Danke schön!

Selbst der Erstling eines bescheidenen Hobbyautors kommt nicht ohne die Hilfe so einiger Mitmenschen aus. Und denen danke ich nun natürlich auch in aller Form.

Zuallererst ist da meine Frau Pia, die mir immer wieder Zeit und Ruhe verschafft hat, damit ich schreiben konnte. Ich weiß, sie hat eigentlich viel zu oft alleine abends auf dem Sofa gelegen, während von mir nur das Klappern der Tastatur zu hören war.

Den nächsten wichtigen Beitrag leisteten meine Testleser. Die gnädigen, Sabine Lanwehr und Lars Kühl, die mich aber doch vor einem viel zu langweiligen Ende bewahrten; und die harten, Toni Garber und die Tintenzirkler Tina Skupin, Angela Stoll, Corinna Inderst, Bea Haagen, Valentina Kramer und Dominik Seiberth. Die haben Sachen gefunden, da wäre ich im Leben nicht drauf gekommen.

Niemand würde dies Buch lesen ohne Charlotte Erpenbeck, meine Verlegerin, die mit der Aussage „Ich liebe dein Manuskript“ einen schönen Tag perfekt machte.

Außerdem sind da noch:

Mein Onkel Hubertus Raubal sowie Christopher vom Tintenzirkel, die mich vor den schlimmsten Fehlern in Kurts Militärvergangenheit bewahrten.

Sabine S. und Holger K. von der bayrischen Polizei, die mir geduldig Fragen zu Plastikwaffen, Geschossen, Zuständigkeiten etc. beantworteten. (Ein weiterer Kollege wird in Band 2 noch genannt, er ist nicht vergessen!)

Dr. Gabriele Hausmann, die dem armen Horst zumindest einen allzu unrealistischen Selbstmord ersparte.

Ach ja, wie Meister Stephen King immer zu schreiben pflegt: Jegliche Fehler, die trotzdem noch drin sind, gehen ganz alleine auf meine Kappe.

 

 

 Sascha Raubal

cover

Kurt in göttlicher Mission

Sascha Raubal

Urban-Fantasy-Krimi

 

Für Pia, Adrian und Yasmina

Ihr seid mein Leben.

 

 

Zitate aus dem Songtext „Hier kommt Kurt“

Musik: Frank Zander

Text: Frank Zander, Hanno Bruhn

Verlag: Zett Records Musikverlag

verwendet mit freundlicher Genehmigung der Zett Records Produktions Verlag GmbH

 

Machandel Verlag Charlotte Erpenbeck

Cover: Bob Alex / www .shutterstock .com

Haselünne

2015

ISBN 978-3-95959-001-3

 

Alle handelnden Personen dieses Romans sind frei erfunden.

Ausnahmslos. Wenn auch nicht alle von mir.

Ähnlichkeiten mit lebenden Personen ... na, Sie kennen den Spruch.

S.Raubal

Praeludium

„Ich kann einfach nicht.“ Flehentlich blickte sie ihn an. „Bitte versteh doch, ich …“

„Ich verstehe nur, dass du schwach bist. Damals und heute immer noch.“ Traurig schüttelte er den Kopf. „Er wird sehr enttäuscht von dir sein.“

„Aber er kennt mich doch, er weiß, dass ich so etwas nicht übers Herz bringe. Kann nicht jemand anderes …?“

„Natürlich kann jemand anderes.“ Er wandte sich zum Gehen. „Aber er wollte dir die Chance geben, dich reinzuwaschen. Deine Liebe zu beweisen. Hannes hat sich so für dich eingesetzt! Obwohl du dich an ihm versündigt hast. So sehr liebt er dich noch immer. Nur ihm hast du zu verdanken, dass er dir diese Aufgabe überantworten wollte. Und du erweist dich als derart unwürdig.“

Er hob die Hand zum Abschied. „Es tut mir leid für dich. Aber noch mehr tut es mir für Hannes leid. Er hat auf dich vertraut. Du jedoch verrätst sein Vertrauen. Wieder einmal. Du hast Treue geschworen und bist nicht bereit, den Schwur zu halten. Dem einen wie dem anderen.“

Augenblicke wartete er noch, sah zu, wie sie mit sich rang, dann öffnete er die Tür und trat hinaus. „Es wird ihm das Herz brechen. Zum zweiten Mal. Aber es ist deine Entscheidung.“

„Warte!“ Sie streckte die Hand nach ihm aus. „Bitte! Bist du dir ganz sicher, dass ich meinen Hannes dann sofort wiedersehe?“

Er hielt inne. Drehte sich um. Lächelte.

Der Mann im Pullunder

 

Die Schlacht um Helms Klamm, großartig geschrieben von JRR Tolkien, phantastisch in Szene gesetzt von Peter Jackson: Tausende und abertausende von Orks und Uruk-hai gegen Zwerge, Elben und Menschen; der Klang der Hörner, das Schlachtengebrüll aus unzähligen Kehlen, das Scheppern von Schwert auf Schwert, Morgenstern auf Schild, Keule auf Schädel. Ein beeindruckendes Erlebnis. Auf der Kinoleinwand. Weniger beeindruckend das Scharmützel, das gut ein halbes Dutzend Gläser Pils mit etwa derselben Truppenstärke Korn in Kurts Kopf ausfochten.

Kurt Odensen, Privatdetektiv, saß über den Münchner Merkur gebeugt in seinem Büro, neben sich ein großes Haferl starken, schwarzen Kaffees und einen überquellenden Aschenbecher, und wartete verzweifelt darauf, dass dieses furchtbare Dröhnen in seinem Schädel endlich nachließ. Er verstand sich selbst nicht mehr. Pils und Korn, wie hatte er so wahnsinnig sein können? Nur, weil ihn sein verdammter Ex-Kamerad Hinrichs aufgespürt und in Ottos Kneipe geschleppt hatte. Und weil der bestellt, der die Runden spendiert. Mit Kurts Kontostand lehnte man da einfach nicht ab. Aber das war es nicht wert gewesen. Die Geschäfte liefen zwar – nun ja – schleppend wäre geschmeichelt, doch das war noch lange kein Grund, sich so mit diesem Gift vollzupumpen. In Zukunft, das schwor Kurt sich, würde er seinen Prinzipien treu bleiben: nur Hefeweizen und Obstler. Nichts anderes.

Kurt versuchte, die Überschriften zu entziffern.

 

Bombenanschlag bei Alchimisten-Versammlung.

 

Was? Er holte tief Atem und zwang die Buchstaben, ihr Geschunkel vor seinen Augen zu beenden. Ah. Keine Alchimisten. Atheisten. Und wer jagte so was in die Luft? Wahrscheinlich Islamisten. Die bekloppten Turban-Alis waren heute eh für alles gut. Wobei die Pfeifen im sogenannt christlichen Lager nicht wirklich besser waren. Aber über Letztere schrieb ein Münchner Merkur, auch bekannt als das CSU-Hausblatt, natürlich nicht.

Oha, oder etwa doch? Am Tatort des Anschlags war laut Artikel ein kleines Pamphlet gefunden worden, das die Gottlosen beschimpfte, ihnen ewige Höllenqualen versprach und sich darüber empörte, dass derartige Veranstaltungen der Feinde Gottes und Jesu Christi überhaupt erlaubt seien. Unterschrieben mit: In nomine patris et filii et spiritus sancti.

„Na dann Prost.“ Kurt nahm einen großen Schluck von seinem inzwischen erkalteten Kaffee, verzog angewidert das Gesicht und kippte den Rest hinterher. „Klasse, jetzt fangen die Spinner von der Vatikansfraktion auch schon an mit Bombenschmeißen. Lauter Irre. Wenigstens sind die noch zu blöd zum Bombenbauen.“ Selbst der Redner, unter dessen Pult der Knaller hochgegangen war, konnte nur leicht verletzt bereits nach einer Stunde aus dem Krankenhaus entlassen werden. Das wäre einem Djihadisten nicht passiert, die verstanden ihr Handwerk.

Er schüttelte resigniert den Kopf und stemmte sich hoch. Die drei Aspirin und der Kaffee fingen langsam an zu wirken, und er musste sich noch für die nächsten Tage mit Verpflegung eindecken. Er schloss die Bürotür ab – heute würde sowieso kein Kunde auftauchen, wie an den anderen Tagen auch – und stapfte die Treppe hinab.

 

*

 

In beiden Händen große Plastiktüten mit Tiefkühlpizzen und Weißbier in Plastikflaschen, tappte Kurt die Stufen wieder hinauf. Ein paar Schachteln Zigaretten noch, damit war für die Woche gesorgt. Als er an der Bürotür vorüber zu seiner Wohnung im nächsten Stock wollte, stolperte er fast über einen schmächtigen Mann so um die fünfzig, der auf der Treppe saß.

Kurt quetschte sich mit einem gemurmelten „Entschuldigung“ vorbei und ging weiter nach oben. Dann kam ihm ein vager Verdacht. Irgendetwas an dem Mann war seltsam. Konnte es sein, dass … nein, das war Unsinn. Obwohl, ach, unwahrscheinlich hin oder her, was kostete es schon, ihn zu fragen?

„Wollen Sie zu mir?“

Das Männlein – im altbackenen, karierten Pullunder gegen die leichte Kühle des Frühlings – sah ihn über seine Brillengläser hinweg unsicher an.

„Ich weiß nicht. Wenn Sie der Privatdetektiv sind, dann schon.“

Kurt ließ vor Überraschung fast die Einkäufe fallen. Sollte das wirklich ein potentieller Kunde sein?

So lässig, wie es ihm nur möglich war, stellte er die Tüten ab und streckte dem Besucher die Hand entgegen. „Kurt Odensen, zu Ihren Diensten.“ Dann fiel ihm ein, dass man Kundengespräche doch nicht im Hausflur führte. „Aber lassen Sie uns doch in mein Büro gehen.“

Noch bevor der Mann seine Hand ergreifen konnte, schob Kurt diese auch schon wieder in die Hosentasche und zog den Schlüssel hervor. Er öffnete die Tür und stürmte fast in den großen Raum, der früher mal ein Ein-Zimmer-Appartement gewesen war. Nur, weil darin die Vormieter ein ziemlich blutiges und noch dazu tödliches Ehedrama dargeboten hatten und diese Geschichte weithin bekannt war, hatte der Hausbesitzer so weit mit der Miete heruntergehen müssen, dass Kurt sich die Räume als Büro leisten konnte. Er zumindest hatte keine Angst vor Geistern.

Der Mann im Karopullunder folgte ihm etwas verwirrt und nahm auf dem Stuhl Platz, der vor dem wuchtigen Schreibtisch langsam verstaubte. Er setzte die Brille ab und drehte sie zwischen den Fingern, während Kurt zwei hektisch abgewischte Kaffeetassen aus der Thermoskanne füllte und vor ihnen beiden platzierte.

„Also?“ Kurt ließ sich in seinem ledernen Drehsessel nieder und sah den potentiellen Kunden neugierig an. „Was führt Sie zu mir?“

Der Gast blickte etwas verunsichert. Das konnte heißen, dass der ihn jetzt schon als Verlierer einordnete und sich im Stillen bereits eine Ausrede überlegte, wie er hier wieder herauskam. Oder das kleine Kerlchen mit dem großen Kopf war ganz einfach von Kurts Statur eingeschüchtert. Vergeistigte Eierköpfe wie sein Gegenüber hatten meist zwar wenig Respekt, aber dafür umso mehr Angst vor echten Kerlen. Speziell denen, die aus knapp zwei Metern voll Muskeln bestanden.

„Sie sind mir empfohlen worden.“

Kurt nickte bedächtig mit dem Kopf. „Es ist immer schön, von zufriedenen Kunden weiterempfohlen zu werden.“ Zumindest dachte er sich das so. Gehörnte Ehemänner waren im Allgemeinen wenig dankbar dafür, dass man ihnen Beweise für ihren Verdacht lieferte. Aber wenn er zufriedene Kunden hätte, dann fände er das sicher schön, würden sie ihn weiterempfehlen.

Sein Besucher sah den Merkur auf dem Schreibtisch liegen, die große Schlagzeile vom Bombenanschlag oben auf. „Wie ich sehe, haben Sie schon von dem Anschlag bei unserem Symposium am Samstag gelesen.“

„Bei Ihrem Symbio …, Sympa … äh“ Verdammt, hatte er nun Abitur oder was? Das musste der Kater sein. „Ja natürlich, von dem Anschlag habe ich gelesen. Sie sind also auch einer dieser Alchimisten – Verzeihung – Atheisten?“

Der Mann straffte sich. „Haben Sie Probleme mit Menschen, die keinem Aberglauben anhängen?“

Kurt hob beschwichtigend die Hände. „Nein, nein, um Gottes willen, äh, also nein, wirklich nicht. Ich selbst bin auch kein religiöser Mensch. Bin schon in einem gottlosen Elternhaus aufgewachsen. Sozusagen.“

Der Interessent – der vielleicht ein Kunde hätte werden können – erhob sich und wandte sich zum Gehen. „Ich sehe schon, ich muss mir einen Ihrer Kollegen suchen, der weniger voreingenommen ist.“

Kurt entdeckte plötzlich etwas, was er seit geraumer Zeit nicht mehr gesehen hatte: seinen Kampfgeist. Bevor der Besucher auch nur drei Schritte machen konnte, schoss er aus dem Sessel und nahm vor der Tür Aufstellung.

„Nun mal ganz mit der Ruhe.“ Er fasste den Anderen freundlich, aber bestimmt am Arm und führte ihn zurück zum Stuhl. „Lassen Sie mich doch erst mal ausreden, bitte. Danach können Sie immer noch gehen.“

Der Mann nahm widerwillig erneut Platz, vermutlich vor allem aus Angst vor Kurts festem Griff, und schwieg.

„Um ehrlich zu sein: Mir geht das alles hinten vorbei. Ich bin nicht religiös, meine Eltern waren es auch schon nicht, aber ich bin kein Überzeugungsatheist. Wer dran glauben will, soll es tun, wer nicht, der soll es bleibenlassen. Das ist jedem seine eigene Sache. Nur, wer Bomben legt, weil ihm die Meinung des anderen nicht passt, der gehört in den Knast und Punkt. Also denken Sie nicht, ich wäre voreingenommen. Im Gegenteil, ich bin da ganz unparteiisch. Und nun, bitte, erklären Sie mir, warum Sie bei mir sind. Der Anschlag ist offenbar ein Fall für die Polizei. Was kann ich als Privatdetektiv für Sie tun?“

Sein Gast musterte ihn eine Weile schweigend, bevor er wieder das Wort ergriff.

„Zuerst einmal sollte ich mich vorstellen. Mein Name ist Marx. Friedl Marx.“ Er schnippte eine Visitenkarte auf den Schreibtisch, streckte die Hand aus, und Kurt schüttelte sie.

„Ich bin im Vorstand der Münchner Ortsgruppe des deutschen Freidenker-Verbandes und habe die gestrige Veranstaltung mit organisiert. Sie können sich ausmalen, wie schockiert wir alle waren, als diese Bombe hochging. Nur durch puren Zufall wurde niemand wirklich schwer verletzt. Professor Uhl, der zum Zeitpunkt der Explosion am Rednerpult stand, hatte zum Glück einige dicke Bücher mitgebracht und unter das Pult gesteckt, genau zwischen sich und die Bombe. Die Wälzer haben einen Teil der Wucht und die allermeisten Splitter abgefangen. Wie Sie vielleicht auch wissen, war das nicht der erste Anschlag auf frei denkende Menschen in den letzten Monaten. Schon in Hamburg und in Leipzig wurden Redner auf Veranstaltungen des DFV – des deutschen Freidenker-Verbandes – und befreundeter Organisationen bedroht und angegriffen.“

Nein, davon wusste Kurt nichts, was man ihm wohl auch ansah. Marx seufzte und holte weiter aus. „In Hamburg wurden vergangenen Dezember mehrere Teilnehmer, die mit eigenen Referaten auf dem Programm einer Tagung standen, schwer bedroht. Sie bekamen Briefe mit Morddrohungen, in denen man sie aufforderte, ihre satanische Missionierungsarbeit sofort einzustellen und auf keinen Fall an der Tagung teilzunehmen. Natürlich lassen wir uns nicht so leicht von denen einschüchtern, und alle Vorträge wurden gehalten. In Leipzig dann, diesen Januar, gab es ein Messerattentat auf den Moderator der Veranstaltung. Der Mann erlitt drei tiefe Stiche in den Oberkörper, bevor man die Wahnsinnige stoppen konnte. Bei ihrer Vernehmung faselte sie die ganze Zeit etwas davon, Gott hätte sie durch einen seiner Engel beauftragt, die Ungläubigen zu bekämpfen. Vorläufig ist sie in die Nervenheilanstalt eingewiesen worden, wahrscheinlich wird sie auch nach der Gerichtsverhandlung wieder dort landen. Selbstverständlich nur eine verwirrte Einzeltäterin, was sonst? Bei den Islamisten steckt immer Al Kaida dahinter, bei den christlichen Spinnern, die ebenso schlimm sind, darf es so etwas wie eine Organisation natürlich nicht geben. Da sind es grundsätzlich nur verwirrte Einzeltäter.“

Marx war aufgestanden und wanderte aufgeregt gestikulierend im Raum hin und her. Kurt dagegen saß immer noch seelenruhig in seinem Sessel und wartete auf die Erklärung, was er denn nun mit der ganzen Sache zu tun hätte.

„So, und gestern nun also der Anschlag hier. Herr Odensen, Sie als Fachmann, was glauben Sie? Ist das Zufall? Sind das wirklich nur verwirrte Einzeltäter?“

Kurt. Als Fachmann. Okay. „Nun, das ist schon eine auffällige Häufung. Man kann natürlich annehmen, dass die christlichen Fundamentalisten miteinander vernetzt sind. Man muss ja nur mal bedenken, was auf diversen Internetseiten alles zu lesen ist. Ganz besonders die menschenverachtenden Hasstiraden auf kreuz.net. Sie sehen, ich verfolge durchaus, was sich in diesen Kreisen so tut.“ Nun gut, genau genommen war Kurt nur ab und an beim Surfen über entsprechende Inhalte gestolpert, und kreuz.net hatte er sowieso erst mal für eine schlechte Satireseite gehalten. Erst spät war ihm aufgegangen: Die meinten das wirklich ernst. Aber das musste er seinem Gegenüber ja nicht gerade auf die Nase binden.

„Andere Verrückte“, fuhr er fort, „könnten durchaus von den Drohungen in Hamburg und dem Anschlag in Leipzig zu Nachahmungstaten angeregt worden sein.“ Das klang doch ziemlich fachmännisch, oder?

„Andererseits …“, er musste den Verdacht des Kunden ja schließlich erst mal ernst nehmen, „… könnte man auch annehmen, dass tatsächlich eine organisierte Gruppierung dahintersteckt. Extremisten finden sich in jeder Religion. Unsere Staatsdoktrin verbietet vielleicht, das offen auszusprechen. Aber natürlich kann man nicht ernsthaft abstreiten, dass es unter den fanatischen Christen genauso gefährliche Irre gibt wie unter den fanatischen Moslems oder Juden. Und diese Christen könnten sich bestimmt auch auf ähnliche Weise verschwören.“

Ja, das klang sehr fachmännisch.

„Nur weiß ich immer noch nicht so recht, warum Sie damit zu mir kommen. Das ist doch nun wirklich ein Fall für die Polizei.“

Marx fuchtelte aufgeregt mit den Armen. „Aber das ist ja gerade das Problem: die Staatsdoktrin. Unser angeblich so säkularer Staat, in dessen Grundgesetz die Trennung zwischen Staat und Kirche sowieso nur ausgesprochen halbherzig festgeschrieben ist, ist unterwandert und kontrolliert von den Kirchen und ihren Lakaien. Da kann ich der Polizei hundertmal erklären, dass wir es hier mit einer organisierten Anschlagsserie zu tun haben, die interessiert das nicht. Die werden nie in die richtige Richtung ermitteln, weil nicht sein kann, was nicht sein darf.“

Kurt zuckte die Schultern. „Mag ja sein, aber ich sage Ihnen eines: Wenn ich anfange, in diese Richtung zu ermitteln, und den offiziellen Stellen passt das tatsächlich nicht, dann werden die mich ganz flott ausbremsen.“ Er merkte, dass er die lange Narbe rieb, die sich seinen Hals hinabzog. Schnell nahm er die Hand herunter. „Also, so gerne ich natürlich Ihren Auftrag annehmen würde, ich muss Ihnen ehrlicherweise sagen, dass ich kaum eine Chance sehe, eine Verschwörung von christlichen Taliban, wie Sie sie vermuten, aufzudecken.“

Nun gut, wirklich ehrlich wäre gewesen, dem Manne zu erklären, dass er schon bereute, ihn vorhin am Gehen gehindert zu haben. Egal, wie wahrscheinlich oder unwahrscheinlich diese Verschwörung auch war, er hatte einfach keine Lust, den Hirngespinsten dieses Mannes nachzujagen oder gar in den Krieg zwischen fanatisch Gläubigen und fast ebenso fanatisch Nichtgläubigen hineingezogen zu werden. Zu viele Aussagen von Seiten der organisierten Religionskritiker liefen auf ein Vernichtet den Glauben, wo ihr ihn findet! hinaus, was für ihn etwa dieselbe Qualität wie das Gebrüll der Gegenseite hatte. Fanatiker unter sich, nur bitte ohne ihn. Afghanistan hatte ihm da vollauf gereicht, das brauchte er nicht noch mal.

Marx sah ihn verzweifelt an. „Sie verstehen nicht. Es geht nicht nur darum, die bisherigen Anschläge aufzuklären. Es geht auch um die Verhinderung weiterer Attentate. In den nächsten Wochen ist in München und Umgebung eine ganze Serie von Tagungen, Symposien und einzelnen Vorträgen angesetzt, und den Höhepunkt bildet ein Abend mit Richard Dawkins im Audimax der Technischen Universität. Richard Dawkins persönlich kommt nach München! Stellen Sie sich mal die Blamage vor, wenn er diesen Auftritt absagt, weil bei uns ein paar irre Extremisten ungehindert Anschläge verüben können! Oder, noch schlimmer, er kommt trotzdem und fällt selbst einem Attentat zum Opfer. Der große Richard Dawkins, bei einer Veranstaltung des deutschen Freidenker-Verbandes von einem religiösen Fanatiker verletzt oder gar getötet! Unser Ruf wäre dahin! Davon würden wir uns nie wieder erholen!“

Richard Dawkins persönlich kam nach München! Ja, wenn Kurt das gewusst hätte! Vor allem: Wer, zum Geier, war das eigentlich? Er stand auf und legte dem weiterhin aufgeregt im Raum stehenden Marx die Hand auf die Schulter.

„Hören Sie. Ich verstehe ja, dass Sie Angst um Ihren Großmeister haben. Oder wie immer man diesen Dawkins auch bezeichnen mag. Aber ich bin nicht die Polizei und ich bin ebensowenig Personenschützer. Überlassen Sie Ersterer die Aufklärung der bisherigen Anschläge und engagieren Sie Letztere, um Ihre Veranstaltungen und Redner – ganz besonders diesen Dawkins – zu schützen. An der Bombe gestern hat man gesehen, dass hier nur absolute Laien am Werk sind. Die sind sogar zu blöd, jemanden in die Luft zu jagen, der nur Zentimeter von der Explosion entfernt steht. Glauben Sie mir, die Profis im Personenschutz werden mit solchen Hanswursten spielend fertig. Ich bin nun mal in einem anderen Sektor tätig.“

Augenblicke später war Marx auch schon aus der Tür geschoben, die hinter ihm ins Schloss fiel. Kurt stand noch ein paar Sekunden da und lauschte, wie sein Besucher enttäuscht die Treppe hinunterschlurfte.

Er sperrte sein Büro ab, nahm seine Lidl-Tüten und stieg in den zweiten Stock hinauf, wo seine Wohnung lag. Na klasse. In den neun Monaten, seit er sich als Privatdetektiv versuchte, wäre das der erste vielleicht halbwegs interessante Fall gewesen. Und den hatte er abgeblockt, weil er mit zu vielen Bekloppten zu tun hatte. Was für eine grandiose Leistung. Außerdem war über das Gespräch das Bier warm geworden und die Tiefkühlpizzen aufgetaut. Damit war klar, was in der nächsten Zeit mittags wie abends auf dem Speiseplan stehen würde. Mal wieder ein wunderbarer Tag im glanzvollen Leben des Kurt Odensen.

 

*

 

Den Abend dieses wunderbaren Tages wollte Kurt, wie so ziemlich alle anderen auch, bei Otto verbringen. Gegen halb sieben schob er sich durch die Kneipentür – sie kündigte jeden neuen Gast mit einem durchdringenden Quietschen an – und steuerte seinen Stammplatz in der hintersten dunklen Ecke des Raumes an. Wie üblich tippte er sich im Vorbeigehen mit zwei Fingern an die Stirn, um Otto zu grüßen, der seinerseits wie üblich etwa eine Minute später mit einer frischen Halben Hefeweizen an Kurts Tisch erscheinen würde. Die übrigen Kneipenbesucher, fast ausschließlich Stammgäste wie er, pflegten kurz zu nicken und ihn ansonsten in Ruhe zu lassen. Sein Stammplatz war immer leer, niemand wagte es, ihn Kurt streitig zu machen.

Normalerweise.

Noch während er die Hand zum Gruß erhob, wusste Kurt, dass etwas nicht stimmte. Spannung lag in der Luft. Otto schob langsam ein Weizenglas in die Spüle und warf einen bedeutsamen Blick in Richtung Kurts gewohnten Tisches. Egon und Costas sahen aufmerksam zu ihm herüber, und Theo, Antonio und Ilse drehten sich auf ihren Barhockern erwartungsvoll um. Kurt straffte sich und stapfte, als sei nichts Besonderes los, weiter in seine Ecke. Nach außen hin ruhig, hatte er sich innerlich schon zum Kampf gewappnet. Tatsächlich: Da saß einer. Auf seinem Stammplatz.

Eine Hand legte sich auf Kurts Schulter. Er fuhr herum, bereit zur Gegenwehr, hielt aber inne, als er Ottos erschrockenem Blick begegnete. Herrje, dachte der Wirt wirklich, er müsste eine Schlägerei verhindern? Als wenn Kurt sich schon jemals hier geprügelt hätte. Das war im Allgemeinen auch nicht nötig. Es reichte, sich voll zu seinen knapp zwei Metern aufzurichten und ein paarmal wie unbewusst und doch gut eingeübt mit den immer noch durchtrainierten Brustmuskeln unter dem T-Shirt zu zucken. Das erstickte jeden Widerstand im Keim.

„Schon gut Otto, ich mache keinen Ärger, okay?“ Kurt schob die Hand des dicken Kneipiers von seiner Schulter. Er wäre auch schön blöd gewesen, hier Probleme zu machen, wo er seit beinahe einem Jahr seine allabendliche zweite Heimat gefunden hatte. Otto – nicht restlos überzeugt – nickte ihm zu und zog sich wieder hinter den Tresen zurück. Demonstrativ holte er eine Flasche Franziskaner hervor und spülte ein Glas kalt aus. Sein Stammgast würde sein Bier bekommen, wie es ihm zustand.

Betont ruhig steuerte Kurt seinen Tisch an. Da saß er: Kräftige Statur, vermutlich recht groß gewachsen, auch wenn man das in seiner vornübergebeugten Haltung schlecht beurteilen konnte; nicht mehr der Jüngste, was schon seine grauen, gut schulterlangen Haare deutlich machten, die er zu einem losen Pferdeschwanz zusammengebunden hatte.

Der Kerl hatte ein Glas Wein vor sich – Kurt hatte nicht mal gewusst, dass Otto Wein im Angebot hatte – und starrte geistesabwesend in das tiefe Rot, das hier, in dieser finsteren Ecke, beinahe schwarz erschien. Lange konnte er noch nicht hier sitzen; das Glas war fast unberührt.

„Freund?“ Kurt baute sich vor dem Tisch auf. „Entschuldigen Sie, Sie können das nicht wissen, aber das hier ist mein Platz. Seien Sie so gut, nehmen Sie Ihren Schoppen und suchen Sie sich einen anderen Tisch.“ Der Kerl rührte sich nicht. Ein Sturschädel, der den Harten markieren wollte.

Kurt stützte sich auf die Fingerknöchel und schob sein Gesicht etwa einen halben Meter an den Fremden heran. „Freund, wirklich. Ich hatte einen beschissenen Tag und möchte hier in Ruhe an meinem Stammplatz mein Bier genießen. Also bitte: Machen Sie keinen Ärger, und setzen Sie sich woanders hin.“

Der Grauhaarige hob den Kopf und sah ihn an. Kurt prallte zurück. Sein Kontrahent hatte eine Augenklappe, und die trug er sicher nicht als Modeaccessoire. Aber viel erschreckender war das unbedeckte Auge. Eisblau war es, so hell, dass es im Dunkeln zu leuchten schien. Stählern durchbohrte ihn der Blick unter der buschigen Augenbraue hervor. Und das, obwohl die Mimik des Mannes noch nicht mal Aggression ausdrückte, sondern eher ein gelangweiltes 'Was willst du Pimpf denn von mir?'. Sein dicker Schnauzbart zuckte leicht, dann öffnete er den Mund.

„Kurt. Setz Dich!“

Kurt setzte sich. Warum, das wusste er selbst nicht. Seit wann gehorchte er Befehlen? Oder, besser gesagt: Seit wann nach seinem Ausscheiden aus dem Militärdienst tat er das? Der Alte hatte ganz ruhig gesprochen, beinahe sanft. Wie kam es, dass Kurt trotzdem ohne zu zögern tat, was der Kerl wollte?

Otto schien genauso verwundert. Er war just in diesem Moment mit der Halben Franziskaner am Tisch erschienen und stellte sie nun vorsichtig ab. Er sah Kurt fragend an. Der schüttelte ärgerlich den Kopf und scheuchte ihn mit einem knappen Wink weg.

„Was wollen Sie? Habe ich irgendeine Rechnung übersehen? Keine Sorge, das regele ich gleich morgen.“

Ein leichtes und unangenehm mitleidiges Lächeln huschte über die verwitterten Züge seines Tischnachbarn. Seltsam, einerseits schien er gerade mal Ende fünfzig zu sein, andererseits durchquerten Furchen sein Gesicht, als sei er kurz vor seinem Hundertsten. Vielleicht war er viel an der Sonne gewesen, das gerbte die Haut. Die schaufelgroßen Hände, die neben dem Weinglas auf dem Tisch lagen, wirkten knorrig wie die Äste einer alten Eiche, und irgendwie erinnerte die ganze Statur, so gelassen er hier saß, an einen alten Baum, den so leicht kein Sturm umwarf.

Der Grauhaarige nahm sein Glas und trank einen kräftigen Schluck. Nicht gerade die Art eines Weinkenners. „Ah, der Wein! Immerhin, wenn sie auch sonst rechte Nervensägen waren, da haben uns die Römer schon was Feines mitgebracht, nicht?“ Kurt schwieg dazu. Er glaubte nicht, dass seine historischen Kenntnisse hier gefragt waren. „Kurt, ich möchte dich nur etwas fragen.“

Wieder sprach der Typ ihn mit Vornamen und du an. Kurt hob abwehrend die Hände.

„Moment mal, ja? Ich wüsste nicht, dass wir beide schon ein Bier zusammen getrunken hätten, also wie kommen Sie dazu, mich zu duzen?“

Der Fremde lächelte wieder. „Aber was denn? Vor dir steht dein Bier, und ich habe gerade getrunken. Wenn du möchtest, kann ich mir gerne auch ein Bier bestellen; du lässt deines nicht warm werden, dann sollte der Form Genüge getan sein.“

Die Chuzpe dieses Mannes war beeindruckend. Kurt hielt die Klappe. Sollte der Alte doch sein Spielchen weiter treiben, er würde sich nicht provozieren lassen, den Streit zu beginnen.

„Also, Kurt, heute war ein Kunde bei dir. Schmal, klein, Brille, meist in einem schrecklichen Pullunder wie Mamis Liebling. Er hatte einen Auftrag für dich. Warum hast du ihn abgewiesen?“

Kurt entgleisten sämtliche Gesichtszüge. Woher zum Teufel …?

„Woher ich das weiß? Ich habe dich ihm empfohlen. Und ich empfinde es als ausgesprochen unangenehm, wenn ich jemandem einen Rat gebe und hinterher dastehe wie ein Dummkopf, der nicht weiß, was er sagt. Also, warum hast du mich in diese missliche Lage gebracht?“

Kurt schnappte nach Luft und nach Worten. „Ich … also … also bitte, ich werde wohl noch selbst entscheiden dürfen, welchen Kunden und welchen Auftrag ich annehme oder eben ablehne. Wie kommen Sie überhaupt dazu, mich zu empfehlen? Sie kennen mich doch gar nicht!“

Sein Gegenüber nahm erneut in aller Ruhe einen Schluck Wein, bevor er antwortete.

„Ich kenne dich nicht. Meinst du. Na gut.“ Sein eines Auge, bislang meist auf den Tisch oder das Glas gerichtet, spießte Kurt wieder mit eisigem Blick auf. „Kurt Odensen, neununddreißig, bis vor einem Jahr Zeitsoldat, ausgeschieden als Hauptmann der Feldjäger. Als Infanterist im Kosovo gewesen, als Feldjäger in Afghanistan. Dort Mitarbeit, und zwar sehr erfolgreiche, bei der Aufklärung mehrerer Material- und Munitionsdiebstähle sowie der Verhaftung einer größeren Bande von Drogenhändlern innerhalb des Bundeswehrkontingents. Bei einem Anschlag der Taliban, oder vielleicht auch irgendwelcher Banditen, ist da ja schwer auseinanderzuhalten, verwundet. Daraufhin auf eigenen Wunsch kurz vor Ende deiner Verpflichtung aus dem Dienst geschieden. Du hältst dich – noch – mit dem Übergangsgeld von Vater Staat und einer kleinen Extra-Unterstützung wegen deiner Verwundung über Wasser, weil du zwar ein begabter Ermittler bist, als Geschäftsmann aber bedauerlicherweise ein Vollpfosten.“

Kurt hätte dem Kerl für diese Bemerkung am liebsten die Faust ins Gesicht gerammt. Was ihn davon abhielt, war die Tatsache, dass der Mann leider nur allzu recht hatte. Kundenakquise lautete das Zauberwort. Genau darin war er weiß Gott herzlich unbegabt, oder, wie sein geheimnisvoller Gesprächspartner es gerade so galant formuliert hatte, ein Vollpfosten.

„In den vergangenen neun Monaten hast du sage und schreibe vier Fälle gehabt. Da war die Serie von Ladendiebstählen. Der arme Junge, den du erwischt hast, hat dir so leidgetan, dass du ihn nicht verraten hast. Dann gab es noch drei eifersüchtige Ehemänner, deren Weibern du hinterherschnüffeln durftest. Gut, du hast alle drei überführt und scharfe in-flagranti-Photos gemacht, aber sehr befriedigend können solche Jobs doch wohl nicht sein.“

Der Grauhaarige grinste schmutzig, trank noch einen Schluck von seinem Wein und fuhr fort. „Befriedigend … na ja, vielleicht vor und nach dem Bilderknipsen. Womit sich dann auch schon dein Sexualleben des letzten Jahres erschöpft hätte, aber das ist ja hier nicht das Thema.“

Kurt fuhr hoch. Drohend ragte er vor dem Anderen auf. „Jetzt reicht’s.“ Er knurrte die Worte wie ein Wolf, leise und gefährlich. „Sie haben mich gut ausspioniert, auch wenn Ihnen in Bezug auf mein Sexua- ähm, Privatleben manches entgangen ist. Aber solche Sprüche muss ich mir nicht gefallen lassen. Sie verschwinden jetzt. Sofort.“

Einige Sekunden sah ihn der Alte abschätzig von unten herauf an. So schwer es ihm fiel, Kurt hielt dem eisigen Blick stand. Dann gab der Grauhaarige nach und erhob sich langsam. Sein Gesicht kam mit dem Kurts auf eine Höhe – und stieg weiter hinauf. Plötzlich fühlte sich Kurt ausgesprochen flau in der Magengrube. Für einen Mann von einem Meter achtundneunzig war es schon ein eher seltenes Erlebnis, zu jemandem aufsehen zu müssen. Aber was da vor ihm aufragte, war ein wahrer Riese. Um mindestens einen halben Kopf überragte er ihn, der Brustkasten wie eine Tonne, und auch die Schultern waren ein ganzes Stück breiter als die seinen. Da war kein Mann aufgestanden, da war ein Baum aus dem Boden gewachsen.

„Nein. Und jetzt setz dich wieder.“ Ruhig, freundlich, bestimmt kamen diese Worte aus dem Schnauzbart hervor. Kurt saß wieder, bevor er sich überhaupt dessen bewusst war.

Auch der Gigant nahm Platz und blitzte ihn spöttisch an. „Schon recht, die letzte Bemerkung war überflüssig und ging zu weit. Ich bitte um Verzeihung.“ Kurt erinnerte sich an sein Weißbier, dessen wunderschöne Blume inzwischen vollkommen zusammengesunken war, nahm einen tiefen Zug und nickte. Entschuldigung angenommen. Irgendwie blieb ihm auch keine andere Wahl.

„Deine berufliche Karriere habe ich aber, denke ich, ganz treffend zusammengefasst. Nun frage ich also nochmals: Du bist ein guter Ermittler, das hast du bewiesen. Du bist eine Niete, wenn es darum geht, interessante Fälle an Land zu ziehen. Auch das hast du bewiesen. Nun kommt heute ein wirklich interessanter Fall einfach so zu dir hereingeschneit, und dir fällt nichts Besseres ein, als ihn abzulehnen. Warum tust du das?“

Kurt nahm noch einen weiteren großen Schluck Bier, ließ die Kohlensäure dezent leise aus seiner Kehle entweichen und holte tief Luft.

„Kurz und knapp, ja, Sie haben recht. Es klingt unlogisch. Sie wissen offenbar alles Wichtige über mich, auch was meine etwas heikle finanzielle Situation angeht, und es scheint dumm, dass ich überhaupt irgendeinen Fall ablehne. Aber sehen Sie, ich bin lange genug zwischen Verrückten eingekeilt gewesen. Ich war zwei ganze Jahre in Afghanistan, auf der einen Seite die durchgeknallten Alis, auf der anderen die genauso depperten Amis.“

Als der Grauhaarige missbilligend das Gesicht verzog, beeilte Kurt sich hinterherzusetzen: „Na ja, natürlich sind die nicht alle bescheuert, aber eindeutig zu viele. Auf beiden Seiten. Die einen wedeln mit ihrem Koran, die anderen mit der Bibel, und beide ballern wie wild aufeinander. Dazwischen ich, ein paar andere Soldaten und Polizisten, die ihr Hirn noch beieinanderhaben, und ein Haufen arme Zivilisten, die ständig als Kugelfang herhalten müssen. Oh ja, nicht zu vergessen die Banden der Warlords, die sich das einträgliche Drogengeschäft mit der CIA nicht vermiesen lassen wollen. Ich habe die Schnauze voll von Fundamentalisten jeglicher Couleur. Ich durfte erleben, was ach so gute Christen, die täglich brav in ihrer Bibel lesen, für Massaker anrichten können. Kein Deut besser als die Turbanspinner. Und diese Typen von den Freidenkern? Okay, die werden nicht grad mit Feuer und Schwert auf Bekehrungstour gehen. Aber mal ehrlich, ein paar von denen sind genau so stur und verbohrt wie die von den Gottesfanclubs.“

Er kippte den Rest seiner Weißen hinunter und atmete tief durch. „Ich mag da einfach nicht reingezogen werden. Wenn die Herrschaften Atheisten gegen das Übel der Religion zu Felde ziehen wollen, sollen sie das tun. Und wenn die Katholiken oder von mir aus auch die Evangelikalen meinen, sie müssten sich hier bei uns aufmandeln wie Bin Laden für Arme, dann ist das Sache der Polizei. Mir reicht’s mit Extremisten, egal aus welchem Lager.“

Kurt konnte sich nicht erinnern, Otto ein Zeichen gegeben zu haben, aber der Dicke erschien plötzlich am Tisch und stellte zwei Obstler vor den beiden Männern ab. Der Alte schob seinen vor Kurt hin und sah ihn ruhig an. Zum ersten Mal glaubte Kurt, weder Spott noch Herablassung im Auge des Fremden zu sehen, sondern etwas wie Verständnis und sogar Respekt.

„Das sind gute Gründe. Ich weiß aus eigener Erfahrung, was religiöser Wahn anrichtet. Hab meine Frau so verloren.“ Er trank seinen Wein in einem Zug leer und starrte einige Sekunden vor sich hin. Tiefer Schmerz huschte über sein Gesicht und machte dann wieder der gewohnten Gelassenheit Platz. „Trotzdem muss ich dich bitten, diesen Fall anzunehmen.“

Kurt glaubte, sich verhört zu haben. „Habe ich nicht gerade deutlich gemacht, dass ich mit Glaubenskriegen aller Art nichts mehr zu tun haben will?“

„Ja, das hast du.“ Er hätte es nicht für möglich gehalten, doch aus dem eisblauen Auge strömte nun väterliche Wärme zu ihm herüber. „Ich verstehe dich gut. Aber dies ist zu wichtig, um darauf Rücksicht zu nehmen. Ich kann es dir nicht erklären, doch es ist von großer Bedeutung, dass der Hintergrund – und auch die Hintermänner – dieser Anschläge aufgedeckt werden. Und ich bin überzeugt, du bist der richtige Mann für diesen Job.“

Kurt wusste nicht, was er sagen sollte. Es kostete ihn enorme Anstrengung, sich dem Wunsch dieses Fremden zu widersetzen. Aus irgendeinem Grunde glaubte er ihm sogar.

„Hören Sie, es ehrt mich ja, dass Sie so großes Vertrauen in meine Fähigkeiten setzen. Aber ich habe den Kerl doch schon weggeschickt, und der wird sicher längst zu einem anderen Privatdetektiv gegangen sein, der den Fall mit Kusshand annimmt.“

Der Graue nickte. „Ja, er war bei anderen. Als er deren Preise gehört hat, ist er rückwärts wieder rausgegangen. Was Geld angeht, ist der Mann etwas weltfremd. Du hast ihm noch nicht gesagt, was du kostest?“

Kurt schüttelte den Kopf. „Nein, aber ich kenne natürlich die bei meinen Kollegen üblichen Tagessätze und nehme nicht viel weniger.“

Sein Gegenüber langte in die Tasche und holte ein Bündel Hunderter heraus. „Doch, in diesem speziellen Falle wirst du viel weniger verlangen. Den Rest lege ich obendrauf, und ich verdopple sogar. Du wirst morgen bei ihm anrufen – seine Telephonnummer hast du?“

Kurt starrte auf das Geldbündel und nickte mechanisch. Dann wurde er sich der Frage bewusst, überlegte kurz und dachte an die Visitenkarte, die immer noch unbeachtet auf dem Schreibtisch liegen musste. Ja, er hatte die Nummer wirklich. Wie von selbst wanderte seine Hand zu einem der Schnapsgläser, führte es zum Mund und kippte den Obstler die Kehle hinunter.

„Dann ist ja recht. Das hier reicht für zwei Wochen. Wenn du mehr Zeit brauchst, schicke ich jemanden mit weiterem Geld.“

Kurt nickte erneut und schüttete den zweiten Schnaps hinterher. Das Bündel, das da vor ihm lag, sah nach mehreren tausend Euro aus. Hatte er jemals so viel Bares vor der Nase gehabt? Dann riss es ihn. Moment! Wer entschied hier eigentlich, was er tat? So schwer es ihm fiel, er schob die Scheine wieder zurück.

„Ich sagte schon, ich will nicht in so was mit reingezogen werden. Die Summe spielt dabei keine Rolle.“

Der Alte schaute ihn forschend an, machte aber keine Anstalten, die Scheine wieder einzustecken. „Angst?“ Weder Hohn noch Verachtung lagen in seiner Stimme.

Kurt sah eine ganze Weile schweigend auf die leeren Schnapsgläser hinab, dann erwiderte er den Blick. „Mag sein, ja.“ Er drehte den Kopf und wies auf die lange Narbe, die seinen Hals verunzierte. „Das hier hab ich von irgend so einem Fanatiker. Wenn einem so ein Schrapnell fast die Halsschlagader aufreißt, hinterlässt das Spuren, wissen Sie? Nicht nur die sichtbaren.“

„Ja, ich weiß. Da bist du nicht der Einzige.“

„Sicher.“ Aber hier ging es nun mal um ihn. „Also respektieren Sie bitte meine Entscheidung. Mit dieser Sorte Spinner bin ich durch.“

„Das tue ich, mein Junge, das tue ich.“ Das Auge, eisblau nach wie vor, drückte jetzt tiefes Verständnis aus. Noch nie hatte Kurt erlebt, dass ein Gesicht beinahe ohne Regung so viel ausdrücken konnte. „Am Respekt mangelt es mir auch nicht, glaube mir. Ich frage mich nur, wie du jemals damit fertig werden willst, wenn du weiter davor wegläufst.“

Weglaufen? Ja, mochte schon sein, dass er davonlief. Nur …

„Was, bitte, soll es mir denn bringen, wenn ich diesen Fall übernehme?“

„Selbstbewusstsein. Du hattest mal reichlich davon, aber im Moment scheint nichts mehr übrig zu sein.“ Der Grauhaarige langte über den Tisch und packte fest Kurts Unterarm. „Stell dich deiner Angst! Beweise dir selbst, dass du auch hier, im zivilen Leben, was drauf hast als Ermittler! Nimm den Auftrag an, und schnapp dir die Hintermänner der Anschläge! Dann kannst du dir morgens beim Rasieren wieder in die Augen schauen und nicht immer nur auf deine Narbe. Dann bist du nicht mehr Kurt, der verwundete Ex-Soldat, der sich irgendwie über Wasser hält, sondern Kurt, der Privatdetektiv, der vor keinem Fall zurückschreckt. Denkst du nicht, das ist es wert?“

Kurt war noch nicht völlig überzeugt. „Sie glauben wirklich, dass es da auch Hintermänner gibt, die man schnappen kann? Vielleicht steckt ja gar nicht mehr dahinter als ein paar Spinner, die gar nichts miteinander zu tun haben.“

„Oh ja, Kurt, ich bin sicher. Es gibt Hintermänner, mächtige Hintermänner. Vielleicht mächtiger, als du es dir vorstellen kannst. Aber nicht man kann sie schnappen, du kannst es. Doch bevor du das tust, musst du den schlimmsten aller Gegner überwinden: dich selbst. Schaffst du das?“

Was alles kann ein einzelnes Auge ausstrahlen? Eisige Kälte und väterliche Wärme, stechenden Spott und wohltuendes Verständnis. Und nun Kraft. Wie der Dürstende aus der Quelle das Wasser, so trank Kurt Kraft aus diesem Blick.

Nach einer gefühlten Ewigkeit riss er sich von dem Strom eisblauer Energie los und schüttelte benommen den Kopf. „Also gut. Wenn Sie meinen, er will mich immer noch engagieren, dann mache ich es.“

„Gut.“ Der Alte ließ seinen Arm los, schob das Geldbündel erneut vor Kurt hin und lehnte sich zurück. „Ruf diesen Marx gleich morgen früh an. Sag ihm, du hast es dir anders überlegt. Du findest seinen Fall jetzt doch so interessant, dass du ihn übernehmen wirst. Nenne ihm ein Drittel deines normalen Honorars. Er wird sich wundern, es wird ihm wahrscheinlich auch sehr suspekt vorkommen, aber er wird nicht ablehnen. So wichtig ihm die Sache ist, er ist nun mal ein Knauserer.“

Sein neuer Auftraggeber stand auf und wandte sich zum Gehen. Er wirkte immer noch sehr groß, aber nicht mehr ganz so beeindruckend wie vorhin. Das kam Kurt etwas spanisch vor, doch er war noch viel zu benommen, als dass er weiter darüber nachgedacht hätte.

„Erzähle Marx nichts von mir. Du hast es dir einfach anders überlegt, wie besprochen. Er muss nicht wissen, dass ich nachgeholfen habe.“ Der Alte legte eine Visitenkarte auf den Tisch. Es stand nur eine Handynummer darauf. „Wenn du Probleme hast, mit den Behörden zum Beispiel, oder wenn du sonst etwas brauchst, ruf mich an!“ Er beugte sich zu Kurt hinab und starrte ihn aus seinem geheimnisvollen Auge durchdringend an. „Ohne zu zögern! Ich will, dass das aufgeklärt wird.“ Im nächsten Moment langte er nach einem Stock, der im Schatten an der Wand gelehnt hatte, und klopfte Kurt mit der freien Hand auf die Schulter. „Keine Bange, mein Junge. Du kriegst das hin. Ich vertraue dir.“

Ein paarmal hörte Kurt noch das Tok – Tok – Tok, mit dem der Stock auf dem Boden landete – Stock war etwas untertrieben, es war eher ein Pfahl, beinahe so lang wie der Mann selbst – dann war der Alte aus der Kneipe verschwunden. Hatte die Tür überhaupt gequietscht?

PSY 4

 

Marx' zweifelnder Blick verwunderte Kurt nicht wirklich. Gestern noch hatte er ihn regelrecht aus dem Büro geworfen, heute war er plötzlich in aller Frühe aufgetaucht und hatte sich fast um den Auftrag gerissen. Angeblich hatte er über die ganze Angelegenheit noch mal gründlich nachgedacht und war zu dem Schluss gekommen, dass der Fall ihn nun doch brennend interessierte und er der Sache unbedingt auf den Grund gehen wollte. Hoffentlich kaufte Marx ihm die Geschichte ab.

„Sie sind sicher, was das Honorar angeht? Ich war bei drei anderen Privatdetektiven, nachdem Sie mich gestern weggeschickt haben, und die wollten mehr als das Doppelte, der eine fast das Vierfache.“

Kurt nickte. „Ja, ich weiß. Im Allgemeinen ist mein Tagessatz auch etwa dreimal so hoch, aber ich mache diesmal eine Ausnahme. Sehen Sie, ich sage es Ihnen ganz ehrlich“, und das stimmte ja sogar, „in der letzten Zeit habe ich mich hauptsächlich mit Untreue- und Scheidungsfällen beschäftigt. Misstrauischen Männern Beweise dafür geliefert, dass ihre holden Gattinnen sich in der olympischen Disziplin der hundert Meter Seitensprung übten und solche Sachen. Das bringt zwar Geld ein, ist aber furchtbar langweilig. Da ist so ein Fall wie der Ihre doch wesentlich interessanter. Dann ist da noch die kleine Entschädigung von Vater Staat für meine Verwundung. Das Geld ermöglicht es mir, mein Honorar ein wenig herunterzuschrauben. Außerdem, das sollte auch Ihnen klar sein, ist das keine Sache von zwei oder drei Tagen. Wir können davon ausgehen, dass sich die Ermittlungen einige Wochen hinziehen. Und je länger der Auftrag dauert, desto niedriger kann ich den Tagessatz wählen. Ich hoffe, das Budget Ihrer Ortsgruppe erlaubt einen Einsatz in dem von mir erwarteten Umfang?“

Marx, auch heute im braven Pullunder, wand sich ein wenig. „Nun ja, um ehrlich zu sein, es ist mein persönliches Budget, das hierfür herhalten muss. Meine Vorstandskollegen sind leider derselben Ansicht, die Sie gestern geäußert haben. Die Ermittlungen sind Angelegenheit der Polizei, der Personenschutz Sache der Bodyguards. Die Hinzuziehung eines Privatdetektivs billigen sie zwar zähneknirschend, aber nicht, dass dafür Mittel des Ortsverbandes lockergemacht werden.“

Kurt war beeindruckt. Seine bisherigen Kunden hatten ihn aus sehr privaten Motiven engagiert, waren allesamt mehr oder minder stinkend reich gewesen und hatten um jeden Cent gefeilscht. Danach waren sie dann mit ihren Porsches oder S-Klassen davongedüst, vermutlich, um mit ihrem Steuerberater zu besprechen, wie man die Kosten der Ermittlungen ihrer Firma unterjubeln konnte. Doch dieser unscheinbare Mann hier zahlte ihn aus eigener Tasche, obwohl die Untersuchungen eigentlich im Interesse des ganzen Verbandes gewesen wären. Und das, wo es bei ihm wirklich nicht gerade nach allzu viel Geld aussah. Professoren verdienten laut Kurts Informationen ziemlich gut, also stimmte das wohl, was der geheimnisvolle Alte gestern Abend über die Knauserigkeit Marxens gesagt hatte. Nun allerdings sprang der Mann weit über seinen Schatten, denn selbst das reduzierte Honorar würde ihn im Laufe der Wochen eine vermutlich fünfstellige Summe kosten.

„Ich weiß, dass es mich einiges kosten wird.“ Kurts Auftraggeber seufzte. „Aber ich arbeite nun schon seit vielen Jahren im Freidenker-Verband und habe meine gesamte Freizeit der Aufklärung verschrieben, dem Kampf gegen den Aberglauben und die Macht der Kirchen. Ich habe über ein Jahr mit der Vorbereitung dieser Veranstaltungsreihe zugebracht, das will ich mir von diesen Fanatikern nicht kaputtmachen lassen. Immerhin habe ich im Laufe der Jahre doch ein wenig gespart und keine Familie, der ich das Geld irgendwann vererben könnte. Also kann ich es genauso gut jetzt hierfür ausgeben.“

Kurt stand auf und streckte die Hand aus. „Herr Marx, ich verspreche Ihnen, mein Bestes zu tun, um herauszufinden, wer oder was hinter diesen Anschlägen steckt. Wir werden Ihre Vortragsreihe schon retten.“ Marx schlug tief erleichtert ein. „Aber“, fügte Kurt hinzu, „ich rate Ihnen trotzdem, auch die Polizei in Ihrer Arbeit voll zu unterstützen und auf jeden Fall Personenschutz für die zukünftigen Veranstaltungen zu organisieren.“

Der Professor nickte eifrig. „Natürlich, natürlich! Meine Vorstandskollegen kümmern sich ja schon darum. Ich bin sicher, wenn wir alle Kräfte einsetzen, können wir die Wahnsinnigen stoppen, bevor sie noch mehr Schaden anrichten. Ich danke Ihnen, Herr Odensen. Ich danke Ihnen sehr!“

 

*

 

Eine Stunde und ein längeres Detailgespräch später verließ Kurt das Mietshaus, in dem Marx wohnte. Der Mann war vorerst schwer beschäftigt. Er beabsichtigte nämlich, Kurt nach besten Kräften bei seinen Ermittlungen zu unterstützen. Als Professor der Biologie an der Ludwig-Maximilians-Universität hatte Marx natürlich auch in den Semesterferien reichlich zu tun. Nun wollte er sich freischaufeln und diese ganze Arbeit an seine Mitarbeiter delegieren.

Kurt passte so ein Hobbydetektiv zwar ganz und gar nicht in den Kram, er hatte es ihm aber leider nicht ausreden können. Also wollte Kurt schon mal ein paar wichtige Dinge erledigen, bevor er sich auch noch mit dem Professor herumschlagen musste. Alles, was Marx über die Attentäterin von Leipzig wusste, stand auf einem kleinen Block in Kurts Jackentasche. Mal sehen, was bei der angeblich Irren in Erfahrung zu bringen war.

Nach einem kurzen Abstecher zu seiner Wohnung, um ein paar Sachen zu packen und kurz an den Rechner zu gehen, machte er sich mit einigen Scheinen aus dem Bündel des Grauhaarigen in der Tasche auf den Weg zum Bahnhof. Selbst wenn er seinen Führerschein noch gehabt hätte, wäre er nur ungern mit dem Auto nach Leipzig gefahren. Er stieg lieber entspannt aus dem Zug, statt von hunderten Kilometern Autobahn gerädert aus dem Auto. Ohne das Papierchen allerdings blieb ihm sowieso nichts anderes übrig, als den Zug zu nehmen.