HEXENWERK
Wildkräuter-Sammelsurium rund um’s Jahr
All-Wetter-Tagebuch
von Ulla Janascheck & Elise Richer
ISBN 978-3-99025-256-7
© 2016 Freya Verlag GmbH
Alle Rechte vorbehalten
A-4020 Linz
www.freya.at
Layout: freya_art, Christina Diwold
Lektorat: Mag. phil. Dorothea Forster
Illustrationen: Manuel Siesenop
Fotos: Ulla Janascheck, Elise Richer, Wolf Ruzicka
© Fotolia: cherezoff, oly5, tolgatezcan
© Shutterstock: Oleg Golovnev, Ragnarock, wanchai,
Pixel Embargo, CPdesign, olies Aleks Melnik, GooseFrol
© Wikipedia: Opioła Jerzy, Onderwijsgek, Biberl, Christof Bobzin,
Steffen Heinz Caronna, Furu Maru, Jeremy Keith
Die Verfasserin gibt weder direkte noch indirekte Ratschläge, sie stellt keine Diagnosen und erteilt keine Verordnungen. Verfasserin und Verlag übernehmen keinerlei Haftung für etwaige Verletzungen, Verluste oder andere Schäden, die aus der Verwendung der in diesem Text angebotenen Informationen resultieren.
Wildkräuter-Sammelsurium
rund um’s Jahr
All-Wetter-Tagebuch
Einmal ’rum im Kräuterjahr – ein Tag in der Woche ist Wildkräuterzeit für uns – ein Jahr lang sind wir ihnen nachgegangen, haben uns von ihnen führen lassen, sie gesucht oder sind von ihnen überrascht worden – jedes Mal hatten wir eine schöne Zeit in der Natur und viele wunderbare Erlebnisse. Das alles haben wir in diesem Tagebuch dokumentiert.
Mit den Wildkräutern ist es nämlich so: Je tiefer wir uns auf sie einlassen, desto mehr Einsichten schenken sie uns. Je mehr wir sie lieben, achten und uns mit ihnen beschäftigen, desto stärker gehen sie in Resonanz mit uns. Und dann geschieht, was keiner zuvor geglaubt hätte.
Wildkräuter bestehen nicht nur aus botanischen Namen und Inhaltsstoffen, sondern sind eingebunden in ein morphogenetisches Feld, ein Informationsfeld, das unsere Vorfahren als „Pflanzengeist“ bezeichneten. Und diese Pflanzengeister scheinen gerne im Kontakt und Austausch mit uns Menschen zu sein, sofern wir ihnen Wertschätzung und Respekt entgegenbringen. Dieses Wissen lebt bis heute in den wenigen verbliebenen Naturvölkern und unterschiedlichen schamanischen Ritualen weiter.
Es gibt viele Wege, die Wildpflanzen zu erkunden. Wir können sie studieren, in Büchern nachlesen, was andere bereits herausgefunden haben, wir können sie aber auch ganz absichtslos erfahren. Dann fühlen wir uns hinein in den „Pflanzengeist“, atmen seinen/ihren Duft ein, beobachten, wie er/sie sich bei Wind und Wetter verhält, in welcher Umgebung er/sie sich wohlfühlt, schauen, welche „Signaturen“ das Wildkraut trägt – wie die Blätter, Blüten, Wurzeln beschaffen sind und aussehen, und assoziieren ...
Auf diese Art verbinden wir unser rationales Wissen über Beobachtung und innere Begegnung mit unserer Intuition zu einer Ganzheit. Wir sammeln persönliche Erfahrungen. So bleiben wir in einer lebendigen Berührung mit der Natur – was kann es Schöneres geben?
Uns haben die Wildpflanzen viel Kraft und Freude geschenkt – und das wird auch so bleiben, denn immer wieder geschieht Neues im großen Rund. Wir sind viel draußen, auf unterschiedlichen Wegen unterwegs, und lassen uns hierhin und dorthin „rufen“. Manchmal schenkt uns eine noch unbekannte Wildpflanze ihren Namen, weckt einen Eindruck über ihre Wirkung, hilft uns dabei, uns zu erinnern, oder macht uns so neugierig, dass wir alles über sie nachlesen wollen. Andermals ist es einfach schön, sich aus der Tiefe von ihr berühren zu lassen. Und wieder andere duften oder sehen so lecker aus, dass wir gleich etwas daraus zubereiten wollen.
Wir haben viele Rezepte ausprobiert, sind entweder mit unseren Funden heimgekehrt und haben dann überlegt, was damit zu tun ist, oder wir haben nach Zutaten für ein Rezept gesucht, das wir gerne zubereiten wollten. Meist war es Ersteres.
Unsere Wildkräuter-Erlebnisse von Februar bis Februar haben wir dokumentiert – in Bild und Schrift.
DANKE
Danke an Manuel Siesenop für die tollen Cartoons, danke an Julian und Dani fürs Mitdichten der kleinen Merkhilfen zu den Kräutern und die vielen Testessen und danke an Sigrid Hirsch, der die Idee unseres Wildkräuter-Tagebuchs so gut gefiel, dass es zu einem Buch werden konnte.
Wir wünschen allen Leser-innen genauso viel Spaß damit, wie wir hatten!
Unsere Seele braucht immer wieder eine Auszeit vom betriebsamen Alltag mit seinen regelmäßigen, oft fremdbestimmten Gewohnheiten. Denn unsere Seele ist auf die allem zugrunde liegende Harmonie ausgerichtet und möchte diese, sobald verloren, immer wieder aufs Neue herstellen. Das bedeutet für sie „Ent-Wicklung“. Harmonie ist in diesem Sinne gleichbedeutend mit In-Verbindung-Sein, Dissonanzen entstehen durch Abspaltung und Isolation.
In der Natur kann unsere Seele Verbindung mit den Wildkräutern, Wildpflanzen, Büschen, Sträuchern und Bäumen aufnehmen. Für sie ist es selbstverständlich, Teil des Ganzen zu sein und mit den einzelnen Komponenten der nahen Umgebung zu kommunizieren. Wenn wir tief genug in unsere Seelenwelt hineintauchen, können wir die Natur verstehen, ihre Zeichen lesen. Wir sind dann eingebunden und offen, mit all unseren Sinnen in Resonanz und können wichtige Botschaften für unseren Lebensweg empfangen, Kraft tanken oder inspiriert werden. Vertrauen und Hingabe, gelöste Aufmerksamkeit und Absichtslosigkeit sind Schritte dahin. Kinder haben „das“ noch – sie leben in einer beseelten Welt, in der alles lebendig ist –, als Erwachsene müssen wir uns diesen wundervollen Raum wieder zurückerobern. Und das können wir! Je regelmäßiger wir uns mit uns selbst und der Natur zu Seelenausflügen verabreden, desto kostbarer wird die Seelenzeit und desto mehr Kraft bekommen wir von den heiligen und wilden Orten geschenkt. Harmonie ist die natürliche Folge. Freude, Lust und Erfüllung sind die Begleiterinnen.
Für die Medizinkundigen der Aboriginals gibt es beispielsweise einen direkten Zusammenhang zwischen Heilung, Resonanz und Glück. Sie sagen nicht, „wir heilen“, sondern „wir machen jemanden wieder glücklich“. „Glück“ leitet sich ab von „gu luck“ (engl.: good luck) – Deckel und Topf. Heilung bedeutet in diesem Sinne: den verlorenen Deckel für den Topf finden, die Umstände wieder passend machen. Erst wenn die Umstände so sind, dass die Seele damit gerne in Resonanz geht, kann sie Glück erfahren. Gesundheit ergibt sich danach aus der Sicherheit, auf dem richtigen Weg dorthin zu sein. Die Wildkräuter sind uns dabei hilfreiche Wesen, wertvolle Wegweiser und Begleiter.
Wenn wir in der Natur sind, haben wir Teil an der Fülle, die uns die Erde, das Leben schenken. Indem wir uns auf diese Fülle einstimmen, schaffen wir auch Fülle für uns selbst. Wir fühlen die Fülle, denken in Fülle und ziehen nach dem Resonanzgesetz damit noch mehr Fülle an. In der Stille und durch Rückbindung an die Kräfte und den Wandel der Natur geben wir diesem Erleben Stabilität. Indem wir die Fülle des Lebens so annehmen, wie sie sich in der Veränderlichkeit der unterschiedlichen Jahreszeiten zeigt, wachsen wir hinein in eine mehr und mehr bedingungslose Liebe zu dem, was wirklich ist. Wir lernen, dass es mehr gibt als die Hoffnung auf den ewigen Sommer. Unsere Seele wird dadurch frei von Erwartungen und offen für die Berührung mit dem Außergewöhnlichen. Darin liegt die Freiheit aller Schöpferkraft.
Alle unsere Rezepte sind organisch gewachsen, also abhängig von den Kräutern, die auf unseren Wegen zu einer bestimmten Jahreszeit bei einem bestimmten Wetter wuchsen. Sie lassen sich fast alle variieren, wenn man das eine Kraut nicht findet, nimmt man ein anderes. Die Wildkräuterküche ist eine lebendige Küche, es darf improvisiert werden, hier sind eine gute Intuition und Kreativität gefragt.
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt – und wenn mal was schief geht, ist’s auch kein Drama, die Ameisen und Insekten freuen sich über eine „Opfergabe“.
› Sammle auf Pfaden, die fernab von
Hundespazierwegen und Tollwut gefährdeten Gebieten liegen.
› Sammle nicht, nachdem es stark geregnet hat,
die Kräuter sind dann zu nass und schimmeln schnell.
› Beschäftige dich mit den Rhythmen der einzelnen Pflanzen, viele atmen am Morgen ein und am Nachmittag aus. Mehr Kraft haben sie beim Einatmen. Stimme das Sammeln darauf ab.
› Sammle keine seltenen Arten, freue dich lieber an ihrem Anblick und mache ein Foto oder fange dir ihre Schwingung als Bachblüte ein. (Rezept siehe S. 19)
› Nimm immer nur so viel, wie du wirklich brauchst.
› Gib der Stelle, von der du etwas genommen hast, auch etwas zurück.
› Pflücke achtsam – ohne die Pflanzen zu verletzen.
› Lasse immer genug stehen, damit sie nachwachsen können.
› Grabe Wurzeln vor dem Frühling, am besten im Spätherbst nur dann aus, wenn du sie als Medizin brauchst.
› Wasche die Wurzeln und Blätter, aber nicht die Blüten der Wildpflanzen. Trockne vorsichtig – tupfe mit einem Geschirrtuch oder Küchenpapier.
› Pilze werden nur gebürstet, sonst verwässert ihr Geschmack.
› Trockne die Pflanzen am besten draußen im Halbschatten. Sorge für gute Durchlüftung, indem du sie entweder aufhängst oder in Körben, auf geflochtenem Boden luftig ausbreitest. Vermeide das Stapeln!
› Im Backofen trocknest du bei 50–60° C und klemmst dabei einen Holzlöffel in die Türe, damit die Feuchtigkeit entweichen kann. In Übergangszeiten ist auch die Heizung ein guter Ort zum Trocknen.
› Bewahre die getrockneten Wurzeln, Blüten und Blätter in großen Schraubgläsern oder auch dicken Papiertüten auf (z. B. ölhaltige Pflanzen wie das Johanniskraut verschimmeln sonst schnell!). Vermeide zu starke Dichte – nicht stopfen! Schüttle die Gläser ab und zu gut durch.
› Beschrifte die Sammelgefäße mit Datum und Inhalt, so weißt du, wann sie ihre Wirkung verlieren.
› Keine Angst, es gibt wenig wirklich giftige Wildkräuter. Die hast du schnell in einer Liste nachgeschaut. Viele geben sich auch deutlich zu erkennen, sie sehen giftig aus oder riechen oder schmecken scheußlich. Meist genügt eine winzige Geschmacksprobe mit der Zunge oder das Zerreiben von Blättern und Blüten, um sie zu erkennen.
› Marmeladen, Öle und Pestos schmecken frischer und halten sich länger mit der Zugabe von etwas Ascorbinsäure.
› Natron erhält die Farben von Obst und Gemüse, nimmt Gerüche aus bereits benutzten Gläsern, ist eine Sprudelhilfe bei Getränken, ein Triebmittel bei Teigen und hat eine basische Wirkung.
› Mach auch mal eine Pause. Gehe absichtslos hinaus und nimm diesmal nichts, sondern trage ein Geschenk zu den Bäumen, Büschen und Wiesen – singe ihnen ein Lied, musiziere, tanze und räuchere, sie lieben fröhliche Schwingungen und freuen sich über Dankbarkeit.
Noch wirksamer sind unsere Heilpflanzen, wenn wir uns beim Sammeln und Zubereiten an den Mondphasen orientieren. So binden wir uns ein in den ewigen Wandel und berücksichtigen den sich verändernden Wasserhaushalt in den Pflanzen.
› Grabe alles, was unter der Erde oder im Dunkeln wächst, wie Wurzeln, Wurzelgemüse oder Nachtschattengewächse, bei abnehmendem Mond, in den Tagen um Neumond herum aus.
› Schneide jetzt auch Baumäste oder Sträucher zurück.
› Bei Vollmond sprudeln die Pflanzensäfte hoch hinauf in die Kronen, jetzt dürfen Bäume und Sträucher nicht geschnitten werden. Jetzt ist die Zeit des Düngens.
› Ernte Blüten und Blätter, Obst bei zunehmendem Mond, am besten um Vollmond herum.
› Kräuter, die reinigende und ausleitende Wirkung haben, nimmt man besser in der abnehmenden Mondphase ein.
› Kräuter, die stärkende und aufbauende Wirkung haben, nimmt man besser bei zunehmendem Mond ein.
› Alkohol wirkt stärker bei Vollmond – so auch Tinkturen.
Nicht immer müssen wir eine Pflanze pflücken, manchmal genügt es auch, ihre Schwingung aufzufangen, um verlorene Harmonie wieder herzustellen. Das kann über den Duft geschehen oder auch mithilfe einer Meditation:
PFLANZENBEGEGNUNG