Denk mal! 2017
Anregungen von Harald Welzer, Güner Yasemin Balci, Nils Minkmar, Ahmad Mansour, Byung-Chul Han u.a.
FISCHER E-Books
Weitere Informationen finden Sie auf www.fischerverlage.de.
In diesem Band sind einige der klügsten Köpfe der Gegenwart versammelt. Sie bieten uns ein Kaleidoskop an Ideen, Impulsen und Anregungen zum Nachdenken, die uns Hinweise und Antworten auf die wichtigsten Fragen unserer Zeit liefern.
Mit Beiträgen von Tilman Allert, Bas Kast, Güner Yasemin Balci, Martin Seel, Reinhard Loske, Michael Pauen, Harald Welzer, Nils Minkmar, Byung-Chul Han, Stefan Klein und Ahmad Mansour.
Erschienen bei FISCHER E-Books
Covergestaltung: Nicole Lange, Darmstadt
© 2016 S. Fischer Verlag GmbH, Hedderichstr. 114, D-60596 Frankfurt am Main
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Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.
ISBN 978-3-10-403832-2
Ken Robinson, In meinem Element, Arkana 2010; siehe auch seinen köstlichen TED-Vortrag unter http://www.ted.com/talks/ken_robinson_says_schools_kill_creativity.html.
Quelle unsicher, siehe z.B. http://simple.wikiquote.org/wiki/Pablo_Picasso#cite_note-5.
Volker Reinhardt, Der Göttliche: Das Leben des Michelangelo, C.H. Beck, München 2010.
K. Anders Ericsson et al., The role of deliberate practice in the acquisition of expert performance. Psychological Review, 100, 1993, S. 363–406; Robert Weisberg in Sternberg, Sternberg, R.J. (Hg.), Kapitel 12 von Handbook of creativity. Cambridge University Press, 1999; Andrew Robinson, Sudden genius? The gradual path to creative breakthroughs, Oxford University Press, 2010.
Andrew Robinson, Sudden genius? The gradual path to creative breakthroughs, Oxford University Press, 2010.
K. Anders Ericsson et al., The role of deliberate practice in the acquisition of expert performance. Psychological Review, 100, 1993, S. 363–406; Robert Weisberg in Sternberg, Sternberg, R.J. (Hg.), Kapitel 12 von Handbook of creativity. Cambridge University Press, 1999.
Siehe dazu z.B. Scott Barry Kaufman, Ungifted: Intelligence redefined. Basic Books, 2013.
Maynard Solomon, Mozart: Ein Leben. Bärenreiter/Metzler, Kassel/Stuttgart 2005.
Robert Weisberg in Sternberg, Sternberg, R.J. (Hg.), Kapitel 12 von Handbook of creativity. Cambridge University Press, 1999; K. Anders Ericsson et al., The making of an expert. Harvard Business Review, July-August 2007, S. 1–7.
Zitiert in Carl Seelig, Albert Einstein, Europa Verlag, Zürich 1960.
Zum Beispiel über einen Kompass, den ihm sein Vater zeigte, als er vier oder fünf Jahre alt war; siehe dazu Albrecht Fölsing, Albert Einstein. Eine Biografie, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1993.
Albrecht Fölsing, Albert Einstein. Eine Biografie, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1993.
Elizabeth Bonawitz et al., The double-edged sword of pedagogy: Instruction limits spontaneous exploration and discovery, Cognition, 120, 2011, S. 322–330.
Siehe dazu z.B. auch Manu Kapur, Productive failure in learning math. Cognitive Science, 38, 2014, S. 1008–1022.
Daphna Buchsbaum et al., Children’s imitation of causal action sequences is influenced by statistical and pedagogical evidence. Cognition, 120, 2011, S. 331–340.
Richard P. Feynman, Es ist so einfach, Piper, München 2001.
James Gleick, Richard Feynman: Leben und Werk des genialen Physikers, Droemer Knaur, München 1993.
Ebd.
Ebd.
http://www.youtube.com/watch?v=Bgaw9qe7DEE.
Für die Vatergeschichten siehe unter anderem: Richard P. Feynman, Kümmert Sie, was andere Leute denken? Piper, 1991; Richard P. Feynman, Es ist so einfach, Piper, München, 2001; Es gibt auch eine schöne Richard-Feynman-Dokumentation von der BBC, siehe z.B. http://youtube.com/watch?v=Fzg1CU8+9nw.
Salman Ansari, Rettet die Neugier!, Krüger, Frankfurt am Main 2013.
Beispielsweise Ken Robinson, http://www.ted.com/talks/ken_robinson_says_schools_kill_creativity.html, siehe auch http://www.ted.com/talks/sugata_mitra_build_a_school_in_the_cloud.html.
Siehe z.B. Carl Wieman und Katherine Perkins, Transforming physics education, Physics Today, November 2005, S. 36–41, Figur 3.
Allerdings nicht immer: Ein radikaler (und, wie ich finde, abwegiger) Vorschlag etwa besteht darin, Kindern einfach einen Computer in die Hand zu drücken und sie von da an in Ruhe zu lassen; siehe http://www.ted.com/talks/sugata_mitra_build_a_school_in_the_cloud.html.
Für eine Review siehe Paul A. Kirschner et al., Why minimal guidance during instruction does not work. Educational Psychologist, 41, 2006, S. 75–86.
Siehe dazu als Review vor allem Hee Seung Lee und John R. Anderson, Student learning: What has instruction got to do with it? Annual Review of Psychology, 64, 2012, S. 445–469, im weiteren Sinne auch Louis Alfieri et al., Does discovery-based instruction enhance learning? Journal of Educational Psychology, 103, 2011, S. 1–18.
Manu Kapur, Productive failure in learning the concept of variance. Instructional Science, 40, 2012, S. 651–672, siehe auch Manu Kapur, Productive failure in learning math. Cognitive Science, 38, 2014, S. 1008–1022; einen informativen Vortrag von Manu Kapur findet man hier: http://www.youtube.com/watch?v=hC6wCrXOYvK.
Daniel L. Schwartz et al., Practicing versus inventing with contrasting cases: The effects of telling first on learning and transfer. Journal of Educational Psychology, 103, 2011, S. 759–775; Marci S. DeCaro, und Bethany Rittle-Johnson, Exploring mathematics problems prepares children to learn from instruction. Journal of Experimental Child Psychology, 113, 2012, S. 552–568.
http://donations.com/?s=chomsky.
Für eine total unverständliche Insiderbeschreibung dazu, die dennoch ein grobes Gefühl für die Welt des Mathematikers und den strapaziösen, nervenaufreibenden Weg zu einem mathematischen Beweis gibt, siehe Cédric Villani, Das lebendige Theorem, S. Fischer, Frankfurt am Main 2013.
Claudia M. Mueller und Carol S. Dweck, Praise for intelligence can undermine children’s motivation and performance. Journal of Personality and Social Psychology, 75, 1998, 33–52; Carol S. Dweck, Selbstbild: Wie unser Denken Erfolge oder Niederlagen bewirkt, Piper, München 2007.
Siehe dazu auch Elizabeth A. Gunderson et al., Parent praise to 1- to 3-year-olds predicts children’s motivational frameworks 5 years later. Child Development, 84, 2013, S. 1526–1541.
Carol S. Dweck, Selbstbild: Wie unser Denken Erfolge oder Niederlagen bewirkt, Piper, München 2007.
Carol S. Dweck, Selbstbild: Wie unser Denken Erfolge oder Niederlagen bewirkt, Piper, München 2007.
E.-W. Böckenförde, Die Entstehung des Staates als Vorgang der Säkularisation, in: ders., Recht, Staat, Freiheit. Studien zur Rechtsphilosophie, Staatstheorie und Verfassungsgeschichte, Frankfurt am Main 2006, S. 92–114, 112.
E.-W. Böckenförde, Bemerkungen zum Verhältnis von Staat und Religion bei Hegel, in: ders., Recht, Staat, Freiheit, a.a.O., S. 115–142, 141.
Ebd.
Böckenförde, Die Entstehung des Staates als Vorgang der Säkularisation, a.a.O., S. 112.
Die Klage über einen aus der versperrten metaphysischen Normbegründung sich ergebenden Wertsubjektivismus findet sich ähnlich in Max Horkheimers Kritik der instrumentellen Vernunft.
Zum Beispiel J. Habermas, Vorpolitische Grundlagen des demokratischen Rechtsstaates?, in: ders., Zwischen Naturalismus und Religion. Philosophische Aufsätze, Frankfurt am Main 2005, S. 106–118; W. Becker, Demokratie kann moralisch sein, in: Die Welt v. 20.3.2007, S. 9. Zur Möglichkeit einer eudaimonistisch ansetzenden Moralbegründung s. M. Seel, Versuch über die Form des Glücks. Studien zur Ethik, Frankfurt am Main 1995.
Böckenförde, Die Entstehung des Staates als Vorgang der Säkularisation, a.a.O., S. 111.
Ebd.
Vgl. P. Strasser, Eine Art religiöser Haltung, in: K.P. Liessmann (Hg.), Die Gretchenfrage. »Nun sag’, wie hast du’s mit der Religion?«, Wien 2008, S. 45–60.
Zu den Risiken eines solchen Vorgehens vgl. M. Seel, Drei Regeln für Utopisten, in: ders., Sich bestimmen lassen. Studien zur theoretischen und praktischen Philosophie, Frankfurt am Main 2002, S. 258–269.
T. Luckmann, Die unsichtbare Religion, Frankfurt am Main 1991. Gegen eine unangemessene Ausdünnung des Begriffs der Religiosität argumentiert überzeugend A. Keppler, Mediale Erfahrung, Kunsterfahrung, religiöse Erfahrung. Über den Ort von Kunst und Religion in der Mediengesellschaft, in: A. Honer/R. Kurt/J. Reichertz (Hg.), Diesseitsreligion. Zur Deutung der Bedeutung moderner Kultur, Konstanz 1999, S. 183–199; vgl. auch dies., ›Medienreligion‹ ist keine Religion. Fünf Thesen zu den Grenzen einer erhellenden Analogie, in: G. Thomas (Hg.), Religiöse Funktionen des Fernsehens? Medien-, kultur- und religionswissenschaftliche Perspektiven, Wiesbaden 2000, S. 223–230.
H. Joas, Braucht der Mensch Religion? Über Erfahrungen der Selbsttranszendenz, Freiburg 2004.
Anm. 2014: Diese Differenz zwischen einer religiösen und einer säkularen Transzendierungspraxis habe ich näher beschrieben in: M. Seel, Wallfahrten in den USA, in: S. Börnchen/G. Mein (Hg.), Weltliche Wallfahrten. Auf der Spur des Realen, München 2010, S. 25–34.
H. Joas, Braucht der Mensch Religion?, in: ders., Braucht der Mensch Religion?, a.a.O., S. 12–31, bes. 17ff.
Vgl. hierzu M. Seel, Sich bestimmen lassen. Ein revidierter Begriff der Selbstbestimmung, in: ders., Sich bestimmen lassen, a.a.O., S. 279–298.
Hier bin ich Thomas M. Schmidt verpflichtet.
Dabei behält sogar die Rede vom »Heiligen« einen herabgestuften Sinn, wenn von jemandem gesagt wird, dass ihm »nichts heilig« sei, weil er alles missachtet, was sich unter Menschen gehört.
Und, wie man mit erkenntnistheoretischen Argumenten ergänzen könnte, im Bewusstsein, dass der Begriff eines vollständigen Wissens und erst recht der Allwissenheit ein hölzernes Eisen und darum als regulative Idee der menschlichen – und überhaupt jeder konsistent denkbaren – Rechtfertigungspraxis untauglich ist.
Vgl. E. Tugendhat, Egozentrizität und Mystik. Eine anthropologische Studie, München 2003.
Hierzu eindrucksvoll: R. Forst, Toleranz im Konflikt. Geschichte, Gehalt und Gegenwart eines umstrittenen Begriffs, Frankfurt am Main 2003, bes. S. 312ff.
In jenem Kern, der sich diesseits religiöser Sprachen aussprechen lässt, gleichwohl aber den Bezugspunkt aller Rücksicht unter den Menschen benennt.
Deswegen erscheint mir Jürgen Habermas’ Rede von einer »post-säkularen Gesellschaft« zumindest irreführend, vgl. ders., Glauben und Wissen, Frankfurt am Main 2001, S. 12ff.
Wörtlich heißt es in der Regierungserklärung des frisch gewählten Bundeskanzlers Helmut Kohl vom 13. Oktober 1982: »Die Frage der Zukunft lautet, wie sich Freiheit, Dynamik und Selbstverantwortung neu entfalten können. (…) Zu viele haben zu lange auf Kosten anderer gelebt: der Staat auf Kosten der Bürger, Bürger auf Kosten von Mitbürgern und – wir sollten es ehrlich sagen – wir alle auf Kosten der nachwachsenden Generationen.« Nachzulesen unter: http://www.helmut-kohl-kas.de/index.php?menu_sel=15&menu_sel2=213&menu_sel3=124 (abgerufen am 2.2.2015).
Wörtlich heißt es in Kohls Erklärung zum Inkrafttreten der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion am 1.7.1990: »Durch eine gemeinsame Anstrengung wird es uns gelingen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Sachsen und Thüringen schon bald wieder in blühende Landschaften zu verwandeln, in denen es sich zu leben und zu arbeiten lohnt.«
Vgl. Erhard Eppler, Ende oder Wende. Von der Machbarkeit des Notwendigen, Kohlhammer, Stuttgart 1975. Für eine sehr interessante Rezension von Epplers Buch vgl. Gustav Heinemann, »Strategie des Überlebens«, in: Der Spiegel, Nr. 21/1975 vom 19.5.1975: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41496568.html.
Vgl. Reinhard Loske, »Die Grünen als Umweltpartei. Anspruch verpflichtet«, in: Sigmar Gabriel, Die Umweltmacher. 20 Jahre BMU, Hoffmann und Campe, Hamburg 2006, S. 133–144.
Vgl. Peter Hennicke, Die Energiewende ist möglich, S. Fischer, Frankfurt am Main 1985.
Vgl. Arnim Bechmann, Landbauwende: Gesunde Landwirtschaft. Gesunde Ernährung. Vorschläge für eine neue Agrarpolitik, S. Fischer, Frankfurt am Main 1987.
Vgl. Rainer Grießhammer, Szenarien einer Chemiewende, Öko-Institut, Freiburg im Breisgau 1992.
Vgl. Markus Hesse, Verkehrswende. Ökologisch-ökonomische Perspektiven für Stadt und Region, Metropolis, Marburg 1994.
Vgl. Wilhelm Bode und Martin von Hohnhorst, Waldwende. Vom Försterwald zum Naturwald, C.H. Beck, München 1994.
Vgl. Thomas Kluge, Engelbert Schramm und Aicha Vack, Wasserwende, Piper, München 1995.
Vgl. Friedrich Schmidt-Bleek, Wieviel Umwelt braucht der Mensch? Faktor 10 – das Maß für ökologisches Wirtschaften, dtv, München 1997. In seiner späteren Abrechnung mit den falschen Prioritäten der Umweltpolitik und ihrer Fixierung auf Mikrogramme statt auf Megatonnen verwendet Schmidt-Bleek konsequent den Begriff Ressourcenwende: Vgl. Friedrich Schmidt-Bleek, Grüne Lügen. Nichts für die Umwelt, alles fürs Geschäft – wie Politik und Wirtschaft die Welt zugrunde richten, Ludwig, München 2014.
Vgl. Reinhard Loske und Raimund Bleischwitz und andere, Zukunftsfähiges Deutschland. Ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung. Eine Studie des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie im Auftrag des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland und von Misereor, Birkhäuser, Basel, Boston, Berlin 1995.
Vgl. Ernst Ulrich von Weizsäcker, Amory Lovins und Hunter Lovins, Faktor Vier. Doppelter Wohlstand – halbierter Naturverbrauch, Droemer Knaur, München 1995.
Vgl. Hermann Scheer, Solare Weltwirtschaft, Antje Kunstmann, München 1999.
Vgl. Robert Jungk, Der Atomstaat. Vom Fortschritt in die Unmenschlichkeit, Kindler, München 1977.
Das offizielle Regierungsdokument, in dem die Energiewende nach der Atomkatastrophe von Fukushima zum nationalen Konsensprojekt erklärt wird, trägt den Titel: »Deutschlands Energiewende – Ein Gemeinschaftswerk für die Zukunft.« Zu finden unter: http://www.bundesregierung.de/ContentArchiv/DE/Archiv17/Artikel/2011/05/2011–05–30-bericht-ethikkommission.html.
http://www.bundesnetzagentur.de/cln_1411/DE/Home/home_node.html.
Vgl. Hans Weiss, Schwarzbuch Landwirtschaft – die Machenschaften der Agrarpolitik, Deuticke Verlag, Wien 2010.
Vgl.: http://www.vcoe.at/de/presse/aussendungen-archiv/details/items/vcoe-untersuchung-in-welchen-staedten-europas-am-meisten-rad-gefahren-wird-02062013 (abgerufen am 21.1.2015).
Vgl. hierzu Bundesverband Carsharing: Eine Idee setzt sich durch! 25 Jahre Carsharing, ksv, Köln 2014.
Vgl. Schmidt-Bleek, Friedrich, a.a.O.
Vgl. hierzu den insgesamt sehr lesenswerten Beitrag von Hans Thie, Rotes Grün. Pioniere und Prinzipien einer ökologischen Gesellschaft, Rosa Luxemburg Stiftung, VSA, Hamburg 2013.
Diesen Hinweis verdanke ich Ernst Ulrich von Weizsäcker, Korrespondenz vom Juni 2014.
Zur Definition von Verursacher-, Betroffenen- und Helferinteressen vgl. Volker von Prittwitz, Das Katastrophenparadox. Elemente einer Theorie der Umweltpolitik, Leske+Budrich, Opladen 1990.
Vgl. auch Kora Kristof, Models of Change: Wie wir gesellschaftliche Veränderungen erfolgreicher gestalten können, Oekom, München 2010.
Hans J. Markowitsch / Harald Welzer, Das autobiographische Gedächtnis.
Hans Vorländer, Demokratie, S. 119.
Steven Pinker, Gewalt. Eine neue Geschichte der Menschheit, Frankfurt am Main 2011, S. 146.
Ebd., S. 95.
Ebd., S. 125.
https://www.youtube.com/watch?v=bt8nEnblShw.
Ulf Büntgen et al., »Causes and consequences of past and projected Scandinavian summer temperatures, 500–2100 AD«, in: PLOS One 6/9 (2011), e25133; doi:DOI: 10.1371/journal.pone.0025133. Dort weitere Beispiele für fundamentale soziale und ökonomische Veränderungen, die eng mit klimatischen Veränderungen zusammenhingen.
Harald Welzer et al., (Hg.), Futurzwei-Zukunftsalmanach 2015/16, Frankfurt am Main 2014.
Claude Lévi-Strauss, Traurige Tropen, Frankfurt am Main 1982, S. 411.
G.W.F. Hegel, Vorlesungen über die Ästhetik 1, in: ders., Werke in zwanzig Bänden, E. Moldenhauer (Hg.) u.a., Frankfurt am Main 1970, Bd. 13, S. 61.
Ebd.
Roland Barthes, Mythen des Alltags, Frankfurt am Main 2010, S. 196f. Hervorhebung von B. Han.
Ebd., S. 198.
Christian Gampert, Deutschlandfunk, Kultur heute, Beitrag vom 14.5.2012.
Jeff Koons über Vertrauen, Süddeutsche Zeitung vom 17.5.2010.
Hans-Georg Gadamer, Aktualität des Schönen. Kunst als Spiel, Symbol und Fest, in: ders., Gesammelte Werke, Ästhetik und Poetik I: Kunst als Aussage, Bd. 8, Tübingen 1993, S. 94–142, hier: S. 125.
Vgl. Wolfgang Welsch, Ästhetisches Denken, Stuttgart 2010, S. 9ff. Welsch versteht die Anästhesierung oder die Anästhetik nicht im Sinne der Anästhesie, sondern der Nicht-Ästhetik, der er positive Aspekte abzugewinnen versucht.
Roland Barthes, Die Lust am Text, Frankfurt am Main 1982, S. 16f.
Jean Baudrillard, Das Andere selbst, Wien 1994, S. 27.
Georges Bataille, Die Erotik, München 1994, S. 140f.
Winfried Menninghaus, Ekel. Theorie und Geschichte einer starken Empfindung, Frankfurt am Main 1999, S. 7.
Karl Rosenkranz, Ästhetik des Häßlichen, Darmstadt 1979, S. 312f.
Robert Pfaller, Das schmutzige Heilige und die reine Vernunft. Symptome der Gegenwartskultur, Frankfurt am Main 2008, S. 11.
Jean Baudrillard, Das Andere selbst, Wien 1987, S. 35.
Walter Benjamin, Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, Frankfurt am Main 1963, S. 36.
Barthes, Die helle Kammer, Frankfurt am Main 1989, S. 124.
Platon, Gastmahl, 210e.
Ebd., 211e.
Platon, Phaidros, 244a.
Edmund Burke, Philosophische Untersuchung über den Ursprung unserer Ideen vom Erhabenen und Schönen, Hamburg 1989, S. 193f.
Ebd., S. 160.
Ebd., S. 192.
Ebd., S. 154.
Ebd.
Ebd., S. 155f.
Ebd., S. 194.
Ebd., S. 67.
Ebd., S. 176.
Theodor W. Adorno, Ästhetische Theorie, Gesammelte Schriften, R. Tiedemann (Hg.), Bd. 7, Frankfurt am Main 1970, S. 77.
Immanuel Kant, Kritik der Urteilskraft, in: ders., Werke in zehn Bänden, W. Weischedel (Hg.), Darmstadt 1957, S. 330.
Zum Beispiel: Wolfgang Welsch, Ästhetisches Denken, Stuttgart 2003.
www.stefanklein.info/traumfilme
Tilman Allert
Das Gesicht des Autos – Es ist kein Geheimnis, dass sich die deutsche Gesellschaft in ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit wie im Selbstverständnis aller sozialen Milieus über das Mobilitätspotential, die technologische Raffinesse und das Komfortversprechen des Autos definiert. Dieser Umstand rechtfertigt den Versuch, den symbolischen Raum des Autos in der Moderne zu erschließen und dabei die Frontale der Karosserie in den Vordergrund zu rücken. Die Frage nach dem Gesicht des Autos schließt an beste hermeneutische Traditionen an. Kein Geringerer als Erwin Panofsky, Kunstwissenschaftler aus der Hamburger Warburgschule, Emigrant wie so viele, einer, der unseren Zugang zur Kultur der Renaissance erleichtert hat und dazu einer der geheimen Väter von Bourdieus Soziologie ist, er sei als prominenter Zeuge aufgerufen. Panofsky greift in einem seiner weniger bekannten Aufsätze über Renaissance-Adaptation im britischen Empire (»The Ideological Antecedents of the Rolls-Royce-Radiator«) das Palladio-Format vom Kühlergrill des Silver Shadow auf und entschlüsselt kulturgeschichtliche Voraussetzungen von dessen ästhetischer Attraktion.
Wie bei allen Gegenständen hermeneutischen Verstehens beginnen wir mit einer Phänomenologie. Die Metaphorik des Gesichts bestimmt den symbolischen Raum der ersten Begegnung. Beim Auto kommt die Dimension der Wiedererkennbarkeit hinzu, diejenigen Elemente im Gesicht, über die so etwas wie Markentreue oder Firmenkonsistenz initiiert wird, und schließlich lässt sich beides historisieren zum Wandel des Autogesichts: Die Dimensionen, auch das ganz kurz, sind selbstredend analytisch gedacht, empirisch übersetzt, ergänzen sie sich, überschneiden sich korrespondierend oder konfliktiv.
Bei Menschen rückt bekanntlich die Sprache in das Zentrum einer Grenzziehungsartikulation sowie der Überprüfung des Gegenübers, mit dem wir beim Durchschreiten des Raumes in Kollision geraten. Das Sprechen und die über Lautgebung erfolgende Artikulation unseres Standortes machen die Kontaktaufnahme bei aufrechterhaltener Raumdistanz oder doch zumindest Körperdistanz möglich. Das Gehen ermöglicht die Synchronisation mit dem gesamten sensorischen Arsenal: Geht das Gehen in einer Temposteigerung in Rennen über, so wird durch die erhöhte Atemfrequenz die Artikulationsfähigkeit der Sprache eingeschränkt, und darüber hinaus wird das motorische Potential der Raumdurchquerung schneller ausgelastet, allerdings um den Preis erhöhter Kollisionsgefahr.
Während wir im Gehen über die Möglichkeit einer begleitenden Situationswahrnehmung und Situationskontrolle verfügen, wahrgenommene Hindernisse relativ schnell in eine Veränderung unserer Motorik, beispielsweise durch Tempodrosselung, übersetzen können, während wir des Weiteren bei dieser Körpertechnik sensomotorisch, olfaktorisch, visuell und akustisch auf variierende Raumsituationen reagieren können, ändert sich die Art und Weise unseres Ortswechsels folgenreich beim Gebrauch von Artefakten. Überspringen wir solche Dinge wie Stelzen, Rollschuhe oder Skier, steigen wir gleich in das Auto. Unter den Artefakten ist das Auto in vielerlei Hinsicht interessant. So verführerisch es ist, David Riesman oder den eigensinnigen Geschwindigkeitsreflexionen eines Paul Virilio zu folgen, eine Kulturkritik des Autos ist nicht angesagt. Über die besonderen Bedingungen und die Sozialitätsform nachzudenken, in denen das Autofahren erfolgt, ist in sich spannend. Eigenartig genug, der »Autofahrer ist vollständig von einem außersozialen Objekt umgeben, von physischem Kontakt mit anderen abgeschlossen und doch völlig von ihnen abhängig und mit ihnen verknüpft. Der Verkehr ist ein Strom, in den er eintaucht, gewissermaßen ohne nass zu werden.« So weit David Riesman.
Autofahren wird grundlegend bestimmt über das Motiv der Raumdurchquerung und konfrontiert die Teilnehmer des Straßenverkehrs mit der Konkurrenz um die Raumnutzung – sie erzwingt einen erhöhten Kooperationsbedarf. Diese Bedingung des Autofahrens wird unterstrichen durch die im Riesman-Zitat erinnerte Einschränkung optischer und akustischer Möglichkeiten der direkten Kommunikation. Die besondere Handlungseinbettung Straßenverkehr erzwingt Abweichungen von der Urform des sozialen Kontakts, der Face-to-face-Interaktion, und verlagert den Schwerpunkt des Austauschs auf die Wahrnehmung und Interpretation von Zeichen. Das erhöht die Elastizität und Kurzfristigkeit des Austauschs und macht ihn zugleich extrem fragil, schließlich sind diejenigen, die ein derartiges Artefakt in Anspruch nehmen, in einem viel höheren Ausmaß Kollisionsgefahren ausgesetzt. Beim Autofahren begegnen sich Menschen in einer vereinbarten Fremdheit, und die Art und Weise der Partizipation am Straßenverkehr, die man als einen kontrollierten Nomadismus bezeichnen könnte, verleitet zu Devianzen, Abweichungen, die der Chance nur kurzfristiger Begegnungen entlehnt sind: Der Vagabund, der Abenteurer, der Provokateur sind als Verfallserscheinungen der Fahrermoral vertraut. Sie entstehen hingegen nicht zwingend mentalitätsbedingt, sondern sind der Ausgangssituation Straßenverkehr geschuldet – von hier erklärt sich die hohe Rigidität der Verkehrsvorschriften. Sie übernehmen die Aufgabe, Mehrdeutigkeit auszuschließen; sich in der Kurzfristigkeit der Begegnung über Bedeutungen auszutauschen wäre umständlich, hochriskant, möglicherweise tödlich (denken wir an Szenen aus Filmen mit James Dean). Hohe Interaktionsdichte und eingeschränkte Interpretations- und Korrekturmöglichkeiten machen die Verkehrssituation zu einer gefährdungsträchtigen Erfahrungssituation, und das je mehr, je dichter der Verkehr in einem rein quantitativen Sinne wird.
Das Auto ist Teil einer Maske meines Auftritts, und der prominente Teil eines stillen Anspruchs auf Teilnahme am Austausch, am Verkehr, ist die Frontpartie – das Auto hat ein Gesicht. Zweifellos bildet der Kühlergrill dabei die prägnanteste Zone der Selbstmitteilung. Der Kühlergrill, in seiner Form technologisch erzwungen durch die Ventilation, die Luft, die dem Motor als Energiezentrum kühlend zuzuführen ist, versieht die Kommunikationsbereitschaft, die ja beim Autofahren auf die ebenso prägnante wie extrem flüchtige Präsenz beschränkt ist – allenfalls durch variierende und zugleich schnell wieder aufgelöste Distanzen wahrnehmbar –, im begrenzten Angebot der Modelle mit dem Signum der Wiedererkennbarkeit und einer ersten symbolisch aufgeladenen Geste. Der Kühlergrill rauscht als Drohung heran oder als eine Gefälligkeit, als Zurückhaltung oder als Verkniffenheit – der Kühlergrill ist somit der Gruß vor dem Gruß –, wie sich jedes Design kommunikationssoziologisch als Gruß vor dem Gruß darstellen lässt, als visuell artikulierter erster Eindruck, der Präsenz unterstreicht und bekräftigt.
Wie sehen wir das Auto? In der Regel in einer Dualität, auf unserer eigenen Seite fährt es vor uns, wir sehen es von hinten. Komplex wird die Wahrnehmung durch den Blick in den Rückspiegel, über den die Verkehrssituation antizipierend kalkuliert werden kann. Hierbei und erst recht im zwingend gebotenen vorschauenden Blick auf die entgegenkommenden Fahrzeuge wird unsere Aufmerksamkeit sekundenschnell durch das Gesicht des Autos strukturiert. Weitaus tiefgründiger, als eine schlichte Analogiebildung nahelegt, sind es der Kühlergrill und die Stellung der Scheinwerfer, die das situativ, aber auch technologisch unterbundene Sprechen mimetisch substituieren. Wir reagieren unbewusst auf die Verhältnismäßigkeit von Mund- und Augenpartie, zwei Regionen des Gesichts, die auch in der Face-to-face-Kommunikation die Aufgabe übernehmen, blitzschnell die begleitenden Empfindungen zu markieren, letztlich das Gegenüber im Hinblick auf dessen Vertrauenswürdigkeit und insofern auf sein Handlungspotential einschätzen zu können.
Faszinierend genug, das ist beim Auto nicht anders, selbstredend mit dem entscheidenden Unterschied, dass wir es mit erstarrten Elementargesten zu tun haben, geronnenen Gesten des Auftritts, in die Frontseite der Karosserie übersetzt. Es handelt sich um eine Demonstration von Territorialansprüchen, und zwar jenseits der technologisch erzwungenen Aufgabe, über die Scheinwerfer die Raumorientierung tageslichtunabhängig zu ermöglichen und minimal Zuvorkommenheit, Warnung oder auch Dank zu signalisieren – Gesten jenseits der Funktion, die heißlaufende Maschine mit hinreichend Kühlluft zu versorgen und dabei zugleich den störungsanfälligen Binnenraum unter der schützenden Motorhaube vor dem Eindringen von Wasser oder Steinschlag zu schützen. Der Kühlergrill als zentrales Element der Frontalität übernimmt die Aufgabe, erste Eindrücke zu verbreiten, und als Ensemble von Assoziationen wird er zu dem Ornament, über das die relative Schönheit des Fahrzeugs nach außen kommuniziert wird. In seiner Gitterstruktur – davon wissen die Designer in den Autounternehmen ein Lied zu singen – wird der Grill spannungsreich in ein Verhältnis der a) Indifferenz oder b) Korrespondenz zu Stellung und Ausmaß, Fassung und Form von Frontscheibe, Scheinwerfer und Stoßstange gebracht. Was somit in der mehr als nur metaphorischen Auslegung des Anblicks das Gesicht des Autos entstehen lässt, sind Wechselwirkungen, die nur in Grenzen technologischen Erfordernissen genügen, die vielmehr stets auch inneren Stimmigkeitskriterien der Gestalt genügen. Ohne hier eine Systematik vorlegen zu wollen, gibt die in der großen Vielfalt der Gesichter zwischen den beiden Extremen zugespitzter Exzentrizität und scheuer Zurückhaltung eine Reihe von Ausdrucksformen frei: die Fratze, die lächelnde Einladung, die Drohung oder auch distante Zurückhaltung.
Der geronnene Geist der Front gewinnt an Tiefe, wenn wir die zweite Dimension hinzufügen, die angesichts der Markenkonkurrenz zwingend ist: Notwendig ist es, Wiedererkennbarkeit im Gesicht unterzubringen. Wenn wir auf der ersten phänomenologischen Ebene die Frontansicht eines Autos als erstarrte Geste interpretieren können, etwas, das markenübergreifend zu beobachten ist, das die Gestalt des Fahrzeugs ausmacht, so tritt mit dem Logo des Unternehmens eine Besonderheit hinzu, ein Ornament, das unter dem ökonomisch gebotenen Zwang zur Standardisierung der Modelle die Einzigartigkeit zu unterstreichen hat, gleichsam das Rouge des Fahrzeugs – auch dies mit der doppelten Aufgabe, Ansprüche auf situative Präsenz im knappen Raum zu markieren, zugleich für Minimalvergemeinschaftung zu sorgen, die dem Fahrzeugbesitzer das Gefühl vermittelt, sich richtig entschieden zu haben. Denken wir an die hohe Bedeutung der Logos gerade deutscher Autofirmen für das Kollektivgefühl der Nation, oder denken wir an die notorischen Kopfschmerzen des VW-Konzerns, der das Modell »Phaeton« deshalb nur mit Mühen unter die Leute brachte, weil sich das VW-Symbol gegenüber dem Wunsch nach Oberklassen-Distinktion immer wieder als sperrig erweist.
Vom Gesicht ausgehend, im Logo kommentiert, werden latent Weichen gestellt für die Markentreue und für Identifikation, die sich vom Gegenstand, dem Artefakt Auto, entfernen und auf weitreichende kulturelle Traditionen, im Unbewussten bis auf Vorstellungen über National- oder Arbeitsstolz, ausgreifen. Dem französischen Strukturalisten Roland Barthes verdanken wir den Vergleich des Autos mit den großen gotischen Kathedralen. Er greift auf das Bild einer großen »Schöpfung der Epoche, die mit Leidenschaft von unbekannten Künstlern erdacht wurde und die in ihrem Bild, wenn nicht überhaupt von einem ganzen Volk benutzt wird, das sich in ihr ein magisches Objekt zurüstet und aneignet«, zurück. Fragt man nach dem Medium dieses wahrhaft magischen Verhältnisses, dem Kristallisationspunkt der hohen kulturellen Bedeutung, so stößt man jenseits der technischen Funktion, die Raumdurchquerung zu beschleunigen, auf die Frontalität des Autos, auf sein Gesicht.
Resümierend ein Blick auf den historischen Wandel: Schaut man sich die Modelle an, die auf Oldtimertreffen vorgeführt werden, so fällt auf, dass im Outfit der Fahrzeuge die Dekoration überwiegt – die angesprochenen Teile, Scheinwerfer, Kühlergrill, Stoßstange werden nicht unter das Diktat technologischer Erfordernisse gestellt.
Unter dem Gebot der Anpassung an die Aerodynamik, das wiederum auf die Knappheit der Energieressourcen reagiert, die die Reduktion des Benzinverbrauchs zum obersten Gebot werden lässt, verschwindet seit einiger Zeit die markante Besonderheit des Autogesichts unter einer integralen ästhetischen Konzeption, die dem Fahrzeug das Kantige nimmt und es markenunabhängig geschmeidig werden lässt. Diesen Vorgang als einen gleichsam eigengesetzlichen Zwang zu deuten wäre schlechte Soziologie. Vielmehr unterliegt auch diese Inkorporierung früher einmal eigenständiger Teile in eine alles schluckende windschlüpfrige Schale einem ästhetischen Wandel, der durch kulturelle Dimensionen, durch Bedeutungszuschreibung vermittelt ist. Das Schicksal, das dem Auto hier widerfährt, lässt sich als Prätentionsverzicht bezeichnen. Folgt man einigen Zeitdeutungen, so kommt darin möglicherweise zum Ausdruck, dass das Auto seine Funktion als Statussymbol eingebüßt hat, zum fahrenden Arbeitsplatz avanciert und dabei in einer wesentlich kommunikationsmobilen Gesellschaft zunehmend symbolisch trivialisiert wird. Dies mag daran sichtbar werden, dass die Autofirmen, die in ihren Angeboten natürlich nach wie vor einem Distinktionszwang folgen, das Firmenlogo zunehmend grell und opulent in die Frontalität ihrer Modelle setzen. Verglichen mit früheren Autogesichtern, begegnen uns die Fahrzeuge der Gegenwart, die technologisch raffiniert den genannten Gestaltungszwängen gerecht werden, in veränderter Frontalität. Es ist das Blinzeln hinter der Schanze, in die sich das gut gepanzerte Fahrzeug verwandelt hat, die Scheinwerfer schrumpfen auf grelle Streifen zusammen, so als gelte es, mit dem Fahrzeug die Augen zuzukneifen. Das Design ist einheitlicher geworden, die frühere Unbekümmertheit gegenüber dem Luftwiderstand hat dem Gebot einer größeren Rücksicht auf die Knappheit der Ressourcen Platz gemacht. Unter dem übergreifend funktionalen Format scheinen es beinah nur die Gesichter vom Mini und dem Fiat 500 zu sein, die sich gegen die schwere Behäbigkeit der gepanzerten Limousinen behaupten, auffallen und – was im Einzelnen genauer zu erforschen wäre – natürlich vielen gefallen.
Wie die Kinder, die sich in riskanten Manövern unbekümmert und mit weiten, neugierigen statt verschlitzten Augen im