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Schattenspiele
Einfach nur Sex

Erotikroman

Sabine Guhr-Biermann

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Opalia Lebensberatungs-Praxis der Autorin unter
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Pure Lust
Erotische Geschichten
Erotikroman

Autorin: Sabine Guhr-Biermann

ISBN 978-3-934982-92-5
1. Ausgabe 2016
© Libellen-Verlag · Leverkusen

Coverbild: © George Mayer / Fotolia
Satz: Gesetzt im Verlag in der Arno Pro mit Adobe InDesign und Sigil

Jugendschutzhinweis:
Im realen Leben dürfen Erotik und sexuelle Handlungen jeder Art ausschließlich zwischen gleichberechtigten Partnern im gegenseitigen Einvernehmen stattfinden. In diesem Buch werden fiktive erotische Phantasien und sado-masochistische Gewaltszenen geschildert, die in einigen Fällen weder den allgemeinen Moralvorstellungen noch den Gesetzen der Realität folgen. Der Inhalt dieses Buches ist daher für Minderjährige nicht geeignet und das Lesen nur gestattet, wenn Sie mindestens 18 Jahre alt sind.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, sind dem Verlag vorbehalten.

Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

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Inhalt

Vorwort 7

Maurice, der Journalist 11

Raus aus der Monotonie 14

Übernommene Kindheitsmuster 20

Die Erkenntnis 24

Hermann, das Muttersöhnchen 30

Die coole und berechnende Anmache 36

Hermanns Erfahrungen 44

Treffen mit Marcel 53

Das verbotene Spiel 59

Bernadette, die Analytikerin 67

Fallbeschreibungen 76

Eine skurrile E-Mail 85

Doris, die Edelnutte 92

Analysen 103

Marcel, der Lustmolch 108

Frederik, der auf kleine Jungen steht 114

Bernadettes Analyse 121

Margarete, die Lust auf käufliche Liebe 127

Ansgar, der Fußfetischist 136

Rosa, die Ex-Prostituierte 144

Rosas Weg in die Prostitution 155

Katja, der Liebeswahn 162

Ralf, der Außergewöhnliche 167

Die Travestieshow 178

Alexander, der Transvestit 184

Michael, der Sexsüchtige 189

Kurt, der Bauarbeiter 196

Thomas, der dominante Stier 205

Vorwort

Dieses Buch gewährt einen tiefen, psychologisch relativ einfach nachvollziehbaren Einblick in sexuelle Begierden, die wir aus gesellschaftlicher Sicht betrachtet, zumeist als abartig, eventuell sogar als abnorm, bewerten würden.

Es gibt sexuell ausgerichtete Fetisch-Aspekte, die gelebt werden, die jedoch in vielen, alleine durch die bildliche Vorstellung, ein abschreckendes Gefühl, ein Gänsehaut-Feeling, eventuell sogar einen Schauer über den Rücken laufen lassen würden, wenn sie nur darüber nachdenken.

Die bewusste Konfrontation kann bei einigen ein Gefühl des Ekels hervorrufen. Die präzise, bildhafte Vorstellung der Perversionen, die manch einer als Begierde auslebt, kann in anderen eine Art Würgereiz hervorrufen.

Oftmals wollen wir uns mit solchen Begierden gar nicht wirklich auseinandersetzen, obwohl sie in unserer Gesellschaft auffindbar und keine Seltenheit sind. Man spricht selten offen über intime Geheimnisse. Man offenbart nicht seine sexuellen Begierden. Man will vieles nicht sehen, was doch vorhanden ist.

Würden wir unser Umfeld kritischer und genauer beobachten, dann würden wir feststellen, dass dies tatsächlich der Fall und viel häufiger anzutreffen ist, als wir dies vielleicht vermuten mögen. Und sollten wir selbst solche Begierden in uns tragen, dann verstehen wir auch, dass wir mit unserem Fetisch nicht alleine auf dieser Welt sind.

In diesem Buch werden Fetisch-Veranlagungen genauer unter die Seelenlupe genommen, psychologisch durchleuchtet, um den logischen Verstandesboden der menschlichen Veranlagung zu erkennen. Es werden für unbewusst selbstkreierte Regieanweisungen, verständliche Erklärungen geliefert,, die Fetisch-Aspekte in schillernden Farben leben lassen, für die sich so manch einer zu schämen weiß.

Im Klartext: Wenn man solch eine Begierde in sich trägt, könnte man sich unfrei und von der Gesellschaft ausgeschlossen, ja fast ausgestoßen fühlen.

Je unbewusster wir mit uns selbst umgehen, je weniger wir wahrhaftig hinschauen, umso verselbstständigter können Spukgespinste in unserem eigenen System prägend vorhanden sein.

Werden die Phantombilder, die zumeist eine große Macht beinhalten, nicht wieder aufgelöst oder gelöscht, können sie einen sehr großen Raum in unserem Alltagsleben einnehmen, den wir ihnen freiwillig gar nicht einräumen wollen.

So manch einer trägt sexuell stimulierende, kreativ gestaltete Wunschgeschichten im intimen Verborgenen in sich, die für das Außenfeld nicht sichtbar sind. Doch fantasievolle Bilder bestimmen häufig den Alltag und können einen jederzeit übermannen und das Leben raumeinnehmend bestimmen.

Wer solche Aspekte in sich trägt und sich abhängig fühlt, der wird ein großes Fragezeichen in seiner Seele spüren. Der Schmerz drückt und man fühlt sich unwohl in seiner eigenen Haut. Doch weiß man oftmals nicht, mit wem man sich darüber austauschen kann.

Die Angst sich zu outen, bringt den faden Beigeschmack mit sich, auf sein Umfeld eventuell schockierend zu wirken. Die Thematik offenbart sich nicht, solange man selbst nicht darüber spricht, da man sich keine Blöße geben will. So bleibt man in der Spirale stecken und sucht verzweifelt nach einem Ausweg.

In unserer Gesellschaft stellen außergewöhnliche, sexuell orientierte Themen immer noch ein Tabuthema dar, welches man nicht wahrhaben will. Doch innerlich geprägte Lustbilder werden sich nicht einfach so abstellen und löschen lassen, sondern nehmen Raum und Platz in unserem Leben ein, der uns im Alltag sogar zu stören vermag.

Jeder trägt seine eigene Fantasie in sich. Hätten wir diese Möglichkeit der Entfaltung nicht in uns, dann würden wir uns auch nicht weiterentwickeln. Je mehr wir uns aber in unsere ‚innere Höhle des triebhaften Löwen‘ trauen, desto mehr wächst auch der Wunsch, zu unserer Fantasie zu stehen und unsere Begierden probierend auszuleben.

Viele wissen jedoch nicht mit ihrer Wunschbegierde umzugehen. Sie grübeln, stehen sich selbst im Weg. Doch diese kontraproduktive Haltung kann mit der Zeit zum Problem werden. Je mehr wir versuchen, das zu verdrängen, was sich in uns verselbstständigt hat, desto weniger werden wir die ungeliebte und doch gelebte Lust auflösen können. Wir sollten uns Klarheit verschaffen und Entscheidungen treffen.

Oftmals verstehen wir die Signale unserer Psyche nicht, die sich in uns bemerkbar machen. Wir versuchen verstandesgemäß an das innere Verhängnis heranzukommen, ohne uns wirklich selbstgesteuert zu leben. Auch wenn unsere Fantasien uns reizvolle Aspekte liefern, die auch realistisch lebbar wären, so trauen sich doch die wenigsten, das auszuleben, was sie innerlich, als Regisseur des eigenen sexuell gesteuerten Lustspieles, kreiert haben.

Unsere Träume sind jedoch auch ein Wegweiser unseres inneren Ichs, oftmals sogar das Sprachrohr unserer Seele, die uns zu verstehen geben will, was wir kompensieren. Je angepaßter wir leben, desto mehr kann es sein, dass wir innerlich aus den Gefängnismauern, die uns umgeben und unserer Freiheit berauben, ausbrechen wollen. Verstehen wir die Hintergründe, warum dies so ist, können wir bewusster unser Leben selbst bestimmen.

Dieses Buch gibt Vorlagen sexueller Begierden und Fetisch-Aspekten, die psychologisch und auch logisch durchleuchtet werden. Wenn man sich für solch ein Thema interessiert, dann wird wohl kaum ein Fragezeichen offen bleiben, und man gewinnt Selbsterkenntnis für das eigene Leben.

Für alle, die kein Fragezeichen in sich tragen, stellt dieses Buch eine unterhaltsame Lektüre dar, die viel offenbart, was man mit Sicherheit leicht verstehen wird.

Die Autorin

Maurice, der Journalist

Ich bin Maurice, neunundzwanzig Jahre alt, Journalist und Redakteur. Ich arbeite für eine klassische, teils politisch orientierte Tageszeitung, in der der Stoff, den ich zu Papier bringen muss, für mich persönlich eher eine gähnende Langeweile, als eine Dynamik darstellt. Aber so ist das halt im Leben. Es geht um Angebot und Nachfrage und die wird nach den Richtlinien erfüllt, so wie der Konsument seine Tageszeitung lesen möchte. Das ist mein Job.

Trotz der eben genannten Kritikpunkte bin ich stolz, dort arbeiten zu dürfen. Ich verdiene gutes Geld. Mein Job gewährt mir meinen Unterhalt und vieles darüber hinaus. Mit dieser Sicherheit kann ich mein Lebenswerk in Ruhe genießen, aber auch dafür sorgen, persönlich weiterzukommen und mich nicht nur monoton am Leben zu erhalten.

Ich muss mir um mein tägliches Brot keine Sorgen machen. Und wenn man wie ich, auch Einblick in Randgruppen, die finanziell am Ende sind, nehmen darf, dann kann man sich nur glücklich schätzen, wenn man jeden Monat pünktlich sein Geld auf dem Konto hat. Auch der Blick auf andere Länder und die Erkenntnis, wie viele Menschen am Hungertuch nagen, weckt in mir eine große Demut und auch Zufriedenheit.

Mein Spezialgebiet auf meiner Arbeit bezieht sich mehr auf politische und wirtschaftliche Themenbereiche, als auf prickelnde Analysen. Doch gerade Themen, Menschen und Situationen tiefer zu analysieren und zu hinterfragen, warum das so ist, wie es ist, würde mir mehr Reiz versprechen.

Natürlich bereitet es mir auch Freude, das Umfeld der politischen Meinung schriftlich recherchiert zu vertreten und trotzdem empfinde ich selbst wenig Esprit dabei. Aber es gehört zu meinem Job und den erledige ich zur vollkommensten Zufriedenheit. Auch wenn meine Einstellung nicht die coolste ist, so sind meine abgelieferten Arbeiten doch perfekt. Halbheiten würde ich in meinem Leben schlecht akzeptieren können.

Das ist ein Teil meines Lebens, den ich auch pflichtbewusst bediene. Eine andere Seite in mir träumt davon, etwas erschaffen zu können, was mich tatsächlich faszinieren könnte. Ich möchte in den Bann der Neugierde gezogen werden. Ich möchte bei meiner Arbeit Freude erleben. Meine eigene Gedankenkraft, meine immer wieder auftauchende Unzufriedenheit, erschwert mein Bewusstsein und mit dieser Schwere zu leben, ist keine wirklich schöne Sache.

Es ist nicht mein Umfeld, welches mir mein Leben schwer macht. Nein, das bin ich selbst. Meine selbstinszenierte Unzufriedenheit greift mich selbst an. Die Sehnsucht, etwas Einzigartiges erstellen zu wollen, wächst in mir mehr und mehr. Oft frage ich mich dann nach dem Sinn meines Lebens.

Der Blick aus meiner Perspektive auf die nüchterne Realität vermittelt mir das Gefühl, ersetzbar zu sein und den Gedanken finde ich, ehrlich gesagt, schrecklich. Mein Leben muss einen Sinn haben. Ich muss etwas erschaffen können. Ohne ein wahrhaftiges Lebenswerk zu erfüllen, werde ich keine Zufriedenheit erlangen können, dessen bin ich mir sicher.

Ich kann mich nicht mit meiner Lebensbilanz, so wie mein Leben bisher gelaufen ist, abfinden. Ich kann schwer damit umgehen, dass es so ist, wie es ist. Ich will etwas Außergewöhnliches erschaffen und nicht nur Felder bedienen, für die ich zwar bezahlt werde, denen ich aber ansonsten wenig abgewinnen kann.

Wenn ich aber intensiv darüber nachdenke und mein Umfeld beobachte, dann erkenne ich, dass ich kein Einzelfall bin. Die meisten Arbeitnehmer empfinden ähnlich wie ich. Dieser Gedanke, mit meiner Einstellung nicht alleine dazustehen, beschert mir eine Form der Ruhe.

In meinem Arbeitsaufgabengebiet ist prickelnde Dynamik nicht auffindbar. Ich arbeite mit einer nüchternen und logisch fundierten Tiefe. Natürlich ist dies auch spannend, aber ich erhalte keine erfüllende Befriedigung, nach der ich mich sehne. Dort kann ich den stillenden Wunsch nach Erfüllung meiner Sehnsucht nicht finden.

So halte ich mich zurück und versuche, den Aufgabenbereichen, die ich einst zustimmend angenommen habe, gerecht zu werden. Meine Pflichterfüllung lässt mich zumindest für mein Außenfeld zufrieden erscheinen. Innerlich rebelliere ich manchmal, warte ungeduldig auf Möglichkeiten, die eventuell doch noch auf mich zukommen mögen.

Meine Gebete wurden wohl erhört. Mein Schicksalsrad veränderte sich schlagartig von einer Minute auf die andere und gab mir eine Chance der Wandlung, die ich dankend annehmen konnte. Ich bekam durch Zufall eine Möglichkeit serviert, die mein Leben veränderte. Doch schauen wir uns die Geschichte nun genauer an.

Raus aus der Monotonie

Ich freute mich besonders auf den heutigen Abend. Ich war mit meinem damaligen Studienkollegen Dietmar in einem nahegelegenen Pub verabredet. Wir wollten uns unterhalten und gemeinsam ein Bier trinken. Es wurde auch Zeit, dass wir uns mal wieder sahen.

Mein Tagesablauf verlief wie immer monoton, nur selten haben wir in der Redaktion wirklich Stress. Es ist eher ein relaxter Job, den ich ausübe. Wir haben in unserer Arbeitszeitgestaltung viele Möglichkeiten der freien Wahl, allerdings nur in dem Rahmen, der vorgegeben ist. Somit erschien mir die Abwechslung mit Dietmar das passende Pendant zu sein.

Er wartete schon auf mich, als ich die Kneipe betrat. In seiner lässigen Art stand er am Tresen und unterhielt sich kurz mit der Bedienung. Ich merkte anhand seiner Gesten, dass er mit ihr flirtete. Man spürte deutlich, welche Freude ihm dies bereitete.

Schon immer konnte er locker drauf sein und schnell Kontakt finden. Er wirkte stets freundlich und offen. Im Gegensatz zu mir, dem der Ernst ins Gesicht geschrieben stand, wirkte er in seinem Leben positiv, leicht und flippig. Das mochte ich sehr an ihm. Er war einer der wenigen, die ich kannte, deren Leben sich nicht durch die gelebte Schwere des Alltags verdunkelt hatte.

Ich dachte kurz über ihn nach. Lange Zeit hatten wir uns nicht gesehen, so dass es endlich mal Zeit wurde, wieder ein paar Stunden miteinander zu verbringen. Ich mochte ihn sehr, das war schon immer der Fall, gerade seine spritzige Art mit dem Leben umzugehen, faszinierte mich und steckte mich auch ein wenig an.

Ich persönlich war nicht so. Ich konnte nicht flippig und lustig sein, zu sehr hatte mich meine Kinderstube geprägt, so dass ich nicht in der Lage war, einfach mal locker die Dinge so zu sehen, wie sie sind.

Die deutliche Prägung meiner Kindheitsmuster, gerade begünstigt durch die Stimmungsschwankungen meiner Mutter, ließen in mir einen Jungen heranreifen, der sich oftmals in emotional ausgelieferten Abhängigkeiten befand. Ich konnte nicht unbeschwert auf mein Umfeld zugehen.

Jede Geste, die mir entgegenschlug, meinte ich unbewusst werten zu müssen. Fühlte ich mich wohl und geborgen und vor allem von meinem Umfeld anerkannt, dann war auch alles gut. Hatte ich aber das Gefühl, nicht gemocht zu werden, dann konnte ich persönlich schlecht mit der für mich kritischen Situation umgehen. Ich dachte immer, es läge an mir. Ich dachte dann, ich hätte einen Fehler gemacht und fühlte mich persönlich abgelehnt. Ich hinterfragte das Muster, welches mir so viele Sorgen bereitete, leider zu wenig.

Meine Mutter hatte mich stets kritisch behandelt. Sie hatte große Macht über meine Seele. War sie unzufrieden, fühlte ich mich für ihren Zustand verantwortlich. Sie achtete penibel darauf, dass ich mich so benahm, wie sie es haben wollte, das war ihr enorm wichtig. Jede noch so kleine Abweichung ihrer oftmals nonverbal diktierten Vorgabe, löste Wut in ihr aus. In so einem Fall musste sie wohl gedacht haben, dass ich mich ihr absichtlich widersetzen wollte.

Das Resultat meiner einstudierten Kindheitsprägung lag nun darin, immer darauf zu achten, wie sie sich verhielt. Später übernahmen andere Menschen in meinem Umfeld ihre Statistenrolle, sodass ich mich diesen Personen gegenüber ähnlich verhielt. Es war mein Muster, welches ich mit anderen spielte, ohne bewusst zu wissen, was ich tat.

In meiner Kindheit lebte ich in einer extrem emotionalen Abhängigkeit zu ihr. Wir hatten einen spürbar tiefen Verbund miteinander, so dass ich sämtliche Regungen in ihr direkt wahrnehmen konnte. Wir waren so eng miteinander verbunden, dass es mir schwer fiel, mich komplett auf mich selbst zu besinnen. Für mich war dies ein gewohnter Zustand. Ich erlaubte mir nicht, die eingenommene, dienende Rolle zu verlassen, geschweige denn, das auferlegte Muster abzulegen. Das war meine Kindheit, die ich als sehr schwer und anstrengend empfand.

Ich ertappte mich als erwachsener Mann häufig im altgewohnten Fahrwasser und konnte erkennen, dass ich oftmals unbewusst immer noch darauf achtete, dass das Umfeld mit mir zufrieden war. Ich traute mich nicht, mich wahrhaftig zu zeigen. Ich erlaubte mir nicht, mich aufzulehnen oder meine Meinung zu vertreten, wenn mir etwas nicht gefiel. Ich dachte immer, das gehört sich nicht und ich darf das nicht tun.

Dietmar war da anders, er konnte das. Er war authentisch. Er erlaubte sich, er selbst zu sein. Ihm war es egal, was die anderen dachten. Zumindest hinterließ er solch einen Eindruck auf mich. Mir tat seine Dynamik auf der einen Seite gut, auf der anderen Seite konnte ich aber auch nicht wirklich wissen, was in ihm vorging. Ich konnte es höchstens erahnen.

Wir waren nicht eng miteinander verbunden, so dass er mich nicht in seine Probleme, wenn es diese überhaupt gab, eingeweiht hätte. Für mich war er eine Art Sinnbild der Lebendigkeit. Ich beneidete ihn um seine Macht, die er ausstrahlte, wobei Macht auch nicht der richtige Begriff zu sein scheint. Es war seine gelassene Art dem Leben zu begegnen, was mich begeisterte.

Wir kannten uns aus Studienzeiten. Auch er studierte damals Journalismus, genauso wie ich. Ich wusste zur Zeit nicht, was er beruflich machte, für wen er arbeitete, aber es interessierte mich brennend, so dass ich ihn unbedingt diesbezüglich befragen wollte.

Als er mich sah, winkte er mich zu sich mit den Worten: „Na endlich sehe ich dich mal wieder. Hast du dich von deiner gemütlichen Couch losreißen können? Was für ein Seltenheitswert.“

Er grinste mich erwartungsvoll an. Ich nickte ein wenig verlegen, denn ich wusste genau, dass er mit seinen Begrüßungsworten Recht hatte. Mein Leben bestand viel zu sehr aus Pflichtbewusstsein, welches mich oftmals zu monotonen Hochtouren, nämlich gar nicht, auffahren ließ. Ich langweilte mich oft auch nach Feierabend und mir wurde bewusst, dass dies endlich ein Ende haben musste. Ich wusste, Dietmar war dadrin anders, der lebte sich.

Meine Neugierde wuchs und ich fragte Dietmar direkt, was er zur Zeit beruflich machen würde. Er bestellte uns erst einmal zwei Bier und zwinkerte der Kellnerin liebevoll zu. Das war seine Art mit Menschen umzugehen und diese kam auch immer gut an. Ich bewunderte ihn dafür.

Ich konnte spüren, dass die Kellnerin sich durch ihn direkt angesprochen gefühlt hatte. Sie verstand seine Geste nur all zu gut, denn sie grinste verlegen.

Ich beobachtete ihn und konnte genau erkennen, wie stark sich sein männliches Charisma durch ihre weibliche Ausstrahlung angesprochen fühlte. Er besaß viel Charme, hatte eine dominante Ausstrahlung, welche er jederzeit einsetzen konnte.

Seine liebevolle und doch zielgerichtete Dominanz sprach sogar mich als Mann an, wobei ich hier ehrlich sagen muss, dass mich kaum ein Mann faszinieren kann. Ich würde es nicht zulassen, dass mich ein Mann in seiner Männlichkeit begeistern könnte. Doch Dietmar in seiner fast kindlichen, frechen, frivolen Art faszinierte mich sehr.

Seine verwegene Art symbolisierte für mich Freiheit. Ich war überzeugt davon, dass er diese in sich trug und genau das sprach mich an. Dann schaute ich mich vorsichtig unter den anderen Gästen um. Ich wollte wissen, ob noch irgendjemand anderes sich durch ihn angesprochen fühlte und siehe da, je mehr ich mich umsah, desto eher konnte ich erkennen, dass auch andere ihn wahrnahmen und neugierig zu uns herüberblickten.

Doch sie schauten nicht auf mich, sondern auf ihn. Er stand im Mittelpunkt und das war für jedermann spürbar. Ich beneidete ihn ein wenig und doch fragte ich mich, woran es liegen könnte, dass er solch eine Ausstrahlung und Wirkung hatte. Leider bekam ich auf meine innere Frage keine direkte Antwort. Unser Bier wurde uns mit einem Lächeln serviert und wir prosteten uns freudig zu.

Dann berichtete er mir davon, dass er freiberuflich für verschiedene Magazine arbeiten würde. Er meinte zwar auch, dass es nicht unbedingt immer einfach wäre, genug Aufträge zu bekommen, um die Miete zu bezahlen. Aber im Grunde genommen, wäre er sehr zufrieden damit. Sein Schmunzeln verriet, dass er sich sicher sein konnte, dass er es immer schaffen würde, genug Geld zu verdienen.

Ich persönlich konnte mir schlecht vorstellen, ohne einen gesicherten Job und ein geregeltes Einkommen, ruhig schlafen zu können. Ich war mir meiner Fähigkeiten und einer eventuellen Eigenständigkeit nicht so sicher. Ich würde mir nicht zutrauen, mein Einkommen ohne Festanstellung erwirtschaften zu können. Doch Dietmar ja klar, das passte zu ihm, er konnte das.

Ich war neugierig und fragte ihn, über was er denn alles schreiben würde. Er meinte daraufhin: „Alles, was gebraucht wird. Manchmal geht es darum, einen Promi zu begleiten, dann wiederum darum, bei einer Neueröffnung dabei zu sein, politische Themen gehören manchmal auch dazu, dies ist aber weniger der Fall. Doch zur Zeit beschäftige ich mich damit, ein Buch zu schreiben. Ich schreibe über das Konsumverhalten unserer Gesellschaft, sehr spannend.“

„Das machst du einfach so aus dir heraus?“, wollte ich von ihm wissen. Ich fand es faszinierend, mit welchem Elan und welcher Selbstsicherheit er an seine Themen heranging. Ich würde mir sehr wünschen, dass auch ich dies könnte, doch dafür fehlte mir der Mut, dessen war ich mir sicher.

Obwohl meine Sehnsucht, etwas Außergewöhnliches zu tun, mich nicht ruhen ließ. Die Gelegenheit und die Inspiration, die ich empfangen hatte, schien günstig zu sein, so fasste ich an diesem Abend den Entschluss, mir auch ein Themengebiet zu suchen, über das ich schreiben könnte. Einfach so, egal, was daraus werden würde. Ich fand die Idee genial und freute mich über mein Konzept, welches noch nicht einmal in den Kinderschuhen steckte, so frisch und neu war es.

Über welches Thema ich schreiben könnte, das wusste ich an diesem Abend noch nicht, doch kurz darauf, wusste ich es schon. Der restliche Abend mit Dietmar verlief einfach nur traumhaft. Wir hatten uns viel zu erzählen und seine Anwesenheit löste ihn mir enorm viel Kreativität aus.

Nach ein paar Bierchen und vielen Ideen im Schädel ging ich Stunden später, ein wenig betrunken nach Hause, um mich direkt ins Bett zu legen. Ich hatte die Hoffnung, dass mir die Nacht Erkenntnisse liefern würde über eine besonders interessante Reportage. Ich träumte davon, ein Buch füllen zu können. Ich wünschte mir so sehr, etwas erschaffen zu können, was mir Zufriedenheit bescheren würde.

Ich legte mich erwartungsvoll ins Bett und schlief direkt tief und fest ein.

Übernommene Kindheitsmuster

Am nächsten Morgen wachte ich, wie immer früh morgens auf. Ich war lieber früh wach und hatte Zeit für mich selbst, bevor ich zur Arbeit gehen musste, als später aufzustehen und den Tagesbeginn in Hektik zu verbringen.

Diesmal war jedoch alles irgendwie anders. Mein Tagesablauf schien sich ein wenig verändert zu haben. Ich hatte in der Nacht extreme, vielseitige, aber vor allem erotische Träume.

Ich kenne mich gut genug und weiß genau, dass solche Gedanken meinen Tagesablauf begleiten würden. So etwas lässt sich dann nicht einfach mal eben abstellen, wenn ich nicht selbst für mich Sorge trage. Und trotzdem war es an jenem Morgen anders als sonst. Es war aber auch nicht wirklich greifbar, was sich verändert hatte.

Ich selbst kenne mich, was meine Sexualität anbelangt, bestens aus. Ich weiß genau, was ich brauche, worauf ich stehe und worauf nicht. Ich habe mich intensiv mit mir selbst auseinandergesetzt und mich hinterfragt. Ich mag es nicht, unreflektiert einem Drang ausgeliefert zu sein. Und meine Sexualität, meine Triebhaftigkeit, ist nicht gerade von geringer Natur.

Nein, meine sexuelle Begierde steht oftmals früh morgens im Vordergrund und verlangt nach Aufmerksamkeit und Befriedigung. Deswegen bin ich morgens zumeist sehr erregt und würde mir wünschen, neben einer Frau aufzuwachen, mit der ich direkt Sex haben könnte, bevor mich der Arbeitsalltag einzuholen droht. Doch so einfach ist das im Leben leider dann doch nicht.

Meine Beziehungen, die ich bisher hatte, scheiterten immer wieder an Situationen, die ich mit meinem klaren Menschenverstand nicht begreifen konnte. Früher verstand ich Frauen und ihre für mich komplizierten Einstellungen oftmals nicht, genauso wenig wie viele Männer. Irgendwie dachte ich immer, dass die Ursubstanz des Unverständnisses in den Brüsten meiner Mutter verborgen lag, denn auch diese Frau verstand ich nie.

Sie war oftmals sehr launisch, stimmungsschwankend, was in mir, als kleines, unerfahrenes Kind, Unsicherheit hervorrief. Ich hatte keinen wirklich emotionalen Orientierungsfaden, der mir hätte Sicherheit geben können. Aber was sollte ich tun? Als Kind versucht man, mit den Begebenheiten klarzukommen.

Als unreflektierter und geprägter Erwachsener tut man dies zumeist immer noch. Man legt alte Gewohnheitsprägungen nicht einfach mal eben so ab. Unbewusst weiss man genau, dass diese Muster weiterhin mit Lebensenergie zu nähren, unnötig zu sein scheint, aber man widerspricht dem Elternhaus nicht mal eben so. So versucht man, innerlich mit den Prägungen, die man einst übernommen hat, klarzukommen, in der Hoffnung, eine Basis für das eigene Leben zu finden.

Oftmals hatte ich in der Vergangenheit über meine Kindheit nachgedacht und Muster in meinem Erwachsenenleben wiedergefunden, die den Geruch alter Babywindeln immer noch an sich haften hatten. Nachdem meine letzte Beziehung wieder gescheitert war, verstand ich, dass ich die Frauen, die sich an meine Seite gesellten, stets analysierte, um Muster wieder zu erkennen, welche ich aus meiner Kindheit bestens kannte.

Ich erlebte oftmals dieselben, wiederholenden Muster, die ich innerlich ablehnte, da sie mich nur nervten und so reagierte ich dann auch auf die Dame meines Herzens. Die partnerschaftliche Sexualität verschwand nach anfänglicher Hingabe schnell in den Hintergrund und Lebensthemen meiner Auserwählten, zumeist unverarbeitet, geprägt aus deren Kindheit, nährten den Vordergrund und übernahmen die Regentschaft für den Beziehungsalltag.

Die damit verbundenen Stimmungsschwankungen vermittelten den Beigeschmack des Unwohlseins und übernahmen das Beziehungszepter, ohne dass diese verselbstständigte Maschinerie auch nur irgendeinen Nutzen für die Beziehung gehabt hätte. Doch leider passierte es immer wieder.

Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr erkannte ich auch, dass ich selbst der Analytiker meiner Traumdamen sein wollte, im Grunde genommen, um die gelebten Muster meiner Mutter zu verstehen. Als ich diese Erkenntnis gewann, erschrak ich mich vor mir selbst. Aus der erkenntnisreichen Schockstarre erwacht, musste ich mich aber auch wieder der Realität stellen.

Mir wurde bewusst, dass ich dieses Muster, welches ich prägend in der Kindheit angenommen hatte, endlich ablegen musste. Wenn ich jemals die Basis einer vernünftigen und gesunden Beziehung erfahren möchte, muss ich dies tun. Und wenn ich jemals Beziehung leben wollte, hatte ich keine andere Wahl, als mich meinen eigenen Dämonen zu stellen.

Auch diese Theorie erreichte meine Gehirnströme und fand in meiner innerlich geparkten Verarbeitungsschublade einen Platz, den sie immer noch hat. Ich bin mir sicher, die Theorie sitzt, in der Praxis habe ich mich jedoch noch nicht ausprobiert. Aus Angst doch wieder zu scheitern, habe ich das Thema Beziehung weit nach hinten in meine ‚Timeline‘ verlegt, damit sie mich zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu stören vermag.

Gleichzeitig wünsche mir endlich eine funktionierende, sexuell erfüllende Beziehung zu erleben, mit einer Frau, die ich lieben darf und die mich liebt. Ich möchte eine Partnerin haben, mit der ich lebendigen Sex haben und den Alltag bestreiten darf. Diese Ebenen waren mir immer schon wichtig. Ich wollte dies erleben, spüren, wie es sich anfühlt, jemanden an der Seite zu haben, der wahrhaftig passt.

Tief in meinen Gedanken versunken, fing ich an, an mir selbst herumzuspielen und gab mich meinen erotischen Gedanken hin, die mir den Kick verliehen, den ich brauchte, um mein Ziel der Druckfreigabe zu erreichen. Wie gerne lebte ich in meiner Fantasie und kümmerte mich um mich selbst. Ich war der Regisseur meiner Gedanken. Ich war ich selbst und konnte mir all das vorstellen, was mich sofort aufpeitschen und zum Orgasmus aufwarten ließ.

Nachdem meine rechte Hand meinen erschlafften Penis tropfend mit Sperma in der Hand hielt, kam mir die Idee: ‚Wenn ich mir vorstelle, wie kreativ mein innerer Regisseur meine erotischen Fantasien zu Hochtouren auffahren lässt, an was denken dann andere? Was sind ihre intimsten Gedanken? Was peitscht sie hoch? Und findet man ein psychologisches Muster in den Wünschen verborgen?‘

Die Erkenntnis

Plötzlich, ohne auch nur gezielt nochmals darüber nachzudenken, hatte ich die Idee zu meinem Buch. Ich wollte Menschen nach ihren intimsten Gedanken, Begierden, Wünschen und auch Fetischen befragen und psychologisch verstehen, warum dies so ist. Ich wollte wissen, warum sie genau diesen Aspekt für ihr Leben bewusst oder auch unbewusst ausgesucht haben. Ich wollte wissen, was sie genau suchen.

Ich wusste und ich kann wirklich von Wissen sprechen, dass dies mein zukünftiges Projekt sein würde. Es fühlte sich auf einmal alles so klar und schon manifestiert an. Ich spürte, wie mir ein Schauer über den Rücken lief. Plötzlich war ich hellwach und aufgeregt wie ein kleines Kind, dass sich auf Weihnachten freut. Ich versuchte, mich zu beruhigen, denn ich wollte sachlich bleiben.

‚Nun gut,‘ dachte ich bei mir, ‚wenn ich mich mit diesem Thema auseinandersetzen will, dann muss ich Menschen finden, die sich mir anvertrauen. Schreiben, ja, das kann ich, formulieren auch, Menschen interviewen auch. Doch woher nehme ich die Erkenntnisse, die ich brauche, um die gelebten Muster hinter den Fantasien vermittelt zu bekommen? Wen kann ich befragen, um die Muster psychologisch zu verstehen?‘

Ich wollte die Hintergründe erkennen können und dafür brauchte ich jemanden, der sich auf diesem Gebiet bestens auskannte. Plötzlich fiel mir meine gute Bekannte Bernadette wieder ein. Sie ist Psychologin und eine gute Analytikerin, also nahm ich mein Handy und rief sie kurzerhand an, um sie von meiner Idee zu begeistern. Sie fand das Thema klasse, welches ich anpacken wollte und versprach direkt, mich dabei zu unterstützen. Sie wollte mir helfen, und ich war erleichtert.

Ich wusste, dass sie normalerweise wenig Zeit hatte, aber sie sicherte mir zu, sich um meine Belange zu kümmern, so dass ich mich jederzeit melden könnte, wenn ich ihren Rat bräuchte. Ich war erleichtert und überlegte, wie ich weiter vorwärts kommen könnte. Kurz nachgedacht, kam mir die Idee eine Anzeige zu schalten. Ich wollte einen Aufruf starten, um Personen zu finden, die sich mir anvertrauen würden. Genau das wollte ich tun.

Ich war absolut zufrieden mit mir selbst, nahm noch schnell einen Schluck Kaffee und blickte auf die Uhr. Erschrockenen stellte fest, wie spät es schon war. Trotz Gleitzeit sollte ich mich schnell auf den Weg in die Redaktion machen. Ich schnappte mir meine Jacke und verließ in Windeseile die Wohnung.

Der Tag verlief sehr ruhig, wir hatten wenig zu tun, so dass ich nebenbei Zeit hatte, eine Annonce aufzugeben. Ich wollte nicht warten, sondern mit meinem neu gegründeten Projekt durchstarten.

Ich überlegte kurz, dann wählte ich folgende Worte: ‚Suche Personen, die anonym bleiben wollen, die aber bereit sind, mir ihre geheimen, intimen, erotischen Wünsche und Gedanken anzuvertrauen. Ich möchte ein Buch über Fetisch-Vorlieben schreiben und dafür brauche ich Input. Wer Interesse hat, bitte melden, egal, wie absurd die Begierde auch sein mag.‘

Als der Text so vor mir lag und ich ihn nochmals durchlas, fand ich ihn viel zu steril, fast langweilig, nicht vertrauenserweckend und wandelte ihn kurzerhand in folgende Zeilen um: ‚Suche dich! Ich möchte deine intimsten, erotischen Gedanken erfahren, diese psychologisch verstehen und analysieren, um sie anonym in einem Buch zu veröffentlichen. Interesse? Dann melde dich.‘

Ja das war besser, genauso gefiel es mir. Ich hoffte sehr, dass sich daraufhin Personen melden würden, die mir ihre Fetisch-Vorlieben frei, offen und ohne versteckte Rücksichtnahme offenbaren würden.

Gespannt wie ein Flitzebogen wartete ich ab, was passieren würde. Je länger die Anzeige online war, desto unruhiger wurde ich. Zeitweise dachte ich: ‚Wer sollte sich daraufhin schon melden? Es kann doch gar nicht sein, dass sich mir jemand anvertrauen möchte.‘

Ich war noch in meine Gedanken vertieft, schaute kurz auf das E-Mail-Konto und traute meinen Augen kaum. Als ich meine E-Mails checken wollte, konnte ich mit Freude erkennen, dass sich schon drei Personen gemeldet hatten.

Neugierig und voller Hoffnung öffnete ich mein E-Mail-Postfach. Der erste Interessent wollte sich wohl über mich lustig machen und schrieb, ob ich seine Vorlieben dann auch aktiv mit ihm erleben wollte?

Ich musste schmunzeln, der dachte wohl, dass ich eine Frau sei. Man konnte anhand meines Nicknames auch nicht direkt erkennen, welchem Geschlecht ich zugehörig bin.

Der zweite Schreiber war auch ein Mann, er wirkte sehr schüchtern und meinte, dass seine Gedanken wohl eher sehr abartig wären, er aber großes Interesse hätte, mir diese mitzuteilen, um überhaupt mal darüber reden zu können. Er wirkte sehr unsicher und hinterließ mir seine Kontaktdaten. Ich wusste direkt: ‚Das ist mein Mann, mit dem will ich reden, unbedingt.‘

Die dritte E-Mail war von einer Frau, die einfach nur meinte, dass sie lange Zeit als Prostituierte im horizontalen Gewerbe gearbeitet hatte und gerne bereit wäre, mir ihre Hintergründe zu schildern. Ihre gewollte Offenheit begeisterte mich sehr, so dass ich natürlich direkt bereit war, mich auch mit ihr zu treffen.

Ich war von der Resonanz überaus begeistert. Nun hatte ich schon zwei Personen, die mehr als interessant erschienen. Ich nahm sofort zu Beiden Kontakt auf und bat sie um ein Treffen oder wenigstens ein Telefonat.

Der Mann, der ein wenig schüchtern und doch geheimnisvoll erschien, wohnte zum Glück in meiner Nähe. Die Frau, die ehemalige Prostituierte, hingegen, lebte in Hamburg und da mein Zuhause Köln war, schien mir diese Entfernung, ohne vorherigen Telefonkontakt zu weit weg zu sein. So gab ich ihr meine Handynummer und bat sie, sich mit mir in Verbindung zu setzen. Kurz darauf klingelte mein Telefon, sie muss wohl schon darauf gewartet haben.

Ihre Stimme klang etwas dumpf, hatte einen verruchten Touch, so als hätte sie zig Zigaretten in ihrem Leben geraucht. Aber gerade das machte sie auch wiederum interessant, so dass ich ihr gerne zuhörte. Sie wollte mir mitteilen, dass sie absolutes Interesse hätte, sich mit mir zusammen zu setzen.

Sie meinte, dass sie momentan wenig Zeit hätte und ich deswegen vierzehn Tage warten müsste, bis ein persönlicher Kontakt stattfinden könnte. Sie erwähnte fast nebenbei, dass sie fünfzehn Jahre als Prostituierte gearbeitet hätte und mir einiges über das Milieu und auch ihren Werdegang erzählen könnte. Wir versprachen uns, in Kontakt zu bleiben. Ich war begeistert und ließ sie meine Euphorie spüren.