Ein Wort zuvor

SIE ALS MENSCH MIT DIABETES möchten genauso wie Menschen ohne Diabetes ein Familienleben führen, einen Beruf ausüben, sich abwechslungsreich ernähren, Sport treiben und Ihre Freizeit gestalten.

DIES ERMÖGLICHT IHNEN eine umfassende Diabetesbehandlung, mit Selbstkontrolle, individuell auf Sie abgestimmter Medikamentenbehandlung und Bewegungs- sowie Ernährungstherapie, die durch Ihre Mitarbeit erfolgreich verlaufen kann.

JE MEHR SIE DARÜBER WISSEN, wie der Stoffwechsel funktioniert, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und wie Ihre Ernährung zusammengestellt sein soll, desto aktiver können Sie mitwirken. So werden Sie zum gleichberechtigten Partner von Diabetesfachärzten, Diabetesberatern und Ernährungsfachleuten.

DIE ERNÄHRUNG BEI DIABETES habe ich zum Schwerpunktthema im GU Kompass Diabetes gemacht, da gerade dieser Teil der Behandlung ganz wesentlich in Ihren Händen liegt.

SIE FINDEN IN DIESEM HANDLICHEN RATGEBER Beispiele, wie Sie die Ernährungsempfehlungen in die Praxis umsetzen können. Übersichtliche Austauschtabellen für kohlenhydrathaltige und kohlenhydratarme Lebensmittel helfen Ihnen, sich mit Diabetes im Alltag abwechslungsreich zu ernähren und dabei den Spaß am Essen nicht zu verlieren.

Doris Fritzsche

Diabetes verstehen

Diabetes mellitus – was ist das eigentlich?

Kennzeichen des Diabetes mellitus – auch als »Zuckerkrankheit« bezeichnet – sind erhöhte Blutzuckerwerte, also ein Gelegenheitsblutzucker von über 200 Milligramm pro Deziliter (mg/dl; 1 dl = 100 Milliliter) oder Nüchternblutzucker von über 110 mg/dl. Die Werte können so weit ansteigen, dass Zucker mit dem Urin ausgeschieden wird. Das ist der Fall, wenn im Blut eine Zuckerkonzentration von 180 bis 200 mg/dl (10 bis 11,1 Millimol pro Liter) überschritten wird. Der Zucker wird dann nicht mehr vollständig von den Nieren zurückgehalten.

Dieses Phänomen hat der Erkrankung auch ihren Namen gegeben: Diabetes mellitus = honigsüßer Durchfluss.

Durch die Zuckerausscheidung mit dem Urin wird dem Körper zusätzlich viel Wasser entzogen; der Durst nimmt zu. Häufiges Wasserlassen und starker Durst sind oft erste Diabetesanzeichen.

MÖGLICHE DIABETESANZEICHEN

Normalisieren sich die Blutzuckerwerte, dann verschwinden auch diese Anzeichen wieder.

Insulin und Blutzucker

Schauen Sie sich zunächst einmal den Zustand bei Nichtdiabetikern an.

Für alle Lebensvorgänge, ob in Ruhe oder in Bewegung, braucht der Körper Energie. Die benötigte Energie liefert die tägliche Nahrung, vorzugsweise in Form von Kohlenhydraten (Stärke und Zucker). Im Darm werden die Kohlenhydrate in Traubenzucker (Glukose) gespalten und anschließend über die Darmwand ins Blut aufgenommen (Blutglukose).

Das bedeutet, dass immer, wenn Sie kohlenhydrathaltige Lebensmittel essen, kurz danach der Zucker im Blut ansteigt. Das Blut fungiert dabei ähnlich wie eine Pipeline. Es hat die Aufgabe, Nährstoffe zu den verschiedenen Körperzellen zu transportieren. Die Kraftwerke der Körperzellen nutzen zur Energiegewinnung am liebsten Kohlenhydrate (Blutzucker).

Damit der Zucker aus dem Blut zur Energiegewinnung in die Zellen gelangen kann, wird ein Botenstoff, das Hormon Insulin, benötigt.

Insulin wird von bestimmten Zellen der Bauchspeicheldrüse, den sogenannten β-Zellen der Langerhans-Inseln, produziert. Dieses Hormon öffnet dem Blutzucker den Weg in die Zellen, wodurch auch der Blutzuckergehalt wieder absinkt.

Bei Diabetes mellitus gelangt der Zucker nicht oder nur unzureichend in die Körperzellen, weil zu wenig oder kein Insulin vorhanden ist oder das Insulin nicht ausreichend wirken kann. Die Zuckerkonzentration im Blut steigt an, ohne dass der Blutzucker von den Körperzellen als Energie genutzt werden kann. Bei zu hohen Werten im Blut wird Zucker teilweise mit dem Urin ausgeschieden.

Diabetes mellitus ist also eine Erkrankung des Energiestoffwechsels. Häufige Anzeichen dieses Energiemangels in den Körperzellen sind beispielsweise Abgeschlagenheit und schlechte Wundheilung.

BLUTZUCKER REGULIEREN

Bei Nichtdiabetikern gelten Blutzuckerwerte von 60 bis 140 mg/dl (3,3 bis 7,8 mmol/l; Millimol pro Liter) als normal.

Zwei verschiedene Hormone sind für diese feine Regulation verantwortlich, die beide in der Bauchspeicheldrüse gebildet werden:

Diabetes Typ 1 und 2 – wo liegt der Unterschied?

Nach Hochrechnung von Krankenkassendaten waren 2007 etwa 7 Millionen Menschen in Deutschland betroffen. Die Tendenz ist stark steigend.

Nur rund jeder zehnte Diabetiker aber hat einen sogenannten Typ-1-Diabetes (auch Insulin-Mangel-Diabetes genannt). Die Mehrzahl der Diabetiker gehört zum sogenannten Typ-2-Diabetes mit einer unzureichenden Insulinwirkung (Insulinresistenz).

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Wird in diesem Ratgeber der Einfachheit halber von Diabetikern gesprochen, sind damit sowohl Frauen als auch Männer gemeint.

Typ-1-Diabetes

Menschen mit Typ-1-Diabetes haben nicht genügend körpereigenes Insulin, um den Zucker aus dem Blut in die Zellen zu befördern. Die β-Zellen der Langerhans-Inseln ihrer Bauchspeicheldrüse produzieren zu wenig oder kein Insulin mehr.

Die fehlende Energie versucht der Körper auszugleichen, indem er die Energiereserven der Fett- und Muskelgewebe nutzt. Wird der Typ-1-Diabetiker nicht mit Insulin behandelt, führt dies dazu, dass er drastisch an Gewicht verliert. Beim Typ-1-Diabetes entwickelt sich die Krankheit schnell und über einen kurzen Zeitraum. Häufig entsteht dieser Diabetestyp noch vor dem 40. Lebensjahr, daher wird er auch jugendlicher Diabetes genannt. Typ-1-Diabetiker brauchen Insulin in einer Dosierung, die auf ihre Kohlenhydrataufnahme und Bewegung abgestimmt ist.

Typ-2-Diabetes

Bei diesem Diabetestyp produziert die Bauchspeicheldrüse noch Insulin, aber der Organismus reagiert ablehnend oder resistent gegen das Hormon. In der Folge besteht eine unzureichende Wirkung, die sogenannte Insulinresistenz. Sie wird durch Übergewicht noch verstärkt. Um die unzureichende Wirkung auszugleichen, bildet der Körper vermehrt Insulin, das die Blutzuckerwerte über eine lange Zeitspanne im Normbereich halten kann und daher die Blutzuckerwerte ansteigen.

Von einem Typ-2-Diabetes spricht man erst, wenn die erhöhte Insulinproduktion die schlechtere Wirkung nicht mehr ausgleichen kann.

Die Betroffenen sind oft schon lange Zeit übergewichtig, haben Bluthochdruck oder eine Fettstoffwechselstörung wie einen erhöhten Cholesterinspiegel. Die Kombination dieser Erkrankungen wird als metabolisches Syndrom bezeichnet.

Nehmen Typ-2-Diabetiker ab, normalisiert sich häufig schon ihr Blutzuckergehalt.

Im Unterschied zum Typ-1-Diabetes entwickelt sich der Typ-2-Diabetes langsam über mehrere Jahre und oft erst nach dem 40. Lebensjahr. Typ-2-Diabetes wird auch Altersdiabetes genannt.

Mögliche Komplikationen vermeiden

Unbehandelt können erhöhte Blutzuckerwerte zu einer lebensgefährlichen Situation führen: zum diabetischen Koma mit tiefer Bewusstlosigkeit.

Sind die Blutzuckerwerte lange Zeit zu hoch, können langfristig schwere Erkrankungen auftreten:

Ziel einer modernen Diabetikerbehandlung ist es, diese Komplikationen zu vermeiden.

Der mittlere Blutzucker über die letzten Wochen (HbA1c) gilt als aussagekräftiger Risikofaktor für diabetische Komplikationen aber auch der nach den Mahlzeiten (postprandial) scheint ein Risikofaktor zu sein. Im Rahmen des Diabetesmanagements haben internationale Fachgesellschaften wie die Deutsche Diabetesgesellschaft (DDG), die American Diabetes Association (ADA) und die International Diabetes Federation (IDF) den postprandialen Zwei-Stunden-Blutglukosewert in ihre Therapieziele aufgenommen. Ziel sollte ein Blutglukosewert von maximal 140 mg/dl oder 7,8 mmol/l zwei Stunden nach dem Essen sein.

Die Bestimmung und Dokumentation postprandialer Blutzuckerwerte ermöglicht eine schnelle Beurteilung der Diabetesbehandlung, verbunden mit der Möglichkeit, die Behandlung rasch und effektiv zu optimieren.

Im Rahmen der Blutglukosekontrolle sind die folgenden drei Messwerte wesentlich:

ZIELWERTE DER BEHANDLUNG

Messparameter:

Zielwert im Vollblut:

Nüchternblutzucker

<100 mg/dl oder 5,6 mmol/l

HbA1c

<6,5 % oder 48 mmol/mol

Postprandiale Blutzucker (Zwei-Stunden-Wert)

<140 mg/dl oder 7,8 mmol/l

Quelle: IDF, 2007

Auch Sie selbst sind gefordert, aktiv zu werden. Denn die wichtigsten Säulen der Behandlung bilden nach wie vor vollwertiges und ausgewogenes Essen und Trinken sowie ausreichende körperliche Aktivität, verbunden mit Gewichtskontrolle.

Hinzu kommen eventuell erforderliche Medikamentengaben. Eine Ernährungsweise mit niedriger glykämischer Last (siehe >) wirkt sich zudem günstig auf die postprandiale Blutglukose aus.

So können Sie Diabetes umfassend behandeln:

So kontrollieren Sie Ihren Stoffwechsel

Stoffwechselselbstkontrollen können Sie zu Hause durchführen. So können Sie zusätzlich zu den Kontrollen beim Arzt feststellen, wie Ihr Zuckerstoffwechsel aktuell reagiert.

Selbstkontrollen haben verschiedene Vorteile: Zunächst einmal können Sie die Kontrollen zu allen Tageszeiten durchführen. Außerdem haben Sie die Möglichkeit, unter verschiedenen Bedingungen, beispielsweise unterschiedlicher körperlicher Betätigung und Belastung, Medikamentendosis und Ernährung, selbst zu kontrollieren. Des Weiteren bemerken Sie Änderungen der Stoffwechselsituation frühzeitig und können direkt darauf reagieren.

Folgende Selbstkontrollen sind möglich:

IMGWICHTIG

Welche der Blut- und Urinkontrollen für Sie die richtigen sind, besprechen Sie bitte mit Ihrem Arzt. Er, Ihr Diabetesberater oder auch Ihr Apotheker werden Ihnen erklären, wie Sie die Kontrollen mit Farbstreifen oder Messgerät richtig durchführen.

Mit Insulin und Tabletten richtig behandeln

Zur Behandlung des Diabetes stehen sowohl Insulin als Ersatz für fehlendes körpereigenes Insulin als auch folgende Medikamente in Form von Tabletten zur Behandlung bei Diabetes Typ 2 zur Verfügung:

Da Typ-1-Diabetikern Insulin fehlt, müssen sie von Beginn an mit Insulin behandelt werden (dies ist die sogenannte »Insulinpflicht«).

Beim Typ-2-Diabetes kann eine Insulinbehandlung notwendig werden, wenn die Blutzuckerwerte anders nicht befriedigend gesenkt werden können. In diesem Fall kann die Tablettenbehandlung durch Insulingaben unterstützt werden (Kombinationstherapie), oder die Behandlung wird komplett auf das Hormon umgestellt. Für die Insulintherapie wiederum gibt es – je nach Lebenssituation des Betroffenen – verschiedene Möglichkeiten.

Welche Medikamentenbehandlung für Sie persönlich sinnvoll ist, wird Ihr Arzt in einem ausführlichen Gespräch gemeinsamen mit Ihnen erörtern.

Insulin

Für die Insulinbehandlung gibt es folgende Insulinarten:

 

Insulintyp

Wirkungseintritt

stärkste Wirkung

Ende der Wirkung

schnell wirkende Insulinanaloga

direkt

1–2 Std.

2–3 Std.

Normalinsulin

15–30 Min.

2–4 Std.

4–6 Std.

NPH-Typ

60 Min.

4–6 Std.

10–12 Std.

Insulin Glargin

sehr gleichmäßig über 24 Stunden

Insulindetemir

keine Angabe

6–8 Std.

16–24 Std.

 

Aus Normal- und NPH-Insulin werden auch Insuline mit festen Mischungsverhältnissen zusammengestellt.

Seit 1999 sind auch feste Mischungen aus schnell wirkendem Insulin-Analogon und Verzögerungsinsulin verfügbar, die ohne Einhaltung eines Spritz-Ess-Abstands gespritzt werden.

Insulinbehandlungen – welche gibt es?

Konventionelle Insulinbehandlung (CT)

Bei der konventionellen Insulinbehandlung wird eine feste Mischung aus Normalinsulin und Verzögerungsinsulin oder eine Mischung aus schnell wirkendem Insulin-Analogon und Verzögerungsinsulin ein- bis drei-mal pro Tag gespritzt. Diese Therapieform eignet sich insbesondere für Menschen mit einem sehr regelmäßigen Tagesablauf. Denn der Rhythmus von Essenzeiten und Kohlenhydratmengen muss bei dieser Art der Insulinbehandlung nach einem festen Muster eingehalten werden. Denn anders als bei Menschen ohne Diabetes, bei denen erst Insulin ausgeschüttet wird, wenn Zucker ins Blut gelangt, muss sich ein Mensch mit konventioneller Insulinbehandlung mit seinem Essen nach der Wirkung des gespritzten Insulins richten. Wird eine Mahlzeit vorverlegt, oder werden mehr Kohlenhydrate gegessen, als für die Insulinmenge vorgesehen waren, steigt der Blutzucker höher an als erwünscht (Anzeichen siehe >). Wird eine Mahlzeit dagegen erst verspätet eingenommen oder sogar ganz ausgelassen, oder werden weniger Kohlenhydrate gegessen, als für die Insulinmenge vorgesehen waren, droht eine Unterzuckerung (Anzeichen siehe >).

Diese Komplikationen können Sie vermeiden, wenn Sie den Kohlenhydratgehalt von Lebensmitteln kennen und regelmäßig zu den festgelegten Zeiten spritzen und essen. Viele Menschen mit Diabetes können oder wollen einen streng geregelten Tagesablauf, wie ihn die konventionelle Insulinbehandlung fordert, nicht einhalten. Sie bevorzugen eine intensivierte Insulinanwendung.

Intensivierte Insulinbehandlung (ICT)

Mit der ICT (auch Basis-Bolus-Therapie genannt) wird die Situation bei Nichtdiabetikern nachgeahmt. Ein- bis dreimal am Tag wird eine Insulinform mit verzögertem Wirkungseintritt gespritzt, das den mahlzeitenunabhängigen Insulinbedarf deckt.

Dieser Fasteninsulinbedarf wird für die »Fastenzeiten« zwischen den Mahlzeiten oder während der Schlafenszeit benötigt. Die Menge an Fasteninsulin wird dabei möglichst so gewählt, dass der Blutzucker auch ohne Nahrungsaufnahme im Gleichgewicht bleibt und Über- wie auch Unterzuckerungen vermieden werden. Der Bedarf für das Essen wird mit schnell wirkenden Insulinen (Normalinsulin oder Insulinanaloga) gedeckt. Die Menge an Mahlzeiteninsulin richtet sich nach dem individuellen Bedarf pro Kohlenhydrateinheit (KE/BE) sowie dem jeweiligen Blutzuckerwert vor der Mahlzeit. Der Spritz-Ess-Abstand richtet sich nach dem Eintritt der Insulinwirkung (siehe >) des verwendeten Insulins.

Die intensivierte Anwendung von Insulin bietet viele Freiheiten. Dafür fordert sie von Ihnen eigenverantwortliches Handeln und die Bereitschaft, den Blutzucker vor jeder Mahlzeit zu messen und zu den Mahlzeiten zu spritzen.

Der Erfolg der intensivierten Insulinbehandlung ist in hohem Maße von Ihren Kenntnissen zum KE/BE-Gehalt der verschiedenen kohlenhydrathaltigen Lebensmittel abhängig. Das möglichst genaue Schätzen der KE/BE-Menge der Mahlzeit, die richtige Wahl der Insulinmenge je KE/BE und die konsequente Menge an Korrekturinsulin entscheiden dabei über die Qualität des Blutzuckers nach der Mahlzeit.

Viele Menschen mit Diabetes Typ 2 können noch ausreichende Mengen an Insulin für den mahlzeitenunabhängigen Insulinbedarf herstellen. Die Insulinmenge, die für die Mahlzeiten benötigt wird, reicht aber nicht mehr aus. In diesem Fall ist die Bolus-Therapie eine mögliche Behandlungsart.

Bolus-Therapie

Hier kann auf Verzögerungsinsulin für die Deckung des Fasteninsulinbedarfs verzichtet werden. Stattdessen wird nur zur Mahlzeit passend Kurzzeitinsulin (Normal- oder Insulinanalogon) gespritzt. Für die Abstimmung von KE/BE und dem Bedarf an Mahlzeiteninsulin gelten im Übrigen dieselben Anforderungen wie bei der intensivierten Insulintherapie.

Insulinpumpen-Behandlung

Die Insulin-Pumpen-Behandlung erfolgt nach demselben Prinzip wie ICT. Auch hier wird konsequent zwischen Insulinbedarf für den Fastenzustand und Insulinbedarf für die Mahlzeiten unterschieden. Mit einer am Körper zu tragenden Insulinpumpe wird aber auch der Bedarf an Fasteninsulin durch Kurzzeitinsulin (Normalinsulin oder Insulinanalogon) gedeckt. Dieses wird für den mahlzeitenunabhängigen Insulinbedarf über die Pumpe kontinuierlich in kleinsten Mengen ins Unterhautfettgewebe abgegeben. Das Mahlzeiteninsulin wird ebenfalls über die Pumpe abgerufen.

Die Menge der Insulineinheiten wird individuell zum Kohlenhydratgehalt der jeweiligen Mahlzeit und abhängig vom aktuell gemessenen Blutzuckergehalt dosiert. Auch bei der Insulinpumpen-Behandlung ist die genaue Kenntnis über den Kohlenhydratgehalt der Lebensmittel eine wichtige Grundlage für den Behandlungserfolg.

Ihr Arzt wird gemeinsam mit Ihnen entscheiden, welche Therapie für Sie persönlich die geeignetste ist.

Wie kann Insulin gespritzt werden?

Das Hormon kann mit Einmalspritzen oder mit Injektionshilfen, den sogenannten Insulin-Pens, gespritzt werden.

Insulin gibt es in drei verschiedenen Konzentrationen:

Nur für U-100-Insulin gibt es entsprechend geeichte Spritzen. Falls ein U-100-Pen kaputt oder verloren gegangen ist, können Sie Insulin mit einer U-100-Spritze aus der Penampulle ziehen.

IMGWICHTIG

Die letzten U-40-Fläschchen-Insuline wurden mittlerweile vom Markt genommen. Noch vorhandene U-40-Spritzen bitte entsorgen, um Verwechslungen zu vermeiden. U-100- Insulin mit einer U-40-Spritze verwendet, bedeutet, Sie würden die zweieinhalbfache Menge der eigentlich gewollten Insulindosis spritzen.

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Wohin kann Insulin gespritzt werden?

Folgende Spritzstellen sind möglich:

Wechseln Sie die Einstichstellen regelmäßig. So vermeiden Sie, dass Reizungen und Verhärtungen entstehen. Aus verhärteten Stellen wird Insulin schlechter aufgenommen.

Medikamente beim Typ-2-Diabetes

Der Einsatz von Medikamenten ist für die Behandlung des Typ-2-Diabetes dann sinnvoll, wenn sich durch gezielte Ernährung und Steigerung der körperlichen Aktivität allein keine befriedigenden Blutzuckerwerte erreichen lassen. Für die Medikamentenbehandlung beim Typ 2 stehen verschiedene Wirksubstanzen zur Wahl.

Alpha-Glukosidase-Hemmer

Diese Hemmer (auch Acarbose oder Miglitol genannt) können bei ausreichender körpereigener Insulinproduktion verabreicht werden. Durch sie werden Kohlenhydrate langsamer verdaut, und der Blutzucker steigt nach dem Essen nicht so schnell an.

Biguanide

Biguanide (Metformin) sollten bei ausreichender körpereigener Insulinproduktion gegeben werden. Sie führen im Wesentlichen zu einer verbesserten Glukoseaufnahme in die Muskeln, einer Hemmung der Glukoseneubildung in der Leber und einer verzögerten Aufnahme des Zuckers aus dem Darm.

DPP-4-Hemmer (Gliptine)

DPP-4-Hemmer verlängern die Wirkung der Inkretine (GLP1), regen dadurch indirekt die körpereigene Insulinproduktion an und drosseln die Glukagon-Produktion. Sie wirken in erster Linie als Ergänzung (add-on) zu anderen oralen Antidiabetika (besonders Metformin).

Glitazone

Diese Substanzen werden auch als Insulinsensitizer bezeichnet. Sie verringern die Insulinresistenz, indem sie die insulinvermittelte Glukoseaufnahme und -verwertung in der Leber, der Muskulatur und dem Fettgewebe steigern.

Diese Medikamentengruppe kann als Monotherapie wie auch als Kombinationstherapie mit Metformin oder Sulfonylharnstoffen eingesetzt werden.

Glinide oder Sulfonylharnstoffe

Lässt die körpereigene Insulinproduktion nach, können Glinide oder Sulfonylharnstoffe (=Glibenclamid, Glimeperid) eingesetzt werden, die die Insulinabgabe aus der Bauchspeicheldrüse steigern.

Durch diese Medikamente sind Unterzuckerungen (wie auf > beschrieben) möglich.

GLP1-Analoga (Inkretin-Mimetika)

Sie ahmen die Wirkung des Darmhormons GLP1 nach. GLP1 steuert maßgeblich die Insulinausschüttung, steht jedoch bei Typ-2-Diabetes nicht mehr ausreichend zur Verfügung. GLP1-Analoga wirken nur bei Anstieg des Blutzuckers.

SGLT2-Hemmer (Glifozine)

Sie hemmen in der Niere den Rück transport von Glucose. In der Folge wirch mehr Glucose und dadurch auch mehr Energie ausge schieden.

IMGWICHTIG

Bei Einsatz von Alpha-Glukosidase-Hemmern müssen Unterzuckerungen mit Traubenzucker behandelt werden, denn Haushaltszucker wird nur verlangsamt aufgenommen.

Wenn eine spezielle Ernährung, eine gesteigerte körperliche Aktivität und der Medikamenteneinsatz den erhöhten Blutzuckergehalt nicht ausreichend verbessern können, wird eine Insulinbehandlung erforderlich.

Unterzuckerung – Ursachen, Anzeichen, Hilfe

Bei Behandlung mit Insulin und Sulfonylharnstoffen können Unterzuckerungen (Hypoglykämien) auftreten:

Für alle mit Insulin oder Sulfonylharnstoffen behandelten Diabetiker gilt: Sie sollten immer Traubenzucker – mindestens vier Traubenzuckertäfelchen (das entspricht zwei KE/BE) – oder ersatzweise 0,2 Liter zuckerhaltige Getränke (Fruchtsaft, zuckerhaltige Brause) bei sich haben.

IMGWICHTIG

Unterzuckerungsanzeichen wie übermäßiges Schwitzen, Zittern, Herzklopfen, Heißhungergefühl, Sehstörungen, Gereiztheit, Schwierigkeiten aufzuwachen, Ohnmachtsgefühl und Veränderung im gewohnten Verhalten müssen nicht gleichzeitig auftreten. Informieren Sie Angehörige, Freunde und Kollegen über Symptome einer Unterzuckerung, die andere bei Ihnen bemerken können.

Wenn Sie ein oder mehrere Anzeichen einer Unterzuckerung bemerken, gilt es, sofort und ohne Umschweife zu handeln – nach dem Grundsatz:

Bei jedem Anzeichen einer Unterzuckerung erst essen, dann messen!

Ziel der Selbstbehandlung einer Unterzuckerung ist das Anheben des Blutzuckers um 80 Milligramm pro Deziliter (4,4 Millimol pro Liter), um dadurch eine schwere Unterzuckerung mit Bewusstlosigkeit sicher zu vermeiden.

Für eine Blutglukoseerhöhung um 80 Milligramm werden mindestens 20 Gramm schnelle Kohlenhydrate benötigt. Das entspricht zwei KE/BE. Die schnellsten Kohlenhydrate mit hohem Glykämischen Index (siehe >) sind Traubenzucker, Säfte und zuckerhaltige Limonaden.