Dr. Dr. Michael Despeghel

Schlank
über
Nacht

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Originalausgabe
1. Auflage 2015
© 2015 CBX Verlag, ein Imprint der Singer GmbH
Frankfurter Ring 150
80807 München
info@cbx-verlag.de

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf in keinerlei Form – auch nicht auszugsweise – ohne schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Lektorat: Ulla Bucarey
Umschlaggestaltung: Nina Knollhuber
Umschlagabbildung: Depositphotos
Illustrationen: Salome / Fotolia.com; Julia Swiersy
Satz: Julia Swiersy
Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck
Printed in Germany
ISBN: 978-3-9816801-8-8

Wichtiger Hinweis:
Methoden, Anregungen und Hinweise in diesem Buch beruhen auf Erfahrung sowie sorgfältiger Recherche und Prüfung durch den Autor. Keinesfall ist das Buch jedoch Ersatz für ärztliche oder therapeutische Untersuchung und Beratung, daher liegt die Anwendung allein in der Verantwortung des Lesers. Weder Autor noch Verlag können für eventuelle Schäden oder Nachteile, die aus den im Buch gegebenen Hinweisen resultieren, Haftung übernehmen.

Inhalt

Vorwort
THEORIE
Rund um den Bauch
I. Stoffwechselzentrale Bauch
1. Wie der Bauch aufgebaut ist
2. Der Hormonstoffwechsel im Bauch
II. Warum wir dick werden
1. Warum richtig essen so schwer ist
2. Null Bewegung, null Fatburning
3. Wie der Vater, so der Sohn?
4. Noch mehr Bauch durch Stress
5. Natürliche Faktoren für eine Gewichtszunahme
Wie Schlafen beim Abnehmen hilft
I. Unser Körper im Schlaf
II. Warum der Mensch Zeit zum Schlafen braucht
1. Schlafvorteil: Sie bleiben schlank
2. Schlafvorteil: Sie leben gesünder
3. Schlafvorteil: Sie sind sicherer
4. Schlafvorteil: Herz und Kreislauf bleiben fit
5. Schlafvorteil: Sie werden nicht so leicht krank
6. Schlafvorteil: Sie werden immer schlauer
7. Schlafvorteil: Sie reagieren gelassen auf Stress
III. Erkennen Sie sich selbst
1. Kurzschläfer & Langschläfer
2. So finden Sie Ihren Chronotyp
3. Erkennen Sie Ihren Vital- und Schlaftyp
Wie Bewegung beim Abnehmen hilft
I. Bewegung – Bestandteil des Lebens
II. Mit HIT in Bestform
1. Ran ans Fett
2. HIT – intelligente Kombi für Ausdauer und Kraft
III. Unsere Kraftmaschinen – die Muskeln
1. Der Aufbau der Muskeln
2. Trainingseffekte auf den Muskel
3. Schwitzen an Maschinen?
4. Mit Freude an der frischen Luft
5. HIT und optimaler Muskelaufbau
IV. Das Geheimnis der Schlankheit
1. Kalorien – auch hier das A und O
2. Die Fettverbrennungsmaschinen des Körpers
Wie die richtige Ernährung beim Abnehmen hilft
I. Bereit für die Veränderung?
1. Realistische Ziele anpeilen
2. Die eigene Lebensstil-Biografie erkennen
3. Check: Ihre Ernährungsgewohnheiten
4. So bleiben Sie dran!
II. Alles, was Sie essen dürfen
1. Die wichtigsten Nährstoffe
2. Einkaufsguide für die nächsten Wochen
III. Die Ran-an-den-Bauch-Kontrolltabelle
1. Den Bauch messen!
2. Bauchumfang und Gesundheitsrisiko
IV. Hilfe bei Durchhängern
PRAXIS
Schlank dank Schlaf
I. Wie ein gesunder Schlaf gelingt
1. Gut schlafen können Sie lernen
2. Welche Schlafdauer ist gut für mich?
3. Kräuter und Hausmittel, die den Schlaf fördern
4. Führen Sie ein Schlaftagebuch
II. Das optimale Schlafumfeld
1. Das richtige Bett – ein Kraftwerk für Ihre Energie
2. Ideale Beleuchtung und Raumtemperatur
III. Die zehn größten Schlafirrtümer
IV: Ein aktiver Alltag für Ihren guten Schlaf
Schlank dank Bewegung
I. HIT – das Trainingsprogramm
1. Ihr persönlicher HIT-Test
2. Die Trainingspläne
3. Trainingsplan für Walker
4. Trainingsplan für Laufeinsteiger
5. Trainingsplan für Geübte
II. Die besten Kraft- und Dehnübungen
1. Beine
2. Arme
3. Schultern
4. Rücken
5. Bauch
6. Rumpf
7. Dehnübungen
Essen Sie sich schlank
I. Das Bauch-weg-Programm
1. Ernährungsziel für die erste Woche:
mehr komplexe Kohlenhydrate
2. Ernährungsziel für die zweite Woche:
Fett verbrennen ohne Wein, Bier & Co.
3. Ernährungsziel für die dritte Woche:
mehr gesunde Fette
4. Ernährungsziel für die vierte Woche:
versteckten Zucker meiden
5. Ernährungsziel für die fünfte Woche:
mehr Obst und Gemüse
6. Ernährungsziel für die sechste Woche:
weiter so in der Festigungswoche
II. Dran bleiben ist alles
Literatur, Adressen und Links
Literatur
Adressen
Hilfreiche Links

Vorwort

Gesünder essen und stressfreier leben – das wollen laut einer repräsentativen Forsa-Umfrage künftig 48 Prozent beziehungsweise 60 Prozent der Deutschen. Und 34 Prozent haben vor abzunehmen. Zwar sind demnach die meisten Menschen in Deutschland mit ihrem Gewicht zufrieden. Trotzdem ist nach Angaben des Bundesverbraucherministeriums jeder zweite zu dick und hat damit ein Problem: Denn gerade in einem bauchbetonten Übergewicht sehen Experten ein erhöhtes Risiko. Warum? Vermehrtes Bauchfett, das sich um die inneren Organe legt, verstärkt gefährliche Entzündungsprozesse im Körper. Und die sind häufig Vorboten von schweren Krankheiten.

Der Bedarf an Vorbeugung ist also groß. Doch allein mit guten Vorsätzen ist es nicht getan. Konkretes Handeln ist notwendig. Doch welcher ist der erfolgversprechendste Weg zu mehr Gesundheit, Fitness und Lebensqualität? Fakt ist: Die meisten Diäten wirken nicht. Anstatt auf eine dauerhafte Umstellung der Ernährung zu setzen, zielen sie auf kurzfristige Effekte. So schrumpfen die Fettpolster zwar zunächst, doch nach Abschluss der Kur schwellen sie erst richtig an. Der Jojo-Effekt lässt sich allerdings nur ausbremsen, wenn Essgewohnheiten langfristig geändert werden.

Der Schlüssel zu einem schlanken und gesunden Körper liegt deshalb zuerst in der richtigen Ernährungsweise, aber ebenso in optimaler Regeneration durch erholsamen Schlaf sowie ausreichender Bewegung. Nur dieser harmonisierte und auf Ganzheitlichkeit basierende Dreiklang bringt dauerhaft den gewünschten Erfolg. Unser Konzept baut auf diesen drei Säulen auf. Denn in zahlreichen Untersuchungen an der Sporthochschule Köln und anderen Universitäten konnte gezeigt werden, dass durch die schrittweise Umsetzung einfacher Ernährungs-, Schlaf- und Bewegungsziele über einen Zeitraum von sechs Wochen ein gesünderes Alltagsverhalten erlernt werden kann. Entscheidend dabei ist, dass jedes Ziel ohne Anstrengung erreichbar ist und so die ungeliebten und gefährlichen Fettpolster langsam schwinden, der Stress verringert wird und die individuelle Leistungsfähigkeit steigt.

Mit Hilfe von Kontrolltabellen und Tagebüchern schaffen Sie es problemlos, auch unter Alltagsbedingungen am Ball zu bleiben. So gewinnen Sie in nur sechs Wochen ein Mehr an Lebensqualität und wissen genau, was Sie brauchen, um dauerhaft schlank, fit und gesund zu bleiben.

 

Viel Erfolg wünscht Ihnen

Dr. Dr. Michael Despeghel

 

 

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THEORIE

Rund um den Bauch

Wer gesund bleiben möchte, tut gut daran, eine schlanke Linie anzupeilen. Denn das Bauchfett beeinträchtigt die Stoffwechselprozesse im Körper erheblich.

I. Stoffwechselzentrale Bauch

Zahlreiche Studien belegen, dass ein wohlgenährter Bauch bei einem gesunden Menschen schwer behandelbare Krankheiten auslösen kann. Denn das Fett im Bauch als eigenständiger Hormonproduzent gilt als ein erheblicher Risikoparameter. Hier werden Boten- und Entzündungsstoffe produziert, die Gefäße und Gelenke schädigen und den Stoffwechsel entgleisen lassen.

Doch nicht Übergewicht allein ist ein treibender Faktor für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder des gefürchteten Typ-2-Diabetes. Entscheidend ist vor allem die Fettverteilung im Körper. Denn sitzt das Fett am Bauch und lagert sich um die inneren Organe an, ist das Risiko hoch, an unterschwelligen Entzündungen zu erkranken, die Gefäßschäden begünstigen und den Stoffwechsel beeinträchtigen.

Dabei lässt sich ein erhöhtes Gesundheitsrisiko ganz einfach abklären: Die Messung des Taillenumfangs gilt als zuverlässiges Kriterium. Sie ist bei der Gesundheitsvorsorge wichtiger als die Bestimmung des BMI (Body Mass Index). Lesen Sie dazu ab Seite 89.

Ist der Bauchumfang zu groß, kann mit Veränderungen im Lebensstil verschiedenen Krankheiten entgegengesteuert werden. In einer finnischen Diabetes-Präventions-Studie absolvierten Patienten, die bereits Symptome einer Diabetes-Vorstufe zeigten, ein Programm aus gesunder Ernährung und mehr Bewegung, um das Körpergewicht um fünf Prozent zu reduzieren. Sie verringerten ihr Gewicht im ersten Jahr um etwa vier Kilogramm und zeigten dabei bereits eine erheblich verbesserte Stoffwechsellage. Ihr Diabetesrisiko hatte sich damit nachhaltig verringert.

Fazit: Wichtig bei der Reduktion des Bauchfetts ist die Nachhaltigkeit. Fünf Kilo in zwei Wochen bringen nichts, wenn sie in den nächsten zwei Monaten wieder angefuttert und um zwei bis drei zusätzliche Kilos aufgestockt werden. Um die ungesunden Fettpolster am Bauch einzuschmelzen, hilft nur eines: eine langfristige Umstellung auf gesunde Ernährungsgewohnheiten, die sich ohne Mühe und Frust einhalten lassen!

1. Wie der Bauch aufgebaut ist

Anatomisch bezeichnet der Begriff Bauch (lat.: Abdomen) den gesamten vorderen Teil des Rumpfs zwischen Brustkorb und Becken. Nach hinten wird der Bauch von der Rückenmuskulatur und der Wirbelsäule begrenzt, seitlich und vorne von der Bauchdecke. Umgangssprachlich und mehr oder weniger liebevoll nennen die meisten von uns auch die vorgelagerten Fettpolster um die Nabelgegend so.

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Man unterscheidet verschiedene Bauchregionen: Oberhalb des Bauchnabels, eingefasst von den Rippen, befindet sich der Oberbauch. Der Mittelbauch umfasst die Region ohne Knochen. Der Unterbauch oder Unterleib wird vom Becken eingefasst. Unterteilt man in Längsrichtung entlang der äußeren Seite der geraden Bauchmuskeln, gliedert sich der Bauch in der Mitte von oben nach unten in die Magen-, die Nabel- und die Schamregion und außen von oben nach unten in die Rippen-, die Außen-sowie die Leistenregion.

Die Bauchmuskulatur

Auf der Vorderseite des Bauchs tritt der gerade Bauchmuskel (M. rectus abdominalis) hervor. Je nach Trainingszustand kann man ihn mehr oder weniger deutlich sehen. Die beiden Längsmuskelstränge verlaufen vom Brustbein bis zum Schambein und sind bis auf Nabelhöhe unterteilt durch drei quer verlaufende Sehnenplatten (intersectiones tendinae). Darunter etwa in der Mitte befindet sich der Bauchnabel. Bei schwach ausgebildeten Bauchmuskeln ist das Muskelrelief oft von einer Fettschicht überlagert.

Die Funktion der Bauchmuskulatur

Zusammen mit der Gesäßmuskulatur bilden die Bauchmuskeln ein Stützkorsett, das Becken und Wirbelsäule aufrecht hält und diese vor Fehlbelastung und Druck schützt. Die Bauchmuskulatur arbeitet dabei eng mit den Hüftbeugemuskeln zusammen, die bei allen Geh-, Hüpf- und Laufbewegungen zum Einsatz kommen und unseren Rumpf beim Sitzen, Stehen und Gehen stabilisieren.

Diese wichtige Stützfunktion kann die Muskulatur nur leisten, solange sie gut ausgebildet ist. Muskeln, die nicht trainiert werden, erschlaffen. Lagern sich darüber zusätzlich Fettpolster an, führt dies zu Fehlhaltungen und einer Überbelastung des Rückens: Das Becken neigt sich nach vorn und es entsteht ein Hohlkreuz. Dabei verkürzt sich die Rückenstreckmuskulatur und der Bauch steht spitz oder kugelig noch weiter vor. Gleichzeitig verkürzen sich auch die Hüftstrecker, was dazu führt, dass die Bandscheiben überproportional belastet sind. Wiederkehrende Schmerzen im Lendenwirbelbereich und im schlimmsten Fall ein Bandscheibenvorfall sind nicht selten die Folge. Aus diesem Grund wird in allen Rückenschulen die gerade und schräge Bauchmuskulatur trainiert.

Warum Bauchmuskeln schlank machen

Eine gut trainierte Bauchmuskulatur wirkt sich nicht nur positiv auf die Stabilisierung unserer Wirbelsäule aus – und verhindert so Rückenschmerzen. Sie ist zudem ein hervorragender Helfer, wenn es darum geht, die ungeliebten Fettpolster am Bauch einzuschmelzen. Denn die Muskelzellen in den großen Bauchmuskelsträngen erhöhen unseren Energie- und Kalorienverbrauch erheblich – auch dann, wenn wir sitzen oder schlafen. Bei einer schlaffen, untrainierten Muskulatur sinkt dagegen der tägliche Energieverbrauch (Grundumsatz) und überschüssige Kalorien verwandeln sich ganz leicht in Bauchfett. Die gute Nachricht: Schon zwei Trainingseinheiten pro Woche lassen die Muskelzellen im Bauch wachsen.

Die Bauchhöhle

Die Bauchhöhle wird von oben durch die Zwerchfellkuppel und von unten durch das Becken begrenzt. Vorne an der Wirbelsäule verlaufen die vegetativen Nervenfasern für alle Organe. Links vor der Wirbelsäule befindet sich die Hauptschlagader (Aorta). Von ihr zweigen alle anderen Arterien ab. Rechts von der Wirbelsäule liegt die untere Hohlvene, die Hauptvene.

In der Bauchhöhle befindet sich der Haupttrakt des Verdauungssystems: im rechten, mittleren Oberbauch die Leber, versteckt darunter die Gallenblase. Links neben der Leber liegen der Magen und weiter links die Milz. Leber und Magen werden teilweise vom Brustkorb überdeckt. Der Magen setzt sich fort in den Dünndarm, an dessen Beginn sich die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) befindet. Der Dünndarm bildet meterlange Darmschlingen, die in den Zwölffingerdarm (Duodenum), Leerdarm (Jejunum) und den Krummdarm unterteilt sind und einen Großteil des Mittel- und Unterbauchs ausfüllen. Im rechten Unterbauch mündet der Krummdarm in den Dickdarm. Dieser beginnt unten am Blinddarm mit dem Wurmfortsatz (Appendix), setzt sich oben bis zur Leber fort und läuft dann an der linken Bauchseite vorbei am Magen und an den Dünndarmschlingen zum Anus. Auf der Höhe des Mittelbauchs und hinter allen anderen Organen und den großen Gefäßen liegen rechts und links neben der Wirbelsäule, in ein Fettpolster eingebettet, im so genannten Retroperitonealraum die Nieren und Nebennieren.

Wo das Bauchfett liegt

Bauchfett lagert sich im Ober- und Unterbauch direkt unter der Haut an. Dieses Unterhaut- oder subkutane Bauchfett kann man mit den Fingern greifen, wenn man den Bauch einzieht. Es ist nicht gesundheitsschädlich und allenfalls ein kosmetisches Problem. Liegt der Bauchumfang in Grenzen und sind die Triglycerid-Werte im Blut niedrig, ist eine Gewichtsreduktion aus gesundheitlichen Gründen nicht unbedingt nötig. Ganz anders beim sogenannten abdominellen oder viszeralen Bauchfett. Es liegt unter den Bauchmuskeln auf den Darmschlingen und lagert sich hier an den Bauchorganen an, die einen Großteil der gesamten Stoffwechselarbeit leisten.

Das innere Bauchfett ist dabei keineswegs eine überflüssige Erfindung der Natur, sondern dient aus biologischer Sicht als Energiespeicher – allerdings mit schier unbegrenztem Fassungsvermögen. Das viszerale (deutsch: die Eingeweide betreffende) Fettgewebe kann daher jede Menge überschüssiger Kalorien aufnehmen und baut diese hier in große Fettzellen, so genannte Adipozyten, um. Diese sind im Vergleich zu den Fettzellen im Unterhautfett metabolisch, also hinsichtlich ihrer Stoffwechselaktivität wesentlich aktiver. Das viszerale Bauchfett lässt sich im Gegensatz zum Unterhautbauchfett, das sich auch durch kosmetische Operationen (Liposuktionen) entfernen lässt, nur durch eine Gewichtsabnahme zum Schmelzen bringen.

Birne oder Apfel?

An welchen Stellen unser Körper besonders gern Fett speichert und dementsprechend zulegt, ist individuell verschieden und hängt zu einem erheblichen Teil von der genetischen Veranlagung ab. Grundsätzlich gibt es den Birnen- und den Apfeltyp bzw. den gynoiden oder den androiden Typ. Zu ersterem gehören die meisten Frauen, die sich über kräftige Oberschenkel und einen dickeren Po ärgern, dabei aber eine schmale Taille haben. Sie dürfen sich über die gute Nachricht freuen, dass selbst bei stärkeren Fettansammlungen an Beinen und Po das Risiko, an Gefäßerkrankungen oder Stoffwechselstörungen zu erkranken, gering ist. Der androide Typ hingegen kann durchaus schlanke Beine und einen schmalen Po haben. Dafür ragt der Bauch über den Gürtel. Von dieser Fettverteilung sind in der Regel Männer betroffen. Doch auch Frauen können bei einer entsprechender Veranlagung und einem ungünstigen Lebensstil zur gesundheitlich riskanten Apfelform neigen.

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Apfeltyp

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Birnentyp

2. Der Hormonstoffwechsel im Bauch

Mit dem Begriff Stoffwechsel (Metabolismus) bezeichnet die Medizin ganz allgemein die Aufnahme, den Transport und die chemische Umwandlung von Stoffen im Körper, also beispielsweise von Atemluft, Wasser oder Nahrung. All diese Vorgänge dienen im besten Fall und solange der Stoffwechsel gut funktioniert der Energiegewinnung und Aufrechterhaltung aller Körperfunktionen. Was viele nicht wissen: Die meisten Stoffwechselvorgänge finden in unserem Bauch statt. Aufgrund dieser erhöhten Stoffwechselaktivität sind die Fettzellen im Bauch (Adipozyten) besonders gefährlich für das Herz-Kreislauf-System und das Immunsystem.

Der Bauch, ein hormonell hochaktives Organ

Die Aufgabe des Fettgewebes im Bauch ist die Steuerung der Homöostase, das heißt der Koordination des Fett- und Zuckerstoffwechsels, sowie von Reaktionen des Immunsystems. Die Medizin betrachtet das innere Bauchfett deshalb als größtes endokrines Organ im Körper. Das endokrine System umfasst die Gesamtheit aller hormonbildenden Drüsen und Organe. Damit die Botenstoffe ihre Wirkung positiv entfalten können, muss immer eine genau angepasste Menge davon im Blut vorhanden sein. Die erforderlichen Konzentrationen sind meist sehr gering und schon minimale Abweichungen können auf lange Sicht weitreichende Folgen auf Gesundheit und Wohlbefinden haben.

Zu den endokrinen Drüsen gehören die Schild- und Nebenschilddrüse sowie die Hoden und die Eierstöcke. Sie geben ihre Hormone direkt in den Blutkreislauf ab (endokrin). Beim Fettgewebe im Bauch funktioniert das anders: Hier wirkt die Mehrzahl der Zellverbände, die Hormone produzieren, direkt auf die Nachbarzellen (parakrin).

Insulin – der Schlüssel im Blutzuckerstoffwechsel

Nur mit Hilfe des in der Bauchspeicheldrüse hergestellten Botenstoffs (Hormon) Insulin erhalten bestimmte Nährstoffe Einlass in die Körperzellen und können dort in Energie umgewandelt werden. Auf diese Weise kommen alle Aufbauprozesse im Körper in Gang. So steigt nach jeder Mahlzeit der Blutzuckerspiegel an, weil Zuckermoleküle aus dem Darm in die Blutbahn gelangen. Das Insulin bewirkt, dass die Körperzellen den Zucker aus dem Blut aufnehmen. Es steigert den Zuckeraufbau in der Leber, verhindert die Freisetzung von Zucker im Körper und senkt so den Blutzuckerspiegel wieder ab.

Sein Gegenspieler, das Hormon Glukagon, verursacht den gegenteiligen Effekt: Es stimuliert die Leberzelle dazu, gespeicherte Glykogen-(Zucker)-Vorräte freizusetzen und erhöht so zu niedrige Blutzuckerspiegel. Ideale Zustände herrschen im Körper, wenn der Blutzuckerspiegel durch beide Hormone so konstant gehalten wird, dass wir ständig ausreichend mit Energie versorgt sind.

Durch ungünstige Ernährungsgewohnheiten und wenig Bewegung im Alltag entsteht ein ständiges Zuviel an Energie, was auf Dauer die Wirkung des Insulins herabsetzt. Denn das Bauchfett gibt unter anderem große Mengen an schädlichen Fettsäuren (Triglyceride) ins Blut ab. Diese gelangen in die Muskeln und in die Leber und werden dort gespeichert. Das schränkt die Fähigkeit von Muskulatur und Leber ein Blutzucker aufzunehmen. Der bleibt stattdessen in der Blutbahn, was der Körper als Insulinmangel verstehen muss und in der Folge noch mehr Insulin aus den Betazellen der Bauchspeicheldrüse nachlegt. Es kommt zur sogenannten Hyperinsulinämie – einer ständig erhöhten Insulinausschüttung. Mit der Zeit stumpfen die Körperzellen gegenüber dem ständigen Überschuss an Insulin regelrecht ab. Die Betazellen erschöpfen sich und die Bauchspeicheldrüse ist irgendwann nicht mehr in der Lage, Insulin zu produzieren. Eine Diabetes-Erkrankung manifestiert sich.

Wie Bauchfett den Hormonstoffwechsel stört

Wer zu viel Bauchfett mit sich herumträgt, muss früher oder später damit rechnen, dass der Hormonstoffwechsel in seinem Bauch durcheinander gerät. Dies beeinträchtigt die Funktion der körpereigenen Abwehr sowie das Herz-Kreislauf-System.

Ein Wohlstandsbauch lässt allerdings nicht nur den Insulinstoffwechsel aus dem Lot geraten. Das Fettgewebe im Bauch stellt darüber hinaus eine Vielzahl an Hormonen her, die den Stoffwechsel, die Gefäße und das Immunsystem des Körpers empfindlich stören können. Deshalb wird es auch als metabolisch aktiv bezeichnet. Zu den hier produzierten Hormonen gehören eine ganze Reihe von sogenannten proinflammatorischen, also Entzündungen fördernden und diese unterhaltenden Botenstoffen.

Zunahme an LDL-Partikeln im Blut

Die Fettzellen im Bauch geben vermehrt atherogene Fettsäuren ins Blut ab und erhöhen die Konzentration gefäßschädigender kleiner dichter LDL-Partikel. Mit Hilfe der Low-Density-Lipoproteine (LDL) werden etwa 70 Prozent des Gesamtcholesterins im Blut transportiert. Die LDL-Partikel treiben das Plaquewachstum in den Arterien voran und fördern so die Entstehung von Arteriosklerose. Das LDL stellt damit einen wichtigen, wenn nicht den wichtigsten Wert zur Erkennung eines erhöhten Koronarrisikos dar.

Steigender HbA1c-Wert

Mit dem Bauchfett steigt der HbA1c-Wert. Er ist ein wichtiger Indikator für das metabolische Syndrom bzw. eine Diabetes-Erkrankung. Denn anhand des HbA1c-Werts kann ein Arzt den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel der letzten drei Monate vor Abgabe der Blutprobe ablesen. Er gilt deshalb als „Blutzuckergedächtnis“.

Stoffwechselhelfer außer Kontrolle: Adiponectin

Das im Bauchfett hergestellte Adiponectin ist im Normalfall ein ausgezeichneter Stoffwechselhelfer. Es hält nicht nur den Blutzucker- und Fettstoffwechsel unter Kontrolle, sondern steuert auch den Appetit und das Sättigungsgefühl. Bei ausgewogenem Adiponectinspiegel haben Heißhungerattacken keine Chance. Nicht zuletzt bremst Adiponectin auch Entzündungsherde in den Blutgefäßen aus. Je mehr Fett sich allerdings in der Leber und in der Muskulatur anlagert, desto stärker ist die Insulinresistenz und desto weniger Adiponectin stellen die Bauchfettzellen in der Folge her. Sinken die Adiponectinreserven, verflüchtigt sich die Schutzwirkung des Hormons sogar ganz und Zucker- sowie Fettstoffwechsel laufen aus dem Ruder, Entzündungsherde machen sich breit. Der Appetit gerät außer Kontrolle.

Den Adiponectinspiegel kontrollieren lassen

Bei übermäßigem Bauchfett und ständigem Heißhunger lohnt es sich, den Adiponectinspiegel im Blut überprüfen zu lassen. Er sollte möglichst über 12 µg/ml liegen, um das Risiko für entzündlichen Gefäßverschleiß, Herzinfarkt, Schlaganfall und Diabetes mellitus klein zu halten. Niedrige Adiponectinspiegel im Blut signalisieren auch bei Kindern und Jugendlichen, dass der Stoffwechsel gestört ist. Die Messung von Adiponectin ist allerdings keine Kassenleistung. Erkundigen Sie sich bei einem Facharzt (Endokrinologe) danach. Ist der Adiponectinspiegel zu niedrig, hilft nur eine umgehende Gewichtsreduktion, um ihn wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Anstieg von Angiotensinogen und Fibrinogen

Das Bauchfett produziert auch den Botenstoff Angiotensinogen. Ist zu viel davon vorhanden, schnellt der Blutdruck nach oben. Zugleich wird die Blutgerinnung durch andere im Bauchfett und in der Leber hergestellte Signalstoffe wie Fibrinogen gestört. Die Folgen: Bluteindickung und vermehrte Klebrigkeit der Blutzellen. Die Fähigkeit des Körpers sinkt, Blutgerinnsel wieder aufzulösen. Ein Prozess, der übrigens auch durch die Überproduktion eines weiteren Risikofaktors verursacht wird: dem sogenannten Plasminogen-Aktivator-Inhibitor-1 (PAI-1). Menschen mit zu viel Bauchfett leiden daher wesentlich häufiger an gefährlichen Verstopfungen der Blutgefäße, die sich auch noch schlechter auflösen. Kommt es zum Aufplatzen dieser instabilen entzündlichen Gefäßablagerungen (Plaques), kann dies ganz plötzlich zum Herzinfarkt oder Schlaganfall führen. Aber auch das Risiko, an Thrombosen oder Embolien zu erkranken, steigt, was nicht zuletzt ein erhöhtes Risiko bei Operationen und Narkosen darstellt.

Anstieg von Leptin

Das Hormon Leptin wird ebenfalls in den Fettzellen gebildet. Es informiert das Zentralnervensystem darüber, wann wir satt sind. Obwohl bei Übergewichtigen die Leptinkonzentration im Blut besonders hoch ist, nehmen Hypothalamus und limbisches System (unser Unterbewusstsein) dieses Sättigungssignal mit der Zeit nicht mehr wahr. Das heißt, die Betroffenen essen immer mehr und werden dennoch nie richtig satt. Sie nehmen weiter zu und der Leptinspiegel steigt weiter an – ein Teufelskreis beginnt.

Serotoninmangel

Ein Zuviel an Bauchfettgewebe sorgt aber nicht nur für eine teilweise überschießende Hormonproduktion. An anderer Stelle bremst es wertvolle Stoffwechselhelfer aus. Massiv beeinträchtigt wird dabei die Aktivierung des „Gute-Laune-Hormons“ Serotonin im Gehirn. Und das macht sich in Stimmungsschwankungen, Depressionen, Erschöpfung, Müdigkeit und Schlafstörungen bemerkbar.

Auch Stresshormone werden nicht mehr abgebaut und bilden zellschädigende freie Radikale, die das Immunsystem schwächen. Außerdem steigert der Serotoninmangel auch noch den Appetit und provoziert Heißhungerattacken.

In vielen Fällen hilft bereits ein moderates Ausdauertraining in Form regelmäßiger Spaziergänge, um den Serotoninspiegel anzuheben. Denn der wichtige Stoffwechselhelfer wird unter Lichteinfluss gebildet.

Mangel an Sexual- und Wachstumshormonen

Parallel zur Vermehrung des Bauchfetts sinkt der Bestand des Hormons Testosteron. Und das wirkt sich nicht nur auf die Sexualität aus, sondern begünstigt auch einen Insulinüberschuss (Hyperinsulinämie), eine langsamere Kalorienverbrennung und so wiederum eine verstärkte Speicherung von Bauchfett.

Übermäßiges Bauchfett bewirkt aber auch, dass weniger Wachstumshormon und kleinere Mengen des insulinähnlichen Wachstumsfaktors (IGF-1) gebildet werden. Diese und andere Hormonveränderungen wie beispielsweise ein Mangel an weiblichen Geschlechtshormonen (Östradiol, Progesteron) verstärken die lästige Fettansammlung in der Bauchregion zusätzlich.

Ein ausgeprägter Hormonmangel oder ein gestörtes Hormongleichgewicht stellen im Körper also die Stellschrauben auf Bauchfettspeicherung. Oft hilft nur ein entsprechender Hormonausgleich, das überschüssige Bauchfett wieder los zu werden.

Dick, dicker, am dicksten

Soviel zum unsichtbaren, aber gefährlichen Innenleben des Bauchfetts. Das Hauptproblem ist offensichtlich: Zu viel Bauchfett sorgt aufgrund des gestörten Hormongleichgewichts dafür, dass sich noch mehr Bauchfett bildet. Das heißt: Ist ein Bauch erst einmal vorhanden, wird er dicker und dicker. Gegensteuern lässt sich diesem Teufelskreis nur mit einer Maßnahme: Abspecken und den Bauchumfang auf ein gesundes Maß herunterschrumpfen. Wenn es gelingt, das Bauchfett langsam, aber sicher zu reduzieren, können sich die hormonellen und entzündungsspezifischen Blutwerte wieder normalisieren. Und Sie bleiben auf Dauer schlank.

 

II. Warum wir dick werden

Ein Überangebot an kalorienreicher Ernährung, ungünstige Essgewohnheiten und ein bewegungsarmer Alltag gelten als die Hauptursachen dafür, dass die Deutschen immer dicker werden. Doch auch psychosoziale Faktoren, wie Stress und emotionale Dauerbelastung in Job oder Familie, stehen als Dickmacher und Mitverursacher für das metabolische Syndrom im Fokus von Medizinern.

Richtig zu essen und zu trinken und dabei ein vernünftiges Gewicht zu halten, war bis vor sechzig Jahren noch kein Problem. Heute stellt eine gesunde Ernährung, die nicht dick macht und mit der man sich wohl fühlt, eine echte Herausforderung dar, die die meisten Menschen überfordert. Fakt ist, dass die Menschen nicht nur mehr als früher essen. Sie nehmen gleichzeitig mehr Fett, aber weniger Vitamine und Mineralstoffe zu sich als gut für sie ist. Die große Fresswelle, die im Gefolge der mageren Nachkriegsjahre auftrat, hält bis heute an.