Millie in Moskau

Väterchen Frost

Wenn Millie aus dem Fenster schaut, sieht sie einen weißen Wasserfall mit goldener Litze. Das ist komisch, nicht wahr? Wie kommt denn ein Wasserfall vors Fenster?

Hähähä. Gar nicht komisch. Der Wasserfall ist nämlich kein Wasserfall, und das Fenster ist nur ein Guckloch im Flugzeug.

Jaha, Millie darf wieder verreisen. Dieses Mal ist sie mit Mama alleine unterwegs. Nur ganz kurz, Trudelchen! Musst nicht weinen!

Trudel ist Millies kleine Schwester, die bald drei Jahre alt wird. Aber Millie ist schon groß. Zweite Klasse! Und sie hat Ferien! Trudel hat noch nix.

Mama muss in diesen Ferien arbeiten, dafür hat Papa frei und kann gut auf die kleine Schwester aufpassen und sie trösten, wenn Trudel Sehnsucht nach Millie oder Mama hat. Papa wird den lieben langen Tag mit ihr spielen müssen. Pyramiden bauen. Puzzle mit neun Teilen legen. Bauernhof aufstellen.

Sie können auch spazieren gehen. Aber draußen ist es grau und nass, obwohl tiefster Winter ist.

Millie hat Weihnachtsferien! Leider ohne Schnee! Da fährt man doch gerne mal weg. Dorthin, wo es richtig kalt ist.

Und wo wird Millies Flugzeug landen?

Am Nordpol etwa?

Falsch.

Auf dem Himalaja?

Falsch.

So richtig kalt ist es auch in Moskau! Hat Papa gesagt.

Mama und Millie haben sich wegen der Kälte dort dick eingepackt. Stiefel, die man auch prima bei einem Spaziergang auf dem Mond tragen könnte. Moonboots. Dicke, selbst gestrickte Schals und dicke, selbst gestrickte Mützen in Lila-Grün und Rot-Petrol meliert. Von Mama selbst gestrickt. Millie kann noch nicht stricken. Aber sie weiß jetzt schon, dass sie garantiert niemals freiwillig stricken wird. Nicht stricken und nicht häkeln. Die schlimmste Schulstunde ist nämlich Handarbeit. Handarbeit kann auch Textiles Gestalten heißen. Ist das Gleiche. Ist gleich blöd.

Millie wird nie im Leben vergessen, wie schrecklich es ist, Topflappen zu häkeln. Topflappen mussten sie nämlich schon in der ersten Klasse fabrizieren. Millie hat mehr schlecht als recht gerade einen geschafft. Sie hat einfach nicht genug Finger für solche Krusselwusselarbeit. Vor lauter Anstrengung hätte sie sich doch fast die Zunge abgebissen. Nee, danke. Häkeln und Stricken ist Arbeit.

Schreiben ist auch Arbeit. In der Schule muss Millie sich sehr anstrengen, damit sie beim Schreiben keine Fehler macht. Noch schlimmer ist schönschreiben. Ihre Freundin Kucki hat nicht so viel Mühe damit. Mama auch nicht. Schreiben ist ihr Beruf, und schönschreiben tut der Computer.

In Moskau soll Mama die Augen aufhalten und aufschreiben, was die Leute so machen, ob sie sonntags spazieren gehen oder lieber mit ihren Kindern das Puppentheater besuchen oder den Zirkus. Aus ihren Notizen macht Mama einen Artikel. Das ist so was Ähnliches wie ein Aufsatz. Mama schreibt aber nicht für die Schule, sondern für eine Zeitschrift.

Jetzt sitzt Millie im Flugzeug und fliegt in den Osten.

Frau Morgenroth, ihre Nachbarin, die oft zu Besuch kommt und auch auf das Haus aufpasst, wenn die ganze Familie verreist ist, hat einen gehörigen Schrecken bekommen, als sie von dieser Reise erfuhr.

»In den Osten?«, hat sie gefragt. »Nach Russland? Nach Moskau?«

»Ja!«, hat Mama mit aufgeregter Stimme geantwortet. »Nach Moskau!«

»Uijuijuijuijui«, hat Frau Morgenroth gestöhnt.

Was gibt’s denn da zu stöhnen, Frau Morgenroth?

»Moskau!« Frau Morgenroth hat den Kopf geschüttelt und gleich noch einmal laut ausgestoßen: »Russland!«

Ja, Frau Morgenroth! Warum ist sie denn so fassungslos?

»Russland ist ganz anders«, sagt sie. »Da gibt’s nur Kälte, wilde Gesellen und Wölfe. Und ganz, ganz viel Schnee.«

Na, das hört sich doch spannend an, Frau Morgenroth. Und anders ist es doch überall.

Mama hat nur gelacht. Sie will nicht zu den Wölfen. Und von den wilden Gesellen hat sie auch noch nichts gehört. Mama freut sich auf Moskau. Auf Russland.

Im Atlas sieht Russland ziemlich grün und sehr riesig aus. Wenn man die Landkarte etwas schief hält, dann sieht das Land aus wie ein Hündchen, das auf den Hinterpfoten hockt und die Schnauze erwartungsvoll hochstreckt. Ein Schlappohr. Und an der Stelle, wo das Hündchen das linke Auge hat, liegt Moskau. Das Hündchen, das Russland heißt, sieht sehr lustig aus.

Millie freut sich auf die Reise und besonders auf ganz, ganz viel Schnee. Der weiße Wasserfall vor ihrem Guckloch ist nämlich gar kein Wasserfall, sondern ein mächtiger Schneefall.

Das Flugzeug bohrt seine Nase in die Schneewand. Es wackelt ein bisschen. Aber keine Angst, keine Angst! Millie lenkt sich einfach ab. Sie hat nämlich ein kleines Büchlein dabei, das handelt vom russischen Winter und vom Weihnachtsmann. Der heißt in Russland nicht Weihnachtsmann, sondern Väterchen Frost, und der kommt auch nicht zu Weihnachten, sondern ein wenig später. Der kommt, wenn Millie in Moskau ist. Bestimmt!

Das Buch mit der Geschichte von Väterchen Frost, vom Schneemann und dem Hündchen Bobik, dem Fuchs und dem Hasen hat Millie schnell durchgelesen. Huh, in der Geschichte gibt’s tatsächlich einen bösen Wolf! Da wird Frau Morgenroth vielleicht doch recht haben. Aufgepasst, Millie!

Aber Väterchen Frost sieht lieb aus, wie ein Opa und nur ein bisschen wie der Weihnachtsmann. Hoffentlich wird Millie ihn überhaupt erkennen, wenn er ihr über den Weg läuft.

Während Millie liest, blättert Mama im Reiseführer. Millie ist mit ihrer Geschichte über Väterchen Frost schneller fertig als Mama mit ihrem Büchlein über Moskau.

Millie linst hinüber, gerade als Mama sich mit dem Kapitel Wichtige Sätze auf Russisch beschäftigt. Natürlich, in Russland wird doch Russisch gesprochen!

Zeig mal her, Mama!

Huch! Was ist denn das? Die Schrift kann man ja gar nicht lesen!

»In Russland schreibt man in kyrillischen Buchstaben, Millie«, erklärt Mama.

Was? Korallisch? Diese komischen Buchstaben … Ist das die Korallenschrift? Es gibt ein richtiges A und ein falsches A. Das N steht auf dem Kopf. Und die 3 ist wohl keine Zahl, sondern auch ein Buchstabe.

Aber zum Glück steht bei den Wichtigen Sätzen neben den Wörtern in Korallenschrift auch noch in normalen Buchstaben, wie das ausgesprochen wird und was es heißt:

Prijatnych ssnawidenij = Träume süß!

Kuschaj nasdarowje = Lass es dir schmecken!

Ni pucha ni pera = Hals- und Beinbruch!

Na, ob Millie diese Sätze wirklich gebrauchen kann? Sie müsste sie ja auswendig lernen. Puh!

Steht hier nicht irgendwo auch was Leichteres?

Aber klar doch!

Da = Ja.

Ha! Ist doch pickepacke leicht. Gibt’s nicht noch so was Einfaches? Millie sucht die Spalten mit ihrem Zeigefinger ab, doch bevor sie ein neues verständliches russisches Wort gefunden hat, setzt das Flugzeug bereits zur Landung an. Mama und Millie verstauen schnell ihre Bücher. Anschnallen! Und hast-du-nicht-gesehen setzen auch schon die Räder vom Flugzeug auf, wrumm, wrumm, wrumm.

Millie in Moskau!

Boah! Der Schnee aus der Schneefallwolke vor ihrem Guckloch ist genau hier runtergerieselt. Alles ist weiß. Nur das Flugfeld haben sie zum Glück von Eis und Schnee geräumt, sonst hätten Millie und Mama ja gar nicht landen können. Aber alles andere sieht aus wie in Watte eingepackt.

Hm. Es ist ganz schön kalt in Moskau. Saukalt. Papa hat recht gehabt. Und Frau Morgenroth auch. Bestimmt ist es Minus-Minus.

Die Eisluft fährt durch die Nase bis tief in den Bauch und sogar in den Rücken hinein. Gut, dass Mama und Millie ihre wärmsten Sachen angezogen haben. Die Moonboots. Schal und Mütze aus dicker Schafwolle.

Mama und Millie stapfen über das Rollfeld in die Halle.

»Ach«, sagt Mama. »Wir müssen zuerst an den Schalter dahinten. Die Papiere vorlegen.«

Das ist klar. Millie weiß, dass man ohne Papiere nirgendwo einreisen darf. Und sie dürfen auch nicht vergessen, nach ihrer Reisetasche zu schauen. Da sind nämlich die warmen Schlafanzüge drin und für jeden noch dicke Pullover.

Geklappt!

Die Papiere sind in Ordnung, und die Tasche hat Millie auch schon entdeckt. Mama muss sie vom Koffer-Rumlauf-Band hieven und schultert sie mit Ach und Weh. Die Reisetasche ist sehr schwer. Viel zu schwer für Millie! Sie kann Mama leider nicht helfen.

In der Halle hinter dem Schalter und dem Rollband schauen sich Mama und Millie erst mal um. Die Leute, die von draußen reinkommen, sind noch dicker eingepackt als sie. Viele tragen lange Pelzmäntel. Männer mit Bärten. Sind das die wilden Gesellen? Und alle Leute haben dicke Puschimützen auf. Aus Wolfsfell oder aus Bärenfell. Hier sieht ja fast jeder aus wie Väterchen Frost. Nur die Frauen nicht.

Mama schaut sich suchend um. Worauf wartet sie?

»Auf Frau Kuschtewskaja«, sagt Mama.

»Wie sieht Frau Kuschiwuschi denn aus?«, fragt Millie.

»Keine Ahnung«, gibt Mama zu.

»Ist sie alt?«

»Ich glaube, so mittel«, meint Mama.

Dann wird es schwierig sein, sie zu finden. Alle Frauen sehen so aus, als könnten sie Kuschiwuschi heißen. Wegen der Puschiwuschimützen!

Mama und Millie sind sofort an ihren bunten Mützen zu erkennen. So was trägt niemand in Moskau.

Eine Frau steuert auf sie zu. Sie hat eine helle Lockenmütze auf, die aussieht wie das Fell eines kleinen Schäfchens. An den Seiten und dicht über den Ohren ist ihr dunkles Haar rausgerutscht. Das ist gut so. Sonst würden ihr ja noch die Ohren abfrieren.

Schon von Weitem streckt sie ihre Arme aus.

»Guten Tag, Frau Heinemann. Dobryj djen.«

»Guten Tag, Frau Kuschtewskaja«, sagt Mama. »Dobryj djen.«

Na, das hat Mama aber gut auswendig gelernt.

Sie stellt Millie vor.

»Dobryj djen, Millie«, sagt Frau Kuschiwuschi.

Millie sagt: »Da.«

Das ist das einzige russische Wort, das sie behalten hat, und es passt ja wohl ein bisschen.

»Nett, dass Sie uns zur Seite stehen werden«, sagt Mama.

Aha. Frau Kuschiwuschi wird ihnen helfen, sich in Moskau zurechtzufinden. Mit Millie alleine würde Mama das ja nie schaffen. Mama kann ja auch kein Russisch, gerade noch Guten Tag. Und die Korallenschrift können sie beide nicht lesen, Mama nicht und Millie erst recht nicht.

»Nitschewo«, sagt Frau Kuschiwuschi und lächelt.

»Nitschewo?«, fragt Mama nach.

»Wie sagt man …«, überlegt Frau Kuschiwuschi. »Keine Ursache. Oder so ähnlich. Nitschewo kann man immer sagen. Heißt: Macht nichts. Oder: Geht schon in Ordnung. Kann man sagen: Ist okay?«

»Ja«, sagt Mama und lacht. »Ist okay.«

Frau Kuschiwuschi ist nicht alleine gekommen. Sie hat einen Jungen mitgebracht. Der hat sich hinter sie gedrückt, als wollte er sich verstecken.

Frau Kuschiwuschi holt ihn hervor. Er stolpert ein bisschen.

»Darf ich Ihnen Andrej vorstellen? Andruscha ist mein Söhnchen. Sag Hallo, Andruscha.«

Na, das wird der Junge nicht verstanden haben. Millie schaut ihn sich genauer an. Vielleicht ist Andrej genauso alt wie sie. Wie groß genau, kann Millie nicht sagen, weil er nämlich eine himmelhohe Fellmütze mit Ohrenklappen trägt. Wenn er sie abnehmen würde, wäre er bestimmt kleiner als Millie, also mickrig. Micky. Mickymaus.

Seine Kappe ist sicherlich aus Wolfsfell. Er hat sie allerdings nicht über seine rot gefrorenen Ohren gezogen. Sie klemmt dahinter und hat seine großen Ohrmuscheln nach vorne geschoben. Andrej hat solche Segelohren, dass er wahrscheinlich damit fliegen könnte. Mickymaus hat doch auch so große Ohren.

Passt also.

Das Söhnchen ist wohl nicht gerne mit seiner Mama mitgegangen. Millie merkt, dass Andruscha schlechte Laune hat. Er sagt auch nicht Doppel-Dingsbums, guten Tag. Er nuschelt sich was in den Bart, das sich anhört wie Bratwurst.

Soll das hallo heißen?

Wahrscheinlich.

Hallo, Bratwurst.

Die Hände nimmt Andrej auch nicht aus den Taschen. Bestimmt hat er keine Handschuhe an. Aber der müsste doch wissen, dass es saukalt in Moskau ist.

Frau Kuschiwuschi erklärt, dass es Andruscha mit den Segelohren im Moment nicht so gut geht, weil er Ohrenschmerzen hat.

Da soll er sich doch die Klappen seiner Wolfsmütze über die Segelohren ziehen!

Mama sagt: »Hallo, Andruscha«, und Millie sagt nix.

»Er hört es nicht gern, wenn man ihn Andruscha nennt«, sagt Frau Kuschiwuschi. »Nur ich darf ihn so nennen«, fügt sie hinzu und amüsiert sich. »Und seine Babuschka.«

Wer?

»Seine Großmutter.«

Aha.

Frau Kuschiwuschi will Millie und Mama heute nur bis zum Hotel begleiten. Dort drüben, einmal runter vom Vorplatz des Flughafens, über die Straße und wieder rauf auf den Bürgersteig, ist die Haltestelle für den Bus, der sie in die Stadt bringen soll.

Der Schnee hier draußen liegt meterhoch! Aber bestimmt!

Frau Kuschiwuschi und Andruscha laufen auf dem Schnee und dem dicken Eis wie auf Eiern. Alle Leute laufen wie auf Eiern. Mama macht es ihnen nach. Aber wie auf Eiern laufen sieht blöd aus.

Millie versucht ein paar flotte Schritte. Kein Problem mit ihren Moonboots. Da kann sie ruhig einen Zahn zulegen.

»Pass auf, Millie!«, ruft Mama. »Es ist glatt!«

Doch da macht Millie schon einen Rutscher. Sie rudert mit den Armen. Rückwärts und vorwärts und rückwärts, aber dann knallt sie doch auf den A…, auf den Popo.

Mama kommt, so schnell sie kann, angewatschelt.

»Hast du dir wehgetan, Schätzchen?«, fragt sie und hilft Millie auf die Beine.

Nö, zum Glück sind alle Knochen heil geblieben. Na, das wäre vielleicht was gewesen, wenn Mama jetzt mit Millie ins Krankenhaus gemusst hätte. Aber das Schlimmste ist, dass Andruscha Millie doof anguckt. Ist er etwa schadenfroh? Und muss Millie sich jetzt schämen, weil sie hingeknallt ist?

Nö!

Nitschewo, Mickymaus!

Und da ist auch schon der Bus. Der schaukelt sie durch die Vorstädte von Moskau. Viele, viele Straßen voller vieler, vieler Wohnblocks. Weil die alle ziemlich gleich aussehen, wird Millie müde. Im Bus ist es mollig warm. Millie döst vor sich hin. Der Bus brummt und brummt. Der brummt einen ja in den Schlaf. Millies Kopf sinkt schon auf die Brust.

Sie schreckt erst auf, als sie bereits mitten in der Stadt sind.

Oh! Hier sehen die Häuser aber ganz anders aus als vorhin. Manche Gebäude sind riesengroß und ähneln Burgen aus lauter Legosteinen mit hohem Zickezacke-Dach. Türmchen drauf und noch ein weithin rot leuchtender Stern.

Alles aussteigen!

Manno. Draußen ist es doch so kalt! Aber sie müssen noch ein Stückchen zu Fuß laufen, um das Hotel zu erreichen. Hoffentlich ist es dort so schön warm wie im Bus. Millies Nase tropft schon bei der Eiseskälte. Bald werden richtige Eiszapfen an ihrer Nase baumeln, so wie diese langen, spitzen Dinger, die hier überall von den Ästen der Bäume und Sträucher runterhängen.

Jetzt laufen sie im Gänsemarsch. Vorneweg Frau Kuschiwuschi, dann kommt Andruscha mit den Segelohren. Danach Millie und Mama bildet das Schlusslicht.

Plötzlich macht Frau Kuschiwuschi halt und zeigt mit einer ausladenden Armbewegung auf die Landschaft vor ihnen. Mitten in der Stadt sieht Moskau wie durchgeschnitten aus.

»Die Moskwa«, erklärt Frau Kuschiwuschi. »Fluss trennt Moskau in zwei Teile.«

Komisch. Man kann gar nicht erkennen, dass die Mostquappe ein Fluss ist. Zugefroren. Da kriegen ja sogar die Enten eisige Füße. Vielleicht kann man über das Eis auf die andere Seite laufen. Millie würde sich das aber nicht trauen.

»Ganz schön kalt hier«, meint Mama und lächelt Frau Kuschiwuschi gequält an.

»Minus zehn Grad«, weiß Frau Kuschiwuschi. »Nitschewo. Ist noch gar nichts. Es könnte noch viel kälter werden. Minus fünfundzwanzig Grad, minus dreißig Grad. Manchmal … fette, nackte Männer schlagen Löcher in Eis und springen in kalten Fluss. Schönes Bild.«

Hat Millie richtig gehört? Fette Männer, die bei Minus-Minus im eisigen Fluss baden?

»Ja«, sagt Frau Kuschiwuschi. »Sieht lustig aus, sehr, sehr lustig. Sehen aus wie Nilpferd.«

Mama lacht darüber. »Walross«, verbessert sie.

»Ja«, sagt Frau Kuschiwuschi. »So nennt man wohl fette, nackte Männer.«

Millie geht ein paar Schritte vor bis ans Geländer der Mostquappe. Aber leider ist kein Nilpferd zu sehen und auch kein Walross.