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Inhalt

»Ich esse, also bin ich«

Kindheit in Neapel

Der deutsche Neapolitaner

Ein unerwartetes Comeback

Bud der Boxer

Raue Sitten

Zum Champion geboren

Der Mittelstürmer und die Angler

Statist in der Cinecittà

Viva la Revolución

Straßenbau und Selbstfindung

Ein Bauleiter mit großem Herz

Die große Liebe

Der schwierige Schwiegervater

Eine unverhoffte Karriere

Zwei wie Pech und Schwefel

Der doppelte Spencer

Von den Besten gelernt

Zwei bärenstarke Mariachi

Heute ich … morgen du!

Der schmale Grat zwischen Gourmet und Gourmand

Die Rechnung zahlt der Trainer

Zwei Himmelhunde auf dem Weg zum Buffet

Bud auf Diät

Bud der Gastronom

Geschäftsmann, Erfinder, Tausendsassa

Pedersoli der Politiker

Ein Schwimmbad für den Champion

Die Liebe zur Musik

Der blinde Fan

Der Glaube versetzt Berge

Danke, Carlo Pedersoli, danke, Bud Spencer!

Quellen

»Ich esse, also bin ich«

Das hätte Carlo Pedersoli, besser bekannt als Bud Spencer, gern zu dem französischen Philosophen René Descartes gesagt. Descartes’ berühmte These »Ich denke, also bin ich« hielt Carlo Pedersoli nämlich für Quatsch. Schließlich ist die erste Voraussetzung fürs Leben doch das Essen und nicht das Denken.

In Pedersolis Fall stimmte es auf jeden Fall. Er aß für sein Leben gern. In seinen Filmen am liebsten Bohnen mit Speck direkt aus der Pfanne, im echten Leben war der Italiener selbstredend ein großer Verehrer von Pasta. Aber auch die deutsche Küche hatte es dem stattlichen Filmstar angetan. Wenn Bud Spencer im Land der Dichter und Denker war, ließ er sich mit Wonne eine Portion Bratkartoffeln schmecken. Gern durfte es dann auch ein Nachschlag sein.

Genau wie in seinen Filmen. Seite an Seite mit seinem blauäugigen Filmpartner Terence Hill räumte die Urgewalt Bud Spencer mit allerhand Ganoven und Banditen auf. Egal ob er sich der beidhändigen Backpfeife bediente oder den von ihm erfundenen Dampfhammer von oben auf seine Kontrahenten niedersausen ließ – wo er zuschlug, wuchs so schnell kein Gras mehr. Dabei war Carlo Pedersoli im echten Leben ein wahrer Feingeist, ja manche sagen, er sei ein richtiger Philosoph gewesen.

Aus seinen Filmrollen mag man ihn als eher einfach gestrickten, unbesiegbaren Kraftprotz kennen, doch der Haudrauf Bud Spencer war nur eine der zahlreichen Facetten des Carlo Pedersoli. Der gebürtige Neapolitaner machte noch lange vor seiner internationalen Filmkarriere zum ersten Mal als Schwimmer auf sich aufmerksam. Darüber hinaus gab er als Boxer, Wasserballer und Rugbyspieler eine überaus gute Figur ab. In seiner Kindheit war er ein wahrer Musterschüler und übersprang gleich zwei Klassen. Nach der Schule studierte er Chemie und Jura. Er war Erfinder, Unternehmer, Pilot, Komponist, Autor und Sänger.

Und vor allem war er eines: ein Mann, der die schönen Seiten des Lebens zu schätzen wusste. Dazu gehörte ein gepflegtes Glas Rotwein genauso wie ein gutes Essen. Am liebsten im Kreis der Familie. Denn auch wenn Carlo Pedersoli in jungen Jahren ein regelrechter Playboy war, dem die Frauenherzen nur so zuflogen, war er doch seit seiner Hochzeit 1960 ein treuer Ehemann und schon bald darauf liebender Vater. Drei Kinder hatte er mit seiner Frau Maria, zwei Töchter und einen Sohn. Und er war sehr stolz auf alle drei.

Carlo Pedersoli konnte auf seine alten Tage auf ein mehr als erfülltes Leben zurückblicken; ein Leben voll kurioser Geschichten und amüsanter Anekdoten. In diesem Buch findet sich eine kleine Auswahl dieser Begebenheiten rund um den groß gewachsenen Italiener. Es sind Geschichten, die seine Fans berühren und zum Lachen bringen. Geschichten, die erzählen, was den Mann mit dem Vollbart und den schelmisch funkelnden Augen ausmachte und ihn zu dem Menschen machte, der bis heute Millionen von Menschen in Begeisterung versetzt.

Am 31. Oktober 2016 wäre Bud Spencer 87 Jahre alt geworden. Die Nachricht von seinem Tod am 27. Juni ging um die Welt, Millionen trauerten um den Star. Pedersoli selbst sah dem Tod gelassen entgegen. »Eines Tages wird es wirklich so weit sein«, war sein Kommentar zu dem Thema. Das Pläneschmieden überließ er anderen. Denn Bud Spencer wusste: »Wünsche muss man immer haben. Aber keine Pläne.«

Kindheit in Neapel

Am 31. Oktober 1929 erblickt der kleine Carlo Pedersoli in Neapel das Licht der Welt. Klein? Na ja, nicht wirklich. Mit einem Geburtsgewicht von 6,2 Kilo stellt er wahrscheinlich schon damals seinen ersten Rekord auf.

Aus dem kleinen Schwergewicht wird schnell ein sehr lebhafter Junge. Er wird in einem solch rasanten Tempo größer, dass man ihm beinahe beim Wachsen zusehen kann. Bald schon ist er kaum noch zu bändigen. Seine Schwester Vera erinnert sich, dass er schon sehr früh alle möglichen artistischen Kunststücke vollführte. Eines Tages springt er sogar aus seinem Zimmerfenster auf die darunter liegende Terrasse. Der Sturz ist zwar nicht besonders tief, doch die Fensterscheibe geht dabei zu Bruch, und Carlo liegt auf dem Bauch mit von sich gestreckten Armen in den Scherben. Passiert ist ihm weiter nichts. Doch vor allem seine Mutter trägt einen Wahnsinnsschrecken davon.

Der abenteuerlustige Junge entwickelt auch sehr schnell eine bemerkenswerte Auffassungsgabe. Gern beobachtet er die vielen Segelboote, die vor der Stadt im Golf von Neapel kreuzen. Es dauert nicht sehr lange, bis er allein durch seine Beobachtungen versteht, wie so ein Segelboot funktioniert. Also kapert Carlo kurzerhand ein kleines Boot im Hafen, schippert ganz allein aufs Meer hinaus und hat die größte Freude.

Das Neapel seiner Kindheit ist für Carlo Pedersoli das reine Paradies. Als Sohn einer Industriellenfamilie fehlt es ihm an nichts. Er genießt viele Freiheiten, und die Eltern fahren oft mit Carlo und seiner Schwester ans Meer, um Zeit mit der Familie zu verbringen. Eine wahre Idylle. Die jedoch schlagartig endet, als am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg ausbricht.

Das Leben der Pedersolis bleibt vom Chaos des Kriegs natürlich nicht verschont. Zum Glück kommt bei den Bombardements auf Neapel niemand aus seiner Familie ums Leben. So kann sich der damals zehnjährige Carlo eine kindliche Sicht der Dinge bewahren. Die Stadt steht häufig unter Beschuss – Carlo Pedersoli spricht von 1000 Flugzeugen, die ihre Bomben aus dem Himmel fallen ließen. Während dieser Bombenhagel sitzt der kleine Carlo mit seiner Familie im Keller, um wie die restliche Bevölkerung vor den schrecklichen Geschossen Schutz zu suchen. Auch wenn draußen Explosionen die Stadt verwüsten, sind die Stunden im Keller für Carlo vor allem eines: stinklangweilig! Er kann es gar nicht erwarten, bis die Sirene erklingt und endlich das Ende des Bombenhagels verkündet. Dann kann er nämlich mit seinen Spielkameraden durch die Trümmer flitzen und nach Bombensplittern suchen. Wer zuerst einen findet, hat das Spiel gewonnen. So mancher würde dieses Spiel sicher als makaber bezeichnen. Für Carlo und die anderen Kinder ist es aber einfach eine willkommene Abwechslung. Nicht mehr und nicht weniger.

Der deutsche Neapolitaner

Stets spürte Carlo Pedersoli eine starke Verbindung zu Deutschland und den Deutschen. Das kam nicht von ungefähr. Natürlich waren seine Filme vor allem in Deutschland unglaublich erfolgreich. Über 100 Millionen verkaufte Kinokarten sprechen für sich. Auch das deutsche Essen wusste der italienische Feinschmecker sehr zu schätzen.

Doch da steckt mehr dahinter. Seine Beziehung zu Deutschland beginnt schon in frühesten Kindheitstagen, noch bevor der kleine Wonneproppen sein erstes Wort spricht, geschweige denn überhaupt eine Vorstellung von Ländern oder Grenzen hat. Der kleine Carlo hat nämlich, bis er zwei Jahre alt ist, ein deutsches Kindermädchen. Ihr Name ist Rosa Polacek, und sie kümmert sich den ganzen Tag über rührend um den Filius der Pedersolis. Natürlich spricht sie dabei Deutsch mit ihm. Carlo ist ein aufgewecktes Baby, und schon bald schnappt er die ersten deutschen Wörter auf. Mit der Zeit werden die Deutschkenntnisse des kleinen Rackers immer besser. Nur blöd, dass seine Muttersprache dabei ziemlich auf der Strecke bleibt.

Carlo ist ungefähr zwei Jahre alt, und wie er so munter auf Deutsch vor sich hin brabbelt, muss sich sein Vater Alessandro Pedersoli sehr wundern. Er würde doch gern wissen, was sein eigener Sohn den ganzen Tag so von sich gibt. Von da an ist erst einmal Schluss mit den Deutschlektionen, denn der Vater kündigt Frau Polacek.

Später lernt Carlo Pedersoli wieder Deutsch in der Schule. Das erzählt er auch gern und gibt dabei immer wieder den einen Satz zum Besten, der ihm im Gedächtnis geblieben ist. »Ich habe alles vergessen«, fasst er seine verbliebenen Deutschkenntnisse knapp, aber mit sehr passabler Aussprache zusammen.

Ein unerwartetes Comeback