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Wilfried Possin
Alles im Kopf

Wilfried Possin

Alles im Kopf

Mit Merktechniken zum Supergedächtnis

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

possin@mvg-verlag.de

Nachdruck 2013

© 2002 by mvg Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

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Umschlaggestaltung: Vierthaler & Braun, München

Satz: kaltnermedia GmbH, Bobingen

Druck: Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN Print 978-3-86882-378-3

ISBN E-Book (PDF) 978-3-86415-417-1
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-86415-863-6

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Inhalt

1 Vorwort

Zu diesem Buch

Erster Kontakt mit Gedächtnistechniken

Entwicklung eines Seminars

Infoshow, Bühnenshow, Fernsehsendungen

2 Wie wir uns erinnern

Assoziationsreize

Situationsauslöser

Erinnerungsstichwörter

Denk- und Erinnerungsblockaden

Gewohnheiten

3 Mnemotechnik (Gedächtniskunst)

Gedächtniskünstler und Rekorde

Mnemotechnische Gedankenverbindungen

Assoziationstraining

4 Mnemotechnik: Kettenmethode

Grundprinzip

Einkaufskette

Witzkette

Vortragskette

Wissenskette

Wichtige Tipps

5 Mnemotechnik: Auslösermethode

Grundprinzip

Frageauslöser

Schreibtischauslöser

Raumauslöser

Wegauslöser

Ortauslöser

Wichtige Tipps

6 Mnemotechnik: Schubkastenmethode 1–20

Auslöser von 1–20

Gedächtniskunststück

Schubkastenmethode 1–20 in der Praxis

7 Mnemotechnik: Schubkastenmethode A–Z

Auslöser von A–Z

Informationsspeicherung

Weitere Auslöser von A–Z

8 Mnemotechnik: Hilfswortmethode

Vokabeln und Fremdwörter

Behalten von Namen

9 Mnemotechnik: Zahlenwortmethode

Natürliche Methode

Konsonantenmethode

Bilder von 00–99

Speichern von Zahlen

10 Verstehen und Behalten

Wortverständnis

Erweiterung von Informationen

Reflektionstechnik

Anschaulich skizzieren

Wiederholung

Lernkartei

11 Zielorientierte Informationsaufnahme

Rationelles Lesen

Das Wesentliche

Zielklarheit und Motivation

12 Energie und Konzentration

Energie

Konzentration

13 Lerntraining

Lernmotivation

Lernstoff aufnehmen

Anschaulich skizzieren

Lernziele festlegen

Merkhilfen nutzen

Lernzielkontrolle

Anwenden

Zusammenfassung

14 Gedächtnismeisterschaften, Köpfchenrekorde

Binärziffernsystem

Münzenwunder

Spielkartengedächtnis

Memory mit 24 Karten

15 Nachwort

1

Vorwort

Zu diesem Buch

Dieses Buch richtet sich an alle Interessenten, die wissen wollen, welche Möglichkeiten es gibt, Informationen besser zu verstehen und zu behalten. Es ist für Lernende und alle Personen, die viele Informationen verarbeiten müssen und hin und wieder mit kleinen und größeren Gedächtnisproblemen zu tun haben, als Hilfe gedacht.

Ein großer Teil der hier beschriebenen Inhalte und Übungen haben sich aus den von mir durchgeführten Seminaren über Gedächtnis- und Lerntechniken entwickelt. Der Erfahrungsaustausch der Seminarteilnehmer untereinander und die immer währende Suche nach wirkungsvollen Problemlösungen zeigten mir, welche Informationen für die Seminarteilnehmer wichtig sind. Es waren weniger die Erklärungen über die genaue Funktionsweise unseres Gehirns als vielmehr die Hinweise darauf, was man konkret tun kann, um zu einer besseren Gedächtnisleistung und zu einer verbesserten Lernfähigkeit zu kommen. Angelehnt an das Seminar habe ich deshalb in diesem Buch auf theoretische Erklärungen zu Gunsten der Praxisanwendung weitgehend verzichtet. Die in diesem Buch beschriebenen Inhalte und Übungen sind so ausgerichtet, dass sie einen direkten privaten oder beruflichen Nutzen für die Praxis bieten.

Ein wesentlicher Bestandteil dieses Buches ist die Vermittlung der Mnemotechnik (Gedächtniskunst), deren Anwendung die Merkfähigkeit erheblich verbessert. Durch Einsatz dieser Technik ist es Ihnen in Zukunft möglich, außergewöhnliche Gedächtnisleistungen zu vollbringen. Den größten Nutzen aus diesem Buch ziehen Sie, wenn Sie die Beispiele und die vorgeschlagenen Übungen aktiv nachvollziehen, denn dadurch sammeln Sie wichtige und notwendige Erfahrungen über die Anwendung und Wirksamkeit der einzelnen Gedächtnis- und Lerntechniken. Ich wünsche Ihnen viel Spaß auf dem Weg zum Supergedächtnis!

Erster Kontakt mit Gedächtnistechniken

Wenn man als Kind zum ersten Mal mit der Schule in Berührung kommt, dann erkennt man schnell: Hier wird ein gut funktionierendes Gedächtnis benötigt! Der Lehrer fragt irgendetwas, und als Schüler muss man darauf die richtige Antwort geben. Das ist natürlich nur möglich, wenn sich der Lernstoff dem Gedächtnis auch eingeprägt hat.

Da ich ein ganz normaler Schüler war, dem man vor dem Lernen nicht beigebracht hat, wie man eigentlich lernt und die Lerninhalte gut im Gedächtnis verankern kann, konnte ich auf viele Fragen des Lehrers nicht oder nicht richtig antworten. Oft wurde mir das Gefühl vermittelt, dass mit mir etwas nicht in Ordnung ist, denn ich musste manchmal in einer Ecke des Klassenzimmers stehen, um darauf zu warten, dass mir wieder einfällt, was mir der Lehrer vermittelt haben sollte. Diese von ihm erfundene „Erinnerungstechnik“ hat übrigens nie funktioniert. Die unangenehme Situation, in einer Ecke zu stehen und die Wand anzuschauen, führte bei mir und auch bei anderen Schülern eher zu einer Denkblockade. Zur damaligen Zeit hat mir und vielen meiner Mitschüler das Lernen nicht wirklich Freude gemacht.

Leider bin ich erst nach der Schulzeit mit wirksamen Gedächtnistechniken in Berührung gekommen. Bei einer Veranstaltung demonstrierte ein Gedächtniskünstler seine Fähigkeiten. Er ließ sich zwanzig Gegenstände aus dem Publikum zurufen, die auf einer Tafel zur Kontrolle aufgeschrieben wurden. Er verband sich die Augen und nannte nun alle Gegenstände in der richtigen Reihenfolge. Applaus! Danach ließ er sich die Zahlen von eins bis zwanzig durcheinander zurufen. Blitzschnell sagte er, welcher Gegenstand an dieser Stelle auf der Tafel stand. Super! Das wollte ich auch können! Ich erfuhr über einen Fernkurs, den ich 1965 in die Hände bekam, wie diese Gedächtnisdemonstration funktioniert.

Das Geheimnis des Gedächtniskünstlers hat einen Namen: Mnemotechnik. Laut Überlieferung ist die Mnemotechnik ca. 2000 Jahre alt und griechischen Ursprungs. Eine Muse von Zeus war die Göttin des Gedächtnisses und trug den Namen Mnemosine. Vom Namen dieser Göttin leitet sich das Wort Mnemonik ab, womit die Gesamtheit aller Memoriertechniken bezeichnet wird. Die Mnemotechnik beruht darauf, Informationen bildhaft miteinander zu verknüpfen, wobei Einprägen und Erinnern gleichermaßen unterstützt werden. Ich konnte diese Technik relativ leicht erlernen, und schon nach kurzer Zeit war es mir möglich, meine Freunde mit Gedächtniskunststücken zu verblüffen. Eine direkte Anwendung für die Praxis konnte ich aber zur damaligen Zeit noch nicht erkennen.

Entwicklung eines Seminars

Als freiberuflich tätiger Seminarleiter für Seminare im Bereich Verkaufstraining und Rhetorik bekam ich 1974 von einem großen Wirtschaftskonzern den Auftrag, ein Seminar zum Thema Gedächtnis zu entwickeln, denn es hatte sich herumgesprochen, dass ich meine Seminarteilnehmer in den Seminarpausen hin und wieder mit einem Gedächtniskunststück verblüffte. Sehr gerne nahm ich diesen Auftrag an und überlegte mir die Inhalte und Übungen für ein Zweitagesseminar und führte das Seminar dann unter dem Titel „Gedächtnis- und Konzentrationstraining“ durch.

Da die Seminarteilnehmer ihre Merkfähigkeit in diesen zwei Tagen messbar durchschnittlich verdoppelten, löste das entsprechende Begeisterung aus, sodass der Besuch des Seminars ständig weiterempfohlen wurde. Auch heute, nach über 25 Jahren, findet sich das Seminarangebot immer noch im Weiterbildungsprogramm meines ersten Auftraggebers. Die Inhalte und Übungen haben sich mit der Zeit den veränderten Anforderungen der Seminarteilnehmer angepasst. Es gelang mir, Methoden zu entwickeln, die Mnemotechnik stärker für die Lösung von Praxisproblemen einzusetzen. Außerdem stellte es sich als vorteilhaft heraus, in diesem Seminar auch Lerntechniken zu vermitteln, denn die beruflichen Anforderungen an ein ständiges „Weiterlernen“ waren in den Jahren gewachsen. Die Kombination zwischen Gedächtnis- und Lerntechniken hat sich in der Seminarpraxis sehr gut bewährt, sodass ich beide Themen in diesem Buch miteinander verbunden habe.

Infoshow, Bühnenshow, Fernsehsendungen

Vor einigen Jahren bekam ich den Auftrag, bei einer großen Außendiensttagung einen Vortrag über Gedächtnistechniken zu halten. Zusätzlich wurde von mir erwartet, dass ich demonstriere, wie gut sich Informationen mit der Mnemotechnik behalten lassen. Daraus ergab sich dann eine Verbindung zwischen Information und Show. Titel dieser Show war: „Der Knoten im Taschentuch! Gedächtnistricks für den privaten und beruflichen Alltag.“

Inzwischen wird diese Infoshow gerne bei Tagungen, Kongressen und anderen größeren Veranstaltungen eingesetzt. Ich beginne die Show mit einem Gedächtniskunststück und mache dabei die Erfahrung, dass die Motivation der Zuhörer durch diese Demonstration der Gedächtnisleistung steigt. Jeder möchte nun gerne wissen, wie das funktioniert. Im Verlauf der Infoshow können dann die Zuhörer mit ihrem eigenen Gedächtnis nachvollziehen, wie sich Informationen über mnemotechnische Verbindungen wirksam abspeichern lassen. Mit einer abschließenden Demonstration einer Konzentrations- und Rechenleistung unter erschwerten Bedingungen zeige ich weitere Möglichkeiten auf, unsere mentalen Fähigkeiten besser zu nutzen.

Der Weg zur Entwicklung einer Bühnenshow zum Thema Gedächtnis- und Rechenkunst, eher geeignet für das Varietee, war nahe liegend, zumal ich als Amateurzauberkünstler dazu einen gewissen Zugang hatte. Mein Einsatz als Gedächtniskünstler auf der Bühne führte zu Anfragen von Produktionsfirmen für Fernsehsendungen. Innerhalb der dann ausgestrahlten Sendungen demonstriere ich, welche Gedächtnisleistungen mit mnemotechnischen Methoden erreicht werden können, und hoffe bei diesen Einsätzen immer, dass vor allem Lehrer und Schüler angeregt werden, sich mit Gedächtnis- und Lerntechniken intensiverer zu beschäftigen.

Ich lade Sie dazu ein, dieses Buch wie ein persönliches Seminar zu erleben. Die vorgeschlagenen Beispiele und Übungen werden auch Ihnen helfen, ein Supergedächtnis zu entwickeln.

Verwenden Sie Ihr Können in Studium und Beruf oder verblüffen Sie Freunde und Bekannte mit Ihrem Können – Sie werden sehen, der Arbeitsaufwand lohnt sich!

2

Wie wir uns erinnern

Assoziationsreize

In unserem Gedächtnis sind riesige Mengen von Informationen eingeprägt, aber wir können diese nicht auf Anforderung abrufen. Die Informationen sind irgendwo abgelegt, aber wir wissen nicht wo, uns fehlt der Wegweiser zur gesuchten Information. Meine Seminarteilnehmer machen diese Erfahrung zu Beginn des Seminars bei einem Eingangstest. Ich nenne im Abstand von zehn Sekunden zwanzig unzusammenhängende Informationen aus dem Arbeitsleben und bitte die Seminarteilnehmer danach, so viele Informationen aufzuschreiben wie möglich. Weniger als die Hälfte der Informationen können durchschnittlich abgerufen werden.

Woran liegt das? Meistens vermuten die Seminarteilnehmer, dass sie sich die Informationen nicht behaltenswirksam genug eingeprägt haben. Ein Irrtum! Wie sich später immer wieder herausstellt, wurden bei diesem Eingangstest fast alle Informationen behalten. Die Schwierigkeit besteht darin, sich an die eingeprägten Informationen zu erinnern! Den Seminarteilnehmern fehlen die Wegweiser zur Information.

Wegweiser sind Assoziationsreize, wie beispielsweise Teilinformationen, die im Zusammenhang mit der Gesamtinformation stehen. Selbst eine Information mit mehreren Details wie „Zimmerbestellung im Hotel König in Düsseldorf für Montag“ wird von den Seminarteilnehmern bei entsprechender Aufmerksamkeit vollständig eingeprägt. Wenn ich einen einzelnen Assoziationsreiz wie „König“ oder „Düsseldorf“ nenne, können sich auch die Seminarteilnehmer an die komplette Information erinnern, die vorher dazu nicht in der Lage waren.

Zur weiteren Verdeutlichung, dass die Erinnerung mit Assoziationsreizen besser und schneller funktioniert, führe ich einen kleinen Wettbewerb im Seminar durch. Die Aufgabe lautet, so schnell wie möglich die neun Planeten unseres Sonnensystems aufzuschreiben. Dabei bekommt ein Teil der Seminarteilnehmer eine Hilfe in Form eines Blattes, auf denen die Anfangsbuchstaben der neun Planeten stehen: M – V – E – M – J – S – U – N – P. Diese Anfangsbuchstaben reichen als Assoziationshilfe aus, um die neun Planeten schneller aus dem Gedächtnis abrufen zu können als bei den Seminarteilnehmern, die das ohne Hilfe durchführen. Die richtige Lösung ist: Merkur – Venus – Erde – Mars – Jupiter – Saturn – Uranus – Neptun – Pluto. Ein Seminarteilnehmer kannte dazu eine Merkhilfe. Er hatte jeweils die Anfangsbuchstaben der Planeten benutzt, um Worte zu bilden, die als Ganzes einen sinnvollen Satz ergeben: Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unsere neun Planeten. Eine wirklich gut funktionierende Eselsbrücke.

Wenn in einer fröhlichen Runde Witze erzählt werden, dann stellt ein Witz oft den Wegweiser, den Assoziationsreiz, für den nächsten Witz dar. Dinge, die in dem einen Witz vorkommen, erinnern an einen anderen Witz, in dem diese Elemente auch zu finden sind. Ein Gefühl, ein Geruch, eine Melodie, ein bestimmter Geschmack oder ein Bild kann ein ausreichender Assoziationsreiz sein, sich an etwas zu erinnern, das schon weit zurückliegt, dem Gedächtnis aber immer noch eingeprägt ist. Auch bei den im Fernsehen laufenden Quiz-Sendungen lässt sich sehr gut erfahren, wie viele Informationen dem Gedächtnis noch eingeprägt sind. Man benötigt für den Abruf nur die richtigen Assoziationsreize, die in Form von verschiedenen Antwortmöglichkeiten vorgegeben werden. Die Antwort ist eine Teilinformation, die mit der Gesamtinformation assoziiert, im Gedächtnis abgelegt ist und uns dadurch beim Erinnern unterstützt.

Was nutzt uns das Wissen über Assoziationsreize? In den Seminaren frage ich danach, was die Seminarteilnehmer beim Vergleichstest, bei dem ich wieder zwanzig unzusammenhängende Informationen nenne, anders machen würden als beim Eingangstest. Manche Seminarteilnehmer kommen auf die richtige Idee: Schon beim Einprägen dafür zu sorgen, die neue Information gedanklich mit etwas zu verbinden, an das man sich anschließend hundertprozentig erinnern kann. Wenn Sie beispielsweise die Information hören – nicht vergessen, das Paket von der Post abzuholen – und in diesem Moment auf die Heizung schauen, die sich in Ihrem Blickfeld befindet, dann ist das die beste Voraussetzung, um jetzt die Mnemotechnik anzuwenden. Stellen Sie sich einfach vor, auf der Heizung liegt ein Paket. Die Heizung ist der Assoziationsreiz, der Ihnen später wieder ins Auge fällt, und es besteht eine sehr große Wahrscheinlichkeit, dass Sie dann das geistige Bild des Pakets sehen, das auf der Heizung liegt, und Ihnen einfällt, was Sie tun wollten. Die Mnemotechnik bietet hier vielfältige Methoden für die Verknüpfung von neuen Informationen mit Assoziationsreizen, die Ihnen später beim Erinnern helfen.

Situationsauslöser

Viele Menschen planen im Voraus, was sie in einer bestimmten Situation tun wollen, beispielsweise in welcher Reihenfolge Einkäufe durchgeführt werden sollen, wie sich der Tagesablauf gestaltet, was man einer Person unbedingt mitteilen möchte oder andere Vorstellungen von einer Situation, die erst in der Zukunft eintritt. Dabei handelt es sich um eine Art mentaler Vorprogrammierung, bei der die Vorstellung von der zukünftigen Situation mit der dann benötigten Information oder Handlung bewusst oder unbewusst verknüpft wird. Damit erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass Sie sich in der entsprechenden Situation an die gewünschte Information oder den Handlungsablauf erinnern.

Wenn allerdings diese mentale Vorprogrammierung fehlt oder die Auslösesituation nicht wahrgenommen wird, dann kann es leicht passieren, dass beispielsweise vergessen wird, etwas Bestimmtes zu tun. Bei Regenwetter habe ich oft erlebt, dass einige Seminarteilnehmer ihre mitgebrachten Schirme im Seminarraum vergessen haben. Manchmal kamen sie kurz danach zurück, weil es ihnen wieder einfiel, als sie am Gebäudeausgang die nasse Straße sahen (Situationsauslöser). Manchmal stand der Schirm am nächsten Seminartag noch da, weil es inzwischen nicht mehr regnete und deshalb der Auslöserreiz, sich an den Schirm zu erinnern, fehlte.

Ein Seminarteilnehmer berichtete, wie er sich erfolgreich an die sofortige Mitnahme des Schirms erinnert hat. Als er den Regenschirm im Seminarraum abstellte, kam ihm die Idee, sich vorzustellen, wie er am Ende des Seminars versucht, mit einem aufgespannten Schirm durch die Tür zu gehen und dabei mit dem Schirm hängen bleibt. Hier wurde die Situation des Verlassens des Raums mit einer etwas verrückten Vorstellung kombiniert. Da diese Assoziation etwas Besonderes war und sich vom Normalen unterscheidet, kam ihm beim Versuch, durch die Tür zu gehen, diese Vorstellung wieder in den Sinn.

Folgende Vorgehensweise für die Benutzung von Situationsauslösern hat sich in der Praxis bewährt:

Situationsauslöser in der Praxis

Fragen Sie sich als Erstes, an was Sie sich erinnern wollen und welche Situation Sie, kurz bevor Sie sich erinnern wollen, wahrscheinlich wahrnehmen.

Beispiel: Nicht vergessen, Herrn Schmidt mitzuteilen, dass ich noch die Disketten benötige. Herrn Schmidt sehe ich beim Mittagessen.

Versuchen Sie in dieser vorgestellten Situation irgendetwas zu finden, das für Sie einen gegenständlichen Auslösereiz darstellen könnte.

Beispiel: Ich schaue beim Mittagessen auf den Teller von Herrn Schmidt. Der Teller wird somit der konkrete Auslöser für die Gesamtsituation.

Dann verknüpfen Sie bildhaft Ihren Auslösereiz mit dem, an das Sie sich erinnern möchten. Als Verstärkung können Sie noch einen absurden, lustigen oder außergewöhnlichen Gedanken in die bildhafte Verknüpfung mit einbauen.

Beispiel: Auf dem Teller von Herrn Schmidt liegt die Diskette, die er mit Messer und Gabel bearbeitet.

Stellen Sie sich abschließend innerlich die auf Sie zukommende Situation vor. Sehen Sie den Auslösereiz und Ihre Verknüpfung und wie Sie sich erfolgreich an Ihre eigentliche Information erinnern.

Beispiel: Ich esse mit Herrn Schmidt, schaue auf seinen Teller und sehe dort eine Diskette liegen, die mich daran erinnert, Herrn Schmidt mitzuteilen, dass ich noch die Disketten benötige.

In vielen Fällen spielt der Zeitpunkt des Erinnerns eine wichtige Rolle. Ideal wäre es, automatisch von unserem Unterbewusstsein her zum richtigen Zeitpunkt den Impuls zu bekommen, uns an das zu erinnern, was wir festgelegt haben. Wenn wir aber gerade zu diesem Zeitpunkt geistig mit etwas anderem beschäftigt sind, dann kommt der Impuls möglicherweise nicht in unser Bewusstsein, und wir erinnern uns später nur noch daran, dass wir vergessen haben, an etwas Bestimmtes zu denken.

Einige Seminarteilnehmer haben das Problem dadurch gelöst, dass sie sich von ihrem Handy zum festgelegten Zeitpunkt mit einem Klingelton und dem zusätzlich angezeigten Stichwort an etwas erinnern lassen. Die Verbesserung würde darin bestehen, unsere „innere Uhr“ zum richtigen Zeitpunkt klingeln zu lassen, um dann zu wissen, was man tun wollte. Einige Seminarteilnehmer haben erfolgreich damit experimentiert, die Uhrzeit, zu der sie erinnert werden möchten, vor dem geistigen Auge mit der entsprechenden Zeigerstellung zu sehen. Das Unterbewusstsein bekommt damit sozusagen den Auftrag, einen Erinnerungsimpuls zum richtigen Zeitpunkt ins Bewusstsein zu schicken.

Erinnerungsstichwörter

Die wohl am häufigsten eingesetzte Technik, schon vorher etwas dafür zu tun, um sich später wieder erinnern zu können, ist es, Stichwörter aufzuschreiben. Das Stichwort soll als Assoziationsreiz dienen und hat den Zweck, die Erinnerung an die Gesamtinformation zu ermöglichen. Ich bezeichne diese Stichwörter als Erinnerungsstichwörter.

Meistens werden diese Stichwörter auf Zetteln notiert. Schaut man später auf den Zettel und liest das Stichwort, dann fällt einem wieder ein, was man erledigen wollte. Nachdem die Handlung ausgeführt wurde, wird der Zettel weggeworfen, oder die Stichwörter werden durchgestrichen. Es spricht nichts dagegen, alle unerledigten Dinge mit einem Erinnerungsstichwort zu notieren, denn die Angst, etwas zu vergessen, verschwindet, und der Kopf ist frei für wichtigere Merkprozesse. Die beiden wichtigsten Fragen, die beim Umgang mit Stichwörtern zu klären sind, lauten:

Welches Erinnerungsstichwort kann mir helfen, mich an die Gesamtinformation zu erinnern?

Welche Hilfsmittel benutze ich, um dieses Erinnerungsstichwort rechtzeitig zur Verfügung zu haben?

Welches Erinnerungsstichwort würden Sie sich notieren, wenn Sie sich beispielsweise daran erinnern möchten, die Firma Schneider anzurufen, um dort Papier für den Laserdrucker zu bestellen? Das Stichwort „Anruf“ wäre am schlechtesten geeignet, denn es kann leicht passieren, dass Sie sich nur noch daran erinnern können, irgendwo anzurufen, aber Sie wissen nicht mehr, wo und warum. Die Stichwörter „Papier“ oder „Laserdrucker“ wären die bessere Auswahl, um sich an die Gesamtinformation erinnern zu können. Sollten Sie den Namen der Firma zum ersten Mal hören, dann besteht die Gefahr, dass diese Information später nicht abgerufen werden kann. Sie wissen, was Sie bestellen wollen, aber nicht mehr bei welcher Firma. In diesem Fall müssten Sie als zweites Stichwort „Schneider“ notieren.

Da bestimmte Handlungen sehr oft zu einem bestimmten Zeitpunkt oder bis zu einem bestimmten Zeitpunkt erledigt sein müssen, wäre es zweckmäßig, die einzelnen Zettel nach der Reihenfolge ihrer Erledigung zu sortieren. Welche arbeitsmethodischen Hilfen bieten sich noch an? Wenn man weiß, wann man etwas erledigen möchte, dann kann der Eintrag in einen Terminkalender erfolgen. Für alle Handlungen, die am gleichen Tag erledigt werden sollen, bietet sich der Eintrag in einen Tagesplan an. Alle Stichwörter zu Handlungen, die man noch ausführen möchte, ohne zu wissen, wann oder bis wann das erledigt werden soll, können in einer Aktivitätenliste eingetragen oder auf Zetteln notiert werden. Von diesen Zetteln oder aus der Aktivitätenliste wird dann zum geeigneten Zeitpunkt der Terminkalender oder Tagesplan gefüllt.

Folgende Vorgehensweise im Umgang mit diesen arbeitsmethodischen Hilfen hat sich bewährt:

Arbeitsmethodische Hilfen

Der Plan für den nächsten Tag wird am Ende des Tages erstellt. Der Arbeitstag wird damit abgeschlossen, und die Gedanken darüber, was man morgen noch alles tun muss, verschwinden weitgehendst aus dem Kopf.

Als Erstes werden die Termine aus dem Terminkalender in den Tagesplan eingetragen. Muss der Handlungsablauf an diesem Tag zu einem bestimmten Zeitpunkt erledigt werden, dann wird zuerst die Uhrzeit notiert und dahinter das Stichwort für den Handlungsablauf.

Alle nicht erledigten Handlungsabläufe aus dem Tagesplan vom Vortag werden auf den neuen Tagesplan übertragen, sofern man die Handlungsabläufe auch an diesem Tag ausführen möchte. Handlungsabläufe aus dem Tagesplan vom Vortag, die nicht auf den nächsten Tag übertragen werden können, werden mit einem neuen Termin in den Terminkalender oder ohne Termin in die Aktivitätenliste zurückübertragen.

Stichwörter aus Zetteln oder aus der Aktivitätenliste werden angeschaut, um zu prüfen, welche Handlungsabläufe den Tagesplan sinnvoll ergänzen können, und werden dann mit dem entsprechenden Stichwort im Tagesplan notiert.