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6. Auflage 2020
© 2015 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH
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© der Originalausgabe Clarkson Potter/Publishers, an imprint of the Crown Publishing Group, a division of Random House, Inc., New York
Die englische Originalausgabe erschien 2012 bei Clarkson Potter/Publishers unter dem Titel Fifty Shades of Chicken.
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Übersetzung: Egbert Baqué (Prosa), Imke Brodersen (Rezepte)
Redaktion: Carina Heer
Fotos: John von Pamer
Umschlaggestaltung: Pamela Machleidt
Umschlagabbildung: John von Pamer
Satz: EDV-Fotosatz Huber/Verlagsservice G. Pfeifer, Germering
ISBN Print 978-3-86883-978-3-86883-655-4
ISBN E-Book (PDF) 978-3-86413-807-2
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-86413-808-9
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Für alle Hühnerliebhaber
Inhalt
Einleitung
Eins
Die Anfängerin
Schlichtes Vanillehühnchen
Auf dem Kirschbett gepoppte Hühnerjungfrau
Geölte Jungfern-Brüste
Erregtes Hühnchen
»Bitte hör nicht auf«-Hühnchen
Verarschtes Hühnchen
Scharfer Vogel
Sich Fesseln anvertrauen lernen
»Ach du meine Güte«-Hühnchen
Scharf gerubbelte Henne
Mit Senf versohltes Hühnchen
Hühnchen – total durch
Mit Balsam bestrichen
Chili-gepeitschtes Frikassee
Junghenne, über Grenzen verführt
Begossener Vogel
Cock au vin
Zwei
Glied für Glied
Umschmeichelte Brüste
Teufelsflügel
Aufgespießtes Hühnchen
Eifersüchtiges Hühnchen
Heißes weißes Fleisch
Mit Bacon gebunden
Tropfende Schenkel
Hühnchen-Striptease
Klebrige Finger
Weit gespreizte Schenkel
Hühnerschenkel, gerührt und fest gebraten
Klare Absprache am Morgen danach
Gebutterte Brüste
Rote Wangen
Stoß mich zärtlich
Geflügelsalat der Grünen Inneren Göttin
Ausgepeitschte Leber
Errötende Partien
Drei
Zum Höhepunkt
Verlockendes Hühnchen
Gespreiztes Grillhühnchen
Erigiertes Hühnchen
Den Adler machendes Hühnchen
Signalwort-Vogel
Festgebundenes Hühnchen mit Schweinkram
Kokette Kroketten
Unter die Decke geschlüpftes Hühnchen
Brat-mich-die-ganze-Nacht-Hühnchen
Hintertür-Bierdosen-Hühnchen
Flammenumzüngeltes Hühnchen
Unterwürfiges Hühnchen
Sexy Mini-Burger
Dahinschmelzendes Hühnchen
Happy-End-Hühnchen
Epilog
Evas Erdäpfel
Rivalin Radieschen
Geschlagener Schokoladenschaum
Heißer Vogel
Danksagung
Über den Autor
Verzeichnis der Rezepte
EINLEITUNG
Wie bin ich bloß in diese Situation gekommen? Ich blicke mich in der blitzblanken, perfekt eingerichteten Küche um: Bindfaden, Spieße, Klopfer – ist das ein Hackmesser? Heilige Scheiße.
Ich pass’ noch nicht mal ganz rein. Ich teile mir ein Abteil des Kühlschranks mit einem Schinken, der so riesig ist, dass ich gegen die Tür gequetscht kauere. Die anderen Fächer sind vollgestopft mit Tüten voller Grünzeugs, ordentlich zusammengewickelten Papierpäckchen, in denen Fisch oder edler Käse sein könnte, und beschrifteten Gläsern mit Würzsaucen, die sorgfältig in Reih und Glied aufgestellt sind. Weiter unten, in einem Gemüsefach, liegt, unnahbar und mit seiner Frische protzend, ganz für sich allein ein Radieschen. Und dann gibt’s mich, ganz gewöhnlich, schmächtig und in Schrumpffolie eingeschweißt.
Dem riesigen Schinken fühle ich mich, obgleich er so viel cooler wirkt als ich, am nächsten. Er nimmt zwar das Fach fast für sich allein in Beschlag, trotzdem ist er mein engster, bester Freund. Er duftet pikant, geräuchert, salzig, wirkt selbstbewusst und großartig und scheint stets zu wissen, was Sache ist. Er wird ein exquisites Feiertagsessen abgeben.
Plötzlich öffnet sich die Kühlschranktür, gegen die gedrückt ich daliege, und ehe ich mich versehe, kullere ich aus dem Fach und falle auf den Küchenboden. Mist. Als ich aufschlage, platzt meine Plastikfolie, und das Tütchen mit meinen Innereien flutscht zur Hälfte raus. Megamist. Diese verdammte Billigverpackung.
Im gleichen Moment fühle ich, wie Hände mich berühren und mich behutsam von den Kacheln aufheben. Lange, kräftige Finger umfassen meine Unterseite und stecken meine Innereien kundig zurück an ihren Platz. Heiliger Strohsack. Tief in meinem Innern zieht sich etwas zusammen.
Mein Retter legt mich vorsichtig auf eine Arbeitsplatte. Er trägt Jeans und eine blütenweiße Schürze. Er ist jung und attraktiv, sein Haupt ist gekrönt von einer verwegenen Wuschelfrisur. Er hat muskulöse Arme und macht offensichtlich Sport. Doch es sind seine Hände, die mich verzaubern. Sie sind sanft, blass, perfekt manikürt und überaus geschickt.
Die Küche ist rundum glatt weiß gekachelt, aus hellem Holz und schwarzem Granit. Auf den glänzenden Theken ist keinerlei Unordnung, die Fliesen an der Wand sind nackt, bis auf einen unglaublich langen Magnetmesserhalter. Er hängt voll mit grauen Stahlklingen jeglicher Art – dicke, dünne, lange, kurze, gebogene und gerade Klingen, die allesamt offensichtlich scharf wie Teufel sind. So nebeneinander aufgereiht wirken sie atemraubend. Er bemerkt, wie aufmerksam ich sie anstarre.
»Magst du meine Sammlung?«, fragt er kühl.
»Ungewöhnlich. Wie Werkzeuge eines Künstlers«, antworte ich mit Bedacht. Er legt seinen Kopf auf die eine, dann auf die andere Seite. Dann schaut er mich auf eine Art und Weise an, die mir in die Magengrube fährt.
»Dem kann ich nur zustimmen«, antwortet er mit einer Stimme, die plötzlich sanft klingt, und aus irgendeinem Grund erröte ich.
»Das m-m-müssen über vierzig Messer sein, da oben«, stammele ich. Ihre schimmernden Schneiden und seine Hände – beides hypnotisiert mich.
»Es sind fünfzig Messer, um genau zu sein«, lässt er verlauten. »Diese Küche ist mein Reich. Wenn ich mich ans Werk mache, muss ich alles unter Kontrolle haben.«
Oh Fuck. So, wie er das sagt, verrutscht mir vor Aufregung schon wieder die Leber. Der Herr der Messer kann mich jederzeit rannehmen.
»Kann ich mir vorstellen«, kriege ich gerade so raus.
»Hat alles mit Raffinesse zu tun, mein Hühnerfräulein.« Oha, er wechselt die Richtung. Er ist so eigenartig feierlich. Wer spricht schon ein Huhn mit »Hühnerfräulein« an? Aber andererseits hat sich bislang noch nie jemand die Zeit genommen, mit mir zu reden.
»Vor Lebensmitteln habe ich enormen Respekt«, fährt er fort. »Aus dem Alltäglichen tiefste Befriedigung zu ziehen: ein Radieschen zu tournieren, eine Kartoffel zu schneiden, ein Dessert zu portionieren. Das sind die Grundlagen dessen, was ich tue.«
»Das Alltägliche zum Außergewöhnlichen erhöhen«, sage ich fasziniert. Ich sollte wirklich nicht auf seine Hände schauen, es verwirrt mich zu sehr.
Er wendet seinen Kopf und schaut mich an. Unter der glühenden Kraft dieses Blicks werde ich schon wieder ganz rot. Er kocht mich regelrecht mit seinen Augen weich. Wie macht er das bloß?
In den geheimen dunklen Winkeln meiner Seele klingen seine Worte nach. »Hat alles mit Raffinesse zu tun.« Hühner haben mit Raffinesse nichts am Hut, macht sich mein Unterbewusstsein über mich lustig. Ich lasse mich von meinen verrückten, selbstbezogenen Gedanken treiben. Ein Mädchen wird doch noch träumen dürfen, oder?
Eins
Die Anfängerin
Er fährt eindeutig nicht auf mich ab. Ruhig warte ich auf der Theke und beobachte seine geschickten, wissenden Hände bei der Arbeit. Tief in meiner Höhlung sammelt sich Verlangen, und während er ein Radieschen bearbeitet, fange ich unwillkürlich an, mich Tagträumen hinzugeben.
Er zieht eine seiner Augenbrauen zusammen. »Ich würde ja zu gerne wissen, was du denkst, Hühnerfräulein.« Er scheint sich voll und ganz auf seine Tätigkeit zu konzentrieren, doch in seinen Augen funkelt es durchtrieben.
Ich erglühe. Oh, ich habe mir gerade vorgestellt, wie deine Hände meine Schenkel entlangfahren und deine Zähne an meiner Brust knabbern.
»Du scheinst eine Menge kleiner Schüsseln zu haben«, sage ich, so gefasst wie möglich.
Auf der Theke hat er ein Dutzend winziger Auflaufförmchen ordentlich aufgereiht. Mit einem Messlöffel füllt er jedes einzelne mit einem Gewürz, einem Kraut oder einer zerkleinerten Zutat.
»Du bist ein sehr scharfsichtiges Hühnchen«, sagt er, und dann ist da wieder dieser Blick. »Alles, was in dieser Küche passiert, habe ich vollkommen unter Kontrolle. Ich verlange von meinen Zutaten absolute Genauigkeit.«
So ein Kontrollfreak. Und arrogant dazu. Doch die Schürze, die er trägt, hängt auf eine Art auf seinen Hüften, dass mir die Knochen ganz weich werden.
»Und was bereitest du da auf die Schnelle zu?«, frage ich hoffnungsvoll.
»Was ich da ›auf die Schnelle‹, wie du es formulierst, zubereite, ist ein gemischter Salat, sagt er, ohne auch nur eine Spur von Humor in seinem Lächeln. »Ich kreiere Erlebnisse. Ich bin der festen Überzeugung, dass ein Mahl eine transzendente Erfahrung wie ein Bach-Konzert sein kann. Auf die Raffinesse kommt es an. Ich weiß, was Zutaten zur Entfaltung kommen lässt. Ich treibe die besten auf und lasse sie dann über sich hinauswachsen. Das Entscheidende ist, dass die Zutaten ganz genau wissen, was ich will.« Er blickt mich gespannt an.
Warum bringt er mich so aus der Fassung? Ständig wechselt seine Stimmung. In einem Moment wirkt er total sexy und zeigt ein hungriges Lächeln, im nächsten Augenblick ist er kurz angebunden und schroff. Sein Kühlschrank ist mit exotischen Lebensmitteln prall gefüllt, doch er scheint nur Augen für das Radieschen zu haben. Wie kann das sein?
»Bist du Vegetarier?«, platzt es aus mir unkontrolliert heraus.
Er atmet scharf ein. Ich kann gar nicht beschreiben, wie peinlich mir das ist. Megamist. Warum kann ich einfach keinen klaren Kopf bewahren? Mein gequältes Unterbewusstsein fleht mich auf Knien an, dieses Geplapper sein zu lassen.
»Nein, du Huhn, bin ich nicht.« Er dreht sich zu mir um und schaut mich kühl an. Das gefällt ihm ganz und gar nicht. Ich zucke zusammen. Ich fühle, wie mir das Blut aus meinen Adern schwindet.
»Tut mir leid«, stammele ich, »ist mir so rausgerutscht.«
Ein Wecker fängt an zu klingeln, ich bin mit heiler Haut davongekommen.
»Weißt du, ich wüsste schon, wie ich dich in dieses Menu einbeziehen könnte«, sagt er plötzlich. »Die Vorbereitungen würden eine Anfängerin nur minimal beanspruchen, die Geschmacksprofile wären relativ unkompliziert.«
Plant er mich als Gericht ein?
»Oh, danke, aber ich glaube nicht, dass ich den Anforderungen entspreche.«
»Warum nicht?«
»Ist das nicht offensichtlich?« Ich bin mager, reizlos und in billiges Plastik verpackt.
»Nicht für mich. Ich glaube, dass du großes Potenzial hast. Du scheinst wandlungsfähig zu sein.«
Sein Blick ist durchdringend, und tief unten in meinem Körper fühle ich ein seltsames Ziehen.
»Ich weiß das Angebot zu schätzen«, stammele ich, »Wirklich. Aber ich glaube nicht, dass ich auf diese Aufgabe vorbereitet bin.«
Einen Moment wird sein Mund zu einer schmalen Linie, dann ergreift er mich mit seiner Hand. Er zupft meine Verpackung zurecht und befördert mich zurück ins Gefrierfach.
»Wie Sie wünschen, Hühnerfräulein. Bis zum nächsten Mal.«
Ich spüre, wie ich unter seinen Fingerspitzen seltsam zusammenzucke, bevor er mich ablegt. Muss eine statische Elektrizität sein. Ich glaube, diese »Vegetarier-Frage« kann ich nie vergessen machen. Aber ich habe eine erregende, dunkle Ahnung, dass diese Hände noch lange nicht mit mir fertig sind.
Schlichtes Vanille-Hühnchen
Der Weinbrand ist echt keine gute Idee. Aber es ist an der Zeit zu feiern – in diesem Fall, dass ich mich aus dem Staub gemacht habe, raus in die weite Welt, in ein neues Leben! Ich setze gerade dazu an, mit dem Schwänzchen zu wackeln. Doch bevor ich es weiß, ist er schon da, mein Herr der Messer. Irgendwie taucht er immer dann auf, wenn ich mich wehrlos und nackt fühle.
Er nimmt mich aus dem Kühlschrank und legt mich behutsam rücklings auf eine Platte. Seine Finger sind so kraftvoll und gebieterisch, und der Alkohol macht mich ganz dreist.
»Bedeutet das, dass du mich für ein Abendessen vorgesehen hast?«, platzt es aus mir heraus.
Seine Miene ist undurchschaubar. »Nein, Huhn. Erstens, ich mache kein Abendessen, ich koche … hart«, sagt er. »Zweitens müssen wir beide uns ein paar Rezepte anschauen. Drittens hast du zu viel Weinbrand abbekommen und brauchst eine Spülung.«
Rezepte? Ich, in einem Rezept? Ich höre, wie mein Unterbewusstsein aus irgendeiner Ferne jenseits des Weinbranddunstes eine Warnung kreischt.
Der Herr der Messer hält mich unter den Wasserhahn. Die Berührung durch seine Hände und das fließende Wasser lassen mein Hinterteil auf das Herrlichste zucken. Die Anspannung steigert sich ins Unerträgliche. Ich habe das Gefühl, in einer heiklen Lage zu sein, als würde ich ihm sogleich wieder verfallen. In meinem Innersten steigt ein sehnsüchtiges Gegacker auf.
Mit einem Mal können wir nicht mehr an uns halten, und seine langfingrigen Hände gleiten über meinen gesamten Leib. »Ich will dich kochen«, flüstert er. »Ganz.« Oh, mein Gott. Mir wird von innen heraus ganz heiß.
Er streckt seinen Arm weit über mich hinweg aus, um einen unglaublich großen Wandschrank voller Gefäße mit Gewürzen zu öffnen. »Sag mir, wie du’s haben willst. Du darfst wählen.«
»Wie ich’s haben will?«, entgegne ich staunend. Ich bin ein Brathähnchen. Was, außer ein wenig Salz und Pfeffer, sollte ich mir schon wünschen?
»Ja – welche Gewürze, welche Zubereitungsweise. Welches Rezept?«
Endlich wird mir alles klar. Ich komme mir so blöd vor. Er will mir Geschmack geben.
Ich versuche, meine Enttäuschung zu verbergen. »Ich bin noch nie gewürzt worden«, murmele ich. »Noch nicht mal, ähm… vorbereitet.«
Er presst seine Lippen zu einer harten Linie zusammen, und ich kann seinen Schock und seine Verzweiflung spüren.
»Noch nie?«, flüstert er.
»So noch nie«, gestehe ich.
»Dich hat noch nie jemand wenigstens mal knusprig werden lassen?«
»Nein …, und ich bin mir nicht sicher, ob ich für diese scharfen Sachen bereit bin.« Der ausladende Gewürzschrank steht weit offen und scheint mich in seiner Perversität zu verhöhnen. Ich bin vor Verlegenheit ganz rosarot.
Mein Unterbewusstsein kreischt vor Entrüstung. Warum sollte ich mich schämen? Mag sein, dass ich ein beschwipstes Hühnchen bin, aber ich bin ein in Freilandhaltung aufgewachsenes beschwipstes Bio-Hühnchen mit einem längst noch nicht abgelaufenen Haltbarkeitsdatum. Würzzusätze habe ich eigentlich nicht nötig.
Zum ersten Mal scheint er völlig ratlos zu sein. Er trommelt mit seinen Fingern auf dem Küchenbrett herum. Schließlich scheint er eine Entscheidung getroffen zu haben.
»Ab in die Schüssel«, befiehlt er und reißt aus einer Schachtel ein Stück Folie ab. »Ich würze nicht mit Vanille, habe ich noch nie. Aber heute Abend machen wir’s mit Vanille.«
Brathuhn in Brandy-Vanille-Butter 4 Portionen
4 Esslöffel Butter, sehr weich
1 Esslöffel Brandy
2 Teelöffel Vanille-Extrakt
1 1/2 Teelöffel Zucker
1 1/2 Teelöffel grobes Steinsalz
1 Teelöffel frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
1 Huhn (1,5 bis 1,8 Kilogramm), gewaschen und mit Küchenkrepp trocken getupft
Auf dem Kirschbett gepoppte Hühnerjungfrau
Ein oder zwei Mal ist Vanille in Ordnung, aber so können wir nicht weitermachen«, sagt er.
Mein Unterbewusstsein hält sich die Augen zu. Er spielt in einer ganz anderen Liga. Ein Mann wie er könnte sich nie für ein Hühnchen begeistern. Wie konnte ich nur denken, ich könnte dem, was er sich ersehnt, auch nur nahekommen?
Mit einem Mal fixiert er mich mit einem draufgängerischen Blick. »Wir werden diese Situation jetzt klären.«
»Welche Situation?«, frage ich alarmiert.
»Deine. Du bist total ungewürzt. Du wurdest noch nie mit irgendwas gepaart, und ich ziehe für dich die haute cuisine in Erwägung.« Er legt seinen Kopf zur Seite.
Gepaart? Meine innere Göttin lugt unter ihrem Flügel hervor.
»Ich werde jetzt mit dir ein Abendessen bereiten. Wir beginnen mit etwas Süßem, Lieblichem und Saftigem.«
Heilige Scheiße.
»Ich dachte, du wolltest kein Abendessen machen«, bringe ich mit klopfendem Herzen hervor. »Ich dachte, du wolltest nur, ähm … ordentlich kochen.«
Ich höre, wie sein Magen heftig knurrt, wodurch es mich bis zu meinem Schwanz am Ende meiner Aushöhlung durchfährt – bis ganz tief unten.
»Glaub bloß nicht, ich würde mich hinreißen lassen. Dies ist nur ein Schritt in einem Prozess. Ein Prozess, der einen grandiosen Abschluss finden wird. Ich hoffe, dass du das auch so siehst.«
Ich gackere leise in gespannter Erwartung.
Sein Magen knurrt erneut. »Hühnchen, würdest du bitte mit dem Gackern aufhören. Das ist sehr … verwirrend. Sonst muss ich dich bestrafen.«
Er legt mich mit dem Gesicht nach unten und fängt an, meinen Rücken und meine Schenkel mit Öl zu beträufeln.
»Bist du sicher, dass du das mitmachen willst?«, fragt er sanft.
»Ja«, flehe ich. »Oh ja.«
»Ich werde dich jetzt kochen, Hühnerfräulein«, murmelt er und öffnet dabei die Herdklappe. Er schiebt mich in den Backofen.
Ich liege auf einem feuchten, dunklen Bett entkernter Kirschen. Mich umfängt die trockene Hitze, und meine Säfte fließen über die aufgerissenen Früchte.
Ich hätte nie gedacht, dass sich das so anfühlen könnte. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass es so gut tut.
Gackgackgaaaaaack!
Brathuhn mit Kirschen und Kräutern 4 Portionen
1 Huhn (1,5 bis 1,8 Kilogramm), gewaschen und mit Küchenkrepp trocken getupft
1 3/4 Teelöffel grobes Steinsalz
1/2 Teelöffel frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
1 kleiner Bund Thymian, Rosmarin oder Salbei
450 Gramm entsteinte Süßkirschen
3 Esslöffel natives Olivenöl Extra
Zitronenschnitze zum Anrichten