Vorwort
Die Knoblauchfahne
Jawort mit Baseball-Mütze
Der erste Freund der Tochter
Der Mauerfall
Das interessiert kein Schwein
Endlich volljährig
Ausflug zum Straßenstrich
Tribut an den »King of Pop«
Konzert statt Kreißsaal
Auf der Reeperbahn nachts um halb eins ...
Die Kampfgans
Sie sitzen auf meinem Platz!
Der Elternabend
Die Watschn nach der Watschn
Verde Vinho
Junge Dame(n), Sie sind mir zu alt
Die fremde Frau im Bett
Auf eine Wurst mit Thomas Bernhard
Tränen der Rührung
Die Morddrohung
Udo … wer?
Zum Kuscheln bitte klopfen
Der Lockvogel
Zwischen Traum und Wirklichkeit
Das Geheimnis um den Bademantel
Udo auf dem Index
Eine Dirne namens Patsy
Der »falsche« Jürgens
Liebeslied für Sonjas Mutter
In Therapie
Ich erkenne mich im Film wieder
Oh Jonny!
Pasta-Essen mit Boris Becker
Die Ausladung oder warum Udo seinem Onkel peinlich ist ...
Die Prügelstrafe
Aber natürlich ohne Sex!
Vielen Dank für die … Hilfe!
Der etwas andere Opa
Wer ist hier alt?!
Dein Nachbar, dein weltbekanntes Wesen
Sein letzter Wunsch
Nachtrag
Quellen
Es ist noch nicht lange her, da sitzt Udo Jürgens gedankenverloren in einer Bar am Tresen. Er sinniert über das Leben und fragt: »Finden Sie nicht auch, dass Geschichten gerade dann besser sind, wenn sie lediglich wahr sein könnten?« – »Besser als was?«, entgegnet sein Gegenüber. – »Besser als die Geschichten, die nur wahr sind.« Udo Jürgens lebt von diesen Legenden. Sie gehören zu ihm wie seine Musik. So wie jeder seine Texte und Lieder kennt, so kennt auch jeder seine Lebensgeschichte. Oder zumindest Teile davon. Denn längst ist nicht alles erzählt.
Doch große Bücher über große Männer gibt es in der Tat zur Genüge. Und liegt die Wahrheit nicht viel mehr im Detail? Udo Jürgens hat sich der Musik bedient, um all das, was ihn im Alltag beschäftigt, kreativ zu verarbeiten. So sind in seiner 60-jährigen Karriere mehr als 1000 Lieder entstanden. Sie handeln von Liebe, Sehnsucht, Trennungen und Neid. Von Integration, Spießigkeit, dem Älterwerden und von sozialen Missständen. Er hat seinen Kindern Stücke gewidmet, seinem Bruder, seinen Frauen. Es sind vertonte Botschaften seiner Seele, im Schnitt drei Strophen lang.
Die folgenden Anekdoten haben keinen Anspruch, Udo Jürgens komplettes Leben abzubilden. Doch sie sind – genau wie seine Lieder – wichtige Puzzlestücke seines Lebens. Einzeln betrachtet mag es sich um vermeintlich nebensächliche Geschichten handeln, doch richtig zusammengesetzt beschreiben diese »kleinen Perlen« den Menschen Udo Jürgens besser und ehrlicher als jemals zuvor.
Eines muss noch gesagt werden: Nicht jede dieser Anekdoten hat ein Happy End. Oder gar eine lustige Wendung. Sie sind weder »krawallig« geschrieben noch übertrieben dargestellt – sondern einfach nur wahr. Aber wer Udo Jürgens kennt, der weiß, dass er Ehrlichkeit über alles liebt.
Herbst 1978. Udo Jürgens ist zu Gast bei Peter Alexanders »Spezialitäten-Show«, zu dieser Zeit das TV-Highlight schlechthin. Geplant ist eines ihrer legendären Duette. Immer wieder stellen die beiden österreichischen Superstars etwas gemeinsam auf die Beine. Wer erinnert sich nicht an den herrlichen Schlagabtausch am Klavier, als Udo gekonnt Richard Claydermans »Pour Adeline« zum Besten gibt, während Peter Alexander versucht, ihn mit Glen Millers »In The Mood« zu übertrumpfen – herausgekommen ist ein Stück Fernsehgeschichte, ein Medley, wie es besser kaum möglich ist.
Bei diesem besagten Auftritt allerdings erlebt Udo Jürgens im wahrsten Sinne ein blaues Wunder.
Denn den Abend zuvor hat der Sänger mit seinem damaligen Pressechef Jack Stark in einem Fischrestaurant verbracht. Fatalerweise ist der Koch mit dem Knoblauch mehr als großzügig umgegangen. Und so hat Udo an diesem Tag eine Knoblauchfahne – und zum schlechten Atem ein noch viel schlechteres Gewissen. Schließlich muss er gleich ein Duett mit Peter Alexander singen. Also stürmt Udo völlig verzweifelt in die nächste Apotheke, kauft sich ein Päckchen Chlorophylltabletten und nimmt gleich fünf Stück auf einmal. Dummerweise lutscht er die Pillen statt sie zu schlucken – mit dem Resultat, dass sein Mund sich blaugrün färbt.
Udo Jürgens – aufgrund des Umwegs zur Apotheke viel zu spät dran – bekommt davon nichts mit. Und Peter Alexander verzieht während des Duetts keine Miene. Erst nach der Aufzeichnung, als sich die beiden den Auftritt gemeinsam ansehen und Udo seine blaugrünen Zähne bemerkt, ist das Gelächter groß. Natürlich muss der Dreh wiederholt werden, was Peter Alexander mit den Worten quittiert: »Wer blaumacht, muss eben nachsitzen!«
Es ist der 4. Juli 1999. Udo Jürgens betritt die berühmte City Hall in New York. An den Schaltern vorne sitzen zwanzig Beamte, einer neben dem anderen, die Szene erinnert an einen Flughafenzoll. Doch die Strenge trügt. Im ältesten Rathaus der Vereinigten Staaten, direkt am Broadway, liegt die Liebe in der Luft. Hier wird nämlich geheiratet. Viele deutsche Pärchen lassen sich in der City Hall standesamtlich trauen, auch an diesem Tag sind – sehr zum Ärgernis von Udo – mindestens zehn andere deutsche Pärchen anwesend. Hätten sie ihn entdeckt, so wäre Udo die nächste Schlagzeile sicher gewesen.
Was also tun? Er hat seiner Corinna versprochen, dass sie am amerikanischen Unabhängigkeitstag heiraten werden. Die Wahl ist kein Zufall, denn Udo und Corinna wollen sich mit diesem symbolischen Datum neben ihrer Liebe auch gegenseitige Freiheit schenken. »Wir wollen zusammenstehen. Aber nicht so, dass einer den anderen besitzt und kontrolliert«, so Udo. Es soll darum eine kleine, heimliche Hochzeit werden. Ohne Publicity, versteht sich. Doch wenn ein Superstar wie Udo Jürgens die City Hall betritt, ist das gar nicht so einfach.
Plan B muss also her. B wie Bernhard. Corinna Reinhold stellt sich darum kurzerhand mit Udos Kumpel Bernhard Lackner in die Schlange im Rathaus, während Udo sich hinter einer Säule versteckt hält, die Baseball-Mütze tief ins Gesicht gezogen. »Erst als es ums Unterschreiben ging, bin ich hingeflitzt und gleich wieder weg«, schildert der Sänger. Der Trick klappt. Vier Jahre lang erfährt die Presse nichts von der Hochzeit. Selbst seinen Kindern verrät er anderthalb Jahre lang kein Wort.
Die eigentliche Trauung hat ein schwarzer Friedensrichter mit schlohweißem Bart im Hotel Plaza Athénée vollzogen. Übrigens in einer Suite, in der zu ihren Lebzeiten Lady Diana oft abgestiegen ist. Der Hotelchef macht Udo ein Angebot, das dieser nicht ausschlagen kann: »Jetzt könnt ihr die haben für die Hochzeitsnacht.«
Sommer 1981. Udos Tochter Jenny ist zarte 14 Jahre alt und bis über beide Ohren verliebt. Jeden zweiten Abend wird sie – zum Leidwesen ihres Vaters – von ihrem Freund mit dem Motorrad abgeholt. »Eine 1100er-Kawasaki, eine richtige Kanone«, erinnert sich Udo. Schlimm genug also, dass sich »dieser Herr« an seiner kleinen Tochter vergreift. Noch viel mehr Angst hat Udo aber davor, dass den beiden auf dem Motorrad etwas passiert. Der Familienrat muss tagen. Und zwar schnell!