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Kurt Tepperwein

Meine Beziehung zu mir selbst

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.

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8. Auflage 2020

© 2007 by mvg Verlag, ein Imprint der FinanzBuch Verlag GmbH
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Redaktion: Dr. Gabriele Schweickhardt, Frankfurt am Main

Umschlaggestaltung: Vierthaler & Braun Grafikdesign, München

Umschlagabbildung: Getty Images, München, © gettyimages/Photodisc

ISBN Print: 978-3-636-07221-4
ISBN E-Book (PDF): 978-3-86415-223-8
ISBN E-Book (EPUB & Mobi): 978-3-86415-000-5

Weitere Infos zum Thema finden Sie unter

www.mvg-verlag.de

Inhaltsverzeichnis

Wie Sie am besten mit diesem Mini-Buch arbeiten

Eine Reise von Selbst zu Selbst

Merksätze als Erinnerungshilfen nutzen

Unser ganzes Leben besteht aus Beziehungen

Der beziehungsorientierte und der ergebnisorientierte Mensch

Die Welt ist nicht, wie sie ist – sie ist, wie SIE sind

Der Unterschied zwischen dem Ich und dem Selbst

Wo immer Sie sind – Sie nehmen sich selbst mit

Nichtakzeptanz und die Folgen

Das Geheimnis der Akzeptanz

Meine Ablehnungen annehmen – mein Begehren annehmen

Empathie, Perspektivwechsel und Einfühlungsvermögen

Selbstempathie (Mitgefühl mit sich selbst)

Was bedeutet Selbstempathie praktisch?

Mit Teilpersönlichkeiten weise umgehen

Liebevoller Umgang mit dem inneren Kind

Mit dem Körper reden

Das Geheimnis des inneren Lächelns

Den Frosch küssen, der man selbst ist

Einsamkeit und Alleinsein

Angekommen leben

Quellen- und Literaturverzeichnis

WIE SIE AM BESTEN MIT DIESEM MINI-BUCH ARBEITEN

Ich freue mich, dass Sie sich für den Kauf dieses Mini-Buches entschieden haben. Es soll Ihnen Gedankenanstöße vermitteln und Sie ermuntern, eine liebevolle Beziehung zu sich selbst zu pflegen. Vielleicht regt es Sie ja auch dazu an, sich noch eingehender mit dem einen oder anderen Spezialthema zu beschäftigen. In dem Fall empfiehlt sich eines der vielen Ratgeberbücher, die im mvg-Verlag erschienen sind.

Das Büchlein ist gedacht, um es mit auf die Reise zu nehmen, es immer wieder durchzublättern und sich von ihm inspirieren zu lassen. Die einzelnen Themen werden hierbei nebeneinandergestellt, so dass Sie die frei wählen können, in welcher Reihenfolge Sie in dem kleinen Buch stöbern wollen, themenbezogen oder von vorn bis hinten durchgehend.

Einladen möchte das Buch Sie auch dazu, sich zu dem jeweiligen Thema eigene Gedanken zu machen und sie zu notieren. Es handelt sich bei dem, was Sie vorfinden, um »Perlen«, die Fassung, die Sie ihnen geben, bestimmen Sie selbst. Die Welt ist das Schulheft, in das Sie Ihre Zeilen schreiben.

Viel Freude mit diesem Büchlein wünscht Ihnen

Ihr Kurt Tepperwein

EINE REISE VON SELBST ZU SELBST

Am Ende jedes Kapitels finden Sie einen Merksatz, der Sie darin unterstützen soll, die Energie der Achtsamkeit in den jeweiligen Lebensbereich einzubringen. Die hier ausgewählten Sätze sollen Sie an die Wahrheit Ihres Selbst erinnern. Alle Merksätze haben etwas gemeinsam: Sie führen das Bewusstsein zurück zu sich selbst, zu Ihrem wahren Selbst. Ihr Geist wird dadurch »nach Hause gebracht«.

Im Alltag wird unsere Aufmerksamkeit immer wieder durch äußere Dinge gefangen genommen und immer wieder ist es die Aufgabe, zu sich selbst zurückzukehren, denn nur als »Sie selbst« können Sie die Dinge verändern.

In diesem Zusammenhang bietet sich das Bild eines Seidentuchs an, das sich in einem Dornenstrauch verfangen hat. Wir wollen das Tuch wieder in unseren Besitz bringen. Dafür müssen wir es vorsichtig und behutsam aus den Dornen lösen. Würden wir einfach nur an ihm zerren, bekäme es Risse. Dornen haben Widerhaken. Und so müssen wir erst einmal loslassen, uns in Richtung der Dornen bewegen und dann, wenn das Seidentuch locker ist, es von den Dornen lösen – erst dann können wir es an uns ziehen. Im Klartext bedeutet das, erst einmal zu akzeptieren, was wir vorfinden. Wir müssen zuerst hinschauen, annehmen, uns in Richtung des Lebensthemas bewegen, ihm volle Aufmerksamkeit schenken.

Bei vielen Menschen krankt es daran, dass sie die Dinge, die sie nicht mögen, verdrängen und ihnen nur halbe Aufmerksamkeit schenken. Die Hälfte der Aufmerksamkeit ist in dem verfangen, was sie nicht mögen, die andere Hälfte will weg von dem, was sie erleben. So entsteht eine Spannung in unserem Seidentuch. Und eigentlich ist es diese Spannung, die unserem Tuch gefährlich werden kann. Wenn wir loslassen, das heißt, wenn wir dem, was uns unangenehm ist, volle, aber wertfreie Aufmerksamkeit widmen und dabei zugleich bewusst bleiben, erkennen wir sehr klar die Dornen und wie das Tuch aus ihnen befreit werden kann. Das Akzeptieren dessen, was wir vorfinden, ist der Schlüssel dazu, um wieder in Kontakt mit uns selbst zu kommen.

Umgekehrt gibt es Menschen, die sich gerade in einer angenehmen Situation befinden und deshalb an den äußeren Umständen um jeden Preis festhalten wollen. Auch hier besteht die Gefahr, dass sie den Kontakt zu sich selbst verlieren. Eigentlich gibt es nur zwei Ursachen von Leiden: Anhaften und Ablehnung. Wenn wir an Angenehmem klammern und dabei den Kontakt zu uns selbst verlieren, ist dies auch eine Form des Leidens, das uns allerdings erst bewusst wird, wenn wir den »Kater« erleben: Die Bauchschmerzen wegen des Zuviel an Schokolade, das Kopfweh wegen des Alkohols oder des Kontoauszugs angesichts exorbitanter Geldausgaben. Wir leiden, wenn wir anhaften, und wir leiden, wenn wir vor Unangenehmem wegzulaufen versuchen und die Energie der Ablehnung dabei so stark wird, dass wir dabei den Kontakt zu uns selbst verlieren. Doch wir können frei sein von Leiden, indem wir in jeder Situation den Kontakt zu uns selbst halten.

Besser verstehen lässt sich das Gesagte durch das Sinnbild eines Seils, das in der Abenddämmerung auf dem Weg liegt. Der Ablehnende läuft davor weg, weil er es für eine Schlange hält. Der Süchtige bleibt bei dem Seil, weil er es als Zuckerstange ansieht. Doch in Wahrheit handelt es sich lediglich um ein Seil. Die Erinnerung an Ihr Selbst lässt Sie die Dinge wieder klar sehen – Sie sind wieder Sie selbst.

MERKSÄTZE ALS ERINNERUNGSHILFEN NUTZEN

Nachfolgend erfahren Sie, wie Sie die Merksätze nutzen können, um sich an sich selbst zu erinnern. Nehmen wir einmal den Merksatz:

»Ich sehe, der andere ist wütend – ich spüre mich selbst!«

Wir wollen nachfolgend untersuchen, wie dieser Satz uns helfen kann, wenn ein anderer Mensch wütend ist, besonders wenn sich das auf uns bezieht. Üblicherweise reagieren wir auf die Wut eines anderen mit Angst. Wir befürchten, er könnte in dieser Situation etwas zumindest Unangenehmes über uns sagen, uns beschimpfen, vielleicht sogar etwas zerstören. Er könnte uns durch seine Wut dazu bringen, auszurasten, uns selbst zu vergessen, etwas zu sagen, das uns später leidtut. Oder vielleicht fühlen wir uns angesichts der Wut des anderen hilflos oder in uns werden unliebsame Empfindungen ausgelöst, die sich unserer Kontrolle entziehen.

Aus diesem Empfinden einer Bedrohung heraus versuchen wir die Wut des anderen abzuwenden. Wir beschwichtigen ihn, wir unterwerfen uns ihm, wir laufen weg oder werden ebenfalls wütend, vielleicht so, wie ein Hund zurückbellt, wenn er von einem Artgenossen angebellt wird. Doch keine dieser Methoden gibt uns den inneren Frieden. Stets ist da das Damoklesschwert, dass der andere wieder wütend werden könnte.

Der andere ist wütend. Doch währenddessen ist unsere Wahrnehmung vernebelt. Wir nehmen dann gar nicht wahr, dass der andere wütend ist, wir schauen nicht genau hin, wir konfrontieren uns nicht mit der Tatsache. Stattdessen tobt unser Gemüt und unser Stammhirn interpretiert das Verhalten auf recht ungeeignete Weise. So entstehen Wertungen wie:

Wir sprechen dies nicht aus, und meist sind uns diese Gedanken auch nicht bewusst, aber viele Menschen verhalten sich angesichts fremder Wut so – und verlieren dadurch den Kontakt zur Realität, zu dem, »was ist«, zu »ich selbst«.

Jiddu Krishnamurti sagte immer wieder, dass er Beobachtung für die höchste Form von menschlicher Intelligenz hält. Damit meinte er wertfreie Beobachtung ohne Interpretation, ohne Schlussfolgerung. Dies ist gemeint mit: »Ich sehe, der andere ist wütend!« Das ist Faktum – alles andere ist Interpretation.

Wir kommen nun zum zweiten Teil des Merksatzes: »Ich spüre mich selbst!« Das Selbst ist das, was in uns unzerstörbar ist, unveränderbar, was immer da ist. Es ist wie der Atem: Ob Sie unglücklich sind oder glücklich, ob Sie arm sind oder reich, verstoßen oder angesehen – Sie atmen. Und so wie der Atem ist auch das Selbst immer mit Ihnen, ob Sie es wahrnehmen oder nicht, egal, wie Sie sich fühlen und egal, was Sie denken. Das Selbst ist wie die Sonne, und Gemüt und Verstand sind wie Wolken, die die Wahrnehmung der Sonne verdunkeln, die Sonne selbst aber nicht ausschalten können.