DARTS WM 2017

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Impressum

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1. Auflage 2017

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ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH
Nymphenburger Straße 86, D-80636 München
Tel.: 089 651285-0 / Fax.: 089 652096

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Projektkoordination/Realisation:
Ulrich Kühne-Hellmessen, SPOBUCOM, München

Gast-Autor:
Elmar Paulke

Redaktionelle Mitarbeit:
Lars Becker

Korrektorat:
Heike Margarete Worm, Eckernförde

Fotos:
Getty Images
Picture Alliance
Jan Haas
SPORT1 / Nadine Rupp

Grafische Gestaltung:
Véronique de Céa, Berlin

Druck und Bindung:
Firmengruppe APPL, aprinta Druck, Wemding
Printed in Germany

ISBN:
978-3-7423-0042-3

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter www.riva-verlag.de
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Inhalt

Top 10 Fotos

Die WM 2017
Darts boomt: Wenn das Ally Pally zum Tollhaus wird ...

DIE STARS

Gary Anderson

Dave Chisnall

Michael van Gerwen

Jelle Klassen

Adrian Lewis

Michael Smith

Phil Taylor

James Wade

Peter Wright

WM-FAVORITEN

Raymond van Barneveld

Eric Bristow

Andy Fordham

John Lowe

John Part

Dennis Priestley

Phil Taylor

DARTS IN DEUTSCHLAND

Der Hype geht weiter

Reportage
Max Hopp: Wie lebt es sich als Darts-Profi?

ANHANG

Darts A bis Z

Die Weltmeister

Namen A-Z

Darts und SPORT1 – eine Erfolgsgeschichte

Die WM im TV

Editorial

Liebe Darts-Fans,

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der Countdown läuft: Ab dem 15. Dezember beginnt mit der Darts-WM im Londoner Alexandra Palace die „fünfte Darts-Jahreszeit“. Dann sind Deutschland und natürlich auch wir wieder auf „180“! Bereits zum 13. Mal werden wir dieses einzigartige Spektakel aus Spitzensport, Show und Party auf unseren Plattformen umfassend in Szene setzen.

Für SPORT1 ist es das nächste Kapital einer grandiosen Erfolgsgeschichte, die wir seit 2004 und dank der neu geschlossenen Partnerschaft mit Matchroom Sport auch künftig schreiben werden: In den nächsten Jahren sind über die Darts-WM als absolutes Highlight hinaus zahlreiche weitere hochkarätige Turniere weiter live bei uns im Free-TV zu sehen.

Wie Barry Hearn, Gründer und Chairman von Matchroom Sport und der PDC, diesen Sport und seine Helden präsentiert und vermarktet, ist ein Musterbeispiel auch für viele andere Verbände und Ligen. Aus der Randerscheinung Darts ist eine Sportart geworden, die schon lange nicht mehr nur in Großbritannien bekannt ist, sondern weltweit eine riesige Fangemeinde begeistert – auch bei uns im deutschsprachigen Raum. Dieses steigende Interesse spiegelt sich auch in unseren Reichweiten und Marktanteilen im TV wider. In den vergangenen Jahren haben wir mehrfach neue Quotenrekorde aufgestellt. Beim Finale der WM 2015/16 schalteten bis zu zwei Millionen Zuschauer ein. Mit diesen Zahlen bewegt sich Darts mittlerweile auf einem Niveau mit anderen großen Sportarten.

Diese fantastische Entwicklung spornt uns an, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Wir leben und lieben Darts: Wir haben uns mit prominenten Darts-Fans wie Handball-Nationaltorwart Silvio Heinevetter
duelliert und gemeinsam mit Basketball-Nationalspieler Daniel Theis den „Darts-Dunk“ erfunden. Wir waren mit unserer deutschen Darts-Stimme Elmar Paulke auf seiner „Road to Ally Pally“ quer durch Europa on Tour, wo er Topstars wie Michael van Gerwen und Raymond van Barneveld besucht und auf dem Bauernhof von Peter „The Snakebite“ Wright übernachtet hat. Unsere deutschen WM-Starter wie Max Hopp stehen bei uns nicht nur am Oche, sondern auch am Mikro Rede und Antwort. Wir drücken fest die Daumen, dass irgendwann einer von ihnen im Finale um die Weltmeisterschaft spielt und die Darts-Euphorie auf ein noch höheres Level hebt – so wie „Barney“ damals in den Niederlanden. Mit unserem Team um Kommentator Elmar Paulke und Moderator Sascha Bandermann werden wir weiter viele spannende Geschichten erzählen und Darts mit unserer 360°-Berichterstattung in TV, Online, Mobile, Radio und Social Media die ganz große Bühne bieten.

Gute Unterhaltung beim Lesen und viel Freude beim Eintauchen in diese faszinierende Sportart – „Game on“!

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OLAF SCHRÖDER

Vorstand Sport von Constantin Medien
und Vorsitzender der Geschäftsführung von SPORT1

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Markenzeichen: Siegelringe, Armreif, Rolex und mit Logo gebrandete Darts-Pfeile. Jeder hat seine Vorlieben ...

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Einlauf des Champions: Phil Taylor ist der
Rekordweltmeister. Wo er auftritt, sind die Hallen voll und die Fans begeistert.

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Ally Pally: Showdown für den nächsten Champion. Im Londoner Alexandra Palace wird auch der Weltmeister 2017 gekürt. Ein neues Spektakel kann beginnen.

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The Power: Jeder Profi hat seinen eigenen Nickname. Und
Phil Taylor hat seinen sogar auf seinen Wurfarm tätowiert.

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The Show must go on: Der Schotte Peter Wright hat seinen ganz speziellen Style. Das schrille Outfit beginnt schon bei den Haaren – Farbwechsel inklusive.

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Farbenfrohe Bühne: Aus 2,37 Metern werden die Darts geworfen. Monitore zeigen die Zielgenauigkeit bei den Profi-Spektakeln.

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Anfeuerung: Die Zuschauer gehen mit, feuern die Spieler an und fordern die 180. Manch einer zeigt auch seine Vorliebe für seinen Favoriten ...

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Einmal anfassen, bitte: Raymond van Barneveld zeigt sich sichtlich beeindruckt von der Vielzahl der Hände, die sich ihm beim Einlauf
entgegenstrecken. Die Profis werden gefeiert wie Popstars.

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Treffer: Ein Dartboard besteht aus Sisalfasern und hat einen Durchmesser von 340,0 Millimeter. Die Darts bestehen aus drei Teilen: der Spitze (Barrel), dem Schaft und dem Flight, der den Pfeil auf Kurs hält.

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Darts ist Kunst, wie dieses Foto eindrucksvoll untermauert: Darts ist Gefühl, Konzentration, Geschicklichkeit, ganz viel Übung und ein goldenes Händchen.

Die WM 2017
Darts boomt: Wenn das Ally
Pally zum Tollhaus wird ...

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Hereinspaziert: Das Alexandra Palace in London ist seit 2008 traditionell Austragungsort der Darts-Weltmeisterschaft.

pg24a von Elmar Paulke

Die Weltmeisterschaft ist das größte und wichtigste Turnier im Jahr. Sie ist im Jahr 2017 mit 1,65 Millionen Pfund so hoch dotiert wie nie zuvor. Dem Sieger winkt ein Rekord-Preisgeld von 350.000 Pfund. Seit 2008 wird die Weltmeisterschaft des Profiverbandes (PDC) im Alexandra Palace von London ausgetragen. Es ist längst bei Fans und Spielern bekannt als das Party-Turnier des Jahres. Knapp 70 000 Zuschauer waren im vergangenen Jahr im Ally Pally mit dabei. Bei keinem anderen Turnier der Welt sind derart viele Fans verkleidet und kostümiert. Es hat inzwischen Tradition, dass Fangruppen von 50 bzw. 60 Personen im gleichen Kostüm kommen, um einen ausgelassenen Abend zu erleben. Die Spieler müssen sich bei all dem Trubel auf ihr Spiel konzentrieren, auf acht Millimeter schmale Felder. Doch es lohnt sich: Wer bei der WM Erfolg hat, bekommt nicht nur seinen Eintrag in den Darts-Geschichtsbüchern, es ist die Möglichkeit, einen gewaltigen Karriereschritt zu gehen. WM-Siege oder auch -Finalteilnahmen haben in der Vergangenheit Leben von Profispielern verändert, weil durch diesen Erfolg der Sprung in die Weltspitze gelang. Da gibt es einige Beispiele. Auch wenn der letzte WM-Sieg des Phil Taylor 2013 inzwischen ein paar Jahre zurückliegt, er ist mit großem Abstand der erfolgreichste Spieler bei einer Weltmeisterschaft. 16-mal hat er sich den WM-Titel in den vergangen 27 Jahren sichern können. Auch 2017 gehört er zum engsten Favoritenkreis. Ein weiterer Erfolg könnte der krönende Abschluss seiner einzigartigen Karriere sein, doch viele Experten trauen ihm solch einen Triumph nicht mehr zu.

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Tollhaus Ally Pally: Der Saal ist viel zu klein, die Tickets lange zuvor ausverkauft. Aber die Stimmung im Alexandra Palace in London ist unübertroffen.

Die Geschichte der Darts-Weltmeisterschaft geht bis in das Jahr 1978 zurück. Zu dieser Zeit existierte der Profiverband PDC noch nicht. Er wurde erst Anfang der 1990er Jahre gegründet. Die allererste Weltmeisterschaft veranstaltete die British Darts Organisation (BDO), die es seit 1973 gibt. Mit ihr wurden in England nationale Strukturen geschaffen, die nicht nur dem Breitensport dienen, sondern auch von Beginn an versuchen, Profispielern ein Dasein zu ermöglichen. Und das bedeutete nicht nur Preisgeldturniere zu veranstalten, sondern Darts auch ins Fernsehen zu bringen, um für große Sponsoren interessanter zu sein.

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So sehen Sieger aus: Gary Anderson geht als Titelverteidiger an den Start, zeigt hier stolz die Sid-Waddell-Trophy für den Sieger.

Die erste Weltmeisterschaft war ein Einladungsturnier. Da es erst ab Mitte des Jahres 1978 eine Weltrangliste gab, stellte die BDO das Teilnehmerfeld zusammen, lud 16 Spieler ein. Die WM ging über fünf Tage, wurde in Nottingham im The Heart of Middlands ausgetragen, einem heutigen Musikclub, der mit dieser BDO-WM seine erste große Veranstaltung erlebte. Die BBC sendete bereits von diesem WM-Debüt, das mit insgesamt 10.500 Pfund dotiert war. 3.000 Pfund gingen an den Sieger Leighton Rees aus Wales. Er bezwang im Finale mit 11:7 Legs den Engländer John Lowe.

John Lowe prägte zusammen mit Eric Bristow die ersten 15 WM-Jahre. In jedem Jahr stand mindestens einer der beiden im Finale. Bristow, der die Weltmeisterschaft fünfmal in seiner langen Karriere gewinnen konnte, spielte alleine zehn Finals. Er war der erfolgreichste Spieler der 1980er Jahre und durch die vielen Fernsehübertragungen in England bekannt wie ein bunter Hund. In dieser Zeit erlebte Darts seine zweite große Boom-Phase. Die erste wurde vom Zweiten Weltkrieg gestoppt. Als die Queen persönlich die News of the World Championships im Jahr 1937 eröffnete, erreichte Darts in England zum ersten Mal die Mittelschicht. Darts wurde nicht mehr nur in Kneipen gespielt, sondern auch in neu geschaffenen Darts-Saloons. Doch mit Beginn des Zweiten Weltkriegs verschwanden diese Saloons wieder.

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Szene aus dem Finale 2016: Der Schotte Gary Anderson besiegte Adrian Lewis.

In den 1980er Jahren erlebte Darts in England einen zweiten Popularitätsschub. Übertragungen im Fernsehen sorgten immer wieder für Quotenhits. Das WM-Finale von 1983 zwischen dem 23 Jahre jungen Keith Deller – „Del Boy“ – und der Nr. 1 der Welt, Eric Bristow – „The Crafty Cockney“ – verfolgten bis zu zehn Millionen Briten an den Fernsehbildschirmen. Es ist bis heute die höchste TV-Einschaltquote, die mit einem Darts-Match erreicht wurde. Deller war der erste Qualifikant, der ein WM-Finale erreichen konnte. Er arbeitete bis zu dieser Weltmeisterschaft als Hilfskraft in einer Kantine. Mit seinem Sieg über Eric Bristow kassierte er nicht nur das Preisgeld in Höhe von 8.000 Pfund, er bekam Sponsorenverträge, kaufte sich ein Haus mit Swimming Pool. Deller war über Nacht zum Volkshelden geworden. Die entscheidende Situation im Finale gegen Bristow war an Dramatik kaum zu überbieten. Bristow, damals bereits Doppel-Weltmeister, hatte beim Stand von 5:5 in den Sätzen einen Championship-Dart bei 50 Punkten Rest. Deller stand bei 138 Punkten. Doch anstatt auf das Bulls­eye zu werfen, zielte Bristow auf die 18, um bei der nächsten Aufnahme drei Chancen auf der Doppel-16 zu erhalten. Er traute seinem Gegner das 138er Finsh also nicht zu. Deller checkte mit T20, T18, D12. Dieses Finish ging als das Deller-Finish in die Geschichte ein und hat bis heute einen festen Platz im Darts-Vokabular für Fortgeschrittene.

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Shakehands: Im Vorjahr scheiterte Rekordweltmeister Phil Tayler – „The Power“ – bereits in der 3. Runde an Jelle Klaasen.

Es gab in den vergangenen 39 Jahren natürlich einige denkwürdige WM-Finals. Das hochklassigste war das von 2007 zwischen Phil Taylor – „The Power“ – und Raymond van Barneveld – „Barney“. Es ist für viele das beste Match aller Zeiten. Barney gewann damals seine allererste PDC-WM. Er war im Februar 2006 mit einem Paukenschlag zur PDC gewechselt, nachdem er das BDO-WM-Finale gegen Landsmann Jelle Klaasen verloren hatte und zu wenig Anerkennung empfand. Damit spielten plötzlich die beiden besten Akteure der vorherigen zehn Jahre in einem Verband. Dieses Duell Taylor vs. van Barneveld prägte das gesamte Jahr 2006. Alle hofften auf den krönenden Abschluss dieser WM 2007, beide gewannen ihr Halbfinale mit jeweils 6:0-Sätzen, und dann spielten sie das allerletzte Match im WM-Austragungsort Circus Tavern von Purfleet, einer kleinen Stadt südlich von London. Im Jahr darauf wechselte die PDC zum Alexandra Palace. Taylor führte schnell mit 3:0 Sätzen, bevor der Niederländer eine große Aufholjagd begann, das Match in ein entscheidendes Sudden Death Leg brachte und sich den Sieg sicherte. Taylor hatte seit dem WM-Finale 2003 kein Match mehr bei der Weltmeisterschaft verloren. Dieser neue Zweikampf war für die PDC natürlich Gold wert.

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Das ewige Duell: Fünfmal standen sich Phil Taylor und Dennis Priestley in einem WM-Finale gegenüber. Hier das Duell 1998.

Blickt man zurück auf weitere umkämpfte und besonders hochwertige WM-Finals, kommt man am BDO-Finale von 1992 nicht vorbei. Es ist das erste Finale seit 1983, seit dem Duell von Keith Deller und Eric Bristow, das in einen entscheidenden elften Satz geht. Phil Taylor benötigte den bis dahin höchsten Average eines WM-Finals (97,58), um den Briten Mike Gregory zu besiegen. Es ist das erste Finale, bei dem weder Bristow noch Lowe vertreten sind. Das 53. Leg dieses Matches war das Sudden Death Leg beim Stand von 5:5 in Sätzen und 5:5 in Legs. Nachdem Gregory bei 104 Punkten Rest die Möglichkeit vergab, Weltmeister zu werden, versenkte Taylor seinen ersten Championship-Dart in der Doppel-20. Er spielte im Entscheidungs-Leg einen 13-Darter, benötigte also nur 13 Darts, um die 501-Punkte auf null zu bringen. Im entscheidenden Moment seine besten Darts zu spielen, ist die Fähigkeit, die Taylor in den nächsten Jahrzehnten immer wieder auszeichnete. Taylor holte sich 1992 seinen zweiten WM-Titel.

Das PDC-WM-Finale von 1996 zwischen Taylor und Dennis Priestley ist auch so eine Partie, über die bis heute immer wieder gesprochen wird, weil sie ungewöhnlich viel Klasse und Dramatik hatte. Obwohl Priestley im Schnitt über 100 Punkte pro Aufnahme erzielte – er war der erste Spieler, der das in einem WM-Finale schaffte –, kam er an Taylor nicht vorbei. Priestley gegen Taylor, das war eine der großen Rivalitäten in der Geschichte von Darts. Sie spielten fünf WM-Finals gegeneinander. Oder das Finale von 2001, als Kevin Painter bereits mit 4:1-Sätzen gegen Taylor führte, Chancen zum 5:1 hatte und dennoch als Verlierer die WM-Bühne verließ. Oder 2003, als
Taylor nach 44 WM-Matchgewinnen das Finale gegen den Kanadier John Part verlor. Immer wieder war The Power in diese besonderen Partien bei Weltmeisterschaften verwickelt. Und so war auch sein bislang letztes WM-Finale 2015 gegen den Schotten Gary Anderson ein Match, das er erst im Entscheidungssatz aus den Händen gab. Auch dieses Finale war sehr besonders, vielleicht ja auch deshalb, weil es das letzte WM-Finale des großen Phil Taylor gewesen ist. Mal abwarten.

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Jyhan Artut: der erfolgreichste deutsche WM-Teilnehmer.

1992 kommt es zum einen großen Bruch in der Darts-Geschichte. 16 Spieler, darunter beinah alle Weltmeister, schließen sich zusammen und gründen eine eigene Profi-Vereinigung, das World Darts Council. Darts hatte wegen des erlaubten Zigaretten- und Alkoholkonsums auf Darts-Bühnen ein großes Imageproblem. Erst 1988 durften Spieler während des Turniers nicht mehr rauchen und alkoholische Getränke trinken. Dieser Schritt kam allerdings zu spät, weil Sponsoren bereits abgesprungen waren. Damit verringerten sich nicht nur Preisgelder, sondern auch für TV-Sender wurde Darts uninteressant. Für Profispieler ging es damals um deren Existenz. Zusammen mit ihren Managern gründeten sie das World Darts Council, das später den Namen „Professional Darts Corporation (PDC)“ erhält. 1997, nach einer der schärfsten Auseinandersetzungen in der Sportgeschichte überhaupt, einigte man sich mit der BDO darauf, dass beide Verbände nebeneinander existieren dürfen. Es ist am Ende eine außergerichtliche Einigung, weil der begonnene Prozess auf beiden Seiten immer mehr Geld verschlang. Und so sind sich bis heute die PDC und die BDO nicht wirklich grün. Es gibt nur ein einziges Event im Jahr, bei dem Spieler beider Verbände zugelassen sind: der Grand Slam of Darts in Wolverhampton.

Das Jahr 1993 ist das letzte WM-Jahr, bei dem es nur die BDO-Weltmeisterschaft gab. Bei dieser WM ging es weniger um das Sportliche als um die Gründung des neuen Verbandes. Die Gründungsmitglieder des World Darts Council nutzen das mediale Interesse der WM, um ihre eigene neue Weltmeisterschaft im nächsten Jahr anzukündigen. 1993 gewann schließlich John Lowe seinen dritten WM-Titel, auch er spielte im Jahr darauf die WDC-WM.

Ein cleverer Schachzug des World Darts Council war von Beginn an die Terminfestlegung ihrer Weltmeisterschaft. Fand die BDO-WM jeweils zu Beginn eines neuen Jahres statt, startete das WDC bereits seine Weltmeisterschaft im Dezember des Jahres zuvor. Damit präsentierten sie jeweils den ersten Weltmeister eines Jahres und nicht die BDO. Bis heute hat die PDC daran festgehalten, weshalb die Weihnachtstage längst in verrückten Darts-Abenden im Alexandra Palace enden.

Die Anfangsjahre waren für das World Darts Council nicht leicht. Auch wenn sich bis auf den allerersten Weltmeister Leighton Rees alle anderen diesem Verbund anschlossen. Sponsoren für Darts zu finden, war in dieser Zeit in England ein ernsthaftes Problem. Hatte die BDO noch ein paar langjährige Partner, begann bei der Profivereinigung alles bei Null. Im Vergleich zur BDO-WM war die erste Weltmeisterschaft des WDC (1994) noch deutlich kleiner. Die Veranstalter waren froh, ein 24er Teilnehmerfeld zusammen zu bekommen. 64.000 Pfund wurde gerade mal ausgeschüttet, bei der BDO immerhin mehr als das Doppelte mit 131.400 Pfund. Aber das World Darts Council hatte die großen Namen. Gewann bei der BDO mit dem Kanadier John Part ein damals unbekannter Außenseiter die WM, holte sich Dennis Priestley – „The Menace“ – den ersten WDC-Titel. Er gewann das Finale mit 6:1-Sätzen gegen Phil Taylor und kassierte dafür 16.000 Pfund.

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Mensur Suljović: Der Österreicher hat Außenseiter-Chancen.

Erst Mitte der 1990er Jahre ging es mit dem Preisgeld bei der Profivereinigung bergauf. 2002 ist das erste WM-Jahr, in dem die PDC mehr Geld ausschüttete als die BDO: 200.000 Pfund. 2006 waren es bereits 500.000 Pfund, 2010 zum ersten Mal 1 Mio. Pfund. Die WM 2017 ist mit 1, 65 Mio. Pfund das höchstdotierte Darts-Turnier in der Geschichte. Der Sieger wird einen Scheck in Höhe von 350.000 Pfund überreicht bekommen. Wer bei solchen Summen lange im Turnier verweilen kann, hat gerade als Außenseiter die perfekte Gelegenheit, einen großen Sprung in der Order of Merit (Geldrangliste) der PDC zu machen. Spieler wie Simon Whitlock (2010), Andy Hamilton (2012) oder auch Peter Wright (2014) sind durch ihre WM-Final-Teilnahme in die Top 10 vorgestoßen. Sie wurden zur Premier League eingeladen, bekamen größere Sponsorenverträge. Damit gehörten sie plötzlich zu den Großverdienern des Profiverbandes.

Von 1994 bis 2007 war die eher kleine und gedrungene Circus Tavern von Purfleet der WM-Austragungsort der PDC. Mehr als 600 Zuschauer passten dort nicht rein. Es war eng, die Fans saßen dicht an der Bühne.

Besten WM-Averages:
111,21 – Phil Taylor, 2002, Achtelfinale (PDC), vs. Shayne Burgess
110,94 – Phil Taylor, 2009, Finale (PDC), vs. Raymond van Barneveld
109,23 – Michael van Gerwen, 2016, 2. Runde (PDC), vs. Darren Webster
109,00 – Phil Taylor, 2007, 2. Runde (PDC), vs. Mick McGowan
108,80 – Phil Taylor, 2009, Viertelfinale (PDC), vs. Co Stompe

 

Meisten 180er in einem WM-Match:
22 – Ted Hankey, 2000, Halbfinale (BDO), vs. Chris Mason
21 – Raymond van Barneveld, 2007, Finale (PDC), vs. Phil Taylor
20 – Adrian Lewis, 2011, Finale (PDC), vs. Gary Anderson
19 – Adrian Lewis, 2016, Finale (PDC), vs. Gary Anderson
19 – Gary Anderson, 2015, Finale (PDC), vs. Phil Taylor
19 – Gary Anderson, 2013, 2. Runde (PDC), vs. John Bowles

 

Meisten 180er in einem WM-Jahr:
64 – Gary Anderson, 2015 (PDC)
60 – Adrian Lewis, 2016 (PDC)
60 – Adrian Lewis, 2011 (PDC)
58 – Gary Anderson, 2011 (PDC)
58 – Simon Whitlock, 2010 (PDC)