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Inhalt

Vorwort

Kohl der Kaninchenzüchter

Kohl der Bauer

Igo und die Sozis

Kohlchen in der Grube

Helmut Kohl auf Herz und Nieren geprüft

Helmut gegen Helmut

Kohl hat die Warmherzigkeit, Schmidt den Weitblick

Kohl nimmt Strauß Huckepack

Kohl und der unbemerkte Umzug

Der »schwarze Riese« im Land der aufgehenden Sonne

Kohl bekommt eine Fankurve ganz für sich allein

Kohl der kalte Krieger

Kohl, Gorbatschow und der Goebbels

Die Gorbatschows zu Gast im Kanzleramt

Der Kanzler und die Bremer Stadtmusikanten

Beschwerliche Hindernisse

Jahrhundertkampf im Superschwergewicht: Helmut Kohl gegen Rainer Calmund

Kohl und der Bundestagsoptiker

Kohl, Genscher und der Lauschangriff

Kohl der Ikonensammler

Der Kanzler und die Menschenaffen

Ein Bundeskanzler auf großem Fuß

Cancellarius ante Portas

Kohl und die Stuhlprobe

Der Kanzler schlägt zurück!

Helmut Kohl – Dichter und Denker

Kohl und »sein Mädchen aus dem Osten«

Kohl und die Fleischeslust

Kohl und das heimliche Frühstück

Helmut Kohl und die Fastenzeit

Kohl der Koch

Hoher Besuch in der Marbacher Straße

Kohl und Clinton im Pastaparadies

Kohl lässt den Affen tanzen

Kohl und Jelzin kommen ins Schwitzen

Helmut Kohl und die Red Hot Chili Pepper

Kohl der Ehrenbürger

Quellennachweis

Vorwort

»Entscheidend ist, was hinten rauskommt.«

Helmut Kohl

Was Helmut Kohl wohl gerade durch den Kopf geht, als er diesen Satz von sich gibt? Ganz eindeutig ist die Formulierung ja nicht. Geht es ihm nun um die Summe unterm Strich oder vielleicht doch um etwas ganz anderes? Genug der Doppeldeutigkeit.

Auch wenn sich an Helmut Kohl die Geister scheiden, so ist sie doch ellenlang, die Liste seiner Erfolge und Errungenschaften. Trotz seiner Fehltritte und Skandale lassen sich die Leistungen für sein Vaterland und auch für die Welt nicht von der Hand weisen. Helmut Kohl gilt noch immer als Staatsmann, der seinesgleichen sucht, und als wahrer Gigant der Weltpolitik, nicht nur im Hinblick auf seine stattliche Körpergröße sondern vor allem in Anbetracht seiner monumentalen politischen Erfolge. Bereits mit 39 Jahren wird er rheinland-pfälzischer Ministerpräsident, mit 52 Jahren zum ersten Mal Bundeskanzler. Selbst sein langjähriger Konkurrent Helmut Schmidt würdigt den Erfolg seines Namensvetters mit dem Prädikat »Glanzleistung«.

Mit einer Amtszeit von 16 Jahren ist dieser »Komet« der unangefochtene Rekordkanzler der Bundesrepublik. Seine politischen Bemühungen widmet er zu großen Teilen der Errichtung des »Hauses Europa«. Dabei treibt der promovierte Historiker maßgeblich die deutsche Einheit voran und gilt als einer der Väter des Euro. Damit sichert er sich selbst einen Platz in den Geschichtsbüchern. Darüber hinaus zählt Helmut Kohl die politische Weltelite, unter anderem Michail Gorbatschow, George Bush Sr. und auch die Clintons, zu seinen engen Freunden und bewirtet diese Vertreter der weltpolitischen »Avantgarde« des Öfteren in seinem Haus in Oggersheim.

Trotz seines politischen Status ist er eben ganz der umgängliche Pfälzer-Gemütsmensch. Er schätzt die schönen Seiten des Lebens, vor allem in Form von Speis und Trank. Und so ein gutes Gläschen Wein schmeckt in der Gesellschaft guter Freunde doch gleich doppelt so gut.

Aus dieser menschlichen, ja manchmal lausbübischen Seite des »schwarzen Riesen« entsteht im Laufe der Jahre ein bunter Fundus an Geschichten, die in diesem Buch erstmals in gesammelter Form erscheinen. 37 kleine Anekdoten erzählen hier von dem Politiker, aber vor allem von dem Menschen Helmut Kohl. Das Buch begleitet den Mann aus der Pfalz von frühen Kindheitserfahrungen über seine Zeit als Landesvater bis zu seiner langjährigen Kanzlerschaft und beleuchtet insbesondere die scheinbar unbedeutenden Momente abseits des politischen Parketts.

Im Lichte dieser kleinen Erzählungen stellt sich eine Einstellung auf einmal ganz scharf: Was im Falle Helmut Kohl »hinten rauskommt«, ist – bei aller berechtigten Kritik – mehr als beachtlich und verdient Respekt und Anerkennung. In diesem Sinne bleibt nur eines zu sagen: Helmut Kohl, Chapeau!

Kohl der Kaninchenzüchter

Ludwigshafen im Jahre 1942. Helmut Kohl ist ein Dreikäsehoch von gerade einmal zwölf Jahren und noch fernab jeder politischen Bühne. Der Bub ist ein wahrer »Tiernarr« und auch ein »leidenschaftlicher Kaninchenzüchter«. Bereits genauso ehrgeizig wie im späteren Leben geht der kleine Helmut mit seinen Häschen regelmäßig auf Ausstellungen mit dem Ziel, »einen anständigen Preis zu kriegen«. Nun sorgen die kleinen Rammler ja unentwegt für Nachwuchs. Doch nicht jedes Jungtier hat auch das Zeug zum Spitzenkaninchen. Die Bewertungen reichen von »gut« über »sehr gut« bis hin zu »vorzüglich«. Und solche vorzüglichen Kaninchen will der junge Kohl züchten.

Eines ist dafür ganz entscheidend: Er braucht für sein Muttertierchen auch den richtigen Rammler, auf dass das vereinte Erbgut die gewünschten Nachkommen hervorbringe. Mit diesem Ziel vor Augen macht sich der ambitionierte Kleintierzüchter zu einem anderen Züchter auf, von dem er weiß, dass er einen ganz besonders vielversprechenden Rammler besitzt. Kohl packt also seine Kaninchen aufs Fahrrad und radelt in den fast 40 Kilometer entfernten Ort, nur um dort herauszufinden, dass der Züchter eine Deckgebühr von einer Mark verlangt. Eine stattliche Summe für die damalige Zeit und obendrein »eine Unverschämtheit«! Der kleine Helmut hat schließlich nur 50 Pfennig dabei.

Erst als der enttäuschte Bub »bitterlich« zu weinen anfängt, gibt sich der Züchter einen Ruck und erklärt sich ausnahmsweise mit einer Deckgebühr von 50 Pfennigen einverstanden. Kohls Kaninchen werden also mit dem Spitzenrammler zusammengebracht und einige Zeit später erblicken die lang ersehnten Preiskaninchen das Licht der Welt. Doch wie sich herausstellt, war die ganze Mühe umsonst. Der weite Weg vergebens, das schöne Geld futsch. Kein Preis für Kohls Kaninchen. Heute nimmt er es mit Humor. »Es hat nichts genutzt«, so der Kanzler mit einem Schmunzeln auf den Lippen.

Kohl der Bauer

Wir schreiben das Jahr 1946. Der Zweite Weltkrieg ist vorbei. Der Frieden kehrt nach Europa zurück und die Menschen blicken hoffnungsvoll in die Zukunft. Ein jeder macht sich Gedanken, wie es jetzt weitergehen soll. So auch Helmut Kohl. Er ist sechzehn Jahre alt und hat die Nase voll von der Schule. Für den Pfälzer steht klipp und klar fest: Er will Bauer werden.

Mit der Hilfe von Verwandten gelingt es ihm, eine Lehrstelle in Unterfranken zu ergattern. So beginnt Kohls Zeit in der Landwirtschaft auf einem Hof der Süddeutschen Zucker AG. Die lästige Schule rückt immer weiter in den Hintergrund. Bis es bei seiner Arbeit zu einer entscheidenden Begegnung kommt.

Zu Kohls Kollegen gehören auch einige Diplom-Landwirte aus dem Osten. Er kommt mit ihnen ins Gespräch, und was sie ihm erzählen, lässt dunkle Wolken auf seinem Bild vom Leben als Landwirt heraufziehen. Die gut ausgebildeten Fachleute arbeiten nämlich lediglich als Knechte auf dem Hof. Eine bessere Anstellung finden sie trotz ihres Diploms aufgrund der miserablen Situation in der Landwirtschaft nicht.

Da verändert sich etwas in Helmut Kohl. Er muss einsehen, dass er als Landwirt auf keinerlei berufliche Aussichten hoffen kann. Ihm bleibt nur ein einziger Strohhalm, an den er sich klammern könnte. Wenn er ein Bauernmädchen findet, das er heiraten kann, dann stünden die Chancen gut, seinen Traum zu verwirklichen. Doch der Preis ist ihm zu hoch. Es passt einfach nicht zu »seinen Freiheitsvorstellungen«, erst eine passende Frau zu finden, um dann später einmal seinen eigenen Hof zu haben.

So bleibt dem armen Teenager nichts weiter übrig, als die Landwirtschaftslehre abzubrechen und wieder die so verschmähte Schulbank zu drücken. Er geht also zurück aufs Gymnasium in seiner Heimatstadt Ludwigshafen und macht »die Penne« weiter bis zum Abitur. Später promoviert er sogar und erhält einen Doktortitel in Geschichte. Doch das ist lediglich das Vorspiel zu seiner steilen politischen Karriere. Wie die Welt wohl aussähe, wenn Helmut Kohl, statt am Rednerpult zu stehen, weiterhin die Mistgabel geschwungen hätte? Wir werden es nie erfahren.

Igo und die Sozis