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Carlo Manzoni

Jetzt regnet’s Ohrfeigen

Ein SuperKrimi mit dem berühmten Pipa, der den Harten spielt, einer Beilage von Blinddarmentzündung, einem umwerfenden Eisenbauch, einem Tomatenkuß und anderen Sächelchen und Sachen, scheinbar made in USA, statt dessen eher lachmuskelspannend.

LangenMüller

Titel der Originalausgabe:

Che Pioggia di Sberle, Bambola!

Aus dem Italienischen übertragen von Maria Kern

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© für das eBook: 2016 LangenMüller in der F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München

© alle Rechte für die deutsche Sprache: 1969 LangenMüller in der F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung: Wolfgang Heinzel

Umschlagmotiv: Shutterstock

eBook-Produktion: F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München

ISBN 978-3-7844-8271-2

Erstes Kapitel

Mein Partner hat ein kleines Mißgeschick, aber es macht fast gar nichts – inzwischen drehe ich eine Informationsrunde, und schauen Sie sich an, was dabei passiert!

»Ein Bourbon muß doppelt sein«, sage ich, »sonst taugt er nichts.« Er nimmt das Glas und stellt es auf die Theke, holt dann die Flasche und will einschenken.

Mit einem Schlag haue ich ihm das Glas aus der Hand, daß es auf dem Boden hinter der Theke zerschellt. »Und ein doppelter Bourbon hat niemals in einem so winzigen Glas Platz«, sage ich.

»Sie hätten mir auch vorher sagen können, daß Sie ihn in einem Bierkrug wollen«, sagt er.

»Junger Mann«, sage ich, »schaue ich vielleicht aus wie einer, der mit dem Tropfenglas tankt?«

Er dreht sich um und entnimmt dem Regal hinter ihm den größten Glaskrug mit Henkel, den ich sehe.

»Und daß du mir kein Tröpfchen Schweiß mit hineinschmuggelst«, sage ich, »ich will ihn pur, meinen Bourbon.«

Er fährt sich mit dem Jackenärmel über die Stirn und mit der Zungenspitze leckt er sich den Reif von seinem Schnurrbärtchen.

Ich hab’s nicht gern, wenn man mich in den Lokalen, die ich mehr oder weniger frequentiere, für einen Provinzler hält. Ich stelle von Anfang an klar, was für eine Type ich bin, und dieser junge Mann hinter der Theke weiß jetzt, woran er mit mir ist.

Er füllt den Krug bis zum Rand und stellt dann die Flasche daneben. Als er zu seiner Espressomaschine zurückgeht, nehme ich den Krug, drehe mich um und betrachte den übrigen Teil des Lokals. Als erstes muß ich Ihnen verraten, daß ich ein bißchen down bin. Vielleicht haben Sie es sowieso schon mitgekriegt, auch ohne Vorwarnung. Tatsache ist, daß das Alleinsein an meinen Nerven nagt. Sie können mich ruhig einen Sentimentalisten schimpfen oder auch sagen, daß ich ohne meinen Partner nichts tauge. Von mir aus. Jeder hat das Recht zu sein, wie er ist, und ich bin eben, wie ich bin und ganz zufrieden damit. In Ordnung?!

Mein Partner Gregorio hat gestern eine akute Blinddarmentzündung bekommen und so mußte ich ihn schleunigst in die Klinik schaffen. Sie wollten ihn dort nicht annehmen mit der Ausrede, daß er ein Hund ist, und ich habe erst ein Ohrfeigenkonzert veranstalten müssen, um denen in der Klinik klar zu machen, daß Greg in erster Linie Detektiv und erst in zweiter Linie ein Hund ist. Und es wäre nicht das erste Mal, daß in ein Krankenhaus ein Polizist eingeliefert wird, der weit mehr von irgendeinem Vierbeiner hat, auch wenn er nicht gerade ein Hund ist.

Genug davon.

Heut früh haben sie ihn operiert und jetzt geht es ihm schon wieder sehr gut. Er wollte gleich nach dem Eingriff wieder weg, aber ich finde es besser, wenn er wenigstens zwei Tage in absoluter Ruhe verbringt: auch wenn er mein Partner ist, meinen Körperbau hat er doch nicht. Als ich jünger war, habe ich mir wöchentlich mindestens einmal den Blinddarm herausnehmen lassen. Ich hatte ein Abonnement und auch die Zeit fürs Training: jetzt können sie an mir herumschneiden, wo und wie sie wollen, es stört mich überhaupt nicht.

Bis Greg aus der Klinik entlassen wird, mag ich nicht in unser Büro gehen. Lieber nehme ich mir ein paar Tage Urlaub, treibe mich in der Stadt herum und besuche Lokale, die ich nicht einmal dem Namen nach kenne.

Ich bin bereits beim fünften angelangt, das nicht besser und nicht schlechter ist als die anderen vier.

Ehrlich gesagt ist es weniger das Lokal, als das Publikum in ihm, das mich interessiert. Rein vom Psychologischen her, versteht sich.

Und hier, kaum drehe ich mich zur Begutachtung des Panoramas um, merke ich, daß eine arge Diskrepanz herrscht, so wie wenn sich eine Orchidee ein Bohnenfeld zum Erblühen ausgesucht hätte, wenn Sie sich das vorstellen können.

Sie haben natürlich schon begriffen, daß es sich nur um ein weibliches Wesen handeln kann, aber wenn Sie glauben, um irgendein hübsches Mädchen, dann irren Sie sich, oder Sie sind ein Pessimist. Trotz aller Anstrengung gelingt es mir nicht, ein sie treffend beschreibendes Wort zu finden: als man die erste Ausgabe des ersten Wörterbuchs druckte, hat es ein Mädchen wie dieses noch gar nicht gegeben. Und jetzt, wo es sie gibt, müßte sie nur in Cellophan verpackt zirkulieren, damit sie nicht staubig wird und sich, schrecklicher Gedanke, den Teint verdirbt.

Ihre Haare sind zwischen blond und kastanienbraun, die Augen lichtgrau, und zwei Lippen haben sich zu dem schönsten Mund des Kontinents zusammengefunden. Das Sommerkleid, das sie schmückt, hat auf himmelblauem Grund ein Muster aus gelben Blättern und diese Zusammenstellung erinnert mich an einen Morgen im Herbst. Was das Alter betrifft, fehlen ihr, so auf ersten Anhieb, wenn ich mich nicht verrechne, noch einige Zentner mit Butter und Schinken belegte Sandwiches, zusätzlich mit ein paar Sardellen garniert, um an die fünfundzwanzig heranzukommen.

Ich muß mich ziemlich plagen, meinen Arm abzubiegen, um den Krug an den Mund führen zu können. Ich schaffe es endlich, und während das belebende Naß in meinen Tank läuft, frage ich mich, was ein Geschöpf wie dieses in einem Lokal wie diesem verloren hat.

Ich wette die Wade meines rechten Beines, daß sie zum ersten Male da ist, auch wenn sie nicht aussieht, als ließe sie sich von dem Pack rundherum einschüchtern.

Ein recht wacher Typ, diese Blondine, glaube ich wenigstens. Mit dem linken Schenkel sitzt sie auf einer Tischecke und läßt um den Zeigefinger der rechten Hand ein goldenes Kettchen, an dem ein kleiner Schlüssel hängt, kreisen. Zweifelsohne ein Autoschlüssel.

Ich löse meine Augen von ihr und schaue mich im Lokal um. Mehr als zwei Sekunden brauche ich nicht, um das Gesindel ringsherum fotografisch treu im Kopf zu haben, en face und im Profil, auch wenn einer oder der andere mir den Rücken zuwendet.

Im ganzen ist’s ein Dutzend und mein erster Eindruck ist, daß der Wärter im Kittchen vergessen hat, die Gefängnistüren abzuschließen, als er sich schnell die Morgenzeitung holen ging.

Alle starren sie mit offenem Mund an, mit Ausnahme einer Type im gelben Ruderleibchen mit kurzen Ärmeln und einem auf den rechten Arm tätowierten Totenwagen, weil er, in seinen Stuhl zurückgelehnt, wie eine Kreissäge schnarcht.

Dreißig Zentimeter vom linken Knie meines Herbstmorgens hat sich einer niedergelassen, scheinbar der Beau Brummel dieser sauberen Gesellschaft, denn er trägt eine Krawatte.

Er ist ungefähr einsachtzig; knapp über den Augenbrauen beginnt eine Unmenge gekräuselter Haare, die sich hinter den Ohren bauschen. Sie reichen bis in seinen Kragen hinein, und ich kann mir vorstellen, daß sie sich bis zum Ende seines Rückens fortsetzen. Er hat ein Spitzmausgesicht, und der Schlitz, den er zum Sprechen benützt, befindet sich nur wenig oberhalb seiner Kehle. Er trägt einen grauen Anzug, der ihm die Muskulatur seines Oberkörpers einengt, und das Hemd kann nur von seinem kleinen Bruder stammen, denn die Manschetten umschließen seine enormen Handgelenke viel zu knapp.

So viel Zeit habe ich nicht, um Ihnen alle Besonderheiten dieser erlauchten Gesellschaft zu schildern. Es ist mir klar, daß alle ihre Plätze im Stich gelassen haben, um meinen Herbstmorgen einzukreisen. Ihre halbgeleerten Gläser und Spielkarten stehen und liegen vergessen auf den Tischen herum.

Eine Herde Mistkäfer um ein Zuckerstückchen.

Der Elegante nimmt eine Zigarette aus der Tasche, steckt sie sich in den Mund und zündet sie an. »Um 50 000 sofort«, sagt er, »und 50 000 nachher übernehme ich jeden Auftrag. Erst schauen wir uns die Scheinchen an, dann verschwinden wir, und Sie erzählen mir, was Sie von mir wollen. Für meinen Geschmack sind hier herum viel zu viel Leute.«

»He, Puppe«, ruft einer, der nicht aufstehen kann, weil ihm sonst der Bauch auf die Knie fällt, »ich könnte auch allerhand für dich tun. Bei hübschen Weibern habe ich immer Glück gehabt.«

Alle fangen zu lachen an, und ich stelle den Krug, ohne mich umzudrehen, auf die Theke zurück.

»Einverstanden«, sagt mein Herbstmorgen. Sie hört auf, das Kettchen um den Finger kreisen zu lassen und nimmt ihre Handtasche.

»Ich zahle eine Runde für alle.«

Ich mache drei Schritte und stecke die Hände in die Taschen.

»Ein netter Hunderter würde auch mich anlachen«, sagt eine magere Figur mit einer schwarzen Binde nach vornehmer Piratenart vor dem rechten Auge, »kann sein, ich bin nicht so attraktiv wie der Zodiac, aber bei Frauen habe ich viel mehr drauf als er. Dabei denke ich nicht einmal an seine Frau, die, wenn sie ihm auf etwas kommt, ihn für sechs Monate ins Spital schickt.«

Er hat noch nicht aufgehört zu sprechen, als er auch schon Zodiacs Ellbogen zwischen den Zähnen hat. »Kümmere dich um deinen eigenen Dreck«, sagt der Elegante, »und halte dein ungewaschenes Maul. Das alles geht dich überhaupt nichts an.«

Ich will gerade etwas Bedeutendes von mir geben, aber ich schlucke es hinunter. Jemand hat mich auf die Schulter geklopft.

»He, du«, sagt der hinter mir, »verlagere dich, du versperrst uns ja die ganze Aussicht auf die Puppe, und wir werden einfach nicht fertig mit Anschauen.«

Ich verlagere mich nicht um Haaresbreite. »Ich erzähl’s euch nachher«, sage ich, »und ihr könnt sicher sein, daß ich auch nicht das kleinste Detail auslasse.«

Ich spüre, daß sich ein Fuß auf mein Rückenende stützt und dann so forsch zutritt, daß ich in Zodiacs Armen lande.

Ich befreie mich daraus und drehe mich um, suche aber gar nicht lang nach dem, der mir den Tritt verabreicht hat: er wird sich von den anderen kaum sonderlich unterscheiden.

Ich nehme also einen am Kragen, trage ihn zur Theke, schiebe ihn in den Kühlschrank darunter und mache die Türe zu.

Dann ziehe ich meine verrutschte Jacke zurecht und verlagere mich wieder mehr ins Zentrum des Lokals. Es wird eine Art Tanznummer draus, weil alle mich stumm anstarren, mit Ausnahme des Schnarchers in seiner Ecke.

Aber im Parkett sitzt ja immer mindestens einer, der schläft. Ich stelle mich einen Meter zwanzig vor meinen Herbstmorgen hin. »Sie müßten ihn ganz überholen lassen«, sage ich, »bevor Sie ihn einpacken lassen, um ihn mitzunehmen. Ich finde seine Kondition nicht gut genug für Sie.«

Mein Herbstmorgen wirft mir ein Paar strahlende Scheinwerferaugen ins Gesicht und betrachtet mich mit ihnen von den Haar- bis zu den Fußspitzen. Ich zeige mich ihr auch im Profil, um die Schau vollkommen zu machen.

Ich höre, daß Zodiac sich bewegt. Er schmeißt seinen Zigarettenstummel auf den Boden und hält eine Ansprache an sein Volk. »Was will der da?« fragt er.

»Wie kommen denn Sie da her?« fragt mein Herbstmorgen und schließt ihre Tasche, die sie vorher aufgemacht hat. »Vorhin waren Sie noch nicht sichtbar.«

»Laß gut sein, Kindchen«, sagt der Zodiac, »zahle ihnen ihre Runde, und dann verdrücken wir uns.«

»Ich habe schon, was ich brauche«, sagt mein Herbstmorgen, hebt ihren linken Schenkel vom Tisch und will zur Theke gehen.

»Und wo wäre das, was du brauchst?« fragt der Zodiac und tritt ihr in den Weg.

Mein Herbstmorgen legt mir eine Hand auf den Arm und streicht sich ein strahlendes Lächeln ins Gesicht: »Kommen Sie!« sagt sie.

»Einen Moment, Kindchen«, sagt der Zodiac, »der da paßt nicht zu dir. Ich bin der Richtige für dich, und wir haben das Geschäft bereits abgesprochen, oder nicht?«

»Ich kann wohl meine Meinung ändern«, sagt mein Herbstmorgen, »ich wüßte nicht, wer mir das verbieten könnte.«

»Scheinbar habe ich sie becirct«, sage ich. Ich lege eine Hand auf Zodiacs Brust und gebe ihm einen ganz leichten Stoß. »Es kommt höchst selten vor, daß eine Frau meinem Charme widerstehen kann.« Ich höre das Mädchen kichern und zugleich eine gewisse Bewegung im Raum.

Der Zodiac verliert das Gleichgewicht und fällt auf den Bauch von dem sitzenden Dicken, erhebt sich sofort wieder und steigt in den Ring.

»Keine Witze«, sagt Zodiac, »wir zwei sind uns einig, und der da soll so schnell wie möglich abhauen.«

»Mach dir nichts draus«, sage ich, »jeder hat das Recht, sich die Type auszusuchen, die am besten zu ihm paßt, und, unter uns gesagt, wenn wir uns vor einer weiblichen Jury präsentieren müßten, wäre der Ausgang der Wahl nicht zweifelhaft.«

Der Zodiac nähert sein Spitzmausgesicht meiner Nase. »Wenn du nicht sofort abhaust«, bläst er mir ins Gesicht, »wird die da nicht wissen, was sie mit 80 Kilo Hackfleisch anfangen soll.« Ich grinse mir eins und reiße dabei meinen Mund so weit auf, daß er meinen Weisheitszahn zu sehen kriegt, packe dann seine Krawatte und ziehe ihn hinunter, bis sein Kopf in Höhe meiner Knie ist. Mit einem Tritt haue ich seine Beine nach hinten, daß er mit dem Maul aufs Parkett fällt und ein Loch in den Boden reißt.

Mein Herbstmorgen lehnt an der Theke und hat ihr Spiel mit dem um den Zeigefinger gewickelten Kettchen samt Schlüssel wieder aufgenommen.

»Sehr lustig«, sagt sie.

Drei der Prachttypen haben sich zum Eingang des Lokals verlagert. Der Dicke klaubt seinen Bauch zusammen und steht auf. »Der Zodiac ist unser Freund«, sagt er, »und wir können’s nicht durchgehen lassen, daß da irgend so ein Playboy daherkommt und ihn um seinen Job bringt.«

Er schiebt seinen Bauch in meine Richtung, so daß ich zu einem Flankensprung gezwungen bin, um nicht überrannt zu werden und unter 100 Kilo Gedärmen zu enden, aber einer erwischt mich von hinten.

Ein Tollkühner, Kinder!

Ich beuge mich nach vorn und verhelfe ihm zu einem eleganten Salto über meinen Kopf hinweg, er landet auf einem Tisch, dessen Platte er durchschlägt.

Alle haben einen Kreis um mich und den Zodiac gebildet, der auf die Knie kommt und sich das Blut, das ihm aus der Nase rinnt, abwischt. »He, Schlafmütze, jetzt bist du dran«, sagt er, »mach schon.« Schlafmütze riskiert ein Auge, steht auf und kommt näher, ohne mit Schnarchen aufzuhören.

»Einen Moment, Leute«, sage ich, »ich nehme keinem etwas weg. Wenn die Puppe mit dem da zufrieden ist, soll sie sich ihn nehmen, entscheiden muß sie.«

Alle wenden sich ihr zu. Mein Herbstmorgen zündet sich eine Zigarette an, bläst ein wenig Rauch aus und zuckt dann die Achseln. »Ich habe mich für den Rothaarigen entschieden«, sagt sie. »Schließlich ist’s mein Geld, das ich ausgebe, und ich kann mir aussuchen, wen ich will.«

»Wenn’s so ist«, sagt der Dicke, »werden wir ihn dir nach Maß zuschneiden. Los, Schlafmütze!«

Ich hole tief Luft und stelle mich in Positur, aber der Dickbauch ist schneller als ich. Sein Bauch rast auf mich zu und ich muß zurückweichen, um nicht überrollt zu werden.

Ein Panzer, Kinder!

Ich versuche, ihn an der Kehle zu packen, aber meine Arme sind nicht lang genug. Ich zapple eine Weile im Leeren. Einen solchen Angriff habe ich nicht erwartet, verflucht nochmal, und als ich schnell überlege, wie ich ihn parieren soll, merke ich, daß ich in einen Hinterhalt geraten bin. Mein Rücken stößt an den Rand der Theke, so bin ich also in der Zange.

Ich kann noch einen Blick auf meinen Herbstmorgen werfen, die ihr Kettchen weiterspielt. Sie bläst die Backen auf und schnaubt ein wenig. »Was vertun Sie Ihre Zeit mit dieser Bande da?« sagt sie, »beeilen Sie sich, ich möchte gehen.«

Ich will ihr antworten, sehe aber, daß Schlafmütze hinter die Theke geht. Ich höre, wie er zu schnarchen aufhört, ein Paar Arme schlingen sich wie ein Schal um meinen Hals und ziehen mich hinunter. Etwas zerbricht in meinem Inneren oberhalb der Taille, und ich finde mich in der Mitte abgebogen mit dem Kopf auf dem Boden der Theke. Dann beginnen Hunderte von Fäusten einen Tanz auf meinem Gesicht, auf meinem Hals und ich weiß nicht, wo sonst noch.

Dann hören sie mit einem Schlag auf, und ich spüre nichts mehr.

Als ich wieder zu mir komme, habe ich das Gefühl, unter einem Haufen Steinen begraben zu sein. Diese Steinmassen bewegen sich ununterbrochen. Aus meinem Hirn kommen seltsame Geräusche, aber bald wird mir klar, daß sie nicht aus meinem Kopf, sondern von außerhalb kommen. Es ist Motorengeräusch, gemischt mit einem anderen Lärm, der mir auch bekannt vorkommt.

Ich muß mich verteufelt plagen, die Augen aufzukriegen und auf die richtige Sehschärfe einzustellen.

Nach und nach komme ich drauf, wo ich mich befinde. Auf dem Rücksitz eines Autos. Ich bin sogar schon imstande festzustellen, daß es mein eigenes ist.

Auf den Vordersitzen lümmeln zwei Typen. Den am Steuer erkenne ich am Geräusch, das er von sich gibt und am gelben Ruderleibchen mit kurzem Arm. Auch der Totenwagen ist noch auf dem rechten Arm tätowiert.

Der andere ist der einäugige Pirat.