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Titel

Über die Autoren

Christian Duda heißt eigentlich Christian Achmed Gad Elkarim, früher hieß er sogar Ahmet Ibrahim el Said Gad Elkarim. Er war Österreicher, Ägypter und ist jetzt Deutscher, war Katholik, Mohammedaner und ist schon seit sehr langer Zeit ein glücklicher Atheist. Er ist Autor, Regisseur und Vater, lebt in Berlin und träumt vom Snowboarden.

Julia Friese hat Illustration und Gestaltung in Dublin, Bilbao und Leipzig studiert. Besonders gerne illustriert sie Bücher von Christian Duda, 2008 waren die beiden für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Mit ihren gemeinsamen Büchern sind die beiden schon um die halbe Welt gereist. Dabei erfindet Julia Friese besonders gerne zusammen mit Kindern neue Geschichten. Mit ihrer Familie lebt sie in Berlin.

Impressum

Dieses E-Book ist auch als Printausgabe erhältlich

(ISBN 978-3-407-82082-2)

www.beltz.de

© 2015 Beltz & Gelberg

in der Verlagsgruppe Beltz · Weinheim Basel

Werderstr. 10, 69469 Weinheim

Alle Rechte vorbehalten

Deutsche Originalausgabe

Neue Rechtschreibung

Lektorat: Stefanie Schweizer

Das Zitat von Janosch wurde erstmals veröffentlicht in:

Janosch: Herr Korbes will Klein Hühnchen küssen. Diogenes 1984.

© Mit freundlicher Genehmigung der Janosch film & medien AG, Berlin

Umschlag: Julia Friese

ISBN 978-3-407-74620-7

… Kuchenkuchenkuchenbesuchen!

Janosch

Für Alwara

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Viel lässt sich nicht von Elke erzählen.

Sie hatte es sehr gut verstanden, sich zu verstecken.

»Wie?«, werden jetzt die fragen, die Elke kannten. »Eine Frau wie Elke konnte man doch gar nicht übersehen!« Das stimmt. Aber sie hatte es geschafft, nicht aufzufallen, obwohl sie auffiel.

Sie wohnte in der Lubitsch, und das ist eine überschaubare Straße mit knapp dreißig Häusern, Hinter- und Seitengebäude nicht eingerechnet, weil die von Vorderhäusern verdeckt werden und somit unsichtbar sind. Aber Elke wäre selbst in einer größeren Straße aufgefallen, denn sie war fett.

Natürlich kann man das auch anders beschreiben und stattdessen korpulent, groß oder schwergewichtig sagen. Doch diese Wörter klingen seltsam ungenau, sodass man sich automatisch fragt: »Wie korpulent? Wie groß war sie?« Spätestens dann möchte man die Arme weit auseinanderreißen und zeigen, was man nicht sagen will. Aber in einem Buch geht das nicht, wenn es keine Fotografien hat.

Außerdem musste man mit Elke nie um den heißen Brei reden. Sie vertrug die Wahrheit, auch wenn sie »die« Wahrheit nicht immer gerne hörte.

Es ist unhöflich, wenn man jemanden fett nennt!

Manchmal gibt es kein anderes Wort.

Sie war fett, niemand wusste wie viel Kilogramm, und sie war groß, ziemlich genau einen Meter achtzig hoch, Größe kann man gut schätzen. Sie hatte dunkles Haar, das in schweren Strähnen vor ihre dicken Brillengläser fiel. Sie hatte eine hohe Stimme, beinahe will man behaupten eine typisch hohe Stimme, aber ehrlich gesagt, wer kennt schon viele fette Menschen, außer denen aus dem Fernsehen, wo fette Menschen tatsächlich oft eine hohe Stimme haben? Im Fernsehen wird oft gelogen, noch öfter als in Büchern. Man weiß es also nicht, aber man glaubt, dass dicke Menschen »eigentlich« eine hohe Stimme haben. Elke jedenfalls hatte eine, ob typisch oder nicht.

Elke hatte, Elke war – ja; Elke lebt nicht mehr.

Elke wohnte am Nordende der Lubitsch. Als sie Kasimir zum ersten Mal begegnete, trug sie ein Riesenblech mit Russischem Zupfkuchen in Richtung Süden. Sie backte für das Café an der Ecke jeden Abend nach der Arbeit einen Russischen Zupfkuchen, den sie am nächsten Morgen vor der Arbeit dorthin brachte. Sie lief schnurstracks auf Kasimir zu, konnte ihn aber mit dem Blech vor der Nase nicht sehen, hatte nur Kuchen und nicht Kasimir im Blickfeld, der damals fünf Jahre alt war, das heißt ziemlich klein. In diesem Alter kann man sich gar nicht vorstellen, dass das, was man selber sieht, nicht jeder andere wahrnimmt. Kasimir sah Elke auf sich zukommen. Dann musste Elke ihn eigentlich auch sehen. Doch sie sah nur Kuchen. Wie gesagt: Die beiden kannten sich nicht. Aber Kasimir erkannte ein Kuchenblech, wenn es ihm begegnete!

So war also ihre erste Begegnung.

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Ach – kalt war’s. Der Herbst schickte die ersten kühlen Winde in den sonnigen Septembertag. Die Bäume hatten auch schon ihre Blätter verloren, das tun sie in Berlin früh im Jahr. Es war kalt genug für Kuchen, fand nicht nur Kasimir.

Sein Vater backte hin und wieder. Er hatte Rezepte im Computer studiert, Backpulver, Eier und Mehl im Supermarkt eingekauft und zu Hause Kuchen gebacken.

»Erstens, weil es billiger ist. Zweitens, weil man dann weiß, was drinnen ist. Drittens, weil’s besser schmeckt«, fand Vater.

Drittens stimmte nicht immer. Kasimir war’s egal. Er liebte Kuchen, auch wenn einer mal nicht so gut schmeckte. Er aß sogar Vaters Rührkuchen, der so langweilig schmeckte, wie er hieß, und einfach zusammengerührt wurde und ab in den Ofen kam, bei hundertachtzig Grad, für vierzig Minuten oder auch länger. Er aß ihn vor allem wegen der Zitronenglasur. Die war schnell gemacht, und Kasimir hatte Vater nicht nur deswegen vorgeschlagen, die Glasur zu machen und den Kuchen einfach wegzulassen.

»Reicht schon, weißt du!«, hatte er ihm erklärt.

Vater war aber genauso stur wie sein Sohn und behauptete: »Nur Glasur ist …«

»Reim!«, rief Kasimir dazwischen.

»… ungesund! Da gehen die Zähne kaputt und das schmeckt auch nicht.«

»Doch, doch! Schmeckt toll!«

Kasimir hatte in seinem Leben schon ziemliche Mengen von Glasur geschleckt, außerdem bekam er demnächst ganz neue Zähne – Kasimir kannte sich also aus.

»Ja«, versuchte Vater zu widersprechen, denn er wollte unbedingt recht behalten, »anfangs schmeckt das bestimmt, aber nach dem dritten Löffel wird das schnell langweilig. Es sind doch nur Zitronensaft und Puderzucker und …«

Er wurde wieder unterbrochen: »Puderzucker ist lecker!«

»… und Bauchweh kriegst du auch! Von der Zitrone!«

»Quatsch! Zitrone ist gesund. Das weiß man!«

Da war sich Kasimir ganz sicher. Die Erzieherinnen im Kindergarten erzählten sich ständig solch Essenszeug, vor allem wenn sie auf dem Spielplatz zusammensaßen, um die Kinder am Rumtoben zu hindern. Die Kinder kannten sich aus. Erzieherinnen haben immer recht, das hatte Kasimir schnell kapiert. Vor allem Marie sollte lieber recht kriegen, sonst gab es Ärger.

Marie war aber nur im Kindergarten Chef, zu Hause setzte sich Vater durch, und Vater backte Kuchen, bevor er Glasur machte.

Auf Russischem Zupfkuchen ist keine Glasur. Als Kasimir das erfuhr, kannte er immerhin schon Elkes Namen. »Elke«, hatte sie ihm geantwortet, nachdem er sie gefragt hatte, »und wie heißt du?«

Davor waren sie beinahe übereinandergestürzt. Wegen des Kuchens und des Kuchenblechs!

Nun, die richtige Reihenfolge geht so:

Das Blech war schon über ihm, da schrie er: »Pass doch auf!«

Elke erschrak und machte: »Oh.«

»He, siehst du mich nicht?«

»Nein, ich hör dich nur.«

»Aber ich steh direkt vor dir!«

Elke nahm das Blech vorsichtig beiseite. »Ach, da ist ja ein Kind!«

»Was machst du da?«

»Ich bringe Kuchen ins Café.«

»Was für Kuchen?«

»Russischen Zupfkuchen.«

»Hat der Zitronenglasur?«

»Nö.«

»Schmeckt der?«

»Klar.«

»Krieg ich ein Stück?«

Elke musste nicht zweimal überlegen: »Klar.«

»Danke. Wie heißt du?«

»Elke. Und wie heißt du?«

»Kasimir.«

Damit war alles besprochen. Gemeinsam gingen sie ins Café.

Eigentlich hätte Kasimir in die andere Richtung weitermarschieren müssen. Am Ende der Lubitsch, gleich an der Ecke zur Murnaustraße, war sein Kindergarten. Dorthin sollte er schnurstracks gehen. Das hatte er hoch und heilig versprochen!

Es hatte gedauert, bis Kasimir die Erlaubnis erhielt, ganz alleine und ohne Aufsicht in den Kindergarten gehen zu dürfen.

»Aber du versprichst mir, dass du schnurstracks hingehst, nicht stehen bleibst, mit niemandem mitgehst, dich nicht ansprechen lässt und auch niemanden ansprichst, bis du im Kindergarten bist?« Vater hatte ihm den korrekten Schwur vorgemacht. »Sag: Ich schwöre!« Es dauerte, bis Kasimir die richtigen Finger gefunden hatte. Der Rest war aber kinderleicht.

Keinen Monat später hatte er den Schwur vergessen. Er saß im Café, einem Ort, den sein Vater nicht besuchte, weil der Kaffee dort so teuer war. Elke hatte sich ihm gegenübergesetzt. Sie unterhielten sich über Kuchen und Kasimir: Wie alt er war? (Kasimir, nicht der Kuchen!) Warum er allein in die Kita ging?

»Na, weil ich schon fünf bin!« Was Vater beruflich machte? »Ich muss immer mit ihm spielen, den ganzen Tag …«

Kasimir wollte auch was wissen, nämlich: »Warum ist der Kaffee hier so teuer?«

Das war eine Frage, die Uwe, der Typ, dem das Café gehörte, gar nicht mochte. »Der ist nicht teuer«, hatte Uwe über den Tresen in Richtung Kasimir gebrüllt, »allein die Kaffeemaschine kostete sechstausend. Die musste ich bezahlen. Von meinem Geld! Die Miete, die Stühle, die Computerkasse; alles kostet Geld! Da kann ich den Kaffee nicht verschenken.«

»Das ist aber schade«, antwortete Kasimir, »denn dann wäre dein Café voll.« Uwe starrte böse zu Kasimir. Elke und Kasimir sahen zu Uwe und warteten auf eine Antwort.

»Da hat Kasimir schon recht!«, behauptete Elke, als immer noch nichts kam. Uwes Kopf wurde puterrot. Er verschwand in die Küche.

»Jetzt musst du aber in den Kindergarten gehen. Die werden sich bestimmt Sorgen machen, wenn du nicht kommst.«

»Stimmt. Ich geh.« Er stand auf, nahm seinen Regenmantel und seinen Schildkrötenrucksack und ging zu Tür.

»Warte! Ich werde dich begleiten!«

Aber Kasimir wollte das nicht: »Bin selber groß.«

Elke war viel zu schwer, um einfach hinterherzueilen. Der Junge weiß, was er will, dachte sie, als sie ihn so weggehen sah. Dann stand sie langsam auf, rief Uwe ein lautes »Bis später« zu und wartete vergebens auf eine Antwort aus der Küche. Sie zuckte mit den Schultern und ging.

So hatten sie sich also kennengelernt; Elke und Kasimir, Uwe und Kasimir. Elke und Uwe kannten sich schon.

Wenn man sich kennt, kann man sich wieder begegnen.

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Die Lubitsch ist ziemlich in der Mitte von Berlin. Zwischen großen Straßen eingeklemmt, die den Verkehr von außerhalb ins Zentrum und wieder raus leiten, übersieht man sie leicht. Wenn man nicht gerade hier wohnt, geht man an ihr vorbei. Nichts Wichtiges ist je in der Lubitsch passiert, drum steht hier auch kein Denkmal. Niemand Wichtiges lebt in der Lubitsch, nur Leute, die billig wohnen müssen, weil sie nicht viel Geld haben, Leute, die später vielleicht mal berühmt werden, dann aber bestimmt wegziehen.

Außerdem leben hier Leute, die schon »früher« hier waren und nicht weg wollen. »Früher«, das war in der Lubitsch ein anderes Wort für »in der DDR«, und DDR ist eine Abkürzung für die Zeit von 1949 bis 1990 im Osten Deutschlands. Wer damals im Osten lebte, den nennt man noch heute Ossi, alle anderen heißen Wessi. Klingt logischer, als es ist.

Die Leute in der Lubitsch sagen oft »früher«. Wobei sich einige gar nicht an diese Zeit erinnern können, weil sie damals selber sehr jung waren. Aber weil sich die Stadt so schnell veränderte und weil die Zeit in der Lubitsch irgendwie stehen geblieben war, hatten viele Leute das Gefühl, es sei hier immer noch wie früher. Darüber geredet wurde nicht viel, zumal die Leute in der Lubitsch überhaupt nur wenig miteinander sprachen. Wenn am Abend zuvor jemand betrunken durch die Straße getaumelt war und Flaschen zerschmissen hatte, dann zum Beispiel unterhielten sie sich am nächsten Tag: »War laut gestern, nicht wahr?« Sonst blieb es bei »Guten Morgen«, »Hallo« und »Tschüss« und Schweigen.

Als Kasimir auf die Welt kam, war die DDR zwanzig Jahre zuvor von der Weltkarte verschwunden. In den Tagen des Mauerfalls1 hatte Elke ihre Ausbildung zur Erzieherin abgeschlossen und wenig später eine Wohngruppe übernommen, die sie bis zu ihrem Tod auch betreuen wird.

In Wohngruppen wohnen Jugendliche im Alter von dreizehn bis einundzwanzig Jahren, die nicht mehr zu Hause leben sollen, weil die Eltern zu besoffen oder zu müde sind, um aufzustehen und Essen zu machen, oder zu wütend, um Kinder zu erziehen, oder – egal: Es gibt noch einige Gründe mehr! Eigentlich ist es auch wurscht, warum Kinder in einer Wohngruppe leben. Hauptsache, sie sind nicht mehr bei ihren Eltern, wenn es ihnen dort schlecht ergeht.

Elkes Wohngruppe war nicht in der Lubitsch, auch nicht in deren Nähe. Sie war mehr am Rand von Berlin, wo eine Straßenbahn hinfährt, die Elke auch jeden Tag benutzte, um ihre Kinder zu betreuen.

Elke marschierte vom Café an der Ecke zum Südende der Lubitsch, bog rechts in die große Allee, ging weiter zur Ringstraße, wo die Straßenbahn hält, wenn nicht wieder ein Unfall oder Schneefall alles zum Erliegen bringt. Mit der Straßenbahn fuhr Elke dann bis »eine vor Endstation« und stieg aus. Von dort waren es zehn Minuten zu Fuß im Elketempo, dann stand sie vor dem Haus der Wohngruppe. Sie musste noch hoch in den dritten Stock.

Elke hasste Treppen. In der Lubitsch wohnte sie auch im dritten Stock, und Jahr um Jahr fühlte es sich schlimmer an, hochsteigen zu müssen, so als würde jemand heimlich immer mehr Stufen hinzumogeln. Es fiel ihr immer schwerer, anzukommen. Da wie dort.

Am Tag nach ihrer ersten Begegnung trafen sich Kasimir und Elke nicht zufällig wieder. Er hatte an seiner Haustür nach ihr Ausschau gehalten und auch sie hatte diesmal aufgepasst!

»Guten Morgen, lieber Kasimir.«

»Guten Morgen, liebe Elke!«

Besorgt sah er zum Kuchenblech. Das Ding sah schwer aus.

»Soll ich helfen?«

»Na, es wäre lieb, wenn du mir die Tür aufhieltest, weil ich doch beide Hände voll habe …«

»Mach ich.«

Im Café bot sie ihm eine Belohnung an, weil er geholfen hatte.

»Wie wär’s mit einem Stück Kuchen?« Sie verabredeten sich auch gleich für den nächsten Tag. »Weil ich doch jeden Tag Hilfe an der Tür gebrauchen kann.«

Uwe hörte zu und sagte nichts. Vater hatte keine Ahnung. So konnte es weitergehen.

»Hast du keine Kinder?«

Elke überlegte kurz. »Ich hab ganz viele Kinder. Die wohnen aber nicht bei mir.«

»Wieso?«

»Ich bin nicht die richtige Mama von diesen Kindern. Ich passe aber auf sie auf, wie es eine Mama tut. Ich sorge dafür, dass alle zu essen haben und in die Schule gehen. Aber ich bin nicht die Mama, sondern die Betreuerin.«

»Wo ist die Mama von den Kindern?«

»Na, das sind viele Kinder mit verschiedenen Mamas. Die Mamas sind entweder krank oder weg.«

»Wie bei mir. Meine Mama ist auch weg.«

»Siehst du, dann verstehst du das.«

»Wo ist der Papa von den Kindern?«

»Der ist meistens auch weg.«

»Mein Papa ist nicht weg«, sagte Kasimir, und nach einer Pause fragte er: »Wenn mein Papa weg ist, muss ich dann in deine Wohngruppe?«

»Dein Papa ist doch da. Der geht bestimmt nicht weg.«

»Stimmt. Er bleibt bei mir. Für immer.«

»Das ist toll!«

Kasimir nickte.

»Dein Kuchen ist auch toll.« Dann starrte er auf seinen leeren Teller, was ihm Elke bald nachmachte.

»Was ist denn, Kasimir?«

»Ich überlege.«

»Willst du etwa noch ein Stück?« Sie sah grinsend zu Uwe, der so tat, als wär’s ihm egal. »Musst nur Uwe fragen, der gibt dir bestimmt noch eines.« Uwe verdrehte die Augen.

Kasimir schaute vom Teller auf und fragte Elke mit großem Ernst: »Kannst du auch mal einen anderen Kuchen machen?«

»Nee, nee! Das geht mir jetzt entschieden zu weit!« Das war Uwe, der sich plötzlich doch einmischen wollte. »So weit kommt’s noch, dass ein Kind in meinem Laden Entscheidungen trifft! Das geht doch nicht.«

»Aber jeden Tag Zupfkuchen ist langweilig!«

Uwe kam hinterm Tresen vor. Das machte er eigentlich nur, wenn er auf die Straße wollte, um eine Zigarette zu rauchen. »So weit kommt’s noch, dass ich mich von einem Kind herumkommandieren lasse. Ich glaub, es hakt! Außerdem hast du doch keine Ahnung!«

»Hab ich wohl. Jeden Tag Zupfkuchen ist langweilig.«

»Die Leute mögen das!«, behauptete Uwe und trocknete seine Hände an dem Geschirrtuch ab, das er in den Gürtel gesteckt hatte, damit er es nicht immer suchen musste, wenn er sich mal die Hände abwischen wollte. »Ich steh hier jeden Tag. Ich weiß, was meine Gäste mögen!«