Cover

Polly Campbell

Lebe lieber unperfekt

Anleitung zum Unvollkommensein

Aus dem Englischen von
Rita Höner

Knaur e-books

Inhaltsübersicht

Über Polly Campbell

Polly Campbell veröffentlicht regelmäßig Artikel zu spirituellen Themen wie Meditation, Achtsamkeit und positive Psychologie. Mit ihrem Blog http://imperfectspirituality.com erreicht sie bereits eine große Fangemeinde. Zudem leitet sie Workshops zur perfekten Unvollkommenheit.

Über dieses Buch

Alles und jeder soll heute perfekt sein. »Warum eigentlich?«, fragt Polly Campbell, die nicht länger einem unerreichbaren Ideal hinterherlaufen wollte. Stattdessen hat sie einen Weg gefunden, ihre Unvollkommenheit zum Werkzeug ihres Glücks zu machen. Dabei helfen ihre Mini-Meditationen und Achtsamkeitsübungen, die sich in jeder Alltagssituation anwenden lassen, egal ob beim Duschen oder beim Warten auf den Bus. Der ultimative Guide für alle, die sich selbst zu viel Druck machen.

Impressum

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2012

unter dem Titel »Imperfect Spirituality: Extraordinary Enlightenment for Ordinary People« bei Viva Editions.

 

 

 

 

eBook-Ausgabe 2013

Knaur eBook

© 2012 Viva Editions

Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2013 Knaur Verlag

Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt

Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise –

nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

Redaktion: Elena Grunwald

Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München

Coverabbildung: © FinePic®, München

ISBN 978-3-426-42088-1

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Für Jerry,

dein Kaffee und deine Liebe haben mich zu allen Zeiten auf Kurs gehalten.
Danke, dass du mich durch und durch kennst und trotzdem liebst.

 

Für Piper,

so weise und stark und kreativ. Ich habe so viel von dir gelernt und
liebe dich mehr als den Mond, mein kleiner Käfer.

Vorwort

Bei dem Versuch, perfekt zu sein, uns selbst aufzuopfern und Ideen zu verfolgen, die schon ein paar hundert Jahre alt sind, laufen wir Gefahr, zu einer Gesellschaft von überverplanten, unterglücklichen Automaten zu werden. Ich bin ein großer Fan von Polly Campbells Blog; er ist mein spiritueller Rückzugsort für Zeiten, in denen ich eine Pause von meinem arbeitsreichen Tag brauche, um nachzudenken. Nun, eigentlich braucht jeder jeden Tag eine Auszeit für die Seelenarbeit. Denn es ist leicht, sich in der heutigen turbulenten Welt so sehr in Hausarbeiten, Besorgungen, gesellschaftlichen Kontakten, endlosen Arbeitstagen und allgemeiner Geschäftigkeit zu verlieren, so dass man vergisst, dass man auch eine Seele hat, die gepflegt werden will. Schon Kinder haben einen übervollen Terminkalender und sind gestresst! Warum ist das so? Ich glaube, es liegt an der immer schneller werdenden Welt, in der wir leben. Sie bringt uns an den Rand der Erschöpfung und, schlimmer noch, der Lebensunlust. Die Idee der Perfektion ist eine Falle, und unsere Gesellschaft ermuntert uns dazu, unsinnigen Idealen entsprechen zu wollen.

Ich hoffe, dass Pollys gut durchdachter Aufruf, sich der Perfektionsfalle zu entziehen, eine wachsende Schar von Leserinnen dazu inspiriert, sich für ein sinnerfülltes Leben und gegen die Selbstverleugnung zu entscheiden.

Sie meinen, Sie könnten es sich nicht leisten, Ihren Job aufzugeben und zu einem Gipfel im Himalaya aufzubrechen? Ich kann das auch nicht, genauso wenig wie irgendjemand, den ich kenne. Aber ich wische den Küchenboden als Übung im »Jetzt-hier-sein«. Und Polly legt die Wäsche ihrer Familie zusammen, als wäre es eine Meditation. Mein Zen, mein Zustand meditativer Versenkung, war lange Zeit das Geschirrspülen. Polly zeigt uns, dass jeder Tag Gelegenheiten bietet, sich weiterzuentwickeln, wenn wir den Blick auf das Leben ändern.

Polly ruft uns auch ins Gedächtnis, dass der Alltag alles ist, was wir haben. Eines der größten Aha-Erlebnisse beim Lesen von Lebe lieber unperfekt hatte ich bei folgendem Gedanken: Wenn Sie nicht wirklich Sie selbst sind, nehmen Sie der Welt etwas weg. Alles, was einmalig und besonders an Ihnen ist, ist vom Universum so beabsichtigt. Also seien Sie Ihr außergewöhnliches, normales Selbst.

 

In tiefer Dankbarkeit

Nina Lesowitz

Der Krug mit dem Sprung

Ein Wasserträger trug jeden Tag zwei Krüge gefüllt mit Wasser vom Fluss zu seinem Haus. Der eine Krug hatte jedoch einen Sprung und verlor auf dem Weg zum Haus die Hälfte seines Inhaltes. Der andere Krug war hingegen vollkommen und gelangte stets mit dem gesamten Wasserinhalt beim Haus an.

Der vollkommene Krug war stolz auf seine Leistungen. Der Krug mit dem Sprung aber schämte sich für seine Unvollkommenheit und fühlte sich schlecht, weil er nur die Hälfte von dem schaffte, wozu er erschaffen worden war.

Nach zwei Jahren bitteren Versagens sprach der Krug mit dem Sprung den Wasserträger darauf an.

»Ich schäme mich, und es tut mir leid, dass ich nur die Hälfte meines Inhalts bringen konnte. Wegen meiner Fehler bin ich für dich nicht so wertvoll wie der vollkommene Krug«, sagte der Krug.

Der Wasserträger antwortete: »Hast du bemerkt, dass auf deiner Seite des Weges die Blumen blühen, nicht aber auf der Seite, wo ich den anderen Krug trage? Das liegt daran, dass ich deinen Fehler seit jeher kenne und auf deiner Seite des Weges Blumensamen ausgesät habe. Jeden Tag, wenn wir zurückgehen, hast du sie gegossen.

Zwei Jahre lang konnte ich diese herrlichen Blumen pflücken und damit den Tisch schmücken. Wenn du deinen Makel nicht hättest, wenn du nicht genau so wärst, wie du bist, gäbe es diese Schönheit nicht, die das Haus ziert.«

Einleitung

Komm von dem Bücherregal runter!«, kreische ich, als ich meine Tochter in anderthalb Meter Höhe erblicke. Finger und Zehen von Sweet P klammern sich an die Kanten der Regalbretter.

»Nein.«

»Wie bitte?«

»Ich will nicht«, sagt sie, ziemlich keck für jemanden, der sich nur noch mit den Finger- und Zehenspitzen festkrallt.

»Komm jetzt da runter.« Ich halte inne, erwarte, dass sie tut, was ich sage. Aber es sieht so aus, als habe sie vor, sich da oben ein Nest zu bauen. »JETZT«, sage ich. »Eins, zwei, zweiundeinhalb …« Mist. Das war’s dann mal wieder. »Drei.«

Ich stürme zum Regal und pflücke sie herunter.

»Ab in dein Zimmer. So geht das nicht.« Sie beginnt zu jammern, stapft in ihr Zimmer am Ende des Flurs, während ich über ihre Vergehen nachdenke:

  1. Auf Möbelstücke klettern, böse.

  2. Frech sein zu Mama, böse und nervig.

  3. Derselben Mama den Schock ihres Lebens verpassen, indem man 1,5 m hoch über dem Fußboden hängt, ohne Sicherheitsnetz oder andere Kletterausrüstung – ganz, ganz böse.

Ich atme tief durch und mache mich zum postdisziplinarischen Gespräch in ihr Zimmer auf. Als ich die Tür öffne, redet sie ruhig mit ihren Stofftieren.

»Sweet P«, sage ich, »es ist nicht in Ordnung, wenn du …«

»Mama, erst musch iss dich was fragen«, nuschelt sie.

»Und was?«

»Mama, hast du mich noch lieb, auch wenn ich mich ganz schlecht benehme?«

Sie sitzt im Schneidersitz, ihre Augen bohren sich in den zimtbraunen Bären auf ihrem Schoß. Ihre Hände umklammern seine kleinen Tatzen, aber zum ersten Mal für heute ist sie absolut still, während sie auf meine Antwort wartet. Ich gebe zu, an manchen Tagen kommt es vor, dass ich am liebsten schreiend aus dem Haus rennen, eine andere Identität annehmen und in die Tropen auswandern würde. (Na gut, es gab auch Tage, an denen ich darüber phantasierte, bei Subway zu arbeiten, nur um aus dem Haus zu kommen.) Aber nichts habe ich je mehr geliebt als das Geschöpf, das auf Bücherregale klettert und das ich zur Welt gebracht habe. Ehrlich gesagt: Ich wusste gar nicht, dass ich fähig bin, irgendetwas so zu lieben, wie ich sie liebe.

»Komm her«, sage ich. Sie gibt mir den Bären und krabbelt unter ihn, um in meinen Schoß zu kommen. »Nichts von dem, was du tust, könnte mich dazu bringen, dich nicht lieb zu haben«, sage ich. »Gar nichts. Ich hab dich unfassbar lieb, egal, was du tust.«

Während ich diese Worte zu meiner Tochter sage, frage ich mich, warum ich mir selbst gegenüber nicht genauso mitfühlend und freundlich bin. Warum kann ich meinen eigenen Fehlern und Schwächen gegenüber nicht genauso nachsichtig sein? Warum prügle ich mental auf mich ein, wenn ich etwas falsch mache, statt mir zu verzeihen? An manchen Tagen brauche ich nur eine Umarmung und einen neuen Versuch, aber ich bin gut darin geworden, mich schuldig zu fühlen. Gut darin, mich für die endlose Liste der Dummheiten, die ich jeden Tag begehe, fertigzumachen und anzuklagen, zu kritisieren und zu verurteilen. Das muss sich ändern.

In den ersten drei Lebensjahren meiner Tochter (sie ist jetzt fünf) ließ ich mir wenig Spielraum, wenig Platz für Fehler. Ich wurde ziemlich verbissen, ziemlich freudlos. Ich wandte so viel Energie dafür auf, »ES« richtig zu machen, »ES« hinzukriegen und »ES« zusammenzuhalten, dass ich vergaß, dass dieses »ES« ja eigentlich ich war, ein flexibles, sich veränderndes, unvollkommenes Wesen. Ich erstickte meine persönliche und spirituelle Entwicklung durch ein einengendes, vorhersehbares, von starren Regeln bestimmtes Verhalten und Denken, statt bei der entspannten »Alles hat einen Sinn«-Einstellung zu bleiben, die vor dem Baby meine Grundlage gewesen war. Jede Schwäche verwandelte sich in eine Schuld, in etwas, das mir eher weh tat, als dass es mich etwas lehrte. Ich versuchte, die Mängel an mir zu beseitigen, damit ich für meine Tochter perfekt bin und ihr eine gute Mutter sein kann. Nie hätte ich es mir verziehen, wenn meiner Tochter aufgrund meiner Fehler etwas passiert wäre.

All das machte mich fertig. Die unerbittliche, lieblose Haltung, die ich mir selbst gegenüber angenommen hatte, funktionierte nicht. Meine üblichen spirituellen Praktiken, die mir in meinem friedlichen, lockeren Vor-Baby-Leben Orientierung geboten hatten – Meditation, Dankbarkeit, Tagebuchschreiben und viel Zeit für mich zum stillen Nachdenken –, waren nicht mehr umsetzbar. Wer hat schon eine Stunde Zeit zum Meditieren, wenn ein Baby im selben Zimmer ist? Ich war müde, unausgeglichen, gelangweilt und enttäuscht von dem immer gleichen Tagesablauf – füttern, waschen, füttern, Windel wechseln, füttern – Sie wissen, wovon ich rede. Und ich fühlte mich sogar schlecht, weil ich mich schlecht fühlte. Denn war es nicht eine ganz besondere Erfahrung, ein Baby zu haben? Liebte ich nicht jede Minute davon? Vergeht die Zeit nicht ohnehin viel zu schnell?

Nein. Es isolierte mich und betäubte meinen Geist. Es war interessant, kräftezehrend, beängstigend, chaotisch, unglaublich und verwirrend.

Was stimmte mit mir nicht? Was war ich bloß für eine Mutter? Ich sollte es besser hinkriegen. Aber ich entsprach nicht meinem Ideal. Ich kam nicht an die Mütter heran, die ich in den Elternzeitschriften sah. Es war schwer, den Morgen anzugehen und zu wissen, dass meine Unvollkommenheiten deutlich werden würden, sobald ich die Augen aufgemacht hatte. Ich war wütend, unsicher, unattraktiv, verloren und sogar ein bisschen verzweifelt.

In dieser verwirrenden, chaotischen Zeit wurde mir bewusst, dass ich mich weiterentwickelte, auch wenn es vielleicht gegen meinen Willen geschah. Der Rahmen meines Lebens erweiterte sich, und ich mich mit ihm. Jeden Tag bombardierte mich x-mal die Erkenntnis, dass ich so vieles noch nicht wusste. Als ich anfing, die Dinge ein bisschen lockerer zu nehmen, auf die Begrenzungen und Schwächen zu achten, und die unangenehmen Gefühle und meine Unsicherheit wahrzunehmen, merkte ich, dass ich mich in Wirklichkeit auf meinen spirituellen Weg zurückbegab. Meine chronisch schlechte Laune, mein fehlerhaftes Verhalten und das Gefühl, dass mir alles zu viel war, zeigten in Wirklichkeit also, dass ich an einen von mir selbst erzeugten Rahmen stieß. Ich fühlte mich schlecht, weil ich mich an Grenzen stieß, die nicht mehr für mich passten. Ich ließ die Person hinter mir, die ich gewesen war, und wuchs in mein authentischeres Selbst hinein. Ich entwickelte mich weiter, hin zur Ganzheit. Diese Wandlung war jetzt möglich, und sie gab mir Hoffnung. Vielleicht bestand mein spiritueller Weg eben darin, alle meine Unzulänglichkeiten und Fähigkeiten zu erkennen und zu lernen, intensiv mit ihnen zu leben.

Der Gedanke, wir sollten dankbar sein für das, was an uns nicht perfekt ist, mag beim Blick auf unsere Gesellschaft befremdlich wirken. Denn im Christentum heißt es immer noch, dass ein gerechter Gott ein göttliches Verhalten bevorzugt.

Ich hatte das so interpretiert, dass ich anders oder besser sein sollte, damit ich so etwas wie Vollkommenheit erreiche, Gott würdig bin und mich mit meiner spirituellen Basis verbinden kann. Allerdings hatte ich nie begriffen, wie das gehen sollte, denn was ich tat, ging ständig auf alle möglichen Weisen schief. Schließlich wurde ich wütend, vorwurfsvoll und selbstgerecht.

Ich tat, als seien mir die Bilder in den Elternzeitschriften egal, auf denen ultramoderne Mütter scheinbar sorglos und sogar fröhlich zusahen, wie ihre Kinder den weißen Teppich mit Fingerfarben beschmierten – als ob so etwas wirklich passieren würde –, aber die Bilder waren mir nicht egal. Ich wollte so sein wie diese Mütter – ohne die Fingerfarben natürlich. Ich wollte mich unbeschwerter in der Welt bewegen und dieses fröhliche Modell der perfekten Mutter sein. Eine verdammte Minute lang wollte ich mal sauber sein, gut riechen und keine Flecken von Babyspucke auf der Bluse haben.

Aber ich hatte die aufgestoßene Milch meines Babys auf der Bluse. Es ließ sich nicht leugnen; haben Sie schon einmal saure Milch gerochen? Wenn ich mich also nicht ordentlich herrichten konnte – warum es dann nicht einfach sein lassen? Was wäre, wenn ich mich einfach voll und ganz in das Chaos, die Unordnung, die Spontaneität und Unvollkommenheit hineinstürzen würde, die mich und mein Leben auszeichnen? Der Gedanke daran war befreiend, aufregend sogar, und ziemlich beängstigend.

Ich fing an, mein Kontrollbedürfnis ein bisschen zu lockern. Ich hörte auf, alles bis ins Kleinste zu regeln (manches immer noch, aber nicht alles), hörte auf, anderen Vorwürfe zu machen, entspannte mich ein bisschen. Ich war freundlicher, nörgelte weniger. Lachte mehr. Hörte auf, mich zu entschuldigen, gab Fehler zu und wurde berechenbarer. Eine Zeitlang fühlte ich mich verletzlich und losgelöst, so als würde die ganze Welt auseinanderbrechen und ich in den Weltraum entschweben, wenn ich sie nicht richtig zusammenhielte. Aber ich empfand auch Freiheit und Erleichterung bei der Entdeckung, dass der einzige Weg zur Ganzheit darin besteht, den Drang nach Vollkommenheit aufzugeben und die eigenen Unvollkommenheiten zu erkennen und zu akzeptieren.

Im Buddhismus glaubt man an die Notwendigkeit, die eigenen Ideale loszulassen, all das »Sollte« und »Müsste«, damit wir frei werden, das zu erleben, was ist. Leben ist Leiden. Leben ist unbeständig, und deshalb neigen wir dazu, es als unvollkommen oder unbefriedigend zu betrachten, oder als ob etwas nicht in Ordnung wäre. Wenn wir für das Leben in all seinen Facetten präsent sind, wenn wir es annehmen können, dann bewegen wir uns auf die Erleuchtung zu, so Buddha.

Für mich bedeutet das, dass wir die Erlaubnis geben, jeden Augenblick unseres Lebens, sei er nun ideal oder nicht, intensiv wahrzunehmen, und eben dies bringt uns unserer Vollkommenheit als selbstverwirklichtes Individuum näher.

»Vollkommenheit«, sagt ein berühmter Rabbi, »ist ein Motor, der die Entwicklung der Menschen verzögert, weil er sie immer wieder auf das Gefühl ihrer eigenen Unzulänglichkeit zurückwirft.«

Wenn wir unseren Kampf und unsere Unvollkommenheit genau betrachten, wenn wir durch sie hindurchgehen, statt zu versuchen, unser wahres Ich und die Wahrheit zu leugnen und zu verstecken, haben wir die Chance, es besser zu machen und mehr von diesen »vollkommenen« spirituellen Augenblicken zu erleben, die aus Mitgefühl, Geduld und Liebe bestehen. Wir werden zu glücklicheren Geschöpfen, wenn wir uns die Freiheit geben, uns so zu sehen und zu akzeptieren, wie wir wirklich sind. Wir haben dann auch den Luxus zu entscheiden, wer wir im nächsten Augenblick sein werden. Wenn wir verstehen und akzeptieren, dass wir wütend um uns geschlagen haben, weil wir verletzt wurden, können wir beschließen, das nächste Mal unserem wahren, mitfühlenden Wesen näherzukommen und liebevoll auf andere zuzugehen.

Erst wenn wir unsere Fehler zugeben, kommen wir unserem wahren Wesen und unserer Authentizität näher. Das ist ein spiritueller Weg.

»Wir haben ein höheres Selbst und ein niederes Selbst, ein endliches Selbst und ein unendliches Selbst, und wir brauchen beide, um ganz zu sein«, sagt die Autorin Debbie Ford.

Auch das Volk der Navajo wusste dies und hat die Unvollkommenheit jahrhundertelang bewusst praktiziert. Deren Decken und Teppiche sind bewundernswert komplex und schön gewebt, und doch haben alle eine winzige Unvollkommenheit, einen absichtlich eingewebten Fehler, der als »Geistlinie« oder »Geistfaden« bezeichnet wird.

Die Navajos glauben, dass die Schöpfung Unvollkommenheit braucht. Etwas Vollkommenes herzustellen bedeutet, dass eine natürliche Disharmonie besteht, dass kein Raum für Wachstum oder Verbesserung bleibt. Die Navajos glauben, nur Gott könne etwas Vollkommenes schaffen, und deshalb sabotieren sie ihre eigene Vollkommenheit, um ihre spirituelle Entwicklung zu fördern. Die kleinen Fehler in diesen gewebten Decken sind Teil dessen, was sie für die Käufer so charmant und schön macht.

Auch unsere Fehler können uns charmanter und schöner machen. Sie sind Teil dessen, was wir selbst erschaffen, ein Teil unserer Entwicklung. Dieses Wissen macht unser Leben authentischer. Und das fühlt sich besser an als der Versuch, uns vor dem zu verstecken, was wir sind. Aus dieser Perspektive wird unser spiritueller Weg organisch und dynamisch. Statt zu versuchen, die von Krishna gegebenen Regeln (die Begierde verbannen, weil sie die Wurzel aller bösen Taten ist) oder die Strategien mancher Politiker (vertuschen, leugnen, andere für alles verantwortlich machen, was sie selbst schlecht dastehen lässt) zu befolgen, fangen wir einfach an, auf das zu achten, was wir tun, auf das, was funktioniert und was nicht.

Ich gehe so vor, manchmal, obwohl ich immer noch viele Fehler mache. Manchmal bin ich ungeduldig, überkritisch, undankbar und gereizt. Manchmal gefallen mir meine Haare nicht, und manchmal halte ich es für absolut schwach, dass meine Garderobe aus »guten« und aus nicht für die Öffentlichkeit bestimmten Klamotten besteht. Gehört sich das etwa? Aber in all diesen Momenten erkenne ich auch, dass das Akzeptieren der Unvollkommenheit mich etwas lehrt, dass es mich schützt und Raum lässt, damit ich mich zu mir selbst weiterentwickeln und es das nächste Mal besser machen kann, wenn ich es will. Mein Leben erscheint mir jetzt machbarer, froher, interessanter und sinnvoller.

Wenn Sie sich für diesen »Weg der Unvollkommenheit« entscheiden, sind drei Dinge gewiss: 1. Sie werden reichlich Gelegenheit zum Üben bekommen, denn jeder Augenblick kann Sie vor Ungewissheiten und Herausforderungen stellen. 2. Der Weg wird sich mühsam und manchmal richtig unangenehm anfühlen. Manche Fehler sind aufschlussreich und leicht, andere einfach nur grässlich, und der Kontrast kann weh tun. 3. Ihr Leben wird eine Energie, einen inneren Frieden, ein Gefühl von Gesundheit und Wohlbefinden bekommen, die Sie nie kennenlernen würden, wenn Sie Ihre Schwächen leugnen, verstecken oder wegretuschieren würden. Darin liegen Freiheit, Tiefe, Göttlichkeit, Humor und letztendlich Kraft.

Wenn Sie sich dafür entscheiden, lieber unperfekt zu leben, benutzen Sie das, was jetzt, in diesem Augenblick da ist, um sich stärker mit sich selbst zu verbinden. Wenn Sie das tun, fühlen Sie sich besser, energiegeladener und wahrhaftiger. Sie werden gesünder, lebendiger, und, das verspreche ich Ihnen, Sie werden mehr lachen. All die chaotischen, verwirrenden und stressigen Momente füllen sich mit Möglichkeiten und Sinn.

Dieses Buch zeigt Ihnen, wie Sie dieses Ziel erreichen. Es hilft Ihnen, Ihre Unvollkommenheiten als ganzheitlichen Weg zu Ihrem spirituellen Selbst zu erkennen, zu akzeptieren und zu schätzen. Ich hoffe, dass es Sie inspiriert und unterhält – ja tatsächlich, wir können über dieses Zeug lachen. Vielleicht macht es Ihre Last ein wenig leichter und zeigt Ihnen eine neue Möglichkeit, über Ihre spirituelle Verbundenheit und Ihren spirituellen Weg nachzudenken. Das, was Sie verstecken, in Ordnung bringen, ändern und leugnen wollen, ist genau das, was Ihrem Leben mehr Weite und Raum verleiht.

Was wir tun, mag unvollkommen sein, unsere Seelen sind es nie.

Wenn Sie entdecken und akzeptieren, wer Sie sind, bekommen Sie die Freiheit, Entscheidungen zu treffen, die Sie mit Ihrem spirituellen Selbst in Harmonie bringen. Das ist Freiheit. Das ist der spirituelle Weg, mit der Unvollkommenheit zu leben.

1 Eine Kultur des Perfektionismus

Ich bin mir ziemlich sicher, dass Buddha sich nie mit einer Rosine beschäftigen musste, die in der Nase seines Sprösslings festsaß. Ich schon. Rosinen in der Nase und andere Szenen aus dem wahren Leben gehören in meinem unordentlichen, chaotischen, interessanten Leben zum Alltag. Einem Leben, das sich an vielen Tagen nicht wie eine spirituelle Suche, sondern wie ein fertiges Drehbuch fürs Fernsehen anfühlt. Aber die Fehler und Schlamassel, die Unzulänglichkeiten und Blamagen haben den Grundstein für meine wahrscheinlich ausgedehnteste spirituelle Übung gelegt: das Akzeptieren der Unvollkommenheit, den Weg zu einem authentischen Leben. Er begann auf dem Rücksitz eines Volvo.

Wir hatten gerade erst fünfzehn Minuten einer langen Reise hinter uns, als meine Tochter hinten anfing, Theater zu machen.

»Meine Nase tut weh«, quengelte sie. »Ich will aussteigen. Ich will, dass wir schon da sind.«

»Schluss jetzt«, zischte ich sie an. »Wir sind da, wenn wir da sind.« Ich sprach schnell, um meinem Mann wieder sagen zu können, wie er fahren sollte, wann er bremsen und wann er abbiegen sollte.

»Keine Sorge«, sagte er. »Wenn ich beim Fahren Hilfe brauche, sag ich Bescheid.«

»Meine Nase ist zu«, tönte die Stimme vom Rücksitz.

»Aber ich muss dir doch sagen, wie du fahren musst«, beharrte ich.

»Ich will aussteigen«, sagte meine Tochter.

»Ich auch«, echote mein Mann.

Das war so gar nicht das Bild, das ich mir vorgestellt hatte, als ich zum ersten Mal über das Heiraten, Kinder, Urlaub mit der Familie und Glücklich-bis-an-ihr-Lebensende nachgedacht hatte. Natürlich wusste ich, dass es Herausforderungen geben würde, aber das hier war einfach nur nervig, anstrengend und zum Verrücktwerden. Mein Weg zur Vollkommenheit als ideale Ehefrau und Mutter steuerte eindeutig und mit Schmackes auf den Rand einer Klippe zu.

Ich stürzte die Klippe hinunter, als meine Tochter nieste und der dadurch ausgelöste Sprühregen meinen Nacken traf. Während die Rosine, die sich offenbar in ihrer Nase verklemmt hatte, an meinem Ohr vorbeischoss und an der Windschutzscheibe vor mir kleben blieb.

»Das«, bemerkte mein Mann, »war wirklich eine Wucht.«

»Hast du gesehen, wie meine Rosine weggeflogen ist, Mama? Jetzt geht es meiner Nase besser.«

»Wow«, sagte mein Mann und lächelte ihr über den Rückspiegel zu.

Ja. Wow, dachte ich. Meiner Tochter hatte eine Rosine in der Nase gesteckt. Meine Nominierung für den »Mutter des Jahres«-Preis konnte ich mir damit – wieder einmal – abschminken.

Der Schritt zur Unvollkommenheit

Wir leben in einer Kultur, in der Auszeichnungen wie der »Mutter des Jahres«-Preis und andere Ehrungen der Vollkommenheit unglaublich begehrt sind. Wir feiern den Erfolg, belohnen Schönheit und rühmen Menschen, die sich an die Regeln halten und keine Schwierigkeiten machen. Mütter, deren Kinder sich Rosinen in die Nase stecken, bejubeln wir im Allgemeinen nicht. Wir sind nicht scharf auf Menschen, die erfolglos, übergewichtig, unattraktiv oder arm sind. Wir mögen Menschen, die ihre Schäfchen im Trockenen haben, die eine perfekte Ehe und das schöne Haus, den tollen Job und die unproblematischen Kids zu haben scheinen.

Wir sind eine Kultur von Perfektionssuchern. Kollektiv – ja, das gilt für Sie und mich – feiern wir die Jugend, das Geld, die Schönheit, Schlankheit und Ehrgeiz. Wir mögen glänzende Dinge, Sauberkeit, gute Manieren, Gewinner, und wir lieben es, recht zu haben.

Auch wenn wir uns über Fernsehsendungen, Reklame und Werbespots aufregen, die Menschen zu Objekten machen und Merkmale aus dem wahren Leben – etwa Falten, Altersflecken und andere sogenannte Makel – einfach wegretuschieren, ist es schwer, diesem Perfektionismusdrang nicht wenigstens minimal nachzugeben. Ich denke jeden Morgen daran, wenn das Licht im Bad das Grau in meinen Haaren besonders deutlich hervorhebt. Ich weiß, es gehört zum natürlichen Alterungsprozess dazu, aber es lässt mich älter aussehen, und das kann ich bei jedem Haarcolorations-Werbespot schwerer ertragen, denn da wimmelt es nur so von schönen, jugendlichen Frauen. Ich könnte meine Haare färben und dem fernsehtauglichen Ideal eine Spur näherkommen, aber selbst eine feuerrote Haarfarbe würde weder meine Falten glätten noch den Alterungsprozess umkehren. Aber was wäre, wenn ich, statt irgendwelche Haarfärbeaktionen zu starten, zu meinem Alter stehen und dankbar dafür sein würde, dass ich schon so lange lebe? Was wäre, wenn ich die grauen Strähnen als Privileg und nicht als Makel betrachten würde? Dann wären die sogenannten Defizite des Älterwerdens für mich ein Grund, mich besser zu fühlen.

Ich sage nicht, dass Sie die Selbstperfektionierung gänzlich aufgeben sollten. Es ist ganz in Ordnung, sich ein bisschen die Haare zu färben oder eine Methode auszuprobieren, die Ihnen hilft, gut mit dem Leben klarzukommen. Die meisten von uns wollen besser aussehen und sich in ihrer Haut wohler fühlen. Wir wollen bessere Menschen sein. Die persönliche Weiterentwicklung ist ein berechtigtes, lohnendes Ziel, wenn Neugierde und Begeisterung sie motivieren, wenn sie aus dem Wunsch entsteht, zu wachsen und sinnvoll zu leben. Aber oft wollen wir unsere Schwachstellen nur wegfegen, um irgendeinem Hollywood-Ideal zu entsprechen.

Wir investieren Zeit und Aufmerksamkeit in das Bemühen, das, was an uns unvollkommen ist, in Ordnung zu bringen, zu ändern, zu umgehen, zu leugnen und zu verstecken. Nur um einer künstlichen gesellschaftlichen Erwartung zu entsprechen, statt das, was für uns richtig und wahr ist, zur Grundlage unseres Lebens zu machen. Machen wir es umgekehrt. Es ist an der Zeit, unseren Schwerpunkt und unsere Energie von dem, was an uns falsch ist, auf das zu verlagern, was an uns richtig ist.

Zwischendurchübung:
Das können Sie gleich ausprobieren

Nehmen Sie sich fünf Minuten Zeit, egal, wo Sie sind, und denken Sie an all die Fehler und Unvollkommenheiten, die trotzdem zu einem glücklichen oder günstigen Ergebnis geführt haben. Lächeln Sie dann und sagen Sie laut:

Ich werde dieses Leben genau so leben, wie es ist. Ich werde Freude daran haben und ich werde daraus lernen. Ich bin authentisch und kann die positiven wie auch negativen Dinge nutzen, um mich weiterzuentwickeln und mein optimales Leben zu leben: die Unordnung, das Durcheinander, das Unansehnliche, die Hektik, den Schmerz, die Freude, den Frieden, die Schönheit, den Humor und die Unsicherheit. Ich setze alles ein, was mich ausmacht – das Großartige und das Unvollkommene –, um mein volles Potenzial zu verwirklichen. Meinem Lebensziel näherzukommen, anderen beizustehen und innere Ruhe zu finden. Meinen Lebenszweck zu erfüllen. So, wie ich bin, bin ich richtig.

Die Grenzen der Vollkommenheit

In unserem Bemühen, der oder die Beste zu sein, färben wir uns die Haare, cremen unsere Falten, decken Hautunreinheiten ab, lassen die Nase korrigieren und werden zu Meistern im Vermeiden von Verantwortung. Es ist leicht geworden, unseren Müttern, Partnern und Therapeuten oder McDonald’s und den Medien die Schuld an unseren Schwierigkeiten zu geben, statt uns die eigenen Fehler ehrlich einzugestehen. Denn die Wahrheit ist: Wir sind zu dick, weil wir die vielen Hamburger essen, nicht weil jemand sie für uns auf den Grill gelegt hat.

Aber das geben wir nicht zu. Wir wollen weder unsere Schwächen noch unsere Mängel preisgeben, weil wir meinen, nicht perfekt zu sein bedeute schwach zu sein. Menschen, die diesen Weg zur Vollkommenheit gehen, verstecken ihre Fehler eher, als dass sie die Verantwortung für sie übernehmen.

Doch wer so lebt, führt ein sehr eingeschränktes Leben. Der ständige Drang nach Vollkommenheit bedeutet, einer Illusion nachzujagen. Am Ende bleibt uns nichts als viel Stress, Unsicherheit, Sorge und Angst. Wer ständig nach Perfektion strebt, wird im Zweifelsfall irgendwann isoliert sein. Auch das Risiko für Scheidung, Selbstmord, Burn-out, Depression und eine ganze Reihe gesundheitlicher Probleme steigt erheblich, wie Forschungsergebnisse gezeigt haben. Solange wir weiterhin unsere Schwächen leugnen und entschuldigen, statt sie wahrzunehmen, zu akzeptieren und dazu zu verwenden, unser Leben zu verbessern, treten wir auf der Stelle, sind gestresst und von unserem spirituellen Selbst getrennt.

Die Macht der Unvollkommenheit

Die japanische Philosophie des Wabi-Sabi regt an, Frieden mit den Dingen zu schließen, die holprig oder unregelmäßig sind, oder mit denjenigen, die nicht immer so laufen, wie wir es gerne hätten. Wenn wir uns eingestehen, dass alles im Leben unbeständig, unvollkommen und unfertig ist – auch wir selbst – werden wir Frieden finden. Wabi-Sabi findet die Schönheit im Einfachen und schätzt die Essenz, die Authentizität aller Dinge auch dann, wenn sie offenbar fehlerhaft sind. Es ist ein Akzeptieren der Natur und des Lebens genauso wie des Zerfalls und des Todes, denn in jedem dieser Kreisläufe entwickeln wir uns weiter.

In früheren Zeiten glaubte man, der erste Schritt zu Erleuchtung bestehe darin, das Unvollkommene wertzuschätzen. Wenn Sie nun Ihre Defizite mit Respekt, Ehrfurcht und Hochachtung betrachten, wird Ihr Leben intensiver, denn es fühlt sich wahrhaftiger und harmonischer an.

 

Ein unperfektes Leben zu führen erlaubt uns:

Um Hilfe zu bitten. Wenn wir mit unseren Schwächen nicht mehr alleine zurechtkommen, bitten wir nicht um Hilfe, aus Angst, man könnte sie bemerken. Wir gestehen uns beispielsweise nicht ein, dass wir ein Alkoholproblem haben oder unsere Firma vor dem Konkurs steht. Wir wenden uns nicht an die Menschen, die uns helfen könnten, um die Turbulenzen in unserem Leben zu überwinden. Wenn wir uns klarmachen, dass Rückschläge nicht Versagen bedeutet, sind wir eher in der Lage, die Hilfe zu holen, die wir brauchen, um uns nach einer Niederlage wieder hochzurappeln.

Kreative Risiken einzugehen. Fehler und Misserfolge sind allem Innovativen inhärent. Wenn Sie sich von dem Bedürfnis befreien, alles gleich beim ersten Mal richtig hinzubekommen, zapfen Sie Ihre schöpferische Kraft an.

Uneingeschränkt zu lieben. Wenn Ihre Mankos Ihnen nicht unangenehm sind, sind Sie offener, selbstsicherer und eher fähig, Liebe zu schenken und anzunehmen. Es ist eine wunderbare Erfahrung, einen anderen Menschen an allem teilhaben zu lassen, was einen ausmacht, und trotzdem geliebt zu werden.

Kraftvoll zu leben. Es ist anstrengend, die eigene Energie und Aufmerksamkeit immer wieder darauf zu richten, irgendein persönliches Defizit in Ordnung zu bringen oder zu verstecken. Es nimmt Ihnen die Energie, Ihre Talente zu erkunden, Neues zu erschaffen und gesunde Dinge zu tun, etwa Sport zu treiben oder zu lernen. Wenn Sie Ihre Schwachstellen erkennen und Frieden mit ihnen schließen, sind Sie frei, Ihre Energie auf Ihre Talente und Ziele zu richten.

Gesunde Entscheidungen zu treffen. Es verursacht Stress, Aspekte Ihres wahren Selbst zu verstecken oder zu leugnen, und dieser Stress macht Sie anfällig für Kopfschmerzen, Erkältungen und Verdauungsbeschwerden. Stress trägt auch zu den meisten schweren, extrem gefährlichen Leiden wie Krebs und Herzkrankheiten bei. Wenn Sie ehrlich zu sich selbst sind und sich auch mal ein Scheitern zugestehen, kann dies sehr erleichternd sein, und Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden fördern.

Ein unvollkommenes Leben zu führen erfordert von uns persönliche Integrität. Er bedeutet nicht nur, dass wir uns unsere Mängel genau ansehen, sondern auch, dass wir sie liebevoll, humorvoll, geduldig und freundlich hereinbitten, wie eine beschwipste Tante, die unverhofft vor der Tür steht. Zugegeben, das kann unangenehm sein, aber es ist auch befreiend. Die Unvollkommenheit ist der Weg zu Mitgefühl, Frieden, Toleranz und Geduld. Es ist der Weg zur Freude.

Power up:

Unsere menschlichen Fehler und Schwächen sind unvermeidbar. Wenn wir sie jedoch zugeben und akzeptieren, können sie zur Quelle von Kraft und Inspiration werden. Wenn wir sie näher betrachten, können wir aus ihnen lernen und sie dafür einsetzen, das Leben zu erhalten, das wir uns wünschen und das wir verdienen.

Ego und Unvollkommenheit

Das Akzeptieren der Unvollkommenheit ist anfangs kein Spaziergang. Die Fetzen werden fliegen, wenn Ihr Ego feststellt, dass Sie Ihr Selbstbild ändern und auch die ätzenden Tage und die düsteren Momente begrüßen und – kurzum – den permanenten Drang aufgeben, es den Promis und Stars gleichzutun.