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Ingrid Ringeling

REALITÄT

EIN PRODUKT DES GEISTES

INGRID RINGELING

REALITÄT

EIN PRODUKT DES GEISTES

Zeitloses vedisches Wissen in einer modernen Welt

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© 2016 tao.de in J. Kamphausen Mediengruppe GmbH, Bielefeld

Autorin: Ingrid Ringeling

Verlag: J. Kamphausen Mediengruppe GmbH, Bielefeld · www.tao.de

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.de abrufbar.

ISBN
Paperback: 978-3-96051-370-4
Hardcover: 978-3-96051-371-1
e-Book: 978-3-96051-372-8

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Für

Kim, Lena, Jaro, Remo und Djamal

Inhalt

Vorwort

Einleitung

1. Die Natur des menschlichen Daseins

Die Entstehung unseres Universums

Die Einheit von Geist und Körper

Reines göttliches Gewahrsein - Purusha

2. Die Sankhya Philosophie der Schöpfung

Bewusstsein und Materie - Purusha und Prakriti

Wir sind alle miteinander vernetzt

Unsere innerste Essenz ist göttliches Bewusstsein

Unser Geist-Körper-System

Die drei Grundkräfte der Natur - die Gunas

3. Der Mensch - ein Mikrokosmos

Die Lehre von den fünf großen Elementen

Die drei Regelkräfte der Natur - die Doshas

Die sieben Konstitutionsgruppen

Das vollständige Persönlichkeitsbild

4. Ayurveda, das Wissen vom Leben

Gesund leben im Rhythmus der Natur

Der Schlaf: Zeit für Reinigung und Regeneration

Zeit zum Aufstehen

Der Tagesrhythmus

Die Lebensphasen und die Doshas

Die Doshas im Rhythmus der Jahreszeiten

Die individuelle Ernährung

Das Verdauungsfeuer - Agni

Die Stoffwechselschlacken - Ama

Unser Erbgut und die genetische Disposition

Die sechs Krankheitsstadien

Empfehlungen bei anfänglichen Dosha-Störungen

5. Das Energiesystem des Menschen

Die Lebensenergie - Prana

Die fünffache Aufteilung von Prana im Körper

Die drei Komponenten unseres Energiesystems

Die Energiekanäle - die Nadis

Die fünf Körperhüllen - die Koshas

Der physische Körper - Annamaya Kosha

Übung - Bodyscan

Der Vital Körper - Pranamaya Kosha

Übung - Atem Meditation

Der Emotional Körper - Manomaya Kosha

Übung - Selbsterforschung

Der Mental Körper - Vijnanamaya Kosha

Übung die innere Stimme wahrnehmen

Der Kausal Körper - Anandamaya Kosha

Übung - Stille Meditation

6. Unsere Energiezentren - die Chakren

Die Verbindung von Chakren, Sinnen und Elementen

Chakren, Hormon- und Nervensystem

Das Wurzelchakra

Das Sakralchakra

Das Solarplexuschakra

Das Herzchakra

Das Kehlchakra

Das Stirnchakra

Das Kronenchakra

Kundalini und Erleuchtung

7. Der Geist aus yogischer Sicht

Die Geistmaterie - Citta

Der denkende und fühlende Geist - Manas

Das Ich Bewusstsein - Ahamkara

Unser geistig spirituelles Bewusstsein - Buddhi

Die fünf Bewusstseinszustände von Citta

Störfaktoren im Geiste - Kleshas

Dauerhafter Stress ist Gift für den Organismus

Der Stoffwechsel des Geistes

Tägliche Mentalhygiene

8. Yoga im Alltag

Was ist Yoga?

Die vier klassischen Hauptwege des Yoga

Der königliche Yogaweg - Raja Yoga

Ethische Grundwerte - Yamas und Niyamas

Körperübungen - Asanas

Atemübungen - Pranayama

Rückzug der Sinne - Pratyahara

Anhaltende Konzentration - Dharana

Meditation - Dhyana

Erwachen - Samadhi

9. Verantwortung und Selbstbestimmung

Gegensätze erzeugen Ganzheit

Die Chakren als Wegweiser

Prana, die Lebensenergie aktivieren

Übung: Herzmeditation - bedingungslose Liebe

Schlusswort

Danksagung

Heile Deinen Geist und
Du heilst Deinen Körper

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Vorwort

Wir alle möchten ein schönes, erfolgreiches und sinnerfülltes Leben in Glück, Gesundheit und Wohlstand führen. Dennoch scheint es für die meisten Menschen ein unerreichbarer Zustand zu sein. Was ist der wirkliche Grund für die Unzufriedenheit? Warum leiden immer mehr Menschen unter Stress, Depressionen und psychosomatischen Störungen? Und worin liegt der Sinn unseres Lebens? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, müssen wir den Blick von außen nach innen wenden. Jeder Mensch wird mit einem individuellen Temperament und eigenen Begabungen geboren, kommt dann in eine Welt mit vorgefassten Meinungen und Vorurteilen, die ihn im Laufe der Zeit prägen. Es sind die daraus entstehenden einschränkenden Programmierungen, Einstellungen und Glaubensüberzeugungen, die den Blick auf die Wirklichkeit trüben und ihn vergessen lassen, wer er wirklich ist. Ein authentisches, selbstbestimmtes und zufriedenes Leben ist nur möglich, wenn wir unsere Innenwelt erkunden und die Schleier im Geiste lüften, die unsere wahre Wesensidentität verdecken. Denn unsere Gedanken und innere Einstellungen sind maßgebend für unser Glück und Wohlbefinden, sie wirken tiefgreifend und bestimmen unser Schicksal.

Die alten indischen Mystiker schauten nach innen und erforschten durch Meditation die tieferen Ebenen ihres Bewusstseins. Sie erkannten, dass alles Leid dadurch entsteht, dass wir uns im Geiste von unserer wahren Wesensnatur trennen. Ihre Erkenntnisse sind die Grundlagen für die beiden vedischen Wissenschaften Yoga und Ayurveda, die in der westlichen Welt zunehmend anerkannt und geschätzt werden. Ihre Gesundheits- und Lebenskonzepte umfassen die ganzheitliche Betrachtung von Körper, Geist und Seele als Einheit. Sie schenken uns einen neuen Zugang zu uns selbst und lehren uns Frieden und Glück in uns selbst zu finden.

Moderne Wissenschaftler erforschen die Welt von außen und kommen durch eine ganz andere Erkenntnisweise immer mehr zu Ergebnissen, die die Lehren der alten Meister bestätigen. Es zeigt sich, dass es sehr gut möglich ist, dass altes Wissen und moderne Forschung sich die Hand reichen und sich gut ergänzen.

In diesem Buch wollen wir, ausgehend von den Lehren und Philosophien der alten indischen Weisen und Erkenntnissen aus der modernen Wissenschaft, das Leben in unserer Welt erkunden. Wer sind wir, wo kommen wir her, was macht uns glücklich oder unglücklich, was gesund oder krank? Was ist der Sinn unseres Lebens?

Ich möchte Dich, liebe Leserin und lieber Leser, mit einem respektvollen Du ansprechen, weil wir, wie Du bald im Buch bemerken wirst, aus dem gleichen Stoff gemacht sind und auf einer höheren Bewusstseinsebene mit einander vertraut sind. Vielleicht erhältst Du in diesem Buch ein anderes Weltbild als das, was Du bereits kennst. Man könnte sagen, Du kannst eine andere Geistesnahrung ausprobieren, als die, die Du bis jetzt zu Dir genommen hast. Es könnte sein, dass Dir diese Nahrung am Anfang nicht schmeckt, weil Du Deine alte Nahrung gewohnt bist. Ich empfehle Dir es so zu machen wie es Buddha mal gesagt hat:

Glaube nichts, weil ein Weiser es gesagt hat.

Glaube nichts, weil alle es glauben.

Glaube nichts, weil es geschrieben steht.

Glaube nichts, weil es als heilig gilt.

Glaube nichts, weil ein anderer es glaubt.

Glaube nur das, was Du selbst als wahr erkannt hast.

Wahrnehmung beruht auf Sinnesinformationen, die mit den eigenen gespeicherten Informationen verglichen, bewertet und erkannt werden. Der Schlüssel zum Erkennen, wie die Dinge wirklich sind, liegt deshalb in uns. Wenn wir unseren Geist beruhigen, ihn dekonditionieren und schulen, lüften wir die Schleier, die uns behindern ein authentisches, selbstbewusstes und erfülltes Leben zu führen.

Einleitung

Jahrelang litt ich unter schwerem Asthma, bevor ich Yoga begegnete. Damals, in den 80-er Jahren, war Yoga hier im Westen noch nicht sehr bekannt und galt eher als etwas Exotisches für Esoteriker. Bis zu diesem Zeitpunkt erreichte ich zwar kurzfristig Erleichterung durch die allopathischen Medikamente, aber mit der Zeit verschlimmerten sich die Symptome. Auch die verschiedenen Methoden aus der alternativen Medizin halfen nicht wirklich.

Nach einer gebuchten zweiwöchigen Fastenkur mit täglich yogischen Körper-, Atem- und Entspannungsübungen, verbesserten sich die Symptome deutlich spürbar. Das machte mich neugierig und ich wollte mehr wissen. Ich besuchte Aus- und Fortbildungsseminare in Yoga und Ayurveda mit mehreren Studienaufenthalten in Indien.

Je mehr ich mich in diese Wissenschaften vertiefte, desto mehr verstand ich, dass es meine Seele war, die durch die Krankheit zu mir sprach. Auch die Psycho-Neuro-Immunologie, ein neuerer Zweig der westlichen Medizin, kennt die Verbindung von Geist-Seele (Psycho), Nervensystem (Neuro) und körpereigene Abwehrkräfte (Immunologie). Forschungsbefunde aus diesem Wissenschaftszweig dokumentieren, dass Körper, Geist und Seele in einem engen Informations-Austausch miteinander stehen. Im zeitlosen Wissen von Yoga und Ayurveda wird das Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele sehr genau beschrieben und anschaulich erklärt.

Der erste Schritt zu einem gesunden Geist-Körper-System ist die innere Reinigung des Körpers und die Klärung des Geistes um Blockaden, die den Energiefluss hemmen, zu lösen. Hier kommen die verschiedenen Therapien aus der ayurvedischen Medizin und Yoga zum Einsatz. Nachdem ich in Indien eine Reinigungskur (Pancha Karma Kur) von fünf Wochen gemacht habe, fühle ich mich wie neugeboren in meinem Körper. Die Kur an sich war keine Wellness Kur, ich fühlte mich während der Kur sehr oft krank. Krankheitssymptome sind meist auch Zeichen der Selbstheilungsbestrebungen des Organismus. Nicht nur mein Körper fühlte sich nach der Kur durchlässiger und leichter an, auch der Geist war klarer und wie reingewaschen. Während der Kur wurde mir stets klarer, wie sich meine Krankheitssymptome entwickeln konnten. Ich fühlte die Ereignisse, die lange Zeit zurück lagen, emotional und körperlich und verstand den Zusammenhang zwischen meinem Denken, Fühlen und Handeln.

Heute kann ich sagen, dass ich von der Krankheit geheilt bin, so lange ich mir bewusst bin, welche Ursachen dazu geführt haben und ich nicht wieder in alte Gewohnheiten zurückfalle. Den Körper zu reinigen und den Geist zu klären ist eine Sache, die alten Gewohnheiten zu ändern, das kann ein langer Prozess sein. Denn die langjährige Denk- und Verhaltensweisen hinterlassen tiefe Spuren im Gehirn, die nur durch eine starke Motivation sowie durch Achtsamkeit, Geduld und Ausdauer geglättet werden können.

Die menschlichen Probleme sind meist in den kontrollierenden Gedanken zu suchen, die durch Wunschvorstellungen und Befürchtungen entstehen. Wir haben vergessen wer wir wirklich sind und haben das ursprüngliche, kindliche Vertrauen in uns selbst verloren. Wir kämpfen um irdische, materielle Besitztümer und äußere Anerkennung und haben gleichzeitig die Sehnsucht nach etwas Tieferem, nach Wahrheit, bedingungsloser Liebe und authentischem Sein. Wir haben vergessen, dass wir all das in uns haben. Die Verbindung zu dieser himmlischen Welt, zur inneren Quelle, werden wir erst dann wieder entdecken, wenn wir anfangen uns intensiver mit unserer Innenwelt zu beschäftigen. Unsere wahre Wesensnatur offenbart sich und wir lernen uns selbst so zu lieben, wie es die Natur vorgesehen hat. Erst wenn wir Geborgenheit und Sicherheit in uns selbst gefunden haben, sind wir frei für wahrhaftige Begegnungen mit unserer Mitwelt, ohne Erwartungen, ohne Manipulationen oder Kontrolle.

1. Die Natur des menschlichen Daseins

Wir sind nicht menschliche Wesen,
die eine spirituelle Erfahrung machen,

wir sind spirituelle Wesen,
die eine menschliche Erfahrung machen
.

Pierre Teilhard de Chardin (1881-1955)

Französischer Jesuit und Philosoph

Die Entstehung unseres Universums

Die Rishis, das waren die Weisen und Seher aus dem alten Indien, konnten durch ihre intensive meditative Praxis tief in ihrem Bewusstsein Dinge wahrnehmen, die für das Wachbewusstsein verborgen bleiben. Sie beobachteten und erkannten durch Innenschau, dass wir aus dem Universum entstanden sind und dass das gesamte Universum in uns zu finden ist.

Nach heutiger Vorstellung hat es im Universum vor ca. 14 Milliarden Jahren eine gewaltige Explosion (der Urknall) gegeben, wobei Materie und Energie mit unvorstellbarer Wucht aus der Einheit in die unendliche Vielfalt des Weltalls geschleudert wurde. Es war der Beginn der Entstehung von Materie und Raum-Zeit. Bereits nach einigen hundert Millionen Jahren, so glauben Astrophysiker, bildeten sich aus den beim Urknall entstandenen Gaswolken durch Anziehungskräfte erste Sterne.

Diese Sterne hatten eine relativ geringe Lebensdauer von ca. 30 bis 40 Millionen Jahren und explodierten dann in einer spektakulären Supernova. Die Wissenschaftler sind sich einig, dass es uns ohne diese Explosionen nicht gäbe. Wir und alles im Universum entstammen im weitesten Sinne dem Sternenstaub, der bei gewaltigen Explosionen von großen Sternen, die s.g. Supernovae, entsteht. Die Elemente, die sich als Sternenstaub im Weltraum verteilen, bilden immer wieder neue Sterne und Planeten. Unser Universum, unsere Sonne und unsere Erde mit all ihren Lebewesen entstammen allesamt derselben Supernova.

Es bedarf sicher noch viele Forschungen rundum der Theorie des Urknalls und vielleicht wird es neuere Erkenntnisse geben, die die alten modifizieren. Wie dem auch sei, sicher ist, dass unsere Atome von den Sternen des Universums kommen. Wir bestehen tatsächlich aus demselben Material wie unser Universum, wir sind aus Sternenstaub entstanden. Wir sind Teil dieses Universums und sind mit ihm und mit allem was ist, verbunden. Allzu oft fühlen wir uns allein, getrennt von anderen, von uns selbst und vom Leben. Denn das tiefe Gefühl der Verbundenheit, nach dem wir uns von Natur aus sehnen, ist von einer dicken Schicht von Prägungen, bestehend aus Überzeugungen, Bewertungen und Vorstellungen, verdeckt. Das lässt uns vergessen, wer wir wirklich sind. Im tiefsten Inneren sind wir im Leben geborgen und jederzeit mit allem was ist, verbunden.

Die Rishis beobachteten weiter, dass das gesamte Universum aus Schwingungen besteht und dass aus der Urschwingung AUM (OM) zunächst das Element Raum entstand. In zunehmender Dichte der Schwingungen entfalteten sich die grobstofflichen Elemente der materiellen Welt. Ähnliches steht am Anfang des Johannes Evangeliums:

Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott.

Alles ist durch das Wort geworden.

Und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist.

AUM ist die Urschwingung, aus der das Universum hervorgegangen ist und vielleicht gibt es gemeinsame Wurzeln mit dem Wort AMEN. So wie die alten Weisen, glauben auch moderne Astrophysiker, dass unser Universum einst aus einer Energiefluktuation im Vakuum entstanden ist. Max Planck, Physiker und Nobelpreisträger meinte, dass es Materie an sich nicht gibt und verglich, anlässlich der Verleihung seines Nobelpreises, die Atomteilchen mit winzigen Sonnensystemen, die durch eine intelligente Kraft in Schwingung gebracht und zusammengehalten werden. Atome sind die Bausteine, aus denen alle festen, flüssigen oder gasförmigen Stoffe bestehen. Sie setzen sich zusammen aus einem Atomkern (Protonen und Neutronen) und Elektronen, die den Atomkern mit hoher Geschwindigkeit umkreisen. Wenn wir ein Atom mit unserem Sonnensystem vergleichen, ist der Atomkern die Sonne und die Elektronen die Planeten. So wie die Sonne und die Planeten einen kleinen Teil des Raumes im Sonnensystem bilden, sind auch der Atomkern und die Elektronen ein kleiner Teil des Raumes innerhalb der Grenzen des Atoms. Der größte Teil ist leerer Raum. Tatsächlich haben Atome, aus denen wir und unser Universum bestehen, praktisch keine Masse. Sie bestehen aus 99.99999% leerem Raum, der mit Energie gefüllt ist.

Die Rishis nannten den Raum, dessen Eigenschaft von Schwingungen geprägt ist, Akasha und beschrieben ihn als das, was das gesamte Universum durchdringt und erfüllt. Alles in unserem Universum ist Energie mit verschiedenartigen Schwingungsmustern und Informationen. Diese Energie nannten die Rishis Prana. Akasha ist das Urfeld, wo alles herkommt und wieder hingeht. Auch wir Menschen kommen aus diesem Urfeld, manifestieren uns im irdischen Leben in einem Körper, der sich nach dem Sterben wieder auflöst. Unser feinstofflicher Geistkörper wandert zurück in Akasha. Jeder Mensch besitzt sein eigenes individuelles Schwingungsfeld, das mit entsprechenden Geräten gemessen werden kann. Mit unseren Gedanken, Gefühlen, Worten und Handlungen haben wir die Fähigkeit Schwingungen zu kreieren, die wiederum in Resonanz gehen mit Schwingungen in unserem Umfeld. So empfangen, verarbeiten und senden wir ständig Informationen in Form von Schwingungsmustern.

Im Urfeld Akasha ist das ganze Wissen unseres Universums in Form von Schwingungsmustern gespeichert und wir alle haben jederzeit Zugang zu diesen Informationen. Das erklärt vielleicht auch, warum Menschen an den unterschiedlichsten Orten der Welt mit ähnlichen Erfindungen und Informationen aufwarten, die sie nach ihrer individuellen Wesensart umsetzen. Man sagt, sie schwingen auf der gleichen Wellenlänge mit den jeweiligen Informationen, die in der s.g. Akasha-Chronik gespeichert sind.

Das Akasha-Feld ist vom ersten Klang der Schöpfung AUM durchdrungen. Die Rishis nannten diesen Klang Nada Brahman, der Klang von Brahman. In der indischen Philosophie ist Brahman der Name für das ewig Absolute, alles innewohnende höchste Prinzip der Existenz. Brahman ist das Prinzip der Göttlichkeit, das als Atman (Seele) in jedem Wesen wohnt. Es ist dieser göttliche Klang, der den Raum überhaupt erst schuf und auch in unserem inneren Raum nachwirkt. Wenn wir in die Stille des inneren Raumes hinein horchen, können wir diesen Klang hören. Sie wird auch die innere Stimme, Intuition oder höhere Intelligenz genannt.

Durch Meditation auf die Beziehung von Akasha und Ohr

erlangt der Yogi die Fähigkeit,

die göttliche Stimme zu hören (Yoga Sutra 3:42)

Die Einheit von Geist und Körper

Während die modernen Forscher enorme Durchbrüche in den äußeren Naturwissenschaften und in der Technologie erlangen, wandten sich die Rishis nach innen um die Innenwelt zu erforschen. Sie durchlebten Experimente in den Tiefen des Bewusstseins und erkannten, dass die Welt nicht aus festen, gesonderten Objekten besteht, sondern dass ein unaufhörlicher Prozess der Veränderung in der materiellen Welt stattfindet. Materie, die sich auflöst und in anderer Form wieder entsteht.

Erde, Wasser, Feuer, Luft, Raum, Geist, Verstand und Ego –

das sind die acht Teile meiner abgesonderten,

materiellen Energien. (Bhagavad Gita 7:4)

Die materielle Welt besteht für die Rishis nicht nur aus dem was man anfassen oder sehen kann, sondern alles, was wir in dieser Welt erleben, woran wir denken können, gehört zum Bereich der materiellen Welt und diese Welt ist einer steten Veränderung unterworfen. Sie ist das vorübergehende Schauspiel, welches unser wahres Selbst verschleiert. Auf ähnliche Weise beschreiben es die Quantenphysiker, wenn sie sagen, dass sich die Elemente der subatomaren Welt manchmal wie Teilchen und manchmal wie Wellen verhalten. In der subatomaren Quantenwelt gibt es keinen Stillstand, es gibt eine ständige Fluktuation von Informationen, Prozessen und Verbindungen. Alles ist in Bewegung, alles verändert sich, ohne Stillstand.

Energie ist die Grundlage des gesamten Universums. Jede Materie schwingt und seine Schwingungen nehmen wir mit unseren Sinnen durch hören, fühlen, sehen, schmecken und riechen wahr. Die Sinnesorgane sind dem grobstofflichen materiellen Körper zugeordnet, der aus den fünf großen Elementen Raum, Luft, Feuer, Wasser und Erde aufgebaut ist. Auch die ganze sinnlich wahrnehmbare Außenwelt besteht aus Anteilen der fünf großen Elemente. Dies ist auch die Grundlage für die Wechselbeziehung zwischen dem menschlichen Organismus und der Umwelt. Jedes Sinnesorgan nimmt jeweils eine bestimmte Art von Schwingung wahr, die unser Organismus beeinflusst.

Das Prinzip des Klanges ist mit dem Element Raum verbunden und seine Schwingungen nehmen wir mit dem Gehörsinn wahr. Das Prinzip der Berührung ist mit dem Element Luft verbunden und seine Schwingungen nehmen wir mit dem Tastsinn wahr. Das Prinzip des Sehens (Form und Farbe) ist mit dem Element Feuer (Licht) verbunden und seine Schwingungen nehmen wir mit dem Sehsinn wahr. Das Prinzip des Geschmacks ist mit dem Element Wasser verbunden und seine Schwingungen nehmen wir mit dem Geschmackssinn wahr. Das Prinzip des Geruches ist mit dem Element Erde verbunden und seine Schwingungen nehmen wir mit dem Geruchssinn wahr. Jedes Element besitzt bestimmte Eigenschaften und Wirkungen, die in einem späteren Kapitel erklärt werden.

Unsere Sinne sind die Tore zur Außenwelt und sie sind die äußeren Empfangsinstrumente; das Gehirn ist unser inneres Instrument. Die Schwingungen, die unsere Sinne aufnehmen, erzeugen Informationen (Schwingungsfrequenzen), die zum Gehirn geleitet werden und dort Verbindungen und Prozesse in Gang bringen. Diese Informationen werden mit dem Denken verbunden, damit sie uns bewusst werden. Abhängig von unserem inneren Bewertungssystem - bewusste und unbewusste Glaubensüberzeugungen und Prägungen - entstehen Gefühle, die der eigentlichen Entscheidungsinstanz, dem Intellekt, übermittelt werden. Dieser entscheidet darüber, was ihm zugetragen wird und wie wir uns verhalten. Unser Verhalten erzeugt wiederum die Rückwirkung der Außenwelt auf uns. So entsteht der Kreislauf von Wahrnehmen, Denken, Fühlen und Handeln.

Geist und Körper bilden eine Einheit.

Wir alle haben unsere angeborene individuelle Urschwingung, in der wir uns wohl fühlen können. Wir sind wie Funkstationen, die Schwingungsinformationen empfangen, verarbeiten und senden. Gesundheit und Wohlbefinden können nur dann entstehen, wenn ein harmonisches Schwingen zwischen Innen und Außen stattfindet. Die Schwingungsinformationen, die wir von der Außenwelt empfangen, können disharmonische Schwingungen in unserem Körper-Geist-System verursachen, die sich in Form von psychischen und körperlichen Beschwerden manifestieren können. Disharmonische Schwingungen erzeugen Energieblockaden, die den Fluss der Lebensenergie einschränken und so das Wirken der Selbstheilungskräfte verhindern. Auch bewusste oder unbewusste negative Glaubensüberzeugungen können Disharmonien im System erzeugen.

Jede Störung, die sich in unserem Organismus manifestiert, entsteht aufgrund einer Disharmonie in unserem Schwingungssystem. Wir funktionieren nicht mehr aus unserer Schwingungsmitte, fühlen uns unwohl und handeln dementsprechend, was dann zu Konfliktsituationen führen kann. Du kennst es sicher, wenn Du gestresst bist und durch den Wind bist oder neben Dir stehst, kriegst Du schnell etwas in den falschen Hals und reagierst dementsprechend ängstlich, aggressiv oder wütend.

Körper und Geist sind eine Einheit und wirken ganz eng zusammen. Als psychosomatische Erkrankungen bezeichnet man im medizinischen Fachbereich körperliche Symptome, die psychische Ursachen haben. Unter Psyche versteht man die Wechselwirkung von Gedanken und Emotionen, Soma steht für unseren physischen Körper. Lang anhaltende psychische Belastungen und Lebenskrisen können körperliche Beschwerden und Erkrankungen auslösen. Umgekehrt können auch schwere körperliche Erkrankungen zu psychischen Störungen führen. Du kannst die Verbindung von Körper und Psyche einfach bei Dir selbst feststellen, indem Du darauf achtest welche Empfindungen Du wo im Körper feststellst, wenn Du z.B. traurig bist, Scham empfindest, aufgeregt, ärgerlich oder wütend bist. Umgekehrt kennen wir auch die Reaktion der Psyche auf das was wir körperlich erleben, z.B. wenn wir uns den Kopf anstoßen oder durch eine Infektion krank werden.

Gleichzeitig kannst Du schauen, was mit dem Atem passiert. Wenn wir in unserer Schwingungsmitte sind, ist der Atem ruhig, gleichmäßig und tief. Die durch den Atem aufgenommene Lebensenergie (Prana) kann ungestört fließen. In einem disharmonischen Zustand ist der Atem unruhig, flach und unregelmäßig. Der Fluss der Lebensenergie wird blockiert. Eine ruhige und regelmäßige Atemkontrolle kann uns helfen Körper und Geist wieder in Einklang zu bringen. In Yoga wird die natürliche tiefe Bauchatmung als wichtige Komponente der Gesundheit betrachtet. Atemtechniken werden hier seit Jahrtausenden verwendet um Energieblockaden zu lösen und um eine tiefe Entspannung herbei zu führen. Sie dienen dazu einen zurück zu sich selbst, zu seiner eigenen Schwingungsmitte zu bringen, in der Körper und Geist im Einklang sind und sie wirken als Vorbereitung für das spirituelle Erwachen.

Man schätzt, dass in unserer zivilisierten Welt, psychische Belastungen, wie negative Emotionen und Stress, wesentlich an den meisten Krankheiten beteiligt sind. Es entwickeln sich körperliche Symptome aus einem psychischen Konflikt. Das körperliche Symptom wird sozusagen zum Sprachrohr der Psyche –

Körper und Psyche bilden eine Einheit.

Ein weiteres Phänomen, wie die Psyche den Körper steuert, ist der Placebo-Effekt. Wenn ein Patient zum Beispiel die Erwartung hat, dass ihm geholfen wird, dann kann dieses positive Gefühl allein schon eine Heilung hervorrufen. Oder ein absolut unwirksames Substrat ruft eine körperliche Wirkung hervor, so wie es dem amerikanischen Militärarzt Henry Beecher im Zweiten Weltkrieg erging. Ihm ging für die Versorgung der verwundeten Soldaten das Morphium aus. In seiner Not und damit die Soldaten wenigstens das Gefühl hatten, dass man sich um sie kümmerte, verabreichte er ihnen eine wirkungslose Kochsalzlösung, sagte ihnen aber es sei Morphium. Zu seinem Erstaunen hatten die meisten der Verwundeten kaum noch Schmerzen. Seit vielen Jahren wird in der westlichen Medizin intensiv über den Placebo-Effekt geforscht. Schon die alten Meister aus dem Osten kannten den Placebo-Effekt, denn sie empfahlen bei negativen Gedanken zunächst positive Gegengedanken zu kultivieren:

Bei einer Behinderung durch störende Gedanken

sollte man über das Gegenteil meditieren (Yoga Sutra 2:33).

Jeder Gedanke und jede Vorstellung hat einen Einfluss auf unsere Gefühle und auf den Chemiehaushalt des Körpers. Nehmen wir an, Du hast Angst vor einer Prüfung. Fühle in diese Angst hinein um zu erkennen, was die Ursache sein könnte. Vielleicht hast Du das Vertrauen in Dich selbst verloren, da Du in der Kindheit immer wieder als Taugenichts beschimpft wurdest. Es ist der Gedanke ich tauge zu nichts, der in Deinem Gehirn Spuren von Angst und Unsicherheit hinterlassen hat. Das Gegenstück zu diesem Gedanke wäre z.B.: ich vertraue mir und meinen Fähigkeiten und schaffe die Prüfung mit Leichtigkeit. Schon diese Vorstellung entspannt und erzeugt eine gelassenere Gemütsstimmung. Wenn Du nun diesen neuen Gedanken hegst und pflegst, kannst Du eine neue Realität erzeugen.

Die moderne klinische Forschung zeigt, dass Faktoren wie laute Geräusche, grelle Krankenhaus-Beleuchtung und soziale Isolation die Regeneration von Kranken schwer behindert. An der Charité Berlin untersucht man derzeit den Einfluss der Zimmeratmosphäre auf die Genesung von Intensivpatienten. Spezielle Lichteffekte simulieren den Auf- und Untergang der Sonne. Eine angenehme Zimmerausstattung, sowie Reduzierung des Lärmpegels sollen dazu beitragen, eine wohltuende Atmosphäre für den Patienten zu schaffen, damit die Gesundung komplikationslos verläuft.

Auch die Baumeister im alten Indien berücksichtigten das Leben und Wohnen im Einklang mit den Naturgesetzen. Diese Wissenschaft heißt Vastu und ihre Lehre wird, wie schon Yoga und Ayurveda, auch im Westen immer bekannter. Sie besagt, dass die Gesundheit des Menschen und sein allgemeines Wohlbefinden von der Qualität der feinstofflichen Energien seiner Umgebung abhängig sind. Das Ziel dieser Lehre besteht darin, den Wohnraum den Naturgesetzen entsprechend zu gestalten, so dass er das Energiefeld seiner Bewohner und deren Wohlbefinden optimal unterstützt.

Körper und Geist sind eine Einheit und erfahrbar in der materiell veränderlichen Welt, die im Raum-Zeit-Kontinuum stattfindet. Unsere Gedanken und unsere Wahrnehmungen ändern sich ständig und auch unser Körper hat sich von der frühen Kindheit bis zum Erwachsenenalter stets verändert. Unser irdisches Leben ist eine in sich ständig veränderlichen Welt. Wenn wir an Dingen, Menschen, Situationen, Geisteskonzepten u.a. festhalten, blockieren wir die Lebensenergie. Deshalb empfehlen uns die Weisen:

Tue im Moment Dein Bestes, was in Deiner Kraft steht,

und dann lasse los, lasse es geschehen.

Die Rishis konnten durch ihre intensive meditative Praxis in den tiefsten Tiefen ihres Bewusstseins durchdringen und erkannten jenseits dieser veränderlichen relativen Welt, eine absolute Wirklichkeit, die grenzenlos und unvergänglich ist. Diese Höchste Wirklichkeit ist die gemeinsame Quelle aus der wir alle stammen und aus der wir unendlich viel Kraft, Kreativität, Weisheit, bedingungslose Liebe und Geborgenheit schöpfen können. Diese Quelle liegt tief in uns verborgen. Es ist reines Gewahrsein, endloses Bewusstsein jenseits der Grenzen des Verstandes und des Körpers. Dies zu erkennen nannten die Weisen wahres Wissen.

Diejenigen, die die Wahrheit sehen, haben erkannt,

dass die Materielle Existenz ohne Dauer und

die Höchste Wirklichkeit ohne Wechsel ist.

Zu diesem Schluss sind sie gekommen, nachdem sie das

Wesen von beidem studiert hatten. (Bhagavad-Gita 2.16)

Um zu erkennen wer Du wirklich bist, musst Du wissen wer Du nicht bist. Das ist es, was uns die alten Weisen vermitteln wollen. Du bist nicht Dein Körper, nicht Deine Gedanken oder Deine Erinnerungen. Diese befinden sich im Raum-Zeit-Kontinuum und verändern sich ständig. Das, was sich verändert, kann nicht Dein wahres Selbst sein.

Um Deine wahre Wesensidentität zu erkennen, musst Du in die innere Stille gehen. Dort, wo störende Gedanken Dich nicht ablenken und Deine Sicht verschleiern, vorbei an Deinem Ego mit seinen Wünschen, Sehnsüchten, Abneigungen und Selbstsucht. Hier erkennst Du Dein wahres Wesen, die Höchste Wirklichkeit. Hier befindet sich unsere gemeinsame Quelle, die nicht an Raum und Zeit gebunden, d.h. nur erfahrbar in der Gegenwart ist. Im wahren Sein gibt es weder Zukunft noch Vergangenheit. Diese gibt es nur in unserer materiellen Welt von Raum und Zeit. Im wahren Sein ist das Jetzt alles an Zeit und das Hier alles an Raum. Das bedeutet, dass wir bereits alles haben, was wir brauchen. Wir müssen nichts erzwingen, alles ist schon da und wenn wir loslassen, kann es geschehen, im Hier und Jetzt.

Es gibt nur ein ICH BIN - Bewusstsein. Denn das was ich jetzt bin, hat seine Ursache in der Vergangenheit. Das, was ich jetzt tue, hat seine Wirkung in der Zukunft. Das ist unser irdisches Leben im Raum-Zeit-Kontinuum. Ein altindischer Weisheitsspruch bringt es auf den Punkt:

Wenn Du wissen willst, von welcher Art Deine Gedanken

in der Vergangenheit waren, schau Dir heute Deinen Körper an.

Und willst Du wissen, wie Dein Körper in Zukunft beschaffen

sein wird, dann schau Dir Deine heutigen Gedanken an.

Unsere Erfahrungen, Prägungen und Einstellungen stammen aus der Vergangenheit. Aus ihnen können wir in der Gegenwart für die Zukunft lernen. Durch die Art, wie wir in der Gegenwart denken und handeln, gestalten wir unsere Zukunft. Die Fähigkeit zu denken, zu fühlen und zu handeln gibt uns die Möglichkeit zu lernen und uns weiterzuentwickeln. Es ist das Gesetz von Karma.

Karma ist das Sanskritwort für Handlung. Das Gesetz von Karma besagt, dass jede unserer Handlungen sofort oder irgendwann eine Rückwirkung auf uns haben wird. Es bedeutet auch, dass wir durch unsere Handlungen und ihre Rückwirkungen lernen und uns weiterentwickeln können, indem wir anfangen, Verantwortung für unser Leben zu übernehmen. Wir sollten aufhören andere, der Vergangenheit oder den Umständen für unser Schicksal oder unsere Probleme verantwortlich zu machen. Es sind unsere Denk- und Verhaltensweisen, unsere innere Einstellungen, die uns unglücklich machen!

Körper und Geist sind wichtige Werkzeuge in der Raum-Zeit Dimension und sie sind einer stetigen Wandlung unterworfen. Dein wahres Selbst ist dagegen jenseits von Raum und Zeit, unveränderlich, ewig und nur in der Gegenwart erfahrbar. Für Dein wahres Selbst sind Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleich. Dein wahres Selbst ist Dein innerer Zeuge, frei von Anhaftungen aus der Vergangenheit und frei von Wünschen für die Zukunft. Aus dieser Perspektive des Bewusstseins kannst Du aus Deiner vollen Kraft schöpfen und das Leben aus dem Hier und Jetzt gestalten.

Reines göttliches Gewahrsein - Purusha

Wie oben schon erwähnt, erkannten die Rishis hinter dem Fluss der Veränderung in der materiellen Welt durch intensive Innenschau etwas Unveränderliches, eine unendliche Wirklichkeit, die den ganzen Kosmos und alles was ist durchdringt. Diese Wirklichkeit nannten sie Purusha, was so viel wie „das, was in uns ruht“ bedeutet. Purusha ist reines göttliches Gewahrsein, unser wahres Selbst, der innere Zeuge, die ruhende Instanz in uns und zugleich das, was uns Weisheit, Liebe und Schöpferkraft verleiht. Die Mystiker und Weisen erkannten das ganze kosmische Spiel durch Meditation und erforschten ihre Innenwelt. Auch wir tun gut daran unsere innere Welt zu erforschen, damit wir erkennen, wer wir wirklich sind. Hierzu gibt es ein schönes indisches Märchen:

Ein altes Märchen erzählt von den Göttern, die zu entscheiden hatten, wo sie die größte Kraft des Universums verstecken sollten, damit sie der Mensch nicht finden könne, bevor er reif dazu sei, sie verantwortungsvoll zu gebrauchen. Ein Gott schlug vor, sie auf der Spitze des höchsten Berges zu verstecken, aber sie erkannten, dass der Mensch den höchsten Berg ersteigen und die größte Kraft des Universums finden würde, bevor er reif dazu sei. Ein anderer Gott sagte: „Lasst uns diese Kraft auf den Boden des Meeres verstecken.“ Aber wieder erkannten sie, dass der Mensch auch diese Region erforschen und die größte Kraft des Universums finden würde, bevor er reif dazu sei. Schließlich sagte der weiseste Gott: „Ich weiß was zu tun ist. Lasst uns die größte Kraft des Universums im Menschen selbst verstecken. Er wird niemals dort danach suchen, bevor er reif genug ist, den Weg nach innen zu gehen.“ Und so versteckten die Götter die größte Kraft des Universums im Menschen selbst und dort ist sie noch immer und wartet darauf, dass wir sie in Besitz nehmen und weisen Gebrauch davon machen.

Um heraus zu finden, wer Du wirklich bist, musst Du erfahren, wer Du nicht bist. Die meisten Menschen identifizieren sich mit ihrem materiellen Körper und mit ihren Gedanken. Das würde heißen, dass wir jeden Tag jemand anderes sind, denn täglich sterben im Körper etwa zehn Milliarden verbrauchte Zellen ab, die erneuert werden und auch unsere Erfahrungen und Gedanken sind jeden Tag anders.

Es ist das falsche Selbst, das Ego, das wir wahrnehmen und mit dem wir uns identifizieren. Unsere wahre Natur ist Purusha, das wahre Selbst, der ruhende Beobachter und Zeuge hinter all den Veränderungen, jenseits von Raum und Zeit, unveränderlich und grenzenlos, nur im Inneren erfahrbar und gleichzeitig der Motor hinter unserem irdischen Leben. Du kannst Purusha, Dein wahres Selbst, mit einer weißen Leinwand vergleichen, auf der Du Deine Lebensgeschichte unaufhörlich projizierst. Wenn Du Deinen Projektor abschaltest, verschwinden die projizierten Bilder auf der Leinwand und Du erkennst, dass das was Du gesehen hast nicht die Leinwand ist, sondern Deine selbst erschaffene Welt.

Das Universum ist endloses Bewusstsein und innerhalb dieses Bewusstseins sind wir einem ständigen Austausch von Informationen ausgesetzt. Mit dem Verstand allein können wir nur einen kleinen Teil dieser Informationen erfassen, denn der Verstand ist von unseren fünf Sinnen abhängig und ist in Zeit und Raum begrenzt. Wir müssen uns jenseits dieser Dimension begeben und das - so lehren uns die Meister aller Traditionen - können wir nur, wenn wir uns von den störenden Geisteskonzepten und inneren Blockaden lösen und uns nach innen in die unendliche Weite der Stille begeben um das ewig reine, allgegenwärtige Bewusstsein zu erfahren.

In der Meditation transzendieren wir Raum und Zeit und gehen ein in die Unendlichkeit des Bewusstseins. Hier kommen wir in Kontakt mit Botschaften der inneren Weisheit, die uns die Gewissheit geben, auf dem richtigen Weg unseres Lebens zu sein. Vergangenheit und Zukunft gibt es nur in der materiellen Realität. In uns gibt es dagegen einen Teil, der nicht in Raum und Zeit gefangen ist und der weiß, dass es nur ein ewiges Jetzt gibt. Dieser Teil, der das weiß, ist Purusha, unser wahres inneres Selbst.

2. Die Sankhya Philosophie der Schöpfung

Man kann niemanden etwas lehren,
man kann ihm nur helfen,
es in sich selbst zu finden
.

Galileo Galilei (1564 - 1642)

Italienischer Philosoph und Physiker

Bewusstsein und Materie - Purusha und Prakriti

Die philosophischen Hintergründe von Yoga und Ayurveda gehen auf die vedische Sankhya-Schule zurück, die zu den ältesten philosophischen Systemen Indiens zählt. Der Sanskrit-Begriff Sankhya heißt so viel wie "das, was etwas in allen Einzelheiten beschreibt“. Das Sankhya-System liefert die grundlegende Theorie, während Yoga und Ayurveda die Praxis bilden.

Die Rishis erkannten, dass der Entstehungs- und Entwicklungsprozess der Welt ein dynamischer Prozess aus Schöpfung, Erhaltung und Auflösung ist, ein immerwährender Prozess von Geburt, Leben und Tod. Auflösung oder Tod bedeutet nicht, dass die Dinge vollständig beendet sind. Vielmehr geschieht hier eine Transformation. Schon während wir leben, sterben täglich Zellen ab und werden erneuert, nach einigen Jahren haben wir einen völlig veränderten Körper. Nichts geht in diesem Universum verloren. Es findet ein ständiger Wechsel statt. Materie verwandelt sich in Energie und Energie manifestiert sich wieder. Auch die moderne Physik kennt das Gesetz der Energieerhaltung. Im physikalischen Sinne kann Energie nicht verloren gehen.

Diese in sich ständig wechselnde Welt nannten die Rishis Prakriti. Hinter diesem Fluss der Veränderung in der materiellen Welt erkannten die Rishis durch Innenschau eine unendliche Dimension, die sie Purusha nannten. Purusha ist reines Gewahrsein, das uns innewohnt und uns mit Allem, was ist, vereint. Es ist unser innerster Wesenskern, das innerste Selbst eines jeden Menschen, das uns Empfindungsfähigkeit und Bewusstsein verleiht. Prakriti ist das, was wir als die Welt wahrnehmen. Sie ist die Urmaterie, aus welcher die Vielfalt unserer erfahrbaren Welt entsteht. Sie ist manifestierte und nicht manifestierte Information aus dem Meer aller Möglichkeiten. Prakriti ist die gesamte Welt mit all ihren Erscheinungen, gefangen in Raum und Zeit. Sie unterliegt den Gesetzen von Ursache und Wirkung, ist veränderlich und unbewusst. Purusha dagegen ist reines endloses Gewahrsein, jenseits von Ursache und Wirkung, unveränderlich, vollkommen und Alles was ist. Während sich Prakriti immer wieder wandelt, stellt Purusha einen unbeteiligten, unveränderbaren Beobachter in uns dar, obgleich er selbst der eigentliche Urheber ist.

Eine Analogie wäre der elektrische Strom, der sich selbst durch eine Glühbirne erfährt. Der elektrische Strom ist zwar immer da, aber ohne Glühbirne kann er sich selbst nicht erfahren. Um sich selbst zu erfahren hat Purusha Prakriti erschaffen. Purusha gibt Prakriti das Bewusstsein und Prakriti gibt Purusha die Erfahrung der Welt. So wie der elektrische Strom das Licht in der Glühbirne erzeugt, durchleuchtet Purusha, das göttliche Licht, unser irdisches Dasein. Erleuchtung bedeutet demnach nichts anderes als dieses Licht in die Welt durchscheinen zu lassen. Und das können wir nur, wenn wir die trennende Schicht unseres Denkens - die aus Groll, Festhalten und Angst besteht - durch Selbsterforschung und durch das Vertrauen in die Intelligenz des Lebens lösen. Wenn die einschränkenden Gedankenmuster und die störenden Emotionen uns nicht mehr behindern, strahlen wir vermehrt Freude, Zufriedenheit und Glück aus und ziehen in der Außenwelt diese Energien wiederum magnetisch an.