Saskia Schottelius Do –

Der Weg zur inneren MeisterIn

KampfkunstPhilosophie fürs Leben

Saskia Schottelius Do –

Der Weg zur inneren MeisterIn

KampfkunstPhilosophie fürs Leben

Inhalt

Vorwort

Willkommen!

1

Chikara – Alternative: Kampfkunst. Kampfkunst ist Lebenskunst

Shuri-ryu-Karate trifft Chikara. Eine Shuri-Geschichte über »Alternative Kampfkunst«

2

Dokan – der Weg ist ein Kreis: Kampfkunst und Zeit

Philosophie und Praxis: Zufall und Be-Sinnung

3

Verändere deine Sprache und du veränderst deine Welt.

Das Dojo als Ort für achtsame Kommunikation

Philosophie und Praxis: »Wer Adam sagt, muss es auch Eva sagen.« Die eigene Redeweise optimieren – positiv, inklusiv, gerecht

4

Dem Chi eine Richtung geben oder: Den Trichter umkehren

Philosophie und Praxis: Ein Geist wie das Wasser, ein Geist wie der Mond

Bu-jutsu-/Bujitsu-Grundsätze

5

Where the head goes, goes the body – oder: Mit dem Widerstand gehen.

Über die Kunst, den Geist zu lenken

Exkurs: Wasser – Wissen – Worte. Onomatopoetica in nuce

6

Freiheit und Frieden: Wenn eine wirklich lebt, dann tuns die andren auch

Exkurs: Die friedvolle Kriegerin

Philosophie und Praxis: Der Weg zur inneren Meisterin – eine entspannte Reise

7

Das Dojo als Mikrokosmos – Wuwei: Handeln durch Nicht-Handeln

Philosophie und Praxis: Stockkampf – Going with the flow

8

Abschied und Tod: Gehen – Lassen

Philosophie und Praxis: Den Wald betreten

Glossar

Literaturverzeichnis

Anstelle eines Nachwortes

Vorwort

Die Schülerin fragte ihre Meisterin: »Sensei, ich kann den Weg nicht erkennen, wo ist der Weg?« Diese antwortete: »Der Weg ist unter deinen Füßen.«

So einfach und schlicht wie diese asiatische Anekdote kann fernöstliche Philosophie den Weg weisen.

Als ich Saskia Schottelius Ende der 90er Jahre kennenlernte, ahnte ich nicht, dass sie mich auf den Weg der Kampfkunst führen würde. Wir waren Kolleginnen in einer Bildungseinrichtung, ich war ein sehr theoretisch orientierter Mensch und eine fernöstliche Weglehre schien mir als Studienobjekt interessant, aber praktische Ausübung lag mir fern. Doch im Laufe der Zeit entwickelte sich für mich »Chikara«, die Schule, in der ich zuerst Tai Chi und dann Karate lernte, zu einem besonderen Ort, in dem ich nicht nur meine Gesundheit pflegen, sondern auch meinen Geist entwickeln und stärken konnte.

Dieses Jahr wird »Chikara« 20 Jahre alt und hat viele Frauen, Kinder und Jugendliche und auch mich auf vielseitige Weise bewegt. Ich freue mich über das Geschenk, das uns Sensei Saskia Schottelius mit diesem Buch überreicht hat. Denn was wir auf dem Kampfkunstweg erleben und erkennen, ist nur schwer in Worte zu fassen, und doch – auch ohne Karatepraxis – durch dieses Buch gut mitzuvollziehen. Sie werden von der Autorin eingeladen, mit einer offenen Geisteshaltung das Hier und Jetzt wahrzunehmen. Über die Lehre des Kampfes und der mit diesem verbundenen Geschichte hinaus werden Sie auf eine Reise ins Innere geführt.

Jede Gemütsregung, jede Eigenheit, alles, was uns als Persönlichkeit ausmacht, spiegelt sich in einem Dojo (Ort des Weges). Körper, Geist und Seele in Einklang bringen heißt Loslassen können. Es kann nur gelingen durch Ruhe und Gelassenheit, erfahren wir. Kraft und Stärke entstehen durch Distanz von geistiger Anstrengung und durch Konzentration auf das Wesentliche. Die positive Erfahrung, die wir im Dojo machen, wirkt in alle Lebensbereiche hinein. Dabei ist die Kampfkunst nur eine von vielen Möglichkeiten, denn – das macht dieses Buch deutlich – es gibt viele Wege, um unser Bewusstsein zu schärfen und zu entwickeln. Zentral ist allen die »Achtsamkeit in Sprache, in Bewegung« - das Hauptanliegen, dem Saskia Schottelius in ihrer gesamten Arbeit folgt.

Dieses philosophische, informative wie auch ganz persönliche Buch macht Mut, die inneren Kräfte (»Chikara«) zu entwickeln und eigene Wege zu gehen. Es öffnet den Blick für die Freiheit, sich geistig, emotional und körperlich mit dem Ganzen unserer gelebten Wirklichkeit zu verbinden. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen Klarheit, Freude, Inspiration und – eine Kirschblüte auf Ihrem »Weg zur/m inneren MeisterIn«, Ihre

Dr. phil. Ira Stubbe-Diarra

Geschäftsführerin von Chikara – Frauen in Bewegung e. V.

Im Mai 2015

Willkommen!1

Sie möchten eine Kampfkunst erlernen? Oder wenigstens wissen, womit Sie es dabei zu tun haben könnten? Dann seien Sie willkommen in meinem Dojo, meiner Karateschule Chikara, und lassen Sie sich heranführen von mir in die Welt der Kampfkunst – und was sie alles bedeuten kann.

Dieses Buch wendet sich an alle, die eine Kampfkunst trainieren und/ oder unterrichten (möchten) oder sich auf dem Weg dorthin befinden. Es wendet sich auch an alle Interessierten, die über die Philosophie der Weglehre näher zu sich selbst finden und ihre Persönlichkeit weiterentwickeln möchten.

Dabei geht es zum einen ganz praktisch um Techniken und Grundgedanken in einer Kampfkunstschule und gleichzeitig um geistige Inspirationen, also wörtlich »Einatmungen« von spiritueller Kraft. Wir blicken von der Praxis des Stockkampfes und der Sitzordnung im Dojo bis hin zu den wesentlichen philosophischen Fragen und Gedanken zu Freiheit, Verbundenheit, Zeit, Raum, Körper, Substanz und Tod – um nur einige zu nennen.

Für mich als Sensei, also wörtlich diejenige, die den Weg vorausgeht, beschreibt »Do« (jap.: der Weg) auch die Stationen und Dimensionen meines eigenen Kampfkunstweges der vergangenen 20 Jahre. Als ich zum ersten Mal meinen Fuß in die Bonner Frauenkarateschule setzte, war ich so fasziniert, dass ich schon kurz darauf meinem Leben eine neue Richtung gab: Als aussichtsreiche Nachwuchswissenschaftlerin mit einer gut gesicherten Karriere begab ich mich barfuß auf den Weg intensiven Karate-Trainings und begann mit 31 Jahren als »Weißgurt« noch einmal von vorne. Was ich auf diesem fortschreitenden Weg der ganz anderen Art erlebte und erlernte, und warum mir dies mehr bedeutete als Sicherheit, materieller Erfolg und Ruhm … – auch davon handelt dieses Buch: nämlich nicht nur den Schwarzen Gürtel zu tragen, sondern wirklich ein/e Sensei zu sein.

Aber das ist ein langer, intensiver Weg. Vielleicht genügt es Ihnen ja, einfach einmal in Gedanken durch eine fernöstliche Schule zu spazieren, mit ihren Geschichten, ihren Gesichtern und einer Weisheit, die uns oft staunen macht. Dann lassen Sie sich ein auf eine andere Sicht der Dinge und der Welt, die zugleich kämpferisch und friedliebend ist, tief schöpfend aus buddhistischer Quelle und holistischer Inspiration, und die trotz aller Fremdheit in der Unio mystica vom »Alles ist eins« mündet.

1 Veröffentlichungen einer Ratgeber-Reihe werden in erster Linie von Frauen gelesen. Deshalb verwende ich überwiegend die weibliche Form sowie gendersensible Sprache und eigene Kreationen. Männer sind dabei fast immer mitgemeint.