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Jessica Schwarzer

Sell in May and go away?

Was die Börsenweisheiten von Kostolany, Buffett und Co heute noch taugen

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Copyright 2013 der Originalausgabe:

© Börsenmedien AG, Kulmbach

Copyright 2017 der überarbeiteten und aktualisierten Neuausgabe:

© Börsenmedien AG, Kulmbach

Covergestaltung: Johanna Wack

Gestaltung: Martina Köhler

Satz: Sabrina Slopek

Herstellung: Daniela Freitag

Lektorat: Egbert Neumüller

Korrektorat: Claus Rosenkranz

Druck: CPI books GmbH, Leck

ISBN 978-3-86470-466-6
eISBN 978-3-86470-474-1

Alle Rechte der Verbreitung, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe und der Verwertung durch Datenbanken oder ähnliche Einrichtungen vorbehalten.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

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Inhalt

Vorwort von Gottfried Heller

1. Kaufen Sie ein Portfolio solider, internationaler Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten und schauen Sie die Papiere nicht mehr an. Nach einigen Jahren werden Sie eine angenehme Überraschung erleben.

2. Besitzer von Zinspapieren schlafen gut; Besitzer von Aktien dagegen leben gut.

3. Lege nicht alle Eier in einen Korb.

4. Politische Börsen haben kurze Beine.

5. The Trend is your Friend.

6. Greife nie in ein fallendes Messer.

7. Steigen die Kurse, kommen die Privatanleger. Fallen die Kurse, gehen die Privatanleger.

8. Seid gierig, wenn andere ängstlich sind, und seid ängstlich, wenn andere gierig sind.

9. Beim Denken ans Vermögen leidet oft das Denkvermögen.

10. Eine Börse wäre keine Börse, wenn nicht viele Narren ihr Unheil dort treiben würden.

11. Die fünf gefährlichsten Wörter der Kapitalanlage lauten: Dieses Mal ist alles anders.

12. Einer Straßenbahn und einer Aktie darf man nie nachlaufen. Nur Geduld: Die nächste kommt mit Sicherheit.

13. Konzentrieren Sie Ihre Investments. Wenn Sie über einen Harem mit 40 Frauen verfügen, lernen Sie keine richtig kennen.

14. Sell in May and go away. But remember to come back in September.

15. Spekulieren ist kein Spiel mehr, es ist eine Maßnahme zum Schutz des Vermögens.

16. Beim Kauf einer Aktie muss man Fantasie haben, beim Verkauf Weisheit.

17. Das Verhältnis von Wirtschaft zur Börse ist wie das eines Mannes auf einem Spaziergang mit seinem Hund. Der Mann geht stetig voran, der Hund rennt vor und zurück.

18. Buy on bad news, sell on good news.

19. Timing ist alles.

20. Investiere nur in eine Aktie, deren Geschäft du auch verstehst.

Glossar

Vorwort von Gottfried Heller

Eines der ersten Bücher, die je über die Börse geschrieben wurden, war „Confusión de Confusiones“ von José de la Vega. Es erschien 1688 in Amsterdam in spanischer Sprache. Der deutsche Titel lautet „Verwirrung der Verwirrungen“. Darin ist schon von der „Schwierigkeit der Börsensprache“ und dem „Rätsel des Börsengeschäfts“ die Rede. Aber de la Vega hatte auch schon vor 325 Jahren die Erkenntnis gewonnen, dass die Erwartung einer Tatsache für die Börse wichtiger ist als die Tatsache selbst.

André Kostolany, über 30 Jahre mein Freund und Partner, hat dieses Phänomen, wonach Aktien meist vor einem erwarteten positiven Ereignis steigen, aber oft, nachdem es eingetreten ist, fallen, mit dem Begriff „fait accompli“ – zu Deutsch „vollendete Tatsache“ – umschrieben.

In den gut drei Jahrhunderten seit Erscheinen des Werkes von de la Vega sind Hunderttausende weitere Bücher zum Thema Geld und Börse auf den Markt gekommen. Man möchte meinen, dass die Verwirrung über die Börse geklärt und dass alles gesagt sei, was es zu diesem Thema zu sagen gibt. Das wirft die Frage auf, ob mit diesem Buch die Inflation der Börsenbücher nicht unnötig noch weiter vergrößert werden soll oder ob es wirklich etwas Neues und Nützliches darin zu finden gibt.

Warum also noch ein Buch über die Börse? Die Antwort: Dies ist gar kein Buch über die Börse, das etwa eine neue Lehre, Methode, Theorie, Strategie oder ein System verkündet, sondern es ist eine Sammlung von Börsenweisheiten.

Die Börsenliteratur ist gespickt mit Sprüchen aller Art. Manche sind platt, manche sogar dumm und falsch, aber viele bringen eine Börsenweisheit auf den Punkt. Sie sagen in wenigen Sätzen oft mehr als die sprichwörtlichen 1.000 Worte.

„Ein guter Aphorismus ist die Weisheit eines ganzen Romans in einem einzigen Satz“, sagte der Schriftsteller Theodor Fontane.

Ob eine Börsenweisheit gut und treffend ist oder nur ein dummer Spruch, der in die Irre führt, das erfahren Sie in diesem Buch. Die Autorin präsentiert viele Börsensprüche, die taugen, aber auch einige, die nicht taugen. Ein Kapitel heißt: „Beim Denken ans Vermögen leidet oft das Denkvermögen.“ Wie wahr das ist, hat schon der englische Staatsmann William Gladstone mit diesen Worten ausgedrückt: „Zwei Dinge pflegen die Menschen um den Verstand zu bringen: die Liebe und das Geld.“

Jessica Schwarzer hat keine Enzyklopädie von Börsensprüchen verfasst, sondern sie hat Aphorismen einiger weniger gewitzter, herausragender, erfahrener und erfolgreicher Größen aus der Börsengeschichte ausgewählt. In der Beschränkung zeigt sich der wahre Meister!

Gleich im ersten Kapitel räumt sie, und das freut mich ganz besonders, ein Missverständnis über den berühmten Spruch von Kostolany mit den Schlaftabletten aus der Welt. Es wird behauptet – auffallend oft von Bankern –, Kostolany habe eine „Buy and Hold“-Strategie propagiert, die heutzutage nicht mehr funktioniere. Die Haltedauer war überhaupt nicht der Kern dieses Spruchs. Vielmehr war es ein psychologischer Rat meines Freundes, um die Anleger vor ihren eigenen Dummheiten und Fehlreaktionen zu schützen. Sie sollten – sinnbildlich – schlafen, sodass sie gar nicht mitbekommen, wenn es an den Finanzmärkten blitzt und kracht.

Der Mensch ist ja bekanntlich das schwächste Glied in der Anlegerkette. Schon Professor Benjamin Graham, der Lehrer der Investmentlegende Warren Buffett, sagte: „Der Anleger ist wahrscheinlich sein eigener schlimmster Feind.“ Kostolany hat diese Wahrheit in seiner unnachahmlichen Art in ein sprachliches Bild gepackt. Es ist natürlich verständlich, dass Investmentbankern eine „Buy and Hold“-Strategie missfällt, denn Umsatzprovisionen sind Teil ihres Geschäftsertrags.

Bei vielen Börsensprüchen muss man daher erst fragen, von wem sie stammen. Steckt vielleicht geschäftliches Eigeninteresse dahinter? Einer der Sprüche in dieser Kategorie lautet: „An Gewinnmitnahmen ist noch keiner gestorben.“ Stimmt, aber es ist auch noch keiner reich geworden damit.

Ein anderer heißt „Timing ist alles“. Der sehr erfolgreiche Manager des Fidelity Magellan Fund, Peter Lynch, sagte dagegen einmal: „Timing ist totale Zeitverschwendung. Ich habe noch nie einen Timing-Experten in der Forbes-Liste der reichsten Menschen gefunden.“

Tatsächlich zeigen Untersuchungen bei US-Pensionsfonds, dass langfristig der weitaus größte Anteil ihrer jährlichen Renditen der richtigen Wahl der Anlageklassen – vor allem dem Anteil von Aktien – sowie der kompakten Struktur der Depots zuzuschreiben war, während Aktienauswahl und Timing nur einen geringeren Beitrag beisteuerten.

Meine persönliche Erfahrung ist: „Langfristig anlegen – Time (die Zeitachse) und nicht Timing – schafft Werte und spart Kosten.“

Dieses Buch ist alles andere als ein trockenes Sachbuch, durch das man sich durchquälen muss. Ganz im Gegenteil: Es ist gespickt mit gewitzten, geistreichen, oft bildhaften, leicht verständlichen, einprägsamen Weisheiten. Dieses Buch bietet den Leserinnen und Lesern das Kondensat, die Quintessenz von teils schmerzlichen, teils erfreulichen Erfahrungen von erfolgreichen Investoren, die sie vor Fehlern bewahren und ihnen zu klugen Investments verhelfen können.

Und es ist heute besonders aktuell, denn deutsche Zinssparer befinden sich in einer akuten Notlage. Seit über sechs Jahren werden sie mit Nullzinsen enteignet. Und nun werden ihre Ersparnisse zusätzlich durch die steigende Inflation entwertet. Ihr Vermögen schrumpft real.

Die meisten Deutschen sind in Sachen Geldanlage leider wie ein Baby, das sich nie von der Mutterbrust des Staates entwöhnt hat. Sie hoffen, dass „Mutter Staat“ ihre unmündigen Kinder auch im Alter füttern wird. Das wird sich als Illusion erweisen. Daher ist es höchste Zeit, dass sie auch in Aktien anlegen.

Es wäre zu wünschen, dass dieses Buch dazu beiträgt, dass viele Sparer ihre Aktienscheu überdenken und ihr Geld ertragreicher für sich arbeiten lassen.

Gottfried Heller im Juli 2017

1Kaufen Sie ein Portfolio solider internationaler Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten und schauen Sie die Papiere nicht mehr an. Nach einigen Jahren werden Sie eine angenehme Überraschung erleben.

Aktien kaufen und dann liegen lassen, das gilt heute fast schon als hochriskant. Schließlich schwanken die Märkte viel zu stark, reißen Portfolios in die Tiefe und vernichten binnen weniger Tage Milliarden. Oder sie heben ab wie eine Mondrakete, laut und begleitet von den „Ohs“ und „Aahs“ der Anleger – Börse extrem. Wenn Sie in Aktien investieren, sind Sie diesem nervenaufreibenden Treiben schonungslos ausgesetzt.

In Zeiten heftiger Börsenturbulenzen klingt die wohl bekannteste Anlagestrategie, nämlich „Buy and Hold“, zu Deutsch „Kaufen und Halten“, also reichlich antiquiert. Als einer ihrer Väter gilt der Börsenaltmeister André Kostolany. Sein berühmtester Ratschlag war, einige solide internationale Standardwerte zu kaufen, dann in die Apotheke zu gehen, Schlaftabletten zu kaufen, einzunehmen und ein paar Jahre zu schlafen. Wer diesen Rat befolgt, soll beim Aufwachen eine angenehme Überraschung erleben: satte Kursgewinne.

Kann das heute wirklich noch funktionieren? André Kostolany ist inzwischen seit vielen Jahren tot. Der gebürtige Ungar musste die beiden verheerenden Börsenabstürze in den Jahren 2001 und 2008 sowie die Auswirkungen der Euro-Schuldenkrise auf die Märkte nicht mehr miterleben. Natürlich kannte auch Kosto, wie seine Anhänger ihn genannt haben und noch heute nennen, Hausse und Baisse, erlebte schwarze Börsentage und platzende Spekulationsblasen, jedoch nicht in der Intensität und Geschwindigkeit, wie wir sie heute kennen.

Spätestens seit der Finanzkrise 2008/2009 mehren sich deshalb die Stimmen, die den „Buy and Hold“-Ansatz gern für überholt erklären. Das Hauptargument der Kritiker der Schlaftablettenmetapher heißt: Die Kurse schwanken immer häufiger und immer stärker, stabile Trends sind passé. Anlegern, die sich auf das Paradigma des Börsenaltmeisters verlassen würden, drohe ein böses Erwachen. Auch der bekannte Börsenexperte Max Otte hat in seinem Buch „Endlich mit Aktien Geld verdienen“ im Sommer 2012 vor Kostolanys Schlaftabletten gewarnt. In turbulenten Zeiten würde das nicht helfen, schreibt der Wirtschaftsprofessor von der Fachhochschule Worms.

Ganz unberechtigt ist die Kritik an der so unkomplizierten Regel nicht. Die (Börsen-)Welt ist heute eine andere als zu Zeiten Kostolanys, der schon Ende der 1960er-Jahre zu den bekanntesten Börsenkommentatoren der jungen Bundesrepublik gehörte. Die weltweiten Märkte sind heute viel stärker vernetzt, Investoren agieren in Nanosekunden-Schnelle rund um den Globus. Gerüchte breiten sich in Windeseile an der New Yorker Wall Street und in den Handelssälen in Frankfurt, London oder Singapur aus. Computer regieren das Börsengeschehen. Trends kommen und gehen immer schneller. Es wandelt sich alles viel zu schnell, um ein Portfolio zusammenzustellen und dann für zehn oder 20 Jahre liegen zu lassen, sind die Kritiker der Schlaftablettenmetapher überzeugt.

Das stimmt natürlich, die Favoriten von heute sind nicht zwangsläufig die Favoriten von morgen. Schauen Sie sich nur den Dax an, dessen Zusammensetzung heute völlig anders aussieht als noch bei seiner Gründung Ende der 1980er-Jahre. Die Favoriten der Anleger wechseln. Wenn Sie ein Portfolio zehn Jahre unverändert lassen und nicht behutsam an die sich sehr schnell ändernde Welt anpassen, sei „Buy and Hold“ eine gefährliche Strategie, lautet die Warnung. Und die warnenden Stimmen haben recht: Der Erfolg hängt dann natürlich sehr davon ab, wann Sie das Portfolio aufgesetzt haben und mit welchem Schwerpunkt.

Sollten Sie im Oktober 1999 Ihr Aktienportfolio mit Technologie und vor allem Internetwerten bestückt haben, hätten Sie bis März 2000 eine gute Zeit, danach dann aber leider zehn schlechte Jahre erlebt. Auch deutsche Anleger, die seit Jahren die Deutsche Telekom oder die Commerzbank im Depot haben, dürften alles andere als glücklich sein.

Nicht nur mit einzelnen Branchen oder Aktien haben Anleger in den vergangenen Jahren ein böses Erwachen erlebt. Beispiel Dax: Die „verlorene Dekade“ zu Anfang des Jahrtausends, die die deutschen Standardwerte negativ abgeschlossen haben, wird gern gegen das Liegenlassen ins Feld geführt. Für US-Aktien lief es nicht besser. Wirtschafts-Nobelpreisträger Paul Krugman schlug daher vor, den Zeitraum von 2000 bis 2010 „Die große Null“ zu nennen. Unterm Strich sei „vor allem nichts passiert“, schrieb Krugman in der New York Times. Angesichts solcher Kursentwicklungen können Anlegern natürlich Zweifel kommen. Lohnen sich Aktieninvestments überhaupt noch?

Pauschal kann ich das nicht beantworten. Eine solche Betrachtung ist stichtagbezogen. Denn in den vergangenen zehn Jahren hat sich der Dax fast verdoppelt. Wer also sechs Jahre später eingestiegen ist, hat die besseren Jahre erwischt. Auf Sicht von 17 Jahren hat der Dax allerdings „nur“ gut 50 Prozent gewonnen – der Crash verhagelt die Bilanz etwas. Auf längere Sicht fällt der Absturz aber schon gar nicht mehr ins Gewicht: In den vergangenen 20 Jahren hat sich der Kurs des Standardwerte-Barometers nämlich mehr als verdreifacht. Ähnlich sieht es bei den amerikanischen Standardwerten aus.

Das spricht für „Buy and Hold“ und ist das Hauptargument der Befürworter dieser Strategie. Auch ich bin überzeugt: Durchhalten und Sparen ist insbesondere in volatilen Marktphasen sinnvoll. Denn über lange Anlagezeiträume hinweg lassen sich kurzfristige Marktschwankungen am ehesten ausgleichen.

Natürlich ist es nicht immer leicht, die Ruhe zu bewahren, wenn es kracht. Genau das ist es nämlich, was Kostolany mit seiner Schlaftablettenmetapher meinte. Sein Ausspruch ist weniger dogmatisches „Buy and Hold“ als eine klare Warnung vor Überreaktionen. Er wollte uns davor schützen, hektisch zu handeln, gar in Panik zu verfallen. Als mein Depot inmitten der Kapitalmarktwirren der Jahre 2008 und 2009 oder im turbulenten Jahr 2016 einen empfindlichen Rückschlag erlitt, kamen auch mir Zweifel und ich habe kurz über einen Ausstieg nachgedacht. Zum Glück habe ich durchgehalten. Heute ist der Rücksetzer nichts anderes als eine zwischenzeitliche Delle – mit meiner langfristigen Performance bin ich zufrieden.

Je langfristiger Sie Ihr Geld investieren, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, Geld zu verdienen. Wer bei der Geldanlage nur kurzfristig denkt, investiert nicht nur risikoreicher, sondern lebt auch stärker in Angst um seine Investments. Manch einem raubt es den Schlaf.

Diese Angst war in den Krisenmonaten 2011 deutlich zu spüren. Besonders extrem war das im August und September, als die Börsen regelrecht crashten. Von knapp 7.500 Punkten ging es im Dax mit hoher Dynamik binnen kürzester Zeit runter auf weniger als 5.000 Punkte. Viele Privatanleger, die wahrscheinlich erst spät, vielleicht bei 5.200 Punkten, ausgestiegen sind, dürften bei knapp unter 5.000 Punkten wohl kaum mehr eingestiegen sein. Doch schon im Februar 2012 notierte der Index wieder bei fast 6.800 Punkten. Diesen Aufschwung haben viele dann nicht mitgemacht. Oder sie sind aus Panik bei höheren Kauf- als Verkaufskursen wieder eingestiegen – damit haben sie ihre Rendite empfindlich geschmälert und ihre Nerven auf eine Zerreißprobe gestellt.

Dabei wäre es deutlich entspannter gegangen: Langfristanleger, die in der Lage sind, ihre Aktien eine Weile sich selber zu überlassen, und nicht bei jedem Kurssturz panisch ihre Papiere auf den Markt werfen, schlafen ruhiger. Studien haben außerdem ergeben, dass sie häufig sogar erfolgreicher sind. Auch im turbulenten Börsensommer 2011 wäre es besser gewesen, die Ruhe zu bewahren und investiert zu bleiben. Denn es folgten viele gute Börsenmonate und im Mai 2013 hat der Dax dann sein damaliges Allzeithoch von mehr als 8.100 Punkten geknackt.

An der Börse funktioniert „Laissez-faire“

Nun könnten Sie natürlich sagen, hinterher sei man immer schlauer und im Grunde sei auch dieses Beispiel stichtagbezogen. Ja, das stimmt. Doch Experimente haben gezeigt, dass das „Laissez-faire“ an der Börse sehr wohl funktioniert. Die beiden amerikanischen Wissenschaftler Brad Barber und Terrance Odean fanden in einer Studie heraus, dass die aktivsten Händler weniger erfolgreich waren als die relaxten Liegenlasser. Die beiden Ökonomen untersuchten das Anlageverhalten von rund 66.000 Haushalten von Januar 1991 bis Dezember 1996. Während die aktiven Trader gerade einmal eine Rendite von 11,4 Prozent einfuhren, konnten sich diejenigen, die ihre Aktien langfristig eher in Ruhe ließen, über einen Gewinn von immerhin 18,5 Prozent freuen.

Ausdauer ist beim Geldanlegen wichtiger als der richtige Ein- und Ausstiegspunkt. Eine Studie der Investmentgesellschaft Fidelity hat bewiesen, dass die Haltedauer einen weitaus größeren Einfluss auf die Wertentwicklung hat. Die Gefahr, die besten Börsentage zu verpassen, ist andernfalls nämlich viel zu groß. Die US-Fondsgesellschaft hat das Phänomen zuletzt im Sommer 2016 anhand verschiedener Indizes untersucht. Wenn Sie beispielsweise Anfang 1999 mit der Einführung des Euro 1.000 Euro in den MSCI Europe investiert haben, konnten Sie sich Ende Mai 2016 über immerhin 1.992 Euro freuen – und haben damit Ihr Kapital fast verdoppelt. Hätten Sie allerdings die zehn besten Börsentage in diesem Zeitraum verpasst, wäre nur ein Beitrag von 1.023 Euro zusammengekommen – eine Minirendite. Das Beispiel zeigt: Selbst wenn Sie nur ein paar Tage danebenliegen, kann das verheerende Auswirkungen haben. Ohne die 40 besten Tage wären sogar nur noch 324 Euro übrig geblieben. Also lieber liegen lassen.

Noch deutlicher fällt das Ergebnis bei deutschen Aktien aus: Aus einer Anlage von 1.000 Euro – gemessen am MSCI Germany – wurden von Ende 1998 bis Ende Mai 2016 immerhin 2.124 Euro. Hätte der Anleger die zehn besten Tages dieses Zeitraums verpasst, wären nur noch 963 Euro übrig geblieben. Hätte er sogar die 40 besten Tage verpasst, nur noch 216 Euro. Die Fidelity-Studie zeigt: Die vergleichsweise hohe Rendite der Aktienanlage ist auf wenige Tage mit hohen Kurssteigerungen zurückzuführen – und an denen sollten Sie unbedingt investiert sein.

Kostolany-Anhänger dürfen sich bestätigt fühlen. Wer jedoch zwischenzeitlich auf seinen Depotauszug geschaut hat, dem könnten auch einige Zweifel an der Liegenlassen-Strategie gekommen sein. Zwar liefern Aktien langfristig die beste Rendite aller Anlageklassen, doch die Schwankungsbreite ist groß. Wenn Sie zu einem ungünstigen Zeitpunkt in den Aktienmarkt eingestiegen sind, können Sie unter Umständen auch nach mehreren Jahren keine Kursgewinne vorweisen. Im Gegenteil: Wer beispielsweise im Frühjahr 2000 vom allgemeinen Börsenhype animiert auf dem historischen Hoch Dax-Papiere kaufte, hat über viele Jahre hinweg unter dem Strich keine positive Wertentwicklung vorzuweisen. Der Dax erreichte erst im Mai 2013, also 13 Jahre später, das Niveau, auf dem er damals stand.

Das Beispiel zeigt: Ist Ihr Anlagehorizont kurz, weil Ihnen vielleicht bis zur Rente nur wenige Jahre für die private Vorsorge zur Verfügung stehen oder Sie in den kommenden Jahren eine große Anschaffung planen, sollten Sie die Aktienquote in Ihrem Depot entsprechend anpassen. Das Risiko von Rückschlägen am Aktienmarkt ist einfach zu groß. Haben Sie aber für Ihren Vermögensaufbau noch einige Jahrzehnte Zeit, können Sie mehrere schlechte Börsenjahre problemlos aussitzen. Wer etwa 1993 in den Dax investierte, hat zwar auch die Dax-Durststrecke im ersten Jahrzehnt unseres Jahrtausends ertragen müssen – seinen Einsatz hat er jedoch dank anderer, sehr guter Börsenjahre bis heute mehr als versechsfacht.

Wie lange es mitunter dauern kann, bis sich die Aktienmärkte von schweren Krisen erholen, zeigt ein Blick in die Geschichtsbücher. Nach der Weltwirtschaftskrise Anfang der 1930er-Jahre hat es 22 Jahre gedauert, bis Anleger ihre Einstiegskurse von 1929 wiedersahen. In jüngster Vergangenheit waren zwei kurz aufeinanderfolgende globale Schocks für die lange Durststrecke an den Aktienmärkten verantwortlich. Erst platzte Anfang des Jahrtausends die Technologieblase und vernichtete drei Viertel des Börsenwerts. Der Dax fiel binnen drei Jahren von gut 8.000 auf 2.187 Punkte. Weg waren die schönen Gewinne aus der Börsenrally. Schlimmer noch: Dicke Verluste prangten auf dem Depotauszug.

Und zu allem Überfluss mussten wir dann auch noch in der Zeitung lesen, dass der renommierte Robert Shiller von der Universität Yale den Börsen harte Zeiten voraussagt. Seiner Meinung nach waren nämlich seit Anfang der 1980er-Jahre die Gesetze der Ökonomie durcheinandergeraten, weil die Börsenkurse sehr viel stärker zugelegt hatten, als die etablierten Volkswirtschaften gewachsen waren. Damals erzielten Anleger mit US-Aktien Jahr für Jahr inflationsbereinigte Renditen von zwölf Prozent. Wer auf den Dax spekulierte, kam zwischen 1980 und 2000 jährlich auf 13 Prozent, in den Boom-Jahren zwischen 1994 und 1999 sogar auf 26 Prozent pro Jahr.

Shiller prophezeite damals, die Extreme würden sich rächen. Über kurz oder lang müssten die Erträge aus Kursgewinnen und Dividenden zu ihrem langjährigen Mittel von sieben Prozent zurückkehren. Langfristberechnungen zeigen nämlich, dass auf eine Phase mit überdurchschnittlichen Renditen stets eine lange Zeit sehr magerer Börsenjahre folgt. Die Realität gab Shiller recht. Zwar stieg der Dax nach dem Platzen der Internetblase in nur vier Jahren um 270 Prozent, weil die Notenbanken mit ihren niedrigen Zinsen die Konjunktur anheizten und die Finanzmärkte mit Geld fluteten. Das Geld floss hauptsächlich in Immobilien. Doch die Freude währte nur kurz. Der zweite globale Schock – die geplatzte Immobilienblase samt Bankenkrise und Rezession – halbierte die Börsenkurse erneut.

Nun können Sie natürlich sagen, es wäre doch cleverer gewesen, auf dem Hoch der Rally zu verkaufen, in schwachen Jahren der Börse fernzubleiben und erst am Tiefpunkt wieder einzusteigen. Nur wann haben die Börsen ihr Hoch erreicht, wann kommt der Absturz? Wann ist der Boden erreicht und es geht wieder aufwärts? Das weiß niemand. Was wir aber wissen, ist, dass die Börsen immer stärker schwanken und Trends immer schneller enden. Gleich zwei große Spekulationsblasen sind in jüngster Vergangenheit geplatzt – Dotcom und US-Immobilien. Die politischen Risiken sind immens, Notenbanken bestimmen immer stärker, wohin die Börsen gehen.

Kostolanys Rat bewahrt vor Überreaktionen

Gelassen à la Kosto zu bleiben ist in solchen Zeiten sicherlich das Beste. Denn wenn Sie ständig handeln, Ihr Depot im Monatstakt oder noch kurzfristiger an die Nachrichtenlage und an vermeintlich neue Trends anpassen, werden Sie unweigerlich Fehler machen. Und diese Fehler kosten Geld – in Form von Gebühren, aber vor allem in Form von ausbleibender Rendite. Der renommierte Vermögensverwalter Gottfried Heller hat es im Dezember 2012 auf den Punkt gebracht: „Kostolany wollte Anleger aufgrund ihrer Psyche vor Fehlreaktionen bewahren“, sagte er im Interview mit den VDI Nachrichten. „Bei starken Kursrückschlägen sollten panikartige Verkäufe vermieden werden. Kräftigen Kursanstiegen sollte man nicht kopflos hinterherhetzen. Der Verlauf der Börsen in den vergangenen 40 Jahren zeigt, wie recht Kostolany hat.“ Heller investierte jahrzehntelang Seite an Seite mit dem legendären Kostolany. Gemeinsam gründeten sie vor mehr als 40 Jahren die Fiduka-Depotverwaltung. Die Botschaft ist also klar: Anleger müssen in der Lage sein, auf Zeit zu spielen. Statt des ausgebufften Taktikers ist ein cleverer Stratege gefragt.

Wer behauptet, „Buy and Hold“ habe ausgedient, hat also die Kapitalmärkte nicht verstanden? Etwas überspitzt formuliert, aber die Antwortet lautet: Ja. Denn der Kerngedanke der Strategie lautet: Vorhersagen über künftige Kursverläufe lassen sich nicht mit Sicherheit treffen. Im Rückblick lassen sich natürlich immer bessere Strategien finden. Doch niemand kennt die Muster der Zukunft. Und genau deshalb bleibt uns nichts anderes übrig, als optimal mit der Unsicherheit der Märkte umzugehen: „Buy and Hold“, und das mit einem wohldiversifizierten Portfolio.

Denn Ausdauer zahlt sich aus an der Börse. Das war in der Vergangenheit so, das ist heute noch so und das bleibt in Zukunft so. André Kostolany wusste das übrigens schon vor vielen Jahren. Er sagte einst: „Das große Geld kann man an der Börse nur auf lange Sicht und mit antizyklischem Verhalten machen. Dazu braucht es Disziplin, Mut und Erfahrung.“ Wer lange durchhält, bekommt mehrere Chancen, seine Aktien gewinnbringend zu verkaufen. Natürlich immer vorausgesetzt, Sie suchen sich dabei die richtigen Unternehmen aus, erwischen nicht gerade die Höchstkurse und vor allem keine Pleitekandidaten.

Das sind natürlich Argumente, die eine ganz besondere Spezies nicht gelten lassen wird: die Trader oder gar Daytrader. Sie hoffen, mit dem schnellen Geschäft an der Börse schnelles Geld zu machen. Die eifrigsten kommen auf Hunderte Kauf- und Verkaufsorders im Monat. „Jederzeit auf dem Sprung“ lautet ihr Motto, sie sind quasi die Protagonisten der Anti-Schlaftablettenfraktion. Die Börse als Spielcasino.

Doch es sind nicht nur die hyperaktiven Daytrader, die den Finger ständig auf der Enter-Taste haben, um eine neue Order aufzugeben. Auch viele „normale“ Anleger sind auf der Jagd nach dem schnellen Geld und versuchen, durch Umschichten oder Ausstieg aus dem Markt Verluste zu vermeiden und dann rechtzeitig, also möglichst auf dem oder nahe dem Tiefpunkt, wieder einzusteigen, um die Gewinne im Aufwärtstrend möglichst vollständig einzufahren. Es scheint, als hätten die volatilen Märkte in den vergangenen Jahren zu einem grundlegenden Wandel im Anlageverhalten der Privatanleger geführt. Kurzfristige Investments und schnelles taktisches Agieren, um Marktausschläge nach oben oder unten mitzunehmen, dominieren.

„Market-Timing“ nennt sich diese Strategie, der Gegenentwurf zu „Buy and Hold“. Dieses kurzfristige Denken kann natürlich durchaus Teil der persönlichen Anlagestrategie sein, sollte aber nie die Gesamtstrategie bestimmen. Denn den richtigen Zeitpunkt für den kurzfristigen Ein- und Ausstieg zu treffen grenzt an Glücksspiel. Ohne Kristallkugel und einen klaren Blick hinein ist die Zukunft einfach unsicher und nicht vorhersehbar.

Lassen Sie lieber die Finger von diesem Glücksspiel oder setzen Sie zumindest nur einen geringen Teil Ihres Kapitals ein. Natürlich gibt es auch erfolgreiche Daytrader, von ihnen lesen wir immer wieder. Von den vielen, die ein enorm hohes Lehrgeld zahlen, hören wir seltener. Meistens ist es nämlich so, dass die Alternative zur Strategie des langen Atems höchstens zufällig einmal funktioniert.

„Buy and Hold“ ist natürlich kein Dogma. Was Sie einmal gekauft haben, muss nicht für immer in Ihrem Depot schlummern. Auch muss die Schlaftablettenstrategie nicht die Ausrichtung des gesamten Portfolios diktieren. Gottfried Heller rät beispielsweise zu einem umschlagarmen, aber nicht umschlaglosen Depot. In der Praxis heißt das, dass Sie nach drei bis fünf Jahren durchaus Teile des Depots umschichten und so auf Änderungen im Markt reagieren sollten. Den Kern aber sollten Sie weit über fünf Jahre hinaus halten, egal, was die Märkte machen. Heller schwört bei den Kerninvestments auf Blue Chips aus den Branchen Nahrungsmittel und Pharmazie. Ähnlich macht es übrigens auch US-Investor Warren Buffett, ein weiterer Fan langfristiger Investitionen.

Kostolanys Rat sollte also sicherlich nicht wörtlich genommen werden. Die Lehre des Börsenaltmeisters sollte in Zeiten turbulenter Börsen noch um einen Aspekt ergänzt werden: Überprüfen Sie das Portfolio regelmäßig. Sie müssen aber nicht monatlich den Depotauszug studieren. Es reicht, einmal jährlich zu überprüfen, ob die Aufteilung – zu Börsendeutsch Allokation – auf die verschiedenen Anlageklassen noch den persönlichen Zielen entspricht. Vielleicht müssen Sie Ihre Investments auch von Zeit zu Zeit an Ihre persönliche Risikobereitschaft anpassen – etwa wenn der Aktienanteil nach einer guten Börsenphase zu hoch geworden ist. Es kann durchaus sinnvoll sein, einen Teil der Gewinne aus Werten, die gut gelaufen sind, mitzunehmen. Und trennen Sie sich von Titeln, an die Sie nicht mehr glauben – auch wenn es wehtut.

Mehr Gelassenheit bei der Geldanlage

Auch Gottfried Heller warnt davor, das Depot sich selbst zu überlassen. „Der eine oder andere Fonds verschlechtert sich immer mal“, sagte er im Interview mit Handelsblatt Online. „Anleger sollten auf keinen Fall zu viel hin und her handeln, weil die Banken und andere ihnen eingeredet haben, dass man immer mal wieder einen Gewinn mitnehmen müsse. Das ist der größte Blödsinn. Wenn Sie eine gute Aktie haben, dann bleiben Sie sitzen!“ Er plädiert für ein wenig mehr Gelassenheit bei der Geldanlage: „Dieses tägliche Informiertsein macht die Leute nur nervös, es erweckt den Eindruck, dass sich ständig viel ändert, aber so ist es tatsächlich nicht“, so Heller. „Man muss nicht dauernd mit offenen Augen schlafen und die Kurse verfolgen.“

Bei aller Kritik gilt die bekannteste der Kostolany-Weisheiten also auch heute noch. Lassen Sie sich nicht verunsichern von dem Argument, dass mit Aktien eigentlich nichts zu holen sei, nur weil die Statistik es über einen bestimmten Zeitraum so auswirft. Langfristig bringt keine Anlageklasse mehr Rendite. Es gibt viele positive Beispiele, bei denen „Buy and Hold“ wunderbar aufging. Warren Buffett ist ein großer Verfechter dieser Theorie und wie wir wissen, fährt er sehr gut damit. Er wurde mit dieser Strategie zu einem der reichsten Männer der Welt.

Aber überinterpretieren Sie die Schlaftablettenstrategie bitte auch nicht. Es ist völlig falsch, sie als reine „Kaufen und Halten“-Empfehlung ohne Einschränkungen zu verstehen. Vielmehr ist dieser Rat zum Schutz der Anleger gedacht, um sie vor dem hektischen Auf und Ab der Finanzmärkte abzuschirmen und sie vor dummen Fehlreaktionen zu bewahren – beispielsweise in Panik zu Tiefstständen oder in Euphorie zu Höchstkursen zu kaufen.

Doch genau hier hat die Strategie, so bewährt sie auch ist, einen Haken. Wir müssen unsere Psyche überlisten. Menschen haben nämlich leider das Bedürfnis, Kontrolle auszuüben, aktiv zu sein, das Steuer selbst in die Hand zu nehmen – im Leben vielleicht eine gute Einstellung, an den Kapitalmärkten sicherlich nicht. Denn eine andere Strategie als „Buy and Hold“ lässt Anleger ohne Glaskugel schnell Bekanntschaft mit einer weiteren geflügelten Börsenweisheit machen: „Hin und Her macht Taschen leer.“ Hektisches Wechseln zwischen zwei oder mehr Investments ist nämlich selten ein guter Ratgeber und in der Regel teuer. Reich wird die Bank, nicht der Anleger.

2Besitzer von Zinspapieren schlafen gut; Besitzer von Aktien dagegen leben gut.

Vor nichts fürchten sich Börsianer mehr als vor einer Blase. Denn wenn sie platzt, gibt es einen schrecklichen Crash. So geschehen 2007/2008, als die Immobilienblase in den USA platzte und die Welt in die Finanzkrise rutschte. Oder Anfang des Jahrtausends, als die Luft aus der Internetblase wich und die Börsen in die Tiefe stürzten. Doch es sind nicht immer nur die Immobilienoder Aktienmärkte, die sich ungesund aufblähen. Es können genauso gut die Devisen-, die Rohstoff- oder sogar die Anleihemärkte sein. Blasen gehören zum Finanzmarkt wie Hausse und Baisse, wie Rekordstände und Seitwärtsbewegungen. Wir haben in den vergangenen Jahrzehnten beobachten müssen, dass in der Weltwirtschaft eine Blase auf die nächste folgte, die Exzesse aber nie völlig aufgelöst wurden. Schuld ist oft die Politik, die die Überhitzung einzelner Anlageklassen begünstigt, ja sogar befeuert.

Doch welche Blase ist die nächste, die platzt? Wo droht Gefahr? Das ist gar nicht so einfach, wenn nicht sogar überhaupt nicht zu beantworten. Ein renommierter Experte der Deutschen Bank, Jim Reid, machte beispielsweise im September 2014 die jüngste Blase am Anleihemarkt aus. Geplatzt ist sie auch drei Jahre später noch nicht. Damit hat der Experte allerdings auch nicht so schnell gerechnet, wie er in einer Studie schrieb. Ob das irgendwann passiert? Manch einer, nicht aber der Deutschbanker, sieht am Anleihemarkt gar die „Mutter aller Blasen“. Und wenn sie platzt, reißt sie alles mit sich, die Märkte und die Weltwirtschaft. Sind das Verschwörungstheorien? Weltuntergangsszenarien?