Vorwort:
Warum dieses Buch?

„Schönes Golf ist zügiges Golf“, so sagen viele Golfer. Sie wollen zu ihrem Ball gehen und dann schlagen können, ohne – wegen vermeidbarer Verzögerungen – auf Mitspieler oder andere Flights warten zu müssen. Verzögerungen stören nicht nur den Spielrhythmus, sie gehen auch auf die Laune. Deshalb dieses Büchlein.

Ich selbst bin kein besonders guter Golfer, nicht „einstellig“ und schon gar nicht Professional. Aber ich spiele Golf seit nun fast 30 Jahren. In dieser Zeit habe ich viel in Golfclubs und auf Golfplätzen erlebt und habe auch einen Club und Platz als Clubpräsident selbst aufgebaut. Ich habe also etwas „Stallgeruch“.

Vermutlich hat mir beim Verfassen dieses Büchleins geholfen, dass ich überwiegend nicht mit den Besten gespielt habe, sondern sehr oft mit durchschnittlichen Golfern und Golferinnen, oft mit Anfängern und auch mit Golfern, die keinem Club angehören, sondern ihre „Platzreife“ im Urlaub gemacht haben und dann als Gäste spielen. So habe ich das langsame Spiel hinreichend selbst erlebt und darunter gelitten – aber auch studieren können.

Viele meiner Spielpartner sagten am ersten Abschlag: „Ich spiele aber (noch) nicht gut.“ Und ich pflegte dann meist zu sagen: „Das macht nichts, wir werden das schon schaffen – wenn wir nur Spaß dabei haben.“ In der Tat, das noch nicht gute Spiel war eigentlich nie das Problem – es sei denn, der Betreffende hatte trotz Platzreife oder Handicap gar keine Ahnung vom Golfspiel. Probleme gab es meist wegen der Langsamkeit der Spieler, aus der dann Stress erwuchs – für den Spieler, für die Mitspieler und für die folgenden Flights. Dann macht das Golfen keinen Spaß.

Sehr oft habe ich deshalb den Golflehrern gesagt, sie mögen ihre Schüler doch mehr zu zügigem Spiel ermahnen. Aber die Standardantwort war: „Das tun wir doch – und sogar ständig.“ Und wenn immer ich selbst Spielern freundlich zu vermitteln versucht habe, sie müssten zügig spielen, so sagten sie, das täten sie, und schneller ginge es nicht, sie seien bereits außer Atem. Das Problem war, dass sie gar nicht wussten, wo sie die Zeit verloren.

Vielleicht schaffe ich es ja mit diesem Büchlein, Golfanfängern die Ursachen und Konsequenzen von zu langsamem Spiel so eindringlich zu vermitteln, dass sie sich leichter um ein zügiges Spiel bemühen können. Vielleicht gelingt’s. Denn es gibt Hoffnung: Seit ich an diesem Büchlein schreibe, ist auch mein Spiel zügiger geworden.

Hans-Gert Braun

Einleitung

Langsames Spiel bringt Stress

Der Spielbetrieb auf einem Golfplatz ähnelt auf interessante Weise den Abläufen in einer Automobilfabrik. Dort gibt es das Fließband, an dem Monteure stehen und ihre Tätigkeiten verrichten – in einem bestimmten Zeittakt. Halten sie diesen streng vorgegebenen Rhythmus nicht ein, so muss das Fließband angehalten werden, die Produktion stoppt. Jedoch, sie stoppt nicht nur an diesem Arbeitsplatz, sie stoppt am ganzen Fließband. Die Verzögerung an einem Arbeitsplatz bedeutet eine Verzögerung im gesamten Betrieb. Und in der Regel gibt das mächtig Ärger.

Die Parallelen sind ganz offensichtlich. In einem Zeittakt von (meist) 10 Minuten startet ein Flight nach dem anderen am ersten Abschlag und bewegt sich dann mit einer (geplant) standardisierten Geschwindigkeit über den Platz, so dass die Gesamtspielzeit ca. 4 Stunden beträgt – je nach Platzstandard und -länge. Spielt ein Flight langsamer, folgt er nicht diesem Takt, so ergeben sich Verzögerungen, bei diesem und bei Folge-Flights.1 Und wie beim Fließband gibt’s dann Ärger.

Sind alle Spieler eines Flights zu langsam, so macht der Folge-Flight in der Regel Druck. Lässt man ihn durchspielen, so schafft das aber nur dann Entlastung, wenn hinter diesem nicht gleich weitere Flights dicht aufeinander folgen. Dann stockt das „Fließband“ und meist kommt auch der Marshall (ein Handy ruft ihn rasch herbei) und bittet den „Schnecken-Flight“, den Platz doch bitte zu verlassen, weil er den gesamten Spielbetrieb aufhält. Erst dann wird diesem Flight womöglich klar, wie ähnlich der Spielbetrieb einem Fließband ist.

Ist nur ein Spieler eines Flights zu langsam, so findet der Ärger zunächst nur innerhalb des Flights statt. Der langsame Spieler hängt dann stets zurück. Wenn seine Mitspieler anfangs noch verständnisvoll auf ihn gewartet haben, so stellen sie das sehr bald ein. Dann hechelt er nur noch hinter her. Die Folge ist, dass seine Konzentration leidet, sein Spiel wird schlechter, die Bälle gehen ins Rough oder ins Aus – was weitere Verzögerungen nach sicht zieht. Muss man dann einen anderen Flight durchspielen lassen, so hängt der Haussegen völlig schief, denn das ist peinlich und wird von den Überholern womöglich noch mit all zu passenden Kommentaren garniert. Falls der Flight es dann noch gemeinsam bis zum 18. Loch schafft, so war das vielleicht das Ende des gemeinsamen Golfens.

Im übrigen, auch die Golfregeln haben das langsame Spiel auf dem Bildschirm: Wenn jemand unangemessen langsam spielt, erhält er 2 Strafschläge; im Wiederholungsfall kann er sogar disqualifiziert werden (Regel 6-7). Auch eine unerlaubte Spielunterbrechung hat die Disqualifikation zur Folge (Regel 6-8.a).

Damit hier kein Missverständnis entsteht: Es geht um zügiges Spiel, nicht um besonders schnelles. Es geht darum, dass sich jeder Spieler in das „normale“ Tempo seines Flights einpasst – und jeder Flight in das „normale“ Tempo auf dem Platz. Ein Flight, der im Vergleich zu den anderen Flights zu schnell spielt, lässt hinter sich eine Lücke und macht nach vorne Druck, der nicht gewünscht ist und nicht gut ankommt. Auch Anfänger sollten beim allgemeinen Tempo auf der Runde gut mithalten können und deshalb müssen sie wissen, wie sie ihr Spiel beschleunigen können, wenn das mal nötig ist.

Wir sehen also, dass ein jeder Golfer gut beraten ist, sein Golfspiel zügig zu gestalten, wenn er auf Dauer Spaß daran behalten will. Das geht aber nur, wenn er überhaupt weiß, wo genau er die Zeit beim Spiel eventuell verliert. Diese möglichen Fehlerquellen sollen in diesem Büchlein aufgezeigt werden.

1 Hier wird starker Spielbetrieb unterstellt, bei dem Flight auf Flight folgt. Bei geringem Spielbetrieb mit Lücken zwischen Flights bestehen Zeitpuffer, die Verzögerungen kompensieren.

Kapitel 1

Wo und wie man Zeit verliert:
Grundsätzliches2

2 Das Buch ist für Rechtshänder geschrieben; Linkshänder müssen bitte für sich „übersetzen“. – Auch wird in den Ausführungen stets ein Platzstandard von 72 unterstellt.

Die Spielstärke

Die Schnelligkeit des Spiels ist natürlich zunächst einmal eine Frage der Spielstärke des jeweiligen Spielers. Da gute Spieler weniger Schläge für eine Runde benötigen, reduziert sich schon von daher ihre Spielzeit. Ein Spieler mit Handicap 14 (der sein Handicap spielt) braucht 86 Schläge für die Runde, ein Spieler mit Handicap 54 dagegen 126 – also ganze 40 Schläge mehr.