Copyright: © Junfermann Verlag, Paderborn 2007

3. Auflage 2012

Layout: der Christian Tschepp

Fotos: © FOTOLIA – Aleksander Hajdukovic, Alessandro D’esposito, Andrzej Estko, Carsten Medom Madsen, Cathleen Clapper, cb34inc, Christophe Baudot, Christy Thompson, Eric Egea, Eric Isselée, Evgenia Levin, Jayne Burridge, Joanna Wnuk, Josh Remazki, letzelnet, Lotfi Mattou, Marzanna Syncerz, Simon Lhotellier, Thomas Lammeyer, Thong Wing Hoong, urbanhearts, Vladimir Tatarevic

Alle Rechte vorbehalten.

Erscheinungsdatum dieser eBook-Ausgabe: 2013

Digitalisierung: JUNFERMANN Druck & Service, Paderborn

ISBN der Printausgabe 978-3-87387-667-5
ISBN dieses eBooks: 978-3-87387-976-8

Autor

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Klaus-Dieter Gens war von 1999 – 2009 zertifizierter Trainer für Gewaltfreie Kommunikation. Nach Ausbildungen als Sozial­pädagoge, Supervisor und NLP-Trainer begegnete er 1996 Marshall B. Rosenberg und engagiert sich seitdem für Gewaltfreie Kommunikation.

http://gewaltfreiforum.de

info@gewaltfreiforum.de

Klaus-Dieter Gens
Mit dem Herzen hört man besser
Einladung zur Gewaltfreien Kommunikation

Trennende Kommunikation – wie es schief geht 

Auf den ersten Blick kommen wir mit der herkömmlichen Kommunikation gut zurecht. Manchmal allerdings merken wir, dass es doch nicht so rund läuft. Wir ärgern uns, sind frustriert, enttäuscht, spüren Widerstand und Ablehnung. 

Ein harmlos begonnenes Gespräch endet in Missverständnissen und Konflikten. Wenn wir solche Gefühle erleben, ist trennende Kommunikation im Spiel. 

Als trennend erleben wir Vorwürfe, Angriffe, Beleidigungen, Unterstellungen, Übertreibungen, Schuldzuweisungen. Auch Ratschläge und negative Kritik (mit Blick auf dem, was falsch ist) sowie eisiges Schweigen oder Weggehen können trennend wirken.

Diese Stilmittel der Sprache sind nicht nur in ihrer lauten und offensichtlichen Form trennend, sondern auch in der subtilen Weise, durch die Blume oder besser – durch den Kaktus. Denn gerade die subtile Form piekst am meisten – und sorgt schnell für Verwirrung. 

All diese trennende Kommunikation zählt Marshall Rosenberg zur gewalthaften Sprache – eben weil sie trennt, hilflos, traurig oder wütend macht. Als Folge dieser hilflosen und wütenden Situationen entsteht die offenere Gewalt, die sich verbal auf laute Weise (Beschimpfung) und in körperlicher Gewalt ausdrückt. 

Auch lebt die trennende Kommunikation von bestimmten Elementen, die oft als Machtmissbrauch und deshalb als Gewalt erlebt werden: Schuld, Scham, Bestrafung und Belohnung.

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  1. Im Mittelpunkt stehen die Bedürfnisse des Menschen. Bedürfnis kommt von Bedarf, es ist also das, was jeder Mensch braucht: Nahrung, Schutz, Autonomie, Sicherheit, Kommunikation, Nähe, Aufmerksamkeit, Wertschätzung usw. Da alle Menschen auf der Welt dieselben Bedürfnisse haben, gelten sie in der Gewaltfreien Kommunikation als unhinterfragbar. – Bedürfnisse sind nie negativ, sie dienen der Erhaltung und Entwicklung des Lebens. 
  2. Jede Handlung inkl. des sprachlichen Ausdrucks des Menschen ist der jeweils mehr oder weniger gelungene Versuch, ein Bedürfnis zu befriedigen. Was immer Sie auch tun, es sollte ein Bedürfnis erfüllen. Gewalt ist damit der tragische Ausdruck eines Bedürfnisses. 
  3. Menschen handeln deshalb für sich (für ihr Bedürfnis) und nicht gegen andere. Es kann sein, dass andere den Folgen der unangemessenen Art und Weise ausgesetzt sind. Sie können sich dann jeweils fragen: »Was hat er/sie für sich zu erreichen versucht?« 
  4. Menschen tun das ihnen Mögliche. Für den Moment haben sie keine Alternativen zur Verfügung. Dies ist keine billige Entschuldigung, wirft oft aber ein anderes Licht auf unverständliche Handlungen.

Einfühlsam mit dem anderen 

Bevor Sie auf den anderen reagieren, halte ich es für sinnvoll, zunächst stumm für sich herauszufinden, was der andere tatsächlich gemeint haben könnte. Wie mag es ihm gehen und was mag er brauchen? Und wenn seine Rede oder Handlung einen Appell (Bitte) enthält, wie könnte dieser wohl lauten? 

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Wenn Sie mögen, unterbrechen Sie hier und probieren die Schritte ­einmal aus: Erinnern Sie sich an eine Situation, notieren Sie die Selbsteinfühlung und die hypothetische Einfühlung in den anderen.

Einfühlsam mit anderen

»Wenn du siehst (hörst), dass ... «

Wir nennen eine Vermutung, worauf der andere reagiert hat.

» ... fühlst du dich ... «

Wir versuchen nachzuempfinden, was der andere in dieser Situation fühlt. Manchmal müssen wir mehrfach fragen, bis der andere zustimmt. Dann wird er meist erleichtert wirken.

» ... weil du ... brauchst?«

Wir vermuten, welches durch den Konfliktfall nicht befriedigte Bedürfnis es sein könnte.

»Hättest du gerne ...?«

Wir nennen eine konkrete Handlung, die der Erfüllung des Bedürfnisses am besten entspricht.

Es gibt nichts Gutes – außer man tut es.
Erich Kästner

Der Prozess: Übersicht und praktische Anwendung