realität zu wenig an den Hoffnungen derer orientiert, die unsere Welt ein bisschen besser machen wollen.

Hierzu nur ein paar Stichpunkte: wir werden zwar hier in Europa immer älter und die materiellen Bedürfnisse sind gut befriedigt, aber gleichzeitig ist festzustellen, dass Erkrankungen, Unzufriedenheit und Leiden scheinbar eher zunehmen; egal, ob wir dabei an Stichworte, wie Krebs, Ängste, Süchte, Rheuma, körperliche Behinderungen, Arbeitsbelastung, MS, Diabetes, Depressionen, Schmerzen, Verschuldungen wie auch psychische Probleme, Gewalt, Armut, Spielsucht und vieles mehr denken.

Schlimm ist es auch, mit anzusehen, unter welchem Druck in der Schule und Bewegungsmangel heutzutage Kinder aufwachsen und wie aufgrund seelischer Störungen immer mehr Eltern verzweifelt sind und sich fragen, was sie wohl machen können. Überhaupt: das mitmenschliche Klima hier bei uns wird scheinbar kälter und distanzierter. Wir strengen uns an, zeigen Tag für Tag Leistung bei der Arbeit, haben zu Essen und zu Trinken, ein Dach über dem Kopf und viele neue Errungenschaften, aber dennoch fehlt uns anscheinend irgendwie etwas. Viele Menschen fragen sich auch inzwischen, ob Geld wirklich alles im Leben sein sollte. Wo bleiben Selbstbestimmung, Lebensfreude und Glück? Der bekannte Weisheitslehrer Eckhardt Tolle meint diesbezüglich kritisch, große Teile der Weltbevölkerung würden in seinen Augen „geisteskrank“ sein. Allerdings seien sie sich dessen gar nicht bewusst. Nur, wie erkennen wir diesen Umstand?

„Nach meiner Einweihung in den ersten Grad hatte ich eine Power, unglaublich! Erst hielt die Lehrerin die Hände irgendwie auf meine Augen und die Stirn. Es war so heiß, dass ich dachte, die hat sich ihre Hände extra heiß gemacht. Aber sie hatte gar nicht meine Stirn berührt. Seit dieser Zeit bin ich ganz locker geworden, früher war ich so eigenartig kontrolliert, und jetzt … toll!“ (Thorsten B.)

Um jetzt also einen neuen Schritt zu machen, ist es ganz wichtig für dich, sich der Wirkweise der Reiki-Kraft bewusst zu werden; auch um die tieferen Mechanismen zu durchschauen. Denn die Nutzung der „universellen Lebensenergie“ beschränkt sich nicht auf das Behandeln körperlicher Symptome, sondern sollte auch genauso zur persönlichen Weiterentwicklung genutzt werden.

Legt man das östliche Verständnis zugrunde, so stand ursprünglich sogar die geistige Schulung an erster Stelle. Die Nutzung der Reiki-Kraft wurde nicht so sehr als Heilmethode verstanden, sondern sollte in erster Linie ein Weg der Bewusstseinsschulung sein; ein Weg zu innerlicher Freiwerdung und geistigem Wachstum über die Methode mitfühlender Zuwendung in Bezug auf andere Wesen. Erst in zweiter Instanz ging es um Heilungseffekte. Dieser Gesichtspunkt wird hier im Westen oft zu wenig beachtet. Bei uns stehen hauptsächlich das Auflegen der Hände und das Übertragen von Energie zum Zwecke der Reduzierung von Krankheitssymptomen im Mittelpunkt. Und leider spielt oft auch das Geld eine sehr große Rolle. Ich denke, es ist nun an der Zeit zu einer Neubesinnung. Dabei gilt es, die Möglichkeiten der wundervollen Reiki-Kraft in einen neuen, beziehungsweise in seinen ursprünglichen Rahmen zu integrieren. Reiki als reine Behandlungstechnik verstanden ist so ähnlich, als wenn jemand auf die Frage, woher denn wohl die Milch kommt, antworten würde: „Na, aus dem Supermarkt.“

Nehmen wir nur mal das Beispiel der Reiki-Lebensregeln, um uns etwas bewusst zu machen. Eigentlich sollten sie jedem Reiki-Schüler geläufig sein, aber wurde ihre zentrale Bedeutung wirklich betont? Welchem Reiki-Anfänger wurden sie wirklich verdeutlicht, wer kennt sie tatsächlich auswendig? Oder auch: wer hat schon mal etwas von den „Silas“ gehört – von den Sittlichkeitsgeboten, die die Grundlage der gesamten fernöstlichen Praxis bilden und von denen die Reiki-Lebensregeln abgeleitet wurden?

Und falls mir die Reiki-Regeln tatsächlich nahegebracht wurden, achte ich sie in meinem täglichen Leben, habe ich mich dafür entschieden, sie anzuwenden? Ist mir die erste Lebensregel wirklich ein Herzensanliegen, wenn es heißt: „Gerade heute ärgere dich nicht“? Schaffe ich es, wie es die zweite Lebensregel fordert, mich „gerade heute nicht zu sorgen?“ Gehe ich wirklich „liebevoll mit den Wesen in meiner Umgebung um?“ (dritte Lebensregel), entwickle ich in allen meinen Handlungen „Dankbarkeit“ oder „verdiene mein Brot ehrlich“, wie dies in den weiteren Reiki-Lebensregeln gefordert wird?

Weil mir immer wieder klar wird, dass für viele Reiki-Schüler wie auch für deren Lehrer die Einbettung von Reiki in sein spirituelles Urverständnis eher nicht so wichtig erscheinen, anstatt die wesentliche Grundlage für deren ethisch-moralisches Handeln zu sein, schiebe ich diese Zeilen an dieser Stelle voran – sozusagen als nachholende Fortbildung in Bezug auf das Wesen des ersten Grades.

Die Legende von Himmel und Hölle

Einst hatte jemand das große Glück – oder war es Pech? – einen Blick hinunter in die Hölle werfen zu können. Dort sieht er viele Menschen auf Stühlen, an denen sie komplett gefesselt sind. Nur der rechte Arm ist frei und kann bewegt werden. Allerdings ist an jedem dieser rechten Arme ein sehr langer Löffel festgebunden. Nun ist es erst etwas unklar, was das soll, aber dann entdeckt man, dass vor diesen Menschen in etwa einem Meter Abstand reich gedeckte Tische mit den herrlichsten Speisen stehen. Und auf den ersten Blick ist man erleichtert, denn man bemerkt, dass die armen Menschen ja mit den schönen langen Löffeln problemlos an die Speisen herankommen können, so dass sie nicht zu verhungern brauchen.

Aber man hört ein Klagen und Jammern, Schmerzensschreie und nimmt einen fürchterlichen Geruch wahr; und überall unter den Tischen sieht man verdorbene Essensreste herumliegen. Und jetzt erst erkennt man die Tragik: die Leidenden hier in der Hölle kommen zwar mit ihren langen Löffeln an all‘ die duftend-leckeren Köstlichkeiten heran, sie können sie auch auf die Löffel schieben, aber es ist ihnen unmöglich, die Löffel zu ihren Mündern zu führen, weil sie ganz einfach zu lang sind. Wieder und wieder versuchen sie es, aber alles fällt vorher zu Boden. Dort sitzen sie nun also Ewigkeit für Ewigkeit, vollkommen ausgehungert, mit schmerzverzerrten Leibern vor übervollen Tischen mit duftenden Speisen und erkennen ihre innerliche Verzweiflung.

Im Himmel herrschen auf den ersten Blick komischerweise die genau identischen Spielregeln. Auch dort sitzen die Menschen auf ihre Stühle gefesselt und haben ebenso diese langen Löffel an ihren Armen und auch sie können sich selbst nicht füttern und versorgen. Allerdings haben die Menschen im Himmel gelernt, wie wichtig es ist, sich um andere zu kümmern. Und so füttern sie sich mit den langen Löffeln hier gegenseitig. Jeder freut sich, wenn er dem anderen etwas Gutes tun kann oder ist dankbar dafür, wenn er von anderen etwas zugereicht bekommt. So herrschen hier Zufriedenheit, Glück und Dankbarkeit.

 

Östliches Verständnis als Basis der menschlichen Psyche

Die Ursprünge der Reiki-Kraft, wie wir sie heute lehren, sind in Japan zu suchen, einem durch den Zen-Buddhismus geprägten Kulturraum (hierauf gehe ich später noch ein). Im Buddhismus sehen viele Menschen hier im Westen eine Religion. Dies ist allerdings weitestgehend falsch. Vielmehr ist es eine bis ins kleinste Detail ausgearbeitete 2600 Jahre alte Anleitung durch den Buddha zur Überwindung aller Arten von leidvollen Zuständen – egal ob wir darunter Krankheiten, Verluste, Schmerzen, negative Gefühle und was noch alles verstehen. Kurz, wie es dazu kam:

Der Prinz Siddharta, der einem reichen Hause entsprang, begab sich eines Tages auf die Suche nach den Wesenszügen und Grundspielarten des Menschseins. Geprägt durch die hinduistische Erziehung übte er über viele Jahre alle möglichen Arten von Askese und Meditation, bis er in sich allmählich einen Zustand erreichte, den man als „vollkommen erleuchtet“ bezeichnen konnte: „samma-sambuddha“. Der Begriff bezeichnet einen Menschen, der die zur Erlösung führende Lehre, nachdem sie der Welt verlorengegangen war, aus sich selbst heraus wieder entdeckt, selber verwirklicht und der Welt verkündet. Dies geschah im Gegensatz zu den Überlieferungen von Jesus, die erst Jahrzehnte nach seinem Tod zusammengetragen worden sind, im direkten Niederschreiben. Das heißt, der Buddha sprach und Schriftkundige zeichneten sofort seine Weisheitslehren eins zu eins auf.

Nun muss man sich das wahrscheinlich nicht so vorstellen, dass da mal eben jemand vor etwa 2600 Jahren ein bisschen meditierte, und weil er besonders talentiert war, irgendwie eine vertiefte Erkenntnis bekam, sondern es war schon eine lange, sehr schwere und harte Suche; wobei wichtig ist, dass er aus einem Kulturkreis kam, der auch damals schon sehr hoch entwickelt war. Das bereits damals bestehende yogisch-hinduistische Alltagsverständnis bot ihm hierbei so etwas wie eine Grundlage mit Themen, wie Re-Inkarnation, Karma, Suche nach Vollkommenheit, Glück und friedfertigem Leben.

Im Zustand seines Erwachens verstand Siddharta plötzlich das Wesen der menschlichen Existenz und er hatte die Erkenntnis, worin die wirklichen Ursachen für alles Unheil und Leid auf der Welt zu suchen waren: nämlich in den drei Grundübeln Gier, Hass und Verblendung der menschlichen Seele. Alsdann leiteten sich hieraus als zentraler Kern seiner Lehre Die vier edlen Wahrheiten ab: die Wahrheit vom Leiden, von der Entstehung des Leidens, von der Erlösung vom Leiden und dem Weg, der zum Erlöschen des Leidens führt. Im Einzelnen:

Die erste sogenannte Wahrheit lehrt, dass das Leben nicht voller Freude und Glück ist, wie man das oft erwartet, sondern dass jegliches Dasein sogar überwiegend von Kummer, Schmerz, Trübsal, Verzweiflung, Alter, Krankheit, Leid und Tod begleitet wird. Dies möchten wir allerdings nicht sehen und flüchten uns in Ersatzbefriedigungen.

Die zweite Wahrheit lehrt, dass sämtliche Probleme und alle unserer Konflikte aus Gier und sinnlichem Begehren heraus entstehen. Wir sind „verblendet“ und erkennen nicht, was wirklich wichtig ist, sondern haben Lust auf etwas, wollen etwas besitzen und legen hierdurch die Grundlage für Leid, denn jeder Besitz ist der Vergänglichkeit unterworfen, was bedeutet, dass wir irgendwann alles wieder verlieren. Aus den hieraus entstehenden Misserfolgen wachsen letzten Endes Wut und Hass, weil wir innerlich unbefriedigt bleiben.

Nach den ersten beiden eher ein wenig frustrierenden Wahrheiten macht uns die dritte Wahrheit Hoffnung; denn sie besagt, dass die Befreiung aus diesem Teufelskreis möglich ist; und zwar, indem wir danach streben, unser Begehren aufzugeben und loszulassen.

Die vierte sogenannte Wahrheit letztlich bezieht sich auf die konkreten Methoden und Mittel zur Überwindung des Leidens. Um dies zu tun und um zur Befreiung zu kommen, kommt es darauf an, dauerhaft und aufrichtig die Grundzüge des Edlen achtfachen Pfades zu praktizieren, um durch gutes, heilsames, großzügiges Handeln im Hier und Jetzt für sich die bevorstehende Zukunft positiv zu beeinflussen.

Was einem unter den vier edlen Wahrheiten vielleicht wie etwas Selbstverständliches vorkommen mag, erlangt erst mit der Zeit eine zunehmende Bedeutung – wenn man nämlich wirklich zu erkennen und kapieren beginnt, dass nicht andere die Schuld daran tragen, dass ich immer wieder zu einem Opfer, Versager, Leidenden, Pechvogel, Kranken, Hassenden oder Unglücklichen werde, sondern es ist das, was ich bisher getan habe. Und das kann natürlich auch schon weiter zurückliegen. Oft sind die Gründe dafür, was ich in diesem Leben abbekomme oder ausbaden muss, sogar auf Handlungen zurückzuführen, die bereits in einem früheren Leben passiert sind. Leider kann man in seiner jetzigen Existenz so gut wie nie bewusst erkennen, was man früher (und dazu gehören manchmal sogar mehrere frühere Leben) getan oder angestellt hat, so dass man jetzt scheinbar trotz etlicher Bemühungen oft lange Zeit auf keinen „grünen Zweig“ kommt.

Was wir also heute konkret erleben, ist ein Teil unseres Karmas. Das heißt, es ist das Resultat früherer Handlungen. Und das, was wir heute tun, wird dann wiederum unsere Zukunft beeinflussen. Wir können somit zum größten Teil durch unser heutiges Handeln mitbestimmen, wie unsere Zukunft aussehen wird. Sorgen wir durch intelligentes, gutes und zielstrebig-achtsames Handeln dafür, dass uns eine so geartete „rosige“ Zukunft erwartet, wie wir uns dies erhoffen. Und hierzu lehrte der Buddha die Wesenszüge vom Edlen Achtfachen Pfad:

Rechte Einsicht – es geht um das Erkennen, wie wir sind und dass wir unser Schicksal selbst in die Hand nehmen sollten; wir entwickeln eine Ahnung von uns selbst, stellen sozusagen etwas über uns fest; dies passiert häufig im Kontext von Krankheiten.

Rechte Absicht – aus der Einsicht heraus beginnen wir etwas zu suchen; es entwickelt sich eine Zielsetzung; wir entfalten in uns einen Plan, wie wir sein sollten und uns zukünftig verhalten wollen.

Rechte Rede – nun geht es um die konkrete Umsetzung; wir sollen uns bemühen, nur das zu sagen, was wahr ist, sollten üble Nachrede vermeiden (nicht spotten oder über andere lästern), sollten freundlich reden und nicht zur unpassenden Zeit sprechen, sollten anderen nicht ins Wort fallen, Beleidigungen vermeiden und kein leeres Geschwätz praktizieren.

Rechtes Handeln – hierzu gehören nicht stehlen, nicht töten, nicht irgendwelchen Süchten verfallen, immer Maß halten und wissen, wann genug ist, unsere Umgebung nicht verschmutzen sowie sexuell nur liebevolles Verhalten praktizieren.

Rechter Lebenserwerb – man sollte sich einen Beruf suchen, in dem man nicht unheilsam tätig werden muss. Möglichst nicht mit Waffen, Tieren, Alkohol, Geld und Drogen seinen Broterwerb verdienen und sozusagen Ehrlichkeit verwirklichen.

Rechte Anstrengung – zusätzlich kommt es darauf an, sich zu bemühen, nur heilsame Gedanken zuzulassen, dabei negatives Denken zu vermeiden und Unheilsames und Destruktives zu überwinden.

Rechte Achtsamkeit – was auch immer man im Alltag gerade tut, alles sollte in Ruhe, mit Liebe und mit aufmerksamem Gewahrsein getan werden gemäß dem Motto: „Wenn ich rede, dann weiß ich, dass ich rede.“ Auch sollte man sich seiner Gedanken möglichst zu jedem Augenblick bewusst sein.

Rechte Sammlung – möglichst immer nur eine Sache zu einer Zeit tun und so oft es geht sich mit Hilfe von Meditation darin üben, Konzentration und Versenkung zu praktizieren.

Nun könnte man noch nachtragen, dass das für jemand, der politisch ausgerichtet ist, sich etwas ironisch anhört, wenn da steht: „Rechte Absicht“. Ich finde die Begriffe auch unter dem Aspekt des Nationalsozialismus etwas unglücklich – vielleicht wird man ja mal etwas neutralere finden; aber für diejenigen, die eher einen heilsamen Weg beschreiten wollen, für die ist klar, worum es geht.

Wir reagieren nicht auf unsere Umgebung, sondern wir reagieren

auf die Empfindungen,

die durch die Außenwelt in uns ausgelöst werden!

(Buddhistischer Grundansatz)

Die Verbindung zwischen Buddhismus und dem Reiki-Weg

Aber wo trifft sich nun dieser buddhistische Ansatz mit Reiki? Ich denke, mit ein wenig Phantasie hast du schon eine Reihe von Verbindungen erkannt. Zum Beispiel, wenn es darum geht, Leiden zu verringern, dann tun wir dies nicht aus der Motivation heraus, Geld zu verdienen (Begierde), sondern für uns sollten Mitleid und Mitgefühl im Vordergrund stehen. Wir sollten auch nicht so verblendet sein, und anderen einreden, mit Reiki könnte man alle möglichen Krankheiten beseitigen (Verblendung) und wenn wir jemanden behandeln, der Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist, sollten wir uns auch davor hüten, Hass oder Wut auf den Täter zu entwickeln. Wir wollen helfen, Leiden zu überwinden. Und indem wir dies für andere praktizieren, tun wir auch schon eine Menge für unser eigenes Karma.

Bezogen auf den Edlen Achtfachen Pfad ließe sich auch noch aufzeigen, wie der Weg eines Menschen verlaufen könnte, der sich für Reiki entscheidet: am Anfang steht fast immer die Erkenntnis, dass uns irgendetwas fehlt oder dass es uns nicht gut geht (1). Dann entscheiden wir uns für ein Reiki-1-Seminar, weil wir von anderen Menschen Gutes darüber gehört haben (2). Dann beginnen wir mit dem Behandeln bei uns selbst oder anderen. Hinzu erinnern wir uns an die Reiki-Lebensregeln und versuchen, liebevoll zu reden (3,4). Da wir uns jetzt weiterentwickeln, entscheiden wir uns mehr und mehr für soziale und positive Berufe, manchmal möchte jemand sogar Reiki-Lehrer werden (5). Durch viele positive Begegnungen und Erfahrungen wächst in uns zunehmend der Wunsch, möglichst nur noch heilsame Handlungen durchzuführen (6). Dies kann aber fast nur noch dadurch verbessert werden, wenn wir quasi tagtäglich auf uns achten und durchgehend bemüht sind, geistige Kontrolle über unser Handeln und unsere Gedanken zu haben (7). Und im Idealfall wächst unser Wunsch, selbst zu erwachen und fortgesetzte Selbsterkenntnis zu erreichen und wir beginnen, Meditation und Sammlung in unseren Alltag ganz normal einzuflechten (8).

Nun möchte ich noch einige andere Aspekte ergänzen, die auch in engem Bezug zwischen Reiki und buddhistischen Praktiken stehen: viele von uns fragen sich immer wieder, wenn sie mit den Methoden des ersten Grades arbeiten, wie lange sie an einer Position im Kontext einer Ganzkörperbehandlung verweilen sollen und bemerken darüber hinaus ganz oft, dass ihre Gedanken ungewollt und störend abschweifen. Beide Probleme lassen sich mit einfachen Mitteln aus dem Zusammenhang des Meditierens deutlich reduzieren. Erst einmal müsstest du mit der Uhr abstoppen, wie viele langsame Atemzüge du ungefähr pro Minute machst. Sehr oft kommt man auf zehn Atemzüge pro Minute, was einem klassischen Rhythmus des Yoga-Atmens entsprechen würde. Wenn du nun mit einer Ganzkörper-Behandlung am Kopf beginnst, so schließt du nach dem Auflegen der Hände deine Augen und beginnst, die Atemzüge zu zählen. Wenn du bei 30 angekommen bist, dann spürst du noch mal kurz in deine Handflächen hinein und wechselst dann zur nächsten Position, da jetzt in etwa drei Minuten rum sein sollten. Somit schlägst du auf diese Weise gleich drei Fliegen mit einer Klappe: du bist mental mehr bei der Sache, bist sicherer bezüglich der Verweildauer der Handpositionen und spürst noch effektiver, was die Behandlung bewirkt.

Eine weitere Möglichkeit buddhistische Techniken und Reiki-Anwendungen zu verbinden, möchte ich für den Bereich des Schlafs noch aufzeigen. Laut statistischen Erhebungen der Krankenkassen stellen Schlafstörungen in Deutschland schon so etwas wie eine Volksseuche dar. Millionen von Menschen können abends nicht einschlafen, werden immer wieder nachts wach, haben Albträume und stehen oft morgens wie gerädert auf. Statt aber auf Medikamente zurückzugreifen, was bis zu einem bestimmten Maß legitim ist, rate ich erst mal, sich Gedanken dazu zu machen, was meinen Wach- und Schlafrhythmus stört. Dies können wechselnde Schichtdienste im Kontext der Arbeit, aber auch seelische Probleme und Sorgen sein. Aber anstatt jetzt im Bett zu liegen und, sich über die Schlaflosigkeit zu ärgern, zu grübeln oder sich zu sorgen, dass man am nächsten Morgen nicht fit genug für die Arbeit sein könnte, sollte man einen anderen Weg beschreiten:

Übung: Reiki bei Schlafstörungen

Wenn du bemerkst, dass du wach im Bett liegst und dir klar wird, dass dies wieder mal eine ungemütliche Nacht wird, so solltest du vor allem erst mal ruhig bleiben! Sich rumzuwälzen und zu ärgern bewirkt letzten Endes erst die richtige dauerhafte Störung. Dann solltest du spüren, ob im Körper irgendwo Unruhe herrscht. Dies kann im Bereich des Bauches oder auch am Hinterkopf sein. Auf die Stelle am Körper, die dir unruhig erscheint, legst du deine Hände und bittest gleichzeitig Meister Usui (den Entdecker der Reiki-Kraft) um Unterstützung bei der Energie-Übertragung.

Nun nimmst du aber noch einen zweiten Punkt hinzu, denn ansonsten würden deine Gedanken ganz von selbst immer wieder abschweifen und sich mit Angst, Sorgen oder irgendwelchen Selbstvorwürfen beschäftigen. Konzentriere dich also jetzt parallel zu deinen Händen, die Reiki zum Beispiel auf den Hinterkopf übertragen, auf die Reiki-Lebensregeln. Beginne mit „Gerade heute sei nicht ärgerlich.“ Fokussiere diesen Satz in deinem Gehirn, lass keine anderen Gedanken zu und bemühe dich, ganz entspannt zu atmen. Und immer, wenn du merkst, dass du wieder mal abgeschweift warst, gehst du ruhig zu dem Satz zurück. Fokussiere ihn, dehne ihn in dir aus, halte ihn fest! Das bewirkt, dass du Kontrolle über deine Gedanken erlangst, weil du selbst bestimmst, welchen Gedanken du gerade haben willst. Dies beruhigt nicht nur und bringt dich weg von den negativen Gedanken, sondern es verbindet dich zusätzlich auch noch auf vertiefte Weise mit der Reiki-Philosophie und hilft deinem Unterbewusstsein, sich positiv umzustellen; denn die meisten von uns sind so durch die gesellschaftlichen Prozesse beeinflusst, dass wir uns wirklich schnell ärgern, dass wir uns viele Sorgen machen, dass wir die Wichtigkeit von Dankbarkeit vergessen haben, oft nur Profit im Kopf kennen und hart gegen uns wie gegen andere sind.

Selbstverwirklichung – Was ist das eigentlich wirklich?

Viele Menschen reden von „Selbstverwirklichung“ und wissen im Grunde genommen gar nicht, was das ist. Sie haben ein unbestimmtes Gefühl, eine Art Verlangen, suchen danach, etwas zu tun, was Sinn macht, was sie weiter bringt – und was machen sie dann: manche Hausfrauen begannen zu arbeiten, manche Männer trennten sich, andere gaben ihre Berufe auf, . . .

Aber Selbstverwirklichung heißt etwas ganz anderes: es beinhaltet das Wissen, dass unserer Seele ein Körper geschenkt wurde. Und diesen Körper können wir bewegen, wir können damit unsere Impulse ausleben – denn als rein geistige Instanz geht das nicht. Nur mit Füßen, die wir bewegen können, können wir in einen Wald gehen, nur wenn wir Augen haben, die wir lenken können über unseren Geist, können wir Blumen sehen und uns daran erfreuen – in ihnen die Liebe der Schöpfung entdecken. Mit unserem Mund können wir sprechen und mit unserem Gehirn können wir sogar über uns selbst nachdenken. Auch wenn wir das als selbstverständlich ansehen: wir sollten aufgrund dieser Möglichkeiten sehr dankbar sein.

Sich selbst verwirklichen heißt, wir haben durch das Geschenk unseres Körpers die Möglichkeit, Dinge zu tun, die zwar in uns angelegt sind, die wir aber ohne unseren Körper nicht tun könnten. Und diesen Umstand sollten wir uns viel intensiver immer wieder bewusst machen: Die Kostbarkeit dieser Existenz und unseres Daseins ist zu vergleichen mit den Sandkörnern am Ganges, ihre Zahl grenzt an die Unendlichkeit. Und so viele Sandkörner es gibt, so viele Lebewesen gibt es auf der Erde, egal ob Amöbe, Insekt, Säugetier oder Mensch. Nimmt man jetzt eine Handvoll Sandkörner davon, so entspräche das in etwa der Menge der gesamten Menschheit. Und wenn man jetzt nur diejenigen Sandkörner nimmt, die sich unter dem Fingernagel des linken kleinen Fingers befinden, so hat man die Menge an Menschen auf der Welt, die sich mit sich, ihrem Bewusstsein sowie ihrer Spiritualität beschäftigen. Du siehst also, welches Glück du hast, dass du dich an diesem Punkt der Erde in diesem Körper und mit allen diesen Möglichkeiten hier befindest.

Also sei dir bewusst, dass das jetzige Dasein wirklich extrem kostbar und außergewöhnlich ist und dass du es nicht unnötig vergeuden solltest, indem du nach Äußerlichem strebst, wie etwa einem Haus, einem Auto, dem nächsten neuen Handy, einem teuren Whisky, einem neuen Partner, neuen Klamotten und vielem mehr. Mache dir außerdem bewusst, dass wir unser Glück auch nicht von anderen Menschen abhängig machen sollten („neue Liebe“ oder Ähnliches), sondern dass wir Freude und Glücksempfinden in uns selbst und aus uns selbst erzeugen sollten, um das Leid zu überwinden und da bietet sich natürlich die Nutzung der Reiki-Kraft als wundervolle Methode an – sie ist bei guter Nutzung etwas Bleibendes, etwas, was dir keiner wegnehmen kann.

Wie vergänglich das Leben ist, sieht man sehr gut daran, wie schnell ein Smartphone heute alt ist. Hatte man gerade letztes Jahr unbedingt das neuste „So-und-so“ besitzen „müssen“, so ist es in diesem Jahr fast schon veraltet und wir müssen schon wieder den Gedanken in uns bekämpfen, ein neues haben zu wollen. Dahinter steckt die Problematik der Anhaftung an die Dinge oder anders gesagt: die sinnliche Begierde. Erinnere dich: Begierde ist eines der drei Grundübel für Leid und gehört außerdem zu den fünf Hemmnissen, die verhindern, dass wir unsere Persönlichkeit weiterentfalten und glücklich werden.

Die anderen vier Hemmnisse sind: Übelwollen oder Zorn, Trägheit und Mattigkeit, innerliche Unruhe sowie Zweifel, ob der eingeschlagene Weg der richtige ist. Um aber auf deinem Weg der Selbstfindung und Selbsterkenntnis voranzukommen, musst du aufpassen, dass du nicht von den Hemmnissen am Vorwärtskommen gehindert wirst. Und deshalb lehrte der Buddha schon vor 2600 Jahren für jeden Aspekt der Hemmnisse auch ein Gegenmittel. Das ideale Gegenmittel für sinnliche Begierde ist Nachdenken und Bewusstmachen von Vergänglichkeit, das Gegenmittel gegen Zorn ist die Entwicklung von Mitgefühl, gegen Unruhezustände hilft die Meditation auf ruhige Objekte wie einen Bergsee, gegen Mattigkeit hilft der täglich zu erneuernde Vorsatz, sich noch motivierter um seine Weiterentwicklung zu bemühen und gegen Zweifel hilft die vertiefte Lektüre der alten Schriften.

 

Den Schleier der Selbsttäuschung zur Seite ziehen

Wenden wir uns kurz noch den gesellschaftlichen Bedingungen zu. Der Zustand auf der Erde spitzt sich immer mehr zu. Nehmen wir nur mal das Klima, wo jedes Jahr irgendwelche „Rekorde“ gebrochen werden, sei es durch übermäßige Hitze, durch Überschwemmungen oder Stürme. Aber wie wird in den Medien und durch die dort gezeigten Fachleute berichtet? Immer wieder hört man den verharmlosenden Begriff der „Wetterkapriolen“! Aber das hat doch nichts mit einer Kapriole zu tun, sondern ist schon der Beginn der Klimakatastrophe, die uns bedroht!

Oder nehmen wir die ständigen Kriegsberichte. Selbst hier in Deutschland werden schon wieder Panzer aus den Depots geholt, wofür? Aber was tut die Politik, was tun wir? Statt voll Panik auf die Straßen zu rennen und zu versuchen, andere aufzurütteln, etwas gegen die Entwicklung zu tun (egal, ob es um Friedenssicherung oder die Rettung des Ökosystems Erde geht), bleiben wir ruhig und kümmern uns um unsere Finanzgeschäfte, unseren Besitz und kämpfen uns durch den Alltag – wir versuchen zu Hause (oder vor dem Fernseher), uns unser kleines Fleckchen „Frieden“ zu bewahren, die bedrohliche Zukunft wird, so gut es geht, ausgeklammert.

Dabei lässt sich der erschreckende Zustand der Welt vergleichen mit Katastrophen biblischen Ausmaßes; und wenn wir ehrlich sein wollen, so steht zu befürchten, dass wir direkt vor einer solchen Katastrophe stehen. Und was noch viel schlimmer ist, wir stehen davor mit offenen Augen und sehen trotzdem nicht, was auf uns zu kommt. Wir feiern Partys wie die Menschen auf der Titanic, während das Schiff bereits im Sinken begriffen ist.

Der deutsch-brasilianische Umweltaktivist Jose Antonio Lutzenberger schrieb schon 1991: „Die moderne Industriegesellschaft ist eine fanatische Religion. Wir demolieren, vergiften und zerstören alle Lebenssysteme auf diesem Planeten. Wir zeichnen Schuldscheine, die unsere Kinder nicht werden einlösen können, wir handeln, als seien wir die letzte Generation auf diesem Planeten. Ohne einen radikalen Wandel in unseren Herzen, in unserem Geist und in unserer Vision wird die Erde enden wie die Venus: tot und verkohlt.“

Das heißt: wir wissen zwar eigentlich, dass das Wachstum nicht unbegrenzt gesteigert werden kann und dass es nach einem Auf- auch einen Abschwung gibt – ähnlich einem Baum, der zwar oft recht rasch in die Höhe wächst, doch irgendwann seinen höchsten Punkt erreicht, von dem an es dann nicht mehr weiter geht. Was wir jedoch heute versuchen ist vergleichbar dem Turmbau zu Babel. Wir glauben, wir können unendlich viele neue Stockwerke aufeinandersetzen und nennen das dann Wachstum. Aber am Ende kommt der zu Fall, der letztendlich zu hoch hinaus wollte. Denn irgendwann brechen die Fundamente und Stützträger, wenn oben immer mehr Gewicht und Höhe drauf kommt.

Wir haben unser gesamtes Denken und Handeln auf Zukunft und Wachstum aufgebaut. Wenn wir aber jetzt unsere Zukunft mit der Spitze des Turmes gleichsetzen, so verliert sie immer mehr an Halt und droht einzustürzen. Ähnlich wie es dem gesamten Staatsgebilde hier bei uns geht. Immer weniger Arbeiter und Steuerzahler müssen immer mehr Empfänger (Alte, Kranke, sozial Schwache) bezahlen, müssen immer mehr Schulden zurückzahlen und bekommen gleichzeitig bei immer längeren Arbeitszeiten einerseits immer mehr zu tun, da man die Tätigkeiten mit immer weniger Menschen durchführen lässt und andererseits gibt es dafür immer weniger Geld. Das heißt, jeder Einzelne von uns soll immer mehr leisten, und gleichzeitig steigen unsere Ausgaben, egal ob es für Versorgungsgüter, die inzwischen notwendige Altersvorsorge oder Gemüse auf dem Wochenmarkt ist. Und doch hört man landauf landab, dass es uns gut geht und wir „stark“ seien – wirtschaftlich. Aber ist das wirklich so, oder werden wir nur durch die Medien als Vollstrecker der Vorgaben durch unsere Oberschicht sowie die Politiker hinters Licht geführt?