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Martin Zoller
HELLSICHTIG

Martin Zoller

HELLSICHTIG

1. Auflage 2010

© Giger Verlag GmbH, CH-8852 Altendorf

Tel. 0041 55 442 68 48

www.gigerverlag.ch

Lektorat: Monika Rohde, Leipzig

Umschlaggestaltung: Hauptmann & Kompanie, Zürich
Layout: Roland Poferl Print-Design, Köln

e-Book: mbassador GmbH, Luzern

ISBN 978-3-9523532-7-1
eISBN 978-3-905958-28-7

Inhaltsverzeichnis

Wie ich zur Medialität fand

In Bolivien wird ein Flugzeug vermisst

Tschechische Touristin im Dschungel vermisst

Ein Geistwesen hilft, sein Grab zu finden

Von der FARC entführt

Entführtes Kleinkind gefunden

FARC-Aktivitäten in Bolivien

Miss Universe 2002

Staatsstreich und politische Krise in Bolivien von Februar 2003 bis Juni 2005

Der General im Gefängnis

Die Terrorattacke vor Jemens Küste

Der Libanonkonflikt im Mai 2008

Ein Gerichtsfall in Miami

Gestohlene Computer aufgespürt

Medialität in jedem von uns

Die Seele und der Körper – Ein Team

Entführt!

Danksagung

Wie ich zur Medialität fand

Medialität und Hellsehen wurden schon immer eingesetzt, um das Rad der Geschichte in die eigene Richtung zu drehen. Die Bibel beschreibt, wie die Pharaonen sich von Traumdeutern ihre Zukunft interpretieren ließen. Die Griechen nutzten dafür das Orakel von Delphi. Agamemnon befragte es vor dem Trojanischen Krieg, um zu sehen, wie der berühmteste Krieg des Altertums ausgehen würde. Die römischen Cäsaren hatten Seher, die Inspirationen zu Feldzügen, politischen Entscheidungen oder Heiraten gaben.

Von Napoleon wird gesagt, dass er vor seinen Feldzügen meditierte, um sich durch seine eigene Stimme führen zu lassen. Oft entschied er dabei gegen den Rat seiner analytisch denkenden Generäle, setzte sich durch und war – abgesehen von seinem unrühmlichen Ende – auch meistens erfolgreich.

Der chinesische General und Militärstratege Sun Tsu (um 500 v. Chr. in Wu) dagegen war der Medialität gegenüber kritisch eingestellt und verwirft in seinem Lebenswerk »Die Kunst des Krieges« das Benutzen intuitiver Informationen.

Hanussen, obwohl Jude, hatte vor und kurz nach der Machtübernahme der Nazionalsozialisten engen Kontakt mit der SA-Führung und beriet sie eine Zeit lang. Leider half ihm seine Begabung nicht, er wurde wie so viele andere Menschen in dieser Zeit ermordet. François Mitterrand, das spanische Königshaus, Nancy Reagan, die Militärjunta in Argentinien und auch Fidel Castro hatten und haben laut Presse ebenfalls mediale oder astrologische Berater.

Medialität ist eine stark ausgeprägte Intuition. Schon immer gab es Menschen, die intuitive Wahrnehmungen umsetzten. Wenn man es genau betrachtet, kann man auch wissenschaftliche und künstlerische Eingebungen hier einordnen. Eine mediale Person öffnet sich der Wahrnehmung über die normalen Sinne hinaus und kommt so an für nicht jedermann erkennbare Informationen. Betrachtet man die Parapsychologie als Wissenschaft, so gehört Medialität eher zu den Grenzwissenschaften.

Bei der Fernwahrnehmung oder englisch »Remote Viewing« geht es um das Erlangen von Informationen über einen Ort oder einen Vorgang (Ziel oder »target«), von dem der Wahrnehmende (Perzipient) räumlich getrennt ist. Die Physiker Russell Targ und Harold Puthoff, die ersten, die über Remote Viewing forschten, erklärten 1977: »Das grundsätzliche Phänomen überspannt eine Reihe von subjektiven Erfahrungen, in der Literatur beschrieben als Astralprojektion, einfaches Hellsehen, ›wanderndes‹ Hellsehen oder außerkörperliche Erfahrungen, Außerleiblichkeit (psychologisch) oder Autoskopie (medizinisch).«

Während des Kalten Krieges lieferten sich Russen und Amerikaner nicht nur in Europa oder Südamerika einen erbitterten Krieg, sondern sogar in den feinstofflichen Dimensionen. In den 1970er Jahren hatten amerikanische Geheimdienste Hinweise darauf, dass die damalige UdSSR erstaunliche Resultate in der Parapsychologie erzielte. Das Wissen wurde von den Geheimdiensten zu Spionagezwecken eingesetzt. Konsequent untersucht wurde die Fernwahrnehmung im Westen ab 1970 am Stanford Research Institute (SRI) in Menlo Park (Kalifornien). Dort starteten Versuche mit einem Team von sechs Medien. Daraus entwickelte sich das sogenannte Coordinate Remote Viewing, das zusammen mit den späteren Variationen heute generell als »Remote Viewing« bezeichnet wird. Von 1973 bis 1988 wurde in den USA in diesem Bereich viel experimentiert, und 1990 ging das Projekt zur Science Applications International Corporation (SAIC) in Palo Alto (Kalifornien). Das Projekt wurde von den amerikanischen Bundesbehörden wie der Armee, der Marine, der NASA und der CIA finanziell unterstützt.

Die USA glaubten eine »Psi-Lücke« (»psychic gap«) gegenüber der UdSSR festzustellen. Daher arbeitete diese Gruppe isoliert an militärischen Projekten. Sie versuchte unter anderem, Atomraketen, geheime Militärgelände und unterirdische Stationen in der UdSSR zu entdecken. Ende der 1970er Jahre sprang die Defense Intelligence Agency (DIA) für die CIA ein und gab dem Projekt den Codenamen »Stargate«.

Meine eigene Arbeitsweise ist dem Remote Viewing ähnlich. Allerdings habe ich sie über die Jahre in meiner Arbeit verändert und eigene Anwendungen und Techniken entwickelt. Medialität kann eine wertvolle Ergänzung sein, um an Informationen zu gelangen. Leider lassen sich die medialen Quellen wissenschaftlich selten belegen. Wahrscheinlich wird vor allem deshalb die intuitive Beratung in der westlichen Gesellschaft öffentlich nie ganz akzeptiert.

Als ich einundzwanzig Jahre alt war, lebte ich ungefähr zwei Jahre in Südamerika. Ich reiste durch fast alle Länder des Kontinents, lebte mehrere Monate bei Einheimischen im Amazonasgebiet und arbeitete einige Wochen im kolumbianischen Medellin in einem Fotostudio. Dort besuchte mich mein Bruder mit einem Bekannten. Wir bereisten das Land und genossen die Sehenswürdigkeiten. In San Augustin machten wir eines Tages einen Ausflug zu Pferd. Plötzlich sah ich bewaffnete bärtige Männer einen Hügel vor uns hochrennen. Der Kleidung nach waren sie Guerillas, die, so schien es mir, vor etwas wegrannten. Erst war ich verwirrt, aber bald merkte ich, dass dies die Seelen verstorbener Guerillas waren, die noch keinen Frieden gefunden hatten. Ich erinnerte mich daran, dass ich schon als Kind Begegnungen mit der feinstofflichen Welt hatte, diesen aber nie viel Bedeutung beimaß. Dort bei dem Ausflug war ich gleichzeitig froh und erstaunt, dass ich dieser Welt wieder auf so natürliche Weise verbunden war.

Es dauerte nicht lange bis zur nächsten Vision, diesmal in Medellin. Dort sah ich mich an einem sonnigen Tag in einem Büchergeschäft um und ging ziellos von Regal zu Regal. Unvermittelt blieb ich vor einem Buch stehen, irgendwie zog es mich stark an. Ich beugte mich darüber, als sich plötzlich der Umschlag bewegte und der abgebildete Mann sich leicht aus dem Umschlag heraushob, ähnlich wie bei einem Hologramm. Ich hatte keine Ahnung, um wen es sich handelte. Erst Wochen später sollte ich ihm in der Schweiz wieder »begegnen«.

Nach dem Aufenthalt in Kolumbien flog ich zurück in die Schweiz. Eigentlich wollte ich von Südamerika nach Australien weiterreisen. Aber wie so oft im Leben, änderte ich meinen Plan.

Ich quartierte mich bei meiner Mutter ein. Wie lange ich in der Schweiz bleiben wollte, wusste ich nicht. Sehr genau hingegen spürte ich, dass sich mein Lebensweg gerade veränderte. Ich fing in dieser Zeit an, viel über Meditation zu lesen. Dabei stellte ich fest, dass ich, ohne es zu wissen, schon lange meditiert hatte. Nicht Büchern oder alten Traditionen folgend, sondern meiner eigenen Intuition, und ich traf immer wieder Menschen, die mir halfen, mit meinen Erfahrungen umzugehen.

Eines Abends, es war schon dunkel, ging ich im nahen Wald spazieren und ließ mich ziellos von meinen Füßen tragen. Plötzlich spürte ich deutlich, dass ich beobachtet wurde. Ich verlangsamte meinen Schritt und sah mich vorsichtig um, entdeckte aber niemanden. Eine innere Stimme forderte mich auf, stehen zu bleiben. Ich gehorchte. Langsam erschien vor mir das Bild eines Mannes in einem orangefarbenen Umhang. Erstaunt stellte ich fest, dass es der Mann war, den ich auf dem Buchumschlag in Medellin gesehen hatte. Wir schauten uns wortlos in die Augen. Nach etwa zwei Minuten löste er sich in der Dunkelheit auf, und ich war wieder allein. Ich versuchte zu verstehen, was ich gerade gesehen hatte, war diese Art von Begegnung für mich damals doch noch sehr ungewöhnlich. In meinen Gedanken versunken ging ich nach Hause.

Einige Tage darauf machte ich eine andere neue Erfahrung. Ich meditierte gerade im Schlafzimmer bei klassischer Musik. Mit geschlossenen Augen versuchte ich, mich auf nichts zu konzentrieren, alles loszulassen. Plötzlich hatte ich den Eindruck, als ob jemand meinen Namen rufen würde. Ich öffnete meine Augen und sah mich um. Nichts! Ich wollte meine Augen schon wieder schließen, als ich einen hellen Lichtpunkt wahrnahm. Er wurde immer größer und entwickelte sich schließlich zu einem menschlichen Körper. Bald stand ein Wesen vor mir und sah mich an. Langsam streckte es den rechten Arm in die Höhe, bewegte ihn dann nach unten und umschrieb so die Kontur des indischen Subkontinent. Vielleicht für Sekunden, vielleicht auch für Minuten blieb das Wesen vor mir stehen und löste sich dann auf.

Oft werde ich gefragt, ob ich keine Angst hatte. Aber obwohl ich allein war und das Wesen noch nie vorher gesehen hatte, fühlte ich mich sicher. Dieses Wesen war mir so vertraut, dass sich die Szene völlig natürlich anfühlte. Ich blieb lange sitzen, ging dann zu meiner Mutter in die Küche und erzählte ihr von dieser Begegnung. Jetzt gab es keinen Zweifel mehr, wohin mich meine nächste Reise führen würde.

Wenige Tage danach löste sich das Geheimnis um den seltsamen Mann auf dem Buchumschlag und dem Wesen im Wald auf. Eine Frau aus der Nachbarschaft, die in den folgenden Jahren eine sehr wichtige Rolle in meinem Leben spielen sollte, erzählte mir von einer Bekannten, die soeben aus Indien zurückgekommen sei. Sie habe dort in einem Ashram, einer spirituellen Kommune, bei einem Meister gelebt. Ich wusste weder etwas von Ashrams noch von Meistern in Indien, aber spürte ganz deutlich, dass das wichtig für mich sein könnte, daher wollte ich sie unbedingt treffen.

Bei unserer dann folgenden Begegnung erzählte sie mir von ihren Erfahrungen mit Sai Baba, und ich hörte begeistert zu. Als mir die Frau dann ein Bild von ihm zeigte, traf mich fast der Schlag. Es war der Mann, den ich auf dem Buchumschlag und im Wald gesehen hatte! Nun war mir auch klar, wohin ich in Indien gehen sollte.

Einige Zeit später flog ich via Mumbai nach Südindien zu Sai Baba. Ich traf im Ashram viele interessante Menschen aus aller Welt. Für mich war Indien, seine Düfte, die Geräusche, Farben und Sprachen neu und faszinierend. Hinzu kamen die spirituellen Erfahrungen, die ich im Ashram tagtäglich erleben durfte. Eine unvorstellbare Menge an Eindrücken und Erfahrungen machten diese Zeit zu einem unvergessenen Erlebnis.

Eine argentinische Hellseherin nahm sich nach wenigen Tagen meiner an. Sie war mit ihrem Ehemann und der Tochter da. Sie sagte mir direkt, ohne dass ich ihr etwas erzählte, dass auch ich hellsichtig sei, und sie mir helfen werde, meine Sensitivität zu entwickeln.

Dass meine medialen Erfahrungen im Ashram nicht immer nur erfreulich waren, habe ich bereits in meinem ersten Buch Wenn die Dämonen rufen* beschrieben. Aber dank Menschen wie der Argentinierin wurde mir der mediale Weg um vieles erleichtert und verständlicher gemacht.

Nach zwei Monaten bei Sai Baba lud sie mich ein, mit ihrer Familie nach Pondicherry zu reisen. Der Zufall wollte es, dass Peter, ein Cousin meiner Mutter, dort wohnte, den ich unbedingt besuchen wollte. Gleich am ersten Tag machte ich mich auf die Suche und fand ihn, obwohl ich nichts als seinen Namen kannte. Für uns beide wurde es zu einem sehr speziellen Zusammentreffen. Peter wohnte mit seiner Frau in einem schönen Haus mit Garten an der Strandpromenade. Es war ein typisches Kolonialgebäude mit einem Flachdach und hohen Zimmern.

Die ersten Tage in Pondicherry verbrachte ich abwechselnd mit den argentinischen Freunden und mit Peter. Aber nach wenigen Tagen mussten die Argentinier nach Hause fliegen, und ich war nun täglich mit Peter zusammen. Von Anfang an faszinierte mich seine riesige Bibliothek, und ein großer Teil der Bücher war in deutscher Sprache.

Da es oft schwierig ist, in Indien an gute deutsche Bücher zu kommen, stöberte ich immer wieder in seiner Sammlung. Eines Tages fand ich ein Buch über das alte Ägypten und las wahllos darin herum. Plötzlich fielen meine Augen auf ein Wort, das mir kalte Schauer über den Rücken jagte. Es war von einem Hohepriester geschrieben, der zu Beginn der ägyptischen Dynastien gelebt hatte und direkt mit der Sonne in Verbindung stand, sozusagen eine Art Sonnengott. Sein Name war RATA. Nur wenige Wochen zuvor hatte ich im Ashram eine mediale Durchsage erhalten, bei der sich eine Wesenheit mit dem Namen RATA vorstellte. Diese Erfahrung war für mich sehr beeindruckend, da die Existenz der Wesenheit, die sich mit mir in Verbindung gesetzt hatte, sogar geschichtlich niedergeschrieben ist.

Von Pondy, wie man Pondicherry vor Ort nennt, reiste ich weiter nach Nordindien zu einigen buddhistischen Klostern. In der mystischen Umgebung des Himalayas habe ich auch viel Neues gelernt und kam mehr und mehr zu dem Schluss, dass mein Weg in diesem Leben die mediale Arbeit sei.

Ich fühlte auch, dass ich meine Fähigkeiten in der westlichen Gesellschaft einsetzen sollte. Nach acht Monaten in Indien überlegte ich, wohin ich als Nächstes reisen sollte. Die Antwort kam schnell und sehr klar in einer medialen Durchsage: Bolivien! Ich kannte das Land von meiner Südamerikareise her, damals war ich drei Monate durch Bolivien gereist und liebte Land und Kultur.

Ich flog daher über Südafrika nach Argentinien und blieb erst einmal einen Monat bei der Heilerin und Hellseherin, die ich in Indien kennengelernt hatte. Sie führte mich noch tiefer in die Kunst der Medialität ein.

Später zog ich nach Bolivien und arbeitete dort mit einem amerikanischen Medium zusammen. Wir hielten Vorträge und Seminare und boten Einzelsitzungen an. Die meisten Menschen, die zu mir kamen, wollten wissen, wie ihr spirituelles Leben aussehen könnte oder ob ihr Partner sie betrügen würde. Gelegentlich kam auch ein Geschäftsmann, der wissen wollte, wie sich das kommende Jahr für ihn gestalten oder ob eine Investition Gewinn bringen würde.

Meine Arbeit war entspannend, ich konnte viel reisen, lernte dabei Kulturen, Menschen und Sprachen kennen. Schön fand ich es, dass die Menschen, mit denen ich gearbeitet hatte, zufriedener wurden.

Ich dachte, ich hätte mein Ideal als »spiritueller« Mensch erreicht. Mehr wäre nicht möglich. Spirituell zu sein, bedeutete für mich, an das Gute zu glauben, friedvoll zu sein und die Welt in ein weißes Licht zu hüllen. Dieses Weltbild genügte mir dann auch ungefähr zwei Jahre. Wie so viele spirituelle oder religiöse Menschen war ich davon überzeugt, einer anderen, vollendeten Bewusstseinsebene anzugehören.

Eines Tages aber fiel mir die altindische Bhagavad Gita in die Hände, und ich las über Krishna. An einer Stelle sprach Krishna mit seinem Schüler Arjuna, einem Krieger. Der stand gerade vor den feindlichen Linien und klagte, dass er nicht seine eigene Familie niedermetzeln könne. Entsprechend meinem damaligen Weltbild stimmte ich zu.

Zu meiner Überraschung aber erklärte ihm nun Krishna, dass es zwingend sei, diese zu töten. Man stelle sich vor: Ein Avatar erklärt einem Krieger, es sei seine Pflicht, seine Familie zu töten! Er erklärte weiter, sie seien im göttlichen Plan bereits gestorben, so stehe es im Drehbuch der menschlichen Geschichte. Sein Pfeil führe lediglich das Schicksal aus. Weigere er sich, würden sie durch einen anderen getötet. Das Gespräch endete mit Arjunas Einsicht. Er stürzte sich in die Schlacht und kam seiner Bestimmung nach.

Ich musste diese Stelle mehrmals lesen, bis auch mich Krishnas Worte überzeugten. Danach wankte erstmals mein Bild vom spirituellen Menschen. Dieses Buch bereitete mich darauf vor, meine eigenen Wahrnehmungen und Urteile zu hinterfragen. Das war oft sehr schwierig. Auch heute noch stelle ich mir manchmal vor, wie schön und einfach ideologische Muster sind: Die Welt in Gut und Böse einzuteilen und damit zufrieden zu sein.

Bald darauf zeigte mir ein Erlebnis, dass Spiritualität auch in der Politik und der Justiz ihren Platz hat. In Lima, Peru, lud mich eine Teilnehmerin meines Seminars in ihre Meditationsgruppe ein. Dort unterhielten wir uns über spirituelle Themen, das Gespräch drehte sich, wie oft in diesen Kreisen, auch um Indien. Da erzählte ein junger Mann von einem Kongress in Südindien, auf dem holistische Führungsmethoden vermittelt würden.

Sofort wusste ich, dass ich zu diesem Kongress reisen musste! Die Anmeldefrist war bereits abgelaufen, und es wurden nur wenige Delegierte eines Landes eingeladen. Tags darauf rief aber der junge Mann an: Die peruanischen Delegierten seien krank geworden. Sie würden mich gerne an ihrer Stelle nach Indien schicken. Ich sagte natürlich sofort zu. Wenn das kein Zeichen war!

Drei Wochen später flog ich über Mumbai zum Kongress in den Ashram von Sai Baba. Dort musste sich jeder Delegierte registrieren lassen. Noch heute sehe ich das verblüffte Gesicht des Mannes an der Registratur. Nachdem ich Paris als Geburtsort angab, dachte er, ich sei Franzose. Dann zückte ich meinen Schweizer Pass. Nun ging er natürlich davon aus, dass ich für die Schweiz dort sei. Ich erwiderte aber, ich sei der peruanische Delegierte. Da sei er auch schon gewesen, sagte er, »wo genau wohnen Sie?« Langsam wurde es mir etwas peinlich. Ich antwortete, dass ich seit einigen Jahren in Bolivien wohnen würde, aber für Peru zum Kongress fuhr. Mein Nationalitätensalat sorgte bis Kongressende immer wieder für Belustigung.

Der Kongress war sehr spannend. Menschen aus der ganzen Welt waren da, um sich von Führungskräften aus der Wirtschaft sowie von den Militärs in die Kunst des Führens einweihen zu lassen. Es wurden verschiedene Seminare, Vorträge und Gruppenarbeiten angeboten, so dass jeder sein Programm selbst bestimmen konnte.

Ein indischer General zog mich ganz besonders an. Sein Werdegang und seine inspirierenden Erfahrungen interessierten mich sehr. Ich fand es vor allem erstaunlich, dass ein General hier im Ashram Vorträge hielt. Ich besuchte alle seine Seminare und war eingenommen von seinem starken Charisma.

Mir war allerdings nicht klar, wie sehr diese Erfahrungen meine künftige Arbeit prägen würden. Dieser Kongress zeigte mir, dass man Moral und Ethik immer wieder neu definieren muss und sie nicht universell anwenden kann. Das bezieht sich vor allem auf Wertungen wie gut und böse oder richtig und falsch. Heute werde ich, bei meiner weltweiten Tätigkeit für Militärs, Politiker und bei gewissen Projekten, immer wieder mit Situationen konfrontiert, die bei oberflächlicher Betrachtung als »böse« oder »falsch« angesehen werden könnten. Analysiert man dann die Umstände und setzt sie in Relation zur jeweiligen Umgebung, erkennt man oft, wie sehr sich in Krisenmomenten westliche Wertungen und Werte relativieren.

Es ist ein Vorurteil, dass die Welt der Politik, der Wirtschaft und des Militärs emotionslos und kaltblütig sei, dass Menschen in Machtpositionen nicht an Spiritualität und Medialität interessiert seien. Gerade weil Macht viel mit Verantwortung zu tun hat, werden von diesen Menschen zur Absicherung weitere Informationsquellen gesucht. Auch wenn öffentlich nur selten dazu gestanden wird, erlebe ich es in diesem Bereich oft, dass Medialität ernst genommen wird. Ich berate zumeist mit anderen Spezialisten, das ist eine Teamarbeit, die mir Spaß macht und mich inspiriert.

Seit frühester Kindheit hat Politik und Geschichte mich stark interessiert. Ich verschlang früher Bücher über das Römische Reich, las Homer und über die Napoleonischen Kriege oder Überlieferungen griechischer Sagen. Bestimmt ist mein großes Interesse in Geschichte einer der Gründe, warum ich häufig in politische Beratungen und Analysen involviert bin. Interesse und Faszination an einem Thema sind das eine, viel wichtiger aber ist mir, dass sich so Möglichkeiten zur Ausübung meiner Arbeit ergeben. Ob ich medialer Profiler in der Politik wurde, weil ich es wollte, oder ob es meine Bestimmung war, ist für mich unwichtig und lässt sich auch nicht schlüssig beantworten.

Jedenfalls wünsche ich Ihnen viel Spass beim Lesen meiner Berichte, und seien Sie offen für erweiterte Möglichkeiten. Neu sind diese nicht, Medialität gehört zu den ältesten aller Künste!

Einleitung zu den Übungen

Am Ende eines jeden Kapitels beschreibe ich einige Übungen. Diese führen Sie schrittweise tiefer in die Welt der Medialität. So trägt jedes Kapitel dazu bei, sich dem intuitiven Selbst anzunähern.

Es wäre gut, wenn Sie als Leser bereits Meditationserfahrung mitbringen und die Sprache der Meditation verstehen. Begriffe wie »Visualisieren von Farben« und »Techniken« sowie »bewusstes Atmen« sind grundlegende Bestandteile der Übungen, die ich nicht jedes Mal erkläre. Ich gehe davon aus, dass der Leser diese Begriffe und ihre praktische Umsetzung kennt. Meditationsanfängern empfehle ich, vorher Kurse oder Bücher zum Einstieg zu nutzen.

Einige Übungen habe ich übernommen, andere selbst entwickelt. Sie beginnen einfach mit unkomplizierten Techniken und entwickeln sich aufbauend mit jedem Kapitel. In meinen Übungen duze ich den Leser, um die persönliche Ebene der Übungen herzustellen.

Ich empfehle Ihnen, mit der ersten Übung anzufangen, täglich nicht mehr als einen Übungsschritt zu machen und diesen bewusst zu vertiefen. Erst wenn Sie diesen sehr gut verinnerlicht haben, können Sie zum nächsten übergehen. Ansonsten besteht die Gefahr, die einzelnen Schritte nicht klar zu verstehen.

Die verbreitete Vorstellung, dass Medialität an einen bestimmten Lebensstil oder an eine Religion gebunden ist, trifft so nicht zu. Um mit den Übungen Erfolg zu haben, sind neben Zeit und Geduld auch Freude und etwas Enthusiasmus wichtig.

Versuchen Sie doch einmal, zu zweit zu üben, es ist spannend und empfehlenswert. Dabei kann man sich gegenseitig unterstützen, bestätigen und testen. Auch nach gut fünfzehn Jahren medialer Arbeit lerne ich immer weiter, neue Techniken erscheinen und vertiefen meine Arbeit.

In der Medialität ist Zeit ein ausschlaggebender Faktor. Mit Hektik und Druck blockiert man sich und kommt dem Ziel, der intuitiven Schulung, nicht näher. Muse und ein gesunder Menschenverstand unterstützen dagegen die Entwicklung in allerbester Weise.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg, Spaß und gutes Gelingen!

* Martin Zoller: Wenn die Dämonen rufen: Aspekte des Bösen. Battert Verlag, 1998.

In Bolivien wird ein
Flugzeug vermisst

Am Montag, dem 22. März 1999, startete eine Piper PA 32 in Yaguacua im Süden Boliviens nahe der argentinischen Grenze und flog in Richtung Santa Cruz de la Sierra. An Bord waren eine Frau und fünf Männer, zwei davon Argentinier. Familienangehörige und Freunde von Passagieren und Besatzung warteten um sechzehn Uhr allerdings vergeblich auf die Landung des Flugzeuges.

Die Maschine war planmäßig gestartet und hätte pünktlich landen sollen. Die Wetterbedingungen waren gut, und die erfahrenen Piloten kannten die Flugstrecke. Für die Wartenden verstrich die Zeit im Flughafen »El Trompillo« von Santa Cruz so langsam wie noch nie.